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1. Quellensätze zu den staatlichen Zuständen - S. 344

1904 - Cöthen : Schulze
— 344 — und Schule. 138a- (1520. In der Schrift: „An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung" heißt es u. a.:) Die Universitäten borsten auch wohl einer guten starken Reformation- . . . (Auf denselben) wird wenig der heiligen Schrift und christlicher Glaub gelehret, und allein der blind heidnische Meister Aristoteles regiert, auch weiter denn Christus? ... Für allen Dingen sollt in den hohen und niedern Schulen die furnehmst und gemeinist Lection sein die H. Schrift, und den jungen Knaben das Evangelium. Und wollt Gott, ein iglich Stadt hätt auch ein Maidschulen, darinnen des Tags die Maidlin ein Stund das Evangelium horeten, es wäre zu Deutsch oder Latiuisch. Luthers Werke, Erlanger Ausg. Bd. 21, S. 344 u. 349. 138b. (1524. Luther schreibt „An die Rathsherren aller Städte deutsches Landes, daß sie christliche Schulen aufrichten und halten sollen":) Fürsten und Herrn solltens thun; aber sie haben auf dem Schlitten zu fahren, zu trinken und in der Mummerei zu laufen, und sind beladen mit hohen merklichen Geschäften des Kellers, der Küchen und der Kammer. Und obs etliche gern thäten, müssen sie die andern scheuen, daß sie nicht für Narren oder Ketzer gehalten werden. Darumb wills euch, lieben Rathherrn, alleine in der Hand bleiben: ihr habt auch Raum und Fug dazu, besser denn Fürsten und Herren. Ebenda, Bd. 22, S. 190. 139. (1530. Aus Luthers „Predigt, daß man Kinder zur Schule halten solle":) Ich halte aber, daß auch die Oberkeit hie schuldig sei, die Unterthanen zu zwingen, ihre Kinder zur Schulen zu halten .... Denn sie ist wahrlich schuldig, die obgesagten Aemter und Stände zu erhalten, daß Prediger, Juristen, Pfarr-herrn, Schreiber, Aerzte, Schulmeister und dergleichen bleiben, denn man kann der' nicht empehren. Kann sie die Unterthanen zwingen, so da tüchtig dazu sind, daß sie müssen Spieß und Büchsen tragen, auf die Mauern laufen, und anderes thun, wenn man kriegen soll: wie vielmehr kann und soll sie hier die Unterthan zwingen, daß sie ihre Kinder zur Schule halten, weil hier wohl ein ärgerer Krieg vorhanden ist mit dem leidigen Teufel, der damit umgehet, daß er Städte und Fürstenthum will so heimlich aussaugen, und von tüchtigen Personen leer machen . . . Ebenda Bd. 17, S. 420 f.

2. Quellensätze zu den staatlichen Zuständen - S. 258

1904 - Cöthen : Schulze
— 258 — mit dem böhmischen Wappen. Die herabwürdigenden Ceremonieen, nach welchen der Kaiser alle Augenblicke vom Stuhl herab und hinauf, hinauf und herab sich ankleiden und auskleiden, einschmieren und wieder abwischen lassen, sich vor den Bischofsmützen mit Händen und Füßen ausgestreckt auf die Erde werfen und liegen bleiben mußte, waren in der Hauptsache ganz dieselben, womit der gemeinste Mönch in jedem Bettelkloster eingekleidet wird. Am possirlichsten war es, als eine Bischofsmütze im lieblichsten Nasentone und lateinisch zur Orgel hinauf intonirte, ob sie da oben nun wirklich .. Herrn Leopold zu ihrem Könige haben wollten, worauf der bejahende Chorregent gewaltig mit dem Kopfe schüttelte, feinen Fidelbogen greulich aus und nieder schwenkte, die Chorjungfern und Singknaben aber im höchsten Discant herunter riesen: fiati fiat! fiat! (ja! ja! ja!). So wie also von Seiten dieser kleinen Herrschaft nichts mehr entgegen zu stehen schien, ging’s nun mit der Krone eilends ans das kaiserliche Haupt, vom Empor aber mit Heerpauken und Trompeten donnernd herab: Haderipump! Haderipump! Pump! Pump! . . . Nachdem nun dem Kaiser auf einem kahlen Throne, der aussah wie eine Hennensteige, von den Bischöfen die Glückwünsche und Huldigungen unter allen möglichen Arten von Knie- und Buckelbeugungen abgestattet und durch die bis unter seine Nase geschwungenen Rauchfässer ein Wolkenhimmel um ihn her gebildet war, wurden die Candidaten zum Ritterschlag . . . aufgerufen . . . Von der Kirche aus nahm der Kaiser mit seinem abgeschabten Mantel in langer, aber etwas eilig drängender, daher auch krummer und verwirrter Procession seinen Zug aus das Rathhaus zurück. Er ging in seinen alten Kaiser-pantoffeln über gelegte Bretter, die man mit rothem Tuche bedeckte, welches aber die gemeinen Leute auf dem Boden knieend und mit Messern in den Händen hart hinter feinen Fersen herunterschnitten, und zum Theil so gewaltsam in Fetzen herunterrissen, daß sie den vorn lausenden Kaiser beinahe damit niederwarfen. (Nun wird beschrieben, wie der Erbtruchseß seines Amtes waltete.) Nichts konnte ein treueres Bild der eiskalten erstarrten und kindisch gewordenen alten deutschen Reichsverfassung geben, als das Fastnachtsspiel einer solchen in ihren zerrissenen Fetzen prangenden Kaiserkrönung. Die folgenden Tage, wo man die sibyllinischen Bücher der goldenen Bulle nicht weiter zu befragen nöthig hatte, befriedigten die Schaulust mit leidlichem Festen einer öffentlichen

3. Quellensätze zu den staatlichen Zuständen - S. 260

1904 - Cöthen : Schulze
— 260 — Ertz-Bischöfflichen Diöcesi, sondern auch durchgehends im gantzen H. Reich Teutscher Nation, ohne Unterscheid, Krafft . . Güldenen Bull, zueignen; Hergegen aber Seine Churs. Gnaden zu Maintz . . . die Stadt Aachen, zwar . . . Cölln gestehen, Jhro doch, und dero Nachkommenden am Ertz-Stifft Maintz, alle übrige Orte des H. Reichs, Teutscher Nation, Krafft . . . alten Herkommens . . . Besitzung zuschreiben wolte . . . (Man einigt sich u. a. dahin:) . . 2) Daß beeden Ihren Churs. Gn. und Durchl. zu Maintz, und Cölln, die Würde, und das Amt, zu krönen, in ihren Ertz-Bistümen . . ., jedem in seinem Ertz-Bistum, und seinen Bezirck . . . zukommen solle. 3) Da aber ausserhalb diesen beeden obgedachten Ertz-Bistumen, Maintz und Cölln, die Krönung in einigen deren unterhabenden Bey-Bistümern, oder in andern, ausser der Ertz-Bischöffl. Maintz- und Cöllnischen Landschafft, gelegenen Ertz- und Bistümen geschehen würde, alsdann soll dieselbe umwechselicht, von beeden Herren Churfürsten . . . verrichtet . . werden. Vitr. 111. I, S. 892. 29. (1764.) (Goethe erzählt von der Krönung Josephs Ii.:) Am andern Ende des Saals . . saßen auf Thronstufen erhöht, unter Baldachinen, Kaiser und König in ihren Ornaten . . Die drei geistlichen Churfürsten hatten, ihre Büffete hinter sich, auf einzelnen Estraden Platz genommen . . Dieser obere Theil des Saals war würdig und erfreulich anzusehen und erregte die Bemerkung, daß die Geistlichkeit sich so lange als möglich mit dem Herrscher halten mag. Dagegen ließen die zwar prächtig aufgeputzten, aber herrenleeren Büffete und Tische der sämmtlichen weltlichen Churfürsten an das Mißverhältniß denken, welches zwischen ihnen und dem Reichsoberhaupt durch Jahrhunderte allmählig entstanden war. Die Gesandten derselben hatten sich schon entfernt, um in einem Seitenzimmer zu speisen; und wenn dadurch der größte Theil des Saales ein gespensterhastes Ansehn bekam, daß so viele unsichtbare Gäste auf das Prächtigste bedient wurden, so war eine große unbesetzte Tafel in der Mitte noch betrübter anzusehen: denn hier standen auch so viele Couverte leer, weil alle die, welche ebenfalls ein Recht hatten, sich daran zu setzen, Anstands halber, um an dem größten Ehrentage ihrer Ehre nichts zu vergeben, ausblieben, wenn sie sich auch dermalen in der Stadt besanden. Goethe, Aus meinem Leben, Th. I, Buch V.

4. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 330

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
330 Raum geben. Den großen Bäumen schält man nur ringsum die Rinde ab, damit sie absterben; die kleinen aber werden gefällt, in Stücke zerschlagen und, was nicht als Nutzholz gebraucht werden kann, wird verbrannt. In kurzer Zeit wird ein kleines Feld „klar gemacht", und die Maissaat kann beginnen. Jahre lang genügt dem Amerikaner seine bescheidene Hütte. An dem breiten Kamine wird gekocht, an den Wänden hin stehen die Betten, über diesen hängt die Kleidung der Familie auf Pflöcken, die zwischen die Stämme eingetrieben sind, auf darüber hingelegten Brettern ruht die Wäsche, und über der Thüre liegt die treue Büchse. Oben am Kamin ist gewöhnlich nach innen eine Oefsnung ange- bracht, aus welcher der Rauch aufgehangene Schinken und Speckseiten umweht. In- und auswendig am Hause hängen aufgespannte Felle von allen möglichen Thieren. So ist jedes Plätzchen benutzt, und selbst noch über den innern Raum des Hauses sind Stöcke oder Rohrstücke gelegt, die gedörrtes Hirschfleisch oder auch in Ringe geschnittene Kürbisse, das Wintergemüse, tragen. 63. Die Sahara. Die Sahara, die größte aller Wüsten — sie umfaßt an 150,000 Hjmeilen, ist also 2/s von Europa oder beinahe 3inal so groß als das Mittelmeer — erstreckt sich vom Südabhange des Atlasgcbirgcs und von dem Hochlande von Barka bis zum Niger und bis gegen den Tschadsee, und dehnt sich vom atlantischen Meere bis zum arabischen Meere aus, im Osten nur durch den Nilstrom unterbrochen.' Der größte Theil der Sahara ist eine vollkommene Ebene. Der Wanderer sicht nur die flache Erde und die Himmelswölbung, so wie der Seefahrende auf dem Welt- meere nur Meer und Himmel sieht. Keine Berge, keine Hügel, ja weder Wald noch Gebüsch, keine menschliche Wohnung unterbricht die Aussicht auf diese ungeheure Fläche. Trifft man einen Gegenstand, z. B. ein Thier, einen Reisenden, so wird das Äuge hinsichtlich der Größe der Entfernung, so wie auf dem Meere, getäuscht. Eine tiefe Stille ruht über der Wüste; man hört den geringsten Laut in einer für den Un- gewohnten unbegreiflichen Entfernung; und auch für den Sinn des Gehörs hält cs hier schwer, Entfernungen zu schätzen. Ungeachtet also eine vollkommene Gleichheit der Hauptcharaktcr ist, so giebt cs doch, besonders im östlichen Theile, Ausnahmen, indem sich der Erdboden hier zu Hügeln unddergflächcn erhebt, welche jedoch ge- wöhnlich von so großer Ausdehnung sind, daß man das Aufsteigen und die Senkung wenig bemerkt. In der Nähe der Stadt Ghat hat man indessen neuerdings auch große Felsengruppen und Klippen entdeckt, desgleichen sogar auch Granitbcrge, überhaupt Berge von etwa 4000 Fuß Höhe, deren cs weiter westlich noch mehrere geben soll. Man stellt sich die Wüste oft als ein ununterbrochenes Sandmecr vor, in welchem der Reisende im tiefen Sande waten muß. Dies gilt freilich von einem Theile, aber keineswegs von dem ganzen Gebiete, ja vielleicht nicht einmal von dem größeren Theile der Wüste. An einzelnen Stellen ist die Oberfläche fester Klippen- grund; derselbe liegt entweder ganz nackt, oder er wird nur von einer dünnen Sand- lage bedeckt. Der Sand entsteht theils dadurch, daß der Klippcngrund durch Ein- wirkung der Atmosphäre zersetzt wird, theils dadurch, daß die an den Küsten des Mittelmeercs herrschenden nördlichen Winde den Meercssand an die Ufer werfen, von wo aus er später durch dieselben Winde tiefer in's Land hineingeführt wird. In den Vertiefungen, in den kleinen Thalwegen, oder wo der Klippengrund etwas hervor- ragt, dort sammelt sich der Sand in Haufen, wie der Schnee auf unsern Feldern, und in solchen Anhäufungen kann der Sand eine bedeutende Tiefe haben und Reisenden mit Kamcelcn und Pferden gefährlich werden; aber an den meisten Stellen scheint die Sandlage nicht bedeutend zu sein. Die Erzählungen, daß Karavanen unter den Sand begraben worden seien, scheinen größtentheils unbegründet. In den meisten Fällen sind die Menschen und Thiere der Karavanen vor Hunger umgekommen, und ihre Uebcrrcste wurden später vom Sande bedeckt. Aber der Sand wird dennoch bei

5. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 348

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
— 348 — • , • ■ • * an die Dörfer, ja selbst an die Städte heran. Die schilfbewachsenen Ufer der Flüsse, die ungeheuren schilsartigen Bambusgebüsche und andere Dickungen sind seine Lieblingsplatze. Er hat alle Sitten und Gewohnheiten der Katzen, aber sie stehen bei ihm im gleichen Verhältniß zu seiner Größe. Seine Bewegungen sind jedoch ebenso anmuthig wie die kleinerer Katzen, und dabei ungemein rasch, gewandt und zugleich ausdauernd. Er schleicht unhörbar dahin, versteht gewaltige Sätze zu machen, klettert trotz seiner Größe rasch und geschickt an Bäumen empor, schwimmt meisterhaft schnur- gerade über breite Ströme und zeigt dabei immer die bewunderungswürdigste Sicherheit in der Ausführung jeder einzelnen Bewegung. Er ist kein eigentliches Nachtthier wie der Löwe, sondern streift, wie die meisten Katzen, zu jeder Tageszeit umher, wenn er auch den Stunden vor und nach Sonnenuntergang den Vorzug giebt. An Tränkplätzcn, Landstraßen, Dorfwegen, Waldpfaden und dergleichen legt er sich auf die Lauer; am allerliebsten in dem Gebüsch an den Flußusern, weil hier ent- weder die Thiere zur Tränke kommen oder die Indier herabsteigen, um ihre frommen Uebungen und Waschungen zu verrichten. Eigentlich ist kein Thier vor dem entsetzlichen Räuber sicher; er greift selbst den jungen Ele- phanten und das junge Nashorn an, wenn er sich auch an die alten Thiere nicht wagt und einem ausgewachsenen Elephanten unterliegen muß. Sämmtliche Säugethiere, vielleicht mit Ausnahme der anderen Raubthiere und der übrigen Katzenarten, fallen ihm zur Beute, und er stürzt sich eben- sowohl auf die stärksten, als auf die schwächsten. Außerdem holt er sich auch aus der Klasse der Vögel, ja selbst aus der Klasse der Lurche hier und da eine Beute. In denselben Dickungen, in welchen er sich aufhält, woh- nen auch viele Hühnerarten, namentlich die Pfauen. Gerade sie haben es sehr häufig mit den Tigern zu thun und kennen ihn deshalb genau. Sie werden auch gewöhnlich zum Verräther des still dahinschleichcnden Raub- thieres, indem sie entweder geräuschvoll auffliegen und Schutz vor ihm suchen oder, wenn sie bereits gebäumt haben, ihre weittönende Stimme aus- stoßen, den übrigen Geschöpfen gleichsam zur Warnung. Auch die Affen verleiden ihm oft seine Jagd. Der Tiger belauert und beschleicht schlangenartig seine Beute, stürzt dann pfeilschnell mit wenigen Sätzen auf dieselbe los und schlägt die Kral- len mit solcher Kraft in den Nacken ein, daß auch das stärkste Thier sofort zu Boden stürzt. Die Wunden, welche er schlägt, sind immer außerordent- lich gefährlich; denn nicht bloß die Nägel, sondern auch die Zehen dringen bei dem fürchterlichen Schlage ein. Ein Tiger, welcher bei dem Marsche eines Regiments ein Kameel angriff, brach diesem mit einem Schlage den Schenkel. Ein anderer soll sogar einen Elephanten umgeworfen haben. Pferde, Rinder und Hirsche wagen gar keinen Widerstand, sondern ergeben sich, wie der Mensch, schreckerfüllt in das Unvermeidliche. Bloß die muthigen männlichen Büf- fel gehen zuweilen auf den Tiger los und wissen ihm mit ihren tüchtigen Hörnern auch erfolgreich zu begegnen. Deshalb betrachten sich die in-

6. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 396

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
396 Schöpfung hat für alles gesorgt; der Tisch ist gedeckt! Da sind Millionen Insecteneier und Puppen zum Ausschlüpfen bereit; dort erwachen die Winterschläfer, Käfer, Fliegen, Spinnen, Würmer aus ihrem Schlafe; bald wimmelt es in Fluren, Wäldern, Triften und Gärten. Bienen summen, Motten schwirren, Käfer surren, Grillen, Schnaken, Schnecken, Asseln feiern ihren Auferstehungstag. Eine reiche Tafel! Bald gruppiert sich die Tisch- gesellschaft in fröhlicher Ordnung. Die Gesträuche und Kronen der Bäume durchmustert die Meise, ein geborncr Kletterer, nach Jnsecteneiern spähend. Ihr scharfes Auge trügt sie selten; ihr hämmernder Schnabel trennt sicher das festgeleimte Eilein. Die kleinen Baumläufer mit ihrem zarten, sanftgebogenen Schnabel durch- suchen die Ritzen und Spalten der Rinde, ob nicht ein leckerer Bissen sich finde. Hastig hämmert der Specht an der alten Kruste der Bäume, hurtig von Stelle zu Stelle rutschend, um die hervorgejagten Käfer mit der Zunge zu spießen. Der possierliche Zaunkönig durchschlüpft die niedern Winkel, stiehlt sich durch das dichtverschlungene Gestrüpp, um seine Mahlzeit zu halten. Segler und Schwalben fischen im Luftmeere das fliegende Ge- schmeiß. Grasmücke und Nachtigall spüren unter den Blättern das ver- steckte Kleinwild auf. Die Lerche in den Lüften singt trillernd ihr Früh- lingslied : „Er will uns allezeit ernähren! — lobpreiset, alle Vögel, dem Herrn aller Welten !" 104. Die Riesenschlange. Die Gestalten der Schlangen zu beschreiben ist unnöthig; sie sind zu bekannt und zu einfach, die äußeren Unterschiede derselben liegen meist nur in der Farbenzeichnung der Schuppen. Freilich sind sie wesentlich unter- schieden dadurch, daß einige den verderblichen Giftzabn haben, Ändere nicht. Bei uns hat nur die Kreuzotter von rostbrauner Farbe, mit einer kreuz- ähnlichen Zeichnung auf dem Kopse, dieses Gift; die blauschwarze Ringel- natter aber, obgleich sie, mit ihrer feinen Zunge spielend, gefährlich genug aussieht, ist ein unschädliches Thier. In südlichen Gegenden ist die Zahl der Giftschlangen sehr groß, und unter ihnen steht durch Größe und Ge- fährlichkeit in der Alten Welt die ostindische Brillenschlange, in der Neuen Welt die Klapperschlange oben an, welche glücklicherweise stets ihre Nähe durch das Rasseln der Ringe, die an ihrem Schwänze sitzen, verräth. Das Gift all dieser Schlangen kann ohne Gefahr genossen werden und wird verdaut; es wirkt nur schädlich, wenn es in's Blut kommt, und ge^en den Schlangenbiß ist daher auch das Aussaugen ein vorzügliches Mittel. Ausgezeichnet vor allen anderen Schlangen durch ihre Größe sind die ungiftigen Riesenschlangen, von denen einige die Länge und Dicke eines mächtigen Baumstammes erreichen. Die meisten leben in Amerika, nur eine von diesen gewaltigen Thieren bewohnt auch Ostindien. Während die Vögel vor den glühenden Strahlen der Sonne Schutz unter dem dichten Grün der

7. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 357

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
357 Kindern die Körbe mit Erdbeeren ausgeleert, ohne ihnen Schaden zuzu- fügen. Honig ist ihm der größte Leckerbissen, und auf diese kleine Lieb- haberei gestützt, hat man mehrere sehr sinnreiche Fangarten erdacht. Man macht nämlich in Rußland eine Honigspur bis zu dem Baume, der einen Bienenstock enthält, und befestigt an ein Seil einen tüchtigen Klotz, welcher dann vor dem Eingang wie ein Pendel hängt. Der Bär, sehr vergnügt, den Baum mit seinen Leckerbissen gefunden zu haben, besteigt solchen, findet aber jene zu seinem Leidwesen versperrt. Da er nun bemerkt, daß der Klotz beweglich ist, giebt er demselben einen tüchtigen Stoß, daß er davon fliegt. Der aber kommt wieder und versetzt ihm einen derben Schlag auf das Gesicht; darüber brummig, schleudert er ihn noch weiter, allein die Schläge werden immer heftiger, bis sie ihn besinnungslos in die unter dem Baum eingebohrten spitzigen Pfähle stürzen. Fehlt ihm Pflanzennahrung, so wird er in Folge seiner Stärke zu einem schädlichen Raubthier; denn er greift dann die größten Thiere an und verursacht z. B. aus den Alpen großen Schaden. Er geht oft auf ganze Herden von Kühen los, die er so lange herumhetzt, bis ihm eine zur Beute wird, indem er sie erhascht oder in einen Abgrund stürzt. Auch schleicht er bei nebeliger Witterung unter die Herde und springt, weil er die Hörner fürchtet, einer Kuh auf den Rücken, die er am Halse so lange würgt, bis sie ermattet zusammenstürzt. Seine Lieblingsstücke sind dann die Euter und die Nieren, die er zuerst frißt. Den Rest vergräbt er, um ihn, wenn er keinen frischen Raub auftrciben kann, die nächste Nacht wieder aufzusuchen. Die Pferde treiben ihn öfters durch Ausschlagen und Beißen zurück, weshalb er sie nur, wenn ihn der heftigste Hunger plagt, anfallen soll. 78. Der Winterschlaf. Bei der allmählichen Ausbreitung der Thiere und Gewächse näherten sie sich nach und nach den Polen und kamen in Gegenden, wo die Kälte sie einen Theil des Jahres, vielleicht mehrere Monate hindurch, ver-

8. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 366

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
366 und f bilden durch die drei Knochen des Fesselbeins, Kronenbeins und Hufbeins den einzigen Finger, den das Pferd an jedem der vier Glied- maßen hat, der unserem Mittelfinger entspricht, und dessen Ende, anstatt des Nagels, mit einem Huf vollständig umgeben ist, die größte Abweichung in der Hand- und Fußbildung, welche überhaupt bei den Säugethieren vorkommt, da die Füße aller anderen, und selbst die Gliedmaßen der Wal- fische, unseren Händen ähnlicher sind, als die des Pferdes. 84. Für Alle ist gesorgt. Was war alle Fülle an Salomon's Königshofe gegen die Fülle im großen Haushalte der Schöpfung! und doch wird in diesem nirgends etwas verschwendet; kein Brosamen und kein Tropfen des Genießbaren bleibt un- genützt; für jede, auch die kleinste Gabe der Natur findet sich ein Abnehmer ; was die Großen übrig lassen, das kommt den Kleinen zu Gute; was die einen von sich stoßen, das nehmen die anderen mit Begierde auf; was jenem zum Ekel oder Gift wäre, das dient diesem zur gedeihlichen Nahrung. Der Adler wie der Löwe würden in einem Garten voll der köstlichsten Früchte und Gemüse, auf einer Wiese voller Klee und Gras verhungern; sie begehren frisches Fleisch und Blut zu ihrer Nahrung und müssen die Sättigung oft weit umher suchen, welche das Lamm in seinem Grasgartcn ganz nahe und ohne Mühe findet. Der Storch zieht das Fleisch der Frösche, der Eidechsen und Schlangen, der Feldmäuse und Heuschrecken jeder anderen Kost vor. Sein Vetter, der Kranich, lobt sich dagegen den Genuß der grünen Saat, wie der Saatkörner, junger Erbsen und nebenbei der Infecten. Die stachligen Gewächse, an denen das Kamcel sich vergnügt,

9. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 419

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
419 umgekehrtem Verhältniß zur Bildung zu stehen. Denn der Neberfluß der Natur selbst trägt gewiß dazu bei, die Kraft des Menschen erschlaffen zu machen; dagegen Kampf gegen die Natur, wenn er nicht allzu hart ist, fördert die Bildung. Arbeit ist die Mutter der Gesittung. Merkwürdig ist es, daß wir darüber in Ungewißheit sind, ob die Korn- arten der alten Welt noch wild wachsen, und in welchen Gegenden dies der Fall ist. Wir wissen nicht, ob die Stammpflanzen derselben gänzlich ver- schwunden sind, oder ob sie im Laufe der Zeit durch die Pflege so verändert wurden, daß wir sie in den Arten nicht wieder erkennen können, welchen sie wirklich ihren Ursprung verdanken. Dasselbe scheint vom Mais und den Kartoffeln in Amerika zu gelten. Dagegen wächst die Dattelpalme in Afrika und Arabien wild, die Cocospalme in Indien, Ceylon und ganz Australien, die Sagopalme im östlichen indischen Archipelagus. Auch der Brot- fruchtbaum und der Buchweizen können noch zu den Brotpflanzen gezählt werden, von welchen man weiß, daß sie noch in wildem Zustande vorkommen. 120. Das Unkraut. Eine Plage des Landmannes ist das viele Unkraut im Garten, Ge- lände und auf den Ackerfurchen, das der schönen gereinigten Saat Raum und Nahrung stiehlt, so viel Mühe macht und doch mit aller Geduld und Sorgfalt nicht vertilgt werden kann! Die Sache ist indessen nicht so schlimm, als sie scheint. Denn zum ersten, so ist der Mensch nicht allein auf der Erde da. Viele tausend Thiere aller Art, von mancherlei Natur und Bedürfnissen, wollen auch genährt sein und warten auf ihre Bedürfnisse zu leincr Zeit. Manche von ihnen sind uns unentbehrlich und wir wissen's wohl; manche schaffen uns großen Nutzen, und wir wissen's nicht, und es muß doch wahr bleiben, woran wir uns selber so oft erinnern, daß sich eine milde Hand aufthut und sättigt alles, was da lebet, mit Wohlgefallen. Zum andern, so hat doch der Mensch auch schon von manchem Kräutlein Nutzen gezogen, das er nicht selber gesäet und gepflanzet, nicht im Frühlings- froste gedeckt und in der Sommerhitze begossen hat; und eine unscheinbare und verachtete Pflanze, deren Kraft dir oder deinen Kindern oder auch nur deinem Vieh eine Wunde heilt, einen Schmerz vertreibt, oder gar das Leben rettet, bezahlt die Mühe und den Schaden reichlich, den tausend andere verursachen. Aber wer stellt den Menschen zufrieden? Wenn die Natur nicht so wäre, wie sie ist, wenn wir Baldrian und Wohlgemuth, Ehrenpreis und Augentrost und alle Pflanzen im Feld und Walde, die uns in gesunden und kranken Tagen zu mancherlei Zwecken nützlich und nöthig sind, selber aussäen, warten und pflegen müßten, wie würden wir alsdann erst klagen über des vielbedürftigen Lebens Mühe und Sorgen. 121. Wer streuet den Samen d Wenn jeder reife Kern, der sich von seiner Mutterpflanze ablöset, unter ihr zur Erde siele und liegen bliebe, so lägen alle aufeinander, keiner 21*

10. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 420

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
420 konnte gedeihen, und wo vorher keine Pflanze war, käme doch keine hin. Das hat die Natur voraus bedacht und nicht auf unsern guten Rath ge- wartet. Denn einige Kerne, wenn sie reif sind, fliegen selbst durch eine verborgene Kraft weit aus einander; die meisten sind klein und leicht und werden durch jede Bewegung der Luft davon getragen; manche sind noch mit kleinen Federlein besetzt, wie der Löwenzahn (die Butterblume, Ketten- blume). Kinder blasen sie zum Vergnügen aus einander und thun damit der Natur auch einen kleinen Dienst, ohne es zu wissen. Andere gehen in zarte, breite Flügel aus, wie die Samenkerne von Nadelholzbaumen. Wenn die Sturmwinde wehen, wenn die Wirbelwinde, die im Sommer vor den Gewittern hergehen, alles von der Erde aufwühlen und in die Höhe führen, dann säet die Natur aus und ist mit einer Wohlthat beschäftigt, wahrend wir uns fürchten oder über sie klagen undzürnen ; dannfliegen und schwim- men und wogen ^ine Menge von unsichtbaren Keimen in der bewegten Luft umher und fallen nieder weit und breit, und der nachfolgende Staub bedeckt sie. Bald kommt der Regen und befeuchtet den Staub, und so wird's auf Flur und Feld, in Berg und Thal, auf First und Halden auch wahr, daß etliches auf dem Wege von den Vögeln des Himmels gefressen wird, etliches unter den Dornen zu Grunde geht, etliches auf trocknem Felfengrunde in der Sonnenhitze erstirbt, etliches aber gut Land findet und hundertfältige Frucht bringt. Weiter sind manche Kerne für den Wind zu groß und zu schwer; aber sie sind rund und glatt, rollen auf der Erde weiter und werden durch jeden leichten Stoß von Menschen oder Thieren fortgeschoben. Andere sind mit umgebogenen Spitzen oder Häklein versehen, sie hangen sich an das Fell der Thiere oder an die Kleider des Menschen an, werden fortgetragen und an einem andern Ort wieder weggcftreift, oder abgelesen und ausgesäet, und der es thut, weiß es nicht und denkt nicht daran. Viele Kerne gehen un- verdaut und unzerstört durch den Magen und die Gedärme der Thiere, denen sie zur Nahrung dienen sollen, und werden an einem andern Ort wieder abgesetzt. So haben wir ohne Zweifel durch Strichvögel schon manche Pflanze aus fremden Gegenden bekommen, die jetzt bei uns daheim ist und guten Nutzen bringt. So gehen auf hohen Gemäuern und Thürmen Kirsch- bäume und anderebäume auf, wohin gewiß kein Mensch den Kern getragen hat. Noch andere fallen von den überhangenden Zweigen in's Wasser, oder sie werden durch Wind und Ueberschwcmmungcn in die Ströme fortgerissen und weiter geführt und an andern Orten durch neue Ueberschwemmungen wieder auf dem Lande abgesetzt. Ja, einige schwimmen auch wohl auf den Strömen bis in's Meer, erreichen das jenseitige Gestade und Heimen sich alsdann in einer landcsfremden Erde ein. Es sind da und dort schon Pflanzen als Unkraut aufgegangen, von denen man wohl wissen kann, daß der Samen auf diese Art über das Meer gekommen ist. Also müfien alle Kräfte und Elemente die wohlthätigen Absichten des Schöpfers befördern: Schnee und Regen, Blitz und Hagel, Sturm und Winde, die seine Befehle ausrichten.
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