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1. Das Deutsche Reich - S. 453

1900 - Leipzig : Spamer
Die übrigen Staaten in Mittel- und Norddeutschland. 453 und außerdem die Läuder der Merseburger und der Weißenfelser Nebenlinie. Friedrich August Iii. wurde durch Napoleon I. König und als Rheinbuuds- fürst auch Großherzog von Warschau. Infolge seiner Anhänglichkeit an Napoleon wurde aber sein Land um Gebiete vou bedeutendem Umfange, die an Preußen kamen, verkleinert, nur die kleinere Hälfte des bisherigen Landes verblieb ihm, aber auch der Raug eines Königs. Die Sorben breiteten sich vom 6. Jahrhundert an bis zur Saale hin aus und sollen den ersten Grund zu den Städten Pirna, Dresden, Leipzig, Torgau, Chemnitz, Zwickau, Oschatz, Würzen zc. gelegt haben. Kaiser Otto I. gründete für diese Gegenden das Bistum Meißen (965). Kaiser Heinrich V. belehnte Konrad von Wettin 1123 mit Meißen als einer erblichen Markgrafschaft. Schon 1124 erhielt Konrad nach dem Tode Wieprechts von Groitzsch dessen Besitzungen Groitzsch, Leisnig, die Grafschaft Rochlitz, einen großen Teil des Pleißnerlandes und Teile der Lausitz. Konrads Sohn, Otto der Reiche (1156—90), eröffnete die Freiberger Silbergrnben und hob dadurch den Wohlstand des Landes bedeutend; von ihm wurden auch die beiden Leipziger Haupt- messen gestiftet. Heinrich der Erlauchte (1221—88) erwarb die Landgrafschaft Thü- ringen und verlegte seine Residenz von Meißen nach Dresden. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts begannen für das Land schlimme Zeiten, indem König Adolf von Nassau die Ansprüche Friedrichs mit der gebissenen Wange und Diezmanns (der Söhne Albrechts des Entarteten von Thüringen) auf Meißen, die Ostmark und Landsberg nicht anerkennen wollte und daher diese Gebiete zu erobern suchte; auch König Albrecht I. setzte diese Bestrebungen fort, bis ihn Friedrich mit der gebissenen Wange bei Lucka im Altenbnrgischen schlug (1307), worauf Kaiser Heinrich Vii. den Wettinern ihren Besitzstand bestätigte. Friedrich der Streitbare begründete 1409 die Universität Leipzig und wurde nach dem Aussterben der Wittenberger Askanier mit der Kurwürde und dem Herzogtum Sachsen-Wittenberg belehnt; er nannte sich jetzt „Kurfürst von Sachsen." In der Zeit von 1429 — 32 wurde das Land durch die Hussiten, 1446—51 durch den Bruderkrieg zwischen dem Kurfürsten Friedrich dem Sanftmütigen und seinem Bruder Wilhelm verwüstet; der letztere wurde endlich durch Thüringen abgefunden. Im Jahre 1466 fiel an Kursachsen der Planensche Teil des Vogtlandes (nämlich Plauen und Weida). Bei der Erbteilung im Jahre 1485 erhielt der ältere Bruder, Ernst. Kursachsen und einen Teil von Thüringen und Meißen, der jüngere, Albert, den größeren Teil von Meißen mit Leipzig und Dresden sowie einen Teil von Thüringen. Durch sein Bündnis mit Kaiser Karl V. gegen seinen Vetter Johann Friedrich gewann Moritz von Sachsen außer der Kurwürde fast den ganzen Besitz des Wettiner Hauses; nur Jena, Weimar, Gotha und Eisenach verblieb den Ernestinern, wozu später noch Altenbnrg kam. Kurfürst August (1553—86) hat viel für Hebung des Kunstsinns, der Schulbildung, der Landwirtschaft, des Obst- und Hopfenbaues gethan, sowie durch Aufnahme von vertriebenen Protestanten aus der Schweiz, den Niederlanden :e. den Grund zu der Leinwand- und Banmwoll- Weberei im Vogtlande, der Tuchmachern in Zwickau, Grimma, Meißen ?e. und der Spitzenklöppelei im Erzgebirge gelegt. Kurfürst Johann Georg I. (1611—56) gewann als Bundesgenosse des Kaisers Ferdinand Ii. gegen den Winterkönig Friedrich von der Pfalz die Lausitzen. Im Dreißigjährigen Kriege litt Kursachsen infolge der Unentschiedenheit dieses Fürsten viel, besonders, nachdem derselbe mit dem Kaiser den Prager Frieden abgeschlossen hatte, durch die Feindschaft der Schweden. .Kurfürst Johann Georg Ii. führte in der Oberlansitz die Damastweberei ein. Beim Übertritte des folgenden Kurfürsten, Friedrich August I. (August des Starken), zur katholischen Kirche (1697), ging die Führerschaft der protestantischen Fürsten in Deutschland und die Schirmherrschaft über die evangelische Kirche auf Kurbrandenburg über. Unter August dem Starken litt das Land schwer durch die Beteiligung an auswärtigen Kriegen (an dem nordischen und den Türkenkriegen) sowie durch eine verschwenderische Regierung, doch gewann es an Prachtbauten und Kunstschätzen, llnter seinem Sohne Friedrich August Ii. (als König von Polen August Iii.) hatte das Land entsetzlich durch die drei schleichen Kriege zu leiden. Friedrich August Iii. (1763—1827) suchte die Wunden seines Landes zu heilen, doch litt dasselbe, obgleich der Landes- fürst mit Napoleon verbündet war und von demselben sehr begünstigt wurde, in der

2. Das Deutsche Reich - S. 521

1900 - Leipzig : Spamer
Das Herzogtum Braunschweig. 521 im Südosten und Osten von der Provinz Sachsen, der südwestliche Hauptteil, der aus den Kreisen Gandersheim und Holzminden besteht, im Norden und Süden von Hannover, im Westen von dem waldeckschen Fürstentum Pyrmont und der Provinz Hannover, im Osten von der Provinz Sachsen begrenzt; der südöstliche Hauptteil (Kreis Blankenburg) wird im Nordosten, Osten und auch an einer Stelle im Süd- Westen von der Provinz Sachsen und Anhalt, sonst von der Provinz Hannover umschlossen. Von den Exklaven sind die bedeutenderen Calvörde (in der Provinz Sachsen) und Thedinghausen (in der Provinz Hannover,,, südöstlich von Bremen); zu ihnen kommen noch die unbedeutenden Gebiete von Olsburg, Bodenburg und Ostharingen (im Hannöverschen). Die Geschichte des Landes ist bis in das 13. Jahrhundert mit derjenigen Hannovers verknüpft. Nachdem dann Otto das Kind, der Enkel Heinrichs des Löwen, 1235 mit den Braunschweig-Lünebnrgischen Gebieten belehnt worden war, wurde von dessen Söhnen Albrecht der Lange Besitzer von Braunschweig, Göttingen und Grubenhagen, Johann von dem nördlichen Gebiete mit Lüne- bürg. Später wurde das Gebiet der älteren Linien noch weiter zerstückelt und erst seit 1514 das Erbrecht des Erstgebornen anerkannt. Im Jahre 1634 ge- langte die Dannenbergsche Nebenlinie in den Besitz des Landes, 1735 die Linie Braunschweig-Bevern. Mit Herzog Wilhelm starb 1885 das braunschweigische Regentcnhaus aus, und da die Nachfolge der entthronten hannöverschen Welsen aus politischen Gründen unmöglich war, so übernahm der Prinz Albrecht von Preußen als Prinz-Regent die Regierung des Landes. Als 1514 Heinrich der Jüngere in dem brannschweigischen Hauptgebiete zur Regierung gelangte, vermochte er seine jüngeren Brüder zum Verzicht auf ein eignes Land und vereinbarte eine Erbfolgeordnung nach dem Rechte der Erstgeburt, welche von Kaiser Karl V. bestätigt wurde. Friedrich Ulrich war der letzte des sogenannten mittleren Hauses Braunschweig. Ihm folgte mit Herzog August, einem thatkräftigen, tüchtigen Fürsten, die Dannenbergsche Linie. Sein Nachfolger Rudolf August (seit 1685 gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Anton Ulrich), unterwarf die Stadt Braunschweig mit Hilfe seiner Vettern aus den andern Linien. Diese Stadt kam mit dem Stifte Walkenried an die Wolfenbüttelsche Linie. Nachdem kurz vorher Vorsfelde mit dem Lande vereinigt war, starb die Braunschweigische Hauptlinie mit Ludwig Rudolf (1735) aus und es folgte mit Albrecht Ii. die Linie Brauuschweig- Bevern. Albrechts Sohn Karl hob die Bildung des Landes (Collegium Carolinum zu Braunschweig ?c.), hielt treu zu seinem Schwager, König Friedrich Ii. von Preußen, während des Siebenjährigen Krieges, stürzte aber das Land in große Schulden, die sein Sohn Karl Wilhelm Ferdinand (der tüchtige Feldherr aus der Schule Friedrichs des Großen, welcher infolge fchwerer Verwundung in der Schlacht bei Jena 1806 zu Ottensen starb) schon als stellvertretender Regent wieder tilgte. Nach seinem Tode wurde das Herzogtum zunächst in das Königreich Westfalen einverleibt; erst 1813 trat mit^ Friedrich Wilhelm das Herzogshaus wieder die Regierung an. Der letzterwähnte Herzog ist durch seinen kühnen Kriegszug von der böhmischen Grenze bis Elsfleth gegen Napoleon (1809) berühmt; er fiel ruhmvoll bei Quatrebras (l 6. Juni 1815). Für seine minderjährigen Söhne führte bis 1823 der Prinzregent und nachmalige König Georg Iv. von England die vormundschastliche Regierung; dann folgte der älteste der Prinzen, Karl, welcher durch einen Volksaufstand ent- thront wurde (1830), worauf sein jüngerer Bruder Wilhelm die Regierung übernahm. Mit dem letzteren starb das Herzogshaus aus. Das nordöstliche Hauptgebiet bildet eiue wellenförmige Ebene von vor- herrschender Fruchtbarkeit mit reichen Braunkohlen- und Steinsalzlagern. Das schmale südwestliche Hauptgebiet ist vorherrschend gebirgig, daher wenig srucht- bar, aber waldreich. Das dritte Hauptgebiet liegt auf dem Unterharz und ist vorherrschend wiesen- und waldreich. Der Boden der Exklaven ist flach und für den Ackerbau geeignet.

3. Das Deutsche Reich - S. 535

1900 - Leipzig : Spamer
Die beiden Mecklenburg. 535 Sie kehrten jedoch bald zurück und söhnten sich mit dem Kaiser aus (1635). Im Westfälischen Frieden mußte zwar Wismar mit Umgegend an Schweden abgetreten werden, doch wurden gleichzeitig die Bistümer Schwerin und Ratze- bürg gewonnen. Die jetzigen beiden Fürstenhäuser bestehen seit 1701, indem durch den Hamburger Vergleich Adolf Friedrich Ii. das Land Stargard nebft dem Fürstentum Ratzeburg, Friedrich Wilhelm aber den übrigen größeren Teil des Landes erhielt; die Stände blieben gemeinsam. Seitdem kam auch die Bezeichnung Herzogtum Mecklenburg-Schwerin und Herzogtum Mecklenburg- Strelitz auf. Für Schwerin wurde 1707 die Unteilbarkeit und die Gültigkeit des Erstgeburtsrechts festgesetzt; dieses Land litt in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts sehr durch innere Wirren, die erst 1755 beigelegt wurden. Im Jahre 1815 nahmen die Herzöge die großherzogliche Würde an. ergriffen 1866 für Preußen Partei und traten dann in den Norddeutschen Bund und den Zollverein, sowie 1871 in die Gemeinschaft des Deutschen Reiches. Heinrich der Löwe setzte im Südwesten des Landes drei deutsche Grafen ein und stiftete die Bistümer Ratzeburg und Schwerin; Fürst Pribislav empfing den größten Teil des Landes zurück. Nach der ersten Teilung (1229) gab es die Linien Mecklenburg (Stammburg bei Wismar), Werle, Rostock und Parchim. Aus der Hauptlinie Mecklenburg stammte der Fürst Heinrich Ii., welcher aus dem Nachlasse der Grafen von Dannenberg Dömitz und Grabow und als Erbe seiner Gemahlin Beatrix (unter brandenburgischer Hoheit) das Land Stargard erwarb. Seinen Söhnen Albrecht Ii. und Johann wurde (1347) von Karl Iv. die Herzogswürde verliehen. Albrecht Ii. erwarb auch die Grafschaft Schwerin, Johann aber stiftete die Neben- linie Stargard (1471 erloschen). Herzog Heinrich Iv., ein Nachkomme Albrechts Ii., vereinigte alle Gebiete wieder (1471). Heinrichs Iv. Enkel, Heinrich V. und Albrecht Vii., teilten wieder. Die Reformation wurde durch Johann Albrecht I. (gest. 1576) in Schwerin und durch Ulrich (gest. 1603) in Güstrow durchgeführt; sie traten bei dieser Gelegenheit den Ständen gegen Übernahme der fürstlichen Schulden von den eingezogenen Kirchengütern die Klöster Dobbertin, Malchow und Ribnitz ab. Johann Albrechts I. Enkel, Adolf Friedrich I. und Johann Albrecht Il, teilten wieder und begründeten dadurch die Herzogtümer Schwerin und Güstrow; die Stadt Rostock, mehrere Landesanstalten und die Stände blieben gemeinsam. Im Dreißig- jährigen Kriege durch Wallenstein vertrieben, kehrten beide Herzöge nach Gustav Adolfs Erscheinen wieder zurück (1631). Der Sohn des Herzogs Adolf Friedrich I., Christian, welcher zum Katholizismus übertrat, suchte durch Sparsamkeit die Schäden des Dreißigjährigen Krieges zu heilen. Ihm folgte seines Bruders ältester Sohn Friedrich Wilhelm (1692), welchem nach dem Tode des letzten Herzogs von Güstrow auch dieses östliche Gebiet zufiel (1695). Da aber Adolf Friedrich Ii., ein Oheim Friedrich Wilhelms, auch Erbansprüche auf Güstrow erhob, so trat 1701 (Hamburger Bertrag) eine neue Teilung des Gebietes ein und es bildeten sich die Herzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz. Dem kinderlosen Herzog Friedrich Wilhelm von Mecklenburg-Schwerin folgte (1713) sein Bruder Karl Leopold, welcher mit der Stadt Rostock und der Ritterschaft in eine lange blutige Fehde verwickelt wurde, in die auch Reichstruppen eingriffen. Hierdurch wurde es verschuldet, daß acht Amter in hannoverschen und vier in preußischen Pfandbesitz kamen. Erst Karl Leopolds Bruder und Nachfolger Christian Ludwig stellte durch den „landesgrund- gesetzlichen Erbvergleich" (1755), welchem auch der Herzog Adolf Friedrich Iv. von Mecklenburg-Strelitz beitrat, den Frieden wieder her. Der nächste Herzog löste die an Hannover, dessen Neffe, Friedrich Franz I. (1785—1837), die an Preußen ver- pfändeten Ämter wieder aus; der letztere erwarb auch von Schweden durch eine be- deutende Summe die Stadt Wismar nebst Gebiet (1803). Im Jahre 1806 von den Franzosen vertrieben, kehrte dieser Herzog 1807 wieder in fein Land zurück, mußte iedoch, ebenso wie der Herzog Karl von Mecklenburg-Strelitz (der Vater der Königin Luise), in den Rheinbund treten; aber schon im März 1813 traten beide zu den Ver- bündeten gegen Frankreich über. 1821 wurde die Leibeigenschaft aufgehoben. Groß-

4. Das Deutsche Reich - S. 187

1900 - Leipzig : Spamer
Die staatliche Organisation und das politische Leben Deutschlands. 187 nicht berührten. Unter solchen traurigen Verhältnissen war es ein außerordent- liches Glück, daß aus der großen Zahl von gesonderten Territorien, die durch den Westfälischen Frieden (1648) vollends die Stellung selbständiger Staaten erworben hatten, allmählich ein Staatswesen herauswuchs, das immer bewußter und zugleich immer erfolgreicher die Vertretuug der nationalen Sache übernahm und die verloren gegangene Achtung des deutschen Namens durch glänzende Kriegsthaten zurückeroberte. Die Geschichte des branden- burgisch-preußischen Staates ist ohnegleichen. An der Grenzmark des deutschen Landes entstand er im Kampfe mit dem Slawentum, und schon seine ersten Begründer, die Askanier, bewiesen ihre hervorragende Tüchtig- feit durch Neubefestigung der deutschen Kultur auf Gebieten, welche während der großen Volkerwanderung slawischen Eindringlingen anheim gefallen waren. Nach den schlimmen Zeiten der bayrischen und luxemburgischen Fürsten stellten die hochbegabten und thatkrästigen Hohenzollern (seit 1415) zunächst im Lande geordnete Zustände wieder her, um daun durch sparsame Verwaltung, staatsmännischen Sinn und militärische Tüchtigkeit allmählich den Staat zu europäischem Ansehen, ja zu der Stellung einer europäischen Groß- macht zu erheben. Ihr im Kampfe mit fremden Stämmen und durch mühevolle, kümmerliche Arbeit auf kärglichem Bodeu zu zäher Thatkraft herangereiftes Volk bot ihnen das tüchtigste Material für die Begründung wie auch für die Sicherung und Forteutwickeluug des oft und schwer bedrohten Staatswesens dar. Nachdem unter Kurfürst Johann Sigismund (1603—19) ein großer Teil der jülich-kleveschen Lande und das Herzogtum Preußen er- worden worden waren, erhob Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst (1640—88), durch wunderbare Weisheit und Thatkraft das Land unmittelbar aus dem namenlosen Elende des Dreißigjährigen Krieges heraus zu hoher Blüte, verknüpfte die nur lose zusammenhängenden und abermals bedeutend ver- größerten Provinzen fest miteinander, errang dem kleinen Herzogtum Preußen die Unabhängigkeit in Europa und begründete durch glänzende Siege über das damals gewaltige Schweden den Kriegsruhm des von ihm geschaffenen Heeres. Schon dieser Fürst erschien dem deutschen Volke dnrch sein mannhaftes Auf- treten gegen die beutegierigen Nachbarn des Reiches als der berufene Schirm- Herr der Nation, aber gerade er wurde von Kaiser und Reich preisgegeben und gezwungen, das den Schweden abgerungene deutsche Land an der Odermün- dnng wieder auszuliefern. Trotzdem war sein Reich derartig an Macht und Ansehen gestiegen, daß sein Sohn und Nachfolger Friedrich sich die Königs- kröne aufsetzen kounte. Dessen Erbe, der schroffe und derbe Friedrich Wil- Helm I., ebnete durch Sparsamkeit, Rechtlichkeit und militärischen Sinn den Boden für die schöpferische Thätigkeit seines gewaltigen Sohnes, Friedrichs des Großen (1740—86). Dieser erweiterte den Staat durch wertvolle Pro- viuzeu und erhob dnrch seinen siegreichen Kampf mit den ihn bedrohenden Großmächten Europas Preußen felbst in den Rat dieser ausschlaggebenden Staaten. Nicht minder bedeutsam war indes seine ebenso väterliche wie geniale Fürsorge, durch die er nach dem Kriege die innere Entwickeluug seines Reiches zu fördern wußte, so daß dasselbe durch seine Blüte die Bewunderung der ganzen Welt gewann. Nachdem der Staat schon unter seinem Nach- solger, Friedrich Wilhelm Il, innerlich geschwächt, dann unter Friedrich

5. Das Deutsche Reich - S. 222

1900 - Leipzig : Spamer
222 Erstes Kapitel. Über die hohe Bedeutung der preichischen Rübenzuckerindustrie sind bereits Angaben gemacht worden. Auch die Fabrikation von Stärkezucker ist bedeutend. Die hauptsächlich mit landwirtschaftlichen Betrieben verbundene Spiritus- sabrikatiou hat besonders in Preußen ihren Sitz, denn etwa 85 Proz. des deutschen Branntweins wird hier erzengt; im Halbjahr 1. April bis 30. Sept. 1887 waren 5563 Brennereien im Betriebe, welche durchschnittlich 3^/z Mill. Iii Spiritus liefern. Die Bierbrauerei bildet gleichfalls eiu Großgewerbe ersten Ranges, obwohl Preußen hierin verhältnismüßig dem Königreiche Bayern nach- steht. In dem Etatsjahre 1887/88 wurden von 6911 preußischen Brauereien 19 487 000 hl Bier gebraut, was auf deu Kopf der Bevölkerung 67 1 aus- macht; die Produktion Bayerns betrag in der nämlichen Zeit 13704800 Iii. Der bei Herstellung von Nahruugs- und Genußmitteln in Preußen beschäftigte Teil der Bevölkerung betrag 1882 im ganzen 429 050 Personen. Die Herstellung von Holzwaren, namentlich von Möbeln, hat in mehreren größeren Orten, besonders in Berlin, einen schwungvollen Betrieb gefunden, so daß 1882 hiermit 248 374 Perfonen sich beschäftigten. Die Bekleidungsindustrie hat neuerdings einen großen Aufschwung gewonnen und arbeitet jetzt besonders in dem Putz- und Konsektionsfache stark für das Ausland. In diesen Gegenständen ist Berlin der Hanptplatz. 1882 besaß das Bekleidungsfach in Preußen 552 338 Betriebe und beschäftigte 734477 Perfoneu. Die Bange werke haben nicht nur durch praktische Einrichtung, sondern auch durch stilvolle Gestaltung der Wohnhäuser große Fortschritte gemacht, und besonders hat sich die Hauptstadt Berlin mehr und mehr zu einer der präch- tigsten Städte der Welt gestaltet. In 82 043 Betrieben fanden 1882 288 280 Personen Beschäftigung. Buchdruckerei, Lithographie u. f. w. haben sich in letzter Zeit stark gehoben, so daß namentlich Berlin der Bedeutung Leipzigs mehr und mehr nahe kommt. In 5468 Betriebeu finden jetzt 35 628 Personen ihr Brot. Auch das Kunstgewerbe hat eine entsprechende Vertretung gefunden. Wenden wir uufre Aufmerksamkeit dem Handel und Verkehrswesen zu, so finden wir zunächst, daß die weise Fürsorge der Staatsverwaltung eiu weitverzweigtes Netz trefflicher Kunststraßen zur Verbindung der Hauptplätze und der einzelnen Landesteile hervorgerufen hat, während neuerdings auch durch die verschiedenen Kommunalverbände in den einzelnen Distrikten ähnliche Ver- bindnngen in großer Zahl hergestellt worden sind. Schon 1877 umfaßten die preußischen Kunststraßen 53 573 km. — Noch großartiger hat sich nenerdings das Eisenbahnwesen entwickelt; in den letzten Jahren ist in keinem andern europäischen Lande die Zunahme der Schienenwege so bedeutend gewesen, wie in Deutschland, und hier wiederum ist Preußeu den andern Staaten voran- geeilt. Die preußischen Eiseubahueu hatten 1887/88 23 411 km Länge. Neuerdings ist ein großer Teil der Privatbahnen in den Besitz des Staates übergegaugeu, welcher in der angegebenen Zeit 21324 km Schienenwege besaß und von diesem Besitze namhafte Einnahmen erzielte. Auch das Telegraphen Wesen nimmt eine hohe Entwickelnngsstnse ein. Dasselbe steht mit dem Postwesen unter Verwaltung des Reiches (abgesehen von Bayern und Württemberg).

6. Das Deutsche Reich - S. 336

1900 - Leipzig : Spamer
336 Erstes Kapitel. endlich durch Tausch 1773 auch den Gottorpscheu Besitz von Holstein. Lauen- bürg war nach dem Aussterben des Manischen Hauses an Lüneburg gefallen (1705). Nach Auflösung des Deutschen Reiches verblieben die Herzogtümer Dänemark, dazu kam 1816 auch Lauenburg; doch mußte der Dänenkönig für Holstein und Lauenburg dem Deutschen Bunde beitreten. Seitdem begannen ruhmvolle Kämpfe der Schleswig-Holsteiner für ihre deutsche Nationalität gegenüber der Absicht der Dänenkönige, deren Vaterland ganz iu die dänische Monarchie einzuverleiben (besonders seit 1846). Preußeu und Österreich be- freiten 1864 das Laud, worauf Lauenburg 1865, Schleswig-Holstein 1866 in den Besitz Preußens kam. Das Christentum wurde durch Ansgar 826 verbreitet. Dithmarschen stand seit 1180 in losem Zusammenhange mit dem Erzstiste Bremen. Der heldenmütige Graf Adolf Iv. von Schauenburg stellte durch den Sieg bei Bornhöved (1227) gegenüber der Begehrlichkeit des Königs Waldemar Ii. von Dänemark die Eidergrenze wieder her. Gerhard Iii. (der Große) erwirkte von König Waldemar von Dänemark die „Waldemarfche Konstitution", durch welche die Unabhängigkeit Schleswigs gesichert wurde (13261. Nach der Vereinigung von Schleswig-Holstein (1386) durch den Vertrag zu Nyborg wurde der Bestand dieses Staatswesens auch durch deu Kaiser Albrecht Ii. bestätigt. Der letzte Schauenburger war Herzog Adolf Viii., dessen Regierung noch den späten Geschlechtern als ein goldenes Zeitalter im Gedächtnisse blieb (gest. 4. Dezember 1459). Die „Grafschaften Holstein und Stormarn nebst Wagrien" wurden l474 zu dem „Herzogtum Holstein" erhoben. — Die Dithmarscher bereiteten den Brüdern König Hans von Dänemark und Herzog Friedrich von Schleswig-Holstein beim „Dusend-Düwels-Wars" (unweit Hemmingstedt) am 17. Febr. 1500 eine furchtbare Niederlage und erst König Friedrich Ii. konnte den Widerstand dieser heldenmütigen Bauern brechen (Anfang Juni 1559). — Erbitterte Kriege zwischen Dänemark und Schweden wüteten 1563—70, 1643—45, 1657—60; in der letzten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde den Herzogtümern ihre landständische Verfassung genommen. — Die Sonderburger Linie hat zwar Regierungsrechte in dem ihr überwiesenen Gebiete ausgeübt, aber au der gesamten Landesregierung niemals teil genommen. Die Gottorpsche Linie bestieg mit Peter Iii. den russischen (1762) und mit Adolf Friedrich den schwedischen Thron; ein Sohn des letzteren Königs, Georg Ludwig, wurde der Stammvater des großherzoglich-oldenburgischen Hauses. — Holstein wurde am 14. Juli 1815, Lauenburg am 26. Juli 1816 in den Deutschen Bund aufgenommen. Infolge der französischen Julirevolution erhielten die Herzogtümer Schleswig und Holstein Landtage. — Die lebhafte nationale Be- weguug in den Herzogtümern wurde besonders durch den „Offenen Brief" des Königs Christian Viii. vom 8. Juli l846 hervorgerufen, durch welchen derselbe erklärte, daß Schleswig untrennbar mit Dänemark verbunden sei und das Gleiche auch für Holstein erstrebt werde, und nach dem Tode jenes Königs erhob sich am 24. März 1848 das Volk der Schleswig-Holsteiner gegen dessen Nachfolger Friedrich Vii. Nach anfänglichen Siegen unterlag das Volk bei Jdftedt (24 /25. Juli 1850), König Friedrich Vii. trat wieder sein Regiment an (1. Febr. 1851) und betrieb hinfort ebenso entschieden die Trennung der Herzogtümer wie deren Dänisierung, trotzdem der Deutsche Bund dieserhalb vielfach vorstellig wurde. Als Christian Ix., welcher auf Grund des Londoner Protokolls vom 8. Mai 1852 Friedrich Vii. folgte, am 18. Nov. 1863 die Einverleibung Schleswigs in die dänische Monarchie offen aus- sprach, ordnete der Deutsche Bund die Besetzung Holsteins und Lauenburgs an, Preußen und Österreich aber befreiten durch einen kurzen, siegreichen Feldzug 1864 Schleswig, so daß nunmehr der Dänenkönig im Wiener Frieden (30. Oktober 1864) Schleswig-Holstein und Lauenburg an die verbündeten Mächte abtrat. Durch den Vertrag von Gastein (am 14. Aug. 1865) übergab Österreich Lauenburg, durch den Prager Frieden (am 23. Aug. 1866) Holstein und Schleswig an Preußen, das die oldenburgischen Ansprüche durch Vergrößerung des oldenburgischen Fürstentums Lübeck (am 24. Jan. 1867) abfand und später auch Lauenburg förmlich in den preußischen Staat einverleibte (am 1. Juli 1876).

7. Das Deutsche Reich - S. 498

1900 - Leipzig : Spamer
498 Zweites Kapitel. Felsen an der Saale das Schloß Weißenburg (vgl. Weißen in Sachsen-Meiningen). — Hummelshain, Dorf; Jagdschloß des Herzogs mit großem Tiergarten und Landesbaumschule. — Beim Dorfe Trockenborn das Jagdschloß „Fröhliche Wieder- kunft" (Zusammentreffen Johann Friedrichs des Großmütigen mit den Seinigen nach langer Gefangenschaft, 1552). Iv. Aas Herzogtum Sachsen-Koburg-Gotha. Das Herzogtum Sachsen-Koburg-Gotha besteht aus zwei Hauptgebieten, dem Herzogtum Koburg, welches zwischen 59° 9' bis 50° 24' nördl. Br. und 10v 25' bis 11° 25' östl. L. v. Gr., sowie dem Herzogtum Gotha, welches zwischen 50° 38' bis 51u 8' nördl. Br. und 19° 29' bis 11° 5' östl. L. V.gr, liegt; hierzu kommen neun Exklaven (drei zu Koburg, sechs zu Gotha). Die beiden Herzogtümer werden durch preußisches und meiningisches Gebiet getrennt; Koburg von Bayern und Sachsen-Meiningen, Gotha von der preußischen Provinz Sachsen, dem preußischen Kreise Schmalkalden, Sachsen-Weimar und Mei- ningen, sowie den schwarzburgischeu Oberherrschaften umgeben. Das Land hat außer den sieben Stadtbezirken noch vier Landratsämter. Jedes Herzogtum hat seine gleichnamige Hauptstadt. Das Herzogtum Sachsen-Gotha entstand, als die Söhne des Herzogs Johann von Weimar, Wilhelm, Albrecht und Ernst, ihr Erbe teilten (Vertrag von Altenburg, 1649). Damals erhielt Ernst der Fromme Gotha, Wilhelm Weimar und Albrecht Eisenach, während Koburg dem altenburgischen Fürsten- hause zufiel, von welchem damals Johanns Neffen (Johann Philipp und Friedrich Wilhelm Ii. herrschten. Gotha gewann außer Eisenacher Gebiet später (1672) namentlich einen großen Teil von Altenburg. Nach dem Tode Ernst des Frommen teilten sich seine sieben Söhne das Erbe (1689), wobei sich auch wieder eine Gothaer und eine Koburger Linie bildete. Zu Anfang des 18. Jahrhunderts entstanden durch Wiederaussterben andrer Linien die Linien Sachsen-Koburg-Saalfeld und Sachsen-Gotha-Altenburg. Beim Aus- sterben der Gotha-Altenburger Linie kam der größte Teil von Gotha an die Linie Kobnrg-Saalfeld, welche freilich dafür Saalfeld und einige andre Gebiete an Meiningen abtrat. Nach dem Tode seines Bruders Albrecht (1644) gewann Ernst der Fromme das Heldburgische Gebiet, wozu 1660 die henncbergischen Ämter Wasungen, Frauen- breitungen und Sand kamen. 1672 erhielt Ernst der Fromme aus der alten- burgischen Erbschaft den größten Teil des Fürstentums Altenburg, Eisenberg, Saalfeld, Koburg, Hildburghaufen, Meiningen und Römhild. Die sieben Söhne Ernst des Frommen bildeten 1680 die Linien Koburg, Meiningen, Römhild, Eisenberg, Hild- burghausen, Saalfeld und Gotha. Das Koburger Land erhielt Albrecht, das Gothaer Friedrich. 1699 starb die Koburger, 1707 die Eifenberger, 1710 die Römhilder Linie aus, worauf Koburg zu Saalfeld kam und auch Gotha vergrößert wurde, die erstere Linie nannte sich nun Sachsen-Koburg-Saalfeld, die zweite Gotha-Altenburg. Das letztere hatte im 18. Jahrhundert unter großer Schuldenlast zu leiden, die aber unter Herzog Ernst Ii. (1772 — 1804) glücklich beseitigt wurde. 1825 starb mit Friedrich Iv. das Gothaer Haus aus. Noch mißlicher waren inzwischen die Ver- Hältnisse in Kobnrg-Saalfeld gewesen. Seit 1729 hatten die Brüder Christian Ernst (Residenz Saalfeld) und Franz Jofias (Residenz Koburg) gemeinsam regiert, doch war nach des erfteren Tode (1745) durch den letzteren das Erstgeburtsrecht eingeführt worden. Unter Franz Jofias (bis 1764) und Ernst Friedrich (bis 1800) waren die Schulden derartig gewachsen, daß eine kaiserliche Debit-Administration eingesetzt wurde, welche die Finanzen ordnete, wobei jedoch das hartbedrückte Volk einen Auf-

8. Das Deutsche Reich - S. 559

1900 - Leipzig : Spamer
Das Großherzogtum Oldenburg. 559 Gebiet von Wilhelmshaven an Preußen abgetreten: es stand 1866 auf preu- ßischer Seite und trat dann der Neugestaltung Deutschlands bei. Die Fehden der ältesten Zeit bezweckten und erlangten Gebietsvergrößerungen: dabei wurden der Friesenstamm der Stedinger (1234), sowie die Rüstringer Friesen (zu Anfang des 16. Jahrhunderts) unterworfen. Von den späteren Grafen war der letzte, Anton Günther (1603 — 1667), der bedeutendste, denn er erhielt seinem Lande durch kluge Politik während der Stürme des Dreißigjährigen Krieges den Frieden und förderte bedeutend die Landwirtschaft und die Pferdezucht; damals umfaßte Oldenburg außer- dem Stammlande noch Delmenhorst, Harpstedt, das Stedingerland das Stad- und Butjadingerland, Landwührden, die friesische Wede (Jade, Varel, Zetel und Bockhorns Jever und Kniphausen. In den alleinigen Besitz Oldenburgs kam Dänemark 1676. Im Jahre 1773 fand König Christian Vii. von Dänemark den Großfürsten Paul «später Kaiser von Rußland) mit den Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst wegen seiner Ansprüche auf Holstein ab; dieser überließ sie wieder an den Herzog Friedrich August von Holstein-Gottorp. 1774 erhob ein kaiserliches Diplom denselben zum Herzog von Oldenburg. Bon 1785—1823 wurde das Laud von Peter Friedrich Ludwig (für den geisteskranken Herzog Peter Friedrich Wilhelm) administriert; der- selbe wurde dann selbst Herzog. Im Jahre 1803 kamen das säkularisierte Bistum Lübeck als erbliches Fürstentum, das hannoversche Amt Wildeshausen und die münsterschen Ämter Cloppenburg und Vechta hinzu (die letzteren als Entschädigung für die Aufhebung des Weserzolles bei Elsfleth). In das französische Kaiserreich war Oldenburg 1811 — 13 einverleibt. Außer Birkenfeld gewann Oldenburg 1815 noch das hannoversche Amt Damme. Im Jahre 1823 wurde Jever, welches bis dahin längere Zeit zu Rußland gehört hatte, erworben. Den Titel „Großherzog" nahm erst Paul Friedrich August 1829 an. Der jetzige Großherzog Nikolaus Friedrich Peter regiert seit 1853. Das Jadegebiet wurde 1864 und 1873 vergrößert. Für seinen Verzicht auf die Thronfolge in Schleswig-Holstein erhielt der Großherzog 1866 das holsteinische Amt Ahrensböck zur Vergrößerung des Fürstentums Lübeck. Das Hauptland gehört zu dem nordwestdeutschen Tieslande und ist daher flach. Der Boden gehört teils dem Marsch-, teils dem Geestlande an; auf dem letzteren finden sich große unfruchtbare Heide- und Moorflächen. Das Fürstentum Lübeck ist ein wald- und seenreiches Hügelland mit fruchtbarem Boden. Das Fürstentum Birkenseld liegt an den südlichen Abhängen des Hochwaldes und Jdarwaldes, welche zum Hunsrück gehören. Das Hauptland hat nur im Süden einige bemerkenswerten Erhebungen, die Dammer Berge, welche 95 na hoch steigen; im mittleren Teile finden sich nur einige Sandhügel (Dünen), an der Nordküste ist das Land ganz flach. Gegen die Sturm- fluten, die früher große Gebiete fortgerissen haben, ist das Land an der Nordsee, Jade, unteren Weser und Hunte durch hohe Deiche in der Länge von 252 km. geschützt. Die Marsch hat fruchtbaren Alluvialboden (Klei), welcher trotz starker Aus- Nutzung nur wenig Dünger nötig macht. Sie breitet sich an der Nordsee, der Jade und der unteren Weser aus und umfaßt 1136 qkm (V5 des Gebietes); durch neue Einrichtungen vergrößert sich die Marsch (Außergroden).' Die Geest liegt höher und hat eine weniger fruchtbare, saudige, teilweise mit Lehm und Thon vermischte Boden- art, im Umfange von 4238 qkm (4/5 des Gebietes). Die nördliche Hälfte davon, die altoldenburgische Geest hat einen etwas besseren Boden, als die südliche Hälfte, das „Münsterland", welches besonders große Heide- und Moorslächen enthält; die letz- teren ziehen sich indes auch in die südlichen Teile der altoldenburgischen Geest hinein. Für Entwässerung der Moore ist erst wenig geschehen. — Im Fürstentum Lübeck steigt der Pariner Berg 71,8 m hoch; der Boden gehört der Diluvialbildung au (Geschiebethon). Die in der Nachbarschaft schöner Seen austretenden znsammenhän- genden Wälder enthalten vorzugsweise Buchen. — Der Boden des Fürstentums Birkeufeld ist vorherrschend gebirgig; die Erhebungen steigen bis zu 630 na. Das Hauptgebiet gehört in seinem östlichen Teile dem Weser-, in seinem südwestlichen und westlichen dem Emsgebiete, das Fürstentum Lübeck dein

9. Das Deutsche Reich - S. 256

1900 - Leipzig : Spamer
256 Erstes Kapitel. Anhalter Bahn auch Trebbin, Stadt an der Nnthe, von bewaldeten Höhen um- geben, 2815 Einwohner; etwas Gewerbthätigkeit (Zigarrenfabrikation, Tischlerei?c.). — Noch weiter südlich von Berlin Zossen, Stadt und Bahnstation an der schiff- baren Rotte, 3524 Einwohner. In der Nähe der große Kummersdorfer Schießplatz (Militärbahn). — Im Südosten von Berlin Grünau, Dorf und Bahnstation in anmutiger Waldumgebung, Dampferverbindnng mit Berlin auf der wendischen Spree. Sommerausflüge der Berliner. Denkmal im Walde, wo Kurfürst Joachim Friedrich seinen Tod fand. — Weiter südöstlich Königs-Wusterhausen, Flecken und Bahn- station am Nottekanal, in waldiger Umgebung. Ackerbau, Ziegelei, Tapetenfabrik. Altes Schloß, von Friedrich I. ausgebaut und von Friedrich Wilhelm I. häufig be- wohnt. — Etwas südwestlich davon Mittenwalde, Stadt am Nottekanal, 2682 Einwohner. Ziegeleien; Schloß (Paul Gerhard, Propst 1651—1657). — Im Süd- westen von Berlin Teltow, Stadt und Bahnstation, auf lehmhaltigem Sandboden, 2648 Einwohner. (Teltower Rübchen.) — Wenig östlich von Potsdam Nowaweß, Dorf, 8000 Einwohner. Wollen- und Baumwollenweberei für Berliner Fabrikanten (Ansiedelung Friedrichs des Großen). In dem angrenzenden Dorfe Neuendors zwei Seidenspinnereien, eine Baumwollspinnerei und eine Kammwarenfabrik. Westlich von Berlin Charlottenburg, selbständige Stadt und Bahnstation (Ber- liner Ring- und Stadtbahn) am linken Ufer der Spree, 42373 Einwohner. Ursprung 1596 durch den Schloßbau der Kurfürstin Sophie Charlotte. (Leibniz.) Wichtiger Jndustrieplatz (Eisengießerei, Maschinen-, Thonwaren-, Steingut- und Wachslicht- fabriken, vier chemische und zwei Glasfabriken, Kalkbrennerei und Schiffbau); Vor- schußverein; Gymnasium, Realgymnasium, königliche Artillerie- und Ingenieurschule; Wilhelmsstift für alte Frauen; Kaiserin-Augusta-Stiftung für Töchter gefallener Offiziere und Beamten; Privatirrenanstalten; schöne Berlinerstraße; monatliche Pferde- märkte; Sommerwohnungen von Berlinern; zwei Pferdebahnlinien. In dem schönen Parke des Schlosses das Mausoleum mit den berühmten Grabdenkmälern Friedrich Wilhelms Iii. und der Königin Luise von Rauch; Grab Kaiser Wilhelms I. und der Kaiserin Augusta. Auf dem Lützowplatze das Kriegerdenkmal für die letzten Kriege; das Floraetablissement (Parkmit Palmenhaus). In dem nahen Martinikenfelde be- deutende Industrie (Eisen und Stahlwerk, Maschinen-, Ol-, Zichorienfabriken, Knochen- mehlmühle, chemische Waschanstalt). Südöstlich von Charlottenburg der zoologische Garten (der bedeutendste Deutschlands), westlich der neue Stadtteil Westend. Im Südwesten Berlins die selbständige Stadt Potsdam, zweite Residenz des deutschen Kaisers und Königs von Preußen, in anmutiger Gegend an der zu buchtenreichen Seen erweiterten, von schönen Höhen, die mit Wald, Park- und Gartenanlagen bedeckt sind, umgebenen Havel, an der Berlin-Potsdam-Magdeburger Bahn, 50877 Einwohner. Der größere Teil der Stadt am rechten, der kleinere am linken Ufer der Havel; 110 m lange Brücke; mehrere öffentliche Plätze mit Schmuckanlagen (Wilhelms-, Bassinplatz). Die Stadt ist aus wendischen Fischer- dörsern entstanden. Festes Schloß des Kurfürsten Joachim I., das Stadtschloß von dem Großen Kurfürsten, begonnen (1660); die Hof- und Garnisonkirche von Friedrich Wilhelm I. mit den Grabmalen dieses Königs und Friedrichs des Großen. Auf den früheren Weinbergen der Umgegend prächtige Gärten und Parkanlagen mit Schlössern: „Sanssouci" und das „Neue Palais" (Friedrichskron), vor bez. nach dem Siebenjährigen Kriege erbaut; das „Marmorpalais" am heiligen See mit englischem Park, von Friedrich Wilhelm Ii. Die Pfaueninsel, durch Friedrich Wilhelm Iii. mit Anlagen und Bauten versehen; unter Friedrich Wilhelm Iv. wurden Anlagen am Pfingstbergs 2c. hinzugefügt, das Orangeriehaus, die Nikolai- und Friedenskirche gebaut, durch König Wilhelm aber das Schloß Babelsberg ge- gründet. Schöne Aussicht von dem Pfingstberg? (Belvedere) und dem Brauhaus- berge. Potsdam hat Industrie (Seidenwaren, Draht-, Zinkgußwaren, Maschinen, Wachstuch, Zigarren, Dachpappe, optische Instrumente, Bierbrauereien, Dampfmahl- und Dampfsägemühlen). Bedeutender Gartenbau, besonders Blumenzucht (Beil- chen :e.), Sitz des Oberpräsidenten, des Rechnungshofs für das Reich, der Ober- rechnungskammer, der Regierung, eines Landgerichts, einer Oberpostdirektion, ^eines Hauptsteueramts und mehrerer Forstinspektionen; Gymnasium, Realgymnasium, Ober- realfchule, Gärtnerlehranstalt, Kriegsschule, Kadettenanstalt, großes Militär- und ein Zivilwaisenhaus; Sonnenwarte ?c. Starke Garnison.

10. Das Deutsche Reich - S. 206

1900 - Leipzig : Spamer
206 Siebentes Kapitel. revolutionäre Richtung weniger hervorgetreten. Wiewohl die schon von Stein beabsichtigte gemeinsame ständische Verfassung nicht ins Leben getreten und nur sogenannte Proviuzialstäude (5. Juni 1823) eingerichtet worden waren, die nicht recht befriedigten, vertraute doch die Bevölkerung der alten Pro- vinzen seinem Könige in rührender Weise; freilich waren jene Männer, welche in der Zeit der Fremdherrschaft die Führer der nationalen Bewegung geweseu, Steiu, Schöu, Gueisenan, Humboldt, Arndt, Schleiermacher:c. in den Hintergrund gedrängt worden. Als Friedrich Wilhelm Iii. starb, von seinem ganzen Volke als Vater beweint, begann sein begabter, hochgebildeter Sohn Friedrich Wilhelm Iv. für eine heilsame Weiterentwickelung des nationalen Lebens redlich zu wirkeu. Nicht nnr eine fruchtbare Umgestaltung des Deutschen Bundes, sondern auch eiue verfassungsmäßige Entwicke- luug des politischen Lebens der Nation lag ihm am Herzen. Leider war in- zwischen aber, durch die lange Verschiebung genährt, auch in Preußen jenes hastige Drängen erwacht, welches eine allmähliche, vernünftige Entwickelung unter Führung des Köuigs nicht mehr znließ. Sobald im Februar 1847 wirk- lich das königliche Patent den „Vereinigten Landtag" berief, wurden die Rechte, die in demselben den ständischen Vertretern bewilligt waren, vielfach für nn- zureichend erklärt, und die Aufregung und Gärung wuchs um so mehr, als seit den dreißiger Jahren eine Litteratnr erwachsen war, welche systematisch daranf ausgiug, Unzufriedenheit über die bestehenden Verhältnisse zu verbreiten und die Liebe und das Vertrauen des Volkes gegen den Fürsten zu untergraben. Als dann die wetterwendischen Franzosen ein Jahr nachher wieder einmal die bestehende Regierung umänderten und an die Stelle des orleanistischen König- tnms eine Republik ausrichteten, wurde der Gärung Deutschlands ein stür- mischer Anstoß gegeben. Die Demokratie begann sich auch iu Deutschland zu regeu. Vou Westen her vordringend, zog zunächst durch alle Mittel- und Kleinstaaten die Revolution, dnrch welche freie Verfassungen, Preßfreiheit, Bürgerbewaffnung zc. eingeführt wurden, und dieser gewaltsamen Bewegung erlageu gegeu Mitte März 1848 alsbald die Regierungen in Österreich und Preußen. Es war eiu schweres Unglück für Deutfchlaud, daß auch der preu- ßifche Staat in diesen wilden Strudel politischer Leidenschast hineingerissen und dadurch die Verwirklichung der Pläne Friedrich Wilhelms Iv. unmöglich gemacht wurde. Zwar schien diese Bewegung auch einen nationalen Ersolg herbeiführen zu sollen, da zu Frankfurt a.m. eine aus Volkswahlen hervor- gegangene deutsche Nationalversammlung zusammentrat, und es gab viele ruhig denkende Patrioten, welche ihre Hoffnung anf dieselbe setzten; aber es wurde bald klar, daß eine immer stärker werdende und immer wilder auftretende Revolutionspartei in derselben jede ruhige und wohlthätige Ent- Wickelung des Vaterlandes verhinderte. Zum Glück hatten die alten Staats- gewalten noch nicht alle ihre Stützen verloren. Schon Ende Oktober wnrde die Wiener Demagogie im blutigen Kampfe bezwungen, anch gelang die Nieder- werfung der Aufstände in Italien und Ungarn; übrigens wurde von dem neuen Kaiser Franz Joseph dem österreichischen Staate eine Verfassung verliehen (4. März 1849). Die Niederwerfung der Berliner Demagogie erfolgte unblutig im November 1848, worauf das Ministerium Brandenbnrg-Mantensfel ebenfalls eine Verfassung gab (5. Dez. 1848, bez. 31. Jan. 1850). Die verfassungsmäßige
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