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1. Lehrbuch der Erdkunde enthaltend die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde aller fünf Erdtheile - S. III

1870 - Halle : Schwetschke
Dorwort. Bei Abfassung und Beurtheilung eines Lehrbuchs ist zunächst der Standpunkt ins Auge zu fassen, von welchem aus die speciellen Zwecke, Aufgaben und Ziele derjenigen Lehranstalten, für welche es bestimmt ist, zu übersehen und zu erkennen sind. Diesen Standpilnkt habe ich in meinem vor einem Jahre in demselben Verlag erschienenen und mit Beifall auf- genommenen „Lehrbuch der deutschen Sprache, enthaltend eine systematische Grammatik mit classischen Beispielen und practischen Uebungsaufgaben an realen Sprachftücken h." genau umschrieben. Ich komme also hier nicht wieder darauf zurück. Daß ich aber schon nach Jahresfrist eine neue Schrift, das vorliegende Lehrbuch der Erdkunde, erscheinen lasse, darf nicht die irrthümliche Meinung erwecken wollen, als ob dieses Buch in dieser Zeit erst geschassen worden wäre; es ist schon seit mehreren Jahren in seinen einzelnen Theilen vorhanden gewesen, als Präparationen für den Unterricht, nach den besten Hilfsmitteln und Lehrbüchern, als Ergänzungen und Berichtigungen zur geographischen Wissenschaft rc. Zwischen beiden erwähnten Lehrbüchern besteht nicht nur eine Uebereinstimmung des Planes, sondern auch der äußern Gliederung, die für den Lernenden nur nutzbringend und wünschenswerth sein kann. Die ersten Theile des geographischen Lehrbuchs, die mathematische und physikalische, oder die allgemeine Geographie, sind hier nur in ihren Grundlehren behandelt worden, dagegen die politische Geographie, die auf der Grundlage jener beruht, in größerer Ausführ- lichkeit, mit Hervorhebung des Kaufmännischen und Volkswirthschaft- lichen, als z. B. der Ein- und Ausfuhr, Ausfuhrprodukte, Staats- schulden, Handelsflotte u. s. w., sowie sie der Zweck der realen Bildung bei angehenden Kaufleuten und Industriellen nöthig macht. Dabei ist aber das wissenschaftliche Princip des erdkundlichen Unterrichts nicht zurück- gestellt worden, das die Erde als die Entwickelungsstätte der Menschheit, den Fortschritt der Cultur als das Werk freier Geiftesthat inmitten des natürlich Gegebenen, des geschichtlich Gewordenen auffaßt; das Natur und Gejchichte, Land und Volk, die Gliederungs- und Naturverhältnisse der Erdoberfläche und den Entwickelungsgang der Menschheit als Warum und Weil aufzeigt. Das Volks- und Staatsleben ist streng gebunden an die Gesetze der Natur, an Abstammung, an Boden und Klima, an die welt-

2. Lehrbuch der Erdkunde enthaltend die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde aller fünf Erdtheile - S. IV

1870 - Halle : Schwetschke
Iv Vorwort. geschichtliche Vergangenheit und Gegenwart der Menschheit in der Con- tinuität ihrer räumlich-zeitlichen Entfaltung als einer organischen Einheit in des Wortes höchster Bedeutung. So wie der Geschichtsunterricht seinen Zweck verfehlen würde, wenn er blos in Mittheilungen über Krieg und Schlachten, Entstehung und Untergang von Reichen, Namen und Zahlen u. s. w. bestünde und nicht zuni Verständniß der historisch gewordenen Verhältnisse führte: so auch der geographische Unterricht, wenn er nur möglichst viele Namen für Berge und Flüsse, Länder und Städte u. s. w. geben und nicht zu der Erkenntniß führen würde, daß die natürlichen Dinge nur die Bedingungen des über die Erde verbreiteten Lebens sind, dessen höchste Thätigkeit sich im Menschen vollzieht. Um nun aber auch zugleich neben der gemessenen Systematik eine gewisse Fülle im Detail oder richtiger das Element der Beschreibung und Schilderung zu geben, sind an geeigneten Stellen im Lehrbuche Bilder und Skizzen, nach den vorzüglichsten Darstellern, wenn auch nur in kleinern Rahmen und mäßiger Ausdehnung, eingefügt worden, damit der Lernende Muster vor sich habe, nach welchen er seine erworbenen geographischen Kenntnisse in fließender Rede mündlich und schriftlich zur Aufsatzform zu gestalten vermöge; denn jegliches Verständniß beruht darin, daß man das Ganze in seinen Theilen, das Allgemeine im Besondern, und umgekehrt, richtig schaut. Es bedarf schließlich wohl kaum noch der Erwähnung, daß der geographische Unterricht, der in seinen Elementen Anschauungsunterricht ist, ohne Kartenwerke, Abbildungen und Modelle und bildliche Erläute- rung des Vortrags nicht ertheilt werden darf. Möge denn auch dieses Lehrmittel eine wohlwollende Aufnahme finden. Leipzig, im Monat August 1870. Dr. H. Th. Traut.

3. Lehrbuch der Erdkunde enthaltend die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde aller fünf Erdtheile - S. 85

1870 - Halle : Schwetschke
Das Japanische Reich. 85 ins Meer fortgespült würden. Die russischen Seeolficiere kennen sie und kommen dahin, um Kohlen zu laden. Jn Zwari, einem der prächtigsten Häfen im Japanischen Meere, besuchte der Cónsul Gavar ein reiches Steinkohlen- bergwerk, dessen Kohlen eine ganz helle Flamme und große Wärme geben; sie liefern 55 Procent Coks, enthalten 35 Procent Bitumen und flüchtige Be- standtheile, jedoch 10 Procent Asche. Cin Ingenieur behauptet in einem Berichte, daß diese Kohlen pollkommen so gut seien wie englische Steinkohlen. Ich selbst füge hinzu, daß das japanische Kupfer von Alters schon in Europa den Ruf einer ganz besondern Reinheit hatte. Ferner sah ich bei meinem verstorbenen Freunde Oberst v. Siebold eine Sammlung von japa- nesischen Mineralien, welche reiche Erze von den meisten Metallen enthielt. Derselbe verdienstliche Reisende legte mir ein japanesisches Buch über Bergbau und Hüttenkunde vor, welches zahlreiche Bilder von bezüglichen Gegenständen enthielt. Den Text konnte ich freilich nicht lesen, aber nach den Bildern müssen die Japanesen nicht so ganz unerfahren im Bergbau und in der Metallurgie sein. Die Bilder erinnerten allerdings an die Zustände der be- züglichen Fächer, wie sie der alte Agricola in der ersten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts in Deutschland geschildert hat. Wenn aber erst die europäische Cultur ganz in Japan eingedrungen sein wird, so ist zu erwarten, daß das an metallischen und andern nützlichen Mineralien so reiche Land, ein ergiebiges bergbauliches Gebiet werden muß, besonders da die Japanesen bei ihrem großen Drange nach Wissen und Können keine lange Zeit erfordern werden, um die ihnen von auswärts zufließenden Kenntnisse und Erfahrungen sich anzueignen. Eine genaue geognostische Untersuchung von Japan und seinen Eilanden würde gewiß eine belangvolle Bereicherung der Geologie bilden: die Wissenschaft kennt davon kaum mehr als einige unbedeutende Notizen. (Nach dem „Ausland".)

4. Lehrbuch der Erdkunde enthaltend die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde aller fünf Erdtheile - S. 227

1870 - Halle : Schwetschke
Die Österreichisch « Ungarische Monarchie. 227 und Freundlose ward vor den Richter zur Strafe gezogen. Auch war dib Sittenverderbniß sehr groß: es gab zahlreiche gewerbsmäßige Giftmischerinnen, welche namentlich Frauen von ihren Männern befreiten, wenn sie derselben satt waren. Der Adel maßte sich mehr Vorrechte vor dem Bürgerstand an als in andern deutschen Städten. Der gemeine Mann war dem Schmausen sehr ergeben, er verschwendete am Feieitäge den Verdienst der ganzen Woche. Daher war der Pöbel sehr unreinlich und übel gekleidet. Am meisten, heißt es in einer Beschreibung Wiens (von Keißler) aus dem Nötigen Jährhuüdeü, wird zu Wien iw Essest und Trinkest excedirt, welches sowohl vöst Hohen als Niedrigen, als auch von (Kdistlichen uüd Welt- lichen geschieht, ünd ibeiß man den größten Theil des Tages nicht beffet und vergnügter als bei Tische üstd beim Glase Wein zuzubringen. Keißler führt eine damals Ümlausendè Schilderüstg Wiens in Knittelversen an, in der es „etn Mischmasch älter Nationen " genannt wird; dort gibt es (unter anderst) „ viel Spanier, Wätsche uttd Fränzosen, der letztem diel in deutschen Hosen; viel Stützer ünd geborgte Kleider, viel Sastfer, Spieler, Beumschneider, Làien, Pageü, Pferde, Wagest, vik Reiten, Fähren, liehen, Tragen, viet Dringen, Stößen, Zerren, Ziehn: dies ist das Quodlibet von Wiest." Die Häuft'r hattest außer den Nummern Meistens besondere Zechen, nach denen sie benannt wurdest, als: beim göldnest Auge Gottes (in welchem flñd- zart's Constästz'e als Braut wöhstte), beim Esel ist der Wiege, beim Küß' den Pfennig, bei der unbefleckten Empfängniß, beim bläuen Mondschein rc. Jedes gtößere Haus hatte seinen Hausmeister, dessen Fustctionest dieselben wärest, Mìe gegenwärtig. In jedem bürgerlichen Hause der Stàdi gehörte (wie es scheint, seit 1619) däs dtitte Geschoß dem Kaiser, dèt darist ge- wöhnlich Personen böm Hof oder kaiserlichen Räthest freie Wohnung, 'ein sogenanntes Hö'fgüärtier, gab, das der Wirth äuf seine Kosten öhstö Estt- schädigustg in bäülichem Stand erhaltest müßte. Im Iaht 1781 wurdb diese Läst durch eine Geldabgabe abgelöst, die jährlich 300,000 fl. ädwars. Das Wohlleben der Wienet wär ist gànz Deutschkästd bekanstt ünd htel bespöttelt: „Mich umwohnt — sagt die Donau in Schiller's Xenien — mit glänzendem Aug' das Polt der Phäatest, immer ist's Sonntag, es dreht immer am Herd sich der Spieß." Diè Wiener selbst waren stolz darauf, und sahen auf Preußen „das Hungerland" mit tiefster Verachtung herab. Lüst- baikeiten ünd Zerstreuungen, wobei reichlich gegeffèst und getrstnkest wurde, bot Wien sehr viele. Der Mittelpunkt der Volkslustbarkeiten war schon da- mals der Prater (entstellt äüs Pradb, dèm àmen dès Parks von Madrid); beliebt waren Feuerwerke, „die Hatz" (Thierhetze), außerdem das Kasperl- theater in der Leopold (Juden-) stadi und die Kreuzerkomödien. Zu den Orten der Volkslustbarkeiten gehörte auch einer, an dessen Namen sich jetzt düstere Erinnerungen knüpfen, die Brigittenau, wo am Tage der heiligen Brigitta in einer Waldcapelle Gottesdienst gehalten, dann aber getanzt und geschmaust wurde. Die elegante Welt füllte die Promenaden und Kaffeehäuser. Im Winter wechselten Schauspiel, Concerte, Maskenbälle und Casinos; in keiner Haupt- stadt Europ's wurde so viel und so hoch gespielt wie in Wien. Dem Wohl- leben, der Ueppigkeit und den Ausschweifungen glaubte man es hauptsächlich zuschreiben zu müssen, daß in Wien eine größere Sterblichkeit herrschte als in irgend einer andern großen Stadt. Daß die Wiener jener Zeit ihre Stadt in jeder Beziehung für die erste 15 *

5. Lehrbuch der Erdkunde enthaltend die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde aller fünf Erdtheile - S. 200

1870 - Halle : Schwetschke
200 Die drei südlichen Halbinseln. lichen spanischen Mantel, ohne Aermel mit einem großen überfallenden Kragen auf den Schultern; er ist beinahe ausnahmslos braun. Die Frauen tragen im Winter Kleider von braunem oder dunkelblauem Wollenstoff, zu dem sie die Wolle meist selbst spinnen, weben und färben; der braune Stoff heißt Bayeta, der blaue Sayeta. Ersterer ist derselbe, aus dem die Jacken, Beinkleinder und Mäntel der Männer gemacht sind. Die Festkleidung ist verschieden und im höchsten Grade malerisch und kleidsam. * Die Männer tragen alsdann sehr reich gestickte Jacken, Beinkleider und Weste, die dicht mit silbernen Knöpfen und Nesteln besetzt sind, an den Unterschenkeln über den feinen weißen Strümpfen die Botas, d. h. Gamaschen aus hell- braunem reich benähtem und mit vielen Troddeln verziertem Leder, dazu hell- braune Schuhe. Die Faja ist dann, wenn nicht ganz von Seide, wenigstens mit Seide gestickt; in ihr werden verschiedene Kleinigkeiten, darunter stets die Navaja, aufbewahrt. Diese ist das in ganz Andalusien übliche Messer, mit langer, etwas gekrümmter Klinge und eben solchem Heft, in welches erstere sich einlegt. Trotz des Verbots, die Navaja zu tragen, wird man selten einen Andalusier ohne solche finden. Ein Hauptluxusartikel ist bet festlichen Gelegenheiten die weiße Wäsche. Das Hemd ist auf der Brust, wenn nicht fein gestickt, so in kunstvolle Falten geplättet, eben so wie sein Kragen steif gestärkt, letzterer wird stehend getragen und belästigt oft die Ohren seiner Träger nicht wenig. Die Zaraguölles werden ebenfalls äußerst mühsam in Hunderte von Falten gelegt und geplättet. Um den Hals binden bei solch festlichen Gelegenheiten die ländlichen Stutzer auch wohl ein seidenes Tuch, das vorn durch einen Ring zusammengehalten wird. Die Frauen tragen dann auch einen kurzen Rock, der Saya oder Zagalejo heißt und nur bis an die Knöchel reicht, dazu ein Jäckchen oder Spenser, die Mantille aus Seide und um den Hals Ketten aus echten oder Glasperlen. Der Charakter der Andalusier ist im allgemeinen gutmüthiger Art, doch haben sie, wie fast alle Spanier, sehr heißes Blut. In ihren Reden lieben sie gar sehr die Wortspiele und beißenden Redensarten, eben so den Scherz und oft schlichtet ein passendes Witzwort den schon begonnenen Streit. Sie lieben über alles alle Festlichkeiten und Vergnügungen, sind aber auf der andern Seite auch wieder ungemein arbeitsam und genügsam bis zu einem kaum glaublichen Grade. Die Wohnungen der Andalusier sind verschieden, je nachdem sie sich in Städten, oder auf den Dörfern befinden. Die Städte haben meist enge Straßen, die Häuser mehrere Stockwerke, platte Dächer und statt der Fenster Balcons nach der Straße; die Parterre- fenster sind stets mit Eisen- oder wenigstens Holzgittern versehen. Die Bau- art der städtischen Häuser ist noch die von den Mauren überkommene; nämlich jedes Haus hat im Innern einen Hof, umgeben von Galerien, auf welche die Thüren der Zimmer münden. Der Hof ist meist gepflastert oder mit Marmorplatten belegt, mit Blumen in Vasen und Kasten geschmückt, oft mit einem Brunnen oder einer Fontäne versehen und dient in den heißen Sommer- monaten als Wohnung, indem er mit einem Zeltdach überspannt und durch Aufstellung von Stühlen zum Wohnzimmer umgeschaffen wird. Die platten Dächer dienen Abends als Versammlungsort und Spaziergang „paia lomar el fresco,“ um die Kühle zu genießen. Aus den Dörfern sind die Hauser meist einstöckig, ebenfalls mit plattem

6. Lehrbuch der Erdkunde enthaltend die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde aller fünf Erdtheile - S. I

1870 - Halle : Schwetschke
am Lehrbuch der Erdkunde. enthaltend die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde aller fünf Erdtheile, nebst eingestreuten Iildern und Zlchzen. Für höhere 8chulen, insbesondere àmtdungsanstatten, von Dr. H. Th. Trant, Lehrer an der Kaufmännischen Fortbildungsschule in Leipzig. — — G. Schwetschke'scher Verlag. 1870.

7. Lehrbuch der Erdkunde enthaltend die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde aller fünf Erdtheile - S. 107

1870 - Halle : Schwetschke
Gebiet des Zambezi. 107 war der Wahlspruch einer großen Anzahl, welche unter Führung des geächte- ten Andries Pretorius aufs geradewohl in die Wildniß nach Norden zogen und dort die Begründer der Trans-Vaal-Republik wurden. (Nach dem „Globus".) §. 80. Gebiet des Zambezi (Jnnerasrika). 1. Das Innere Südasrika's ist ein Hochland, das sich zur innern Centralsenke abdacht. Die tiefste Einsenkung ist im Gebiet des Ngamisees, den der berühmte Asrikareisende Livingftone 1849 er- reichte. Derselbe entdeckte auch den obern Laus des Zambezi und den großen linken Zufluß desselben, den Sh a ri. Der größte See ist der Nyanza oder Ukerewe, aus welchem nach Speke's Vermuthung der Weiße Nil fließen soll (vergi. §. 72, 2). 2. Die Bevölkerung gehört meistenthetls den Betschuanen an, den Kaffern ähnlich, aber nicht so geistig regsam. 3. Das Land besteht aus verschiedenen Staaten, welche die Namen der jedesmaligen Regenten tragen. Gegenwärtig sind die wichtigsten Reiche: das Reich Mosilikatse's, das Reich der Matebele, Ka- sembe's Reich, das Reich Muropue. Karl Mtauch's dritte Reise im Innern von Afrika. Am 8. Mai 1868 hatte Karl Mauch die dritte größere Reise in Jnnerasrika angetreten und dieselbe am 18. October desselben Jahres beendet. Er war von Potchefstrom aufgebrochen, hatte sich zuerst in nordöstlicher Richtung nach Pretoria und Nilstrom gewandt, war von hier südlich bis Pretoria zurückgekehrt und hatte von da am 2. Juni seinen Weg östlich bis Botsabelo und Lydenburg verfolgt, wo er Ende Juni eingetroffen war. Von hier aus schrieb er am 1. Juli 1868: Der schwierigste Theil der diesjährigen Reise ist hinter mir: die anhaltenden Hochflächen ohne Wild, ohne Holz, um sich jenes als Kost zu bereiten oder durch dieses sich bei der nächtlichen Kälte am flackernden Feuer zu wärmen, ohne zur Rast einladende Bäume, die ganze Gegend mit schwarzem Trauerflor bedeckt, von wenigen, dem Fußreisenden abholten Bauern bewohnt, genöthigt, mit dem Nothwen- digsten zur Reise sich selbst zu beladen. Diese Hochflächen liegen zwischen 7000 und 8000 Fuß über dem Ni- veau des Meeres, haben mit denen des südlichen Freistaates alles gemein und sind das Quellgebiet fast aller großen südafrikanischen Flüsse. Die ausge- breiteten verschiedenartigen weichen ^ Thonschiefer, überragt von weißlichen Sandsteinen, sind auch hier nach Osten zu von mächtigen basaltischen Ge- steinen mit säulenförmiger Absonderung überdeckt, deren Trümmer sich in den Thälern angehäuft und den Lauf der Flüsse zu verschiedenen malen gehemmt und verändert haben müssen. _ Von Pretoria aus nach Osten leicht ansteigend finden wir im obern Gebiet des Olifant-Flusses als die höchst liegenden Schichten rothe, mittel- körnige Sandsteine in horizontalen Bänken, und häufig finden sich auch Was- sertümpfel, Pfannen genannt, oftmals Stunden im Umfange, die wohl unter sich im Zusammenhange stehen dürsten.

8. Lehrbuch der Erdkunde enthaltend die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde aller fünf Erdtheile - S. 76

1870 - Halle : Schwetschke
76 Oft- und Jnnerasien. Jang-tse-kiang ist das Land vielfach von Kanälen durchschnitten, der merkwürdigste und größte ist der Kaiserkanal, 300 Meilen lang, durch- schneidet eine Menge Seen und ist stets von vielen Fahrzeugen bedeckt. Ein anderes Riesenwerk ist die schon 2000 Jahre alte Große Mauer, 300 Meilen lang und 20 Fuß hoch, führt über Berge und Thäler und ist mit Thürmen versehen; jetzt in Verfall. Anmerk. Der Hoang-Ho hat seine Mündung verändert, sie liegt jetzt ca. 100 deutsche Meilen nvrdl. von der früheren. 2. China hat überstarke Bevölkerung, namentlich in der Mündungs- gegend der Zwillingsströme; deshalb wohnen viele ans dem Wasser, starke Auswanderungen (stach den Sundainseln, nach Ainerika re.) finden statt, aber überall sieht man die Chinesen als fleißige und höfliche Leute gern. 3. Das eigentliche China wird in 18 Provinzen eingetheilt. Haupt- stadt und Residenz ist Peking, 1,648,000 Einw., in der Nähe der Großen Mauer und des Gelben Meeres in einer fruchtbaren Ebene gelegen, mit vielen Tempeln, Palästen, Theatern, Bädern, Fabriken, Bnchdrnckereien, Universität, prächtigen Läden je. Die Stadt hat 6 Meilen im Umfange und 12 Vorstädte, jede 1 Stunde lang; sie besteht ans zwei Städten: der Mandschu- und Chinesenstadt. Straßen lang und breit (bis zu 200'), aber ungepflastert. Die Häuser meist einstöckig, von Holz, mit gelbge- färbten Ziegeln, mit großen Höfen und Gärten. Der kaiserliche Palast umschließt eine Menge Paläste, Tempel und Gärten, mit Seen und Teichen, Manlbeerpflanzungen und herrlichen Anlagen. Der Drache ist das Staats- wappen. Das Gedränge in den Straßen Pekings ist ganz erstaunlich, dabei aber musterhafte Ordnung, wenngleich in Peking die elendesten und scheußlichsten Bettler von der Welt vorkommen. Nanking, 500,000 Einw., am Blauen Fluß, zweite Stadt des Reichs, mit wichtigen Seiden - und Banmwvllenfabriken (Nanking), berühmten Schulen und Bibliotheken. Schanghai, 305,000 Einw., Haupthandelsplatz für den inländischen Ver- kehr, der Hafen den Europäern geöffnet. Ningpo, 400,000 Einw., nahe am Meere, Handel. Kanton, 1,236,000 Einw., am Si-kiang, viele (80,000) auf Flößen und Kähnen wohnend, wichtigste Handelsstadt und auch jetzt noch der Mittelpunkt deö europäisch- und amerikanisch-chinesischen Handels. Macao, 35,000 Einw., Sitz eines portugiesischen Gouverneurs und eines Bischofs, auf europäische Art gebaut. Missionsanstalt. Englisch ist die Insel Hong-kong mit der Stadt Victoria, 46,000 Einw. Die Insel hat manche Äehnlichkeit mit Helgoland und einen vortrefflichen Hafen. Die Chinesen. Es ist allgemein bekannt, daß die Sitten der Chinesen in vielen Stücken wesentlich von den unsrigen abweichen, ja oft in den strengsten Gegensatz zu denselben treten. Daß dies nicht etwa nur in früheren Zeiten so war, sondern auch gegenwärtig in voller Stärke besteht, beweisen folgende Vorkommnisse, die aus Ningpo an die „Notes and Queries on China and Japan“ (Hong- kong , April 1869) berichtet werden. In China — so wird da erzählt — haben die Eltern Macht über Leben und Tod ihrer Kinder. Die Eltern verloben ihre Kinder schon oft in

9. Lehrbuch der Erdkunde enthaltend die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde aller fünf Erdtheile - S. 162

1870 - Halle : Schwetschke
162 Die Vereinigten Staaten. ist schon am 10. Mai die Vereinigung beim Großen Salzsee erfolgt und da- mit der erste Theil des großen Eisenbahnunternehmcns vollendet, — der erste Theil, mehr nicht. Diese Bahn hat sehr bedeutende Steigungen; von ihren 1657 Meilen sind 1100 Meilen über 4000 Fuß hoch und mehr als 500 Meilen sind 7500 Fuß über dem Meere. In der Breite, die sie durchschneidet, ist der Schncefall sehr groß, oft 20 Fuß tief. Im März 1869 war die Bahn 10 Tage durch Schnee versperrt, trotz der großartigen Schncedächer zu ihrem Schutz. Außerdem besitzt sie nur ein Gleis, und so ist es außer Zweifel, daß sie den bestehenden und sich stets mehrenden Bedürfnissen nicht genügen kann. In der That haben beide Gesellschaften schon Routen vermessen lassen, auf denen sie ihre respective Bahn fortsetzen wollen, so daß wir also in der- selben geographischen Breite zwei Bahnen erhalten würden. Nun treffen aber zwei andere Compagnien ernsthaft Anstalten, im Norden und Süden der gegenwärtigen Bahn Concurrenz-Bahnen nach dem Stillen Meer zu bauen. Die nördliche dieser Bahnen soll vom Obern See nach dem obern Missouri und von da durch die Gebirge nach Puget Sound geleitet werden. Merk- würdiger Weise steht es fest, daß diese so viel nördlichere Bahn viel weniger vom Schnee zu leiden haben wird als die jetzt vollendete mittlere. Die Com- pagnie beabsichtigt, den Bau dieser Bahn im Frühjahr 1870 zu beginnen. Die südliche Bahn soll in der Hauptsache dem 35. Parallel entlang gehen. Bis an die Westgrenze von Kansas ist eine Bahn gebaut, diese soll nack Albuquerque in Neu-Mexico, sodann durch diesen Staat und Arizona nach dem südlichen Californien geleitet werden. Von San Franciscio aus wird schon stark an der kalifornischen Südbahn gearbeitet. Diese südliche Bahn wird gar nicht von Schnee belästigt werden und gleich der nördlichen viel niedrigere Pässe überschreiten als die mittlere. Außer diesen großen Bahnen sind eine ganze Anzahl Zweigbahnen pro- jectirt, um wichtige Minencentra mit den Hauptbahnen zu verbinden. Ich nenne hier nur die Bahn von Cheyenne und Denver City, ferner die nach den Washoe- Minen und ferner die nach den White Pine Minen. Da diese letztern jetzt die allgemeine Aufmerksamkeit erregen, so seien ein paar Worte über sie gesagt. Der District liegt in einer bisher ganz unbekannten und unbewohnten Gegend im südöstlichen Nevada. Dort entdeckte ein Deutscher, Namens Eb'erhardt, im Jahre 1868 eine äußerst reiche Silbermine. Rings um diese Mine sind eine große Anzahl anderer Minen schon entdeckt und stets nimmt ihre Zahl zu. Anfang April 1869 waren 15,000 Menschen dort versammelt. Gegenwärtig werden in San Francisco große Wasserwerke gebaut, welche diesen District mit Trinkwaffer versehen sollen. Dies also ist der gegenwärtige Stand der Eisenbahnen nach dem Stillen Meer. Man fährt jetzt von New - Uork nach San Francisco in sehr bequemen Wagen innerhalb 7 Tage. Welcher Unterschied zwischen den 180 Tagen der frühern Zeit und den 7 Tagen der Gegenwart! Die Bedeutung der Bahn kann gewiß nicht überschätzt werden, aber es wird sich doch Herausstellen, daß die gewöhnliche Annahme ihrer Wirkung nicht ganz richtig ist. Man nimmt allgemein an, die Pacific-Bahnen würden einen großen Güterverkehr zwilchen der Küste des Atlantischen und Stillen Meeres und damit auch zwischen Europa und Asien vermitteln. Dies ist jedoch ein Irrthum. Der Eijenbahn- tarif ist so hoch und muß nothwendigerweise so hoch sein, daß er sogar nicht für die theuersten Frachtgüter, Seide und Thee, in Anwendung kommen kann.

10. Lehrbuch der Erdkunde enthaltend die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde aller fünf Erdtheile - S. 294

1870 - Halle : Schwetschke
204 Der Norddeutsche Bund. der grtechisch-katholüchen Kirche; sie wanderten, in Folge von Glaubensdruck aus Rußland vertrieben, i. I. 1829 dort ein. Masuren ist ein schönes Land, schön durch den Reichthum an Hügelketten, Wäldern und Seen.- Es ist aber bisher sehr stiefmütterlich behandelt worden. Nur drei Chausseen durchschneiden das Land. Sie sind auch erst in den vierziger Jahren angelegt worden, nachdem in Folge der gesteigerten Preise für Landgüter fremde Oeconomen nach jenen Gegenden zogen, wo die „Hinter- wäldler" ihnen verbältnißmäßig sehr günstige Bedingungen stellten. War es doch noch vor wenigen Jahren ein Ereigniß, wenn im Winter die „Grütz- polacken" nach Elbing, Königsberg und den nördlicheren kleinen Städten kamen. Mit diesem Namen bezeichnet man dort noch heute die masurischen Bauern, welche in jener Jahreszeit den Norden aufsuchen, um Buchweizen und Hirse zu verkaufen, welche in den gesegneteren Fluren nicht gebaut werden. Daher ist auch das Land so schwach bevölkert; es leben auf der Quadratmeile nur etwa >200 Menschen. Ueberall findet man mächtige, weit ausgedehnte Wälder, die an vielen Stellen zusammenhängende Flächen von manchen Quadratmeilen bedecken. Der ganze Raum zwischen der großen Seegruppc und der russischen Grenze ist fast ein einziger 15 Meilen langer und 6 Meilen breiter Forst. Die ganze Süd- ostecke bedeckt die „Johannisburger Haide", welche in Preußen allein gegen 76 Quadratmcilen einnimmt. Es sind größtenteils Kiefernwaldungen, an einzelnen Stellen sind sie mit Laubholz gemischt. Man findet Eichen, Birken, Weißbuchen und an einzelnen Punkten auch die Rothbuche. Rehe sieht man oft, Hirsche nicht selten, der Luchs läßt sich selten erblicken, die wilde Katze soll noch in der Johannisburgcr Haide vorkommen. Wölfe werden noch häufig in jedem Jahre geschossen, aber es sind nur Ueberläufer aus Rußland; Birk- hühner und Haselhühner find häufig zu finden, zuweilen auch der Auerhahn. In den sandigen Ebenen an der Südgrenze lebt die große Trappe. Die Masuren werden allenthalben als flinke, gewandte, anstellige Arbeiter anerkannt; aber zu anhaltenden und anstrengenden Arbeiten sind sie nur schwer zu bewegen. Sie haben eine besondere Vorliebe für Geselligkeit. Wenn man in Dörfern Ausbaue findet, so find sie sicher von Deutschen angelegt worden. Bei Hochzeiten, Kindtaufen und ähnlichen Festen sitzen Männer und Frauen im kleinen Raume eingepfercht stundenlang unter beständigem Lachen und Plaudern, während sie oft „wie Bären schwitzen". Je geräuschvoller die Gesellschaft, je beschränkter der Raum, desto behaglicher wird ihnen zu Muth. In den langen Winterabenden versammeln sich die Dorfbewohner abwechselnd in einzelnen Wohnungen. Hier ist die Stube dann so dicht besetzt, daß ein Fremder nicht weiß, wo er Platz nehmen soll. Der Deutsche geräth in Ver- legenheit, der Masure fühlt sich augenblicklich in dem Gedränge heimisch und weiß mit Gewandtheit und froher Laune sein Plätzchen zu finden. Die Stube ist übermäßig geheizt. In dem Kamine brennt ein Helles Feuer, welches von dem Zunächstsitzenden durch Kienspäne unterhalten wird. Die Männer stricken Netze, namentlich in den Fischerdörfern, oder schnitzen und bessern Wirthschasts- geräthe, die Frauen spinnen. Märchen, Sagen und fabelhafte Erzählungen von Jagden und Fischfang, den Lieblingsbeschäftigungen der Masuren, spielen dabei eine Hauptrolle. Aberglaube beherrscht leider die Gemüther aller noch in gar hohem Grade. Die Zigeuner, welche sich in diesem Theile Ostpreußens am häufigsten zeigen, halten dprt überall reichliche Ernten. (Nach dem „Globus".)
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