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1. Asien, Australien, Afrika, Amerika - S. 117

1869 - Braunschweig : Schwetschke
Vi. Ostindien. 1. Hindustan. 117 schwarz, die Haut überaus zart und weich. Auffallend ist die Kleinheit der Hände und Füße; ihre Säbelgriffe sind daher unseren Soldaten zu klein. Ihr ganzer Körper ist mehr zierlich, biegsam, als stark; dennoch besitzen sie eine große Ausdauer, können weite Märsche lange hinter einander aushalten und lausen schneller als der Europäer. An Geschick übertreffen sie uns weit; ihre Gaukler und Seiltänzer lassen die unserigen weit hinter sich zurück, und fast ohne alle Maschinen, mit den bloßen Händen weben sie Zeuge*) und verrichten Arbeiten, die dem Europäer unerreichbar sind. Auch abge- sehen davon, daß ihre Religion einem großen Theil von ihnen den Genuß thierischer Nahrung und geistiger Getränke verbietet, was übrigens keines- weges so allgemein und so streng beobachtet wird, als man gewöhnlich glaubt, sind sie äußerst mäßig; der Aermere lebt beinahe nur von Reis, Früchten und Wasser; kein Hindu berührt beim Trinken das Gefäß mit den Lippen, sondern weiß die Flüssigkeit geschickt in den Mund zu gießen. Ihre Wohnung, ihr Hausgeräth, ihr Handwerkszeug, Alles ist unendlich ein- facher als bei uns. Die Kleidung der größeren Menge besteht beinahe nur in einem um die Hüften befestigten Tuche, worüber noch ein Gewand nachlässig geworfen wird; die Beine sind beinahe immer bloß; Vornehmere und Frauen tragen wohl eine leichte Jacke und leichte, weite, bis zu den Knöcheln herabgehende Beinkleider; das Haupt wird mit einem Tuche umwunden. Doch lieben sie den Putz und tragen oft viele Juwelen, Arm-, Fuß- und Hals- bänder mit Edelsteinen besetzt, auch wohl Ringe durch den Nasenknorpel. In der Regel erreichen sie ein hohes Alter und wissen wenig von Krankheiten. Sie sind von sanftem, mildeni Charakter, mitleidig selbst gegen Thiere und gastfrei. Obgleich das Gesetz die Vielweiberei den höheren Kasten erlaubt, so ist sie doch äußerst selten, und die Ehe wird treu gehalten; nur Fürsten und Große haben einen Harem, hier Z e n a n a genannt, welche Sitte aber durchaus keine ursprünglich indische, sondern erst durch die Muhammedaner eingeführt worden ist. Von dem drückenden Verhältniß der Frauen in muhammedauischen Ländern weiß man hier nichts; die Frau ist in jeder Hinsicht die Gehülfin des Mannes. Der ehelose Stand wird ftir schimpf- lich gehalten. Nur bei denna'iren, einer edlen Kriegerkaste auf derktiste Malabar, herrscht die sonst nur selten (z. B. in Tübet und Butan) auf Erden vorkommende Polyandrie, d. h. daß eine Frau mehrere Männer hat. Die Leichen werden theils verbrannt, theils beerdigt, je nachdem die Religionspartei, zu welcher der Verstorbene gehört, das Eine oder das Andere verlangt. Die Schattenseite ihres Charakters ist Geiz und Feigheit, wobei man jedoch anerkennen muß, daß alle Laster, deren man sie beschul- digt, nur da hervortreten, wo sie mit Europäern in Berührung gekommen. Das unglückliche Volk ist seit so vielen Jahrhunderten von zum Theil rohen Fremden beherrscht, daß es allen Sinn für politische Freiheit verloren hat; diese lange Sklaverei hat den Hindu an Geist und Körper entnervt und herabgewürdigt; er haßt den Krieg und jede anstrengende Arbeit, Ruhe geht ihm über Alles; kriechend gegen Mächtige, ist er nicht selten höchst an- maßend und bedrückend gegen Untergebene; Lüge, Falschheit und Hinterlist *) Seit 1813 ist jedoch die einheimische Weberei durch die Einfuhr britischer Fabrikate säst gänzlich zu Grunde gerichtet.

2. Skandinavisches Reich, Deutschland, Oesterreich, Italien, Griechenland, Russisches Reich - S. 637

1869 - Braunschweig : Schwetschke
X. Griechenland. 637 mannes. streckt man sich auf eine marmorne Erhöhung und läßt alle Glieder von dem Diener reiben, kneten, reinigen und mit wohlriechendem Seifensckaum waschen. Nachdem man sich abgetrocknet, kehrt man in das erste Zimmer zurück, wo man sich eine Zeit lang auf den Polstern einer höchst angenehmen Ruhe überläßt. In manchen theuren Bädern giebt es noch mehrere Gemächer, wo die Reinigung stufenweise methodisch verrichtet wird; auch giebt es in den großen Städten unentgeltliche Bäder für Arme. Das Bad, der Besuch der Kaffeehäuser, wo Jeder einsam und schweigsam raucht, und etwa den Erzählungen arabischer Märchen, oder den Späßen von Possenreißern in unverbrüchlichem Ernste zuhört, und der Umgang mit seinen Weibern füllen die einförmigen, aber ruhig dahin fließenden Tage des wohlhabenden Musel- Aermere führen natürlich ein arbeitsameres Leben, bei gleicher Mäßigkeit und ziemlich gleichen Genüssen. Gewöhnlich erreichen sie bei dieser Lebensweise ein hohes gesundes Alter, und beinahe nur die Pest und wahrscheinlich auch die Vielweiberei sind die Ursacken der Entvölkerung ihres Lautes. Rach ihren Religionsgrundsätzen überzeugt, daß der Mensch dem ihm bestimmten Schicksale aus keine Weise entrinnen könne, wenden sie kaum die geringste Vorsicht an, die aus Aegypten häufig durch Schiffe herüber gebrachte Pest zu vermeiden, und Tausende werden oft das Opfer derselben, während die unter ihnen lebenden Europäer sich durch die einfache Vorsicht schützen, jede Berührung von Menschen und Sachen, die nur irgend verdächtig sind, zu vermeiden und sich in ihren Wohnungen eingeschlossen zu halten; denn nicht die Luft, nur die unmittelbare Berührung theilt die furchtbare Krankheit mit. Ebenso sorglos sind sie in Hinsicht auf ärztliche Behandlung und überlassen sich den elendesten, unwissendsten Quacksalbern. Mil dem Begraben der Todten wird so geeilt, daß man selten den folgenden Tag abwartet. Der Todte wird in einem offenen Sarge von seinen Freunden zu Grabe getragen, weil dies für eine verdienstliche Handlung gilt. Alle Beerdigungen, ausgenommen die der kaiserlichen Familie, geschehen außerhalb der Stätte, und da man nie ein Grab wieder öffnet, so nehmen die Beerdigungsplätze einen großen Raum ein. Der Leichenstein wird an dem Kopfende des "Grabes aufgerichtet und bei Mannspersonen mst einem Turban, welcher zugleich das Geschlecht und die Würde des Todten anzeigt, geziert. Gewöhnlich wird eine Cypresse daneben gepflanzt, so daß die Gottesäcker einem unmuthigen Haine gleicheit. Es ist sehr gewöhnlich, daß die Angehörigen die Gräber der Ihrigen besuchen und Gebete daselbst ver- richten, obgleich sie sich sonst jede laute Aeußerung der Traurigkeit unter- sagen; von Trauer im europäischen Sinne wissen sie nichts, sie würden eö als ein Murren gegen die Vorsehung betrachten. Das Schicksal der Weiber bei den Türken gilt unter uns für außer- ordentlich traurig, und ist es freilich auch nach unseren Begriffen, insofern die Frauen durchaus und aufs strengste auf den Umgang mit ihrem Geschlecht beschränkt sind. Indeß genießen die tiirkischen Ehefrauen bedeu- tender Rechte, und Gewohnheit und Sitte haben sie mit ihrem Schicksal ausgesöhnt. Das Gesetz erlaubt dem Muhamedaner 4 rechtmäßige Frauen und außerdem so viel erkaufte Concubinen oder Sclavinnen, als er zu unterhalten im Stande ist; der Aufwand aber, welchen die Mehrheit der Frauen veranlaßt, ist der Gruird, weshalb nur wenige Vornehme und

3. Skandinavisches Reich, Deutschland, Oesterreich, Italien, Griechenland, Russisches Reich - S. 636

1869 - Braunschweig : Schwetschke
636 A. Europa. Charakter dieses von Einigen zu hoch erhobenen, von Anderen viel zu tief herabgewürdigten Volkes ist es schwer, ein allgemeines Urtheil zu fällen. Im Ganzen muß man wie überall so auch hier vorzüglich den Mittelstand und die Bewohner des Landes von den Umgebungen des Hvfes wohl unter- scheiden. Bei den ersteren findet man durchgängig Redlichkeit, Treue und Großmuth, Mäßigkeit und Reinheit der Sitten als edle Grundzüge des Charakters, die nur durch Verachtung aller anderen Völker und zuweilen durch wild aufwallende Leidenschaften verunziert werden. Bei denen aber, die in Aemtern stehen und um die Hofgnnst buhlen, sind Falschheit, eine über alle Begriffe toeit getriebene Verstellungskunst, Habsucht, Sclavensinn und Härte gegen Geringere, und große Sittenverderbniß die vorherrschenden Züge. Allen aber ist ein gewisser feierlicher Ernst und eine äußere Würde ange- boren: häufiges Lachen, vieles Sprechen, schnelle Bewegung gelten ihnen für unanständig. Beinahe ohne Ausnahme sind die Türken mäßig im Genuß der Speisen; sie genießen weit einfachere Speisen als wir, und da sie, überall die Einsamkeit liebend, beinahe stets allein essen, so sind ihre Mahlzeiten in sehr kurzer Zeit eingenommen. Früh mit deni Tage stehen sie auf, wozu schon ihre Religion durch die vorgeschriebenen Gebete sie ver- pflichtet ; den größten Theil des Tages bringen sie am liebsten in unthätiger Ruhe, auf Polstern niedergekanert, mit Tabackrauchen und Kaffeetrinken zu, welcher stets schwarz und ohne Zucker zu allen Tageszeiten genossen wird. Abends bald nach Sonnenuntergang legen sie sich auf den nämlichen Polstern nieder, worauf sie am Tage gesessen; von Bettstellen und besonderen Schlaf- zimmern wissen sie nichts, auch behalten sie meist die gewöhnlichen Kleider im Schlafe an. Der Genuß des Weins und aller berauschenden Getränke ist ihnen zwar durch das Gesetz untersagt, jedoch wird dies jetzt von den Reicheren eben nicht strenge beobachtet. Weniger häufig als ehemals ist jetzt der Gebrauch des Opiums, welcher für einige Stunden einen sinnebe- rauschenden, wahrscheinlich sehr angenehmen Taumel verursacht, aber eine widrige Abspannung hinterläßt und bei fortgesetztem Genuß in wenigen Jahren alle Kräfte des Geistes und des Körpers lähmt, so daß diejenigen, die sich diesem unseligen Hange überlassen, bald das Ansehen abgelebter Greise erhalten, beinahe keine andere Nahrung mehr zu sich nehmen können und einen frühen Tod finden. Solche Unglückliche bezeichnet man mit dem Namen Theriakis. Ebenso wenig als den Luxus der Tafel kennen die Türken den Luxus in Gebäuden, zierlichen Möbeln u. s. w. Ihre Woh- nungen sind höchst unansehnlich, schlecht gebaut, nur auf Ruhe und Be quemlichkeit berechnet; weniges, wenngleich oft kostbares Geräth ist im Gebrauch, die Zimmer aber meist ohne alle Möbeln, den Divan oder die an den Wänden entlang laufenden Polster abgerechnet. Nur in der Kleidung, in den Waffen, in Pferden und Geschirr liebt der Türke den Aufwand. Zu seinen unentbehrlichsten Bedürfnissen gehört das Bad, welches aber ganz anders eingerichtet ist als das nnserige. Die Badehänser sind große Gebäude mit mehreren Gemächern, die ihr Licht von oben erhalten. In dem ersten Vorzimmer, wo nur mäßige Temperatur hen'sä't, laufen an den Wänden breite Bänke mit Polstern umher. Hier entkleidet man sich und bindet einen Schurz um den Leib und hölzerne Sandalen an die Füße. Das zweite, eigentliche Badezimmer, ist stark erwärmt; hier

4. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 463

1833 - Halle : Schwetschke
465 Ix. Griechenland. 1. Curop. Türkei. überall die Einsamkeit liebend beinahe stets allein essen, so sind ihre Mahlzeiten in sehr kurzer Zeit eingenommen. Früh mit dem Tage stehen sie auf, wozu schon ihre Religion durch die vorgeschriebenen Gebete sie verpflichtet; den größten Theil des Tages bringen sie am liebsten in unthätiger Ruhe auf Polstern niedergekauert mit Tabak- rauchen und Kaffeetrinken zu, welcher stets schwarz und ohne Zucker zu allen Tageszeiten genossen wird. Abends bald nach Sonnen- untergang legen sie sich auf den nemlichen Polstern nieder, worauf sie am Tage gesessen; von Bettstellen und besondern Schlafzimmern wissen sie nichts, auch behalten sie meist die gewöhnlichen Kleider im Schlafe an. Der Genuß des Weins und aller berauschenden Getränke ist ihnen zwar durch idas Gesetz untersagt, jedoch wird dies jetzt von den Reicheren eben nicht strenge beobachtet. Weniger häufig als ehemals ist jetzt der Gebrauch des Opiums, welcher für einige Stunden einen sinneberauschenden, wahrscheinlich sehr an- genehmen Taumel verursacht, aber eine widrige Abspannung nach sich läßt und bei fortgesetztem Genuß in wenigen Jahren alle Kräfte des Geistes und des Körpers lähmt, so daß diejenigen, die sich die- sem unseligen Hange überlassen, bald das Ansehen abgelebter Greise erhalten, beinahe keine andre Nahrung mehr zu sich nehmen kön- nen und einen frühen Tod finden. Solche Unglückliche bezeichnet man mit dem Namen T.heriakis. Eben so wenig als den Luxus der Tafel kennen die Türken den Luxus in Gebäuden, zierlichen Meubles u. s. w. Ihre Wohnungen sind höchst unansehnlich, schlecht gebaut, nur auf Ruhe und Bequemlichkeit berechnet; we- niges wenn gleich oft kostbares Geräth ist im Gebrauch, die Zim- mer aber meist ohne alle Meubles, den Diwan oder die an den Wänden entlang laufenden Polster abgerechnet. Nur in der Klei- dung, in den Waffen, in Pferden und Geschirr liebt der Türke den Aufwand. Zu seinen unentbehrlichsten Bedürfnissen gehört das Bad, welches aber ganz anders eingerichtet ist als das unsrige. Die Badehäuser sind große Gebäude mit mehreren Gemächern, die ihr Licht von oben erhalten. In dem ersten Vorzimmer, wo nur eine mäßige Temperatur herrscht, laufen an den Wänden breite Bänke mit Polstern umher. Hier entkleidet man sich und bindet einen Schurz um den Leib und hölzerne Sandalen an die Füße. Das zweite, eigentliche Badezimmer, ist stark erwärmt; hier streckt man sich auf eine marmorne Erhöhung und läßt alle Glieder von dem Diener reiben, kneten, reinigen und mit wohlriechenden Sei- fenschaum waschen. Nachdem man sich abgetrocknet, kehrt man in das erste Zimmer zurück, wo man sich eine Zeitlang auf den Pol- stern einer höchst angenehmen Ruhe überläßt. In manchen theuern Bädern giebt es noch mehrere Gemächer, wo die Reinigung stufen- weise methodisch verrichtet wird; auch giebt es in den großen Städ- ten unentgeldliche Bäder für Arme. Das Bad, der Besuch der Kaffeehäuser, wo jeder einsam und schweigend raucht und etwa dm

5. Die allgemeine Einleitung, die Pyrenäische Halbinsel, Frankreich, das Britische Reich, die Niederlande, die Schweiz und die Skandinavischen Reiche - S. 109

1833 - Halle : Schwetschke
I. Die pyrenäische Halbinsel. A) Portugal. 109 alle Begriffe schmutzig; man wirft buchstäblich allen Unrath auf diestraßen. Diehäuser, nach dem Bedürfniß eines heißen Landes, sind so luftig als möglich angelegt, und haben meistens Balköne- auf welchen die Frauen unter leinenen Schirmdächern der Kühlung genießen. — Das Klima von Lissabon ist vortrefflich, der Winter selbst im Januar höchst unbedeutend; im Sommer aber ist eine Temperatur von 300 Reaumür nichts ungewöhnliches. Leichte Stöße von Erdbeben werden zwar oft bemerkt, flößen aber den Ein- wohnern einen größer« Schrecken ein, als dies sonst in Oertern, wo Erdbeben häufig sind, der Fall ist, weil das entsetzliche Unglück vom Jahre 1755, wo ein Erdbeben einen großen Theil der Stadt zerstörte und an 24000 Menschen das Leben kostete, noch in leb- haftem Andenken geblieben ist. Die Stadt wird mit vortrefflichem Trinkwasser versehen durch eine Wasserleitung, welche mehrere Quellen 3 Stunden nördlich von Lissabon, theils über theils unter der Erde, dahin leitet. In der Nähe der Stadt rnußte sie über ein Thal geführt werden, wo das Wasser über 35 Bogen, wovon der höchste 230fuß hoch ist, fließt. Dies Werk ist vielleicht das größte und schönste in seiner Art in Europa. Irr der Stadt wird das Wasser in mehrere Springbrunnen vertheilt, von wo es Wasser- träger (Gallegos, weil sie meistens, wie alle Lastträger in Lissa- von, aus Gallizien kommen) in Gassen und Häusern verkaufen. Um es zum Trinken abzukühlen, thut man Schnee oder Eis hinein, welches vom Berge Lousno (spr.: Lusa-ung), einem südlicheren Zweige der Estrella, nach Lissabon gebracht wird. Aermere bedie- nen sich noch eines andern Mittels, das Getränk abzukühlen. Man verfertigt nemlich an verschiedenen Orten irdene Geschirre von ei- nem rothen kalkhaltigen Thon, welche nur leicht gebrannt und nicht glasirt werden. Das Wasser durchdringt diese Gefäße und schwitzt unaufhörlich auf der äußern Seite als ein zarter Thau hervor, wel- cher von der Hitze verdunstet und nach einem allgemeinen Gesetze der Natur dem Gefäße Wärme entzieht und so das Getränk kühl erhält. Solche Gefäße heißen búcaros, auch alcarrazas, von dem Namen eines Ortes, bei welchem der dazu dienliche Thon gefunden wird; sie sind in ganz Portugal häufig. — Lissabon hat, wie viele große Residenzen, eineakademie der Wissenschaften, mehrere jedoch nicht bedeutende Bibliotheken, die sich meistens in Klöstern befinden und von ausländischen Werken meist nur spanische, italiänische, französische und etwa noch englische besitzen; Naturaliensamm- lungen, botanische Garten und verschiedene Unterrichtsanstalten unter dem Namen von Akademieen, für Adelige, für die Marine, den Feftungsbau u. s. w.: von allem dem aber ist, da sie niemals bedeutend gewesen, jetzt am wenigsten etwas zu sagen. Auffallend ist der Mangel an guten Gemälden in Lissabon wie in ganz Portu- gals, dagegen Spanien außerordentlich reich daran ist. — An Ver- gnügungen ist Lissabon sehr arm; der Portugiese liebt weder

6. Die allgemeine Einleitung, die Pyrenäische Halbinsel, Frankreich, das Britische Reich, die Niederlande, die Schweiz und die Skandinavischen Reiche - S. 210

1833 - Halle : Schwetschke
210 A. Europa. Der bekannte Wein dieser Provinz wächst nur in einem kleinen Theile derselben, vorzüglich an dem nördlichen Ufer der Marne, bis in die Gegend von Rheims; der edelste in der Nähe von Eper- nay, Ay und Sillery, an der Marne. Man unterscheidet weißen und rothen, letzterer heißt auch Oeil de perdrix; ferner lnous- seux und non nionsseux. Der erstere, der im Auslande der be- liebteste ist, wird dadurch erhalten, daß man die Gährung auf dem Fasse unterbricht und den noch unvollkommnen Wein auf Fla- schen zieht. Alle diese Sorten sind an Ort und Stelle beinahe eben so theuer, als man sie bei uns hat: weil der Wein nicht oft geräth; weil nur sehr kleine Diftricte den guten hervorbringen; weil die Trauben mit der größten Sorgfalt gewählt werden müssen, und weil viele Flaschen durch die Gahrung zerspringen. Folglich ist der größte Theil dessen, was wir in Deutschland trinken, entweder schlechtes Gewächs, oder gar durch künstliche Mittel erzeugt. Bis zum 14ten Jahrhundert hatte dies Land eigne Herzoge und Grafen, Lehnsträger von Frankreich; durch Heirath kam es an die Könige und ward 1301 unter Johann mit der Krone vereinigt. Hauptörter sind: Chalons snrmarne (Cafalnuni), eine leicht befestigte Stadt, größtenthcils auf dem rechten Ufer gelegen, mit 12000 Einw. Der Wein- und Getreidehandel beschäftigt die Einwohner. Das Rath- haus ist eins der besten in Frankreich. In den großen Ebenen südlich von der Stadt, campt catalaunici, ward Attila von den vereinig- ten Weftgothen und Römern, unter Theodorich und Aetius, 46t, geschlagen. (lilieinis (Dnrocorfomni) an der Ve.-de, mit.83060 Einw. Eine alte, ziemlich gut gebaute Stadt, in einer sehr fruchtbaren Gegend. Unter den vielen ausgezeichnet schönen Kirchen bemerkt man die herrliche Kathedrale, die schönste in Frankeich, mit zwei ganz vollendeten Thürmen. In dieser Kirche wurden sonst die Kö- nige von Frankreich von dem Erzbischöfe von Rheims gesalbt und gekrönt. In einer andern Kirche der ehemaligen Abtei St. Remy, bewahrte man die sogenannte Ste Ampouie (sancta ampnlln), eine kleine gläserne Flasche mit Oel, welche, nach einer fabelhaften Legende, ein Engel zur Taufe des Clovis 406 dem h. Remigius ge- bracht haben sollte. Man nahm indeß stets etwas von diesem ver- trockneten Oele unter das übrige Salbungsöl. Rheims hat vor- treffliche Tuchfabriken. Man findet hier noch Trümmer von römi- schen Tempeln und Triumphbogen. Ferner Neaux (Jatinuin) an der Marne, Troves (Augnsto- hona) an der Seine, mit 27000 Einw., letztere Stadt hat im Feldzuge 1814 sehr gelitten; die Gränzfestungen Sedan und Me- Xi61-68 an der Maas, endlich Epernay, Ay, Sillery, wo der beste Champagner wächst. Diese Provinz war im Jahr 1814 der

7. Die allgemeine Einleitung, die Pyrenäische Halbinsel, Frankreich, das Britische Reich, die Niederlande, die Schweiz und die Skandinavischen Reiche - S. 448

1833 - Halle : Schwetschke
448 A. Europa. gel, bessert kostbare Daunen, womit er sein Nest ausfüttert, sorg- fältig aufgesucht werden. Die Binnenseen ernähren viel Schwa- ne, und die isländischen Falken, wovon die weißen die seltensten und geschätztesten sind, werden häufig gefangen. Der Handel Is- lands könnte der Insel viel wohlthätiger werden, wenn er nicht auf dänische Schiffe allein beschränkt wäre. Die Isländer haben also in gewöhnlichen Jahren keinen Mangel zu fürchten; desto fürchterlicher tritt er ein, wenn vulkanische Ausbrüche die Wiesen verschütten, oder das bleibende Treibeis zugleich den Fischfang und die Ankunft europäischer Schiffe verhindert. Da brechen dann oft Hungersnoth und verheerende Seuchen aus. Der Skorbut und die'.Gicht gehören zu den gewöhnlichsten Krankheiten, und über- haupt erreichen die Isländer selten ein hohes Alter. Merkwürdig ist aber die große Fruchtbarkeit der Frauen: Mütter mit 12 - 15 Kindern sind eben nichts ungewöhnliches. — In ganz Island giebt es eigentlich keine Stadt, und was man Dörfer und Flecken nennt, sind nur wenige benachbarte Häuser. Gewöhnlich liegen die Vauerhöfe ganz einzeln und zerstreut, wo gute Wiesen und Quellen den Anbau möglich machen. Die Küster, und vor allen die südwestliche, sind die bevölkertesten; im Innern giebt es nur äußerst wenige Wohnungen. Die Häuser sind außerordentlich klein und niedrig; gewöhnlich von Torf oder von Lavastücken auf- geführt, mit Moos ausgestopft und mit Rasen gedeckt. Als Bal- ken und Sparren dienen oft Wallfischrippen. Die Isländer sind weder groß noch kräftig; gewöhnlich ernst; haben eilte große Liebe zu ihrem Lande; sind sehr genau mit ihrer älteren, in vielen Sa- gen und Gedichten aufbewahrten Geschichte bekannt, und im Gan- zen genommen ein treues Volk von reinen Sitten und nicht gemei- ner Ausbildung: äußerst selten findet man einen, der nicht lesen oder schreiben könnte. Ihre Sprache ist die alte skandinavische, welche sich hier ziemlich rein erhalten hat, so daß sie von der heuti- gen dänischen, welche daraus entstanden, bedeutend abweicht. An der Küste verstehen indeß die meisten das Dänische. Ein norwegischer Abenteurer, Nadoddr, soll der erste gewe- sen seyn, welcher vom Sturme verschlagen (801) hier landete; nannte das Land Snioland, wegen des vielen Schnees. Ein andrer, ein Schwede, Flake, versuchte bald nachher die Reise, überwin- terte auf der Insel und nannte sie Island, wegen des Treibeises. Im Jahre 874 unternahmen es zwei andre Abenteurer, Jngolfr und^Leifr, sich hier ordentlich niederzulassen, und in Zeit von (X) Jahren war die ganze Insel bewohnt. Ob sie früher Bewoh- ner gehabt und was aus ihnen geworden, davon findet sich keine Spur. Die neuen Ankömmlinge, meistens Norweger, aber auch Schweden und Danen, setzten ihre frühere Lebensweise, die in Krieg und Seeräuberei bestand, fort. Das Christenthum, welches ums Jahr 1000 auch hier eindrang, vermochte kaum die alte Wild-

8. Russisches Reich, Krakau, Asien, Australien, Afrika, Amerika - S. 179

1834 - Halle : Schwetschke
179 Vi. Ostindien. 1. Hinduñan. schon. Ihre Farbe ist bräunlich gelb, lichter ln den höheren, dunkler in den niederen Ständen. Die Gesichtszüge sind edel, ob- gleich die Lippen etwas dicker als beim Europäer, das Haar ist fein und glänzend schwarz, die Haut überaus zart und weich. Auffal- lend ist die Kleinheit der Hände und Füße; ihre Säbelgriffe sind daher unseren Soldaten zu klein. Ihr ganzer Körper ist mehr zierlich, biegsam, als stark, dennoch besitzen sie eine große Ausdauer, können weite Märsche lange hinter einander aushalten und laufen schneller als der Europäer. An Geschick übertreffen sie uns weit; ihre Gaukler und Seiltänzer lassen die unsrigen weit hinter sich zurück; und fast ohne alle Maschinen, mit den bloßen Händen weben sie Zeuge und verrichten Arbeiten, die dem Europäer uner- reichbar sind. Auch abgesehen davon, daß ihre Religion einem großen Theil von ihnen den Genuß thierischer Nahrung und geisti- ger Getränke verbietet, sind sie äußerst mäßig; der Äermere lebt beinahe nur von Reiß, Früchten und Wasser: kein Hindu berührt beim Trinken das Gefäß mit den Lippen, sondern weiß die Flüssig- keit geschickt in den Mund zu gießen. Ihre Wohnung, ihrhaus- geräth, ihr Handwerkzeug, alles ist unendlich einfacher als bei uns. Die Kleidung der größern Menge besteht beinahe nur in einem um die Hüften befestigten Tuche, worüber noch ein Gewand nachlässig geworfen wird; die Beine sind beinahe immer bloß: Vor- nehmere und Frauen tragen wohl eine leichte Jacke und leichte weite bis zu den Knöcheln herabgehende Beinkleider; das Haupt wird mit einem Tuche umwunden. Doch lieben sie den Putz und tragen oft viel Juwelen, Arm-, Fuß- und Halsbänder mit Edelsteinen besetzt, auch wohl Ringe durch den Nasenknorpel. In der Regel erreichen sie ein hohes Alter und wissen wenig von Krankheiten. Sie sind von sanftem, mildem Charakter, mitleidig selbst ge- gen Thiere, und gastfrei. Obgleich das Gesetz die Vielweiberei er- laubt, ist sie doch äußerst selten, und die Ehe wird treu gehalten: nur Fürsten und Große haben einen Harem, hier Zenana ge- nannt. Von dem drückenden Verhältniß der Frauen in muham- medanischen Ländern weiß man hier nichts; die Frau ist in jeder Hinsicht die Gehülfin des Mannes. Der ehelose Stand wird für schimpflich gehalten. Nur bei den Narren, einer edeln Krie- gerkaste auf der Küste Malabar, herrscht die sonst nur selten (z.b. in Tibet und Butan) auf Erden vorkommende Polyan- drie, d. h. daß eine Frau mehrere Männer hat. Die Leichen werden theils verbrannt, theils beerdigt. Die Schattenseite ihres Charakters ist Geiz und Feigheit. Das unglückliche Volk ist seit so vielen Jahrhunderten von zum Theil rohen Fremden beherrscht, daß es allen Sinn für politische Freiheit verloren hat; diese, lange Sklaverei hat den Hindu an Geist und Körper entnervt und herab- gewürdigt; er haßt den Krieg und jede anstrengende Arbeit, Ruhe geht ihm über alles; kriechend gegen Mächtige, ist er nicht ftlten 12*
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