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1. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 85

1904 - Cöthen : Schulze
— 85 — kommen, die Dissidenten sollten geduldet und dem Bürgerstande politische Rechte gewährt werden. Während dann Österreich und Preußen in den Krieg mit Frankreich verwickelt wurden, schickte sich Katharina von Rußland an, die polnische Beute einzuheimsen. Eine polnische Adelspartei, die Targowitzer Konföderation, rief die Russen ins Land. Vergebens trat ihnen der edle Kosciuszko entgegen (1792); die Russen machten sich zu Herren des Landes. Im Januar 1793 drang auch preußisches Militär in Polen ein; Preußen erklärte sich gegen die neue Verfassung und einigte sich noch in demselben Monate mit Rußland über die vorzunehmende Teilung. Als dann aber doch die Eifersucht Rußlands und Österreichs die Preußen von jeglicher Erwerbung polnischen Gebietes ausschließen wollte, erzwang Friedrich Wilhelm Ii. sich seinen Anteil an der Beute durch die Drohung, ganz vom Kriege gegen Frankreich zurückzutreten und sein ganzes Heer nach Polen zu werfen. Der vorher gegen Preußen gerichtete polnische Reichstag von Grodno stimmte jetzt, sich selbst verunehrend, den Forderungen Preußens zu (Sept. 1793). Preußen bekam Danzig und Thorn, dazu an Westpreußen und Schlesien angrenzende Gebiete, aus denen es die Provinz „Südpreußen" schuf. Rußland erhielt auch dieses Mal den Hauptanteil. Österreich ging leer aus. — Der Aufstand der Polen unter Thaddäus Kosciuszko führte schließlich zur dritten und letzten Teilung Polens. Jmmärz 1794 begann derausstand. Preußen warf sofort Truppen nach Polen. Krakau wurde von den Preußen genommen; doch zog sich die Belagerung Warschaus zu sehr in die Länge. Unverrichteter Dinge zog Friedrich Wilhelm Ii. von Warschau ab. Ein paar Monate später siel die Stadt dem russischen Feldherrn Suwörow in die Hände, nachdem Kosciuszko gefangen worden war. Rußland einigte sich darnach (im Jan. 1795) mit Österreich über die Teilung, auch über das Gebiet, das Preußen bekommen sollte. Auch verbanden sich die beiden Mächte in einem Geheimvertrage, dessen Spitze sich gegen Preußen richtete, noch enger. Im Oktober 1795, als Preußen hauptsächlich wegen des Zwiespaltes mit Österreich aus dem Kriege mit Frankreich ausgeschieden war (Frieden von Basel), kam dann endlich der Teilungsvertrag auch mit Preußen auf der Grundlage jener österreichisch-russischen Abmachungen zustande. Preußen erhielt das Land um Warschau und weitere Gebiete, die es zu „Neuostpreußen" zu-

2. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 127

1904 - Cöthen : Schulze
— 127 — Wieder wirkte von Frankreich aus die Revolution nach ®Äan6 Deutschland herüber. Louis Philipp wurde im Februar 1848 gestürzt, die Republik ausgerufen. Dieses Mal wurden auch die deutschen Großstaaten in die Bewegung mit hineingerissen. Überall in Deutschland wurden dieselben Grundforderungen erhoben: Freiheit der Presse, Geschworenengerichte, Volksvertretung am Bunde, Volksbewaffnung, Forderungen, die von einer in Offenbach im Sept. 1847 ragenden Versammlung namentlich süddeutscher Liberaler aufgestellt waren. Das Gesundeste an der deutschen Bewegung war das Drängen auf nationale Einigung. Die bisherigen Miuisterien machten in den deutschen Klein- und Mittelstaaten überall den liberalen „Märzministerien" Platz. Die Regierungen bewilligten in ihrer Angst vor der Revolution bereitwilligst die Forderungen ihrer Untertanen. Selbst der Bundestag in Frankfurt wurde gefügig: er beschloß, sich durch eine Anzahl von Vertrauensmännern zu verstärken, um die Bundesverfassung zu revidieren. Der österreichische Staat wankte in allen Fugen. Die verschiedenen Völker in diesem „Völkermang" besannen sich auf ihre Nationalität. Ludwig Kossuth eiferte im Preßburger Parlamente gegen das Metternichfche Regierungssystem. Auch in Prag eine ähnliche Bewegung. In Wien kam es zu Aufständen des Volkes und der Studenten. Metternich mußte weichen (12. März 1848). Man versprach den Österreichern, Ungarn und Böhmen Versassungen und Freiheiten. Vom Juli bis September 1848 tagte in Wien der erste Reichstag. Derselbe beschloß die Ablösung aller bäuerlichen Lasten. In Prag kämpfte das Heer im Juni einen Aufstand der Czechen nieder. Die revolutionären Vorgänge in Ungarn ließen es auch in Wien im Oktober noch einmal zu blutigen Straßenkämpfen kommen. Das Heer unter dem Fürsten Windischgrätz machte dann dem Aufstande ein Ende, während Jellachich, der Banus von Kroatien, die Ungarn von der Grenze fernhielt. Unter den damals in Wien zum Tode Verurteilten befand sich auch Robert Blum, einer der Abgesandten der Frankfurter Nationalversammlung. Schwarzenberg übernahm jetzt die Leitung des Ministeriums. Kaiser Ferdinand (1835—1848) dankte ab (2. Dez. 48). Sein Neffe Franz Joseph wurde Kaiser (1848 bis heute). Der Reichstag wurde in eine mährische Stadt verlegt und bald von Schwarzenberg aufgelöst. Die 1849 von der österreichischen Regierung oktroyierte Verfassung

3. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 18

1904 - Cöthen : Schulze
— 18 — Reformation innerlich ergeben, sodaß man sogar seinen Übertritt erwartete. Doch ordnete er die Religion der Politik unter. Es eröffnete sich für seine Familie die Aussicht auf den spanischen Thron, darum ließ er seine Söhne in Spanien erziehen. Sein Feldzug gegen die Türken war ziemlich unrühmlich, obwohl ihm eine starke, vom Reichstage 1566 bewilligte Reichshilfe zu Gebote stand. Vor der Festung Sziget, die von Zriny so heldenhaft verteidigt wurde, starb Soleiman. Der Kaiser benutzte des Sultans Tod nicht zu einem Vorstoß gegen die Türken, sondern schloß einen achtjährigen Waffenstillstand mit denselben (1568). — «Ssfii Ihm folgte sein, im Jahre 1575 zum römischen Könige ge-(1b™7fioo2)wählter Sohn Rudolf Ii. Er war durchaus katholisch, wie er $orbrtnq8en ^entt ou$ jesuitisch erzogen war. Seine Interessen galten alchy-dcs Katho- mistischen und astrologischen Dingen. Zum Regieren wurde er mehr und mehr unfähig. Schließlich geriet er ganz in die Hände niedriger, unbedeutender Menschen; zuletzt lebte er wie ein Einsiedler auf seinem Schlosse zu Prag. Unter ihm konnte die katholische Reaktion im Reiche kräftig einsetzen. Als im Kölnischen der Erzbischof Gebhard Truchseß von Waldburg, um sich mit einer Gräfin von Mansfeld verheiraten zu können, einen neuen Versuch machte, in seinem Lande die Reformation zu verbreiten, wurde er vom Papste seines Amtes enthoben (1583). An seine Stelle wurde ein bayrischer Prinz gesetzt, der schon Inhaber mehrerer Bistümer war. Die evangelischen Reichsstände unterstützten Gebhard zu wenig, so mußte er vor spanischen Truppen zurückweichen. Wäre diesem Erzbischof fein Plan gelungen, so hätte sein Beispiel auch andere geistliche Fürsten zum Übertritt ermuntert. Auch in Münster, Paderborn, Würzburg, Bamberg und anderen geistlichen Stiftern, in denen Neigung zur evangelischen Lehre vorhanden war, setzte jetzt die Gegenreformation kräftig ein. In Straßburg war eine zwiespältige Bischofswahl erfolgt (1592). Auch hier siegte die katholische Partei. Im Jahre 1604 verzichtete der evangelische Administrator, ein brandenburgischer Prinz. In Aachen war der Protestantismus ebenfalls emporgekommen. Der Kaiser verlangte die Wiederherstellung des Zustandes von 1555. Die Stadt wurde in die Reichsacht getan (1598). Die Reaktion kam auch hier zum Siege.

4. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 45

1904 - Cöthen : Schulze
— 45 — kirchenpolitischer Beziehung ist die Toleranz des Kurfürsten zu rühmen; er war der erste wahrhaft tolerante Fürst in Europa. Er verbot den Lutheranern und Kalvinisten, sich gegenseitig zu verketzern. Der lutherische Paul Gerhardt weigerte sich, einen dahin gehenden Revers zu unterschreiben, so mußte er seine Stelle verlassen (1666). Als Ludwig Xiv. von Frankreich (1685) das Edikt von Nantes, das Heinrich Iv. (1598) als ein beständiges und unwiderrufliches den Hugenotten gegeben, aushob, öffnete der große Kurfürst zum Segen seines eigenen Staates den französischen________ Emigranten seine Lande. — Kaiser Ferdinand Iii. gelang es, im Jahre 1653 die Wähler und seines Sohnes Ferdinand Iv. zum römischen Könige durchzusetzen;^,Ege doch dieser starb ein Jahr darauf. Die Erhebung seines jüngeren, <1664)-zum geistlichen Stande bestimmten Sohnes Leopold konnte der Kaiser nicht mehr erreichen. Unter den Bewerbern um die deutsche Kaiserkrone trat auch Ludwig Xiv. auf; als seine Wahl als undurchführbar sich erwies, unterstützte Frankreich einen bayrischen Prinzen. Rheinische Fürsten traten anfangs für die Wahl des französischen Königs ein; doch Brandenburg und Sachsen waren auf seiten Habsburgs, ihnen gelang es, die Entscheidung für Leopold I. (Juli 1658) herbeizuführen. Leopolds I. Wahlkapitulation 8f0$br L war ganz besonders voll von beschränkenden Bestimmungen. Wenige^1658-1705)-Tage nach seiner Wahl bildete sich der Rheinbund, ein Bund deutscher, namentlich rheinischer, an Frankreich sich anlehnender Reichsstände, die auch schon vorher zu Sonderbündnissen sich zusammengetan. Derselbe stellte sich die Aufgabe, den Kaiser Leopold zur Jnnehaltung seiner Kapitulation und zur Aufrechterhaltung des westfälischen Friedens zu nötigen. Bis 1668 hat er bestanden. — Nach dem westfälischen Frieden wurden wieder öfters Reichstage berufen; hatte ja doch auch der Frieden dem zukünftigen Reichstage eine Anzahl schwebender Fragen zugeschoben. Als im Jahre 1663 eine hauptsächlich wegen der Türkengefahr berufene Reichsversammlung mit ihren Geschäften nicht zu Ende kam, entwickelte sich .aus diesem Regensburger Reichstage die permanente Gesandtenversammlung. Im Jahre 1663 drang der türkische Großvezier Achmed Köprili in Ungarn ein. Die Ungarn kamen in eine doppelte Gefahr, da auch Leopold I. die Unterdrückung ihrer Selbständig-

5. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 53

1904 - Cöthen : Schulze
— 53 — Reich an: Straßburg bleibt französisch; Freiburg und Breisach werden wieder österreichisch; Philippsburg und Kehl werden an das Reich abgetreten; die Reunionen gibt Ludwig zurück; pfälzisches Gebiet kommt nicht an Frankreich; auch Lothringen fällt seinem rechtmäßigen Besitzer zu. Die Ryswicker Klausel, an deren Zustandekommen die jetzt (nach 1685) katholische Kurpsalz (Pfalz-Neuburg) stark beteiligt ist, sichert den durch die Reunionen eine Zeit lang unter französischer Herrschaft befindlichen katholischen Untertanen ihren Glauben; dem Protestantismus geschah durch diese Klausel kein geringer Abbruch. Ludwig Xiv. war zum ersten Male vor seinen Gegnern zurückgewichen. Zu gleicher Zeit nahmen auch die Türkenkriege ein für Habsburg günstiges Ende. Das ganze achte Jahrzehnt hindurchm-nr^ hatte Leopold I. mit ungarischen Aufständen zu tun, die um so gefährlicher waren, als die Aufständischen sich mit Siebenbürgen, Polen und Frankreich verbunden hatten. Ganz besonders flammte der Aufruhr auf, als Emmerich Tököly an die Spitze trat und sich mit dem Sultan (April 1682) verband, der ihn zum Fürsten von Ungarn machte. Der Großvezier Kara Mustapha hatte mit den Polen und Russen unglückliche Kriege geführt und hoffte nun auf Siege in einem Kampfe mit den Habsburgern. Gewaltige Schwärme führte er heran. Der Kaiser fand Bundesgenossen im Papste, in den Polen, beim Reiche. Ludwig Xiv. stand in einem geheimen Bündnisse mit den Türken. Im Juli 1683 erschienen die Türken vor Wien. Der Kaiser hatte kurz vorher die Stadt verlassen. Rüdiger von Starhemberg verteidigte sie zwei Monate hindurch heldenmütig. Im Augenblick der höchsten Not kamen die Heere der Verbündeten heran: Karl von Lothringen, der soeben Tököly bei Preßburg besiegt und sich sodann mit den Polen vereinigt hatte, mit den kaiserlichen Truppen; Kreistruppen aus Franken und Schwaben; Max Emanuel von Bayern mit loooo Bayern; Johann Georg Iii. von Sachsen mit einer gleichen Anzahl Sachsen; Johann Sobiesky von Polen mit polnischen Truppen. Brandenburgische Hilfe hatte Leopold ausgeschlagen; doch stießen nach der Schlacht bei Wien an 1000 Brandenburger zum Heere Sobieskys. Diese vereinten, an Zahl hinter den türkischen Schwärmen noch weit zurückstehenden Truppen bezwangen am 12. September 1683 am Kahlenberge den

6. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 54

1904 - Cöthen : Schulze
— 54 — Feind. Von nun an begann Leopold L den Angriffskrieg. Die „heilige Liga" zwischen dem Papste, Venedig, Polen und dem Kaiser beschloß, die Türken nicht bloß an der Donau anzugreifen. Im Jahre 1686 fiel Ofen, hier kämpften auch Brandenburger urti> Sachsen. Das Blutbad von Eperies (1687) räumte unter dem ungarischen Adel auf; doch suchte unmittelbar darauf Österreich durch politische und religiöse Zugeständnisse die Ungarn zu versöhnen, während ein ungarischer Reichstag (1688) sich für das erbliche Regiment der Habsburger in Ungarn erklärte. In demselben Jahre trat auch Siebenbürgen unter österreichische Oberhoheit. Max Emanuel von Bayern nahm im gleichen Jahre Belgrad. Deutsche Truppen drangen (1688 und 1689) bis tief nach Serbien hinein. Dann kam noch einmal ein Rückschlag. Die Türken gewannen (1690) das wichtige Belgrad wieder. Mit Mühe wurden sie das Jahr darauf bei Salankemen bei Belgrad von Ludwig von Baden zurückgehalten. Nach einer lässigeren Kriegsführung auch von feiten der Kaiserlichen, die von 1695—1697 von Friedrich August (dem Starken) von Sachsen befehligt wurden, drohte ein erneuter Ansturm der Türken die Eroberungen rückgängig zu machen; doch der tapfere und geniale Prinz Eugen von Savoyen griff sie bei Zenta an der Theiß in dem Augenblicke an, da ein Teil derselben schon über den Fluß gegangen war. Der Sieg war entscheidend. Der Friede von Karlowitz (1699) machte die Österreicher zu Herren von Siebenbürgen, Ungarn und Slavonien; nur das Banat blieb noch türkisch. Auch Polen und Venedig bekamen ansehnliche Gebiete. Österreich wuchs durch diese Erfolge zu einer europäischen Großmacht heran; je mehr es freilich den Schwerpunkt seiner Politik nach dem Osten verlegte, desto mehr wuchs es aus Deutschland heraus. ume Erb- Roch einmal wurde Kaiser Leopold I. in einen Krieg mit . 1701-1714 »Frankreich verwickelt, in den spanischen Erbfolge krieg (1701 bis 1714). Der schon lange erwartete Tod Karls Ii. von Spanien, des letzten Regenten der spanisch-habsburgischen Linie, trat endlich am 1. November 1700 ein, und damit wurde eine Erbschaft von gewaltigem Umfange frei: außer Spanien halb Italien, die spanischen Niederlande und der große Kolonialbesitz. Kein Wunder, daß Gesamteuropa um des europäischen Gleichgewichts willen ein Interesse an der Frage hatte, was aus dem Erbe werden sollte. Die

7. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 63

1904 - Cöthen : Schulze
— 68 — Der Binnenhandel wurde durch Ordnung des Zollwesens gehoben. Die Kolonien gab er auf. Wie sein Großvater ließ er sich den Straßenbau und die Hebung des Gewerbes und der Landwirtschaft angelegen sein. Fremde Ansiedler wurden ins Land gezogen; den um ihres evangelischen Glaubens willen vertriebenen Salzburgern (1732) öffnete der fromme, auch in seinem Privatleben im Gegensatz zu anderen Fürsten seiner Zeit untadelige, duldsame König sein Land: das durch die Pest (1709/10) fast entvölkerte Ostpreußen nahm viele Salzburger auf. Sumpfiges Land wurde trocken gelegt. Das Los der Bauern besserte sich wenigstens auf den königlichen Domänen. Für Kunst und Wissenschaft tat der sparsame, nüchtern praktische Fürst sehr wenig; aber der Volksschulunterrtcht, sür den Friedrich Iii. fast nichts geleistet, fand seine Förderung, auch durch Einführung der Schulpflicht (1717)?) In der auswärtigen Politik suchte Friedrich Wilhelm das von seinem Vater Versäumte nachzuholen, indem er sich am nordischen Kriege beteiligte, -vjm übrigen hat er sich zumeist zu sehr an Österreich angeschlossen. Eine Entfremdung von Österreich sand erst dann statt, als er merkte, daß der Kaiser ihm zu der Erwerbung der jülich-bergischen Gebiete kaum aufrichtig behilflich sein würde. Unter der äußeren Rauheit seines Wesens und unter dem schroffen Absoluüsmus, mit dem Friedrich Wilhelm I. regierte, hat mancher zu leiden gehabt; doch im letzten Grunde konnte ein solcher preußischer Ab-solutismus, der die Wohlfahrt des Staates fest im Auge hatte, dem Lande nur zugute kommen. — Während der nordische Krieg noch im Gange war, geriet Österreich mit den Türken in einen neuen Krieg. Die 2ürfcn^1711_1740^ hatten Venedig angegriffen, Morea erobert; dadurch sah sich auch Österreich gesährdet. Prinz Eugen trat ihnen entgegen und schlug sie bei Peterwardein (1716). Freiwillige aus dem Reiche unter-stützten die Österreicher; Belgrad wurde erobert (1717). Der Friede 6nn!tiotv von Passarowitz (1718) brachte die Habsburger in den Besitz des Banates, eines Teiles von Serbien mit Belgrad und des Landes bis zur Aluta. Dieser Friede wurde darum so schnell geschlossen, weil Spanien Sardinien und ©teilten mit Krieg überzogen hatte. Zur Aufrechterhaltung des im Utrechter Frieden festgelegten Besitz- i) Vergl. Sz 143 b. —

8. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 79

1904 - Cöthen : Schulze
— 79 — völliger Unordnung) das Heer nur klein an Zahl und wenig brauchbar; der Bauernstand leibeigen und geknechtet. Die „Dissidenten" (Evangelische und Griechisch-Katholische) wurden unterdrückt (Thorner Blutbad 1724). So war das polnische Reich nicht lebensfähig und mußte früher oder später eine Beute seiner Nachbarn werden. Polens Schwäche war auch im siebenjährigen Kriege offenbar geworden, da Rußland das neutrale Land wie eine russische Provinz und als Operationsbasis benutzte. In der Zeit nach dem dritten schlesischen Kriege strebte die russische Kaiserin Katharina Ii., eine Prinzessin von Anhalt-Zerbst, nach Ausbreitung der russischen Herrschaft. Eine Eroberung Polens durch Rußland bedeutete für Preußen, besonders für Ostpreußen, eine große Gefahr. Nach dem Tode Augusts Iii. von Polen (1763) schloß Friedrich mit Katharina einen Vertrag (1764), wonach sie in Polen die Einsetzung eines polnischen Königs und Duldung der Dissidenten betreiben wollten. Auf Katharinas Veranlassung, die ihren Einfluß in dem Nachbarreiche immer mehr ausbreitete, wurde Stanislaus Poniatowski (Sept. 1764) zum Könige in Polen erhoben. Innere Bürgerkriege zwischen zwei Adelskonsöderationen verwüsteten in den nächsten Jahren das Land; Rußland nahm Partei in denselben. Gelegentlich dieser Wirren wurde ein türkischer Grenzort von den Russen verbrannt. Darüber kam es zum Kriege zwischen Rußland und der Türkei. Die Türken wünschten ebenso wie Österreich die Erhaltung Polens. Eine Bereicherung Rußlands auf Kosten der Türkei war für Österreich wiederum höchst gefährlich; Rußlands Erfolge ließen in Österreich den Entschluß eines Krieges entstehen. So drohte ein russisch-österreichischer Krieg auszubrechen. Da tauchte der Gedanke einer Teilung Polens auf; statt auf Kosten der Türkei sollte sich Katharina durch polnisches Gebiet bereichern. Im Februar 1769 erließ Friedrich an die Zarin eine diesbezügliche Aufforderung; ohne Erfolg. Nun fetzte sich Preußen mit Österreich ins Einvernehmen; im August 1769 fand eine Zusammenkunft Josephs Ii. von Österreich und Friedrichs Ii. in Neiße statt. Beide Fürsten verpflichteten sich, sich in keinen europäischen Krieg einzulassen. Der weitere Fortschritt der russischen Waffen veranlaßte dann die beiden Mächte, in Petersburg wegen des Friedens vorstellig zu werden (1770). Wodurch aber schließlich Katharina dem Gedanken einer Teilung Polens nahezutreten bewogen wurde.

9. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 83

1904 - Cöthen : Schulze
— 83 — nichts erreicht zu haben, starb (Februar 1790) der unglückliche Fürst. — Friedrichs des Großen Nachfolger war sein Neffe Friedrich Wilhelm Ii. Friedrich hatte ihn an den Staatsgeschäften Wmigm««z« teilnehmen lassen. Doch stand ihm der Minister Hertzberg zur- seire, der in die Politik des großen Königs freilich auch nur wenig eingeweiht war. Durch seine liebenswürdige Art und durch mancherlei Verordnungen (Aufhebung des Tabak- und Kaffeemonopols u. a.) gewann Friedrich Wilhelm Ii. sich bald aller Herzen, um so eher, als man in den letzten Jahren seines Vorgängers nur mit einer gewissen Scheu zum Throne hinaufgeschaut hatte. Als in den Niederlanden ein Streit ausbrach zwischen einer demokratischen, an Frankreich sich anlehnenden Partei und der des Erbstatthalters Wilhelm V. von Oranien, des Schwagers Friedrich Wilhelms Ii. von Preußen, nahm sich der ritterliche Hohenzoller seiner beleidigten Schwester und seines bedrängten Schwagers an (1787). Statt aber die aufgewandten Kriegskosten sich erstatten zu lassen oder den Niederlanden sonstige Verpflichtungen im Interesse Deutschlands aufzuerlegen, verzichtete er großmütig, aber unklug, auf jede Entschädigung. Bald sollte auch die Stellung Preußens in Deutschland, zu der Friedrich der Große seinem Staate v er Holsen hatte, erschüttert werden. Im Jahre 1787 hatte die Türkei, um einem Angriff Rußlands und Österreichs vorzugreifen, an Katharina den Krieg erklärt; darauf hatte auch Joseph Ii. von Österreich (Febr. 1788) den Türken Krieg angesagt. Die österreichischen Waffen waren anfangs wenig glücklich, später mußten die Türken vor den Verbündeten zurückweichen. Während Joseph mit dieser türkischen Angelegenheit vollauf beschäftigt war, loderte infolge feiner Reformen in Ungarn und Belgien der Aufruhr empor. Belgien und Ungarn suchten bei Friedrich Wilhelm Ii. von Preußen Hilfe. Welch günstige Gelegenheit für Preußen, um Zugeständnisse von Österreich zu erpressen! Und Preußen schickte sich auch zu einer entschlossenen Politik an. Der belgische Ausstand wurde unterstützt, das preußische Heer in Schlesien vereinigt. Hertzberg hoffte durch bloße Kriegsdrohung die ganze verwickelte Sache entscheiden zu können. Preußen trat mit der Türkei in Verbindung und schlug doch vor, daß der Sultan an Rußland und Österreich große Gebietsstücke abtreten sollte. 6*

10. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 46

1904 - Cöthen : Schulze
— 46 — feit und ihres Protestantismus verfolgte. Brandenburger und Sachsen, der Papst, französische, rheinländische und Reichstruppen kamen dem Kaiser zu Hilfe. Montecuccoli besiegte die Türken beim Kloster St. Gotthard an der Raab (1664), als dieselben den Fluß überschreiten wollten. Trotz des Sieges schloß der Kaiser, der weder den Ungarn, noch den Franzosen recht traute, eilten für die Türken günstigen Waffenstillstand aus 20 Jahre zu Vasvar. Bald entstanden neue Verwickelungen im Westen, in die auch Kaiser und Reich mit hineingezogen werden sollten. — catenraud- Der westfälische Frieden hatte den Krieg zwischen Frankreich (i667-i6g8)-un^ Spanien noch nicht beendet; erst im Jahre 1659 machte der Änfaa:^renöi^e Freden den französisch-spanischen Feindseligkeiten ein Schweden tu ^de. Ein neuer Krieg brach 1667 zwischen den beiden Staaten 6i5gaunbmcau§- Ludwig Xiv. von Frankreich nahm das in Brabant für behelfen Private gültige sog. Devolutionsrecht für sich in Anspruch, ein Recht, wonach die Töchter erster Ehe vor den Söhnen zweiter Ehe ein Vorrecht im Erbe haben, und begehrte Teile der spanischen Niederlande für seine Gemahlin, eine aus der ersten Ehe des 1665 gestorbenen Philipp Iv. von Spanien stammende Prinzessin, obgleich diese auf ihr Erbrecht ausdrücklich verzichtet hatte. Die Franzosen besetzten schnell die Freigrafschaft und Belgien. Ihrem weiteren Vordringen setzte sich die Tripelallianz zwischen den freien Niederlanden, England — das soeben seinen Krieg mit Holland beendet — und Schweden entgegen. Ludwig mußte im Frieden von Aachen (Mai 1668) mit einigen belgischen Städten sich begnügen. Doch er sann auf Rache, vornehmlich gegen Holland, das er im zweiten Raubkriege (1672—1679) niederzuwerfen sich anschickte. Bevor dieser Krieg begann, erreichte es die französische Diplomatie, daß Holland von allen Bundesgenossen verlassen wurde. Schweden wurde durch Geldzahlungen gewonnen; es verpflichtete sich zum Kampfe gegen die deutschen Fürsten, die gegen Frankreich Partei ergreifen würden. Karl Ii. von England versprach den Franzosen von der Seeseite zu helfen (Vertrag von Dover) und erklärte noch vor diesen den Holländern den Krieg. Deutsche Reichsstände wie der Erzbischof von Köln und der Bischof von Münster, erbittert gegen die Holländer, die ihnen die Auslieferung einiger Festungen verweigerten, traten ebenfalls auf Ludwigs Seite. Der Kaiser schloß mit Ludwig einen Neutralitätsvertrag (Ende 1671). Der
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