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1. 6. Schuljahr - S. 68

1895 - Leipzig : Siegismund u. Volkening
68 37. Körner an seinen Vater. Wien, am 10. März 1813. Liebster Vater! Ich schreibe Dir diesmal in einer Ange- legenheit, die, wie ich das feste Vertrauen zu Dir habe, Dich weder befremden noch erschrecken wird. Neulich schon gab ich Dir einen Wink über mein Vorhaben, das jetzt zur Reife gediehen ist. — Deutschland steht auf; der preussische Adler erweckt in allen deutschen Herzen durch seine kühnen Flügelschläge die grosse Hoffnung einer deutschen, wenigstens norddeutschen Freiheit. Meine Kunst seufzt nach ihrem Vaterlande — lass mich ihr würdiger Jünger sein! — Ja, liebster Vater, ich will Soldat werden, will das hier gewonnene glückliche und sorgen- freie Leben mit Freuden hinwerfen, um, sei’s auch mit meinem Blute, mir ein Vaterland zu erkämpfen. — Nenn’s nicht Übermut, Leichtsinn, Wildheit! — Vor zwei Jahren hätte ich es so nennen lassen, jetzt, da ich weiss, welche Seligkeit in diesem Leben reifen kann, jetzt, da alle Sterne meines Glückes in schöner Milde auf mich niederleuchten, jetzt ist es, bei Gott! ein würdiges Gefühl, das mich treibt, jetzt ist es die mächtige Überzeugung, dass kein Opfer zu gross sei für das höchste menschliche Gut, für seines Volkes Freiheit. Vielleicht sagt Dein bestochenes väterliches Herz: Theodor ist zu grösseren Zwecken da, er hätte auf einem andern Felde Wichtigeres und Bedeutenderes leisten können, er ist der Menschheit noch ein grosses Pfund zu berechnen schuldig. Aber, Vater, meine Meinung ist die: Zum Opfertode für die Freiheit und für die Ehre seiner Nation ist keiner zu gut, wohl aber sind viele zu schlecht dazu! Dass ich mein Leben wage, das gilt nicht viel; dass aber dies Leben mit allen Blütenkränzen der Liebe, der Freundschaft, der Freude geschmückt ist, und dass ich es doch wage, dass ich die süsse Empfindung hinwerfe, die mir in der Überzeugung lebte, Euch keine Unruhe, keine Angst zu bereiten, das ist ein Opfer, dem nur ein solcher Preis entgegengestellt werden darf. — In Breslau, als dem Sammelplätze, treffe ich zu diesen freien Söhnen Preussens, die in schöner Begeisterung sich zu den Fahnen ihres Königs gesammelt haben. Ob zu Fuss oder zu Pferd, darüber bin ich noch nicht entschieden und kommt einzig auf die Summe Geldes an, die ich zusammenbringe. — Tonie1) hat mir auch bei dieser Gelegenheit ihre grosse, edle Seele bewiesen. Sie weint wohl, aber der geendigte Feldzug wird ihre Thränen schon trocknen. — Die Mutter soll mir ihren Schmerz vergeben, wer mich liebt, soll mich nicht verkennen, und Du wirst mich Deiner würdig findem * *) - Dein Theodor. *) Körners Braut. Körner.

2. 6. Schuljahr - S. 56

1895 - Leipzig : Siegismund u. Volkening
56 St. Bernhard im Passeyr, am 22. November 1767 geboren, aus einem Geschlechte, das von gutem, altem Herkommen war und bei den Landlenten einen guten Klang hatte. Er war von hoher, her- kulischer Gestalt und trug einen schönen schwarzen Bart, der bis an den Gürtel reichte; im ganzen Etschlande war er um seiner aner- kannten Rechtlichkeit und Anhänglichkeit an das Althergebrachte un- gemein geliebt. Sein Herz, das sonst ruhig fortschlng, stand in vollen Flammen, wenn die Rechte und die Satzungen der Väter, religiöse Gegenstände, oder die über alles teure heimatliche Erde ge- schmäht oder gelästert wurden. In einer Seele voll schmuckloser Ein- falt und frommer Treue trug er eine unduldsame Vaterlandsliebe und einen hohen Nationalstolz; er haßte alle Feinde der Freiheit und seines Vaterlandes, und darum haßte er nicht bloß die Franzosen und die Bayern, sondern auch den Adel. Dieser Andreas Hofer war unter den Verschworenen zur Rettung seines Vaterlandes, und er kehrte von Wien zurück voll guter Hoff- nung und sagte zu seinen Brüdern: „Wohlan, man wird uns helfen!" Die Zahl der Verschworenen war aber schon sechshundert, und die ganze große Zahl hielt das Geheimnis mehrere Monate verschlossen in der Brust. Aber diesem Volke ist der Gesamtwille teuer und heilig, es stehen alle für einen und einer für alle, und darum be- wahrten sie so lange ein Geheimnis; sie hätten es jahrelang bewahrt. Als aber die Nacht des 9. April des Jahres 1809 gekommen war, ver- kündigten unaufhörliche Freudensalven, Sturmglocken aus den Thälern und von den Höhen und Wachtfeuer auf den höchsten Bergen, die weit- hin am Himmel leuchteten, die Morgenröte der Erlösung; in den Wellen des Inn sah man da und dort ein Brett mit einem kleinen roten Fähnlein schwimmen zum Zeichen, daß es Zeit sei, und Weiber und Kinder trugen Zettel umher, auf welchen die Worte standen: „'s ist Zeit!" Hofer war aber der Hauptmann des Passeyer Aufstandes, er war das Haupt der ganzen Verschwörung. Und als der Morgen des 10. April gekommen, brachen Hofer und seine Tiroler mit ihrem Ingrimm in der Brust hervor von allen Seiten ans die überraschten, erstaunten fremden Truppen; von allen Bergen rollten Felsstücke und Baumstämme, hinter den Felsen und Hecken und ans . den Schluchten und Hütten pfiffen die Kugeln. Die wenigen Feinde, welche dem Tode entkommen waren, flohen in hastiger Eile nach Innsbruck und der Felsenburg Kufstein; Innsbruck wurde aber er- stürmt, Kufstein belagert, und binnen wenigen Tagen war das Land wiedergewonnen von der neuen Herrschaft. Viele Tausende wurden gefangen, und unermeßliches Heergerät kam in die Hände der Sieger. Das war die glorreiche blutige Arbeit der Tiroler Landleute im Frühjahr 1809, eines Volkes, das hart ist wie seine heimatliche Erde und fest und unerschütterlich wie seine Felsen. Das hatte die Macht der Idee gethan, die Allgewalt eines gereizten Volkes, das sich mit eigener Hand sein Recht und seine Freiheit wiederverdienen

3. 6. Schuljahr - S. 64

1895 - Leipzig : Siegismund u. Volkening
64 5. Mit Mann und Roß und Wagen, so hat sie Gott geschlagen; Feldherrn ohne Witz, Stückleut' ohn' Geschütz, Flüchter ohne Schuh, nirgends Rast und Ruh. 6. Mit Mann und Roß und Wagen, so hat sie Gott geschlagen; Speicher ohne Brot, allerorten Not, Wagen ohne Rad, alles müd' und matt, Kranke ohne Wagen: so hat sie Gott geschlagen. 34. An mein Volk. So wenig für mein treues Volk als für Deutsche bedarf es einer Rechenschaft über die Ursachen des Krieges, welcher jetzt beginnt; klar liegen sie dem unverblendeten Europa vor Augen. Wir erlagen unter der Übermacht Frankreichs. Der Friede, der die Hälfte meiner Unterthanen mir entriss, gab uns seine Segnungen nicht, denn er schlug uns tiefere Wunden als selbst der Krieg. Das Mark des Landes ward ausgesogen. Die Hauptfestungen blieben vom Feinde besetzt, der Acker- bau ward gelähmt, so wie der sonst so hoch gebrachte Kunstfleiss unserer Städte. Die Freiheit des Handels war gehemmt und dadurch die Quelle des Erwerbes und des Wohlstandes verstopft. Das Land ward ein Raub der Verarmung. Durch die strengste Erfüllung eingegangener Ver- bindlichkeiten hoffte ich meinem Volke Erleichterung zu verschaffen und den französischen Kaiser endlich zu überzeugen, dass es sein eigener Vorteil sei, Preussen seine Unabhängigkeit zu lassen. Aber meine reinsten Absichten wurden durch Übermut und Treulosigkeit vereitelt, und nur zu deutlich sahen wir, dass des Kaisers Verträge mehr noch wie seine Kriege uns langsam verderben mussten. Jetzt ist der Augenblick ge- kommen, wo alle Täuschung über unsern Zustand schwindet. Branden- burger, Preussen, Schlesier, Pommern, Lithauer! Ihr wisst, was ihr seit sieben Jahren erduldet habt; ihr wisst, was euer trauriges Los ist, wenn wir den beginnenden Kampf nicht ehrenvoll enden. Erinnert euch an die Vorzeit, an den grossen Kurfürsten, an den grossen Friedrich! Bleibet eingedenk der Güter, die unter ihnen unsere Vorfahren blutig erkämpften: Gewissensfreiheit, Ehre, Unabhängigkeit, Handel, Kunstfleiss und Wissen- schaft! Gedenkt des grossen Beispiels unserer mächtigen Verbündeten, gedenkt der Spanier und der Portugiesen; selbst kleine Völker sind für gleiche Güter gegen mächtigere Feinde in den Kampf gezogen und haben den Sieg errungen; erinnert euch an die heldenmütigen Schweizer und Niederländer! Grosse Opfer werden von allen Ständen gefordert werden, denn unser Beginnen ist gross, und nicht gering die Zahl und die Mittel unserer Feinde. Ihr werdet jene lieber bringen für das Vaterland, für euren angeborenen König, als für einen fremden Herrscher, der, wie so viele Beispiele lehren, eure Söhne und eure letzten Kräfte Zwecken widmen würde, die euch ganz fremd sind. Vertrauen auf Gott, Aus- dauer, Mut und der mächtige Beistand unserer Bundesgenossen werden

4. Theil 2 = (6. Schulj.) - S. 53

1876 - Leipzig : Siegismund u. Volkening
53 was sie thun sollten, gingen Abgeordnete nach Wien, um Oesterreich zum Beistände zu bewegen; und der Erzherzog Johann, der der Abgott des Tiroler Volkes war, willigte in den Aufstand und versprach Beistand und Rettung. Unter diesen Abgeordneten, die nach Wien gingen, war auch der Gastwirth am Sand, Andreas Hofer, bei St. Bernhard im Passeyr, am 22. November 1767 geboren, aus einem Geschlechte, das von gutem, altem Herkommen war und bei den Land- leuten einen guten Klang hatte. Er war von hoher, herkulischer Ge- stalt und trug einen schönen schwarzen Bart, der bis an den Gürtel reichte; im ganzen Etschlande war er um seiner anerkannten Rechtlich- keit und Anhänglichkeit an das Althergebrachte ungemein geliebt. Sein Herz, das sonst ruhig fortschlug, stand in vollen Flammen, wenn die Rechte und die Satzungen der Väter, religiöse Gegenstände, oder die über alles theure heimatliche Erde geschmäht oder gelästert wurden. In einer Seele voll schmuckloser Einfalt und frommer Treue trug er eine unduldsame Vaterlandsliebe und einen hohen National- stolz; er haßte alle Feinde der Freiheit und seines Vaterlandes, und darum haßte er nicht bloß die Franzosen und die Baiern, sondern auch den Adel. Dieser Andreas Hofer war unter den Verschworenen zur Rettung seines Vaterlandes, und er kehrte von Wien zurück voll guter Hoff- nung und sagte zu seinen Brüdern: „Wohlan, man wird uns helfen!" Die Zahl der Verschworenen war aber schon sechshundert, und die ganze große Zahl hielt das Geheimniß mehrere Monate verschlossen in der Brust. Aber diesem Volke ist der Gesammtwille theuer und heilig, es stehen alle für einen und einer für alle, und darum be- wahrten sie so lange ein Geheimniß; sie hätten es Jahre lang be- wahrt. Als aber die Nacht des 9. April des Jahres 1809 gekommen war, verkündigten unaufhörliche Freudensalven, Sturmglocken aus den Thälern und von den Höhen und Wachtfeuer auf den höchsten Bergen, die weithin am Himmel leuchteten, die Morgenröthe der Erlösung; in den Wellen des Inn sah man da und dort ein Brett mit einem kleinen rothen Fähnlein schwimmen zum Zeichen, daß es Zeit sei, und Weiber und Kinder trugen Zettel umher, auf welchen die Worte standen: „'s ist Zeit!" Hofer war aber der Hauptmann des passeyer Aufstandes, er war das Haupt der ganzen Verschwörung. Und als der Morgen des 10. April gekommen, brachen Hofer und seine Ti- roler mit ihrem Ingrimm in der Brust hervor von allen Seiten auf die überraschten, erstaunten fremden Truppen; von allen Bergen rollten Felsstücke und Baumstämme, hinter den Felsen und Hecken und aus den Schluchten und Hütten pfiffen die Kugeln. Die wenigen Feinde, welche dem Tode entkommen waren, flohen in hastiger Eile nach Innsbruck und der Felsenburg Kufstein; Innsbruck wurde aber erstürmt, Kufstein belagert, und binnen wenigen Tagen war das Land wieder- gewonnen von der neuen Herrschaft. Viele Tausende wurden gefangen, und unermeßliches Heergerüth kam in die Hände der Sieger. Das war die glorreiche blutige Arbeit der tiroler Landleute im Frühjahr 1809, eines Volkes, das hart ist wie seine heimatliche Erde, und fest

5. Theil 2 = (6. Schulj.) - S. 65

1876 - Leipzig : Siegismund u. Volkening
65 40. Körner an seinen Vater. Wien, am 10. März 1813. Liebster Vater! leb schreibe Dir dies Mal in einer Ange- legenheit, die, wie ich das feste Vertrauen zu Dir habe, Dich weder befremden noch erschrecken wird. Neulich schon gab ich Dir einen Wink über mein Vorhaben, das jetzt zur Reife ge- diehen ist. — Deutschland steht auf; der preussische Adler er- weckt in allen deutschen Herzen durch seine kühnen Flügel- schläge die grosse Hoffnung einer deutschen, wenigstens nord- deutschen Freiheit. Meine Kunst seufzt nach ihrem Vaterlande, — lass mich ihr würdiger Jünger sein! — Ja, liebster Vater, ich will Soldat werden, will das hier gewonnene glückliche und sorgenfreie Leben mit Freuden hinwerfen, um, sei’s auch mit meinem Blute, mir ein Vaterland zu erkämpfen. — Nenn’s nicht liebermuth, Leichtsinn, Wildheit! — Vor zwei Jahren hätte ich es so nennen lassen, jetzt, da ich weiss, welche Seligkeit in diesem Leben reifen kann, jetzt, da alle Sterne meines Glückes in schöner Milde auf mich niederleuchten, jetzt ist es bei Gott ein würdiges Gefühl, das mich treibt, jetzt ist es die mächtige Ueberzeugung, dass kein Opfer zu gross sei für das höchste menschliche Gut, für seines Volkes Freiheit. Vielleicht sagt Dein bestochenes väterliches Herz: Theodor ist zu grösseren Zwecken da, er hätte auf einem andern Felde Wichtigeres und Bedeutenderes leisten können, er ist der Menschheit noch ein grosses Pfund zu berechnen schuldig. Aber, Vater, meine Mei- nung ist die: Zum Opfertode für die Freiheit und für die Ehre seiner Nation ist keiner zu gut, wohl aber sind viele zu schlecht dazu! Dass ich mein Leben wage, das gilt nicht viel; dass aber dies Leben mit allen Blütenkränzen der Liebe, der Freund- schaft, der Freude geschmückt ist, und dass ich es doch wage, dass ich die süsse Empfindung hinwerfe, die mir in der Ueber- zeugung lebte, Euch keine Unruhe, keine Angst zu bereiten, das ist ein Opfer, dem nur ein solcher Preis entgegengestellt werden darf. — In Breslau, als dem Sammelplätze, treffe ich zu diesen freien Söhnen Preussens, die in schöner Begeisterung sich zu den Fahnen ihres Königs gesammelt haben. Ob zu Fuss oder zu Pferd, darüber bin ich noch nicht entschieden und kommt einzig auf die Summe Geldes an, die ich zusammenbringe. — Toni hat mir auch bei dieser Gelegenheit ihre grosse, edle Seele bewiesen. Sie weint wohl, aber der geendigte Feldzug wird ihre Thränen schon trocknen. — Die Mutter soll mir ihren Schmerz vergeben, wer mich liebt, soll mich nicht verkennen, und Du wirst mich Deiner würdig finden. Dein Theodor. Vaterland Ii. ü. k

6. Theil 2 = (6. Schulj.) - S. 14

1876 - Leipzig : Siegismund u. Volkening
14 überall brach die Empörung aus, überall zogen zahlreiche Bauernscharen aus, um das Land zu plündern und zu verwüsten. Klöster und Kirchen wurden eben so wenig verschont, als die Burgen und Schlösser. Jeder Ritter und Adelige, welcher den wüthenden Bauern in die Hände fiel, wurde gespießt oder enthauptet; nicht anders verfuhren aber auch die Herren. Luther, da er sah, daß er mit sausten Worten nichts mehr ausrichtete, erließ eine harte Streitschrift „widec die räuberischen und mörderischen Bauern", und da diese auf keine vernünftige Vorstellung mehr hören wollten, sagte er, „man solle sie wie tolle Hunde todtschlagen." In Thüringen brach auch die Empörung aus; an deren Spitze stellte sich Thomas Münzer, ein Schüler Luthers. Dieser höchst schwärme- rische Mann, der früher Weltpriester zu Zwickau gewesen, aber wegen seiner aufrührerischen Reden von dort vertrieben worden war, rühmte sich besonderer Offenbarungen Gottes, durch welche ihm das Wesen christ- licher Freiheit weit klarer geworden sei, als Luther sie kenne und lehre. Nach diesen vermeintlichen Offenbarungen sollte jetzt ein ganz neues christliches Reich gestiftet werden, in welchem völlige Gleichheit herrschen und alle Güter gemeinschaftlich sein müßten. „In diesem Reiche", fagte Münzer, „bedarf es nicht der Fürsten und Obrigkeiten, nicht des Adels und der Geistlichkeit; im Christenthume soll kein Unterschied sein zwischen Reich und Arm!" Zn dieser bewegten Zeit, wo jede neue Lehre hastig aufgegriffen wurde, verschafften sich die Lehrsätze Münzer's leicht Eingang bei dem gemeinen Volk, und den Armen zumal dünkte es sehr einladend, mit den Reichen fortan theilen zu können und des lästigen Arbeitens überhoben zu sein. Vorzüglich waren ?s die Bauern, die sich zu diesem neuen Propheten retteten. Unter seiner Anführung zogen sie von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf und verwüsteten und zerstörten alles mit Feuer und Schwert. Die Noth war groß; doch die Fürsten rüsteten sich, der Empörung Einhalt zu thun. Sie ließen ihr Heer gegen Frankenhausen auf- brechen, wo die Bauern aus einem Berge ihr Feldlager aufgeschlagen und mit einer Wagenburg befestigt hatten. Um nichts unversucht zu lassen, schickten die Fürsten einen Edelknaben an sie ab, der ihnen Gnade anbieten sollte, wenn sie friedlich auseinander gingen und die Rädels- führer auslieferten. Da erschrak Münzer über die Gefahr, in welcher er schwebte, hielt eine feurige Rede an die Bauern, die er damit schloß, es möchte sich nur keiner fürchten vor den Kugeln der Feinde, die würde er alle mit seinem Aermel auffangen, und wer in der vordersten Reihe niedergeschossen würde, der stünde in der hintersten wieder aus.. Ihm sehr zu gelegener Zeit entstand gerade ein Regenbogen am Himmel. „Seht!" schrie er, „das Zeichen des Bundes, welchen Gott mit uns macht! Dieser Bogen ist der Bürge unseres Sieges und des Untergangs unserer Feinde. Also zum Kampf und Sieg!" Noch standen die Bauern unschlüssig da, sahen ihn an und seinen Aermel; da ließ er den Ab- gesandten in Stücke hauen, um so deu Weg zu einem gütlichen Vergleiche abzuschneiden. Nun griffen die Bauern zu ihren Sensen, Piken und Schwertern und erwarteten ihre Feinde. Diese ließen auch nicht lange auf sich warten. Die Kugeln sausten, die Reiter sprengten heran und

7. Theil 2 = (6. Schulj.) - S. 25

1876 - Leipzig : Siegismund u. Volkening
25 alles in der Burg zusammen. Niemand in der ganzen Mark hatte je etwas Aehnliches vernommen. Was mochte es sein? — Es war die faule Grete, eine Kanone, welche Kugeln von 24 Pfund schoß. Friedrich hatte sie aus Franken mitgebracht; er besaß nur die eine. In der Mark war sie etwas ganz Neues. Zwar hatte der Mönch Berthold Schwarz das Schießpulver schon gegen das Jahr 1350 erfunden, und Dietrich selbst besaß einige kleine Donnerbüchsen; aber von dieser Größe und von solcher Wirkung hatte man hier noch keine gesehen. Da Friedrichs Kanone wegen ihrer Schwere nur sehr langsam fortgeschafft werden konnte, so ward sie von dem Volke die faule Grete genannt. — Es währte nicht lange, so war die Mauer von Friesack an einer Stelle zertrümmert, und man gab auf der Burg ein Zeichen, daß man sich ergeben wollte. So wurde die Feste genommen. Dietrich von Quitzow fand sich aber nicht mehr darin. Er hatte sich ans geheimen Pfaden geflüchtet, diente später- hin bald diesem, bald jenem fremden Fürsten, machte auch bisweilen nock» feindliche Einfälle in die Mark, wobei er unter andern die Stadt Nauen einäscherte, ist aber endlich, von allen verlassen, beim Kloster Marienborn im Magdeburgischen gestorben. — Nun zog Friedrich mit der faulen Grete vor Plaue, worin sich Johann von Quitzow vertheidigte. Obgleich die Burg 14 Fuß dicke Mauern hatte, und obgleich Johann wegen seiner Tapferkeit und Verwegenheit nicht minder berühmt war, als sein Bruder Dietrich, so half das doch alles nichts. Die faule Grete zertrümmerte die dicken Mauern, und Plaue fiel. Johann suchte ebenfalls zu entfliehen,, ward aber ergriffen und in's Gefängniß zu Kalbe an der Saale gesetzt, wo er auch gestorben sein soll. ■—- Nunmehr hatte Friedrich leichtes Spiel. Die andern Verbündeten, von denen Hans von Putlitz schon früher ge- fangen worden war, ergaben sich und wurden späterhin begnadigt. Henning. 18. Der große Kurfürst. Das hervorragendste Ereigniß in dem Leben des großen Kurfürsten war die Schlacht bei Fehrbellin. Als er nämlich im Vereine mit anderen deutschen Fürsten gegen die Franzosen in's Feld gerückt war, fielen die Schweden, durch den französischen König Ludwig Xiv. dazu bewogen, in Brandenburg ein. Furchtbar waren die Verwüstungen, die sie in den Ländern an der Havel anrichteten. Der Kurfürst erfuhr diese Vorgänge mit tiefem Schmerze, doch ohne sich dadurch in seiner Entschlossenheit beugen zu lassen. Durch einen Brief ermahnte er die Brandenburger, nur noch eine Zeit lang geduldig auszuharren; er werde bald kommen. Die Brandenburger kamen seinem Wunsche nach. Tausende von Bauern rotteten sich zur Nothwehr zusammen und ließen ihre Fahnen wehen; auf den Fahnen aber stand: „Wir Bauern sind von geringem Gut und dienen unserm Kurfürsten mit Leib und Blut!" Der Kurfürst rückte nun rasch mit 15,000 Mann heran. Magdeburg wurde besetzt, ein scbwedisches Heer, das bei Rathenow an der Havel lagerte, durch eine List des Feldmarschalls Derfflinger überrumpelt und zersprengt. Am 18. Juni 167.5 stießen die Brandenburger bei Fehrbellin auf die Haupt-

8. Theil 1 = 5. Schulj. - S. 139

1875 - Leipzig : Siegismund u. Volkening
139 5. Durch des Gebirges Adern quillt • geheimes Lebensblut, der Blätterschmuck der Krone schwillt in grüner Frühlingsglut. An 6. Natur, hier fühl' ich deine Hand! Mind atkme deinen Hauch! ' V Beklemmend dringt und doch bekannt dein Herz in meines auch. 7. Dann denk' ich, wie vor alter Zeit, du dunkle Waldesnacht, der Freiheit Sohn sich dein gefreut, und was er hier gedacht. 8. Du warst der Alten Haus und Burg; zu diesem grünen Zelt drang keines Feindes Ruf hindurch; frei war da noch die Welt! Fr. Schlegel. 27. Der Odenwald. Herr Odenwald, dir schalle aus voller Brust ein Lied, das durch die Thäler halle, wie wann der Lindschmidt zieht. Hier wachsen Eich' und Eisen, drum ist das Land zu preisen! Als unsre Ahnen kamen von Ost in's deutsche Land, da ward nach Odin's Namen dies Waldgebirg' benannt; es brachte Eich' und Eisen, drum ward es so geheißen. Jetzt unter hohen Bäumen des Hirten Lied erschallt, die Mühlen- bäche schäumen, das Thal in Saaten wallt; doch in des Waldes Mitte da wohnt die alte Sitte. An Burschen ist zu schauen die kecke, flinke Art, die ew'ge Treu an Frauen, die Zier an Mädchen zart; scharf schießt der Mann zur Scheibe, daß er bei Ehren bleibe. Drum mag sich wohl vergleichen des Landes Volk zumal an Zier den grünen Eichen, an Kraft dem Eisenstahl. Des Landes Eich' und Eisen soll man noch heute Preisen! Du treuer Gott, behalte dies Land in deiner Hut, daß nimmerdar veralte sein altes Eisenblut; laß nie von seinen Eichen den Stolz der 'Freiheit weichen! K. H. Hofmann, jj 28, Das mederrheinische Bergland. Die ganze rheinische Berg land sch äst, welche sich bis zu einer Höhe von 800 Meter erhebt, würde als eine sehr einförmige, wellige Ebene erscheinen, wenn sie nicht von tiefen Thälern in ihrer ganzen Ausdeh- nung durchschnitten würde. Während ans den Hochflächen nur Kornbau, oft nur Hafer gedeiht, schmücken Obsthaine und Weinreben die sanften Abdachungen wie die steilsten Bergwände der tief eingeschnittenen Thäler. Die Bäche bewässern schmale Wiesengründe, treiben Mühlen oder Ham- merwerke. Diese engen Thäler haben durch die geschütztere Lage ein milderes Klima als die hochgelegenen Umgebungen. Sie sind mit blü- henden Ortschaften und wohlhabenden Städten curgefüllt. Es sind außer dem Rhein namentlich die Mosel, Lahn, Sieg und Ruhr, welche das rheinische Hochland in verschiedene Gebirgslandschaften spalten. Die wichtigsten sind folgende: 1. Der Hunsrück. Etn schöner, kräftiger Menschenschlag bewohnt ihn. Alle Ortschaften tragen deutsche Namen. Die Bewohner sind rein deutschen Blutes. Viele große, fruchtbare, weinreiche Flußthäler umgeben ihn, das des Rheins, der Mosel, Saar und Nahe. An seinem Südfuße
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