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das Fest der tausendjährigen Einführung des Christentums im Sachsen-
lande gefeiert.
Die vielen Streitigkeiten, die bei der Besetzung der evangelischen
Pfarrstelle in Gütersloh und zwischen Rheda und Wiedenbrück dadurch
hervorgerufen wurden, daß das Kapitel in Wiedenbrück das Besetzungs-
recht bis weit ins l8. Jahrhundert behalten hatte, wurden endgültig durch
Zahlung einer Ablösungssumme von 1800 Reichstalern an das Wieden-
brücker Kapitel beigelegt. Die Auszahlung des Geldes erfolgte im Jahre
1780.
Die Zeit der napoleonischen Knechtschaft und der Befreiung.
Das 19. Jahrhundert brach an. Napoleon, der gewaltige Kaiser der
Franzosen, der wie eine zweite Gottesgeißel die Völker Europas zu Boden
warf und Reiche und Throne zerbrach, rief auch in Deutfchlaud eine voll-
ständige Neuordnung der Dinge hervor. Das alte heilige römische Reich
glich einer Rumpelkammer, schwach und ohnmächtig siechte es schon seit
1648 dahin, ohne leben und sterben zu können, bis es sang- und klanglos
1806 zu Grabe getragen wurde. Der Reichsdeputationshauptschluß des
Jahres 1803 bewirkte die Aufhebung vieler geistlicher Güter und Herr-
fchaften. Zu ihnen gehörten auch die Klöster Marienfeld, Herzebrock und
Clarholz. Blüchersche Husaren vertrieben in Marienfeld die Mönche und
hoben das Kloster aus. Den Meierhof zu Gütersloh, der jahrhundertelang
dem Kloster gehört hatte, erwarb Drewer für noch nicht 10 000 Mark.
1809 machte ein Federstrich Napoleons auch der Grafschaft Rheda ein Ende.
Sie wurde zu dem Großherzogtum Berg mit der Hauptstadt Düsseldorf ge-
schlagen. Gütersloh bekam einen Maire Lehmann und einen früheren
Schneider Sundermann als Polizeidiener. In der Nähe Güterslohs war
die Grenze zwischen dem Großherzogtum Berg und dem Königreich West-
salen, zu dem Wiedenbrück, Brackwede und Bielefeld gehörten. Hier an
der Grenze wurde der Zoll erhobeu, und damals entfaltete sich ein leb-
hafter Schmuggelhandel in Gütersloh. Wenn die neue Herrschaft auch
viel Gutes gebracht hatte, so wurden doch viele waffenfähige junge Männer
ausgehoben, um unter Napoleons Fahnen zu kämpfen. Auch aus Güters-
loh mußten juuge Leute unter die Waffen treten. Darunter finden sich
*Namen, die heute noch hier vorhanden sind, wie Strenger, Benkert, Jacke,
Angenete. Viele mußten mit nach Rußland hinein, und nur wenige sahen
ihre Heimat wieder. Nach der Schlacht bei Leipzig kamen die Kosaken
durch Gütersloh. Unter Glockengeläut ritten sie ein und wurden mit
lautem Jubel empfangen. Die Frende dauerte aber uicht sehr lauge; denn
die Kosaken verübten viele Gewalttätigkeiten und nahmen mit, was sie
bekommen konnten. In diesen Zeiten wurde die alte Kirche oft als Ge-
fängnis für die gefangenen Franzosen benutzt.
Güterslohs Entwicklung im 19. und 20. Jahrhundert.
Nach dem Kriege kam die Herrschast Rheda an Preußeu. 1816 wurde
Wiedenbrück Kreisstadt und Sitz des Landrats. Die Herrschaft der Grasen
von Rheda war eine milde gewesen. Die Gemeinde Gütersloh hatte
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleons Gütersloh Lehmann Schneider_Sundermann Napoleons Benkert Güterslohs
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keine Vertretung im Landtage gehabt. Sie mußte monatlich 24 Taler
Staatssteuer aufbringen, dazu das Dienstgeld, den Weinkauf und die Ab-
gäbe bei Sterbefällen entrichten. Der Stellvertreter der Regierung war der
rhedische Amtsvogt; ihm standen zwei Untervögte zur Seite. In der
Franzosenzeit war Lehmann in Gütersloh französischer Maire. Nach seiner
Vertreibung wurde der Kaufmann Tegeler Bürgermeister. Am 8. Dezem-
der 1825 wurde das Dorf Gütersloh zur Stadt erhoben. Das Wappen
der Stadt ist ein rotes Rad auf silbernem und grünem Felde.
Bis 1842 gehörten Stadt und Land Gütersloh zusammen. Durch
die Teilung erhielt die Stadt Gütersloh nur 174 Hektar. In den sechziger
Jahren wurde ein Teil von Sundern von der Stadt erworben, und am
1. April 1910 fand die Wiedervereinigung von Stadt und Land durch die
Eingemeindung der Bauerschaften und Aufhebung des Amtes Gütersloh
statt. Im Oktober 1842 fanden die ersten Stadtverordnetenwahlen in
Gütersloh statt, und im Februar 1843 wurden die Vertreter des Amtes
Gütersloh gewählt. Der erste Amtmann hieß Häge. Vom Jahre 1873
bis 1908 verwaltete der Bürgermeister Mangelsdors die Stadt. Der jetzige
Bürgermeister trat sein Amt 1908 an. Als Rathaus diente in den ersten
Jahrzehnten das Amtsvogthaus. 1848 wurde es verkaust, und das Rat-
haus war 16 Jahre in einem Hause, das an der Stelle der heutigen Reichs-
Post stand. 1863/64 wurde das neue Rathaus erbaut. Es ist eine
Stiftung des Kaufmanns Heinrich Barth. Er hat auch das evangelische
Krankenhaus gestiftet. 1910 wurde das Rathaus erweitert und erneuert.
Sehr viel taten die Gütersloher, um die Bahn zu erhalten. Ob-
gleich dem einträglichen Fuhrgewerbe ein bedeutender Schaden entstand,
opferte Gütersloh doch 7500 Taler für den Bahnanschluß.
Die Apostelkirche war schon lange Zeit für die stetig wachsende Ge-
meinde zu klein, dazu mußte sie in dem noch uugelüsteten Raum ihren
Gottesdienst feiern, wenn eben die Katholiken ihre Feier beendet hatten.
Darum baute man 1859 bis 1861 die Auferstehungskirche. Weil der alte
Kirchhof nicht mehr ausreichte, legte die Gemeinde 1831 den Friedhof an der
Wiedenbrücker Straße an. Auch er ist schon zu klein geworden, und darum
sind zwei neue Friedhöfe, einer für die Evangelischen, der andre für die
Katholiken, hinter dem alten Friedhof errächtet worden.
Im Jahre 1851 wurde das evangelische Gymnasium au der Feldstraße
gegründet. Jahre hindurch hat an ihm als Religionslehrer und Anstalts-
geistlicher der spätere Generalsuperintendent D. Braun gewirkt, der auch
hier in Gütersloh seine letzte Ruhestätte fand, 1910.)
Bor hundert Jahren hatte Gütersloh nur zwei Lehrer. Das Schul-
haus war früher in der Angenetefchen Mehlhandlung in der Kökerstraße.
1873 wurde die heutige Schule errichtet; im Jahre 1902 wurde sie erweitert
und auch die höhere Töchterschule erbaut. Außerdem wurden die Fort-
bildungsschule und die Kochschule gebaut. Heute unterrichten an der
Stadtschule 16 Lehrer und 2 Lehrerinnen. In der Landgemeinde Güters-
loh gab es vor hundert Jahren noch keine einzige Schule. Im Gegensatz
zu den altpreußischen Gebieten wußte man auch nichts von einem Schul-
zwang. Wer Unterricht empfangen wollte, der mußte nach dem Dorfe
Verleger, Praxis des heimatkundlichen Unterrichts. in
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Extrahierte Personennamen: Lehmann Heinrich_Barth Heinrich Gütersloh
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gehen. Heute haben wir in den früheren Bauerschaften des Amtes Güters-
loh und in Kattenstroth 11 Schulen mit 33 Lehrern und 7 Lehrerinnen.
Die katholische Gemeinde hat sich ebenfalls bedeutend vergrößert.
Von den 18336 Einwohnern sind 3469 Katholiken. 1889 bis 1899 bauten
sie sich in der Bauerschaft Kattenstroth eine eigene Kirche. Sie ist ein
Backsteinbau. Der Schutzheilige ist St. Pankratius. Sein Standbild, das
früher in der alten Kirche war, ist jetzt in ihr errichtet. Im August 1887
wurde zwischen beiden Kirchengemeinden ein Vertrag geschlossen, nach
dem die katholische Gemeinde gegen eine Entschädigung von 39999 Mark
auf ihr Miteigentumsrecht au der Apostelkirche verzichtete. Während
früher nur eiu katholischer Lehrer vorhanden war, stehen jetzt 6 Lehrer und
6 Lehrerinnen an 2 katholischen Schulen.
Die jüdische Gemeinde hat eine Schnle mit einem Lehrer.
Mehrere Male seit der Einverleibung der Herrschaft Rheda in den
preußischen Staat hat die Stadt Gütersloh die Ehre königlichen Besuches
erfahreu. Als am 11. August 1848 der König Friedrich Wilhelm Iv. mit dem
Prinzen Wilhelm vou Preußeu und dem Prinzen Karl durch Gütersloh kam,
wurden sie vou den Güterslohern mit Jubel begrüßt. Daß in dieser
schweren Zeit die Gütersloher ihren König so empfingen und mit den
preußischen Fahnen begrüßten, hat er nie vergessen. So durften sie ihn
und seinen Bruder, unsern ersten deutschen Kaiser, denn auch schou wieder
im August des Jahres 1851 in ihren Mauern begrüßen, und am 26. und
27. März 1852 weilte der König abermals in Gütersloh und legte eigen-
händig den Grundstein zum Gymnasium.
Im letzten Jahrhundert wuchs die Bevölkeruug uicht nur in Güters-
loh, sondern anch in dem ganzen Vaterlande sehr schnell. Uberall wurden neue
Schulen gebaut und neue Lehrerstellen eingerichtet. Weil aber die Zahl
der Lehrerbildungsanstalten nicht in gleichem Maße zunahm, trat bald ein
erheblicher Lehrermangel ein. Um diesen Mangel zu beseitigen, wurden
viele neue Seminare gebaut. So errichtete mau auch in Gütersloh ein
Lehrerseminar. Es wurde am 1. Dezember 1899 eröffnet. Bis zum April
1911 wurden an 699 Lehrer auf ihm ausgebildet. Im Herbst 1919 wurde
auch eine Präparande eingerichtet.
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Extrahierte Personennamen: Kattenstroth August August Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm Karl_durch_Gütersloh Karl August
- 117 -
sein. Zu gebildeten, gesitteten und frommen Menschen muß die heran-
wachsende Jugend erzogen werden. Das zu erreichen, ist die Aufgabe
der Herren Lehrer und Herren Pfarrer. Damit die Kinder wohl unter-
richtet und gut erzogen werden können, hat die Stadt Gütersloh eine ganze
Zahl von Schulen errichten lassen, in denen sie von ihren Lehrern zu
klugen, braven und frommen Menschen herangebildet werden sollen.
Jedes Kind muß die Schule vom 6. bis 14. Lebensjahre besuchen.
Die allgemeine Schule heißt Volks- oder Bürgerschule. Es gibt in Güters-
loh ll evangelische und 2 katholische Volksschulen und 1 jüdische Volks-
schule. In der Seminarübungsschule unterrichten die Lehrseminaristcn,
in den Volksschulen Lehrer und Lehrerinnen. Der Leiter einer Volksschule
ist der Rektor oder der Hauptlehrer. Gütersloh hat eine Höhere Mädchen-
schule. Sie wird von Mädchen vom 6. bis 16. Lebensjahre besucht. Nach
der Schulzeit müssen alle Jünglinge, die Kaufmann werden wollen oder
ein Handwerk erlernen, noch bis zum 18. Lebensjahre eine Schule besuchen.
Auch die Söhne der Landleute besuchen eine Schule, in der sie über ihre
ländliche Arbeit näher belehrt werden. Diese Schulen heißen die kauf-
mänuische, die gewerbliche und die ländliche Fortbildungsschule. Wo
sind sie?
Die Knaben, die Oberlehrer, Arzt, Richter, Pastor werden wollen,
besuchen das Gymnasium. Sie tragen auf den einzelnen Klassen ver-
schiedenfarbige Mützen. Wer Lehrer werden will, muß drei Jahre die
Präparaudenaustalt und drei Jahre das Seminar besuchen. Die Schüler
der Präparandenanstalt heißen Präparanden, die des Seminars
Seminaristen. Der Leiter des Gymnasiums ist der Gymnasialdirektor.
Die Lehrer des Gymnasiums heißen Oberlehrer. Der Leiter des Seminars
und der Präparandenanstalt ist der Seminardirektor, die Lehrer des
Seminars sind die Seminarlehrer.
Die Volksschulen, die Töchterschule und die Fortbildungsschulen sind
städtische Einrichtungen, das Gymnasium ist eine Privatanstalt (erklären!),
das Lehrer-Seminar ist eine staatliche Einrichtung. Es heißt darum:
Königliches Lehrer-Seminar.
Vom 12. bis 14. Lebensjahre besuchen die Schüler den Konfirmanden-
Unterricht. Der Pfarrer erteilt ihn im Konfirmandensaale. Sonntäglich
besuchen die Konfirmanden den Gottesdienst. Mit der Einsegnung werden
sie in die christliche Gemeinde aufgenommen und dürfen zum ersten Male
am heiligen Abendmahle teilnehmen. Die christliche Gemeinde versammelt
sich jeden Sonntag und Feiertag im Gotteshause, das sie erbaut hat. Im
Gotteshause oder in der Kirche dient sie ihrem Gott. Der Pfarrer leitet
den Gottesdienst, er betet und ermahnt die Gemeinde in der Predigt zu
einem Gott wohlgefälligen und christlichen Leben. Wir haben in Gütersloh
zwei evangelische Kirchen für die evangelische Gemeinde, die Apoftelkirche
und die Auferstehungskirche. An jeder Kirche amtieren 2 Pfarrer. Wie
heißen sie? Die Evangelischen heißen auch Protestanten. Es gibt in
Gütersloh auch Katholiken, ihre Kirche ist die katholische Kirche oder die
Pankratiuskirche. Die Juden haben ein Gotteshaus in der Göbenstraße;
es ist die Synagoge.
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— 119 —
Sie haben schon unendlichen Segen gestiftet. Möchten ihre Ziele in Er-
füllnng gehen!
Wieder andre Vereine gedenken des Herrn Wort: Wohlzutun und
mitzuteilen vergesset nicht! Es sind die Wohltätigkeitsvereine, die den
Armen und Waisen beistehen und ihre Not zu lindern suchen. Zu ihnen
gehört der Vaterländische Frauenverein und der katholische St. Elisabeth-
Franenverein.
Der Gefängnisverein will für entlassene Gefangene Fürsorge tragen.
Die ehemaligen Krieger versammeln sich in den Kriegervereinen,
tauschen dort ihre Soldatenerlebnisse aus, feiern gemeinsam die Vater-
ländischen Feste und Siegestage und Pflegen die Liebe und Treue zu
Kaiser und Reich.
Der Flottenverein sammelt für den Ausbau unsrer Flotte und will
das Volk vertraut machen mit der Erkenntnis, daß nur eine starke Flotte
unsern gewaltigen Handel schützen und Deutschlands Ansehen in der Welt
erhalten kann. Sein Ruf: Baut Schiffe! muß begeisternden Widerhall
in jedem echt deutschen Herzen finden.
In den Gesangvereinen versammeln sich die Mitglieder, um unter
sanges- und musikkundiger Leitung des herzerfreuenden und erhebenden
Gesanges zu Pflegen. Bei uns gibt es eine große Zahl von Gesang-
vereinen. An hohen Festtagen singt in der evangelischen Kirche der Kirchen-
chor besondre geistliche Lieder. Er hat männliche und weibliche Mitglieder
und wird deshalb gemischter Chor genannt.
Andre Gesangvereine, die öfter große Konzerte aufführen, sind der
Musikverein und die Liedertafel.
Der Ärzteverein, der Lehrerverein, der Beamtenverein, der Buch-
druckerverein sind Vereine, in denen die einzelnen Bernfszweige sich ver-
einigen, um ihre Ziele besser zu erreichen.
Die landwirtschaftlichen Bereine fördern die Pflege der Viehzucht,
des Obst- und Gartenbaus; der Jmkerverein will die Bienenzucht, der
Ziegenzuchtverein die Ziegenzucht und der Kaninchenzuchtverein die
Kaninchenzucht fördern.
Damit die Züchter der Pferde, des Rindviehs und der Schweine
durch ansteckende Viehkrankheiten, wie Rotz, Maul- und Klauenseuche oder
Rotlauf, nicht große Verluste erleiden, haben sie besondre Versicherung^
vereine gebildet, wie die Gütersloher Pferdeversicherung, den Rindvieh-
Versicherungsverein für Blankenhagen und Pavenstädt oder den Schweine-
Versicherungsverein für Gütersloh und Umgegend.
Der Feuerwehrverein umfaßt die Mitglieder der Freiwilligen Feuer-
wehr, die bei Brand Leben, Hab und Gut der Gefährdeten zu retten sucht.
Im Naturheilverein werden belehrende Vorträge über eine natnr-
gemäße und gesunde Lebensweise gehalten. Die Turn-, Schwimm- und
Schützenvereine suchen den Körper stark und geschickt zu machen und ge-
sund zu erhalten.
In den Stenographenvereinen wird die Kurzschrift geübt, geschrieben
und gelesen.
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35. Aus der Geschichte der Stadt Gütersloh.
Der Name.
Über den Ursprung des Ortes und über die Entstehung seiues Namens
wissen wir uichts Bestimmtes. Während der Busch schon im 8. Jahr-
hundert in einer Schrift genannt wird und die in der Umgegend liegenden
Orte Rietberg und Herzebrock schon um 850, Wiedenbrück 952 und Rheda
um 1989 auftauchen, findet sich der Name Gütersloh erst 1119 in einer
Urkunde des Bischofs Gottschalk von Osnabrück. Der Bischof schenkte
darin den Zehnten von Gütersloh dem Kloster Herzebrock. Was bedeutet
nun der Name Gütersloh? Das Wort „Loh" findet sich in sehr vielen
Namen. Es bedeutet Wald. Wir haben schon gehört, daß in den frühesten
Zeiten nnsre Gegend dicht mit Wald und Busch bewachsen war. Da in
Gütersloh der Name Güth seit alter Zeit vorkommt, wird Gütersloh
meistens als „Wald des Güth" gedeutet. Jellinghaus erklärt ihn als „Wald
des Günther". Dies ist die wahrscheinlichste Erklärung.
Die älteste Zeit.
Um das Jahr 1999 lagen einige Meierhöfe in uusrer Gegend. Ge-
nannt werden die Meier Avenwedde, Nordhorn, zu Gütersloh. Der älteste
Hof ist jedenfalls der des Meiers Avenstroth. Schon 1134 ist der Meier
von Avenstroth Vogt des Klosters Clarholz. Er war im Olbrock Holz-
gras und heißt deshalb Graf von Avenstroth. Auf dem Gebiete des Meiers
zu Gütersloh gab es wahrscheinlich schon im 9. Jahrhundert eine kleine
hölzerne Kapelle. Sie stand jedenfalls allein, wie noch heutzutage manche
Waldkapelle. Um 1243 trat an ihre Stelle ein steinernes Gotteshaus. Erst
allmählich entstanden in der Nähe der Kirche einige Häuser. In der
frühesten Zeit hielt ein Priester von Wiedenbrück den Gottesdienst in
Gütersloh ab. Um 1299 hat Gütersloh einen eigenen Pfarrer. Von der
alten Kirche ist nur noch der untere Teil des Turmes und das Chor vor-
Händen. In der Fehde zwischen Tecklenburg und Hoya brannte das Schiff
aus. (1419.) Die heutige Kirche ist in den Jahren 1599 bis 1529 gebaut.
Auf dem Kirchhofe wurden Jahrhunderte hindurch die Toten begraben.
Die alten Linden standen schon vor 299 Jahren.
Der Pankratiusmarkt und die Entstehung der Stadt.
Am Tage des Eisheiligen Pankratius wurde nach der Messe auf dem
Kirchhofe Markt, der sogenannte Kram oder die Kirmesse, gehalten. Wie
in heidnischer Zeit das „Ding", so war späterhin die Messe die beste Ge-
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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— 139 —
Leben in mittelalterlicher Enge und Gebundenheit verlaufen sein. Außer
anderm herrschte der Mühlzwang, das heißt, die Einwohner durften nur
in bestimmten Mühlen das Korn mahlen lassen. Es waren dies die Nene
Mühle an der Herzebrocker Straße und die Avenstrothsche Mühle bei dem
Meier Avenstroth in Sundern. Das Dorf selbst war klein, die Straßen
schmal und krumm, schlecht und holprig, die meisten Häuser niedrig und
eng wie heute noch am alten Kirchhof. Nur das Gildehaus, die Vogtei
und die Gasthäuser waren ansehnliche Gebäude. Vom Busch her floß ein
Bächlein durch das Dorf. Es lieferte für die ärmeren Leute das Trink-
Wasser. Die Dunghaufen lagen vor den Häusern, Schmutz und Unrat
wurden selten entfernt. Auf dem Dünger und in den Straßenpfützen
tummelte sich das Federvieh und wälzten sich die Schweine. Straßen-
beleuchtung kannte man nicht. Durch die ungesunden Verhältnisse ent-
standen oft Seuchen und ansteckende Krankheiten, die viele Menschen dahin-
rafften.
Wie auch heute noch, trieben schon in den frühesten Zeiten die
Gütersloher Handel und Gewerbe. Die Gütersloher Fuhrleute kamen weit
in die Welt hinaus, sie fuhren zu den Messen der bedeutendsten Städte und
waren in Bremen, Braunschweig und Frankfurt bekannt. Wenn abends
die Fuhrleute ihre Pferde ausgespannt und die schweren, breiträdrigen
Frachtwagen nachgesehen hatten, erzählten sie sich in der dunstigen Gast-
stube ihre Erlebnisse. Zu den vielen Gefahren der Landstraße kamen als
ungemein hindernd vor allem die vielgestaltigen politischen und Wirt-
schaftlichen Verhältnisse. Rauh und kriegerisch war die Zeit und auch das
Volk in seinen Sitten. Aufruhr, Kampf, Streit und Mord waren an der
Tagesordnung. Draußen vor dem Dorf floß durch Heide und Wald die
Dalke mit ihren fischreichen Köllen. In den Wäldern und Büschen aber
hausten iu den ältesten Zeiten noch Bär und Wolf. Heute erinnern uns
noch die Namen Wulf und Wulfhorst daran.
Das Kirchspiel Gütersloh war von vier verschiedenen Ländern um-
geben. Im Norden grenzte es an die Grafschaft Ravensberg, im Osten
an das Land Rietberg, im Süden an das osnabrücksche Amt Reckenberg
und im Westen an das Bistum Münster. Welche Schwierigkeiten und
Umständlichkeiten verursachten da die Grenz- und Zollsperren! Wie
hindernd und hemmend wirkten die verschiedenen Münzen auf den Handel
und Verkehr ein! Mußte man doch auf dem Wege von Paderborn nach
Gütersloh dreimal Zoll entrichten und mit viererlei Münzen seine Zeche
zahlen.
Die kirchlichen Verhältnisse im Laufe der Jahrhunderte.
Wir haben gehört, daß die Kirche in Gütersloh eine Tochterkirche von
Wiedenbrück war. Im Jahre 1259 wurde in Wiedenbrück ein Stift er-'
richtet, dem die Kirchen des Bezirks unterstellt wurden. So wurde auch
die Kirche zu Gütersloh dem Stift untergeordnet. Es besetzte die Pfarr-
stelle und verpflichtete den Inhaber zu festen jährlichen Abgaben. Im
Anfang des 15. Jahrhunderts schwuren mehrere Geistliche Güterslohs vor
dem Kapitel zu Wiedenbrück folgenden Eid: „Allen, die die gegenwärtige
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Extrahierte Personennamen: Meier_Avenstroth Wolf Wulf
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Handlung sehen ober hören werden, wünsche ich, Pastor der Gemeinde zu
(Gütersloh, bekannt zu machen, daß ich in Gegenwart meiner beiden Dekane
und des Kapitels der Kirche von Wiedenbrück geschworen habe, und daß ich
zur Bekräftigung dessen auf die heiligen Evangelien Gottes schwöre, die
ich mit leiblicher Hand berühre, daß ich von Stund an der vorgenannten
Kirche treu sein will, auch die Privilegien, Gewohnheiten und ihre Be-
stimmnngen, soweit sie mich berühren, beobachten und nicht verändern,
meinem Herrn Dekan und seinen Nachfolgern, wie es sich gebührt und
geziemt, gehorsam sein, so wahr mir Gott helfe und seine heiligen Evan-
gelien. Und dieses vorliegende Schriftstück, das ich mit eigener Hand ge-
schrieben habe, will ich mit meinem Siegel siegeln und gebe es meinem
Herrn, dem Dekan und dem Kapitel zum Zeuguis samt meinem Ber-
sprechen." (Eickhoff.)
Als die abgebrannte Kirche neu erstand, da war schou
das 16. Jahrhundert angebrochen. Der Flügelschlag der neuen Zeit machte
sich auch in Niederdeutschland, in Westfalen bemerkbar. Der gewaltige
Gottesmann Dr. Martin Luther hatte am 31. Oktober 1517 die 95 Thesen
an die Schloßkirche zu Wittenberg geschlagen und damit eine Bewegung
hervorgerufen, die im weltentferntesten Dorfe einen Widerhall fand. Auch
iu unfrer Gemeinde wurden die Geister ergriffen. Der Verlauf der
Reformation iu Gütersloh ist unbekannt. Damals war Graf Kord Herr
des Rhedaschen Landes und somit anch von Gütersloh. Durch seine Ge-
mahlin Mathilde von Hessen war er nah mit dem Landgrafen Philipp von
Hessen verwandt. Er war der erste der westfälischen Fürsten, der sich zur
evangelischen Lehre bekannte.
In den zwanziger Jahren des 16. Jahrhunderts werden die ersten
Anhänger Luthers iu der Gemeinde gewesen sein. Wenn die Witten-
bergische Nachtigall ein neues Lied Hub zu singen an, dann haben es die
weitreisenden Gütersloher Fuhrherren sicher mitgebracht in ihr Heimatdorf.
So las, sang und hörte man auch hier Luthers gewaltig wirkende Lieder,
die Tausende von Anhängern gewannen. Um 1556 wurde evangelischer
Gottesdienst in Gütersloh gehalten. Zwanzig Jahre später bekannte sich
die ganze Gemeinde zur evaugelischeu Lehre. Statt der lateinischen Ge-
sänge durchbrauste Luthers Kampf- und Siegeslied die Kircheuhalleu, an-
dächtig lauschte die Menge den deutscheu Psalmen und dem kernig schlichten
Bibelwort in deutscher Sprache. Wie Luther selbst seiu Bibelbuch fest
umklammerte mit der Gewißheit: Gottes Wort und Lehr' vergehen nun
und nimmer mehr!, so schrieben die Gütersloher das Trutzwort: „Gades
Wort blivt iu Ewighed" an ihre Häuser. Heute lesen wir den Spruch nur
uoch ani Sagerschen Hause. Damals sprachen alle Gütersloher das Nieder-
deutsche oder Plattdeutsche, und auch der Psarrer predigte plattdeutsch.
In dieser Sprache waren auch Bibel und Gesangbuch geschrieben. Das
alte Gesangbuch des 16. Jahrhunderts heißt: „Enchiridion geistliker Leder
unde Psalmen, gedrückt tho Wittenberch 1566 dörch Georgen Luwen
Erven." Es enthält außer andern die Lieder Martin Luthers in platt-
deutscher Sprache.
Einige Proben mögen ein Beispiel der anheimelnden Sprache sein.
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe]]
Extrahierte Personennamen: Eickhoff Martin_Luther Mathilde_von_Hessen Philipp_von
Hessen Philipp Martin_Luthers
— 141 —
„Uth deper Rodt schry yk tho dy,
Here Godt, erhör myn Ropen.
Dyn gnedich Oren keer tho my
unde myner Bede se öpen.
Denn so du wult dath seen an,
wath Sünde unde Unrecht Ys gedan,
Wol kau Here vor dy blyven?"
Das Evangelium des 24. Souutags uach Trinitatis Matth. 9, 23
lautet also:
Unnde also he yn des Aversten Hnhs quam, unnde sach de Pipers
unde den Murmelye des Bolckes, sprach he tho en: Wyket, wente das
Megedelen Ys nicht dodt, sunder ydt schlöpt. Unnde se belacheden en. Alse
averst dath Volck nthgedreven was, ginck he henyn und greep se by der
Handt, do stnndt dath Megedelen up. Unde dyth Geröcht wart ludebar
aver datsülve gantze Landt. (Eickhoff.)
Es herrschte Ruhe und Friede in der Gemeinde bis zum Jahre 1606.
In Westfalen hatte überall die Gegenreformation heftig eingesetzt. Mit
Gewalt wurden die evangelischen Geistlichen vertrieben und katholische
Pfarrer wieder eingesetzt. Als der evangelische Pastor Degenarns Volmar
1605 starb, suchte das Wiedenbrücker Stift einen katholischen Pfarrer ein-
zusetzen. Die gräfliche Regierung suchte den neuen Pfarrverweser zu
schützen und befahl ihm, den Gottesdienst ferner zu besorgen und sich nicht
ängstlich macheu zu lassen. Im Januar 1607 erschienen der Archidiakon
aus Osnabrück, einige Kapitulare aus Wiedenbrück und fürstliche Beamte,
um den katholischen Pfarrer einzusetzen. Da sie uicht in die Kirche konnten,
führten sie den Pastor Petersen ins Pfarrhaus und kehrten nach Wieden-
brück zurück. Bald aber sammelte sich ein Hanfe „Jungens" vor dem
Pfarrhause, stürmte es und trieb den Petersen mit Steinen von dannen.
Am 4. November desselben Jahres aber wurde die Pfarre mit Gewalt
durch 80 Schützen und Soldaten für den katholischen Pfarrer in Besitz
genommen. Im Bericht des rhedischen Beamten heißt es: „Die Schützen
haben in der Wedeme (Pfarrhaus) alles preiß gemacht, in Stücken zer-
schlagen, Bücher, Kleider, Leinewand, Fleisch vom Balken, ja Kessel,
zinnerne Becken, silberne Löffel, der Frauen Beutel, Leuchters, Feuer-
Zangen und alles, was im Haufe gewesen, mitgenommen, den Prediger-
gesucht, das Weib jämmerlich geschlagen, die Kinder nackend zum Hause
hinaus verjagt und elendiglich herumsprungen, daß es auch weder hispaui-
sches noch statisches (holländisches) Kriegsvolk ärger hätte machen können." (E.)
Der vertriebene evangelische Pfarrer starb bald. Petersen blieb in der
Pfarre. Er wurde zwar lutherisch, war aber ein unwürdiger, selbstsüchtiger
Geistlicher.
Im Jahre 1624 gab es im ganzen Kirchspiel Gütersloh keinen
Katholiken. In diesem Jahre gelangte auf den Bischofsstuhl zu Osnabrück
ein Fürst, der bestrebt war, die Protestautische Lehre mit Stumpf und Stiel
auszurotten. Es war der Kardinal Eitel Friedrich von Hohenzollern. Er
ordnete für das ganze Stift Osnabrück eine eingehende Kirchenvisitation
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
TM Hauptwörter (200): [T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T92: [Vgl Aufl fig Vergl Sch. Liv Sept Aug Iii Geb], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Personennamen: Trinitatis_Matth Eickhoff Petersen Friedrich_von_Hohenzollern Friedrich
— 142 —
an, wagte aber nicht, den evangelischen Pastor in Gütersloh abzusetzen.
Im Jahre 1628 gelang es dem Bischof von Osnabrück, einen katholischen
Geistlichen in Gütersloh einzusetzen. Die reckenbergischen Bauerschaslen
wurden mit Gewalt wieder katholisch gemacht, aber die Gütersloher blieben
ihrem Glauben treu. Als die Schweden 1647 unter dem gewaltigen Grafen
Königsmark die Stadt Wiedenbrück eingenommen hatten, erhielt Güters-
loh wieder einen evangelischen Pastor.
Aus dem Reichs-Friedenskongretz zu Nürnberg 1650 wurde für
Gütersloh das sogenannte Simultanverhältnis eingeführt, d. h. neben
dem evangelischen Pfarrer sollte auch ein katholischer in der Kirche Gottes-
dienst abhalten. Im Jahre 1651 wurde der katholische Geistliche auch mit
Gewalt von Wiedenbrück eingeführt. Der Graf von Rheda erhob ver-
gebens Einspruch dagegen. Beide Parteien hatten das volle Recht der
Religionsübung. Die Katholiken hatten von 7 bis 9 Uhr und nachmittags
wiederum um 3 Uhr Gottesdienst.
Endgültig geregelt wurde die Angelegenheit erst im Jahre 1655.
Die tecklenburgischen und osnabrückschen Abgeordneten kamen überein, doß
die geistliche Oberhoheit dem Bischöfe von Osnabrück verbleiben, das Pfarr-
gut, die Küster- und Schulrenten so geteilt werden sollten, daß kein Teil
vor dem andern bevorzugt würde. Der evangelische Küster sollte wie bis-
her von Rheda eingesetzt werden. Nach diesem Übereinkommen wurde auch
verfahren. Das Pfarrgut wurde genau geteilt, jeder Pfarrer erhielt eiu
Pfarrhaus und jeder Küster eiue Küsterei. Alle spateren ewangelischen
Küster und Lehrer in Gütersloh wurden durch den Grasen in Rheda an-
gestellt.
Nöte im Dreißigjährigen Kriege.
Was die Gemeinde Gütersloh in den schweren Zeiten des Dreißig-
jährigen Krieges zu erdulden hatte, können wir nicht ausdenken. Am
4. April 1623 wurde das feste Wiedenbrück eingenommen. Seit dieser Zeit
wurde das Laud Rheda 25 Jahre ununterbrochen durch Kriegshorden und
Truppendurchzüge heimgesucht. Einige Daten mögen andeuten, was das
Land erlitten. „Im Herbst 1623 zahlte die Herrschaft 5341 Taler 5 Sch.
8la Pf. Kriegssteuern. Ende 1624 lag die Kompanie des Rittmeisters
Westerholt in Gütersloh und fügte dem Dorfe einen Schaden von 172
Talern 17 Groschen zu. Im Februar 1626 lag spanisches Volk in Güters-
loh, es kostete 199 Taler. Zwei andre Kompanien fügten dem Kirchspiel
einen Schaden von 232 Talern 17 Sch. 6 Pf. zu. Im Jahre 1627, vom
23. bis 25. Mai, fügte die Afseburgsche Kompanie Gütersloh einen Schaden
von 257 Talern zu. Im Jahre 1631 lag in Gütersloh von dem Regiment
Oberstleutnant von Blanckert ein Offizier von Huge mit 349 Musketieren.
Kosten: 299 Taler. Im Februar kosteten drei andre Kompanien Fnßvolk
498 Taler. Vom 15. bis 23. August desselben Jahres lagen 2 Leutnants
mit Mannschaften vom Regiment Einatten in der Herrschast Rheda. Die
Kosten betrugen 1138 Taler. Am 29. August 1631 lagerte im Dorf und
Kirchspiel Gütersloh der Oberst Herr vou Merode mit 15 Kompamen
Kürassiere. Kosten: 799 Taler 6 Groschen. Dazu kamen noch die vielen
Lieferungen an Vieh, Heu und Lebensmitteln. Unter dem 19. November
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober]]
TM Hauptwörter (200): [T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land]]
Extrahierte Personennamen: Osnabrück Rheda Osnabrück Kompanie_Gütersloh August August