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Die übrigen Staaten in Mittel- und Norddeutschland. 453
und außerdem die Läuder der Merseburger und der Weißenfelser Nebenlinie.
Friedrich August Iii. wurde durch Napoleon I. König und als Rheinbuuds-
fürst auch Großherzog von Warschau. Infolge seiner Anhänglichkeit an Napoleon
wurde aber sein Land um Gebiete vou bedeutendem Umfange, die an Preußen
kamen, verkleinert, nur die kleinere Hälfte des bisherigen Landes verblieb ihm,
aber auch der Raug eines Königs.
Die Sorben breiteten sich vom 6. Jahrhundert an bis zur Saale hin aus und
sollen den ersten Grund zu den Städten Pirna, Dresden, Leipzig, Torgau, Chemnitz,
Zwickau, Oschatz, Würzen zc. gelegt haben. Kaiser Otto I. gründete für diese Gegenden
das Bistum Meißen (965). Kaiser Heinrich V. belehnte Konrad von Wettin 1123 mit
Meißen als einer erblichen Markgrafschaft. Schon 1124 erhielt Konrad nach dem Tode
Wieprechts von Groitzsch dessen Besitzungen Groitzsch, Leisnig, die Grafschaft Rochlitz,
einen großen Teil des Pleißnerlandes und Teile der Lausitz. Konrads Sohn, Otto
der Reiche (1156—90), eröffnete die Freiberger Silbergrnben und hob dadurch den
Wohlstand des Landes bedeutend; von ihm wurden auch die beiden Leipziger Haupt-
messen gestiftet. Heinrich der Erlauchte (1221—88) erwarb die Landgrafschaft Thü-
ringen und verlegte seine Residenz von Meißen nach Dresden. Gegen Ende des
13. Jahrhunderts begannen für das Land schlimme Zeiten, indem König Adolf von
Nassau die Ansprüche Friedrichs mit der gebissenen Wange und Diezmanns (der
Söhne Albrechts des Entarteten von Thüringen) auf Meißen, die Ostmark und
Landsberg nicht anerkennen wollte und daher diese Gebiete zu erobern suchte; auch
König Albrecht I. setzte diese Bestrebungen fort, bis ihn Friedrich mit der gebissenen
Wange bei Lucka im Altenbnrgischen schlug (1307), worauf Kaiser Heinrich Vii. den
Wettinern ihren Besitzstand bestätigte. Friedrich der Streitbare begründete 1409 die
Universität Leipzig und wurde nach dem Aussterben der Wittenberger Askanier mit
der Kurwürde und dem Herzogtum Sachsen-Wittenberg belehnt; er nannte sich jetzt
„Kurfürst von Sachsen." In der Zeit von 1429 — 32 wurde das Land durch die
Hussiten, 1446—51 durch den Bruderkrieg zwischen dem Kurfürsten Friedrich dem
Sanftmütigen und seinem Bruder Wilhelm verwüstet; der letztere wurde endlich
durch Thüringen abgefunden. Im Jahre 1466 fiel an Kursachsen der Planensche
Teil des Vogtlandes (nämlich Plauen und Weida). Bei der Erbteilung im Jahre
1485 erhielt der ältere Bruder, Ernst. Kursachsen und einen Teil von Thüringen und
Meißen, der jüngere, Albert, den größeren Teil von Meißen mit Leipzig und Dresden
sowie einen Teil von Thüringen. Durch sein Bündnis mit Kaiser Karl V. gegen
seinen Vetter Johann Friedrich gewann Moritz von Sachsen außer der Kurwürde
fast den ganzen Besitz des Wettiner Hauses; nur Jena, Weimar, Gotha und Eisenach
verblieb den Ernestinern, wozu später noch Altenbnrg kam. Kurfürst August (1553—86)
hat viel für Hebung des Kunstsinns, der Schulbildung, der Landwirtschaft, des Obst-
und Hopfenbaues gethan, sowie durch Aufnahme von vertriebenen Protestanten aus
der Schweiz, den Niederlanden :e. den Grund zu der Leinwand- und Banmwoll-
Weberei im Vogtlande, der Tuchmachern in Zwickau, Grimma, Meißen ?e. und der
Spitzenklöppelei im Erzgebirge gelegt. Kurfürst Johann Georg I. (1611—56) gewann
als Bundesgenosse des Kaisers Ferdinand Ii. gegen den Winterkönig Friedrich von
der Pfalz die Lausitzen. Im Dreißigjährigen Kriege litt Kursachsen infolge der
Unentschiedenheit dieses Fürsten viel, besonders, nachdem derselbe mit dem Kaiser
den Prager Frieden abgeschlossen hatte, durch die Feindschaft der Schweden. .Kurfürst
Johann Georg Ii. führte in der Oberlansitz die Damastweberei ein. Beim Übertritte
des folgenden Kurfürsten, Friedrich August I. (August des Starken), zur katholischen
Kirche (1697), ging die Führerschaft der protestantischen Fürsten in Deutschland und
die Schirmherrschaft über die evangelische Kirche auf Kurbrandenburg über. Unter
August dem Starken litt das Land schwer durch die Beteiligung an auswärtigen
Kriegen (an dem nordischen und den Türkenkriegen) sowie durch eine verschwenderische
Regierung, doch gewann es an Prachtbauten und Kunstschätzen, llnter seinem Sohne
Friedrich August Ii. (als König von Polen August Iii.) hatte das Land entsetzlich
durch die drei schleichen Kriege zu leiden. Friedrich August Iii. (1763—1827)
suchte die Wunden seines Landes zu heilen, doch litt dasselbe, obgleich der Landes-
fürst mit Napoleon verbündet war und von demselben sehr begünstigt wurde, in der
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich August Napoleon_I. Napoleon Otto_I. Heinrich_V. Heinrich_V. Konrad_von_Wettin Konrad Konrad Konrad Konrads Otto Heinrich König_Adolf_von
Nassau Adolf Friedrichs Albrechts Albrecht_I. Friedrich Friedrich Heinrich_Vii Heinrich Friedrich Friedrich Friedrich Wilhelm Ernst Albert Karl_V. Karl_V. Johann_Friedrich Johann Friedrich Moritz_von_Sachsen August Johann Ferdinand_Ii Ferdinand Friedrich Friedrich Johann_Georg_Ii Johann Friedrich August_I. August August Friedrich_August Friedrich August August Friedrich Friedrich August Napoleon
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Das Herzogtum Braunschweig. 521
im Südosten und Osten von der Provinz Sachsen, der südwestliche Hauptteil, der
aus den Kreisen Gandersheim und Holzminden besteht, im Norden und Süden von
Hannover, im Westen von dem waldeckschen Fürstentum Pyrmont und der Provinz
Hannover, im Osten von der Provinz Sachsen begrenzt; der südöstliche Hauptteil
(Kreis Blankenburg) wird im Nordosten, Osten und auch an einer Stelle im Süd-
Westen von der Provinz Sachsen und Anhalt, sonst von der Provinz Hannover
umschlossen. Von den Exklaven sind die bedeutenderen Calvörde (in der Provinz
Sachsen) und Thedinghausen (in der Provinz Hannover,,, südöstlich von Bremen);
zu ihnen kommen noch die unbedeutenden Gebiete von Olsburg, Bodenburg und
Ostharingen (im Hannöverschen).
Die Geschichte des Landes ist bis in das 13. Jahrhundert mit derjenigen
Hannovers verknüpft. Nachdem dann Otto das Kind, der Enkel Heinrichs
des Löwen, 1235 mit den Braunschweig-Lünebnrgischen Gebieten belehnt worden
war, wurde von dessen Söhnen Albrecht der Lange Besitzer von Braunschweig,
Göttingen und Grubenhagen, Johann von dem nördlichen Gebiete mit Lüne-
bürg. Später wurde das Gebiet der älteren Linien noch weiter zerstückelt und
erst seit 1514 das Erbrecht des Erstgebornen anerkannt. Im Jahre 1634 ge-
langte die Dannenbergsche Nebenlinie in den Besitz des Landes, 1735 die Linie
Braunschweig-Bevern. Mit Herzog Wilhelm starb 1885 das braunschweigische
Regentcnhaus aus, und da die Nachfolge der entthronten hannöverschen Welsen
aus politischen Gründen unmöglich war, so übernahm der Prinz Albrecht von
Preußen als Prinz-Regent die Regierung des Landes.
Als 1514 Heinrich der Jüngere in dem brannschweigischen Hauptgebiete zur
Regierung gelangte, vermochte er seine jüngeren Brüder zum Verzicht auf ein eignes
Land und vereinbarte eine Erbfolgeordnung nach dem Rechte der Erstgeburt, welche
von Kaiser Karl V. bestätigt wurde. Friedrich Ulrich war der letzte des sogenannten
mittleren Hauses Braunschweig. Ihm folgte mit Herzog August, einem thatkräftigen,
tüchtigen Fürsten, die Dannenbergsche Linie. Sein Nachfolger Rudolf August (seit
1685 gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Anton Ulrich), unterwarf die Stadt
Braunschweig mit Hilfe seiner Vettern aus den andern Linien. Diese Stadt kam
mit dem Stifte Walkenried an die Wolfenbüttelsche Linie. Nachdem kurz vorher
Vorsfelde mit dem Lande vereinigt war, starb die Braunschweigische Hauptlinie mit
Ludwig Rudolf (1735) aus und es folgte mit Albrecht Ii. die Linie Brauuschweig-
Bevern. Albrechts Sohn Karl hob die Bildung des Landes (Collegium Carolinum
zu Braunschweig ?c.), hielt treu zu seinem Schwager, König Friedrich Ii. von Preußen,
während des Siebenjährigen Krieges, stürzte aber das Land in große Schulden, die
sein Sohn Karl Wilhelm Ferdinand (der tüchtige Feldherr aus der Schule Friedrichs
des Großen, welcher infolge fchwerer Verwundung in der Schlacht bei Jena 1806
zu Ottensen starb) schon als stellvertretender Regent wieder tilgte. Nach seinem
Tode wurde das Herzogtum zunächst in das Königreich Westfalen einverleibt; erst
1813 trat mit^ Friedrich Wilhelm das Herzogshaus wieder die Regierung an. Der
letzterwähnte Herzog ist durch seinen kühnen Kriegszug von der böhmischen Grenze
bis Elsfleth gegen Napoleon (1809) berühmt; er fiel ruhmvoll bei Quatrebras
(l 6. Juni 1815). Für seine minderjährigen Söhne führte bis 1823 der Prinzregent
und nachmalige König Georg Iv. von England die vormundschastliche Regierung;
dann folgte der älteste der Prinzen, Karl, welcher durch einen Volksaufstand ent-
thront wurde (1830), worauf sein jüngerer Bruder Wilhelm die Regierung übernahm.
Mit dem letzteren starb das Herzogshaus aus.
Das nordöstliche Hauptgebiet bildet eiue wellenförmige Ebene von vor-
herrschender Fruchtbarkeit mit reichen Braunkohlen- und Steinsalzlagern. Das
schmale südwestliche Hauptgebiet ist vorherrschend gebirgig, daher wenig srucht-
bar, aber waldreich. Das dritte Hauptgebiet liegt auf dem Unterharz und ist
vorherrschend wiesen- und waldreich. Der Boden der Exklaven ist flach und
für den Ackerbau geeignet.
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Extrahierte Personennamen: Otto Heinrichs Heinrichs Albrecht Johann Wilhelm Albrecht_von
Preußen Albrecht Heinrich_der_Jüngere Heinrich Karl_V. Karl_V. Friedrich_Ulrich Friedrich August Rudolf Rudolf August Anton_Ulrich) Ludwig_Rudolf_( Ludwig Rudolf Albrecht_Ii Albrecht Albrechts Albrechts Karl Karl Friedrich_Ii Friedrich Karl_Wilhelm_Ferdinand Karl Wilhelm Ferdinand Friedrichs Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Georg_Iv Karl Karl Wilhelm
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Die beiden Mecklenburg. 535
Sie kehrten jedoch bald zurück und söhnten sich mit dem Kaiser aus (1635).
Im Westfälischen Frieden mußte zwar Wismar mit Umgegend an Schweden
abgetreten werden, doch wurden gleichzeitig die Bistümer Schwerin und Ratze-
bürg gewonnen. Die jetzigen beiden Fürstenhäuser bestehen seit 1701, indem
durch den Hamburger Vergleich Adolf Friedrich Ii. das Land Stargard nebft
dem Fürstentum Ratzeburg, Friedrich Wilhelm aber den übrigen größeren Teil
des Landes erhielt; die Stände blieben gemeinsam. Seitdem kam auch die
Bezeichnung Herzogtum Mecklenburg-Schwerin und Herzogtum Mecklenburg-
Strelitz auf. Für Schwerin wurde 1707 die Unteilbarkeit und die Gültigkeit
des Erstgeburtsrechts festgesetzt; dieses Land litt in der ersten Hälfte des
18. Jahrhunderts sehr durch innere Wirren, die erst 1755 beigelegt wurden.
Im Jahre 1815 nahmen die Herzöge die großherzogliche Würde an. ergriffen
1866 für Preußen Partei und traten dann in den Norddeutschen Bund und
den Zollverein, sowie 1871 in die Gemeinschaft des Deutschen Reiches.
Heinrich der Löwe setzte im Südwesten des Landes drei deutsche Grafen ein
und stiftete die Bistümer Ratzeburg und Schwerin; Fürst Pribislav empfing den
größten Teil des Landes zurück. Nach der ersten Teilung (1229) gab es die Linien
Mecklenburg (Stammburg bei Wismar), Werle, Rostock und Parchim. Aus der
Hauptlinie Mecklenburg stammte der Fürst Heinrich Ii., welcher aus dem Nachlasse
der Grafen von Dannenberg Dömitz und Grabow und als Erbe seiner Gemahlin
Beatrix (unter brandenburgischer Hoheit) das Land Stargard erwarb. Seinen Söhnen
Albrecht Ii. und Johann wurde (1347) von Karl Iv. die Herzogswürde verliehen.
Albrecht Ii. erwarb auch die Grafschaft Schwerin, Johann aber stiftete die Neben-
linie Stargard (1471 erloschen). Herzog Heinrich Iv., ein Nachkomme Albrechts Ii.,
vereinigte alle Gebiete wieder (1471). Heinrichs Iv. Enkel, Heinrich V. und
Albrecht Vii., teilten wieder. Die Reformation wurde durch Johann Albrecht I.
(gest. 1576) in Schwerin und durch Ulrich (gest. 1603) in Güstrow durchgeführt; sie
traten bei dieser Gelegenheit den Ständen gegen Übernahme der fürstlichen Schulden
von den eingezogenen Kirchengütern die Klöster Dobbertin, Malchow und Ribnitz ab.
Johann Albrechts I. Enkel, Adolf Friedrich I. und Johann Albrecht Il, teilten
wieder und begründeten dadurch die Herzogtümer Schwerin und Güstrow; die Stadt
Rostock, mehrere Landesanstalten und die Stände blieben gemeinsam. Im Dreißig-
jährigen Kriege durch Wallenstein vertrieben, kehrten beide Herzöge nach Gustav
Adolfs Erscheinen wieder zurück (1631). Der Sohn des Herzogs Adolf Friedrich I.,
Christian, welcher zum Katholizismus übertrat, suchte durch Sparsamkeit die Schäden
des Dreißigjährigen Krieges zu heilen. Ihm folgte seines Bruders ältester Sohn
Friedrich Wilhelm (1692), welchem nach dem Tode des letzten Herzogs von Güstrow
auch dieses östliche Gebiet zufiel (1695). Da aber Adolf Friedrich Ii., ein Oheim
Friedrich Wilhelms, auch Erbansprüche auf Güstrow erhob, so trat 1701 (Hamburger
Bertrag) eine neue Teilung des Gebietes ein und es bildeten sich die Herzogtümer
Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz. Dem kinderlosen Herzog Friedrich
Wilhelm von Mecklenburg-Schwerin folgte (1713) sein Bruder Karl Leopold, welcher
mit der Stadt Rostock und der Ritterschaft in eine lange blutige Fehde verwickelt
wurde, in die auch Reichstruppen eingriffen. Hierdurch wurde es verschuldet, daß
acht Amter in hannoverschen und vier in preußischen Pfandbesitz kamen. Erst Karl
Leopolds Bruder und Nachfolger Christian Ludwig stellte durch den „landesgrund-
gesetzlichen Erbvergleich" (1755), welchem auch der Herzog Adolf Friedrich Iv. von
Mecklenburg-Strelitz beitrat, den Frieden wieder her. Der nächste Herzog löste die
an Hannover, dessen Neffe, Friedrich Franz I. (1785—1837), die an Preußen ver-
pfändeten Ämter wieder aus; der letztere erwarb auch von Schweden durch eine be-
deutende Summe die Stadt Wismar nebst Gebiet (1803). Im Jahre 1806 von den
Franzosen vertrieben, kehrte dieser Herzog 1807 wieder in fein Land zurück, mußte
iedoch, ebenso wie der Herzog Karl von Mecklenburg-Strelitz (der Vater der Königin
Luise), in den Rheinbund treten; aber schon im März 1813 traten beide zu den Ver-
bündeten gegen Frankreich über. 1821 wurde die Leibeigenschaft aufgehoben. Groß-
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Extrahierte Personennamen: Adolf Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Heinrich_der_Löwe Heinrich Werle Heinrich_Ii Heinrich Beatrix Albrecht_Ii Albrecht Johann Karl_Iv Karl Albrecht_Ii Albrecht Johann Heinrich_Iv. Heinrich_Iv. Albrechts Albrechts Heinrichs Heinrichs Heinrich_V. Heinrich_V. Albrecht_Vii Albrecht Johann Albrecht_I. Ulrich Malchow Johann Albrechts_I. Adolf_Friedrich_I. Adolf Friedrich_I. Johann_Albrecht_Il Johann Albrecht Gustav
Adolfs Gustav Adolfs Adolf Friedrich_I. Friedrich_I. Christian Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Güstrow Adolf Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Güstrow Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Karl_Leopold Karl Leopold Karl
Leopolds Karl Leopolds Christian_Ludwig Ludwig Adolf_Friedrich_Iv Adolf Friedrich Friedrich Franz_I. Karl_von_Mecklenburg-Strelitz Karl
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Die staatliche Organisation und das politische Leben Deutschlands. 187
nicht berührten. Unter solchen traurigen Verhältnissen war es ein außerordent-
liches Glück, daß aus der großen Zahl von gesonderten Territorien, die durch
den Westfälischen Frieden (1648) vollends die Stellung selbständiger Staaten
erworben hatten, allmählich ein Staatswesen herauswuchs, das immer bewußter
und zugleich immer erfolgreicher die Vertretuug der nationalen Sache
übernahm und die verloren gegangene Achtung des deutschen Namens durch
glänzende Kriegsthaten zurückeroberte. Die Geschichte des branden-
burgisch-preußischen Staates ist ohnegleichen. An der Grenzmark
des deutschen Landes entstand er im Kampfe mit dem Slawentum, und schon
seine ersten Begründer, die Askanier, bewiesen ihre hervorragende Tüchtig-
feit durch Neubefestigung der deutschen Kultur auf Gebieten, welche während
der großen Volkerwanderung slawischen Eindringlingen anheim gefallen waren.
Nach den schlimmen Zeiten der bayrischen und luxemburgischen Fürsten stellten
die hochbegabten und thatkrästigen Hohenzollern (seit 1415) zunächst im
Lande geordnete Zustände wieder her, um daun durch sparsame Verwaltung,
staatsmännischen Sinn und militärische Tüchtigkeit allmählich den Staat zu
europäischem Ansehen, ja zu der Stellung einer europäischen Groß-
macht zu erheben. Ihr im Kampfe mit fremden Stämmen und durch
mühevolle, kümmerliche Arbeit auf kärglichem Bodeu zu zäher Thatkraft
herangereiftes Volk bot ihnen das tüchtigste Material für die Begründung
wie auch für die Sicherung und Forteutwickeluug des oft und schwer bedrohten
Staatswesens dar. Nachdem unter Kurfürst Johann Sigismund (1603—19)
ein großer Teil der jülich-kleveschen Lande und das Herzogtum Preußen er-
worden worden waren, erhob Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst
(1640—88), durch wunderbare Weisheit und Thatkraft das Land unmittelbar
aus dem namenlosen Elende des Dreißigjährigen Krieges heraus zu hoher Blüte,
verknüpfte die nur lose zusammenhängenden und abermals bedeutend ver-
größerten Provinzen fest miteinander, errang dem kleinen Herzogtum Preußen
die Unabhängigkeit in Europa und begründete durch glänzende Siege über das
damals gewaltige Schweden den Kriegsruhm des von ihm geschaffenen Heeres.
Schon dieser Fürst erschien dem deutschen Volke dnrch sein mannhaftes Auf-
treten gegen die beutegierigen Nachbarn des Reiches als der berufene Schirm-
Herr der Nation, aber gerade er wurde von Kaiser und Reich preisgegeben und
gezwungen, das den Schweden abgerungene deutsche Land an der Odermün-
dnng wieder auszuliefern. Trotzdem war sein Reich derartig an Macht und
Ansehen gestiegen, daß sein Sohn und Nachfolger Friedrich sich die Königs-
kröne aufsetzen kounte. Dessen Erbe, der schroffe und derbe Friedrich Wil-
Helm I., ebnete durch Sparsamkeit, Rechtlichkeit und militärischen Sinn den
Boden für die schöpferische Thätigkeit seines gewaltigen Sohnes, Friedrichs
des Großen (1740—86). Dieser erweiterte den Staat durch wertvolle Pro-
viuzeu und erhob dnrch seinen siegreichen Kampf mit den ihn bedrohenden
Großmächten Europas Preußen felbst in den Rat dieser ausschlaggebenden
Staaten. Nicht minder bedeutsam war indes seine ebenso väterliche wie
geniale Fürsorge, durch die er nach dem Kriege die innere Entwickeluug seines
Reiches zu fördern wußte, so daß dasselbe durch seine Blüte die Bewunderung
der ganzen Welt gewann. Nachdem der Staat schon unter seinem Nach-
solger, Friedrich Wilhelm Il, innerlich geschwächt, dann unter Friedrich
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Johann Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich Friedrich Friedrich_Wil-
Helm_I. Friedrich Friedrichs Friedrich_Wilhelm_Il Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Westfälischen Europa Schweden Odermün- Europas
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222 Erstes Kapitel.
Über die hohe Bedeutung der preichischen Rübenzuckerindustrie sind bereits
Angaben gemacht worden. Auch die Fabrikation von Stärkezucker ist bedeutend.
Die hauptsächlich mit landwirtschaftlichen Betrieben verbundene Spiritus-
sabrikatiou hat besonders in Preußen ihren Sitz, denn etwa 85 Proz. des
deutschen Branntweins wird hier erzengt; im Halbjahr 1. April bis 30. Sept.
1887 waren 5563 Brennereien im Betriebe, welche durchschnittlich 3^/z Mill. Iii
Spiritus liefern. Die Bierbrauerei bildet gleichfalls eiu Großgewerbe ersten
Ranges, obwohl Preußen hierin verhältnismüßig dem Königreiche Bayern nach-
steht. In dem Etatsjahre 1887/88 wurden von 6911 preußischen Brauereien
19 487 000 hl Bier gebraut, was auf deu Kopf der Bevölkerung 67 1 aus-
macht; die Produktion Bayerns betrag in der nämlichen Zeit 13704800 Iii.
Der bei Herstellung von Nahruugs- und Genußmitteln in Preußen beschäftigte
Teil der Bevölkerung betrag 1882 im ganzen 429 050 Personen.
Die Herstellung von Holzwaren, namentlich von Möbeln, hat in mehreren
größeren Orten, besonders in Berlin, einen schwungvollen Betrieb gefunden, so
daß 1882 hiermit 248 374 Perfonen sich beschäftigten.
Die Bekleidungsindustrie hat neuerdings einen großen Aufschwung
gewonnen und arbeitet jetzt besonders in dem Putz- und Konsektionsfache stark
für das Ausland. In diesen Gegenständen ist Berlin der Hanptplatz. 1882
besaß das Bekleidungsfach in Preußen 552 338 Betriebe und beschäftigte
734477 Perfoneu.
Die Bange werke haben nicht nur durch praktische Einrichtung, sondern
auch durch stilvolle Gestaltung der Wohnhäuser große Fortschritte gemacht, und
besonders hat sich die Hauptstadt Berlin mehr und mehr zu einer der präch-
tigsten Städte der Welt gestaltet. In 82 043 Betrieben fanden 1882 288 280
Personen Beschäftigung.
Buchdruckerei, Lithographie u. f. w. haben sich in letzter Zeit stark
gehoben, so daß namentlich Berlin der Bedeutung Leipzigs mehr und mehr
nahe kommt. In 5468 Betriebeu finden jetzt 35 628 Personen ihr Brot.
Auch das Kunstgewerbe hat eine entsprechende Vertretung gefunden.
Wenden wir uufre Aufmerksamkeit dem Handel und Verkehrswesen
zu, so finden wir zunächst, daß die weise Fürsorge der Staatsverwaltung eiu
weitverzweigtes Netz trefflicher Kunststraßen zur Verbindung der Hauptplätze
und der einzelnen Landesteile hervorgerufen hat, während neuerdings auch durch
die verschiedenen Kommunalverbände in den einzelnen Distrikten ähnliche Ver-
bindnngen in großer Zahl hergestellt worden sind. Schon 1877 umfaßten die
preußischen Kunststraßen 53 573 km. — Noch großartiger hat sich nenerdings
das Eisenbahnwesen entwickelt; in den letzten Jahren ist in keinem andern
europäischen Lande die Zunahme der Schienenwege so bedeutend gewesen, wie
in Deutschland, und hier wiederum ist Preußeu den andern Staaten voran-
geeilt. Die preußischen Eiseubahueu hatten 1887/88 23 411 km Länge.
Neuerdings ist ein großer Teil der Privatbahnen in den Besitz des Staates
übergegaugeu, welcher in der angegebenen Zeit 21324 km Schienenwege
besaß und von diesem Besitze namhafte Einnahmen erzielte.
Auch das Telegraphen Wesen nimmt eine hohe Entwickelnngsstnse ein.
Dasselbe steht mit dem Postwesen unter Verwaltung des Reiches (abgesehen
von Bayern und Württemberg).
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr]]
Extrahierte Ortsnamen: Bayern Bayerns Berlin Berlin Hanptplatz Berlin Berlin Leipzigs Deutschland Württemberg
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336 Erstes Kapitel.
endlich durch Tausch 1773 auch den Gottorpscheu Besitz von Holstein. Lauen-
bürg war nach dem Aussterben des Manischen Hauses an Lüneburg gefallen
(1705). Nach Auflösung des Deutschen Reiches verblieben die Herzogtümer
Dänemark, dazu kam 1816 auch Lauenburg; doch mußte der Dänenkönig für
Holstein und Lauenburg dem Deutschen Bunde beitreten. Seitdem begannen
ruhmvolle Kämpfe der Schleswig-Holsteiner für ihre deutsche Nationalität
gegenüber der Absicht der Dänenkönige, deren Vaterland ganz iu die dänische
Monarchie einzuverleiben (besonders seit 1846). Preußeu und Österreich be-
freiten 1864 das Laud, worauf Lauenburg 1865, Schleswig-Holstein 1866
in den Besitz Preußens kam.
Das Christentum wurde durch Ansgar 826 verbreitet. Dithmarschen stand seit
1180 in losem Zusammenhange mit dem Erzstiste Bremen. Der heldenmütige Graf
Adolf Iv. von Schauenburg stellte durch den Sieg bei Bornhöved (1227) gegenüber
der Begehrlichkeit des Königs Waldemar Ii. von Dänemark die Eidergrenze wieder
her. Gerhard Iii. (der Große) erwirkte von König Waldemar von Dänemark die
„Waldemarfche Konstitution", durch welche die Unabhängigkeit Schleswigs gesichert
wurde (13261. Nach der Vereinigung von Schleswig-Holstein (1386) durch den
Vertrag zu Nyborg wurde der Bestand dieses Staatswesens auch durch deu Kaiser
Albrecht Ii. bestätigt. Der letzte Schauenburger war Herzog Adolf Viii., dessen
Regierung noch den späten Geschlechtern als ein goldenes Zeitalter im Gedächtnisse
blieb (gest. 4. Dezember 1459). Die „Grafschaften Holstein und Stormarn nebst
Wagrien" wurden l474 zu dem „Herzogtum Holstein" erhoben. — Die Dithmarscher
bereiteten den Brüdern König Hans von Dänemark und Herzog Friedrich von
Schleswig-Holstein beim „Dusend-Düwels-Wars" (unweit Hemmingstedt) am 17. Febr.
1500 eine furchtbare Niederlage und erst König Friedrich Ii. konnte den Widerstand
dieser heldenmütigen Bauern brechen (Anfang Juni 1559). — Erbitterte Kriege
zwischen Dänemark und Schweden wüteten 1563—70, 1643—45, 1657—60; in der
letzten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde den Herzogtümern ihre landständische
Verfassung genommen. — Die Sonderburger Linie hat zwar Regierungsrechte in
dem ihr überwiesenen Gebiete ausgeübt, aber au der gesamten Landesregierung
niemals teil genommen. Die Gottorpsche Linie bestieg mit Peter Iii. den russischen
(1762) und mit Adolf Friedrich den schwedischen Thron; ein Sohn des letzteren
Königs, Georg Ludwig, wurde der Stammvater des großherzoglich-oldenburgischen
Hauses. — Holstein wurde am 14. Juli 1815, Lauenburg am 26. Juli 1816 in den
Deutschen Bund aufgenommen. Infolge der französischen Julirevolution erhielten
die Herzogtümer Schleswig und Holstein Landtage. — Die lebhafte nationale Be-
weguug in den Herzogtümern wurde besonders durch den „Offenen Brief" des Königs
Christian Viii. vom 8. Juli l846 hervorgerufen, durch welchen derselbe erklärte,
daß Schleswig untrennbar mit Dänemark verbunden sei und das Gleiche auch für
Holstein erstrebt werde, und nach dem Tode jenes Königs erhob sich am 24. März
1848 das Volk der Schleswig-Holsteiner gegen dessen Nachfolger Friedrich Vii.
Nach anfänglichen Siegen unterlag das Volk bei Jdftedt (24 /25. Juli 1850), König
Friedrich Vii. trat wieder sein Regiment an (1. Febr. 1851) und betrieb hinfort
ebenso entschieden die Trennung der Herzogtümer wie deren Dänisierung, trotzdem
der Deutsche Bund dieserhalb vielfach vorstellig wurde. Als Christian Ix., welcher
auf Grund des Londoner Protokolls vom 8. Mai 1852 Friedrich Vii. folgte, am
18. Nov. 1863 die Einverleibung Schleswigs in die dänische Monarchie offen aus-
sprach, ordnete der Deutsche Bund die Besetzung Holsteins und Lauenburgs an,
Preußen und Österreich aber befreiten durch einen kurzen, siegreichen Feldzug 1864
Schleswig, so daß nunmehr der Dänenkönig im Wiener Frieden (30. Oktober 1864)
Schleswig-Holstein und Lauenburg an die verbündeten Mächte abtrat. Durch den
Vertrag von Gastein (am 14. Aug. 1865) übergab Österreich Lauenburg, durch den
Prager Frieden (am 23. Aug. 1866) Holstein und Schleswig an Preußen, das die
oldenburgischen Ansprüche durch Vergrößerung des oldenburgischen Fürstentums
Lübeck (am 24. Jan. 1867) abfand und später auch Lauenburg förmlich in den
preußischen Staat einverleibte (am 1. Juli 1876).
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Extrahierte Personennamen: Ansgar_826 Adolf Adolf Schauenburg Dänemark Waldemar_von_Dänemark Albrecht_Ii Albrecht Adolf_Viii Adolf Hans_von_Dänemark Friedrich_von
Schleswig-Holstein Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Peter_Iii Adolf_Friedrich Adolf Friedrich Georg_Ludwig Ludwig Christian_Viii Friedrich_Vii Friedrich Friedrich_Vii Friedrich Christian_Ix. Friedrich_Vii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Holstein Lüneburg Lauenburg Holstein Lauenburg Lauenburg Schleswig-Holstein Dithmarschen Bremen Schleswigs Schleswig-Holstein Holstein Stormarn Dänemark Schweden Holstein Lauenburg Holstein Holstein Schleswigs Schleswig-Holstein Lauenburg Lauenburg Holstein Lauenburg
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
498 Zweites Kapitel.
Felsen an der Saale das Schloß Weißenburg (vgl. Weißen in Sachsen-Meiningen).
— Hummelshain, Dorf; Jagdschloß des Herzogs mit großem Tiergarten und
Landesbaumschule. — Beim Dorfe Trockenborn das Jagdschloß „Fröhliche Wieder-
kunft" (Zusammentreffen Johann Friedrichs des Großmütigen mit den Seinigen nach
langer Gefangenschaft, 1552).
Iv. Aas Herzogtum Sachsen-Koburg-Gotha.
Das Herzogtum Sachsen-Koburg-Gotha besteht aus zwei Hauptgebieten,
dem Herzogtum Koburg, welches zwischen 59° 9' bis 50° 24' nördl. Br. und
10v 25' bis 11° 25' östl. L. v. Gr., sowie dem Herzogtum Gotha, welches
zwischen 50° 38' bis 51u 8' nördl. Br. und 19° 29' bis 11° 5' östl. L. V.gr,
liegt; hierzu kommen neun Exklaven (drei zu Koburg, sechs zu Gotha).
Die beiden Herzogtümer werden durch preußisches und meiningisches Gebiet
getrennt; Koburg von Bayern und Sachsen-Meiningen, Gotha von der preußischen
Provinz Sachsen, dem preußischen Kreise Schmalkalden, Sachsen-Weimar und Mei-
ningen, sowie den schwarzburgischeu Oberherrschaften umgeben.
Das Land hat außer den sieben Stadtbezirken noch vier Landratsämter.
Jedes Herzogtum hat seine gleichnamige Hauptstadt.
Das Herzogtum Sachsen-Gotha entstand, als die Söhne des Herzogs
Johann von Weimar, Wilhelm, Albrecht und Ernst, ihr Erbe teilten (Vertrag
von Altenburg, 1649). Damals erhielt Ernst der Fromme Gotha, Wilhelm
Weimar und Albrecht Eisenach, während Koburg dem altenburgischen Fürsten-
hause zufiel, von welchem damals Johanns Neffen (Johann Philipp und
Friedrich Wilhelm Ii. herrschten. Gotha gewann außer Eisenacher Gebiet
später (1672) namentlich einen großen Teil von Altenburg. Nach dem Tode
Ernst des Frommen teilten sich seine sieben Söhne das Erbe (1689), wobei
sich auch wieder eine Gothaer und eine Koburger Linie bildete. Zu Anfang
des 18. Jahrhunderts entstanden durch Wiederaussterben andrer Linien die
Linien Sachsen-Koburg-Saalfeld und Sachsen-Gotha-Altenburg. Beim Aus-
sterben der Gotha-Altenburger Linie kam der größte Teil von Gotha an die
Linie Kobnrg-Saalfeld, welche freilich dafür Saalfeld und einige andre Gebiete
an Meiningen abtrat.
Nach dem Tode seines Bruders Albrecht (1644) gewann Ernst der Fromme
das Heldburgische Gebiet, wozu 1660 die henncbergischen Ämter Wasungen, Frauen-
breitungen und Sand kamen. 1672 erhielt Ernst der Fromme aus der alten-
burgischen Erbschaft den größten Teil des Fürstentums Altenburg, Eisenberg, Saalfeld,
Koburg, Hildburghaufen, Meiningen und Römhild. Die sieben Söhne Ernst des
Frommen bildeten 1680 die Linien Koburg, Meiningen, Römhild, Eisenberg, Hild-
burghausen, Saalfeld und Gotha. Das Koburger Land erhielt Albrecht, das Gothaer
Friedrich. 1699 starb die Koburger, 1707 die Eifenberger, 1710 die Römhilder
Linie aus, worauf Koburg zu Saalfeld kam und auch Gotha vergrößert wurde, die
erstere Linie nannte sich nun Sachsen-Koburg-Saalfeld, die zweite Gotha-Altenburg.
Das letztere hatte im 18. Jahrhundert unter großer Schuldenlast zu leiden, die aber
unter Herzog Ernst Ii. (1772 — 1804) glücklich beseitigt wurde. 1825 starb mit
Friedrich Iv. das Gothaer Haus aus. Noch mißlicher waren inzwischen die Ver-
Hältnisse in Kobnrg-Saalfeld gewesen. Seit 1729 hatten die Brüder Christian Ernst
(Residenz Saalfeld) und Franz Jofias (Residenz Koburg) gemeinsam regiert, doch
war nach des erfteren Tode (1745) durch den letzteren das Erstgeburtsrecht eingeführt
worden. Unter Franz Jofias (bis 1764) und Ernst Friedrich (bis 1800) waren die
Schulden derartig gewachsen, daß eine kaiserliche Debit-Administration eingesetzt
wurde, welche die Finanzen ordnete, wobei jedoch das hartbedrückte Volk einen Auf-
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Extrahierte Personennamen: Johann_Friedrichs Johann Friedrichs Johann_von_Weimar Johann Wilhelm Albrecht Albrecht Ernst Ernst Wilhelm Albrecht_Eisenach Albrecht Johanns Johanns Johann_Philipp Johann Philipp Friedrich_Wilhelm_Ii Friedrich Wilhelm Ernst Albrecht_( Albrecht Ernst Ernst Ernst Albrecht Albrecht Friedrich Friedrich Ernst Friedrich_Iv Friedrich Ernst Franz_Jofias Franz Franz_Jofias Franz Ernst_Friedrich Ernst Friedrich
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Das Großherzogtum Oldenburg. 559
Gebiet von Wilhelmshaven an Preußen abgetreten: es stand 1866 auf preu-
ßischer Seite und trat dann der Neugestaltung Deutschlands bei.
Die Fehden der ältesten Zeit bezweckten und erlangten Gebietsvergrößerungen:
dabei wurden der Friesenstamm der Stedinger (1234), sowie die Rüstringer Friesen (zu
Anfang des 16. Jahrhunderts) unterworfen. Von den späteren Grafen war der letzte,
Anton Günther (1603 — 1667), der bedeutendste, denn er erhielt seinem Lande durch
kluge Politik während der Stürme des Dreißigjährigen Krieges den Frieden und förderte
bedeutend die Landwirtschaft und die Pferdezucht; damals umfaßte Oldenburg außer-
dem Stammlande noch Delmenhorst, Harpstedt, das Stedingerland das Stad- und
Butjadingerland, Landwührden, die friesische Wede (Jade, Varel, Zetel und Bockhorns
Jever und Kniphausen. In den alleinigen Besitz Oldenburgs kam Dänemark 1676.
Im Jahre 1773 fand König Christian Vii. von Dänemark den Großfürsten Paul
«später Kaiser von Rußland) mit den Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst wegen
seiner Ansprüche auf Holstein ab; dieser überließ sie wieder an den Herzog Friedrich
August von Holstein-Gottorp. 1774 erhob ein kaiserliches Diplom denselben zum
Herzog von Oldenburg. Bon 1785—1823 wurde das Laud von Peter Friedrich
Ludwig (für den geisteskranken Herzog Peter Friedrich Wilhelm) administriert; der-
selbe wurde dann selbst Herzog. Im Jahre 1803 kamen das säkularisierte Bistum
Lübeck als erbliches Fürstentum, das hannoversche Amt Wildeshausen und die
münsterschen Ämter Cloppenburg und Vechta hinzu (die letzteren als Entschädigung
für die Aufhebung des Weserzolles bei Elsfleth). In das französische Kaiserreich war
Oldenburg 1811 — 13 einverleibt. Außer Birkenfeld gewann Oldenburg 1815 noch
das hannoversche Amt Damme. Im Jahre 1823 wurde Jever, welches bis dahin
längere Zeit zu Rußland gehört hatte, erworben. Den Titel „Großherzog" nahm erst
Paul Friedrich August 1829 an. Der jetzige Großherzog Nikolaus Friedrich Peter
regiert seit 1853. Das Jadegebiet wurde 1864 und 1873 vergrößert. Für seinen
Verzicht auf die Thronfolge in Schleswig-Holstein erhielt der Großherzog 1866 das
holsteinische Amt Ahrensböck zur Vergrößerung des Fürstentums Lübeck.
Das Hauptland gehört zu dem nordwestdeutschen Tieslande und ist daher
flach. Der Boden gehört teils dem Marsch-, teils dem Geestlande an; auf
dem letzteren finden sich große unfruchtbare Heide- und Moorflächen. Das
Fürstentum Lübeck ist ein wald- und seenreiches Hügelland mit fruchtbarem
Boden. Das Fürstentum Birkenseld liegt an den südlichen Abhängen des
Hochwaldes und Jdarwaldes, welche zum Hunsrück gehören.
Das Hauptland hat nur im Süden einige bemerkenswerten Erhebungen, die
Dammer Berge, welche 95 na hoch steigen; im mittleren Teile finden sich nur einige
Sandhügel (Dünen), an der Nordküste ist das Land ganz flach. Gegen die Sturm-
fluten, die früher große Gebiete fortgerissen haben, ist das Land an der Nordsee,
Jade, unteren Weser und Hunte durch hohe Deiche in der Länge von 252 km.
geschützt. Die Marsch hat fruchtbaren Alluvialboden (Klei), welcher trotz starker Aus-
Nutzung nur wenig Dünger nötig macht. Sie breitet sich an der Nordsee, der Jade
und der unteren Weser aus und umfaßt 1136 qkm (V5 des Gebietes); durch neue
Einrichtungen vergrößert sich die Marsch (Außergroden).' Die Geest liegt höher und
hat eine weniger fruchtbare, saudige, teilweise mit Lehm und Thon vermischte Boden-
art, im Umfange von 4238 qkm (4/5 des Gebietes). Die nördliche Hälfte davon, die
altoldenburgische Geest hat einen etwas besseren Boden, als die südliche Hälfte, das
„Münsterland", welches besonders große Heide- und Moorslächen enthält; die letz-
teren ziehen sich indes auch in die südlichen Teile der altoldenburgischen Geest hinein.
Für Entwässerung der Moore ist erst wenig geschehen. — Im Fürstentum Lübeck
steigt der Pariner Berg 71,8 m hoch; der Boden gehört der Diluvialbildung au
(Geschiebethon). Die in der Nachbarschaft schöner Seen austretenden znsammenhän-
genden Wälder enthalten vorzugsweise Buchen. — Der Boden des Fürstentums
Birkeufeld ist vorherrschend gebirgig; die Erhebungen steigen bis zu 630 na.
Das Hauptgebiet gehört in seinem östlichen Teile dem Weser-, in seinem
südwestlichen und westlichen dem Emsgebiete, das Fürstentum Lübeck dein
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Extrahierte Personennamen: Anton_Günther Günther Christian_Vii Paul Friedrich
August_von_Holstein-Gottorp Friedrich August Peter_Friedrich
Ludwig_( Friedrich Ludwig Peter_Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Birkenfeld Friedrich Friedrich August Großherzog_Nikolaus_Friedrich_Peter Nikolaus Friedrich Dammer
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
256 Erstes Kapitel.
Anhalter Bahn auch Trebbin, Stadt an der Nnthe, von bewaldeten Höhen um-
geben, 2815 Einwohner; etwas Gewerbthätigkeit (Zigarrenfabrikation, Tischlerei?c.).
— Noch weiter südlich von Berlin Zossen, Stadt und Bahnstation an der schiff-
baren Rotte, 3524 Einwohner. In der Nähe der große Kummersdorfer Schießplatz
(Militärbahn). — Im Südosten von Berlin Grünau, Dorf und Bahnstation in
anmutiger Waldumgebung, Dampferverbindnng mit Berlin auf der wendischen Spree.
Sommerausflüge der Berliner. Denkmal im Walde, wo Kurfürst Joachim Friedrich
seinen Tod fand. — Weiter südöstlich Königs-Wusterhausen, Flecken und Bahn-
station am Nottekanal, in waldiger Umgebung. Ackerbau, Ziegelei, Tapetenfabrik.
Altes Schloß, von Friedrich I. ausgebaut und von Friedrich Wilhelm I. häufig be-
wohnt. — Etwas südwestlich davon Mittenwalde, Stadt am Nottekanal, 2682
Einwohner. Ziegeleien; Schloß (Paul Gerhard, Propst 1651—1657). — Im Süd-
westen von Berlin Teltow, Stadt und Bahnstation, auf lehmhaltigem Sandboden,
2648 Einwohner. (Teltower Rübchen.) — Wenig östlich von Potsdam Nowaweß,
Dorf, 8000 Einwohner. Wollen- und Baumwollenweberei für Berliner Fabrikanten
(Ansiedelung Friedrichs des Großen). In dem angrenzenden Dorfe Neuendors
zwei Seidenspinnereien, eine Baumwollspinnerei und eine Kammwarenfabrik.
Westlich von Berlin Charlottenburg, selbständige Stadt und Bahnstation (Ber-
liner Ring- und Stadtbahn) am linken Ufer der Spree, 42373 Einwohner. Ursprung
1596 durch den Schloßbau der Kurfürstin Sophie Charlotte. (Leibniz.) Wichtiger
Jndustrieplatz (Eisengießerei, Maschinen-, Thonwaren-, Steingut- und Wachslicht-
fabriken, vier chemische und zwei Glasfabriken, Kalkbrennerei und Schiffbau); Vor-
schußverein; Gymnasium, Realgymnasium, königliche Artillerie- und Ingenieurschule;
Wilhelmsstift für alte Frauen; Kaiserin-Augusta-Stiftung für Töchter gefallener
Offiziere und Beamten; Privatirrenanstalten; schöne Berlinerstraße; monatliche Pferde-
märkte; Sommerwohnungen von Berlinern; zwei Pferdebahnlinien. In dem schönen
Parke des Schlosses das Mausoleum mit den berühmten Grabdenkmälern Friedrich
Wilhelms Iii. und der Königin Luise von Rauch; Grab Kaiser Wilhelms I. und der
Kaiserin Augusta. Auf dem Lützowplatze das Kriegerdenkmal für die letzten Kriege;
das Floraetablissement (Parkmit Palmenhaus). In dem nahen Martinikenfelde be-
deutende Industrie (Eisen und Stahlwerk, Maschinen-, Ol-, Zichorienfabriken, Knochen-
mehlmühle, chemische Waschanstalt). Südöstlich von Charlottenburg der zoologische
Garten (der bedeutendste Deutschlands), westlich der neue Stadtteil Westend.
Im Südwesten Berlins die selbständige Stadt Potsdam, zweite Residenz des
deutschen Kaisers und Königs von Preußen, in anmutiger Gegend an der zu
buchtenreichen Seen erweiterten, von schönen Höhen, die mit Wald, Park- und
Gartenanlagen bedeckt sind, umgebenen Havel, an der Berlin-Potsdam-Magdeburger
Bahn, 50877 Einwohner. Der größere Teil der Stadt am rechten, der kleinere
am linken Ufer der Havel; 110 m lange Brücke; mehrere öffentliche Plätze mit
Schmuckanlagen (Wilhelms-, Bassinplatz). Die Stadt ist aus wendischen Fischer-
dörsern entstanden. Festes Schloß des Kurfürsten Joachim I., das Stadtschloß von
dem Großen Kurfürsten, begonnen (1660); die Hof- und Garnisonkirche von Friedrich
Wilhelm I. mit den Grabmalen dieses Königs und Friedrichs des Großen. Auf
den früheren Weinbergen der Umgegend prächtige Gärten und Parkanlagen mit
Schlössern: „Sanssouci" und das „Neue Palais" (Friedrichskron), vor bez. nach
dem Siebenjährigen Kriege erbaut; das „Marmorpalais" am heiligen See mit
englischem Park, von Friedrich Wilhelm Ii. Die Pfaueninsel, durch Friedrich
Wilhelm Iii. mit Anlagen und Bauten versehen; unter Friedrich Wilhelm Iv.
wurden Anlagen am Pfingstbergs 2c. hinzugefügt, das Orangeriehaus, die Nikolai-
und Friedenskirche gebaut, durch König Wilhelm aber das Schloß Babelsberg ge-
gründet. Schöne Aussicht von dem Pfingstberg? (Belvedere) und dem Brauhaus-
berge. Potsdam hat Industrie (Seidenwaren, Draht-, Zinkgußwaren, Maschinen,
Wachstuch, Zigarren, Dachpappe, optische Instrumente, Bierbrauereien, Dampfmahl-
und Dampfsägemühlen). Bedeutender Gartenbau, besonders Blumenzucht (Beil-
chen :e.), Sitz des Oberpräsidenten, des Rechnungshofs für das Reich, der Ober-
rechnungskammer, der Regierung, eines Landgerichts, einer Oberpostdirektion, ^eines
Hauptsteueramts und mehrerer Forstinspektionen; Gymnasium, Realgymnasium, Ober-
realfchule, Gärtnerlehranstalt, Kriegsschule, Kadettenanstalt, großes Militär- und ein
Zivilwaisenhaus; Sonnenwarte ?c. Starke Garnison.
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Extrahierte Personennamen: Joachim_Friedrich Friedrich Friedrich_I. Friedrich Wilhelm_I. Paul_Gerhard Potsdam_Nowaweß Friedrichs Sophie_Charlotte Friedrich
Wilhelms Friedrich Wilhelms Wilhelms_I. Wilhelms_I. Augusta Joachim_I. Friedrich Wilhelm_I. Friedrichs Friedrich_Wilhelm_Ii Friedrich Wilhelm Friedrich
Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
206 Siebentes Kapitel.
revolutionäre Richtung weniger hervorgetreten. Wiewohl die schon von Stein
beabsichtigte gemeinsame ständische Verfassung nicht ins Leben getreten und nur
sogenannte Proviuzialstäude (5. Juni 1823) eingerichtet worden waren,
die nicht recht befriedigten, vertraute doch die Bevölkerung der alten Pro-
vinzen seinem Könige in rührender Weise; freilich waren jene Männer,
welche in der Zeit der Fremdherrschaft die Führer der nationalen Bewegung
geweseu, Steiu, Schöu, Gueisenan, Humboldt, Arndt, Schleiermacher:c. in den
Hintergrund gedrängt worden. Als Friedrich Wilhelm Iii. starb, von seinem
ganzen Volke als Vater beweint, begann sein begabter, hochgebildeter Sohn
Friedrich Wilhelm Iv. für eine heilsame Weiterentwickelung des nationalen
Lebens redlich zu wirkeu. Nicht nnr eine fruchtbare Umgestaltung des
Deutschen Bundes, sondern auch eiue verfassungsmäßige Entwicke-
luug des politischen Lebens der Nation lag ihm am Herzen. Leider war in-
zwischen aber, durch die lange Verschiebung genährt, auch in Preußen jenes
hastige Drängen erwacht, welches eine allmähliche, vernünftige Entwickelung
unter Führung des Köuigs nicht mehr znließ. Sobald im Februar 1847 wirk-
lich das königliche Patent den „Vereinigten Landtag" berief, wurden die Rechte,
die in demselben den ständischen Vertretern bewilligt waren, vielfach für nn-
zureichend erklärt, und die Aufregung und Gärung wuchs um so mehr, als seit
den dreißiger Jahren eine Litteratnr erwachsen war, welche systematisch daranf
ausgiug, Unzufriedenheit über die bestehenden Verhältnisse zu verbreiten und
die Liebe und das Vertrauen des Volkes gegen den Fürsten zu untergraben.
Als dann die wetterwendischen Franzosen ein Jahr nachher wieder einmal die
bestehende Regierung umänderten und an die Stelle des orleanistischen König-
tnms eine Republik ausrichteten, wurde der Gärung Deutschlands ein stür-
mischer Anstoß gegeben. Die Demokratie begann sich auch iu Deutschland
zu regeu. Vou Westen her vordringend, zog zunächst durch alle Mittel- und
Kleinstaaten die Revolution, dnrch welche freie Verfassungen, Preßfreiheit,
Bürgerbewaffnung zc. eingeführt wurden, und dieser gewaltsamen Bewegung
erlageu gegeu Mitte März 1848 alsbald die Regierungen in Österreich und
Preußen. Es war eiu schweres Unglück für Deutfchlaud, daß auch der preu-
ßifche Staat in diesen wilden Strudel politischer Leidenschast hineingerissen
und dadurch die Verwirklichung der Pläne Friedrich Wilhelms Iv. unmöglich
gemacht wurde. Zwar schien diese Bewegung auch einen nationalen Ersolg
herbeiführen zu sollen, da zu Frankfurt a.m. eine aus Volkswahlen hervor-
gegangene deutsche Nationalversammlung zusammentrat, und es gab
viele ruhig denkende Patrioten, welche ihre Hoffnung anf dieselbe setzten;
aber es wurde bald klar, daß eine immer stärker werdende und immer wilder
auftretende Revolutionspartei in derselben jede ruhige und wohlthätige Ent-
Wickelung des Vaterlandes verhinderte. Zum Glück hatten die alten Staats-
gewalten noch nicht alle ihre Stützen verloren. Schon Ende Oktober wnrde
die Wiener Demagogie im blutigen Kampfe bezwungen, anch gelang die Nieder-
werfung der Aufstände in Italien und Ungarn; übrigens wurde von dem
neuen Kaiser Franz Joseph dem österreichischen Staate eine Verfassung verliehen
(4. März 1849). Die Niederwerfung der Berliner Demagogie erfolgte unblutig
im November 1848, worauf das Ministerium Brandenbnrg-Mantensfel ebenfalls
eine Verfassung gab (5. Dez. 1848, bez. 31. Jan. 1850). Die verfassungsmäßige
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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