Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 23

1861 - Stuttgart : Hallberger
23 27. Nie Neue. Parabel. Ein Landmann hatte mit eigenen Händen eine Reihe edler Obst- bäumchen gezogen. Zu seiner großen Freude trugen sie die ersten Früchte, und er war begierig zu sehen, von welcher Art sie seyn möchten. Da kam der Sohn des Nachbars, ein böser Bube, in den Garten und lockte den Sohn des Landmanns, also, daß sie hin- giengcn und die Bäumchen allesammt ihrer Früchte beraubten, ehe denn sie völlig gereift waren. Als nun der Herr des Gartens herzutrat und die kahlen Bäum- chen erblickte, da ward er sehr bekümmert und ries: „Ach, warum hat man mir das gethan? — Böse Buben haben mir meine Freude verdorben!" Diese Worte giengen dem Söhnlein des Landmannes sehr zu Herzen, und er lief zu dem Sohne des Nachbars und sprach: „Ach, mein Vater ist bekümmert um die That, welche wir verübt haben. Nun hab' ich keine Ruhe mehr in meinem Gemüthe. . Mein Vater wird mich nicht mehr lieben, sondern mit Verachtung strafen, wie ich verdient habe." Da antwortete Jener: „Du Thor! dein Vater weiß es ja nicht und wird es niemals erfahren. Du mußt es ihm sorgfältig ver- hehlen und auf deiner Hut seyn." Als aber Gotthold — denn so hieß der Knabe — nach Hause kam und das freundliche Antlitz seines Vaters sah, da vermochte er nicht, wieder freundlich zu ihm hinaus zu sehen. Denn er dachte: „Wie sollte ich ihn fröhlich ansehen können, den ich betrübt habe? Kann ich doch mich selber nicht anblicken. Es liegt mir wie ein dunkler Schatten in meinem Herzen." — Jetzt trat der Vater hinzu und reichte jeglichem seiner Kinder von den Früchten des Herbstes und Gotthold desgleichen. Da hüpf- ten die Kinder herbei und freuten sich sehr, und aßen. Gotthold aber verbarg sein Angesicht und weinte bitterlich. Da hub der Vater an und sprach: „Mein Kind, was weinest du?" und Gotthold antwortete: „Ach, ich bin nicht werth, daß ich dein Sohn heiße. Ich kann es nicht länger tragen, daß ich vor dir ein Anderer erscheine, als ich bin und mich selbst erkenne. Lieber Vater, thue mir ferner nicht mehr Gutes, sondern strafe mich, da- mit ich wieder zu dir kommen darf und aufhöre, mein eigener Quäler zu seyn. Laß mich nur hart büßen für mein Vergehen, denn siehe, ich habe die jungen Bäumchen beraubt." Da reichte ihm der Vater die Hand, drückte ihn an sein Herz

2. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 41

1861 - Stuttgart : Hallberger
41 Felder und Wiesen schmücken sich mit neuem Grün, das dem Auge so wohl thut, und die Blumen, die zartesten Kinder des Lenzes, die holdesten Frühlingsboten, öffnen ihre Kelche und erfüllen die Luft mit ihrem süßen Dufte. Auch in den Wäldern beginnt es sich zu regen! Die Knospen der Bäume schwellen aus und in wenigen Tagen sind sie wieder mit ihren grünen Festkleidern geschmückt. Die Natur feiert ihr Auferstehungssest, das die nun wieder zurückgekehr- ten Sänger mit ihren fröhlichen Liedern verherrlichen. Der Land- mann Pflügt seinen Acker; d.er Hirt treibt seine Heerde aus, und überall, wohin wir blicken, sehen wir Spuren erneuter Thätigkeit. Niemand weilt gerne länger im Zimmer, in das uns der Winter so lange gebannt hielt; Alles eilt hinaus, um die erquickende Früh- lingsluft einzuathmen, welche die Brust erfüllt mit neuem Lebens- muth und dem Herzen neue, schöne Hoffnungen zuführt. Man möchte laut aufjauchzen vor Lust und Wonne und einstimmen mit den fröhlichen Sängern des Waldes in die Iubellieder, die sie dem Schöpfer singen. Wie schön und herrlich, o mein Gott, ist die Erde, das Werk deiner Hände, und wie gut mußt du seyn,, du liebevoller Vater, der du all dieses uns, deinen Kindern zu lieb, so schön gemacht hast! 47. Der Sommer. Eine Vergleichung. Gleicht der Frühling dem lieblichen Kinde, das hoffnungsvoll aufblüht und heranwächst, so gleicht dagegen der Sommer dem Jüngling in der Blüthe seiner Jahre, wie er dasteht in seiner Kraft und Schönheit und die besten Früchte hoffen läßt. Der Som- mer zeigt uns die Natur in ihrer vollen Entwicklung. Die Wiesen sind mit saftigem Futter, die Felder mit üppigem Getreide bedeckt und die Aeste der Obstbäume neigen sich unter der Last ihrer Früchte. Welche reichliche Erndte haben wir zu hoffen, wenn unsere gesegneten Fluren verschont bleiben von Hagel, Nässe und Dürre! So auch der Jüngling, wenn sein Herz unberührt bleibt vom Gifthauch der Sünde. Immer höher steigt die Hitze des Sommers! In dem heißen Strahle der Sonne reift das Getreide, die saftige Frucht des Bau- mes und die Traube des Weinstocks; so reift auch unter den Be- schwerden des Lebens der Charakter und der sittliche Werth des Menschen. Endlich hat die Natur den höchsten Punkt ihrer Thätigkeit er- reicht. Die Getreidefelder reifen der Erndte entgegen und die Aehren neigen sich unter der Last der schweren Körner, gleichwie der be- scheidene Jüngling, wenn man von seinen Verdiensten spricht. Der * *

3. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 208

1861 - Stuttgart : Hallberger
208 sehr große Augen, dir beinahe den ganzen Kopf einnehmen, kurze Flügel, einen kürzeren und feineren Rüssel und gar keinen Stachel. Von Ansehen sind sie viel rauher, als die andern, auch dicker, dabei auch sehr träge. Sie fliegen selten aus; nur bei heißem Wetter zur Mittagsstunde entfernen sie sich zuweilen eine kurze Zeit. Ihre vornehmste Bestimmung ist, für die Forterhaltung des Schwarmes zu sorgen. Endlich sieht man auch noch in einem Stocke eine Menge kleinerer Bienen, wovon eine halb so schwer ist, als eine Drohne, aber verhältnißmäßig längere Flügel und einen Stachel hat. Man nennt sie Werk- oder Arbeitsbienen, weil sie allein alle Arbeit ver- richten. Sie bauen die Zellen, machen Honig und Wachs, reinigen die Wohnung und schaffen allen Unrath, todte Bienen, Würmer und andere faulende Sachen hinaus. Ist ihnen ein Körper zu schwer, so überziehen sie ihn mit Wachs, damit er durch seine Verwesung die Luft nicht verunreinige. Ihres eigenen Kothes entledigen sie sich außerhalb des Stockes. Andere halten an dem Flugloche Wache, um gemeinschaftliche Feinde abzuhalten; wieder andere füttern die Jungen u. s. w. Zu einem vollkommenen Schwarme gehören nun ungefähr zwanzigtansend Arbeitsbienen, anderthalbtausend Drohnen und eine Königin^ Wenn diese beisammen sind, so fangen sie an, sich in irgend einer bequemen Höhle — die zahmen in den für sie bestimmten Stöcken oder Körben '—• eine zweckmäßige Wohnung an- zulegen, und zwar übernehmen, wie schon gesagt, blos die Arbeits- bienen dies Geschäft. Die aus Wachs gefertigten Zellen bewohnen nicht die Bienen, sondern sie ksaben eine doppelte Bestimmung; einige dienen zur Aufbewahrung des Honigs, "andere zu Nestern für die junge Brut. Auf einen Stock, welcher 50,000 Zellen enthält, rechnet man 30,000 für den Honig, die übrigen sind für die Brut bestimmt. 14. Der Seidenspinner. Ihr habt doch gewiß schon von dem Seidenwurme gehört, von dem unsre Seide kommt? Nun, das ist eben die Raupe, aus wel- cher der Seidenspinner, eines der nützlichsten Infekten, entsteht. Glaubt ja nicht, daß der Seidenspinner schön aussieht. Er ist ein Nachtvogel, ungefähr einen Zoll lang und mit ausgespannten Flügeln 2 Zoll breit. Er hat gelblichweiße Flügel mit 3 blaß- braunen Streifen und kammartige Fühlhörner. Das Weibchen legt in einigen Tagen 300—500 Eier, die so groß sind wie Hirsekörner. Durch eine Wärme von 18—20 Graden werden diese Eier in 6—8 Tagen ausgebrütet. Die kleinen Räupchen, die erst weiß sind, dann braun werden und zuletzt einen schwarzen Kopf bekommen, wachsen schnell. Sie sind sehr gefräßig, wie alle andere Raupen, rühren aber Nichts an, als die Blätter des weißen Maulbeerbaums,

4. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 212

1861 - Stuttgart : Hallberger
212 16. Die Schnecken. Von den Schnecken, die zu der Klasse der Würmer gehören, sind euch ohne Zweifel mehrere Gattungen bekannt. Ihr habt in den Gärten eurer Eltern ganz kleine Schneckchen gesehen, die manch- mal am Salat und an andern Pflanzen sitzen, dann wieder große nackte, schwarze und braune, die an Wegen, in Hecken und in Wäl- dern herumkriechen, und dann kleine und große Schnecken, die in Schalen oder Gehäusen stecken, welche sie immer mit sich herum tragm und in die sie sich ganz zurück ziehen können. Die letztere Art nennt man Weinbergsschnecken. Sie werden besonders in Süddeutschland gern gegessen, zu welchem Zwecke man sie den Som- mer hindurch sammelt und in sogenannten Schnecken gärten ver- wahrt. Es sind dies Behälter, die einem Frühbeete gleichen und worin man die Schnecken so lange mit Kohl- und andern Blättern füttert, bis sie sich im Herbste verkriechen und ihre Häuser schließen, worauf man sie in Fässer packt und versendet. Es ist bemerkenswert!), auf welche Weise dieses nnbehilfliche Thier sein Haus vergrößert, wenn es ihm zu klein geworden ist. Es bestreicht nämlich den Rand oder die Oefsnung desselben mit einem klebrigen Schleim, den es ausschwitzt und der nach und nach hart wird. Man kann diese neuangesetzten Ringe schon der Farbe nach von dem alten Hause deutlich unterscheiden. Aus gleiche Weise hilft es sich auch, wenn sein Gehäuse etwa durch einen Fall, einen Druck oder Schlag ein Loch bekommen hat; in wenigen Tagen ist es wieder zugewachsen. Auch in den Flüssen und Meeren giebt es Schnecken, die theils in einschaligen, gewundenen Gehäusen stecken, theils aber auch in zwei- und mehrtheiligen Schalen wohnen und Muscheln genannt werden. Zu diesen gehören die Perlmutter- und Perlenmuschel, so wie die Austern, die von vielen reichen Leuten als seinschmeckende Leckerei verspeist werden. Mehrere andere Seeschnecken und Muscheln sind ebenfalls eßbar; viele haben aber auch so schön geformte und buntgefärbte, porzellanartige Schalen, daß das Stück von manchem Sammler solcher Seltenheiten mit mehreren Thalern bezahlt wird. # 17. Die Jnfusionsthierchen. Es giebt, Die ihr schon öfter gehört habt, Instrumente, die aus geschliffenen Gläsern so künstlich zusammengesetzt sind, daß sie ganz kleine Gegenstände, die man durch dieses Instrument betrachtet, ungeheuer vergrößern. Solche Instrumente nennt man Mikroskope, und unter diesen vergrößert das Sonnenmikroskop am meisten. In

5. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 214

1861 - Stuttgart : Hallberger
214 langen Zeit nur fünfzig Mal Früchte trage, und jedes Mal in ihren weitverbreiteten Aesten und Zweigen nur 500 Eicheln, so liefert sie doch 25,000, wovon jede die Anlage hat, wieder ein solcher Baum zu werden. Gesetzt, daß dieses geschehe, und es geschehe dann bei jeder von dieser wieder, so hätte sich die einzige Eiche in der zweiten Abstammung schon zu einem Walde von 625 Millionen Bäumen vermehrt. Wie viel aber eine Million oder 1000 mal 1000 sei, glaubt man zu wissen, und doch erkennt es nicht Jeder. Denn wenn ihr ein ganzes Jahr lang, vom 1. Januar bis 31. Dezember, alle Tage 1000 Striche an eine große Wand schreibet, so habt ihr am Ende des Jahres noch keine Million, sondern erst 365,000 Striche, und das zweite Jahr noch keine Million, sondern erst 730,000 Striche, und erst am 26. September des dritten Jahres würdet ihr zu Ende kommen. Aber unser Eichenwald hätte 625 solcher Millionen, und so wäre es bei jeder andern Art von Pflan- zen nach Proportion (d. h. nach Verhältniß) in noch viel kürzerer Zeit, ohne an die zahlreiche Vermehrung durch Augen, Wurzel- sprossen und Knollen zu gedenken. Wenn man sich also einmal über diese große Kraft in der Natur gewundert hat, so hat man sich über den großen Reichthum an Pflanzen aller Art nicht mehr zu wundern. Obgleich viele tausend Körner und Körnlein alle Jahre von Men- schen und Thieren verbraucht werden, viele tausend im Boden er- sticken oder im Aufkeimen durch ungünstige Witterung und andere Zufälle wieder zu Grunde gehen, so bleibt doch, Jahr aus Jahr- ein ein erfreulicher und unzerstörbarer Ueberfluß vorhanden. Auf der ganzen weiten Erde fehlt es nirgends an Gesäme, überall nur an Platz und Raum. Wenn jeder reife Kern, der sich von seiner Mutterpflanze ab- löst, unter ihr zur Erde fiele, liegen bliebe und alle aus einander lägen, so könnte keiner gedeihen; und wo vorher keine Pflanze war, käme auch keine hin. Das hat die Natur vor und bedacht und nicht auf unsern guten Rath gewartet, denn einige Körner, wenn sie reif sind, fliegen selbst durch eine verborgene Kraft weit aus- einander, die meisten sind klein und leicht und werden durch jede Bewegung der Lust davon getragen;- manche sind noch mit kleinen Federchen besetzt, wie z. B. der Löwenzahn, dessen Samen die Kin- v der zum Vergnügen auseinander blasen und so der Natur auch einen kleinen Dienst thun, ohne es zu wissen; andere gehen in zarte, breite Flügel aus, wie die Samenkörner von Nadelholzbäumen. Wenn die Sturmwinde wehen, wenn die Wirbelwinde, die im Sommer vor den Gewittern hergehen, Alles von der Erde aufwühlen und in die Höhe führen; dann säet die Natur aus und ist mit Wohlthun beschäftigt, während wir uns fürchten oder über sie klagen und zürnen; dann fliegen, schwimmen und wogen eine Menge von un-

6. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 218

1861 - Stuttgart : Hallberger
218 Glase Wasser und wiederholt dies alle Viertelstunden, bis Erbrechen erfolgt. Wenn die Pilze abgehen, ist Nichts mehr zu fürchten. Bei heftigem Grimmen giebt man schleimige Getränke von Leinsamen und Eibischwurzeln, läßt warme Milch trinken und tzgt Blutegel an den Unterleib. Ist der Kranke betäubt, so macht man kalte Um- schläge ans den Kops, giebt Fußbäder von Essig und läßt zur Ader." 21. Der Stechapfel, das Bilsenkraut und der Seidelbast. Der Vater führte jetzt seine Kinder auf die Höhe des Berges, wo man auf den Trümmern einer zerfallenen Burg eine prachtvolle Aussicht auf die Umgegend genoß. Die Kinder freuten sich an dem freundlich schönen und zugleich erhabenen Bilde, das ihnen die zu ihren Füßen sich ausbreitende Landschaft darbot. Vor ihnen dehnte sich ein langes Thal aus, welches ein ansehnlicher Fluß rauschend durchströmte und das sich nach und nach in eine unabsehbare Ebene verlor. Ueberall erblickte man freundliche Dörfer von Obstbäumen, üppigen Fruchtfeldern und grünenden Wiesen umgeben. Zur rechten Seite zog sich eine hohe Bergreihe hin, deren Scheitel mit dunkel- grünen Wäldern besetzt war, während der Abhang den darauf gra- senden Rinder- und Schafheerden die reichlichste Weide darbot. „Die Welt ist aber doch recht schön!" rief der kleine Joseph aus. — „Ja, ja," erwiderte Rosa, „wenn es nur keine giftige schlangen und reißende Thiere auf der Erde gäbe und keine Giftpflanzen darauf wüchsen!" — „Schlangen und reißende Thiere giebt es bei uns nicht," entgegnete Gustav, „und giftige Pflanzen lassen wir künftig unbe- rührt!" — „Da hast du Recht, Gustav," fiel der Vater ein; „ich habe euch schon gesagt, daß Alles in der Welt seinen Nutzen habe, wenn wir kurzsichtige Menschen dies schon nicht immer einsehen. Nachdem wir nun 'aber einmal angefangen haben, gefährliche Pflan- zen kennen zu lernen, so wollen wir auch hier die sich darbietende Gelegenheit benützen, unsere Belehrungen fortzusetzen. „Seht ihr dort auf jenem Schutthaufen jene zwei bis drei Fuß hohen Pflanzen mit den krautartigen Stengeln und den ungleich aus- gezackten Blättern? Sie trägt weiße, trichterförmige Blumen und bekommt grüne, stachlige Samenkapseln, die später braun werden und den wilden Kastanien gleichen. Innerhalb sind sie in 4-Fächer getheilt, welche den braunen, sehr giftigen Samen enthalten. Diese Pflanze heißt der Stechapfel, und man muß besonders Acht geben, daß Kinder nicht damit spielen und den Samen genießen, was unter großen Schmerzen den Tod zur Folge haben witzle. „Weniger gefährlich ist diese Pflanze hier, denn schon ihr trauriges, widriges Ansehen und ihr unangenehmer Geruch halten Jedermann ab, die Pflanze etwa in den Mund zu nehmen. Es

7. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 219

1861 - Stuttgart : Hallberger
219 ist dieses das Bilsenkraut, das als Arzneimittel sehr gute Dienste leistet. Es wird, wie ihr sehet, eine Elle hoch, hat wollige, aus- gezackte Blätter und schmutziggelbe, mit dunkleren Aederchen durch- zogene Blüthen. Die ganze Pflanze sondert eine fettige, unangenehm riechende Feuchtigkeit ab, weßhalb man sie nicht gern berühren mag. „Dort sehe ich auch noch ein kleines Sträuchlein, das mir selbst einmal einen bösen Streich spielte. Es ist der Seidelbast mit sei-. nen ruthenförmigen Stämmchen und den rothen Beeren daran. Ihr habt seine schönen, blaßrothen Blüthen wohl noch nie gesehen, denn sie kommen schon im Februar und Merz zum Vorschein und riechen so angenehm, wie eine Hyazinthe. Noch als Knabe gieng ich ein- mal durch den Wald und brach ein schönblühendes Zweiglcin von dieser Pflanze ab, um es zu betrachten und daran zu riechen. Ich wollte es mit nach Hause nehmen, und weil ich nicht wußte, daß die Pflanze giftig sei, nahm ich sie in den Mund. Bald aber war es mir, als ob ich Pfeffer im Munde hätte; ich mußte beständig ausspucken und merkte jetzt erst, daß das Brennen in meinem Munde von dieser Pflanze herrühre. Ich warf sie sogleich weg, bekam aber den ganzen Mund voll Blasen, die erst nach ein Paar Tagen wieder heilten. „Wir wollen nun den Rückweg antreten," fuhr der Vater fort. „Dort unten aus den Wiesen werden wir wohl Gelegenheit finden, noch mehrere Giftpflanzen kennen zu lernen." 22. Der Gifthahnenfuß und die Schierlinge. Im Thale angekommen, schlug der Vater einen Fußweg ein, der unsere kleine Reisegesellschaft über viele Wiesen führte. Hier riß der Vater eine Pflanze aus und ließ sie von den Kindern genau betrachten. Sie war etwa anderthalb Fuß hoch, hatte einen starken, hohlen Stengel, und die Wurzel bestand aus vielen weißen Fasern. Die Blätter waren dreilappig und umfaßten unten am Stamme die Aeste, welche kleine, blaßgelbe Blüthen trugen. „Seht, Kinder," sagte der Vater, „das ist der Gifthahnenfuß, von dem es bei uns mehrere Arten giebt, die theils auf Aeckern, theils auf Wiesen oder in Sümpfen wachsen. Der Saft dieser Pflanze bringt auf der Haut Blasen hervor und kann, innerlich genommen, tödtlich wirken. „Hier treffen wir auch den gefleckten Schierling," sprach der Vater, indem er auf eine etwa 3 Fuß hohe Pflanze mit einem fingerdicken, hohlen Stängel zeigte, der mit braunrothen Flecken be- sprengt war. Betrachtet die Blätter," fuhr er fort, „sie gleichen der Petersilie und sehen aus, als ob sie aus vielen kleinern Blätt- chen zusammengesetzt seien. Nun wollen wir auch noch die Wurzel sehen," sagte er, indem er die Pflanze ausriß und den Kindern die

8. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 221

1861 - Stuttgart : Hallberger
221 Nach dem Essen erinnerten sie ihn jedoch an sein Versprechen, und Alle gicngen mit einander in den Garten. Hier wurde zuerst die Petersilie durchsucht. Der Vater zog endlich eine Pflanze heraus und sprach zu den Kindern: „Seht, diese Pflanze gleicht zwar der Petersilie; wenn wir sie aber genauer betrachten, so finden wir, daß die Blätter oben dunkler, unten aber hellgrün sind, während die Blätter der Petersilie sauf beiden Seiten die gleiche Farbe haben. Und da dieses Pflänzchen, welches man Gartenschierling oder Hans- petersilie nennt, gerade blüht, so könnt ihr auch bemerken, daß von den kleinen, weißen Blüthendoldcn drei lange, schmale Blättchen herab hängen, was bei der Petersilie nicht der Fall ist. Das kannst du dir besonders merken, mein Töchterchen," sagte der Vater zu der kleinen Rosa; „wenn dich die Mutter wieder Petersilie holen heißt, so untersuche genau, ob sich kein Schierling darunter befindet! „Auch dieses Unkraut hier, mit den stachligen Stengeln und Blättern, das mit seiner gelben Blume dem blühenden Salat gleicht, und häufig in den Gärten vorkommt, ist eine Giftpflanze. Man nennt sie den Gistsalat oder Giftlattich. Er enthält in allen Thei- len einen scharfen Milchsaft, welcher sehr betäubend, lähmend, ja sogar tödtlich wirkt. „Nun kommen wir aber auch an Pflanzen, deren prächtige Blü- then nicht vermuthen lassen, daß sie so schlimme Eigenschaften be- sitzen. Sie gleichen den Menschen, welche sich gegen Jedermann ungemein freundlich und gefällig zeigen, innerlich aber voller Falsch- heit und Betrug sind. „Da seht ihr z. B. den schönen rothen Fingerhnt mit seinen prächtigen, purpurrothen, weißgetüpfelten Glocken. Er wächst in einigen Gegenden Deutschlands wild, wie es bei uns auch einen giftigen gelben Fingerhnt giebt. Man bereitet aus seinem giftigen Safte auch wirksame Arzneimittel, die der Arzt in vielen Fällen gut anzuwenden weiß. „Da steht auch noch eine andere Zierpflanze," sagte der Vater, „die ihr Alle wohl kennt." — „Ja wohl," fiel Joseph ein, „es ist derblaue Eisenhnt; er wird aber doch wohl nicht giftig seyn?" — „Allerdings ist er es," entgegnete der Vater, „und besonders ist es die rübenförmige, braunschwarze Wurzel, die ein starkes Gift ent- hält. Versuche es einmal, Gustav, die Pflanze näher zu beschreiben!" Gustav. Der blaue Eiscnhut treibt 3 bis 4 Fuß hohe Stengel, die stark mit tiefausgeschnittenen Blättern besetzt sind. Sie sind oben dunkel-bunten aber hellgrün. Die schönen, blauen Blumen mit ihren gelben Staubfäden haben die Form einetz Helms und stehen in einem langen Busche beisammen. Die Wurzel ist braunschwarz, gleicht einer Rübe und ist besonders giftig. Vater. Das hast du gut gemacht, mein Sohn! — Nun

9. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 222

1861 - Stuttgart : Hallberger
222 muß ich euch aber auch noch eine Giftpflanze nennen, die im Herbste häufig als kleine, blaßrothe Tulpe auf unsern Wiesen blüht. Rosa. Ich weiß schon, Vater, du meinst die Herbstzeitlose. Vater. Ja freilich, mein Kind! Diese Pflanze blüht im Herbste und treibt im folgenden Frühjahre lange, breite Blätter, wie die Tulpen, und zwischen diesen Blättern bildet sich eine fingers- lange, unten und oben zugespitzte Samenkapsel, die durch mehrere Häute in Fächer abgetheilt ist und worin die Samenkörnchen liegen. Joseph. Sind denn diese giftig? Vater. Allerdings sind sie es, sowie auch die zwiebelförmige Wurzel. Ich habe es selbst erlebt, daß Kinder in unserem Geburts- orte mit den Samenkapseln dieser Pflanze spielten und den Samen aßen. Sie wurden schwer krank, bekamen Grimmen und Leibschnei- den, Brennen im Magen, und nachdem man ihnen viel lauwarme Milch gegeben hatte, mußten sie sich erbrechen; doch starb eines dieser unglücklichen Kinder schon nach zwölf Stunden. Außer diesen giebt es noch mehrere Pflanzen, welche giftige Eigenschaften besitzen, aber nicht so heftig wirken. Sie enthalten meistens scharfe Milchsäfte, wie z. B. das Schöllkraut und die ver- schiedenen Gattungen der Wolfsmilch. Mehrere andere sind minder gefährlich oder schrecken durch ihren widrigen Geruch vom Genusse ab, wie dies bei der stinkenden Ricßwurz der Fall ist. Den Taumel- lolch oder Schwindelhaber müßt ihr jedoch noch kennen lernen. Er gehört zu den Gräsern und wächst oft unter dem Getreide. Er treibt eine Aehre, welche kleine, eirunde und etwas brcitgedrückte Samen enthält, die sorgfältig vom Getreide gesondert werden müssen; denn wenn sie mit demselben gemahlen werden, so erregt das aus solchem Mehl bereitete Brod Schwindel, Kopfweh, Krämpfe, Zittern und andere Uebel. 24. Die Mineralien. Diejenigen Körper, welche weder Leben noch willkührliche Be- wegung haben, die sich weder fortpflanzen noch ernähren und die sich nur durch Anziehung und Anhäufung anderer Theile von außen vergrößern, zählen wir zum Mineralreich und theilen sie ein in Erden und Steine, Salze, brennbare Mineralien und M etalle. Von den verschiedenen Erdarten sind euch mehrere bekannt, wie z. B. Lehm, Töpferthon, Sand und Kies, sowie die Garten- erde und der Humus oder die Düngererde, welche aus ver- westen Thier- und Pflanzenüberresten entsteht. Die Porzellan- erde wird in China und Japan aus der Erde gegraben, bei uns aber wird sie durch Mischung künstlich bereitet. Auch die Steine sind sehr verschieden, wie z. B. Sand- und / /

10. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 342

1861 - Stuttgart : Hallberger
342 wir hinlänglich ausgeruht hatten,' setzten wir unsere Reise in einer andern Richtung fort." Australien. 160,000 Q.m. und 2 >/2 Mill. Ew. Australien oder Oceanien besteht aus einer großen und vielen kleineren Inseln, von welchen immer mehrere zusammen eine Insel- gruppe oder einen Archipel bilden. Sie haben ein warmes Klima, das durch die Seeluft sehr gemäßigt wird. Unter seinen Produkten hat man mehr als tausend vorher unbekannte Pflanzen gefunden. Die Baumfrüchte sind nicht besonders schmackhaft und bestehen in holzigen Birnen, die sich zuspitzen, und in Kirschen, deren Steine auswendig sind. Cedern, Myrten und' Mahagonybäume giebt es hier so zahlreich, daß man sie zum Bauen und zur Feue- rung benützt. Eines der merkwürdigsten Thiere ist das Känguruh, das theils dem Rehe, theils dem Eichhörnchen gleicht und an seinen Sinterfüßen mit Vogelkrallen versehen ist. Von eben so auffallender estalt sind der Ameisenigel und dcks Schnabelthier, wel- ches einen Entenschnabel, am Fuße eine Giftkralle, am Leibe Haare hat und Eier legt. Außerdem giebt es eine reißende Art von Hun- den, fliegende Eichhörnchen, den Wombat, der — bei der Größe des Dachses — dem Bären gleicht. Auch seltsame Vögel finden sich hier, wie z. B. s ch w a r z e S ch w ä n e mit rothen Schnä- beln, weiße Falken, schwarze Papageien und die prächtige Mänura, deren Schweif einer Leyer ähnlich ist. Außer den europäischen Ansiedlern leben hier zwei verschiedene Menschcnstämme, die Malaien und die Papuas. Die Malaien sind durch regelmäßige Formen, bräunliche Haut und langes, weiches Haar ausgezeichnet. töte haben auf manchen Inseln, wo das Chri- stenthum bis jetzt keinen Eingang gefunden hat, noch Menschenopfer und essen Menschenfleisch. Dabei sind sie sehr rachsüchtig, heim- tückisch und zum Stehlen geneigt. Sie sind geschickte Schiffer, bauen Kähne und verfertigen allerlei Waffen, Geräthe und bunte Zeuge, womit sie sich theilweise bekleiden; auch wohnen sie in Dörfern in schlechtgebauten Hütten. Alle Malaien tätuiren sich, d. h. sie ritzen genau gezeichnete Figuren am ganzen Körper in die Haut und reiben sie mit einer gewissen Farbe ein, wodurch die Zeichnung für immer sichtbar bleibt. Die Papuas haben eine dunkle, fast schwarze Haut, gehen beinahe ganz unbekleidet, sind häßlich von Gestalt und fast ganz ohne Geistesfähigkeit, ohne Gesittung und Religion. Sie
   bis 10 von 220 weiter»  »»
220 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 220 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 136
1 0
2 0
3 2
4 0
5 16
6 4
7 29
8 1
9 0
10 3
11 3
12 0
13 0
14 0
15 85
16 24
17 4
18 7
19 25
20 0
21 0
22 5
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 5
30 37
31 0
32 3
33 4
34 0
35 0
36 0
37 48
38 56
39 9
40 0
41 3
42 0
43 0
44 4
45 5
46 1
47 0
48 0
49 41

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 430
1 150
2 122
3 449
4 270
5 160
6 366
7 60
8 111
9 112
10 107
11 472
12 327
13 182
14 100
15 93
16 410
17 1355
18 156
19 95
20 128
21 936
22 44
23 231
24 220
25 202
26 224
27 289
28 377
29 92
30 44
31 48
32 70
33 295
34 86
35 121
36 215
37 23
38 51
39 216
40 182
41 130
42 363
43 154
44 126
45 378
46 190
47 363
48 385
49 283
50 537
51 25
52 144
53 25
54 171
55 61
56 73
57 51
58 81
59 53
60 52
61 195
62 420
63 31
64 560
65 122
66 53
67 74
68 72
69 182
70 482
71 159
72 84
73 254
74 141
75 133
76 1098
77 607
78 154
79 341
80 111
81 242
82 203
83 44
84 393
85 46
86 61
87 154
88 42
89 127
90 104
91 229
92 1606
93 215
94 512
95 575
96 94
97 409
98 776
99 123

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 1
1 9
2 0
3 1
4 0
5 0
6 13
7 0
8 0
9 0
10 0
11 1
12 2
13 31
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 2
21 0
22 0
23 0
24 7
25 2
26 0
27 0
28 144
29 0
30 0
31 3
32 62
33 3
34 14
35 0
36 0
37 0
38 0
39 1
40 0
41 0
42 12
43 9
44 0
45 0
46 12
47 1
48 1
49 0
50 0
51 21
52 0
53 3
54 0
55 0
56 0
57 0
58 0
59 11
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 0
68 0
69 0
70 0
71 0
72 0
73 0
74 0
75 1
76 3
77 0
78 2
79 0
80 0
81 32
82 0
83 21
84 22
85 0
86 0
87 3
88 0
89 9
90 1
91 0
92 2
93 0
94 1
95 8
96 1
97 1
98 0
99 0
100 8
101 15
102 5
103 0
104 5
105 0
106 0
107 13
108 0
109 29
110 14
111 2
112 0
113 72
114 14
115 0
116 4
117 0
118 0
119 1
120 0
121 0
122 0
123 2
124 19
125 8
126 0
127 3
128 0
129 0
130 0
131 10
132 0
133 11
134 2
135 0
136 5
137 59
138 0
139 1
140 0
141 0
142 3
143 0
144 0
145 0
146 0
147 0
148 0
149 1
150 0
151 0
152 37
153 0
154 1
155 0
156 1
157 0
158 0
159 4
160 2
161 0
162 0
163 0
164 0
165 0
166 0
167 3
168 8
169 0
170 0
171 0
172 0
173 0
174 0
175 82
176 0
177 1
178 3
179 5
180 3
181 0
182 0
183 2
184 6
185 0
186 0
187 2
188 4
189 1
190 0
191 0
192 0
193 2
194 0
195 23
196 11
197 2
198 0
199 0