1. Zeitalter d. Reformation u. d. in ihrer Folge eingetret. Bewegungen. 161
bei Naseby, südlich von Leicester, trotz der Tapferkeit des dem Könige nahe verwandten Prinzen Rupert von der Pfalz. Noch vor dem Falle von Oxford flüchtete der König 1646 zu den Schotten, die ihn aber 1647 dem englischen Parlament gegen die Zahlung von 400000 Pfund rückständiger Subsidien auslieferten. Indeß hatten sich unter den sittenstrengen Puritanern noch neue kirchliche Sekten gebildet, die der Independenten und der Levellers. Erstere, zu denen auch Cromwell gehörte, drangen auf Unabhängigkeit jeder kirchlichen Gemeinde, die Levellers oder Gleichmacher (von level, französisch niveler) sogar auf das unbedingte Recht religiöser Selbstbestimmung für jeden einzelnen: Letzteren konnte in politischer Hinsicht auch nur die republikanische Staatsform genügen. Im Heere waren die Independenten und Levellers vertreten, im Parlament die Presbyterianer. Schnell gebiethen die Partheien aneinander. Als das Parlament die Auflösung des Heeres beschloß, bemächtigte sich Cromwell 1647 der Person des Königs in Holmby (nahe bei Naseby) und zwang das Parlament, aus dessen Mitte die independentischen Mitglieder hatten flüchten müssen, durch das Einrücken des Heeres in London zur Wiederaufnahme derselben, nöthigte auch elf der bedeutendsten Führer der Presbyterianer, aus dem Parlament zu treten. In Hamptoncourt, wohin Cromwell den König hatte bringen lassen, unterhandelte Cromwell mit ihm, er war einem Vergleich nicht abgeneigt, da das Heer, von Levellers aufgeregt, sich meuterisch zeigte und Cromwell mit Mühe einen Aufstand vieler Regimenter gedämpft hatte; schon hatte das Heer vom Parlament die Absetzung des Königs und die Vernichtung des Hauses der Lords (es war bis auf sieben Mitglieder gesunken) gefordert. Aber bald entdeckte Cromwell, daß Karl auch mit den Schotten und den Presbyterianern in London unterhandle. Zwar gelang es dem König, nach der Insel Wight zu flüchten. Während aber die Unterhandlungen Karls mit den Schotten und dem englischen Parlament sich darüber zerschlugen, daß Karl die Episkopalkirche nicht aufgeben wollte, bemächtigte sich das Heer von neuem der Person des Königs und der Oberst Pride jagte im December 1648 alle nicht independentischen Mitglieder aus dem Parlament, das fortan das Rumpfparlament hieß, nachdem dies kurz vorher noch beschlossen hatte, die Bewilligungen des Königs als hinreichend zur Ordnung der Verfassung zu erklären. Karl wurde jetzt vor eine Kommission von 135 Männern gestellt, darunter auch Cromwell, der des Königs Sache nach der Entdeckung jener Unterhandlungen ausgegeben hatte, und diese, trotz der würdevollen Vertheidigung Karls, verurtheilte den Unglücklichen zum Schaffst,
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Extrahierte Personennamen: Rupert Cromwell Cromwell Cromwell Cromwell Levellers Cromwell Cromwell Karl Karl Karls Karl Karl Karl Karl Cromwell Karls
Extrahierte Ortsnamen: Pfalz Holmby London Hamptoncourt London Karls Karls
I. Zeitalter d. Reformation u. d. in ihrer Folge eingehret. Bewegungen. 163
litardisciplin das Land regierend, starb Cromwell den 3. September 1658. Gegen seine Familie hatte dieser starke Mann die rührendste Zärtlichkeit gezeigt. Sein Sohn Richard Cromwell entbehrte der Energie seines Vaters und legte die Würde eines Protektors bei den entstehenden Unruhen schon im Mai 1659 nieder. Nun schien dem unglücklichen Lande eine reine Soldatenherrschaft beschieden zu sein; ehrgeizige Generale, wie Lambert, strebten nach der Herrschaft und mißachteten die Parlamente. Da zog der General Mon k mit seinem Heere aus Schottland schnell nach London; Lambert, der Gegenwehr versucht hatte, wurde von seinem Heere verlassen und verhaftet. Monk berief die 1648 ausgestoßnen presbyterianischen Mitglieder des wieder zusammengetretnen Rumpfparlaments in dasselbe zurück und dies so neu wieder conftituirte lange Parlament legte die Höchste Gewalt in Monks Hände. Derselbe ließ daraus durch schnell verfügte Wahl ein neues Parlament zusammentreten, das Karln 11. aus den Niederlanden auf den Thron seines Baters zurückrief, ohne ihm fernere Bedingungen zu stellen, 1660. Mau nannte diese Staatsveränderung die Restauration.
12. Frankreich, Spanien und die Niederlande in du ersten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts.
Ludwig Xlll. (1610—1643), Sohn Heinrichs Iv., anfangs minderjährig, wurde von feiner Mutter Maria von Medicis und deren Günstling, einem Jtaliäner Concini, den sie zum Herzog von Ancre erhob, bevormundet. Die Herrschaft des ausländischen Günstlings erregte Unzufriedenheit und 1617 wurde er ermordet. Aber der schwache Ludwig ließ sich nun, obgleich für mündig erklärt, von dem Spielgenoffen seiner Kinderzeit Luynes leiten. Als derselbe gestorben war, gelang es dem ehrgeizigen, aber kräftigen und talentvollen Cardinal von Richelieu (Armand du Plessis), der anfangs Berather der Königin Mutter gewesen war, durch deren Bemühung 1624 Mitglied des Staatsraths zu werden. In kurzer Zeit dessen alleiniger Lenker geworden, beherrschte er von 1624 bis zu seinem Tode 1642 unbedingt den König und leitete die Geschicke Frankreichs mit Klugheit und Festigkeit. Im Innern bezwang er die oft Krieg beginnenden Hugenotten durch die Eroberung von Röchelte 1629, er nahm ihnen
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Extrahierte Ortsnamen: Schottland London Monks_Hände Karln Niederlanden Frankreich Spanien Niederlande Frankreichs
166
Neuere Geschichte.
Er entwich 1651 aus Paris, um in den Provinzen Krieg gegen den Hof anzufangen, dem aber Mazarin, von Cölln aus, wohin er sich geflüchtet hatte/mit einem kleinen Heer ganz Frankreich bis Poitiers durchziehend, zu Hülfe eilte, und dem auch besonders der tapfere Tnrenne seinen Degen lieh. In der Vorstadt St. Antoine von Paris wurde (Sonde 1652 in einem hartnäckigen Kampf überwunden und nur durch die Bemühungen der Herzogin von Montpensier, einer Tochter des Herzogs von Orleans, des Bruders Ludwigs Xlll., die seinem Heere Zuflucht in Paris erwirkte, vom Verderben gerettet. Als nun Mazarin, dem Dringen des Pariser Parlaments nachgebend, abermals in die Verbannung, nach Sedan, ging, riefen die Pariser bald ihren König zurück" 1652, wahrend (Sonde mit'sein ent geschmolzuenheer sich den Spaniern in die Arme warf. Goudi, uuterdeß zum Cardinal von Retz erhoben, wurde gefangen und starb, zuletzt aus dem Gefängniß entronnen, unter schweren Bußübungen. Dagegen kehrte Mazarin schon 1653 nach Paris zurück und leitete nun bis zu seinem Tode 1661 ungestört die Regierung, die fortan völlig unumschränkt war. Vorher hatte er noch mit Spanien den Vortheilhaften pyrenäifchen Frieden geschlossen, auf der Fasaneninsel im Flusse Bidassoa, dem Grenzfluß Spaniens und Frankreichs in den westlichen Pyrenäen. Außer mehreru Plätzen in den spanischen Niederlanden erhielt Frankreich noch von Spanien die Grafschaft Roussillon, mit der Hauptstadt Per-piguau, in den östlichen Pyrenäen abgetreten; Sonde wurde in seine Ehren und Güter wieder eingesetzt.
In Spanien regierte von 1598—1621 der schwache König Philipp 111., Sohn Philipps Ii., von dem Herzoge von Lerma geleitet. Aus Intoleranz vertrieb man 1609 sämmtliche Moriskos aus Spanien, an zwei Millionen der betriebsamsten Unterthanen, und schlug dadurch dem Lande die tiefste Wunde. Während Entvölkerung und Armuth Spaniens zunahmen, war die spanische Politik, die dem Ehrgeize Philipps Ii. noch nicht entsagen konnte, immer geschäftig, neue Kriege zu erregen. Nachdem man endlich 1609 einen zwölfjährigen Waffenstillstand mit den Niederlanden eingegangen war, unterstützte man bald wieder die ehrgeizigen Pläne des deutschen Kaisers in dem Erbfolgestreit von Jülich, Cleve und Berg und 1618 zettelte der spanische Gesandte in Venedig, be,r Herzog von Bedmar, eine kühne Verschwörung in dieser Stadt an, um die stolze Republik unter spanische Herrschaft zu bringen, die aber scheiterte. Philipp Iv., Sohn Philipps 111.(1621—1665), war noch schwächer als sein Vater. Dennoch führte der Herzog von Olivarez, sein ehrgeiziger Minister,
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11. Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt. 201
Whigs; die conservativen Lords, die dagegen waren, nannte man Tories. Als im Parlament der Antrag durchgefallen war, bildete sich die Verschwörung von Ryehonse, die aber entdeckt wurde, so daß die Verschwornen: Rüssel und Algernon Sidney nach einem Hoch-verrathsprozeß 1683 hingerichtet wurden und die königliche Gewalt fester als seit langer Zeit stand. Karls Uebertritt zur katholischen Kirche wurde erst bei seinem Tode bekannt. Sein Bruder Jacob 11. (1685— 1688) hatte zuerst den Aufstand des Herzogs von Monmouth, eines natürlichen Sohnes Karls 11., im Treffen von Sedgemoor 1685 niederzuschlagen. In Folge dieses Aufstandes wütheten der Oberrichter Jeffreys und der Oberst Kirke mit furchtbarer Grausamkeit im Südwesten Englands, wo der Heerd des Aufstandes gewesen war. Der König übertrat durch Anstellung katholischer Offiziere in seinem Heere die Testakte und erließ eine Toleranzakte für die Katholiken und Dissenters (Anhänger von protestantischen Sekten); nur um den Katholiken freien Cultus zu verschaffen, war diese Akte auch für die Dissenters erlassen worden. Das Volk verhielt sich ruhig, selbst als seine mnthig widerstehenden Bischöfe in den Tower geworfen wurden, weil sie sich geweigert hatten, die Toleranzakte in den Kirchen vorzulesen (sie wurden von der Jury frei gesprochen). Aber als bald darauf dem Könige ein Sohn geboren wurde, der Jacobs beide mit Protestantischen Prinzen verehelichte Töchter (Maria war mit Wilhelm von Oranten, Anna mit dem dänischen Prinzen Georg verheirathet) vom Throne ausschloß, war die Verzweiflung allgemein. Jetzt wendeten sich sowohl Tories als Whigs mit der Bitte heimlich an Wilhelm von Oranien, mit seiner Hilfe dem Laude nicht zu entstehen und dieser landete auch mit einer holländischen Armee in der Bucht von Tor-tz ay im November 1688, bald durch zahlreich zuströmende Engländer verstärkt. Jacob versuchte zu entfliehen, ward zurückgebracht und entfloh zum zweiten Male nach Frankreich. Maria und wegen feiner Verdienste um England Wilhelm wurden zu Königen von England, Schottland und Irland erklärt und die bill of rights (Rechtsbill) ordnete die Verfassung von England, nach welcher der König für unverantwortlich erklärt, die Minister dagegen, die seine Verordnungen unterzeichneten (contrasignirten), die Verantwortung tragen sollten, sonst aber meistens die petition of rights erneuert wurde. Wilhelm Iii., der Hort der europäischen Freiheit gegen die Eroberungssucht Ludwigs Xiv., war wegen seines zurückhaltenden Wesens und wegen seiner holländischen Umgebung wenig beliebt, dennoch, weil er stets im Interesse des Landes handelte, setzte er seine Absicht gewöhn-
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Extrahierte Ortsnamen: Karls Karls Englands Frankreich England England Schottland Irland England
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Neuere Geschichte.
Verschwendungen der Regierung außerordentlich steigen. Ein ähnlicher Schwindel hatte England kurz vorher 1719 durch die Südseegesellschaft ergriffen, die den Erwerb spanischer Plätze in Peru dem leichtgläubigen Volke vorzuspiegeln gewußt hatte. Unter der Königin Anna (1702—1714) waren England und Schottland durch die Union 1707 zu einem Staat Großbritannien, mit einem Parlament, verbunden worden. Als die Königin 1714 starb, mußten die Toryminister Oxford und Bolingbroke, welche die künftige Negierung Jacobs Iii. als König hatten vorbereiten wollen, flüchtig werden. Georg I., Kurfürst von Hannover, bestieg den englischen Thron (1714—1727), er bildete ein Ministerium aus Whigs und setzte bald als dessen Leiter den fähigen und friedliebenden Walpole ein, der durch die von ihm orga-nisirte Bestechlichkeit des Parlaments lange Zeit bis 1743 allmächtig blieb. Das Parlament war seit 1688 zur ausgedehntesten Gewalt gelangt; da es nun noch sehr lange öffentliche Berichte über seine Verhandlungen unterdrückte, konnte die Bestechung um so mehr dasselbe dem Ministerium unterwerfen. Auf Georg I. folgte sein Sohn Georg Ii. (von 1727—1760). Die Politik dieser, dem Lande noch fremd gegenüberstehenden, Könige aus dem Hause Hannover wurde durch das Interesse ihres Kurfürstenthums bestimmt; dasselbe zu erweitern (so 1720 durch Bremen und Verden) sparten sie keine Opfer, Englands Angelegenheiten überließen sie deu Ministern.
In Spanien regierte seit 1701 das französische Haus Bourbon und zwar zuerst Philipp V. bis 1746, ein unthätiger und schwermü-thiger Fürst, den seine zweite Gemahlin Elisabeth von Parma beherrschte, deren Günstling der Minister und Cardinal Alberoni war, der Sohn eines italiänischen Gärtners, der, um ihren Ehrgeiz zu befriedigen, ihre und des Königs Kinder (dieser hatte aus der ersten Ehe Söhne, die auf dem Throne folgen sollten) mit Fürstentümern und zwar aus den neulich von Spanien an den Kaiser in Italien abgetretenen Besitzungen ausstatten wollte. Zugleich sollte der Herzog von Orleans durch die Verschwörung des spanischen Gesandten in Paris Eellamare der Regentschaft beraubt und mit dieser Philipp von Spanien betraut werden. In England, das so eben den nach einer Landung des Prätendenten Jacob Ul. in Schottland ansgebrochnen Aufruhr unterdrückt und durch die Anordnung der Dauer der Parlamente auf sieben Jahre in der Septennial bill der Regierung größere Festig-feit gegeben hatte, sollte Georg 1. zu Gunsten des Prätendenten entthront werden und für diese Unternehmung die beiden nordischen Fürsten, Peter der Große und Karl Xii., deren Krieg Alberoni beendigen
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Extrahierte Ortsnamen: England Peru England Schottland Hannover Whigs Englands Spanien Spanien Italien Paris Spanien England Schottland
H. Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt. 255
der Compagnie die drei. Landschaften: Bengalen, Behar und Orissa abzutreten (dem Namen nach nur die Dewany, die Erhebung der landesherrlichen . Einkünfte).
Die Kolonien der Engländer in Nordamerika waren im achtzehnten Jahrhundert auf dreizehn gewachsen: vier im Norden (New-Hamp-shire, Massachusets, Connecticut und Rhode-Island), fünf in der Mitte (New-Jersey, New-Aork, Delaware, Penusyl-vanien und-Maryland) und vier im Süden (Virginien, Nord-und Süd-Karolina und Georgien). Sie halten im siebenjährigen Kriege Gelegenheit gehabt, ihre Kraft kennen zu lernen, da ihnen fast allein die Vertheidigung gegen die Franzosen überlassen wurde. In England regierte seit 1760 Georgs 11. Enkel, Georg 111., bis 1820, später wahnsinnig. Sein Minister Grenville suchte 1765 die Kolonien durch eine Stempelakte zu der Bestreitung der Kosten des letzten Krieges mitzuverpflichten. Die Kolonien weigerten sich nicht, Steuern zu zahlen, wollten sie sich aber selbst auferlegen und sich nicht durch das englische Parlament besteuern lassen. Sie waren ohnedies im Vergleich zu dem Mutterlande in sehr gedrückten.verhältnissen und namentlich ihr Handel und ihre Gewerbthätigkeit zu Gunsten des Mutterlandes sehr beschränkt. Das neue Ministerium Rockingham hob 1766 die Stempelakte, die allgemeinen Widerstand erfuhr, auf, nicht aber, ohne in der (Srklimmgsmll (declaratory bill) das Recht Großbritanniens, seine Kolonien zu besteuern, sich gewahrt zu haben. Bald darauf, schon 1767 führte ein neues Ministerium, an dessen Spitze bald Lord North trat, eine neue Abgabe auf Glas, Papier und Thee für die Kolonien ein. Diese Abgabe erfuhr denselben Widerstand, als die Stempelakte, man enthielt sich der Einfuhr dieser Fabrikate und Produkte aus England und selbst als Lord North 1770 die übrigen Abgaben aufhob und nur die auf Thee bestehen ließ, ja selbst 1773 durch die Aufhebung des Ausfuhrzolls auf Thee aus England den besteuerten Thee in Amerika billiger stellte als den früher unbesteuerten, ließen die Amerikaner in- ihrem Widerstande nicht nach und den 18. December 1773 wurden in Boston, der Hauptstadt von Massachusets, die Ladungen mehrerer Theeschiffe von als Mohawks verkleideten amerikanischen Jünglingen ins Meer geworfen. Da beschloß das englische Ministerium strengere Maaßregeln und ließ durch eine Besatzung den Hafen von Boston sperren. Vergebens sprachen im englischen Parlamente Pitt und Bnrke mit feuriger Beredsamkeit für die Rechte, der Amerikaner. Diese schickten Abgeordnete aller Provinzen zu einem Congreß nach Philadelphia 1774, der die Einfuhr englischer Fabrikate und der Produkte aus den englisch-
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Neuere Geschichte.
mächtigten sich seine Maitressen und deren Günstlinge der Regierung, da der König zur Thätigkeit nicht erzogen worden war. Die Herzogin von Chateauroux war mit der Liebe des Königs zufrieden, aber ihre Nachfolgerin, die berühmte Marquise von Pompadour (1743— 1764) beutete den Staatsschatz schamlos zu ihren und ihrer Verwandten Gunsten aus und vermochte den König zu der unglücklichen, dem Volk verhaßten, Allianz mit Oesterreich gegen Preußen. Und doch sollte es noch schlimmer werden. Die letzte Maitresse des Königs, eine niedere Dirne, zur Gräfin Dubarry erhoben, stürzte den verdienstvollen Minister Choiseul und verschaffte dem sogenannten Triumvirat.-Mau-peou, Aiguillonundduterray (1770—1774) die Regierung Frankreichs. Wegen der beständigen Streitigkeiten mit dem Parlament, das sich weigerte, die neuen Steueredikte in seine Bücher einzuregistriren, entschlossen sich die Triumvirn das Pariser Parlament und die Parlamente in den Provinzen ganz aufzuheben und errichteten statt des erstem einen großen Rath (grand eonseil) und statt der letztem Obergerichtshöfe (cours superieures), trotz ihrer Gewaltthätigkeit eine heilsame Maaßregel. Es war schlimm, daß Ludwig Xvi (1774—1793), Ludwigs Xv. Enkel und mit Maria Antoinette, der Tochter der Maria Theresia verheirathet, wohlwollend, aber nicht entschieden, aus Gntmüthigkeit die Parlamente wieder herstellte, welche die Vertheidiger der alten ständischen Vorrechte waren. Die beiden trefflichen Minister Tnrgot und Malesherbes, die Reformen durchsetzen und namentlich die Steuerfreiheit des Adels und der Geistlichkeit aufheben, dem Grundbesitz auf dem Lande aber durch Aufhebung der niederdrückenden Lasten aufhelfen wollten (im Sinne des von Quesnay aufgestellten staatswirthschaftli-chrn Systems der Physiokraten, das den Ackerbau im Gegensatz von Eolbert, der besonders Gewerbfleiß und Handel begünstigt hatte, heben wollte), mußten vordem Widerstände des Parlmnents schon 1776 zurücktreten. Bald trat die Geldnoth des Staates, durch die Kriege und die Verschwendung der vorigen Regierung außerordentlich gesteigert, in den Vordergrund; der berühmte Banquier von Genf, der Protestant Necker, suchte von 1777—1782 durch Anleihen der Verlegenheit abzuhelfen. Frankreichs Theilnahme am amerikanischen Freiheitskriege von 1778—1783, wie ruhmvoll sie auch war, vermehrte die Staatsausgaben und machte die zahlreichen in Nordamerika kämpfenden Franzosen mit Ideen von Freiheit und Republik bekannt, die bald in Frankreich überraschende Nachahmung finden sollten. Als Necker, in seiner Eitelkeit beleidigt, weil man ihm als Protestanten keine Stimme im Mi-nisterrath zugestanden hatte, 1782 den Ministerposten aufgab, machte
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Extrahierte Personennamen: Chateauroux Choiseul Aiguillonundduterray Ludwig_Xvi Ludwig Ludwigs_Xv. Maria_Antoinette Maria Maria_Theresia Maria Theresia Necker Necker
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich Frankreichs Genf Frankreichs Nordamerika Frankreich
111. Französische Revolution und deren Folgen. 271
dons gratuits. Der Adel hatte früher statt der Steuern Kriegsdienste geleistet, seit der Einführung eines stehenden Heeres war die Berpflich-tung dazu weggefallen, die Befreiung von den Steuern aber geblieben. Eine andere nicht weniger bedeutende Ursache war die verschiedne Behandlung der Provinzen selbst, die, je nachdem sie durch Eroberung oder durch Erbschaft an die Krone gekommen waren, bei den indirekten Steuern, namentlich der berüchtigten Salzsteuer, gabelle, ganz verschieden behandelt wurden. Die Normandie z. B., 1204 erobert, mußte wenigstens einen dreifach höhern Preis für das Salz bezahlen, als die um 1490 durch die Verheirathung des Königs Karls Vlll. mit. der Erbin Anna an Frankreich gekommene, benachbarte Bretagne. Generalpächter der indirekten Steuern wußten übrigens bei ihrer Erhebung sich auf Kosten des Staatsschatzes außerordentlich zu bereichern. Der Verfall der Sitten beim französischen Hofadel feit Ludwig Xv., während der Landedelmann sich reiner von der Verderbniß erhielt, war nicht minder verhängnißvoll, gab doch bei der ersten Bewegung der ge-sammte Hofadel die Person des Königs preis und flüchtete sich ins Ausland. Die Sittenverderbtheit unter Ludwig Xv. hatte selbst Familien des höchsten Adels: diemontmor ency und die Noailles so feindlich gegen die Regierung gestimmt, daß wir sie anfangs unter ihren Gegnern finden. Endlich hatten auch besonders die Schriften der französischen Philosophie, hauptsächlich die von Voltaire und Rousseau, neben manchen nützlichen Angriffen auf Mißbräuche, doch die Stützen des Altars und Thrones außerordentlich erschüttert. Voltaire hatte gegen das Christenthum selbst seine frivolen Angriffe gerichtet, Rousseau aber in Bezug auf den Staat und die menschliche Gesellschaft ganz unhaltbare, in der Geschichte nicht im mindesten begründete, Ansichten aufgestellt, die trotz ihres Irrthums begeisterte Anhänger fanden.
Als Neck er am Ausgange des Jahres 1788 Minister geworden war, aber nur unter der Bedingung der Zusammenberufung der seit 1614 nicht versammelt gewesenen Reichsstände (etats generaux), erregte bald die Flugschrift vom Abbe Sieyes: qivest-ce que letiersetat? (was bedeutet der dritte Stand?) das größte Aufsehen und die Antwort auf diese Frage: Alles! fand, so unwahr sie auch sein mochte, bei den leicht erregten Franzosen unbedingten Beifall. Deshalb namentlich wurde vom Ministerium zugestanden, daß der dritte Stand allein so viel Vertreter haben solle, als Adel und Geistlichkeit zusammen, nämlich 600. Da aber die Regierung trotz dieser Bewilligung die Abstimmung nach Ständen forderte, die nach Köpfen aber zurückwies, ent*
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111. Französische Revolution und deren Folgen. 273
Die Nachricht von Neckers Entlassung am 12. Juli brachte die schon gewaltig ausgeregte Volksmasse in Paris in die wildeste Bewegung und den 14. Juli 1789 wurde die Bastille erstürmt, ein Gefängniß, in dem die Opfer der lettres de cachet eingesperrt waren. Der erschreckte König gab abermals nach, die Truppen wurden zurückgezogen und aus den Pariser Bürgern eine Nationalgarde gebildet, die bald über ganz Frankreich ausgedehnt wurde. Der Hofadel floh erschreckt ins Ausland, an seiner Spitze der jüngere Bruder des Königs, der Graf Carl von Artois, anstatt muthig in Vertheidigung des Thrones auszuharren, ein Umstand, der die reißenden Fortschritte der Revolution außerordentlich erleichterte. Lafayette, berühmt schon aus dem nordamerikanischen Freiheitskriege, wurde Befehlshaber der Pariser Nationalgarde, Bail ly, berühmt als Astronom, Maire von Paris. Necket kehrte im Triumph zurück, aber er war jetzt nicht mehr im Stande, die Wogen der Revolution in ein ruhiges Bett einzudämmen. In der berühmten nächtlichen Sitzung der Nationalversammlung vom 4. zum 5. August 1789 verzichtete der Adel, voran die Vertreter der ältesten Geschlechter, wie Noailles, auf alle Lehnsrechte, ein Gefühl der Begeisterung ergriff alle Mitglieder der Versammlung, auch der Kirche nahm man alle ihre Güter, die Geistlichen wurden vom Staat besoldet. Vergebens warnte der kalte Sieyes, der die Rechte der Kirche nicht opfern wollte, sein Ausspruch: sie wollen frei sein und verstehen nicht, gerecht zu sein, verhallte unbeachtet. Der Finanznoth zu begegnen, erschuf man ein Papiergeld: die Assignaten, für das alle National-güter (namentlich die der Kirche entzognen, bald auch die confiscirten Güter der Emigranten, des ausgewanderten Adels) Bürgschaft leisteten. Die englische Jury, das Schwurgericht, wurde eingeführt, aber leider nur, um bald den wildesten Ausbrüchen der Volkswuth als Werkzeug zu dienen. Bald vernichtete man auch alle Vorrechte und Unterschiede der Provinzen und theilte Frankreich in 83 Departements, deren Namen meistens von Gebirgen und Flüssen entlehnt wurden, um alle Namen der Vergangenheit zu verwischen. Auch entriß man bei dieser Gelegenheit fremden Fürsten innerhalb des französischen Gebiets gelegne Besitzungen, so dem Papst Avignon und Venaissin und den deutschen Fürsten viele Enclaven, namentlich Mömpelgard (Montbeliard) dem Herzoge von Würtemberg, ohne die rechtlichen Ansprüche der Besitzer anders als durch Anerbieten von Geldentschädigung zu beachten.
Der Herzog von Orleans, ein Prinz von Geblüt (bte Familie Orleans stammte von einem jüngern Bruder Lubwigs Xiv. ab), von ungeheuerm Vermögen, aber von schwachem Verstanbe und ein
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Extrahierte Personennamen: Neckers Carl_von_Artois August
Extrahierte Ortsnamen: Paris Frankreich Paris Frankreich Avignon Würtemberg
]]]. Französische Revolution und deren Folgen. 281
Stadt hatte sich der junge Artillerie-Offizier Napoleon Bonaparte (geboren in Ajaccio auf Corsica den 15. August 1769) durch fein militärisches Talent ausgezeichnet. Die Eugläuder aber hatten, ehe sie Toulon verließen, die hier vorhaudne französische Flotte, die sie mitzunehmen durch das feindliche Geschütz verhindert worden, den Flammen übergeben. Am unglücklichsten war Lyon. Im Oktober 1793 fiel es, nachdem der dasselbe vertheidigende General Precy geschlagen worden, in die Gewalt des Convents, es sollte seinen alten Namen verlieren und ville affranchie (die befreite Stadt, weil die Herrschaft der Reichen, die im Sommer 1793 hier einen Iacobiner hingerichtet hatten, nun gebrochen sei) genannt werden. Der angeblich in Lyon früher ausgepfiffeue Schauspieler Collot d'herbois ließ jetzt als Convents-deputirter die unglücklichen Lyoner den Zorn der Pariser Iacobiner fühlen; zu Tausenden wurden die Reichen Lyons durch Kartätscheu (die Mitrailladen) niedergeschmettert. Nicht weniger schrecklich wüthete Carrier in Nantes gegen die gefangenen Vendeer durch die Noya-den (Ertränkung der Unglücklichen in der Loire, von ihm spöttisch die noces republicaines genannt).
Während so Frankreich im Innern durch den blutigsten Bürgerkrieg zerrissen wurde, wüthete überall der auswärtige an seinen Gränzen. An den Pyrenäen, in den Alpen in Italien, am Mittelrhein bei Mainz und in den österreichischen Niederlanden wüthete der Kampf, nur mit der Schweiz bestand Frieden. Nach der Flucht des Feldherrn Du-mouriez im Frühling von 1793 folgte ferneres Unglück den Fahnen der Franzosen und ihre unglücklichen Feldherren, wie die beiden Cu st ine, mußten nicht selten durch den Tod unter der Guillotine für ihr Unglück büßen. Selbst siegreiche Feldherren, wie Houchard, der durch das Gefecht bei Hondfchooten am 9. September 1793 die Engländer zur Aufhebung der Belagerung von Dünkirchen genöthigt hatte, wurden durch die damals allmächtigen Conventsdeputirteu aus den Reihen ihrer Offiziere geholt, um schmachvoll unter der Guillotine zu bluten; Houchard hatte, nach der Meinung des Convents, seinen Sieg unvollständig benutzt. In dieser Zeit der größten Bedrängniß aber warf Carnot, auch ein Conventsmitglied von großem militärischen Talent und von den Bluturtheilen sich fern haltend, durch seine levee en masse fast die ganze erwachsene männliche Bevölkerung von Frankreich den andringenden feindlichen Heeren entgegen. Die streitfähigen Männer konnten nur durch den Eintritt ins Heer dem Verdacht aristokratischer Gesinnung entgehen, die Greise und Knaben sollten die Mauern vertheidigen, die Frauen Charpie zupfen. Dennoch wurde nach einem
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Extrahierte Personennamen: Napoleon August Collot Houchard Houchard
Extrahierte Ortsnamen: Ajaccio Corsica Lyon Lyon Nantes Frankreich Italien Mainz Frankreich