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1. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 23

1913 - München : Seybold
eines der merkwürdigsten Länder der Erde. Mehrere von Grund aus verschiedene Rassen wohnen hier mehr oder weniger friedlich neben- einander. Über die Zahl der Eingeborenen liegen genaue Angaben bis heute noch nicht vor. Man nahm vor dem Aufstande etwa 200000 an. doch dürfte nach den großen Verlusten in jenem Kriege die Zahl etwas niedriger anzusetzen sein; auf keinen Fall aber ist sie größer: das ganze große Land, iv2maf so groß wie Deutschland, ist äußerst spär- lich bevölkert. Auf die einzelnen Landschaften Deutsch-Südwestafrikas verteilt sich die Eingeborenenbevölkerung wie folgt. Den Küstenstreifen, die Namib, bewohnen einige nomadisierende Buschmänner vom Stamme der Gainin, teilweise vermischt mit Hottentotten. Mit ihren höchst einfachen Waffen, Bogen und Pfeilen, erlegen sie bisweilen Antilopen und Strauße, deren Felle und Federn sie eintauschen. Sonst fristen sie ein kümmerliches Dasein mit Seevögeln und Tellerschnecken. Ihre armseligen Wohnungen, offene Hütten, sind aus losem Buschwerk zusammengefügt. Im Norden der Kolonie, im Ambolande, wohnen die Ovambo, zur großen Familie der Bantuneger gehörend, schätzungsweise rund 80000 Köpfe stark. Sie sind von hoher, schlanker Gestalt, kräftig und wohl- gebaut. Ihre Hautfarbe ist ein dunkles Braun. Außer einem Federschurz verschmähen die Männer jegliche Kleidung. Auch die Frauen tragen nur eine Art Schurz (Hemdenkleid), der aus dicht nebeneinander hän- genden Sehnenschnüren besteht, auf die kleine Plättchen aus Straußen- eierschalen gereiht sind. Unter die Füße haben sie Sandalen gebunden. Als einzigen Schmuck tragen sie um den Hals eine Kette von Glas- perlen, um den Oberarm auch wohl eine solche aus Eisenperlen. Die Frauen haben auch den Oberarm, Hand- und Fußgelenke mit Draht- spiralen und Eisen- und Kupferringen „geziert“. Während die Männer das Haar lassen, wie es ist, es höchstens mit Fett einschmieren, legen die Ovambofrauen viel Wert auf eine kunstvolle Frisur. Die Bewaffnung der Ovambo besteht in Bogen und Pfeil, Wurfkeule und Messer. Die Haupt- und gewissermaßen Nationalwaffe ist der Assagai, eine zwei Meter lange eiserne Wurflanze. Auch die Frauen sind bewaffnet. Sie tragen in ihrem Gürtel ein offenes Messer. In jüngster Zeit haben vielfach Feuerwaffen Eingang gefunden. Die Ovambo wohnen in niedrigen, nur 1v2 Meter hohen, runden Hütten, Krale genannt, die aus Pfählen herge- stellt und mit einem kegelförmigen Strohdache gedeckt sind. 20 bis 25 Hütten liegen zusammen und bilden eine sogenannte Werft. Wie Festun- 23

2. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 117

1913 - München : Seybold
7. Über den Transhimalaja*. Am 27. Januar wie gewöhnlich Sturm! Geleitet von den immer feiner werdenden Verzweigungen des Flußsystems des Tagrak-tsangpo, rücken wir in südlicher Richtung vor, ohne daß uns jemand hindernd in den Weg tritt oder auch nur die geringste Notiz von unserem Zuge nimmt. Von einer kleinen Paßschwelle herab überblickten wir die beiden Neben- flüsse des Naong-tsangpo, den Puptschung-tsangpo und den Kelung- tsangpo, und folgten dem letzteren. Er führte uns zu einer zweiten Schwelle mit einem Steinmal und mit Gebetsfahnen; von einer Stange in der Mitte ziehen sich nach allen vier Himmelsrichtungen Schnüre, die mit Lappen und Bändern behängt und mit kleinen Steinblöcken am Boden befestigt sind. Von einer dritten Schwelle zweiten Ranges zeigt uns der Führer hoch droben in den Pablabergen den Paß erster Ordnung, den wir morgen überschreiten müssen. Schon jetzt befinden wir uns in hochalpinen Gegenden ohne Graswuchs; in dem Schutt wächst nur noch Moos. Der Bach kommt von Puptschungri-ri, einem Teil des Hauptkammes. Im Südosten sehen wir die beiden mit Schnee bedeckten Bergmassive Torma-karu und Sangra. Hier lagern nie No- maden, das Land liegt zu hoch. Nur wenn die Beamten aus Taschi-lunpo offiziell hierher reisen, sind die nächst wohnenden Nomaden verpflichtet, ihre Lagerzelte aufzuschlagen. Am Abend legte sich der Wind, und die Töne der Llöten hallten klar und lieblich im Tale wider. Der Mond stand hoch und leuchtete hell auf das stille, wunderbare Land herab. Schweigend und kalt schreitet die Nacht dahin, und das Thermometer fällt auf 33,9°. Bei solcher Temperatur braucht keine Zugluft durch die Ritzen zu kommen, um die Luft des Schlafraums abzukühlen; man wacht davon auf und muß sich fester in seine Decken hüllen. Der 28. Januar war ein großer Tag in dem Chronikbuch dieser Reise. Wir wußten, daß wir einen anstrengenden Weg vor uns hatten, und brachen deshalb zeitig auf. Das Pferd, in dessen Mähne der Nummerzettel 22 eingeflochten war, lag steinhart gefroren mit von sich gestreckten Beinen vor meinem Zelt; es hatte uns beinahe ein halbes Jahr lang treu gedient. Sieben Pferde und ein Maulesel waren uns jetzt noch geblieben. Sie trugen nur die Filzdecken, die ihnen nachts als Schutz gegen die Kälte dienen sollten. Den neuen tibetischen Pferden ging es vorzüglich; neben unsern Hedin, Sven von, Transhimalaja. Entdeckungen und Abenteuer in Tibet. Brock- haus, Leipzig. 117

3. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 128

1913 - München : Seybold
Stadt, deren Häuser und Villen zwischen Gärten und Fruchtbäumen ver- steckt sind. Eine Stunde später erreichen wir, abermals aufsteigend, das malerische Tjitjalengka, von wo die Bahn noch bis Nagrek 177 m steigt, um sich dann in vielen Windungen 264 m tief nach Tjibatu zu senken. Von hier geht die Hauptbahn in östlicher Richtung nach Maos weiter; rechts führt eine Zweigbahn in südlicher Richtung weiter bis nach Garut, das wir in einer Stunde erreichen. Bei Tjisat überschreiten wir eine 4o m tiefe Schlucht auf einem 180 m langen Viadukt. Überall rechts und links bewaldete Vulkane über den fruchtbaren, gut bebauten Tälern; so kommen wir, in beständigem Genüsse der wilden Gebirgslandschaft, nach Garut. 9. Die Chinesen*. Die äußere Erscheinung der Chinesen ist vom Süden bis zum Norden des Reiches eine sehr einförmige, und selbst die Standesunterschiede prägen sich nicht so scharf wie anderwärts in der Kleidung oder im Schmuck aus. Der Bedarf an Kleidung in den unteren und mittleren Klassen Chinas ist also kein erheblicher. Man rechnet, daß ein mittlerer Mann im Jahre zwei baumwollene Anzüge braucht, die zusammen einen Wert von höchstens 10 M. darstellen. Wollene Kleider, deren Stoff von England und Rußland in steigenden Mengen eingeführt wird, brechen sich nur langsam Bahn, da sie früher nur von den Wohlhabenden getragen wurden. Gegen die Winterkälte, die selbst in Südchina nicht gering ist, hilft sich das niedrige Volk durch Übereinanderziehen von mehreren baumwollenen Kleidern, durch wattierte Röcke und im Norden durch Schafpelze. Die Reichen zeichnen sich durch Kleider aus den kostbarsten Fellen Sibiriens aus, für welche China schon vor hundert Jahren ein großer Markt war. In den Seidenprovinzen ist der einheimische Konsum der Seide enorm, und an Neujahr und anderen Festen sieht man die halbe Revölkerung einer Stadt wie Tschingtufu in Seide gekleidet. Bei Reichen tritt an die Stelle der blauen Baumwollbluse ein schlafrock- artiges Überkleid, das bis zu den Knöcheln reicht und durch einen Gürtel befestigt wird, an welchem Börse,Tabaksbeutel und dergleichen hängen. Die langen Ärmel verhüllen die Hände und ersetzen die lasche. Chinas * Ratzel, Dr Fr., Völkerkunde. 3 Bde. Bd. Iii. Die Kulturvölker der alten und neuep Welt. Bibliographisches Institut, Leipzig'. 128

4. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 98

1913 - München : Seybold
3. Unter den Singhalesen*. Die Singhalesen sind große Liebhaber von Tanz und Musik, beides allerdings in Formen, die wenig nach unserem Geschmacke sein würden. Die wichtigsten Instrumente sind Pauke und Tam-Tam, deren Kalbsfell aus Leibeskräften mit hölzernen Keulen bearbeitet wird, außerdem Rohr- pfeifen und ein sehr einfaches Streichinstrument mit einer einzigen Saite. Wenn ich abends in der Nähe des Rasthauses den Lärm dieser ohrzerreißenden Werkzeuge vernahm und demselben nachging, traf ich in der Regel vor einem Feuer unter einer Palmengruppe einen Trupp von einem halben oder ganzen Dutzend brauner nackter Kerle, die sich mit weißen, gelben und roten Strichen phantastisch bemalt hatten und in den wunderlichsten Kapriolen umhersprangen. In weitem Kreise hockte eine andächtige Volksmenge dicht gedrängt umher und verfolgte diese grotesken Kunstleistungen mit Aufmerksamkeit. Um die Weihnachtszeit wurden diese abenteuerlichen ,,Teufelstänze“ häufiger und erhielten be- sondere religiöse Bedeutung. Die Hauptkünstler waren dann mit bunten Federn abenteuerlich verziert, trugen ein paar Hörner auf dem Kopfe und hatten einen langen Schwanz angebunden, ein besonderes Vergnügen der lieben Jugend. Springend und johlend zog jetzt öfter ein ganzer Trupp solcher Dämonen unter Musikbegleitung auch hei Tage durch das Dorf, während die nächtlichen Trinkgelage manches Mal zu etwas bedenklichen Festen ausarteten. Eine besonders buddhistische Feierlich- keit hatte am 19. Dezember der Häuptling des benachbarten Dorfes Dena Pitya veranstaltet. Ich war als Ehrengast eingeladen und wurde nachmittags in feierlichem Aufzuge abgeholt. Ein ganzes Dutzend alter kahlgeschorener Buddhapriester in gelbem Talar empfing mich unter den Wipfeln eines ungeheuren feierlichen Feigenbaumes und führte mich unter wunderlichem Gesänge in den Tempel, der mit Girlanden zierlich geschmückt war. Hier wurde mir das große Buddhabild, reich mit duftenden Blumen geschmückt, gezeigt und die Bedeutung der Wandmalereien erklärt. Dann wurde ich auf einen Thronsessel geführt, der dem Tempel gegenüber unter einer schattigen Bananengruppe er- richtet war, und nun begann die eigentliche Vorstellung. Ein Musikchor von fünf Tam-Tam-Schlägern und ebensovielen Flötisten begannen einen Lärm auszuführen, der „Steine erweichen“ konnte. Zugleich erschienen auf zwölf Fuß hohen Stelzen zwei Tänzer, die eine Reihe der wunder- * Haeckel, Ernst, Indische Reisebriefe. Paetel, Berlin. 98

5. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 161

1913 - München : Seybold
Wogen in einem kleinen Nachen einhertänzelt und die fernen Dämme zu beiden Seiten jede Aussicht auf die Pflanzungen versperren, lernt man die Größe und Breite des Mississippi kennen. Wir brauchten weit über zwei Stunden dazu, von einem Ufer an das andere zu gelangen, und kamen todmüde, von der Strömung weit unterhalb des beabsichtigten Zieles hinausgetrieben, jenseits an. Auf der tiefen, von Kanälen durchzogenen Plantage war man eben daran, die ersteren von Unkraut zu reinigen und die Felder zu pflügen, wobei die Maultiere ihre Hufe in großen ledernen Schuhen stecken hatten, um nicht in dem feuchten, weichen Humusboden einzusinken. Außer den höchst sinnreich angelegten Wasserschleusen war nun aller- dings nichts Bemerkenswertes zu sehen, und so bat ich den Pflanzer, uns den ganzen Prozeß der Feldarbeiten zu erzählen. Das Pflügen wird bis zum Februar oder März fortgesetzt, worauf das Eggen beginnt, um den Boden gehörig zu zerkleinern. Ein Mann und ein Maultier eggen per Tag 8—io Acker (3,2—4 ha). Ist dies geschehen, so werden tiefe Furchen im Boden gezogen, die zur Aufnahme des Samens dienen. Damit beginnen die malerischen Aufzüge der Negerinnen durch die Felder. Die schwarzen Guineaweiber mit dicken Lippen, dummen Gesichtern und plumpen Gliedern, kaum mit einem lose von den Hüften bis zu den Knieen hängenden Röckchen bekleidet, tragen den Samen in ihren Schürzen oder in kleinen Körben und säen ihn mit der Hand in die Furchen. Die Quantität Samen per Acker (o,4 ha) beläuft sich aul 21/2 Bushel (90 1). Den Negerinnen folgen die Coverer, die mit rohen, aus einem Stückchen Brett mit durchgestecktem Stiel bestehenden Werkzeugen den Samen bedecken und die Erde darüber etwas ebnen. Einige Pflanzer lassen den Samen unbedeckt. Sobald die Felder besät sind, werden die „trunks“ (Schleusen) geöffnet und erstere unter Wasser gesetzt. Diese „trunks“ sind von eigentümlicher Einrichtung. Sie be- stehen aus einem hölzernen Kasten, welcher horizontal in den Fluß und Feld abtrennenden Damm eingesetzt sind. An beiden Seiten sind Schleusentore, die vom Damme aus gehoben werden, aber sich auch gleichzeitig an horizontalen Angeln nach auswärts drehen können. Soll das Feld überschwemmt werden, so wird das dem Fluß näher stehende Schleusentor in die Höhe gehoben, und der Druck des Wassers, das nun durch den Kasten strömt, öffnet das innere Tor von selbst und hält dieses so lange offen, bis das Feld überschwemmt ist. Wird dann das Außentor wieder herabgesenkt, so hört der Wasserstrom auf, und 16t Jviurawski, Quellenlesebuch 11

6. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 163

1913 - München : Seybold
zierliche, fette Dingerchen, in ungeheuren Schwärmen aus dem Norden kommend, in den Reisgegenden ein und richten hier schreckliche Ver- wüstungen an. Manchmal zerstören sie nicht weniger als /io—6oo/0 der ganzen Ernte. Mit ihren scharfen, spitzen Schnäbeln öffnen sie die Hülsen und saugen aus ihnen jene milchige Substanz, welche sie ent- halten, bevor die Körner ganz reif geworden sind. Dadurch werden aber diese letzteren ganz ungenießbar, und der Pflanzer und seine Aufseher sind deshalb den ganzen Tag über auf dem Felde, um die Vögel zusammenzuschießen oder zu verscheuchen. Zu Hunderten werden die fetten, genießbaren Tiere auf der Tafel des Pflanzers aufgetragen und gewähren also zum mindesten dadurch eine Entschädigung für den von ihnen angerichteten Schaden. Der Reis wird von den Negern mit eigenen Werkzeugen, den sogenannten „rice hooks“ (großen, krummen Sicheln) geschnitten und gleich in Garben gebunden. Leider kommen im August gewöhnlich heftige Regen- güsse vor, die gar häufig dem Pflanzer den Spaß verderben. Ist jedoch das Wetter schön, dann eilt alles in die Felder, und Weiber und Kinder sind eifrig damit beschäftigt, die schönen goldgelben Pflanzen geschickt in Garben zu binden, die von den Negern nach den Scheuern getragen werden. Sind diese letzteren sehr weit entfernt, so werden die Garben auf flache Boote zusammengetragen und in den Wasserkanälen nach dem Pflanzerhof gerudert. Dann bieten die Reisplantagen in der Tat einen schönen, reizenden Anblick dar, der uns an die Szenen des südlichen Ägyptens erinnerte: der blaue, klare Himmel, die goldenen Felder, von Kanälen durchzogen, landeinwärts ein dunkler Wald von hohen, schattigen Bäumen, zwischen welchen man das Haus des Pflanzers und das Negerdörfchen, „the Quaters“, mit seinen kleinen, weißen Häusern sehen kann, jenseits der breite, durch Dämme geschützte Strom, auf welchem stattliche Segler und Dampfschiffe entlang fahren, auf den Feldern die Negerinnen mit ihren kurzen, hochaufgeschürzten Röcken, die Männer mit einer kurzen Hose notdürftig bekleidet. In der Nähe des Gehöftes sind auf einem freien Platz ein oder zwei Dutzend Äthiopier mit dem Dreschen der Garben beschäftigt, oder man hört das Klappern der Dreschmaschine, die auf vielen Plantagen das Hand- dreschen ersetzt hat. Das Reisstroh wird häufig wie Heu in Ballen zusammengepreßt und als Futter verwendet, während die Reiskörner auf Schiffen geradeso wie Tabak und Getreide nach den in Amerika allgemein eingeführten „Elevatoren“ (Mammutspeichern) kommen. 163 11»

7. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 176

1913 - München : Seybold
den Loskauf kriegsgefangener Weiber durch ihren Stamm erleichtern. Die Bemalung hat wohl in vielen Fällen die Tätowierung ersetzt. Und wahrscheinlich kommt das Aufhören dieser Sitte zum Teil daher, daß die jetzige Methode der örtlichen Anwendung von Farben weniger schmerz- lich und weniger lästig ist. Die Schmucksachen der Indianer haben weniger Eigenartiges, und für gewöhnlich sind sie auch nicht zahlreich oder glänzend, es ist bezeichnend, daß besonders schmuckreich die von Negern stammende Boni Guayanas sind. Die Frauen der Orinokostämme schmücken sich mit Halsbändern von Zähnen, Glasperlen, kleinen Wurzelstückchen von Ipekakuanha usw., und die Männer tragen als Schmuck, angehängt an einem Strick von Cumare, die Fangzähne und Krallen von Jaguaren, auch Kaimanzähne oder Glasperlen. Am Bara und in anderen Teilen Brasiliens und Guayanas sind vorwaltender Schmuck Ketten aus harten Pflanzenkernen und ein Halsband aus kleinen, auf eine Schnur gereihten Kürbissen, in welche die Frauen allerhand Figuren von Menschen und Tieren gezeichnet haben. Der ganze Schmuck der Galibi besteht aus einem solchen Halsbande und zwei Beinringen, einem über und einem unter der Wade. Zahlreiche Arm- und Fußringe übereinander kommen wohl bei den Boni afri- kanischen Blutes, nicht aber bei den eigentlichen Indianern vor. Da- gegen sind Fingerringe aus Kupfer in nordamerikanischen Gräbern ge- funden worden, und solche aus Palmenfrüchten finden sich bei den Goajiros des nördlichen Südamerika. Carajones und Rukujenn tragen silberne Ohrgehänge von dreieckiger Gestalt und einen ebenso zungen- förmigen Stift in der Unterlippe. Diese Schmucksachen werden bei den ersteren aus Geldstücken hergestellt, während die Rukujenn dazu Stücke von Weißblech verwenden. So wurden die Sardinenbüchsen, welche Crevaux an den oberen Maroni gebracht hatte, in solche Ohr- gehänge verwandelt und fanden bei den Eingeborenen von Guayana weite Verbreitung, ähnlich wie die Indianer von Tucuman silberne Löffel zu diesem Zweck zu erwerben suchten, aber in Formen verarbeiteten, welche ganz an die in den Gräbern erinnern. Die Orejones durchbohren Ohrenränder, Ohrläppchen, Nasenflügel und Unterlippe und stecken runde Rindenstückchen hinein, deren Dimensionen sich nach und nach bis zu 16—20 mm vergrößern. Die Bewaffnung der nordamerikanischen Indianer ist ausgezeichnet durch das Vorwalten des Steines in Form von Pfeil- und Speerspitzen, Beilen und Messern. Holzkeulen und Holzspeere treten zurück. Früher 176

8. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 196

1913 - München : Seybold
In der Gasse, die auf den Sok hinausführte, saßen zunächst Töpfer; die verkauften flache Tonschüsseln mit Deckel, schlanke Henkelkrüge mit eingebrannter schlichter Ornamentik, Feuertöpfe, enorme bauchige Wasserbehälter, winzige Öllämpchen von tausendjähriger Form, alles Gefäße, wie sie, so schien es Monika, dem Haushalt der Semiramis ge- dient haben mochten, ihrer Gestalt und Ausführung nach. Dann folgte eine lange Reihe der Korbflechter. Da lag manch hübsches Geflecht von bunt gefärbten Weiden, flache Körbe zumeist, die zum Aufträgen der Schüsseln dienten, und die spitzen Kuskussudeckel in allen Größen, bis zu meterhohen. Etwas weiter auf dem Platze draußen saßen Händler billiger imitierter Schmuckgegenstände europäischen Fabrikats, nach den klassischen maurischen Silberarbeiten roh in Zinn gegossen, die beliebten Smaragden und Korallen durch Glas und Wachs ersetzt. Da kauerten die Ärmsten der Armen in dichtem Gedränge, eine anspruchslose Eitelkeit um wenige Kupfermünzen befriedigend. Dann kamen die Apotheker, die saßen nicht schutzlos auf der Erde; ein kleines, vielgeflicktes zweiseitiges Zelt beherbergte sie und all den Kram der Wunderkräuter, des heilsamen Tees, der seltenen Gewürze; auch Sepiaknochen gab es da, zum Reinigen der Silberwaren, auch Seifenwurzel zum Waschen der schönen weißen Haiks. Zelte hatten auch die Barbiere; die hatten europäische Rasier- messer zu 16 Pf. das Stück, die nicht erheblich schlechter wurden, auch wenn man sie gelegentlich benutzte, um Igel, die beliebten Leckerbissen der Mauren, von ihren Stacheln zu befreien. In all den Zelten wurde eifrigst rasiert. Das Opfer lag auf der Erde, den Kopf auf den Knieen des Barbiers. In einer Ecke der Stadtmauer, dem ärgsten Gewühle ent- rückt, bot ein Mann sonderbar weiße Holztäfelchen feil, sauber poliert und einige davon mit zierlichen Kerbschnitten am Rande. Ein Koran- spruch, in brauner Farbe aufgetragen, prangte am Kopfe. Das waren die Schreibhefte maurischer Schulkinder, und der freie Raum des Tä- felchens diente zum Kopieren des Spruches. An einer höher ragenden Stelle stand eine Gruppe verhüllter Landfrauen, die schweigend und regungslos das Werk ihrer Hände, bunte wollene Haiks, vor sich hinge- breitet hielten. Einige von ihnen entfalteten schöne gewobene Teppiche, deren Farben weithin in die Sonne leuchteten. Gegen das Zentrum des Platzes zu befanden sich die Stände der Lebensmittel: Eier, Honig in Krügen, denen ein Stück von einem Kaktusblatte als Kork diente, länd- liche Brote, Datteln, Felle, all die kleinen Reichtümer der Landbewohner, die nur diesen Tag jede Woche zur Stadt kamen, um ihre bescheidenen 196

9. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 266

1913 - München : Seybold
durch ihren Zusammenbruch gehindert oder auf gehalten wurden. Das ist auf früheren Schlittenreisen kaum jemals der Fall gewesen. Schon mehrere Male habe ich auf unsere Kleidung und die damit gemachten Versuche Bezug genommen. Obwohl wir zu dem Schlüsse gekommen waren, daß unsere Wolfsfellanzüge für die Reise zu warm sein würden, nahmen wir sie bei unserem ersten Aufbruch doch mit und trugen sie auch. Wir entdeckten jedoch bald, daß sie immer zu warm waren und sehr starkes Schwitzen verursachten. Dadurch, daß sie die ganze Feuchtigkeit des Körpers aufsogen, wurden sie so schwer, daß sie eine beträchtliche Vermehrung des Gewichtes unserer Lasten aus- machten; hei unserer Rückkehr nach der dreitägigen Abwesenheit vom Schiffe waren sie so naß, daß wir sie längere Zeit über dem Ofen im Salon zum Trocknen auf hängen mußten. Dazu kam noch eine andere Unannehmlichkeit: Wenn wir sie eine Zeitlang getragen hatten und dann in der Kälte auszogen, froren sie so steif, daß es sehr schwierig war, sie wieder anzuziehen. Die Folge von alledem war, daß ich nicht sehr für sie eingenommen war und mich schließlich dafür entschied, meine wollenen Kleider beizubehalten, die, wie ich meinte, der Transpi- ration freien Abzug gewährten. Johansen folgte meinem Beispiel. Un- sere Kleidung bestand daher ungefähr aus Folgendem: auf dem Ober- körper zwei wollene Jägerhemden, über denen ich eine Jacke aus Kamel- haar und schließlich eine sogenannte isländische Wollenjacke trug (in Wirklichkeit kam sie von den Färöern). Anstatt der isländischen Jacke trug Johansen ein Kleidungsstück aus dickem Fries, das man an Bord einen ,,Anorak“ nennt; es ist mit einer Kapuze versehen, die nach Eskimoart über das Gesicht gezogen werden konnte. An den Beinen hatten wir zu unterst wollene Unterhosen und darüber Jagdhosen aus Fries und lose Friesgamaschen. Um uns vor dem Winde und Schneestaub zu schützen, trugen wir die schon früher erwähnte „Windkleidung“, die aus einer dünnen, aber dichten Art von Baumwollentuch angefertigt war, und aus einer Jacke, die über den Kopf gezogen wurde und nach Eskimo- manier mit einer Kapuze versehen war, und einem Paar weiter Hosen bestand. Ein wichtiger Teil der Kleidung ist die Fußbekleidung. An- statt langer Strümpfe zog ich es vor, lose Gamaschen und Socken zu benutzen, da diese sich während des Schlafens in der Nacht auf der Brust trocknen lassen. Auf Reisen, auf denen man sich beständig im Schnee und in niedriger Temperatur bewegt, möge es nun auf Schnee- schuhen sein oder nicht, habe ich die Erfahrung gemacht, daß Finnen- 266

10. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 268

1913 - München : Seybold
des letzten Teiles der Reise, als der Schnee naß war, in den Komagern trugen. Sie sind bequem zu tragen und leicht zu trocknen, da man sie nachts unter der Jacke oder den Hosen ausbreiten kann. An den Händen trugen wir sowohl schwere Fausthandschuhe aus Wolfsfell, als auch gewöhnliche wollene Handschuhe. Mit den Handschuhen mußte genau derselbe Trocknungsprozeß vorgenommen werden wie mit der Fußbekleidung. Im großen und ganzen wird die Körperwärme des unglücklichen Menschen, die einzige Wärmequelle, die man zu solchem Zwecke hat, hauptsächlich bei dem Bemühen, die verschiedenen Klei- dungsstücke zu trocknen, verbraucht. Wir haben unsere Nächte in nassen Umschlägen zugebracht, nur um es tagsüber ein wenig behag- licher zu haben. Auf dem Kopfe trugen wir einen Filzhut, der die Augen gegen das blendende Licht schützte, und durch den der Wind weniger leicht hindurchdrang als durch gewöhnliche wollene Mützen. Außerdem trugen wir gewöhnlich noch eine oder zwei Wollkapu'ten. Auf diese Weise konnten wir die Wärme bis zu einem gewissen Grade regulieren, was nicht unwichtig ist. Ursprünglich war es meine Absicht, gewesen, leichte Schlafsäcke aus dem Felle eines Renntierkalbes für je einen Mann zu verwenden. Als sie sich jedoch nicht als genügend warm erwiesen, mußte ich nach demselben Prinzip verfahren wie in Grönland, das heißt einen Doppelschlafsack aus der Haut eines ausge- wachsenen Renntieres benutzen. Dabei erzielt man eine beträchtliche Wärmezunahme dadurch, daß der eine Schlaf genösse den anderen wärmt. Außerdem ist auch ein Sack für zwei Personen viel leichter als zwei einzelne Säcke. Zwar ist gegen den Gebrauch von Doppelsäcken der Einwand erhoben worden, daß man leicht in der Nacht gestört werde, ich habe das aber nicht gefunden. Etwas, das nach meiner Meinung nicht fehlen darf, ist ein Zelt; denn selbst wenn es aus dünnem, zerreiß- barem Stoffe ist, bietet es den Teilnehmern der Expedition doch so viel Schutz und Behaglichkeit, daß die unbedeutende Vermehrung des Ge- wichtes der Ausrüstung mehr als ausgeglichen wird. Die Zelte, die ich für die Expedition hatte anfertigen lassen, bestanden aus Rohseide und waren sehr leicht, sie waren am Fuße viereckig und nach oben spitz und wurden vermittelst einer einzigen Zeltstange in der Mitte aufgerichtet, nach demselben Prinzip, wie die in unserer Armee verwendeten Viermannzelte. Die meisten unserer Zelte waren mit einem Boden aus ziemlich dichtem Baumwollstoff versehen. Bei unserem ersten Aufbruche nahmen wir ein Zelt dieser Art mit, das für vier Mann berechnet war und 3v2 kg 268
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