i
Ii. Arabien.
69
flüsse und die Wadis, welche sich meist nur zu Zeiten
füllen, bilden die Bewässerung. Das durchaus sandige
Tehama
Flusse bleibend bewässert, leidet an einer oft fürchter-
lichen Hitze und Dürre; oft vergeht ein Jahr, ohne daß ein Tropfen Regen
fällt. Beim Graben findet man hier zwar Wasser, aber es ist salzig und
schwefelig; erst in einer Tiefe von mehr als 150' findet sich genießbares
Wasser
Legion ist dagegen unendlich begünstigter; hier
Mitte Juni bis Ende September beinahe m
hörlicher Regen; Quellen und Bäche sind hier zahlreich, aber nur äußerst
wenige erreichen selbst in der Regenzeit das Meer; nicht immer, aber doch
wo denn alle Products dieses glücklichen
oft, regnet es auch im Frühling
dsched ist weder durchaus
Bodens um so reichlicher gedeihen. Das
eben, noch durchaus wüste; im östlichen Theile läuft der Djebl Tueik.
Es ist ziemlich stark von umherziehenden Stämmen bewohnt, und enthält
viele fruchtbare und wenigstens einen Theil des Jahres hindurch bewässerte
Oasen; auch bietet es eine große Abwechselung von Bergen und Thälern
dar; der größte Theil jedoch, vorzüglich südöstlich, besteht aus völlig un-
wirthbaren Sandwüsten, und überall ist die Vegetation hier kümmerlich.
Die Höhe des Ganzen kann nicht unbedeutend sein, da es hier einen Theil
des' Jahres empfindlich kalt ist und zuweilen selbst bei Nacht Eis entsteht.
Der Nachtthau ist in ganz Arabien sehr stark und ersetzt einigermaßen den
in vielen Gegenden so seltenen Regen. Im Ganzen ist das Klima
Arabien sehr gesund, und wenige Völler der 5
ie Araber, was aber auch vorzüglich ihrer großen Mäßigkeit
von
Krank-
heiten, als die Araber, was aber
zuzuschreiben ist. Der Aussatz, jene, wenn sie den höchsten Grad erreicht,
fürchterliche Hautkrankheit, ist zwar in Arabien einheimisch, doch keineswegs
häufig. — Zu den ausgezeichneten Producten Arabiens gehören die
Pferde, nicht sowohl an Schönheit, als an Schnelligkeit, Ausdauer und
Gelehrigkeit die ersten der Welt. Dem Beduinen ist seine Stute (die man
allgemein dem Hengste vorzieht und nach welchen die Geschlechtsregister
dieser Thiere geführt werden) das köstlichste Besitzthum
eigentlich edlen und geschätzten Pferde auch hier sehr selten und theuer.
Für die edelsten werden die gehalten, welche angeblich von den fünf Stnten
Muhammeds abstammen; dann solche, deren Geschlecht man seit mehreren
V\r\v
Indeß siind die
Jahrhunderten
bewahrt hat
Pferde. Die Kameele
wohner, und auch der Esel, hier
- höchsten Sorgs
>s Nedsched ist l
unentbehrlichsten
ermischuug
verachtet
Begleiter der Wüstenbe
ller als bei uns, keines
Thieren finden sich Löwen, Hyänen, Schakals
s ehr
, , ' ----,---u )
als Leckerbissen verzehrt
der alten Welt
Ein übrigens
Heuschrecken
werden zum Theil selbst
anderen heißen Ländern
vorkommender
unter der Haut
vorsichtig und sehr
gewunden werden.
urm, Hautwurm (Filaria medinensis)
sich (wie man sagt, nach dem Genusse unreinen Wassers)
einem oft mehrere
langen Faden gleich
chen werden dazu erfordert) heraus
Endlich liefert das Meer Perlmuscheln. — Die Vege
großen Theile von Arabien äußerst dürftig; doch wiri
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Vii. Das chinesische Reich.
205
Monate hindurch ein äußerst strenger Winter. In anderen Theilen des
Landes sind grasreiche Steppen, und manche Thäler haben eine Fülle von
Vegetation. Die mächtigen Fliisse, welche die Hochebene entsendet, sind der
Jrtysch, der Jenisei und die Selenga, welche nach dem Eismeere stießen,
der Amur nach O., der Hoang-ho und der Jan-tse-kiang nach China.
Außerdem giebt es noch viele Steppenstnsse, welche meist in Binnenseen
sich ergießen. Solcher zum Theil salziger Seen hat die Mongolei viele;
die bekanntesten sind der B a l k a s ch im nordwestlichen Theile, bis an welchen
(oder über welchen hinaus?) das russische Sibirien jetzt hinanreicht; der
Dzeisan oder Ssaidsang, welchen der Jrtysch durchstießt; der Kuku-
noor oder blaue See, unweit der chinesischen Grenze. Das Klima ist nur
in den der chinesischen Mauer zunächst gelegenen Thälern geinäßigt und ini
Sommer so schön, daß die Kaiser hier ihren Sommeraufenthalt nehmen;
sonst äußerst strenge; auf der Hochebene ist Frost selbst in dem nur zwei
Monate langen Sommer nichts Seltenes. — Merkwürdig ist, daß
die meisten Hansthiere der Menschen noch int wilden Zustande find
st sich hier
indem .So
der Dschiggetai (Equus hemio 11113), eine Art wilder Esel von unglaub-
licher Schnelligkeit; das wilde Pferd; der Kulan (Onager) oder wilde
Esel; der wilde Ochs; das wilde Schaf oder Argali. Heuschrecken und
Mücken gehören zu den Plagen des Landes. Die zwei wichtigsten Products
aus dem Pflanzenreiche sind zwei Wurzeln, der Ginseng und der Rhabarber.
Der Ginseng (Panax Schin-seng und quinquefolius) erreicht eine
Höhe von 2'; seinen in mehrere Zweige gespaltenen Wurzeln schreiben die
Chinesen wunderbare Kräfte zur Stärke der Kranken zu: deshalb sind immer
viele tausend Menschen mit der Aufsuchung dieser Wurzel beschäftigt; seit
einigen Jahren haben die Nordamerikaner diese Wurzel auch in ihrem
Lande entdeckt und treiben damit einen einträglichen Handel mit China. >
Der Rhabarber'kommt vorzüglich in der Gegend des Kukn-noor vor. --
Die Zahl der Einwohner beträgt schwerlich über 3 Millionen, und da sie
fast ohne Ausnahme Nomaden sind, so könnte das Land auch nicht wohl
mehr ernähren. Ueberfülle der Bevölkerung mag vielleicht zu den bekannten
Berheernngsziigen der Mongolen mit Veranlassung gegeben haben. Die
südliche, an China grenzende Mongolei war den Chinesen seit undenklichen
Zeiten bekannt; weit später erst erscheint die nördliche; in letzterer hat die
Bevölkerung ansehnlich abgenommen. Die Einwohner unterhalten vorzüglich
Kameele, doch nur in den südlichen Gegenden, gute Pferde und zahlreiche
Schafheerden, von der Art mit Fettschwänzen. Das Fleisch und die Milch
dieser Thiere ist ihre Hauptnahrung, die Jagd nur Nebenbeschäftigung und
die Fischerei unbedeutend. Ans der Stutenmilch bereiten sie ein berau-
schendes Getränk, den Kumiß; Wohlhabendere genießen viel Thee. Sie
zerfallen in drei Hauptstämme: die eigentlichen Mongolen, mit der uns
schon bekannten Körperbildung, sie theilen sich in Kalkas Mongolen, welche
die mehr nördlichen, in Scharraigol- oder Scharramongolen, welche
die siidlicheren Gegenden bewohnen. Sie haben alle Tugenden der Noma-
den, sind mäßig, redlich, gastfrei, aber träge und unreinlich, und leben in
beständigen Fehden unter einander. Sie bekennen sich zum Lamaismus,
welchen wir bei Tübet näher kennen lernen werden, und zerfallen in Adel,
Geislliche und Volk, wovon ein Theil Leibeigene, und stehen unter ihren
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Extrahierte Ortsnamen: China Mongolei China China Mongolei Kalkas_Mongolen
Ii. Nubien.
Der Name Nubien wird von Nuba, dem Namen der ältesten Be-
wohner des Landes hergeleitet, umfaßt die Gelände im Süden von Aegyp-
ten, zu beiden Seiten des Nil. Der Zustand und die Beschaffenheit die-
ser Länder ist erst durch neuere Reisende und durch die Kriegszüge des
Paschas von Aegypten einigermaßen bekannt geworden; doch ist es unmög-
lich, die Grenzen, ja selbst nur die Lage jedes Districts und ihren politi-
schen Zustand genau anzugeben. Man rechnet seine Ausdehnung vom
24 '/2° n. Br. bis zum 12° s. Br., d. h. so weit, als die ägyptische
Herrschaft reicht, und vom 55 bis 48° ö. Lg. Ganz Nubien ist gebirgig;
man steigt von Assuan immerwährend gen Süden zu dem Schigre-
Gebirge und bis zu dem Hochgebirge von Habesch. Thäler durchsetzen das
Hochland in allen Richtungen; die hohen Ebenen sind steinig und unfrucht-
bar, doch nicht ganz in dem Maße wie die Wüsten bei Aegypten. Es ist
das große Stufenland des mittleren Nil, das den Eharakter einer uner-
meßlichen Ebene hat, das sich im Westen bis zu einer Höhe von 2000'
erhebt. Nach dem Rothen Meere hin giebt es Höhen von 6- bis 7000'.
Nur der Nil verbreitet Fruchtbarkeit au seinen Ufern, die er jedoch selten
überschreitet, daher auch hier hin und wieder Bewässerungscauäle angelegt
sind, aus welchen das Wasser durch Schöpfräder auf die Felder geleitet
wird. Er empfängt hier mehrere Nebenflüsse, besonders von der Ostseite,
und strömt beinahe beständig zwischen und über Felsen, wo er Katarakten
und Stromschnellen bildet, besonders zwischen deni 19 und 22" n. Br.
und unter dem 18°, wo er von O. nach W. strömt. Im Nil-Thal reg-
net es äußerst selten, die Hitze ist meist sehr groß, aber die Nächte verhält-
nißmäßig kühl. Man hält es für eins der heißesten Länder der Erde,
namentlich das trockene, wüste Mittel-Nubien, int Sommer int Mittel 45
bis 48", zuweilen 60° C. *). Dennoch ist das Land gesund, die Pest
dringt nie bis hierher; nur die Blattern richten oft Verwiistungen an. Als
Hausthiere hat man Ochsen und Büffel, Schafe, Esel, wenig Kameele, aber
die Pferde von Dongola gehören zu den schönsten in der Welt; doch soll
die schönste Race in dem Kriege gegen die Türken ausgerottet worden sein.
An wilden Thieren giebt es Gazellen, Hasen, Giraffeit, wilde Schafe, Leo-
parden, Löwen und Hyänen; in den südlichsten, schon ettvas bewaldeten
*) 45° C. = 36° R., 60° C. — 48° R.
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B. Asien.
23
landes besitzt die südöstliche Ebene von Turkestan etwa 1850", Balkh nur
1700", Bokhara 1100", Orskaja am Ural 570", Orenburg 250", Uralsk
34" absolute Höhe über dem Spiegel des Schwarzen Meeres. Das Tief-
land, dessen Einförmigkeit durch verkrüppelte Fichten, niedrige Felsklippen-
züge oder einzelne Emporhebungen, wie die Balkh anberge am Ostufer
des Caspischen Sees, den großen Bogdo (600") in der inneren Kirgisen-
steppe,
600"
und
durch die niedrige plateauartige Erhebung des Ust-urt von
Höhe auf dem Truchmenen-Jsthmus unterbrochen wird, und da-
her weit geringer ist als die Einförmigkeit der Ebenen (Llanos) der neuen
Welt, besteht fetzt größtentheils aus Steppen und Wüsten. Die ausgedehn-
teste Wüste, die turkomanische (Descht-Kowar), welche sich 90 M.
weit von W. nach O. am Nordrande von Iran hinzieht, begräbt die Ge-
wässer, welche von diesem herabfließen, in ihrem Flugsande, und dieser hat
auch wahrscheinlich den Arm des Gihon, der einst ins Caspische Meer ge-
größeren
mündet zu haben scheint, verschüttet. Der Truchmenen-Jsthmus besteht fast
ganz aus wüsten Sandflächen und auch östlich vom Aralsee ziehen
große, hier und da von Steppen unterbrochene Sandwüsten bis nahe an
den Westrand des großen centralen Hochlandes. Die quellenreichen Oasen
innerhalb dieser Wüste weichen immer mehr der Herrschaft des Flugsandes,
der selbst das Delta des Japartes beträchtlich eingeengt hat,
Flächen mit fruchtbarem, angebautem Boden begegnet man nur in
Thälern des Opus und am mittleren Jaxartes. Nördlich von den beiden
großen Seebecken herrscht, wie im siidöstlichen Sibirien, dürrer, fast überall
baumloser Steppenboden vor; es sind dies die Kirgisen steppen, welche
gegen N. bis zum Obschtschei-Shrt und zum Uralgebirge reichen
die höher gelegene Jschinsche Steppe übergehen. Diese ungeheuren Steppen
dehnen sich 70,000 Lzm. aus. Ihr Boden besteht meist aus Thon, Kies
und Flugsand, mit Natron und Bittersalz gemischt, ist daher
gebaut und macht den ermüdenden, lähmenden, man kann sagen: schreck-
lichen Eindruck aller Steppen. Die Quellen fehlen fast gänzlich und ent-
halten meist bitteres Wasser, das den Thieren (Pferden rc.) noch schädlicher
ist als den Menschen. Einzelne Theile dieser Steppe liegen 2—300
unan-
als die Oberfläche des Meeres.
tiefer
Die rauchblätterigen Pflanzen saugen
mit ihren Haaren und Stacheln die Feuchtigkeit aus der Luft. Von Thie-
ren findet man Schaaren von Nagethieren, Mäusen, Ratten, Murmelthie-
ren, Mardern, Wieseln und wilden Schweinen, die sich meist von Mäusen
nähren; von Vögeln: Krähen, Raubvögel
Flügel fortlaufen, gleichsam rudern
Hühnerarten
Beschaffenheit
Hülfe
Bodens
zuzuschreiben
Gewässer Turans zu Steppenflüssen wer
mdem
größtentheils
dürren Sande versiegen oder
Lachen enden. Nur
darja (Jaxartes oder Oxyartes
gewaltigen Wassermassen
oder
seichten
renze
regionen bildete
ihrem über 200
alten persischen Monarchie gegen
Alten), welcher
äußerste
oder Amu
unwirthbaren Scythen-
xus), überwinden
boten, welcher
langen Lause
Dürre
nächst dem Caspischen
meiste Wasser verschluckt
ergießen
größte Steppensee
lockeren Sand-
Aral,
Erde. Obwohl
einem kurzen oberen Laufe im unteren Stufenlande keinen einzigen
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Extrahierte Personennamen: Balkh Raubvögel
Flügel Lause
Extrahierte Ortsnamen: Asien Bokhara Orskaja Orenburg Nordrande Sibirien
208
B. Asten.
3. Die unter chinesischem Schutze stehenden Länder.
Es sind folgende vier: Tübet, Bhutan, Korea und die Liu-kiuinseln.
1) Tübet oder Tibet, von den Eingeborenen Puekeachim genannt,
erstreckt sich mit sehr unbestinlmten oder vielmehr unbekannten Begrenzungen
etwa vom 91 bis 117" ö. Lg. und vom 27 y2 bis 38° n. Br. Im No.
hat es Tnrfan, im S. Hindustan; nordwestlich berührt es die freie Tatarei,
östlich China, und mag einen Umfang von 23,000 s^M. haben. Es ist
eines der erhabensten Hoch- und Gebirgsländer der Erde; die Plateau- lind
Thalflächen haben eine Höhe von 8000' bis vielleicht an 14,500'. Aus
der einen Seite erhebt sich die Kette des Himalaha mit ihren riesigen
Schneegipfeln; dieser parallel ziehen auf der anderen Seite der Küen-lün
und dazwischen das Kentaisse- und andere wenig bekannte Gebirge; selbst
das Innere des Landes ist durchaus mit hohen, kahlen, meist von ewigem
Eise starrenden Bergen bedeckt. Daher ist auch hier der Ursprung meh-
rerer größerer Flüsse Asiens, des Sind (Indus), des Jrawadh, des Brah-
maputra, des Me-khong, des Jan-tse-kiang rc. Unzählige Bäche stürzen in
den herrlichsten Wasserfällen ans den gewaltigen Gletschern, womit das
Hochgebirge bedeckt ist. Die Pässe von Indien ans über diese Gebirge
liegen zum Theil in einer Höhe von 15—18,000' und sind über alle Beschrei-
bung beschwerlich und gefahrvoll. Unter den zahlreichen Landseen befinden sich
mehrere von bedeutendem Umfange, so der Tengri-noor; der Jam-
t s ch o n g oder P a l t e s e e mit einer über 6 M. breiten Insel, der M a n a s s a-
rowara und vielen weniger bekannten. Der Boden ist meist sandig, steinig
und wenig fruchtbar, wird aber mit großem Fleiß angebaut; doch reicht der
Betrag bei weitem nicht zum Unterhalt der Bewohner zu. Das Klima
bietet starke Gegensätze dar; es ist größtentheilö sehr kalt, wenn auch im
Ganzen gesund; die Winter sind lang und streng, aber heiter und sehr
trocken; die Sommer bringen einzelne Regen, zeitigen aber das Getreide so
langsam, daß die Ernte in de» höchsten Gegenden erst Ende December, oft
unter Schneegestöber stattfindet. Da der Ackerbau nur an wenigen Stellen
möglich ist lind kaum das nöthige Brotkorn liefert, so macht die Viehwirth-
schaft, besonders die Zucht feinwolliger Hansthiere, die Hauptbeschäftigung
der Tübetaner aus, und Fleisch, Milch, Butter und Käse sind die Haupt-
nahrungsmittel der Weltlichen; Wohlhabendere genießen viel Thee. Zn den
Hausthieren gehört: der Pak oder grunzende Büffel mit einem schön be
haarten Pferdeschweif (Oos gruniens); diese Schweife, in Indientschau-
ries genannt, werden als Fliegenwedel und zum Putz sehr geschätzt. Die
Schafe, die in großer Menge gehalten werden, geben eine äußerst feine
Wolle, Roch wichtiger ist der zarte Flaum, der sich unter dem gröberen
Brusthaar der tübetanischen Ziege befindet und das Hauptmaterial für die
Kaschmirshawls liefert. Unter den wilden Thieren, worunter auch viele
Pelzthiere, ist das Moschnsthier merkwürdig; es gleicht einem kleinen
Reh, und das Männchen hat in der Gegend des Nabels eine Drüse von
der Größe eines Hühnersies, welche den bekannten Moschus oder Bisam
enthält. Auch behauptete man lange Zeit, das fabelhaste Einhorn in Tübet
gefniiden zu haben, rvelches Andere in Afrika suchten. Der Holzmangel
!
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Extrahierte Ortsnamen: Bhutan Korea Tibet China Kentaisse- Asiens Indien Indientschau- Afrika
Iii. Habesch.
315
noch sind die höheren Berge von Holz entblößt, und eigentliche Wälder
giebt es im Lande selbst nicht. Am Fuße des Gebirges breiten sich in W.,
N. und O. sandige Ebenen aus, im S. Sümpfe. Das Klima in diesen
Niederungen ist glühend, wird aber gemäßigter und schöner, je höher man
steigt; aus den Hochebenen ist es sehr erquickend, in den Thälern jedoch
drückend, und überall sind die Nächte kühl. Neuere Reisende haben das
Klima auf den mittleren Höhen von 8000' mit dem Schottlands verglichen
und gesagt, sie hätten daselbst alpinische Luft geathmet und alpinisches
Wasser getrunken. Krankheiten sollen daselbst etwas Unerhörtes sein. Vom
April bis October herrschen oft Stürme, Gewitter und außerordentlich
heftige periodische Regengüsse, wodurch viele Flüsse ihre Ufer überschwem-
men. — In dem sandigen Gürtel am Fuße der Gebirge gedeihen nur
Mimosen und Schlingpflanzen, welche aber wohl 40' Höhe erreichen. Hier
finden sich der Strauß, die Giraffe, das Zebra, der Löwe, die Hyäne und
viele Antilopen. Am nördlichen Saume des Landes befinden sich große
Wälder, von Elephanten, Rhinocerossen, Zibethkatzen, wilden Schweinen
und unzähligen Affen bevölkert. Im Innern des Landes gedeihen vorzüg-
lich Mangobäume, Tamarinden und Sykomoren; in einer südlichen, jetzt
vom Hauptlande durch wilde Nomaden ganz getrennten Provinz Kassa
soll der Kaffeebaum schönere Früchte noch als die von Mokka tragen. In
den größeren Gewässern findet sich das Krokodil und der Hippopotamus;
auch soll es viele Schlangen und darunter die Boa-Schlange geben. Heu-
schrecken sind oft eine Plage des Landes, werden aber auch gegessen.
Man baut die meisten unserer Getreidearten, vorzüglich aber Mais; in den
heißeren Gegenden gedeiht der Ingwer und das Zuckerrohr; in den milderen
Orangen, Citronen, Granaten, Bananen, Baumwolle. Der Wein wird
hier nur beim Abendmahl getrunken. Die Hausthiere sind die gewöhnlichen,
und die herrlichen Bergwiesen veranlassen eine bedeutende Viehzuckst. Gold
wird in den Flüssen gesammelt, auch in Gruben gebaut. Alles Salz wird
auf einer im Küstenlande Samhara gelegenen Ebene gewonnen, wo es in
3' dicken Schichten mehrere Tagereisen weit auf der Oberfläche liegt.
Stücke dieses Salzes von einer bestimmten Größe, sowie auch Pfefferkörner
werden an Geldes Statt gebraucht.
Die Einwohner, 4—5 Millionen (?), jetzt mit mancherlei fremden
Stämmen untermischt, gehören nicht zur Negerrace, sondern sind wohl ein
uraltes afrikanisches Stammvolk, mit den ältesten Bewohnern Aegyptens,
welche vielleicht von ihnen abstammten, nahe verwandt; Andere wollen mit
minderer Wahrscheinlichkeit eine Verwandtschaft der Abessinier mit den
Arabern behaupten. Sie sind schön gebildet, dunkel, fast schwarz in den
Niederungen, fast weiß auf den Berghöheu. Ihren Geistesfähigkeiten fehlt
nur die Ausbildung, und unter dem Druck langer Anarchie sind sie falsch
und verrätherisch geworden. Ihre ältere Geschichte ist fabelhast: sie leiten
das Geschlecht ihrer Könige von der Königin von Saba ab, welche den
Salomo besuchte; aber alt ist diese Dynastie gewiß, denn schon im 10.
Jahrhundert ward sie von Usurpatoren, welche 340 Jahre herrschten, vom
Throne verdrängt, bestieg ihn aber ums Jahr 1300 wieder. Im 15. Jahr-
hundert fanden sich die Portugiesen hier ein und erregten manche Unruhen
durch ihr Bestreben, die hiesige Kirche dem röinischen Stuhl zu unter-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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D. Afrika.
279
dem werden im nördlichen und südlichsten Aftika auch unsere Getreldearten,
sowie Hanf und Flachs gebaut, vorzüglichmais; unsere Südfrüchte gedeihen
hier vorzüglich in dem westlichen Theile der Nordkiiste. Verhältnißmäßig
ist Afrika viel ärmer an Pflanzenarten als Süd-Amerika; auch fehlen in
der tropischen Zone meist die ungeheuren Urwälder, die weiten Grasfluren
und die baumartigen Farrnkräuter dieses Erdtheils; statt der f
man Schilfdickichte in den Flußthälern; nur Gesträuche und Gebüsche,
Wälder von Zwergpalmen treten in den meisten Gegenden an die Stelle
Aftika mit seinen ungeheuren Wüsten ist das rechte
als
iesen findet
der Hochwaldungen. —
Vaterland der meisten großen vierfüßigen Thiere, sowohl pflanzen
fleischfressender. Unter den dem Menschen nützlichen Thieren nimmt hier
ohne Zweifel das Kameel den ersten Rang ein. Mit Recht nennt es der
Araber das Schiff der Wüste, weil ohne dieses Thier die große Wüste,
welche jetzt gleich dem Meere von zahlreichen Karavanen jährlich durchzogen
wird, ganz unzugänglich wäre. Es giebt verschiedene Arten Kameele: das
eigentliche mit zwei Höckern, welches mehr zum Tragen, und der Drome-
dar, mit einem Höcker, welches mehr zum Reiten benutzt wird; noch eine
zum schnellen Lauf ganz besonders geschickte Art wird Heirie genannt.
Pferde, Esel und Maulthiere finden sich von vorzüglicher Schönheit; ebenso
unsere Hausthiere." Unter den wilden, aber unschädlichen Thieren bemerken
wir Elephanten, Flußpferde und Rhinocerosse, mehr in den südlichen als in
den nördlichen Theilen, das Capland ausgenommen; erstere sind so zahlreich,
daß ein Theil der Südwestkiiste den Namen Zahnküste erhalten hat, weil
hier vorzüglich der Einkauf der Elephantenzähne geschieht. Das höchste
aller bekannten Landthiere, die Giraffe, mit langen Vorder- und kürzeren
Hinterbeinen und einem wankenden, unangenehmen Gange findet sich auch
nur dort; das Gnu ist eine Antilope von der Größe eines kleinen Pferdes,
hat Hörner, einen Bart, eine starke Brustmähne und einen Kuhschwanz.
Das Zebra, schwarz und weiß gestreift, von Gestalt dem Esel verwandt,
aber größer und sehr wild. Der Quagga gehört diesem Erdtheile eben-
falls ausschließlich an. Ueber alle Wüsten verbreitet sind die schnellsten
aller Thiere, die Gazellen im nördlichen, die Antilopen im südlichen
Theile von Aftika, mitunter in sehr großen Heerden. Auch an Raub-
thieren ist Afrika reicher als die übrigen Welttheile; hier ist das rechte
Vaterland des Löwen, welcher sich vorzüglich an dem Saume der großen
Wüste aufhält; Tiger giebt es nicht, wohl aber Hyänen,. Leoparden, Scha-
kale, in manchen Gebirgen Bären, Luchse, Füchse und andere geringere
Raubthiere. Das Flußpferd findet sich in Aegypten gar nicht mehr, häufig
aber noch in den Gewässern des oberen Nil und im Süden von Aftika.
Das Krokodil kommt noch häufig vor; auch giebt es viele große und giftige
Schlangen, die Riesenschlange rc. Noch ein Hauptbewohner der Wüste ist
der Strauß, dessen Eier und Federn sehr gesucht werden; unzählige Arten
von Affen und Papageien bevölkern die Wälder. Ameisen, worunter vor-
züglich die Termiten, welche kegelförmige Baue aus Lehm und Sand,
10—12' hoch und von großer Festigkeit, errichten, in den Häusern aber
Alles, was nicht Metall oder Stein ist, in' unglaublich kurzer Zeit zerstören,
und die Heuschrecken sind wahre Landplagen Afrikas. Eine andere Plage
für'thier und Mensch sind gewisse 'Fliegenarten,, z. B. die Tsetse oder
Viii. Tie Sahara.
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Aegypten. Außerdem ziehen noch am Nordrande der Wüste Karavanen
aus Aegypten nach Fezzan, Tripoli u. s. w. Bei dieser Gelegenheit
wollen wir den wißbegierigen Leser auf ein Werk, das besonders zu em-
pfehlen ist, aufmerksam machen, wir meinen K. Andrees Geographie des
elthandels *). Andres schildert und beschreibt hier in gewohnter Weise
meisterhaft die Karavanen in Afrika, und zwar in den verschiedenen Gegen-
den Afrikas. Oft sind die Karavanen genöthigt, die Wüste des Nachts zu
durchziehen, immer aber werden die frühen Tagesstunden zum Wandern
gebraucht, Nachmittags und Abends wird geruht. Da der Sand so be-
weglich ist und es au allen festen Merkmalen des Weges fehlt, so können
sich die Karavanen nur nach den Gestirnen richten; sie benutzen auch die
Züge hungriger Geier, welche die Oasen wittern. Hier und da findet man
jetzt auch Steinpyramiden errichtet. Sie ziehen nicht in gerader Richtung,
sondern von einer Oase zur anderen, wo sie Wasser und etwas dürres
Laub für die Kameele zu finden hoffen; obgleich sie nun Wasser in Schläu-
chen bei sich führen, so geschieht es doch, daß diese, wenn der Samieli oder
Samum weht, schneller austrocknen oder sie an den Brunnen kein Wasser
finden und ganze Karavanen zu Grunde gehen. Außerdem haben sie noch
Gefahren zu bestehen von den Raubthieren am Rande der Wüste, mehr
aber von den räuberischen Nomaden, welche die Wüste als ihr Eigenthum
betrachten und jede Karavane, die nicht ihren Schutz erkauft hat, plündern.
Reisende beschreiben das Reisen in der eigentlichen Wüste so: „Man ver-
nimmt keinen Laut, als den trägen Ruf des Treibers; die Menschen haben
keine Kraft, weder zum Sprechen noch zum Singen und die vielen Fuß-
tritte geben keinen Wiederhall in der Sandwüste. Die Hitze und die schau-
kelnde Bewegung des Kameels bringen einen leichten Schwindel hervor
einen Wüstenrausch, den mau empfunden haben muß, um ihn zu begrei-
fen. "
In dem westlichen Theile der Sahara fehlt es so sehr an Steinen,
daß man die Brunnen mit Kameelknochen ausmauert. Trotz alledem be
wohnt der Mensch, dem, wie man weiß, kein Paradies der Erde zu genügen
pflegt, den Saum der Wüste. Er wohnt auf dem Sand, wäscht sich mit
Sand, rechnet im Sand, heilt durch Saud. Für einen Trunk Wasser
gäbe der Reisende gern Hunderte von Thalern. Die große Mäßigkeit der
Wüstenbewohner führt manche zu sehr hohem Alter. Freilich wissen die
Greise nicht, wie alt sie sind. — An Produkten ist die Sahara
nicht so arm, als man früher geglaubt hat. Die wichtigsten Pflanzen,
deren Früchte und Blätter Menschen und Thiere nähren, oder mit
deren Produkten Handel getrieben wird, sind: die Dattelpalme, die
Dumpalme, Acacien (die das rothe und weiße und das sogenannte ara-
bische Gummi geben), Sennescassien, Tamarinden, Lotusbäume, Colo-
quinten, Pistacien rc. Flechten überziehen die Oberfläche der nackten,
glühend heißen Felsen. — In den eigentlichen Wüsten fehlen sowohl die
Antilopenheerden wie die Löwen. Von Thieren findet mau: wilde Pferde
und Esel, Affen und Giraffen, Hasen und Füchse, Strauße, Heuschrecken
*) Verlag von Julius Maier in Stuttgart. Die genannte Firma verlegt
auch eine Monatsschrift unter dem Titel „Der Welthandel", welche wohl zu empfehlen,
aber nicht mit dem And re eschen Werke zu verwechseln ist.
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TM Hauptwörter (200): [T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Extrahierte Personennamen: Andrees Julius_Maier
Extrahierte Ortsnamen: Tripoli Afrika Afrikas Stuttgart
Xi. Da- russische Reich.
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Eis und Schnee starrende Einöde (T u n d r a), worin nur einige Nomaden-
-völker von Fischen, Rennthieren und von der Jagd leben. Der südliche
Theil ist mit überflüssigen Waldungen bedeckt, und in einigen Gegenden,
besonders um den Baikalsee, von außerordentlicher Fruchtbarkeit. Sibirien
besitzt einen großen Reichthum an Fischen und an wilden und zahmen
Thieren. Die des köstlichen Pelzwerks wegen vorzüglich gejagten Thiere
sind: der Zobel, das Hermelin, verschiedene Arten Füchse, wovon die
schwarzen und blauen die kostbarsten sind: das Eichhörnchen, der Bär, der
Wolf, der Luchs und der Biber. Außerdem giebt es noch viele Rehe,
Rennthiere, Elennthiere, wilde Schafe oder Argali, wilde Ziegen u. a. Die
tributpflichtigen Nomaden bezahlen ihre Abgaben in Pelzwerk; aber die
edleren Sorten desselben werden immer seltener. Ferner hat Sibirien
einen ausgezeichneten Reichthum an Mineralien: Gold, Silber, Kupfer und
Eisen werden hier in vorzüglicher Güte und Menge gefunden, so auch einige
Edelsteine und sehr großblättriger Glimmer, tvelcher zu Fensterscheiben
benutzt wird. An den Ufern der großen Ströme, des Obi, des Jenisei,
der Lena, der Jndigirka, wird viel fossiles Elfenbein gefunden. Die
Bewohner sind theils Tataren, welche einst in diesen Gegenden herrschten,
theils Russen, welche sich nach und nach zum Theil freiwillig hier ange-
siedelt haben, zum Theil auch hierher verwiesen worden. Diese Verwei-
sungen nach Sibirien sind noch jetzt sehr häufig, da die Todesstrafe in
Rußland nicht angewendet wird. Das Schicksal der Verwiesenen ist nach
der Art ihrer Vergehungen sehr verschieden. Staatsgefangene werden ent-
weder in Arrest gehalten, oder erhalten auch wohl die Erlaubniß, in Städten
und Dörfern mit eingeschränkter Freiheit zu wohnen. Leichtere Verbrecher-
leben in Zucht- und Arbeitshäusern, oder werden als freie Bauern ange-
siedelt, wobei manche ein reichliches Auskommen finden. Schwere Verbrecher,
welche die Knute überstanden und denen ehemals die Nasenlöcher aufgeschlitzt
wurden (eine seit 1822 abgeschaffte Strafe), kommen gewöhnlich in die
Bergwerke, wo sie mehr oder minder streng gehalten werden; zum Zobel-
sang auf Rechnung der Regierung, wie man sich sonst wohl erzählte, werden
Verbannte niemals gebraucht. — Außer den beiden Hauptnationen, Tataren
und Russen, enthält Sibirien noch eine große Zahl kleiner, meist nomadi-
sirender Volksstämme, von denen schon in der Einleitung geredet worden. —
Dieses unermeßliche Land ward zuerst 1577 von Jermak, dem Anführer
von etwa 6000 empörten donischen Kosaken, entdeckt und ein Theil davon
erobert. Weil er aber die Unmöglichkeit fühlte, sich init seiner geringen
Mannschaft zu behaupten, so unterwarf er sich dem russischen Scepter,
worauf von 1583—98 die Eroberung begann, die Herrschaft der Tataren
vernichtet ward und die Russen sich nach und nach in den Besitz des ganzen
Landes setzten. Das asiatische Rußland wird fast von Jahr zu Jahr-
erweitert. Nachdem die russische Regierung vor nicht langer Zeit ihr
Gebiet am Amur erweitert, ist sie durch ihre unruhigen Nachbarn in Tnr-
kestan gezwungen worden, kriegerisch vorzugehen. Samarkand und Buchara
werden binnen wenigen Jahren russische Städte sein, schon jetzt (1868)
spricht man von der Einnahme von Buchara durch die Russen. Unter
solchen Verhältnissen ist anzunehmen, daß auch die politische und administrative
Eintheilung dieses enormen Ländergebiets in kurzen Zeiträumen sich ver-
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Extrahierte Personennamen: Jermak
Extrahierte Ortsnamen: Sibirien Lena Sibirien Sibirien Samarkand Buchara Buchara
Xl Das russische Reick.
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Westsibiriens ist Petropawlowsk mit 9090 Einw. im tobolskischen Gouver-
nement, am Jchim, unter 54" 53^ n. Br. und 80" 50' '6. Lg. F. am wich-
tigsten und nimmt nach Orenburg und Troizk den nächsten Rang ein. Zoll-
stätte fiir den Handel nach Mittelasien. — Tjumen, an der Tura, hat
eine malerische Lage und ist die gewerbtreibendste Stadt Sibiriens und die
älteste, welche die Russen in diesem Lande gründeten (1585); sie zählt
12,600 Einw. und liefert viele Insten. Sie ist der Hauptpunkt fiir den
Transithandel aus dem inneren Rußland nach Sibirien und umgekehrt. —
Nördlicher, unter 64" n. Br., liegt am linken User des Obi B eresow, mit
etwa 1200 Einw., ein wegen des Handels nicht unwichtiger Ort. Hierher
wurden im Anfang des vorigen Jahrhunderts mehrere Männer verwiesen,
welche noch unter Peter dem Großen eine bedeutende Rolle gespielt hatten,
so der-Fürst Mentschikow, Dolgorncki und der Feldmarschall Ostermann.
Bis hierher gedeiht noch etwas Gerstenbau und man hält noch Pferde;
weiter nördlich fängt die Rennthierzucht an. Im Jahre 1830 fanden sich
in ihr zusammen die Pelze von 50 Bären, 50 Bibern, 500 Füchsen, 800
Zobeln, 200 Wölfen, 100,000 Eichhörnchen, 10,000 Hermelinen, 15,000
Eisfüchsen, 30 Vielfraßen, 40 Fischottern, 300 Elennen, 10,000 Renn-
thieren. — Bei Obdorsk aber, am rechten Ufer des Obi, der in der
Nähe ins Eismeer mündet, unter dem Polarkreis bedient man sich meist
der Hunde als Zugvieh. Dieser Ort ist ein wichtiger Mittelpunkt des
Handels für die Ostjaken,
und Jenisei. Sie kaufen hier von den Russen Brod, Messer, Beile, Nähnadeln
und allerlei Metallwaaren, welche sie gegen Felle, Dannen und fossiles
Elfeichein eintauschen. Ein ähnlicher Jahrmarkt, aber in kleinerem Maßstabe,
findet in Ostsibirien statt zu Turnchansk, am linken User des Jenisei
etwas südlicher als Obdorsk. — Omsk, am Jrtysch, mit 19,500 Einw.,
ist befestigt und besitzt eine Schule zur Bildung tatarischer, mandschnischer
und mongolischer Dolmetscher, nebst einer großen kaiserlichen Tuchfabrik. —
Tomsk am Flusse Tom, welcher sich in den Obi ergießt, ward 1604 an-
gelegt und zählt 21,000 Einw., welche bedeutenden Pelz-, Getreide- und
Lederhandel, vorzüglich aber Frachtfuhrwerk treiben. In Hinsicht der Lage
und des Aeußern ist sie die erste Stadt Sibiriens. Der Generalgouverneur
Weslstbiriens hat hier seinen beständigen Aufenthalt. Die Gegend ist fruchtbar.
— Kolywan, am Obi, mit 2700 Einw. und einer merkwürdigen Stein-
schleiferei. In der Nähe, sowie bei Kusnezk, mit 1800 Einw. befinden
sich berühmte Gold- und Silberbergwerke. Barnaul, ebenfalls am Obi,
mit 11,300 Einw., ist der Sitz der altaischen Hüttenverwaltung, hat eine
Bergbauschule, ein Museum und ansehnliche Hüttenwerke in Blei, Gold,
Silber und Kupfer. — Jeniseijsk (oder Jeniseisk) am Jenisei in dem
Gouvernement gleichen Namens, welches die Kornkammer Sibiriens genannt
wird, mit 6800 Einw., welche gewinnreichen Pelzhandel treiben. An dem-
selben Flusse liegt weiter aufwärts und höchst malerisch Krasnojarsk,
gleichfalls mit 10,000 Einw. — Die südliche Grenze wird durch eine Reihe
Kosakenposten am Jrtysch gegen die Kirgisen gedeckt.
Ostsibirien. Irkutsk, die befestigte Hauptstadt an der Mündung
des Jrkut in die Angara und nicht weit vom Baikalsee, in einer angenehmen
bergigen Gegend, 839 M. von Petersburg und nur 319 M. von Peking.
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