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1. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 19

1917 - Düsseldorf : Schwann
19 Immer neue Scharen brachen mit Weib und Kind, mit Karren und Vieh, Sippe an Sippe, der diegrenzen: die Zeit war gekommen, da die Herrschaft ganz an die Germanen berging. 25. Die Hunnen. Einen mchtigen Ansto erhielt die Be-wegnng der germanischen Völker durch den Einbruch der 07^ Hunnen in Europa. Sie kamen aus den Steppen der Mongolei und waren ein Reitervolk, wie die Kosaken. Ihr Auf-treten erregte Entsetzen unter den Menschen. Mit ihrem gedrungenen, festen Gliederbau und starken Nacken", so schildert sie ein Zeitgenosse, gleichen sie roh behauenen Holzfiguren, wie man sie an Brckengelndern sieht, und bei ihrem ungeheuerlichen Aussehen mchte man sie fr wilde Tiere halten. Ihre Lebensart ist wild und rauh Bei der Zubereitung ihrer Speisen gebrauchen sie weder Feuer noch Gewrz. Sie leben von den Wurzeln wildwachsender Pflanzen und von dem halbrohen Fleische aller mglichen Tiere, das sie auf dem Rcken der Pferde mrbe reiten. An ihre hlichen, aber aus-dauernden Pferde sind sie wie angewachsen; Tag und Nacht leben sie auf ihnen. Dort kaufen und verkaufen sie, dort essen und trinken, dort schlafen und trumen sie, indem sie sich vornber auf den Hals des Rosses beugen. Ohne feste Wohnsitze, ohne Obdach, ohne Gesetz und Recht schweifen sie mit ihren Karren, die mit Fellen berzogen sind, umher. Die Karren sind die Wohnungen ihrer schmutzigen Weiber; dort weben die Weiber die groben Kleider, dort ziehen sie die Kinder auf, bis sie erwachsen sind." Vor dem furchtbaren Anpralle dieses Volkes, das wie ein Geschlecht von Teufeln im Abendlande erschien, erlagen die O st -g 0 t e n am Schwarzen Meer; ihr hundertjhriger König Ermanarich gab sich verzweifelt den Tod, um die Schmach der Seinigen nicht zu berleben. 26. larich. Den Hunnen ausweichend, erbaten die W e st -g 0 t e n Aufnahme in das rmische Reich. Sie wurde ihnen gewhrt, und auf Flen und in ausgehhlten Baumstmmen setzte das be-drngte Volk der die hochgehende Donau. Im heutigen Bulgarien fand es neue Wohnsitze. Aber die Bedrckung durch die kaiserlichen Beamten trieb die Ansiedler bald zu den Waffen; in einer Schlacht beiadrianpel, 378, besiegten sie den Kaiser Valens, der verwundet und hilflos in einer Bauernhtte verbrannte. Sein Nach-folger Theodsius mute den Frieden erkaufen. Um das Reich besser gegen den Ansturm der Barbarenvlker schtzen zu knnen, teilte Theodosius es kurz vor seinem Tod qqjx in eine v st - und eine we st rmische Hlfte. Zu jener djj Zeit nun erhoben die Westgoten einen ihrer vornehmen Jnglinge, A l a r i ch , d. h. Allherrscher, mit Namen, als Heerknig auf den 2*

2. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 4

1917 - Düsseldorf : Schwann
4 - hinter denen Verschlge, mit Kissen aus Gnsefedern, als Schlaf-stellen angebracht sind. Unter dem Boden befindet sich ein kellerartige" Raum, der die Familie Wintertags gegen die Klte schtzt und auch den einfachen Webstuhl birgt; er dient zugleich als Vorratskammer der Hausfrau. 4. Die Feldwirtschaft. Nur Haus und Habe sind unbe-schrnkter Besitz der Familie. Eigentum an Grund und Boden gibt es noch nicht. Alles Acker- und Weideland ist vielmehr ebenso wie der Wald, der Wildpret, Holz und Streu liefert, Allmende", d. h. Allgemeinheit; es gehrt der ganzen Gemeinde, und diese weist den einzelnen Familien Landstcke zur Benutzung an. Angebaut wird nur Sommerfrucht. Dngung ist noch nicht bekannt. Weil der Ackerbau den ungedngten Boden bald erschpft, so mu jedes Jahr ein anderes Stck Landes bestellt werden; das alte dient dann zur Grasnutzung. Einen solchen Betrieb nennt man Feldgraswirtschaft. Der Ackerbau ist noch recht beschrnkt; erst in spterer Zeit suchte man mehr fruchtbares Land durch Rodung des Waldes zu gewinnen. Es wird hauptschlich Viehzucht getrieben; Vieh ist bei den Germanen, wie bei allen Naturvlkern, der wertvollste Besitz, und Rinder- oder Pferdediebstahl gilt als todeswrdiges Verbrechen. 5. In der Familie. In einem grtelumspannten Linnen-kleide, barfig und mit wallendem Blondhaar ist die Hausfrau daheim an der Arbeit. Kessel und Bratspie, Rost ,Dreifu und ein paar hlzerne Gefe bilden ihr Kchengert. Aus Hafer- und Gerstenkrnern, die zwischen schweren Steinen zerquetscht sind, be-reitet sie zum Mahl einen Mehlbrei. Auch Brot wei sie aus diesem zu backen. An- Butter fehlt es nicht. Wildes Obst, Rettiche, Wildpret, das gesotten oder am Spiee gebraten wird, ergnzen den Kchen-zettel. Einziges Gewrz im Haus ist das Salz, das aus einheimischen Quellen gewonnen wird. Als Getrnk dienen Milch und besonders der beliebte Met, den die Frau aus Gerstensaft mit einem Zusatz von Honig bereitet. Geschftig gehen der Mutter die Mdchen zur Hand, die wie sie ein grobes Linnengewand tragen; die in Tierfelle gekleideten Knaben dagegen tummeln sich auf dem Hofe. Die Kinder sind ein naturwchsiges, gut erzogenes Geschlecht; man merkt es ihrem Wesen an, da die Ehrbarkeit und Sittenstrenge der Eltern ihr schnes Vorbild sind. Mde kommt der Hausherr von der Jagd, seiner liebsten Be-schftigung im Frieden, heim. Er trgt einen Brenpelz und Schuhe aus Rindshaut; frei wallt das blonde Haar auf die Schultern herab. Mit Speer und Keule hat er den ruberischen Wolf im Waldesdickicht erjagt.

3. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 6

1917 - Düsseldorf : Schwann
6 Dennoch geno die Frau eine hohe Achtung. Ihr Name, sie weibliche Form zu Fr, bedeutet denn auch Herrin". Auf ihrer Verletzung stand eine hhere Strafe als auf der des Mannes. Sie war der Mittelpunkt der Familie, die Hterin der guten Sitte; Zucht und Keuschheit waren ihre schnste Zier. Viel gab der Germane auf ihren Ausspruch und Rat; ja, er glaubte, da in dem weiblichen Gemte etwas Heiliges und Ahnungsreiches" liege und die Kraft der Weissagung verborgen sei. Darum traten Frauen auch als Prophetinnen auf. Sie zogen sogar nicht selten mit in den Krieg, pflegten hinter der Schlachtreihe die Verwundeten und gingen im uersten Falle mit ihren erliegenden Mnnern in den Tod. So war die Frau Herrin und Dienerin zugleich; an Achtung stand sie der dem Mann, an Recht unter ihm. Von ihrer kraftvollen sittlichen Natur aber ging Segen aus der das ganze Volk. 8. Standes- und Stammesverhltnisse. Wie bei allen Natur-Vlkern, gab es bei den Germanen Freie und Unfreie. Die wehrhaften Freien bildeten das eigentliche -Volk. Aus ihnen ragte der Adel hervor, dessen Stellung auf Kriegsruhm und vornehmer Abstammung beruhte. Die Unfreien, die man Schalke, d. h. Knechte, nannte, waren meist durch Krieg oder Kauf erworben. Sie waren rechtlos, hausten aber vielfach in eigener Wohnung und hatten von dem Ertrage des ihnen zugewiesenen Bodens eine Abgabe an den Herrn zu entrichten. Auch halfen sie in Gehft und Feld. Ihre Be-Handlung war im allgemeinen milde. Von den Freien unterschieden sich die Knechte durch kurz ge-schorenes Haar; la mich ungeschoren", d. h. unbehelligt und frei, sagen wir noch heute. Die Familien einer Verwandtschaft, die nachbarlich zusammen-wohnten, bildeten die Sippe oder Sippschaft. Auf ihr beruhte das Band der Gemeinde. Aus einer Anzahl von Gemeinden bestand der G^l u ; an seiner Spitze waltete ein Edler als Huptling oder Fürst, d. h. Erster. Mehrere Gaue machten den Stamm aus. Im Kriegsfalle wurde von diesem ein tapferer Huptling als Herzog gewhlt, der mit dem Heere zieht". Zum Zeichen der Erwhlung hob man ihn aus den' Schild. Behielt der Herzog auch irrt Frieden, wie es bei einzelnen Stmmen der Fall war seine Fhrerstelle bei, so wurde er Kunink, König ; der Name bedeutet Sprling eines (groen) Geschlechts. der den Stamm hinaus gab es fr den Germanen nichts. Ein Gefhl der Zusammengehrigkeit, selbst einen gemeinsamen Namen kannten die Stmme nicht, sie standen einander vielfach feindlich gegenber. Nicht selten sammelte ein Huptling aus Jnglingen, denen es daheim im Frieden zu eng wurde, eine Gefolgschaft

4. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 31

1917 - Düsseldorf : Schwann
31 gestellt. Das Beten, heit es darin, weist den Weg zum Himmel, das Fasten fhrt vor seine Pforte, das Almosengeben ffnet sie. Zu den religisen bungen gehrt hufige Waschung; Genu von Wein und Schweinefleisch, der im heien Morgenlande schdlich wirkt, ist ver-boten. Auch die Abbildung eines Menschen hat der Koran untersagt; kein Mohammedaner lt sich photographieren. Heilige Pflicht jedes Glubigen ist eine wenigstens einmalige Wallfahrt nach Mekka. Wer fr den Glauben stirbt, kommt in den siebenten Himmel". Die Krebsschden des Islam, an denen er dereinst auch zugrunde gehen wird, sind die Vielweiberei und der Glaube an das Kism6t, das Schicksal; jene zerstrt die Familie, die sittliche Grundlage der Völker, diese lhmt den Willen und lehrt eine dumpfe, tatenlose Ergebung. Beklagenswert ist die niedere Stellung der mohammedanischen Frau. Fr ihre Bildung wird nicht gesorgt. Sie bleibt fast ganz auf das Haus beschrnkt, wo sie mehr Dienerin als Herrin ist, und nur verschleiert sieht man sie auf der Strae. In neuerer Zeit beginnt jedoch unter dem Einflsse abendlndischer Gesittung die Stellung der Trkenfrau sich zu heben. 47. Die Kultur der Kalifenzeit. Die Kalifen, d. h. die Nach-folger" Mohammeds, dehnten die Herrschaft des Halbmondes, der das Sinnbild des Islam wurde, mit Feuer und Schwert bis zum Indus und zum Atlantischen Ozean aus. Schon fnf Jahre nach des Propheten Tode ritten arabische Turbankrieger auf Kamelen in Jerusalem ein. Sitz der stolzen Kalifenmacht wurde in der Folge die Stadt Bagdad am Tigris. Reich entwickelte sich bald die arabische Kultur. Kunst und Wissenschaft, z. B. Baukunst, Heilkunde, Weltweisheit (Philosophie), blhten im Morgenlande empor, und ein lebhafter Handelsverkehr brachte zahlreiche Erzeugnisse arabischen Gewerbefleies, Waffen, Teppiche, Gewandstoffe, nach Europa. Erst mit dem Auftreten der rohen T r k e n im dreizehnten Jahr-hundert ist diese Kultur des Islam erstarrt; unter des Trken Fu", sagt ein Sprichwort, verdorrt das Gras". Noch aber erinnern uns viele Ausdrcke unserer Sprache an den ehemaligen Einflu der arabischen Welt. Im Zimmer steht z. B. das Sofa", auf dem Tische, der mit Damast" gedeckt ist, der Kaffee", neben der mit Arabesken" gezierten Kanne eine Karaffe" ' Milch. Im Aimanach" schlagen wir ein Datum nach, die Zeitungen berichten der )en verderblichen Mibrauch des Alkohols" und bringen aus fernen Weltteilen Nachrichten des Kabels" (= Strang). In der Schule rechnen wir mit den Ziffern" der Algebra", denen die Araber die Null hinzugefgt haben. Auf der Strae begegnen

5. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 67

1917 - Düsseldorf : Schwann
67 besteht, gehen die Männer an ihre Waffenbungen auf dem Burg-Hofe, zum Reiten ober Jagen, die Frauen an ihre huslichen Arbeiten Viel Zeit verwendet die weibliche Hand auf Spinnen von Flachs und Seide, Schneidern, Sticken und hnliche feinere Arbeiten. Alle Kleider der Familie werden im Haufe gemacht; sehr beliebt sind bunte Borten und Sume. Manche Stunde krzen Gesang, Fidel-und Harfenspiel; Frau Musika ist auf jeder Burg heimisch. Auch lateinische und franzsische Laute erklingen in der Kemenate; an Bildung sind die Frauen den Mnnern im allgemeinen berlegen. Spt nachmittags ist die Hauptmahlzeit im Nittersaale. Man langt die Speisen mit der Hand, wie im Altertum, aus kleinen Schsseln. Wilbpret und Geflgel, Brot mit Kse und Obst, als Gemse Kohl ober Rben kommen auf den Tisch. Nach dem Essen wirb die Tafel", das Tifchbrett, aufgehoben" und an die Wand geklappt. Im Sommer vergngt man sich gern im Freien mit Ballschlagen und Reigenspiel; an den langen Winteraenben, wenn das Kaminfeuer flackert, treibt man zur Kurzweil Schach- und Brettspiel ober rollt die knchernen Wrfel. Gro ist die Gastlichkeit. Willkommen kehrt besonbers der fahrenbe Snger ober Spielmann ein; er berichtet den laufchenben Burgbewohnern von den Ereignissen in der Welt und wei allerlei Mren und Lieber. 109. Die ritterliche Erziehung. Whrenb die Tochter einer Ritterfamilie baheim erzogen, auch im Lesen und Schreiben unterrichtet wird, kommt der Knabe etwa mit dem siebenten Lebensjahre als E d e l k n a b e an einen greren Hos, um hfische" Sitte und Umgang mit Waffen zu lernen. Hier wchst er zum Knappen heran; er zieht mit seinem Herrn zu Jagd und Ritterfest, in Fehde und Krieg. Im Alter von etwa achtzehn Jahren empfngt der Knappe feierlich in der Kirche Rittergrtel, Schwert und Sporen. Er gelobt, allzeit das Recht zu verfechten, die Kirche zu schtzen, Witwen und Waisen zu verteibigen und ritterlich den Frauen zu bienen. Darauf erhlt er von einem frstlichen Herrn den Ritterschlag: drei gelinbe Schlge mit der Klinge auf Nacken und Schultern, und nun ist er wie anbere Ritter wert". Ho. Ritterliche Vergngungen. Als beliebtes ritterliches Kampfspiel tritt uns das Turnier entgegen, mit dessen Namen das Wort Turnen verwanbt ist. Bei festlichen Gelegenheiten, besonbers in den Pfingsttagen, ziehen die Ritter zum fahnengeschmckten Kampfpltze, den die Menge schaulustig umgibt. Kampfrichter prfen Waffen und Rstung der Teilnehmer. Mit eingelegter Lanze sprengen jetzt je zwei Ritter 6*

6. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 5

1917 - Düsseldorf : Schwann
s Auf Bnken, die um den Herd zusammengeschoben werden, verzehrt die Familie das krftige Mahl. Sind Knechte und Mgde auf dem Gehfte, so nehmen auch sie daran teil. Nach dem Mahle streckt sich der Mann auf die sprichwrtlich gewordene Brenhaut" am Herde nieder; die Frau aber spinnt und webt oder schafft mit Schaufel und Hacke auf dem Felde. 6. Besondere Gewohnheiten. Nicht immer verfliet der Tag so eintnig. Hat der Hausherr Gste, so geht es hoch her. Die G a st f r e u n d s ch a f t ist, wie bei allen Naturvlkern, unbeschrnkt. Man schmaust oft, bis der Vorrat an Fleisch und Brot aufgezehrt ist. Dann bricht der Wirt mit seinem Gast auf, und ungeladen treten sie in das Haus eines beliebigen Nachbarn, der ebenfalls gern mit ihnen teilt, was er hat. Das mit Met gefllte Horn des Urs, das oft schon mit Silber eingefat ist, macht bei Gesang die Runde, und der Trunk berauscht die Sinne. Dann greifen die Männer zu den Wrfeln; die Leidenschaft des Spieles wchst und wird nicht selten so groß, da selbst Hab und Gut, ja die Freiheit von Weib und Kind und der eigenen Person aufs Spiel gesetzt" werden. Zuweilen kommt es unter den Zechenden auch zu Hader und Streit; leicht er-wacht im Trnke der Geist blutiger Zwietracht. Dann wird das Gebot der Gastfreundschaft vergessen, und Verwundung und Totschlag brechen gar den Frieden des Gehftes. Ist der T o d in der Familie eingekehrt, so wird ein Baumstamm gespalten, ausgehhlt und um die eingebettete Leiche wieder ge-schlssen; unter Opfer und Gesang bergibt man den Totenbaum" der Erde. Auch birgt man eine Leiche oder im Falle von Verbrennung ihre Asche in einer Steinkammer, die der der Erde aus rohen Steinen errichtet und mit einem Erdhgel berdeckt wird; solche Hnen-, d. h. Heldengrber finden sich noch heute. 7. Die Stellung der Frau. Die Ehe, d. h. Gesetz, war den Germanen ein heiliges Band. Sie kam der Form i?ach zustande, indem der Mann die Braut von ihrem Bater oder ihrem nchsten mnnlichen Verwandten kaufte. So bildete sich die Sitte, da auch die Ausstattung von dem Mayne ausging. Sie bestand nicht etwa in huslichen Gegenstnden, sondern in Rindern, einem gezumten Ro, Schild, Schwert und Speer; als Angebinde" empfing er von der Frau eine Waffe oder Rstung. Rechtlich stand die Frau zeitlebens unter der Munt", D. h. Gewalt, des Mannes; er war ihr wie auch der Kinder Vormund und schuldete als solcher niemandem Rechenschaft. Ihm, dem Fr, d. h. Herr, muten alle frnen". Schwer und drckend war des Weibes Los; selbst die Sorge fr die Feldarbeit ruhte auf ihren Schultern, während der Mann nach eigenem Behagen ein Herrenleben" fhrte.

7. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 80

1917 - Düsseldorf : Schwann
80 ober ein stbtischer Schulthei mit zwei Schffen. Die Amter waren Ehrenmter und daher unbesolbct. Stbte, die nicht unter einem Grunbherrn, fonbern unmittelbar unter dem Reiche stauben, waren Reich sstbte; brei finb noch vorhanben und stolz auf ihre Stellung: Hamburg, Lbeck und Bremen, wir brauchen uns nicht zu schmen?" 130. Das Stadtbild. Wenn wir uns im Geiste zurckversetzen in eine Stadt des breizehnten Jahrhunberts, so haben wir im Vergleich zur Gegenwart noch ein ganz rohes Bilb vor uns. Die Befestigung besteht meist nur aus Wall und Graben; erst das sptere Mittelalter schuf starke Mauern und Trme. Die Huser liegen nicht in Reihen, fonbern unorbentlich burcheinanber; die Gassen finb daher winkelig und krumm. Eng und bfter laufen sie auf den Markt zu. An biefem, der in der Mitte einen Saufbrunnen hat, erhebt sich das schon aus Stein erbaute Rathaus, der Stolz des Brgers. Markt und Gassen sinb ungepflastert und meist in sehr schmutzigem Zustanbe. Gossen gibt es nicht; das Wasser sammelt sich in Pftzen. Kehricht und Kchenabflle wanbern vor die Haustr. Schweine und Gnse laufen, wenn der Stabthirt sie nicht auf die Gemeinbeweibe, die Allmenbe, treibt, frei umher, whlen die Gaffen auf und machen sie oft ungangbar. Bei schlechtem Wetter bleibt das Fuhrwerk stecken, und die Ratsherren mssen in Holzschuhen ober auf Stelzen gehen, wenn sie auf das Rathaus wollen. Wohlhabenbe Frauen lassen sich in Snften tragen. Fr hohen Besuch, z. B. den eines Fürsten, werben die Gassen abgeschaufelt und mit Sanb ober Stroh berschttet. Straenbeleuchtung ist unbekannt; mit einer Laterne tappt man durch die Dunkelheit. Die Tracht, die man auf der Strae sieht, ist noch steif und ohne Geschmack; auffallenb ist beim Arbeiter das Wams, bei dem Wohl* habenberen der talarartige Mantel, bei der Frau der rote Rock. 181. Die Wohnungen. Die Huser sinb meist aus Holz und Lehm und mit Stroh ober Brettern gebecft; selbst in Cln zhlt man damals erst zehn Huser von Stein. Brnbe sinb daher hufig; angstvoll tnt dann der Notschrei Feurio! Feurio!" durch die engen Gassen. Hanbspritzen kannte man erst seit dem fnfzehnten Jahrhundert. Die hohen Giebel stehen nach der Strae. Pfosten und Balken-kpfe finb durch Schnitzwerk verziert ober bunt bemalt. Im Haufe sieht es recht buerlich aus; alles ist noch auf die Lanbwirtfchaft berechnet. der die Diele, an der die Stlle liegen, gelangt man in die Kche; der Rauch des Herbfeuers entweicht durch ein Winbauge" des Daches. An der Kche liegen die niebrigen Schlafrume und die Hanbwerksttte. Der Fuboben ist von Lehm und wirb im Winter

8. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 45

1917 - Düsseldorf : Schwann
45 die Ruderer. Das wei- und rotgestreifte Segel fllt- die riesigen, linnengekleideten Nordmnner springen ins Wasser und waten verwegen ans Land. Hei entbrennt am Gestade der Kampf. Es schwirren die Pfeile, sausen die Speere; Steinhmmer und Bronze-schwerter prasseln auf die splitternden Schilde." Die Wikinger siegen, der letzte friesische Bauer sinkt nach verzweifelter Wehr in den Staub. Aus dem geplnderten Dorfe steigt die Flamme empor, und beutebeladen zieht das Raubschiff mit geblhten Segeln von dannen. Deutsche Zustnde am Ende der Karolingerzeit. 69, In der Familie. Ein Blick auf das deutsche Haus zeigt uns bereits allerlei Verfeinerung. An die Stelle des Blockhauses ist ein Fachwerkbau getreten, der hie und da schon ein Obergescho, den Sller", zeigt. Steinhuser sind noch selten. Holzgitter verwahren die glaslosen Fenster, die Wintertags mit Matten behngt werden. Tische, Bnke und Truhen sind die Hauptgerte; unter den Kchen-gegenstnden blinkt bereits der kupferne Kessel. Hinter dem Hause liegt, von Obstbumen umschattet, ein Wrzgarten"; hier zieht die Hausfrau auer Gemse, wie Erbsen, Linsen und Rben, auch Heil-pflanzen: Mnze und Salbei, Rosmarin und Quendel. Rosen und Lilien blhen am Stock, und an der sonnigen Hauswand rankt die freundliche Rebe. Der Mann trgt leinene Beinbinden und einen kittelartigen Rock, die Frau schon Wollkleid und Haube. Die kleinen Mdchen spielen bereits mit einer Puppe; Tocke" nannte man diese spter. Alle Kleidungsstcke fertigt die weibliche Hand in der Familie selber an; Lieblingsfarben, die mit Waid und Krapp hergestellt werde?:, sind Blau und Rot, wie noch heutzutage auf dem Lande. In harter Arbeit, einfach und derb, verfliet das buerliche Leben. Alles wird noch mit eigener Hand hergerichtet, und die Feld-Wirtschaft bringt hervor, was die Familie braucht: Brot und Gemse, Fleisch und Milch zur Nahrung, Flachs und Wolle zur Kleidung. Man kauft wenig, und das Geld ist rar. Nur selten erscheint ein fremder Hndler, und die billigen Schmucksachen, Bronzewaren oder Tuche, die er anbietet, erregen das Staunen der weltfremden, alt-frnkisch" lebenden Bauern. 70. Das Wirtschaftsleben. Wer damals die deutschen Lande durchwanderte, sah trotz aller Not der Zeit berall einen Wirtschaft-lichen Fortschritt. Zwar bedeckten noch immer den grten Teil des Bodens Wald und Heide, Sumpf und Moor, und namentlich in den Waldgebirgen hauste noch zahlreich wildes Getier, besonders Eber, Wlfe und Bren. Aber in allen Gegenden traf man turmgeschmckte

9. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 82

1917 - Düsseldorf : Schwann
- 82 Aber die Zhigkeit der wagenden Kaufleute" trotzte Schwierig-Feiten und Gefahren; der sddeutsche Kaufherr fand seinen Weg der die Alpen nach Venedig, der rheinische bers Meer nach England, der niederdeutsche nach Norden und Osten, und fremdes Geld fllte ihre Truhen: die Zeit der Hanse war nahe. Das deutsche Bauerntum. 134. Die Blte der Landwirtschaft. Gute Tage erlebte der deutsche Bauer in der Zeit der Hohenstaufen. Freilich war der Stand Jdrche 1/4 / Pfarre ** I i r rs O'ls _ 1 Huf 11 Gnrtjrit ' .J Wiese. T I 3 rkrr 1" - I Wnjri -f n ^_ , '-_ < - Ein Ansiedlerdorf im Osten. der F r e i e n auf dem Lande fast ganz zusammengeschmolzen. Nur persnlich freie Pchter oder hrige Leute saen auf den Gtern der weltlichen und kirchliche Herren und zahlten ihre Ab-gaben mit den Erzeugnissen der Scholle. Die vornehmen Grund-besitzet hatten sich der eigenen Bewirtschaftung entwhnt, und der Bauer konnte sich um so selbstndiger rhren. Er hatte in harter Arbeit gerodet und gelernt, den Acker verstndig auszunutzen. Im Elsa wute man schon mit Mergel zu dngen, auf weiten Feldern wogten namentlich Roggen und Weizen; Obst- und Weinbau fllten

10. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 98

1917 - Düsseldorf : Schwann
98 162. Die Stellung der Frau. Whrend die weibliche Bildung sich frher auf Klster und Burgen beschrnkt hatte, war sie jetzt allgemeinerund gleichmiger. Trotz des verbreiteten Aufwandes galt die deutsche Frau als tchtig und arbeitsam. Nicht selten nahm sie teil am Handwerk und Gewerbe. Es gab viele selbstndige Meiste-rinnen, namentlich im Kleidergewerbe. Sie gehrten den Znften an wie die Männer. Auch an rztinnen, Lehrerinnen, Schreiberinnen fehlte es nicht. Geringere Frauen arbeiteten, wie heute, um Tagelohn. Alleinstehende taten sich wohl zu einem einzigen Haushalte zusammen. Das waren die B e g h ! n e n. Sie widmeten sich gemeinschaftlichen Andachtbungen und Werken der Barmherzigkeit. Es gab zahl-reiche Frauenklster. Adlige Tchter traten oft in Damenstifte ein. Die berhmteste Ordensfrau am Ende des fnfzehnten Jahrhunderts war die btissin Caritaspirkheimer vom Klara-Kloster in Nrnberg. Sie galt als auerordentlich gelehrt, schrieb viele lateinische Briefe und stand mit den hervorragendsten Persnlichkeiten in Ver-bindung. Auf dem Lande. 163. Ritter und Bauern. Tritt man ans dem Tore der Stadt, so fesselt den Blick ein freundliches Bild, berall sehen wir," so berichtet von einer Reise durch Deutschland der sptere Papst Pius Ii., wohlbestellte Fluren, Neuland, Weinberge, Parks, Blumenanlagen, Obstgrten um die Städte und auf dem Lande, die lieblichsten Landhuser und Burgen auf den Hhen der Berge." Aber wandert man weiter hinaus, fo zeigt sich doch, da die Zeit fr den Landbewohner eine andere geworden ist. Viele Ritterburgen liegen schon in Trmmern; Krieg und Fehde haben sie zerstrt. Stdtische Geschtze schleudern ihre schweren Steingeschosse gegen die brckligen Um Wallungen der Raubnester, und der gefangenen Schnapphhne" warten Rad und Galgen, Blendung, Vierteilung oder dgl. In Westfalen singt man damals, wie ein Bauernsohn aus dem Mnsterlande berichtet, den drohenden Reimspruch: Hngen, Rdern, Kpfen ist feine Sunde; Wre das nicht, wir behielten nichts in dem Munde!" Die Strafen sind zur Abschreckung berhaupt ungemein schwer und grausam; selbst geringere beltaten werden durch Abhauen der Hand, Brandmarken, Auspeitschen oder Ausstellung am Pranger bestraft. Auf einer einzigen Burg hausen nicht selten mehrere, ja ein Dutzend arbeitscheuer, verarmter Ritterfamilien, und mancher
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