Dorwort.
Bei Abfassung und Beurtheilung eines Lehrbuchs ist zunächst der
Standpunkt ins Auge zu fassen, von welchem aus die speciellen Zwecke,
Aufgaben und Ziele derjenigen Lehranstalten, für welche es bestimmt ist,
zu übersehen und zu erkennen sind. Diesen Standpilnkt habe ich in meinem
vor einem Jahre in demselben Verlag erschienenen und mit Beifall auf-
genommenen „Lehrbuch der deutschen Sprache, enthaltend eine systematische
Grammatik mit classischen Beispielen und practischen Uebungsaufgaben an
realen Sprachftücken h." genau umschrieben. Ich komme also hier nicht
wieder darauf zurück. Daß ich aber schon nach Jahresfrist eine neue
Schrift, das vorliegende Lehrbuch der Erdkunde, erscheinen lasse,
darf nicht die irrthümliche Meinung erwecken wollen, als ob dieses Buch
in dieser Zeit erst geschassen worden wäre; es ist schon seit mehreren
Jahren in seinen einzelnen Theilen vorhanden gewesen, als Präparationen
für den Unterricht, nach den besten Hilfsmitteln und Lehrbüchern, als
Ergänzungen und Berichtigungen zur geographischen Wissenschaft rc. Zwischen
beiden erwähnten Lehrbüchern besteht nicht nur eine Uebereinstimmung des
Planes, sondern auch der äußern Gliederung, die für den Lernenden nur
nutzbringend und wünschenswerth sein kann.
Die ersten Theile des geographischen Lehrbuchs, die mathematische
und physikalische, oder die allgemeine Geographie, sind hier
nur in ihren Grundlehren behandelt worden, dagegen die politische
Geographie, die auf der Grundlage jener beruht, in größerer Ausführ-
lichkeit, mit Hervorhebung des Kaufmännischen und Volkswirthschaft-
lichen, als z. B. der Ein- und Ausfuhr, Ausfuhrprodukte, Staats-
schulden, Handelsflotte u. s. w., sowie sie der Zweck der realen Bildung
bei angehenden Kaufleuten und Industriellen nöthig macht. Dabei ist
aber das wissenschaftliche Princip des erdkundlichen Unterrichts nicht zurück-
gestellt worden, das die Erde als die Entwickelungsstätte der Menschheit,
den Fortschritt der Cultur als das Werk freier Geiftesthat inmitten des
natürlich Gegebenen, des geschichtlich Gewordenen auffaßt; das Natur und
Gejchichte, Land und Volk, die Gliederungs- und Naturverhältnisse der
Erdoberfläche und den Entwickelungsgang der Menschheit als Warum und
Weil aufzeigt. Das Volks- und Staatsleben ist streng gebunden an die
Gesetze der Natur, an Abstammung, an Boden und Klima, an die welt-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Iv
Vorwort.
geschichtliche Vergangenheit und Gegenwart der Menschheit in der Con-
tinuität ihrer räumlich-zeitlichen Entfaltung als einer organischen Einheit
in des Wortes höchster Bedeutung. So wie der Geschichtsunterricht seinen
Zweck verfehlen würde, wenn er blos in Mittheilungen über Krieg und
Schlachten, Entstehung und Untergang von Reichen, Namen und Zahlen
u. s. w. bestünde und nicht zuni Verständniß der historisch gewordenen
Verhältnisse führte: so auch der geographische Unterricht, wenn er nur
möglichst viele Namen für Berge und Flüsse, Länder und Städte u. s. w.
geben und nicht zu der Erkenntniß führen würde, daß die natürlichen
Dinge nur die Bedingungen des über die Erde verbreiteten Lebens sind,
dessen höchste Thätigkeit sich im Menschen vollzieht.
Um nun aber auch zugleich neben der gemessenen Systematik eine
gewisse Fülle im Detail oder richtiger das Element der Beschreibung und
Schilderung zu geben, sind an geeigneten Stellen im Lehrbuche Bilder
und Skizzen, nach den vorzüglichsten Darstellern, wenn auch nur in
kleinern Rahmen und mäßiger Ausdehnung, eingefügt worden, damit der
Lernende Muster vor sich habe, nach welchen er seine erworbenen geographischen
Kenntnisse in fließender Rede mündlich und schriftlich zur Aufsatzform zu
gestalten vermöge; denn jegliches Verständniß beruht darin, daß man das
Ganze in seinen Theilen, das Allgemeine im Besondern, und umgekehrt,
richtig schaut.
Es bedarf schließlich wohl kaum noch der Erwähnung, daß der
geographische Unterricht, der in seinen Elementen Anschauungsunterricht
ist, ohne Kartenwerke, Abbildungen und Modelle und bildliche Erläute-
rung des Vortrags nicht ertheilt werden darf.
Möge denn auch dieses Lehrmittel eine wohlwollende Aufnahme finden.
Leipzig, im Monat August 1870.
Dr. H. Th. Traut.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Das Japanische Reich.
85
ins Meer fortgespült würden. Die russischen Seeolficiere kennen sie und
kommen dahin, um Kohlen zu laden. Jn Zwari, einem der prächtigsten Häfen
im Japanischen Meere, besuchte der Cónsul Gavar ein reiches Steinkohlen-
bergwerk, dessen Kohlen eine ganz helle Flamme und große Wärme geben; sie
liefern 55 Procent Coks, enthalten 35 Procent Bitumen und flüchtige Be-
standtheile, jedoch 10 Procent Asche. Cin Ingenieur behauptet in einem
Berichte, daß diese Kohlen pollkommen so gut seien wie englische Steinkohlen.
Ich selbst füge hinzu, daß das japanische Kupfer von Alters schon in
Europa den Ruf einer ganz besondern Reinheit hatte. Ferner sah ich bei
meinem verstorbenen Freunde Oberst v. Siebold eine Sammlung von japa-
nesischen Mineralien, welche reiche Erze von den meisten Metallen enthielt.
Derselbe verdienstliche Reisende legte mir ein japanesisches Buch über Bergbau
und Hüttenkunde vor, welches zahlreiche Bilder von bezüglichen Gegenständen
enthielt. Den Text konnte ich freilich nicht lesen, aber nach den Bildern
müssen die Japanesen nicht so ganz unerfahren im Bergbau und in der
Metallurgie sein. Die Bilder erinnerten allerdings an die Zustände der be-
züglichen Fächer, wie sie der alte Agricola in der ersten Hälfte des sechzehnten
Jahrhunderts in Deutschland geschildert hat. Wenn aber erst die europäische
Cultur ganz in Japan eingedrungen sein wird, so ist zu erwarten, daß das
an metallischen und andern nützlichen Mineralien so reiche Land, ein ergiebiges
bergbauliches Gebiet werden muß, besonders da die Japanesen bei ihrem großen
Drange nach Wissen und Können keine lange Zeit erfordern werden, um die
ihnen von auswärts zufließenden Kenntnisse und Erfahrungen sich anzueignen.
Eine genaue geognostische Untersuchung von Japan und seinen Eilanden würde
gewiß eine belangvolle Bereicherung der Geologie bilden: die Wissenschaft
kennt davon kaum mehr als einige unbedeutende Notizen.
(Nach dem „Ausland".)
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Siebold Agricola
Extrahierte Ortsnamen: Japanische_Reich Japanischen_Meere Europa Japanesen Deutschland Japan Japan
Die Österreichisch « Ungarische Monarchie.
227
und Freundlose ward vor den Richter zur Strafe gezogen. Auch war dib
Sittenverderbniß sehr groß: es gab zahlreiche gewerbsmäßige Giftmischerinnen,
welche namentlich Frauen von ihren Männern befreiten, wenn sie derselben
satt waren. Der Adel maßte sich mehr Vorrechte vor dem Bürgerstand an
als in andern deutschen Städten. Der gemeine Mann war dem Schmausen
sehr ergeben, er verschwendete am Feieitäge den Verdienst der ganzen Woche.
Daher war der Pöbel sehr unreinlich und übel gekleidet.
Am meisten, heißt es in einer Beschreibung Wiens (von Keißler) aus
dem Nötigen Jährhuüdeü, wird zu Wien iw Essest und Trinkest excedirt,
welches sowohl vöst Hohen als Niedrigen, als auch von (Kdistlichen uüd Welt-
lichen geschieht, ünd ibeiß man den größten Theil des Tages nicht beffet und
vergnügter als bei Tische üstd beim Glase Wein zuzubringen. Keißler führt
eine damals Ümlausendè Schilderüstg Wiens in Knittelversen an, in der es
„etn Mischmasch älter Nationen " genannt wird; dort gibt es (unter anderst)
„ viel Spanier, Wätsche uttd Fränzosen, der letztem diel in deutschen Hosen;
viel Stützer ünd geborgte Kleider, viel Sastfer, Spieler, Beumschneider,
Làien, Pageü, Pferde, Wagest, vik Reiten, Fähren, liehen, Tragen,
viet Dringen, Stößen, Zerren, Ziehn: dies ist das Quodlibet von Wiest."
Die Häuft'r hattest außer den Nummern Meistens besondere Zechen, nach
denen sie benannt wurdest, als: beim göldnest Auge Gottes (in welchem flñd-
zart's Constästz'e als Braut wöhstte), beim Esel ist der Wiege, beim Küß'
den Pfennig, bei der unbefleckten Empfängniß, beim bläuen Mondschein rc.
Jedes gtößere Haus hatte seinen Hausmeister, dessen Fustctionest dieselben
wärest, Mìe gegenwärtig. In jedem bürgerlichen Hause der Stàdi gehörte
(wie es scheint, seit 1619) däs dtitte Geschoß dem Kaiser, dèt darist ge-
wöhnlich Personen böm Hof oder kaiserlichen Räthest freie Wohnung, 'ein
sogenanntes Hö'fgüärtier, gab, das der Wirth äuf seine Kosten öhstö Estt-
schädigustg in bäülichem Stand erhaltest müßte. Im Iaht 1781 wurdb diese
Läst durch eine Geldabgabe abgelöst, die jährlich 300,000 fl. ädwars.
Das Wohlleben der Wienet wär ist gànz Deutschkästd bekanstt ünd htel
bespöttelt: „Mich umwohnt — sagt die Donau in Schiller's Xenien — mit
glänzendem Aug' das Polt der Phäatest, immer ist's Sonntag, es dreht
immer am Herd sich der Spieß." Diè Wiener selbst waren stolz darauf, und
sahen auf Preußen „das Hungerland" mit tiefster Verachtung herab. Lüst-
baikeiten ünd Zerstreuungen, wobei reichlich gegeffèst und getrstnkest wurde,
bot Wien sehr viele. Der Mittelpunkt der Volkslustbarkeiten war schon da-
mals der Prater (entstellt äüs Pradb, dèm àmen dès Parks von Madrid);
beliebt waren Feuerwerke, „die Hatz" (Thierhetze), außerdem das Kasperl-
theater in der Leopold (Juden-) stadi und die Kreuzerkomödien. Zu den
Orten der Volkslustbarkeiten gehörte auch einer, an dessen Namen sich jetzt
düstere Erinnerungen knüpfen, die Brigittenau, wo am Tage der heiligen
Brigitta in einer Waldcapelle Gottesdienst gehalten, dann aber getanzt und
geschmaust wurde.
Die elegante Welt füllte die Promenaden und Kaffeehäuser. Im Winter
wechselten Schauspiel, Concerte, Maskenbälle und Casinos; in keiner Haupt-
stadt Europ's wurde so viel und so hoch gespielt wie in Wien. Dem Wohl-
leben, der Ueppigkeit und den Ausschweifungen glaubte man es hauptsächlich
zuschreiben zu müssen, daß in Wien eine größere Sterblichkeit herrschte als
in irgend einer andern großen Stadt.
Daß die Wiener jener Zeit ihre Stadt in jeder Beziehung für die erste
15 *
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde]]
TM Hauptwörter (200): [T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Wirth Leopold_( Leopold Brigitta
Extrahierte Ortsnamen: Wiens Wien Wiens Gottes Donau Wien Madrid Wien Wien
200
Die drei südlichen Halbinseln.
lichen spanischen Mantel, ohne Aermel mit einem großen überfallenden Kragen
auf den Schultern; er ist beinahe ausnahmslos braun.
Die Frauen tragen im Winter Kleider von braunem oder dunkelblauem
Wollenstoff, zu dem sie die Wolle meist selbst spinnen, weben und färben;
der braune Stoff heißt Bayeta, der blaue Sayeta. Ersterer ist derselbe,
aus dem die Jacken, Beinkleinder und Mäntel der Männer gemacht sind. Die
Festkleidung ist verschieden und im höchsten Grade malerisch und kleidsam. * Die
Männer tragen alsdann sehr reich gestickte Jacken, Beinkleider und Weste, die
dicht mit silbernen Knöpfen und Nesteln besetzt sind, an den Unterschenkeln
über den feinen weißen Strümpfen die Botas, d. h. Gamaschen aus hell-
braunem reich benähtem und mit vielen Troddeln verziertem Leder, dazu hell-
braune Schuhe. Die Faja ist dann, wenn nicht ganz von Seide, wenigstens
mit Seide gestickt; in ihr werden verschiedene Kleinigkeiten, darunter stets die
Navaja, aufbewahrt. Diese ist das in ganz Andalusien übliche Messer, mit
langer, etwas gekrümmter Klinge und eben solchem Heft, in welches erstere
sich einlegt. Trotz des Verbots, die Navaja zu tragen, wird man selten
einen Andalusier ohne solche finden. Ein Hauptluxusartikel ist bet festlichen
Gelegenheiten die weiße Wäsche. Das Hemd ist auf der Brust, wenn nicht
fein gestickt, so in kunstvolle Falten geplättet, eben so wie sein Kragen steif
gestärkt, letzterer wird stehend getragen und belästigt oft die Ohren seiner
Träger nicht wenig. Die Zaraguölles werden ebenfalls äußerst mühsam in
Hunderte von Falten gelegt und geplättet. Um den Hals binden bei solch
festlichen Gelegenheiten die ländlichen Stutzer auch wohl ein seidenes Tuch,
das vorn durch einen Ring zusammengehalten wird.
Die Frauen tragen dann auch einen kurzen Rock, der Saya oder
Zagalejo heißt und nur bis an die Knöchel reicht, dazu ein Jäckchen oder
Spenser, die Mantille aus Seide und um den Hals Ketten aus echten oder
Glasperlen.
Der Charakter der Andalusier ist im allgemeinen gutmüthiger Art, doch
haben sie, wie fast alle Spanier, sehr heißes Blut. In ihren Reden lieben
sie gar sehr die Wortspiele und beißenden Redensarten, eben so den Scherz
und oft schlichtet ein passendes Witzwort den schon begonnenen Streit. Sie
lieben über alles alle Festlichkeiten und Vergnügungen, sind aber auf der
andern Seite auch wieder ungemein arbeitsam und genügsam bis zu einem
kaum glaublichen Grade.
Die Wohnungen der Andalusier sind verschieden, je nachdem sie sich in
Städten, oder auf den Dörfern befinden.
Die Städte haben meist enge Straßen, die Häuser mehrere Stockwerke,
platte Dächer und statt der Fenster Balcons nach der Straße; die Parterre-
fenster sind stets mit Eisen- oder wenigstens Holzgittern versehen. Die Bau-
art der städtischen Häuser ist noch die von den Mauren überkommene; nämlich
jedes Haus hat im Innern einen Hof, umgeben von Galerien, auf welche
die Thüren der Zimmer münden. Der Hof ist meist gepflastert oder mit
Marmorplatten belegt, mit Blumen in Vasen und Kasten geschmückt, oft mit
einem Brunnen oder einer Fontäne versehen und dient in den heißen Sommer-
monaten als Wohnung, indem er mit einem Zeltdach überspannt und durch
Aufstellung von Stühlen zum Wohnzimmer umgeschaffen wird. Die platten
Dächer dienen Abends als Versammlungsort und Spaziergang „paia lomar
el fresco,“ um die Kühle zu genießen.
Aus den Dörfern sind die Hauser meist einstöckig, ebenfalls mit plattem
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast]]
am
Lehrbuch
der
Erdkunde.
enthaltend
die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen
Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde
aller fünf Erdtheile,
nebst
eingestreuten Iildern und Zlchzen.
Für
höhere 8chulen, insbesondere àmtdungsanstatten,
von
Dr. H. Th. Trant,
Lehrer an der Kaufmännischen Fortbildungsschule in Leipzig.
— —
G. Schwetschke'scher Verlag.
1870.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
Gebiet des Zambezi.
107
war der Wahlspruch einer großen Anzahl, welche unter Führung des geächte-
ten Andries Pretorius aufs geradewohl in die Wildniß nach Norden
zogen und dort die Begründer der Trans-Vaal-Republik wurden.
(Nach dem „Globus".)
§. 80. Gebiet des Zambezi (Jnnerasrika).
1. Das Innere Südasrika's ist ein Hochland, das sich zur innern
Centralsenke abdacht. Die tiefste Einsenkung ist im Gebiet des
Ngamisees, den der berühmte Asrikareisende Livingftone 1849 er-
reichte. Derselbe entdeckte auch den obern Laus des Zambezi und den
großen linken Zufluß desselben, den Sh a ri. Der größte See ist der
Nyanza oder Ukerewe, aus welchem nach Speke's Vermuthung der
Weiße Nil fließen soll (vergi. §. 72, 2).
2. Die Bevölkerung gehört meistenthetls den Betschuanen an,
den Kaffern ähnlich, aber nicht so geistig regsam.
3. Das Land besteht aus verschiedenen Staaten, welche die Namen
der jedesmaligen Regenten tragen. Gegenwärtig sind die wichtigsten
Reiche: das Reich Mosilikatse's, das Reich der Matebele, Ka-
sembe's Reich, das Reich Muropue.
Karl Mtauch's dritte Reise im Innern von Afrika.
Am 8. Mai 1868 hatte Karl Mauch die dritte größere Reise in
Jnnerasrika angetreten und dieselbe am 18. October desselben Jahres beendet.
Er war von Potchefstrom aufgebrochen, hatte sich zuerst in nordöstlicher
Richtung nach Pretoria und Nilstrom gewandt, war von hier südlich bis
Pretoria zurückgekehrt und hatte von da am 2. Juni seinen Weg östlich bis
Botsabelo und Lydenburg verfolgt, wo er Ende Juni eingetroffen war.
Von hier aus schrieb er am 1. Juli 1868: Der schwierigste Theil der
diesjährigen Reise ist hinter mir: die anhaltenden Hochflächen ohne Wild,
ohne Holz, um sich jenes als Kost zu bereiten oder durch dieses sich bei der
nächtlichen Kälte am flackernden Feuer zu wärmen, ohne zur Rast einladende
Bäume, die ganze Gegend mit schwarzem Trauerflor bedeckt, von wenigen,
dem Fußreisenden abholten Bauern bewohnt, genöthigt, mit dem Nothwen-
digsten zur Reise sich selbst zu beladen.
Diese Hochflächen liegen zwischen 7000 und 8000 Fuß über dem Ni-
veau des Meeres, haben mit denen des südlichen Freistaates alles gemein und
sind das Quellgebiet fast aller großen südafrikanischen Flüsse. Die ausge-
breiteten verschiedenartigen weichen ^ Thonschiefer, überragt von weißlichen
Sandsteinen, sind auch hier nach Osten zu von mächtigen basaltischen Ge-
steinen mit säulenförmiger Absonderung überdeckt, deren Trümmer sich in den
Thälern angehäuft und den Lauf der Flüsse zu verschiedenen malen gehemmt
und verändert haben müssen.
_ Von Pretoria aus nach Osten leicht ansteigend finden wir im obern
Gebiet des Olifant-Flusses als die höchst liegenden Schichten rothe, mittel-
körnige Sandsteine in horizontalen Bänken, und häufig finden sich auch Was-
sertümpfel, Pfannen genannt, oftmals Stunden im Umfange, die wohl unter
sich im Zusammenhange stehen dürsten.
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
Extrahierte Personennamen: Karl_Mtauch's Karl Karl_Mauch Karl Potchefstrom
76
Oft- und Jnnerasien.
Jang-tse-kiang ist das Land vielfach von Kanälen durchschnitten, der
merkwürdigste und größte ist der Kaiserkanal, 300 Meilen lang, durch-
schneidet eine Menge Seen und ist stets von vielen Fahrzeugen bedeckt.
Ein anderes Riesenwerk ist die schon 2000 Jahre alte Große Mauer,
300 Meilen lang und 20 Fuß hoch, führt über Berge und Thäler und
ist mit Thürmen versehen; jetzt in Verfall.
Anmerk. Der Hoang-Ho hat seine Mündung verändert, sie liegt jetzt ca.
100 deutsche Meilen nvrdl. von der früheren.
2. China hat überstarke Bevölkerung, namentlich in der Mündungs-
gegend der Zwillingsströme; deshalb wohnen viele ans dem Wasser, starke
Auswanderungen (stach den Sundainseln, nach Ainerika re.) finden statt,
aber überall sieht man die Chinesen als fleißige und höfliche Leute gern.
3. Das eigentliche China wird in 18 Provinzen eingetheilt. Haupt-
stadt und Residenz ist Peking, 1,648,000 Einw., in der Nähe der Großen
Mauer und des Gelben Meeres in einer fruchtbaren Ebene gelegen, mit
vielen Tempeln, Palästen, Theatern, Bädern, Fabriken, Bnchdrnckereien,
Universität, prächtigen Läden je. Die Stadt hat 6 Meilen im Umfange
und 12 Vorstädte, jede 1 Stunde lang; sie besteht ans zwei Städten:
der Mandschu- und Chinesenstadt. Straßen lang und breit (bis zu 200'),
aber ungepflastert. Die Häuser meist einstöckig, von Holz, mit gelbge-
färbten Ziegeln, mit großen Höfen und Gärten. Der kaiserliche Palast
umschließt eine Menge Paläste, Tempel und Gärten, mit Seen und Teichen,
Manlbeerpflanzungen und herrlichen Anlagen. Der Drache ist das Staats-
wappen. Das Gedränge in den Straßen Pekings ist ganz erstaunlich,
dabei aber musterhafte Ordnung, wenngleich in Peking die elendesten und
scheußlichsten Bettler von der Welt vorkommen. Nanking, 500,000
Einw., am Blauen Fluß, zweite Stadt des Reichs, mit wichtigen Seiden -
und Banmwvllenfabriken (Nanking), berühmten Schulen und Bibliotheken.
Schanghai, 305,000 Einw., Haupthandelsplatz für den inländischen Ver-
kehr, der Hafen den Europäern geöffnet. Ningpo, 400,000 Einw., nahe
am Meere, Handel. Kanton, 1,236,000 Einw., am Si-kiang, viele
(80,000) auf Flößen und Kähnen wohnend, wichtigste Handelsstadt und
auch jetzt noch der Mittelpunkt deö europäisch- und amerikanisch-chinesischen
Handels. Macao, 35,000 Einw., Sitz eines portugiesischen Gouverneurs
und eines Bischofs, auf europäische Art gebaut. Missionsanstalt.
Englisch ist die Insel Hong-kong mit der Stadt Victoria,
46,000 Einw. Die Insel hat manche Äehnlichkeit mit Helgoland und
einen vortrefflichen Hafen.
Die Chinesen.
Es ist allgemein bekannt, daß die Sitten der Chinesen in vielen Stücken
wesentlich von den unsrigen abweichen, ja oft in den strengsten Gegensatz zu
denselben treten. Daß dies nicht etwa nur in früheren Zeiten so war, sondern
auch gegenwärtig in voller Stärke besteht, beweisen folgende Vorkommnisse,
die aus Ningpo an die „Notes and Queries on China and Japan“ (Hong-
kong , April 1869) berichtet werden.
In China — so wird da erzählt — haben die Eltern Macht über
Leben und Tod ihrer Kinder. Die Eltern verloben ihre Kinder schon oft in
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Ningpo
Extrahierte Ortsnamen: China Ainerika China Peking Pekings Peking Nanking Nanking Schanghai Macao Victoria Helgoland China Japan“ China
162
Die Vereinigten Staaten.
ist schon am 10. Mai die Vereinigung beim Großen Salzsee erfolgt und da-
mit der erste Theil des großen Eisenbahnunternehmcns vollendet, — der erste
Theil, mehr nicht.
Diese Bahn hat sehr bedeutende Steigungen; von ihren 1657 Meilen
sind 1100 Meilen über 4000 Fuß hoch und mehr als 500 Meilen sind
7500 Fuß über dem Meere. In der Breite, die sie durchschneidet, ist der
Schncefall sehr groß, oft 20 Fuß tief. Im März 1869 war die Bahn
10 Tage durch Schnee versperrt, trotz der großartigen Schncedächer zu ihrem
Schutz. Außerdem besitzt sie nur ein Gleis, und so ist es außer Zweifel,
daß sie den bestehenden und sich stets mehrenden Bedürfnissen nicht genügen
kann. In der That haben beide Gesellschaften schon Routen vermessen lassen,
auf denen sie ihre respective Bahn fortsetzen wollen, so daß wir also in der-
selben geographischen Breite zwei Bahnen erhalten würden. Nun treffen aber
zwei andere Compagnien ernsthaft Anstalten, im Norden und Süden der
gegenwärtigen Bahn Concurrenz-Bahnen nach dem Stillen Meer zu bauen.
Die nördliche dieser Bahnen soll vom Obern See nach dem obern Missouri
und von da durch die Gebirge nach Puget Sound geleitet werden. Merk-
würdiger Weise steht es fest, daß diese so viel nördlichere Bahn viel weniger
vom Schnee zu leiden haben wird als die jetzt vollendete mittlere. Die Com-
pagnie beabsichtigt, den Bau dieser Bahn im Frühjahr 1870 zu beginnen.
Die südliche Bahn soll in der Hauptsache dem 35. Parallel entlang gehen.
Bis an die Westgrenze von Kansas ist eine Bahn gebaut, diese soll nack
Albuquerque in Neu-Mexico, sodann durch diesen Staat und Arizona nach
dem südlichen Californien geleitet werden. Von San Franciscio aus wird
schon stark an der kalifornischen Südbahn gearbeitet. Diese südliche Bahn
wird gar nicht von Schnee belästigt werden und gleich der nördlichen viel
niedrigere Pässe überschreiten als die mittlere.
Außer diesen großen Bahnen sind eine ganze Anzahl Zweigbahnen pro-
jectirt, um wichtige Minencentra mit den Hauptbahnen zu verbinden. Ich
nenne hier nur die Bahn von Cheyenne und Denver City, ferner die nach
den Washoe- Minen und ferner die nach den White Pine Minen. Da diese
letztern jetzt die allgemeine Aufmerksamkeit erregen, so seien ein paar Worte
über sie gesagt. Der District liegt in einer bisher ganz unbekannten und
unbewohnten Gegend im südöstlichen Nevada. Dort entdeckte ein Deutscher,
Namens Eb'erhardt, im Jahre 1868 eine äußerst reiche Silbermine. Rings
um diese Mine sind eine große Anzahl anderer Minen schon entdeckt und stets
nimmt ihre Zahl zu. Anfang April 1869 waren 15,000 Menschen dort
versammelt. Gegenwärtig werden in San Francisco große Wasserwerke gebaut,
welche diesen District mit Trinkwaffer versehen sollen.
Dies also ist der gegenwärtige Stand der Eisenbahnen nach dem Stillen
Meer. Man fährt jetzt von New - Uork nach San Francisco in sehr bequemen
Wagen innerhalb 7 Tage. Welcher Unterschied zwischen den 180 Tagen der
frühern Zeit und den 7 Tagen der Gegenwart! Die Bedeutung der Bahn
kann gewiß nicht überschätzt werden, aber es wird sich doch Herausstellen, daß
die gewöhnliche Annahme ihrer Wirkung nicht ganz richtig ist. Man nimmt
allgemein an, die Pacific-Bahnen würden einen großen Güterverkehr zwilchen
der Küste des Atlantischen und Stillen Meeres und damit auch zwischen
Europa und Asien vermitteln. Dies ist jedoch ein Irrthum. Der Eijenbahn-
tarif ist so hoch und muß nothwendigerweise so hoch sein, daß er sogar nicht
für die theuersten Frachtgüter, Seide und Thee, in Anwendung kommen kann.
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Extrahierte Ortsnamen: Obern_See Albuquerque Neu-Mexico Arizona Californien Denver Nevada San_Francisco San_Francisco Europa Asien
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Der Norddeutsche Bund.
der grtechisch-katholüchen Kirche; sie wanderten, in Folge von Glaubensdruck
aus Rußland vertrieben, i. I. 1829 dort ein.
Masuren ist ein schönes Land, schön durch den Reichthum an Hügelketten,
Wäldern und Seen.- Es ist aber bisher sehr stiefmütterlich behandelt worden.
Nur drei Chausseen durchschneiden das Land. Sie sind auch erst in den
vierziger Jahren angelegt worden, nachdem in Folge der gesteigerten Preise
für Landgüter fremde Oeconomen nach jenen Gegenden zogen, wo die „Hinter-
wäldler" ihnen verbältnißmäßig sehr günstige Bedingungen stellten. War es
doch noch vor wenigen Jahren ein Ereigniß, wenn im Winter die „Grütz-
polacken" nach Elbing, Königsberg und den nördlicheren kleinen Städten
kamen. Mit diesem Namen bezeichnet man dort noch heute die masurischen
Bauern, welche in jener Jahreszeit den Norden aufsuchen, um Buchweizen
und Hirse zu verkaufen, welche in den gesegneteren Fluren nicht gebaut werden.
Daher ist auch das Land so schwach bevölkert; es leben auf der Quadratmeile
nur etwa >200 Menschen.
Ueberall findet man mächtige, weit ausgedehnte Wälder, die an vielen
Stellen zusammenhängende Flächen von manchen Quadratmeilen bedecken. Der
ganze Raum zwischen der großen Seegruppc und der russischen Grenze ist fast
ein einziger 15 Meilen langer und 6 Meilen breiter Forst. Die ganze Süd-
ostecke bedeckt die „Johannisburger Haide", welche in Preußen allein gegen
76 Quadratmcilen einnimmt. Es sind größtenteils Kiefernwaldungen, an
einzelnen Stellen sind sie mit Laubholz gemischt. Man findet Eichen, Birken,
Weißbuchen und an einzelnen Punkten auch die Rothbuche. Rehe sieht man
oft, Hirsche nicht selten, der Luchs läßt sich selten erblicken, die wilde Katze
soll noch in der Johannisburgcr Haide vorkommen. Wölfe werden noch häufig
in jedem Jahre geschossen, aber es sind nur Ueberläufer aus Rußland; Birk-
hühner und Haselhühner find häufig zu finden, zuweilen auch der Auerhahn.
In den sandigen Ebenen an der Südgrenze lebt die große Trappe.
Die Masuren werden allenthalben als flinke, gewandte, anstellige Arbeiter
anerkannt; aber zu anhaltenden und anstrengenden Arbeiten sind sie nur schwer
zu bewegen. Sie haben eine besondere Vorliebe für Geselligkeit. Wenn man
in Dörfern Ausbaue findet, so find sie sicher von Deutschen angelegt worden.
Bei Hochzeiten, Kindtaufen und ähnlichen Festen sitzen Männer und Frauen
im kleinen Raume eingepfercht stundenlang unter beständigem Lachen und
Plaudern, während sie oft „wie Bären schwitzen". Je geräuschvoller die
Gesellschaft, je beschränkter der Raum, desto behaglicher wird ihnen zu Muth.
In den langen Winterabenden versammeln sich die Dorfbewohner abwechselnd
in einzelnen Wohnungen. Hier ist die Stube dann so dicht besetzt, daß ein
Fremder nicht weiß, wo er Platz nehmen soll. Der Deutsche geräth in Ver-
legenheit, der Masure fühlt sich augenblicklich in dem Gedränge heimisch und
weiß mit Gewandtheit und froher Laune sein Plätzchen zu finden. Die Stube
ist übermäßig geheizt. In dem Kamine brennt ein Helles Feuer, welches von
dem Zunächstsitzenden durch Kienspäne unterhalten wird. Die Männer stricken
Netze, namentlich in den Fischerdörfern, oder schnitzen und bessern Wirthschasts-
geräthe, die Frauen spinnen. Märchen, Sagen und fabelhafte Erzählungen
von Jagden und Fischfang, den Lieblingsbeschäftigungen der Masuren, spielen
dabei eine Hauptrolle. Aberglaube beherrscht leider die Gemüther aller noch
in gar hohem Grade. Die Zigeuner, welche sich in diesem Theile Ostpreußens
am häufigsten zeigen, halten dprt überall reichliche Ernten.
(Nach dem „Globus".)
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