Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 310

1877 - Oldenburg : Stalling
310 Krieg unvermeidlich war, so htte man ihn von ihrer Seite . mit aller Anstrengung und rcksichtsloser Entschlossenheit sich-ren sollen. Vor Allem htte man eines tchtigen Feldherrn bedurft. Radetzky war im Jahre zuvor gestorben, aber noch waren der Feldzeugmeister He und der Feldmarschalllieute-nant Benedeck da, Feldherren von militrischem Talent und entschlossenem Character. Statt einem von ihnen den obersten Heeresbefehl zu bertragen, wurde Graf Franz Gyulai. ein st-reichisch gesinnter ungarischer Magnat an die Spitze der Trup-Pen gestellt, der nie im Kriege gedient hatte und ohne alle Einsicht und Erfahrung war. Anstatt mit berlegener Macht bis Turin vorzurcken und die franzsischen Corps einzeln aufzureiben, setzte sich Gyulai in der Lomelina, einer der fruchtbarsten Provinzen Piemonts, fest, bis dieselbe durch Regengsse berschwemmt und fast unwegsam geworden, lie die Sardinier sich um Alessandria sammeln und that Nichts, um ihre Vereinigung mit den Franzosen zu hindern. Napo-leon, der seine berhmtesten Generale, Canrobert, Macmahon, Niel, um sich hatte, erlie am 12. Mai einen Tagesbefehl an seine Soldaten, in dem er sie an die glorreichen Thaten ihrer Vter in Italien unter seinem groen Oheim erinnerte und ihnen hnliche Erfolge in Aussicht stellte. Er bernahm den Oberbefehl der die franzsisch-sardinische Armee und gab oft Proben seines strategischen Talentes. Dagegen blieb Gyulai's Oberbefehl im streichischen Heere ohne alle Bedeu-hing; die einzelnen Corpsfhrer blieben sich selbst berlassen und ein allgemeiner Kriegsplan war nicht entworfen. Um sich der die Stellung der Feinde klar zu werden, ordnete Gyulai eine groe Recognoscirung an, die zwischen Franzosen und Oestreichern zu dem Gefecht von Montebello fhrte (20. Mai), wo letztere nach hartnckigem Widerstande zum Rckzug ge-zwungen wurden. Wbrend der streichische Obergeneral, in vlliger Unkunde der die feindlichen Bewegungen, sich gnz-lich unthtig verhielt, fiel Garibaldi mit seinen Alpenjgern in die Lombardei ein, besetzte Como und bedrohte Mailand, wich aber vor der Uebermacht der Oestreicher zurck. Als Napoleon mit seiner Armee gegen Mailand vorrckte, mute sich Gyulai mit seinem ganzen Heere bei Pavia auf das linke Ufer des Tessin zurckziehen (1. Juni). Nachdem er

2. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 285

1877 - Oldenburg : Stalling
285 - schauplatz. Die Russen gingen ohne Rcksicht auf das den Cabinetten von Oestreich und Preußen gegebene Versprechen der die Donau; aber Silistria wurde von Mussa Pascha und dem preuischen Artillerieoffiziere Grach so tapfer ver-theidigt, da Paskewitsch, der selbst einen Streifschu erhielt, die Belagerung aufhob (21. Juni) und sich der die Donau zurckzog. Auch die Hoffnung, welche Kaiser Nicolaus in eine allgemeine Erhebung der Christen gegen den Sultan gesetzt hatte, schlug fehl. Die Serben wurden durch die Nhe Oestreichs, die Bosnier und Bulgaren durch trkische Streit-krfte im Zaum gehalten und hegten berhaupt, so sehr sie die Trken haten, kein Verlangen nach russischer Herrschaft. Nur im Knigreich Griechenland entstand eine gewaltige Auf-regung; das griechische Nationalgefhl und der alte Trkenha uerten sich in strmischen Bewegungen: man nhrte sogar den Gedanken an eine Herstellung des byzantinischen Reichs. Aber ein franzsisches Geschwader landete im Pirus und nthigte die griechische Regierung, mit Hlfe der Franzosen die eigenen Unterthanen im Zaum zu halten. So blieb es nur bei den Rubereien, welche die Klephten noch eine Zeit lang gegen Griechen wie Trken ausbten. Die Westmchte beschlossen nach ihrer Kriegserklrung der Trkei mit einer ansehnlichen Landmacht zu Hlfe zu kommen. Lord Raglan, der als Wellingtons Adjutant bei Waterloo einen Arm verloren, erhielt den Oberbefehl der 20,000 Mann, die spter bedeutend verstrkt wurden. Der Marschall St. Arnaud, seit seiner Mitwirkung beim Staats-streich vom 2. December bei Napoleon in hoher Gunst stehend, trat an die Spitze von 4050,000 Mann, die meist in Algerien gedient und sich an Abhrtung und Ertragung von Beschwerden gewhnt hatten. Auch Prinz Napoleon, ein Vetter des Kaisers, und der Herzog von Cambridge schlssen sich dem Heere an. Whrend der Transport der Truppen vor sich ging, bombardirten die Flotten Odessa, ohne jedoch viel schaden zu wollen, da in dieser Handelsstadt auch viel englische Gter lagen. Da sich das streichische Cabinet durch den der gegebenen Zusage zuwiderlaufenden Uebergang der Russen der die Donau verletzt fhlte, so ging es mit Preußen ein Schutz-

3. Erzählungen aus der neuen Geschichte - S. 406

1882 - Oldenburg : Stalling
406 den Franzosen und Hollndern ihre letzten Besitzungen in Ost-unb Westinbien genommen und sich so furchtbar gemacht, da kein franzsisches Schiff es wagen durfte, den Hafen zu ver-lassen. Um sich zu rchen und Englanbs Handel zu zerstren, verschlo Napoleon den englischen Schiffen alle Seehfen von Europa. Die Fürsten muten in ihren Lndern alle eng-tischen Waren aufsuchen und verbrennen lassen. Dieses Ver-fahren nannte man das Kontinentalsystem, und auch Rußland war ihm beigetreten. Der Kaiser Alexander sah jedoch bald ein, welchen betrchtlichen Schaden er durch die Handelssperre gegen England seinen Unterthanen zufge, und lie Milderung eintreten. Dies verdro Napoleon, aber auch Alexander war durch die Vertreibung des Herzogs von Oldenburg, den der franzsische Kaiser seines Landes beraubt hatte, gereizt. Darum richtete Napoleon jetzt sein ganzes Augenmerk darauf, die Macht Rulands zu demti-gen, und behandelte deshalb sogar den Krieg in Spanien als Nebensache, obschon in diesem Lande der englische Feld-Herr Wellington aufgetreten war, der die Franzosen end-lich aus Spanien vertrieb (1812 und 1813). Zu dem Zuge gegen Rußland machte Napoleon die ge-waltigsten Anstrengungen. Untersttzt von den Streitkrften Deutschlands, Italiens und Polens, im Bunde mit Ostreich und Preußen, die ihm gleichfalls Truppen stellten, brach er mit einem Heere, das der 600 000 Mann und 1200 Kanonen zhlte, gegen Rußland auf und glaubte sich stark genug, den russischen Kaiser in seinem eigenen Lande zu demtigen. Am 24. und 25. Juni 1812 ging er der den Niemen, den Grenzflu Rulands. Whrend der uere linke Flgel, meist^Preußen und Polen, unter Macbonald das Gestabe der Ostsee berhrte, und die ftreicher unter Schwarzenberg die russische Sdarmee beschftigen sollten, fhrte Napoleon selbst die Hauptmasse seines Heeres gerade auf Moskau zu. Nirgends vermochten die russischen Heere dem unaufhaltsam Vorbringenben Feinde Wiberstand zu leisten, sie zogen sich fechtenb in das Innere ihres Reiches zurck; die Franzosen folgten durch verwstete de Gegenden, und nach den blutigen schlachten bei ^molensk (am Dnjepr) und an der Mos-kwa (bei Borodino) zog Napoleon am 14. September 1812 in die alte prchtige Zarenstadt, in Moskau ein.

4. Erzählungen aus der neuen Geschichte - S. 410

1882 - Oldenburg : Stalling
410 ist als eigentlicher Freiheitssnger Theodor Krner zu nennen, der eine theuere Braut daheim lie, um dem preu-ischen Adler zu folgen. Mit den Preußen waren die Russen verbunden. Aber auch Napoleon fhrte neue zahlreiche Scharen ins Feld und vertraute auf seine oft bewhrte Kriegskunst. Bei Ltzen und Grogrschen (2. Mai 1813) kam es zur ersten Schlacht. Zwar siegte Napoleon, aber die Preußen fochten mit begeistertem Heldenmute und zogen sich in trefflicher Ord-nung der die Elbe zurck. Bei Bautzen (in der'lausitz, Knigreich Sachsen, 20. und 21. Mai) fiel die zweite Schlacht vor, und auch hier errangen die Franzosen den Sieg. Den-noch bot ihr Kaiser Waffenstillstand an, um neue Verstr-kungen an sich zu ziehen. Aber die Unterhandlungen zeigten, da er keinen Frieden wollte, so malos waren auch jetzt noch seine Ansprche und Forderungen*). Da trat denn auch der Kaiser Franz, der Schwiegervater gegen den Schwieger-shn, in die Waffen, und 300 000 streichische Krieger stieen zu den Verbndeten. Zwar milang ein Angriff auf Dres-den (26. und 27. August), dann aber folgte eine Reihe sieg-reicher Schlachten, in denen die franzsischen Feldherren mit bedeutenden Verlusten geschlagen wurden, bei Gro-Beeren (bei Berlin, 23. August), an der Katzbach (in Schlesien, 26. August), bei Kulm (in Bhmen, 29. und 30. August) und bei Bennewitz (in Brandenburg, 6. September). An der Spitze des preuischen Heeres in Schlesien stand der alte Bl-cher, ein Greis an Jahren, aber ein Jngling an Mut und Feuer. Er war es, der die Franzosen unter Macdonald an der Katzbach traf. Begeistert rief er seinen Kriegern zu: Nun Hab' ich genug Franzosen herber. Jetzt Kinder, vor-wrts!" Mit freudigem ,,Hurrah" strzten alle auf den Feind. Der Regen schiet in Strmen herab, an ein Feuern ist nicht zu denken, aber mit geflltem Bajonett dringt das Fuvolk, mit geschwungenem Sbel die Reiterei in die fran-zsischen Heerhaufen ein, der alte Blcher, das Schwert in der *) Dieser Waffenstillstand brachte der Frcischar, die unter dem Befehl des Majors Ltzow stand und durch Krners Lied: Das ist Ltzows wilde verwegene I agd" besungen worden, den Uut.e r et n g, indem sie von franzsischer bermacht hinterlistiger Weise berfallen und aufgerieben ward.

5. Erzählungen aus der neuen Geschichte - S. 411

1882 - Oldenburg : Stalling
411 Faust, allen voran. Da Wanken die feindlichen Reihen, sie fliehen: viele reien die Fluten der Katzbach hinab, 18000 Feinde werden gefangen, und Macdonalds ganzes Heer ist aufgelst. Nach diesen Siegen zogen die Verbndeten alle ihre Streitkrfte um Leipzig herum zusammen, wo es am 16. und 18. Oktober 1813 zu der ewig denkwrdigen Vlker-schlacht kam. Die verbndeten streicher, Preußen, Russen und Schweden standen mit mehr als 300 000 Mann gegen 200 000 Franzosen, der 1000 Geschtze waren gegen ein-ander im Kampfe. Am 16. Oktober hatten die Franzosen im Sden Leip-zigs, wo Napoleon selbst befehligte und mitten im Kugel-regen an seine Generale heransprengte und sie zur Ausdauer anspornte, btzi den Drfern Wachau und Gldengossa, um welche sich der blutige Kampf entspann, schon solche Fort-schritte gemacht, da Napoleon Boten mit der Siegesnachricht nach Leipzig schickte und alle Glocken luten lie. Sie muten einem jeden echten Deutschen wie des Vaterlandes Grabge-lute ertnen! Was aber der franzsische Kaiser hier ge-Wonnen, das hatte er an demselben Tage irrt Norden der Stadt verloren, denn hier hatte Blcher durch General Jork einen glnzenden Sieg erfochten. Am 17. Oktober, es war ein Sonntag, war Waffenruhe. Aber am 18. Oktober erneuerte sich der Kampf, nachdem inzwischen auch das Nord-Heer bei den Verbndeten eingetroffen war. Da war es, wo während der Schlacht die Sachsen, schon lngst dem fremden Zwingherrn nur mit Widerwillen folgend, zu ihren deutschen Brdern bergingen. An diesem Tage mute Napoleon aller Kriegskunst und Tapferkeit zum Trotz erliegen, und zog sich auf Leipzig zurck. Am 19. Oktober frh begannen die Verbndeten den Sturm auf die Stadt, der die seit den letzten Tagen alle Schrecken und Drangsale des Krieges im hchsten Grade hereingebrochen waren. Napoleon verlie, nachdem er vom Könige von Sachsen Abschied genommen, um 10 Uhr die Stadt und hatte an Macdonald und Ponia-towsky den Befehl erlassen, diese bis aus den letzten Augen-blick zu verteidigen und den Rckzug des Hauptheeres zu decken. Bald darauf aber sprang eine mit Pulver gefllte Mine unter der Brcke, die der einen Arm der Pleie fhrte, in die Luft, und jeder Weg zum Entkommen war

6. Erzählungen aus der neuen Geschichte - S. 414

1882 - Oldenburg : Stalling
414 laufe nach Paris vor. Ludwig Xviii. mute seine Hauptstadt verlassen, und an demselben Tage hielt Napoleon unter dem Jubel des Volkes seinen Einzug in Paris. Die Hauptmchte des Wiener Kongresses erlieen ein frmliche Achtserklarung gegen Napoleon, allein dieser hatte bereits das stehende Heer in Frankreich fr sich gewonnen, und sammelte tglich grere Heerhaufen aus allen franzsi-schen Provinzen. ftroch, Rußland, Preußen und Gro-brttanmen erneuerten ihr Schutz- und Trutzbndnis, welchem alle europischen Mchte, auer Murat, König von Neapel, beitraten. Die Verbndeten stellten Bierauf gewaltigere Heeresmassen als je auf, und zwar am Oberrhein unter Schwarzenberg, am Niederrhein unter Blcher, in den Nieder-landen unter Wellington. Unterdessen war Murat, infolge einer geheimen Verbindung mit Napoleon, an der Spitze eines bedeutenden Heeres aus feinen Staaten aufgebrochen, wurde aber von den Oftreichern in mehreren Gefechten zurckgedrngt. Durch den Sieg bei Tolentino ward das neapolitanische Heer zu einem Vertrage gezwungen, kraft dessen die Hauptstadt Neapel von den ftreichern befetzt und feie Regierung des Landes an den rechtmigen Herrscher Ferdinand Iv. zurckgegeben wurde. Murat war nach Frank- * reich entflohen.*) Mittlerweile hatte Napoleon zu Paris vor einer feier-lieben Versammlung des Volkes die Kaiserkrone ffentlich wieder zurckgenommen und war bald darauf zum Heere abgereist. Belgien wurde der Schauplatz des Krieges. Hier stand Wellington mit dem englischen, durch Hannoveraner, Braunschweiger, Nassauer und Niederlnder verstrkten Heere, das sich auf 100 000 Mann belief. Mit ihm sollte sich das preuische Heer unter Blcher vereinigen. Ilm diese Vereinigung zu hindern, drang Napoleon mit seinem Heere von 170 000 Mann und 400 Kanonen gegen Brssel vor, trieb die preuische Vorhut unter Ziethen bis Fleurus zurck und richtete dann seinen eto gegen Blcher. Im Vertrauen auf Wellingtons Untersttzung, die jedoch ausblieb, nahm . ) Bon Napoleon nicht aufgenommen, machte er spter den Ver-Mch, mit einer zusammengerafften Schar sein Reich wieder zu erobern, ward jedoch ergriffen und wegen Aufruhrs erschossen <15. Oktober 1815).

7. Erzählungen aus der neuen Geschichte - S. uncounted

1882 - Oldenburg : Stalling
Napoleon auf St Helena. Dieses gewaltige Filmwerk erlebt heute Donnerstag zu ermigten Eintrittspreisen seine Auffhrung im Lichtspie!-haus. * / Juni 1815. Die Schlacht von Waterloo ist verloren, die letzte Karte ist vusgespielt! Napoleon ist aus Paris geflohen, das die Bour-bonen begeistert empfngt. Napoleon hat sich ergeben, der Bellerophone" trgt ihn nach England, wo er unter dem Schutz der englischen Gesetze sein Leben als friedlicher Brger beschlieen will. Die Nachricht von seiner Uebergabe gelangt mit Windeseile nach Wien, Paris, Petersburg, ins preuische Hauptquartier. Ueberall lst die Nachricht die gleiche Verlegenheit aus: Das mssen die Englnder bernehmen!" Und die Englnder bernehmen es wirklich! St. Helena! Dieser Felsensarg, mitten im Atlantischen Ozean, erscheint England am sichersten fr den knftigen Aufenthalt Napoleons. Das Wort Gefangenschaft ist bisher noch nicht gefallen. Mit den Getreuesten aus seinem Gefolge, mit General Bertrand und dessen Frau, mit dem Grafen Montholon, dem General Gourgaud, dem Baron Las Cafes und seinem treue-sten Diener Marchand landet er endlich nach Wochen qul-voller Ueberfahrt, qualvoll durch Zweifel und Ungewiheit, -auf St. Helena. Eine wste, leere ungesunde Insel, fern jeder Kste, ein tristes Stckchen Erde! Dort beginnt das ergreifende mensch-liche Drama sich zu entfalten, das immer wieder neue Nah-rung findet in dem furchtbaren und erbitternden Kampf, der Zwischen ihm und dem englischen Gouverneur, Sir Hudson Lowe, entbrennt. Sein Gefolge betrachtet und behandelt ihn nach wie vor vls Kaiser. Der Gouverneur bleibt unerbittlich dabei, einen gefangenen General" bewachen zu mssen. Immer wieder bumt sich in dem gefangenen Titanen der Zorn der die kleinliche Art der Bewachung, der die Schi-kanen und tglichen Nadelstiche auf und macht sich Luft in heftigen Zusammensten mit dem Gouverneur. Immer wie-der prallt an der kalten und unerbittlichen Entschlossenheit dieses Gouverneurs jeder Appell und jede Aktion, die Lage des Kaisers zu verbessern, wirkungslos ab. Kleine Intrigen innerhalb seines Gefolges, die Verhaf-tung von Baron Las Cafes durch den Gouverneur, weil jener einen Brief nach Europa durchgeschmuggelt hatte, die immer mehr zunehmende Vereinsamung, die wachsende Erkenntnis, da es von dieser Insel kein Entrinnen gibt, bricht schlielich auch die starke Konstitution des Titanen. Einer nach dem anderen aus seinem Gefolge wird ihm weggenommen oder geht von ihm. Immer stiller und ein-sanier wird es um den groen Kaiser. Er kann nicht mehr reiten, Spaziergnge sind ihm beim Anblick der Wachen ver-gllt. Sein Krper versagt ihm zuweilen den Dienst. Ausgeschlossen von jeder aktiven Bettigung,, die diesem Rastlosen Lebensnotwendigkeit ist, verzehrt er sich in khnem Projekte-machen, diskutiert Ideen, die durch ihre Modernitt, ihren hellsichtigen Zukunftsblick erst das wahrhaft titanenhafte For-mat dieses Mannes erkennen lassen. Doch es ist das letzte Aufflackern des Geistes. Einmal noch kommt >ein Lichtblick in feine verzweifelte Situation: Als die Bste des kleinen Knigs von Rom", seines geliebten Kin-des, nach manchen Kmpfen und neuen Intrigen endlich in feine Hnde gelangt. Auch eine merkwrdig zarte menschliche Beziehung, die ihn mit der Frau des Generals Bertrand verbindet, wirft vorbergehend einen lichten Sonnenstrahl in das dstere Ende seiner Tage. Aber nach einer besonders groen Aufregung seine Frau Marie Luise, die frhere sterreichische Prinzessin, die er zur Kaiserin der Franzosen gemacht hat, hat sich vllig von ihm abgewendet, ihn verraten und betrogen bricht er zusammen und erleidet seinen ersten Anfall. Es ist mir, als ob ein Degensto mich durchbohrt htte", sagt er zu seinem treuen Marchand. Als auch sein Leibarzt ihm vom Gouverneur genommen wird, als er monatelang ohne rztliche Hilfe fein Leiden sich immer mehr verschlimmern sehen mu, ist es auch mit seiner bermenschlichen Widerstandskraft vorbei. Er legt sich hin, um nicht wieder aufzustehen. Und jetzt beginnt ein grausiges Spiel auf dem weiten-fernen Felsen mitten im Ozean. Der strenge Gouverneur, der auf seinen Schultern eine unertrgliche Verantwortung fhlt, der an seiner Aufgabe, dieses Genie bewachen und zermrben zu mssen, zerbricht, Hudson Lowe, glaubt nicht an diese Krankheit! Fr ihn ist alles nur Komdie, alles nur Ver-jtellung und ein Simulieren, um geheime Fluchtplne zu ver-Meiern. Noch strenger wird die Bewachung. Noch mw suischer wird er gegen alles, was aus Longwood dringt. And als gar der Gouvernementsarzt ihm berichtet, da man ihn in Longwood im Dunklen einen Mann untersuchen lie, der zwar krank schien, von dem er aber nicht sagen knne, ob es der General Bonaparte gewesen sei, da steht es fr Sir Hudson Lowe fest, Napoleon flieht; will fliehen oder ist viel-leicht schon gar geflohen. Mit Gewalt, mit Gewalt ins Krankenzimmer, ist sein nchster Befehl! Tot oder lebendig: Sein Leutnant mu den General zu Gesicht bekommen", mu sich berzeugen, da er noch in Longwood ist. Die Dienerschaft verhtet das Letzte und Schrecklichste. Der Leutnant und seine Soldaten schrecken vor der Entschlossenheit der Dienerschaft zurck, und während Napoleon sterbend jenes Dokument, welches die Welt als das Testament des groen Napoleon kennt, in die Feder Montholons diktiert, zittert in seinem Zimmer der Gouverneur davor, jeden Augenblick die Nachricht zu erhalten, da General Bona-parte" entflohen ist. . . Es dauert auch nicht mehr lange und er ist wirklich ent-flohen. Entflohen in die Welt, die keinen Ehrgeiz, keinen Ha kennt! Nach einem Leben und nach Taten, die vor ihm und nach ihm vielleicht kein einzelner Mensch zu tun imstande war und sein wird. Der Gouverneur^ aber kann an der Leiche des groen Mannes nichts anderes murmeln als Ich habe doch nur meine Pflicht getan ..." Napoleon aber, der groe Schlachteu-Kaifer, hinterlie der Menschheit einen Satz, der ewig ist wie fein Andenken: 3m Kampf zwischen Sbel und Geist wird immer der Geist siegen".

8. Erzählungen aus der neuen Geschichte - S. 417

1882 - Oldenburg : Stalling
417 ;e sich, wer kann!" und alles strzte sich in wildester Verwir-tr rung auf die Rckzugslinie, Geschtz und Gepck im Stich ^ lassend. Napoleon mute mit Gewalt vom Schlachtfeld ge-P rissen werden. Rastlos betrieben die Preußen die Verfolgung jj, des zersprengten Feindes, nirgends konnten sich die fliehenden Franzosen festsetzen. Bei @ ertapp e fiel der Reisewagen !xe Napoleons den Preußen in die Hnde; kaum konnte er sich Ij selbst retten, und mute Hut und Degen preisgeben. Seine p Armee war vernichtet, zwei Drittel waren tot, verwundet { oder gesangen. Bei Belle-Alliance trafen sich die beiden siegreichen Feld-Herren. Nach dieser Hhe nannten die Preußen die Schlacht, ,cr die Franzosen nach Mont St. Jean, die Englnder nach ihrem Hauptquartier Waterloo. Der letzte Name scheint >et der herrschende geblieben zu sein. Napoleon brachte selbst die Unglcksbotschaft nach Paris. ln Nun wollte er zu Gunsten seines Sohnes, des Knigs von fr Rom, abdanken, aber die verbndeten Monarchen gingen nicht |j; darauf ein. Da gedachte er sich nach Amerika einzuschiffen, aber er mute sich an die englischen Schiffe ergeben und ward litt nach einem gemeinschaftlichen Beschlu der verbndeten Mchte ]Ik als Gefangener nach der Insel St. Helena abgefhrt. Hier war er zur Unthtigkeit verurteilt, und Gram der sein 4n Schicksal, Verdru und tdliche Langeweile unterwhlten die \ geistige und krperliche Kraft des gewaltigen Mannes. Er ln starb den 5. Mai 1821 am Magenkrebs. Seine irdischen |r berreste wurden in einem stillen Thale, wo er im Leben gern geweilt hatte, beigesetzt, von wo sie im Jahre 1840 auf einem franzsischen Schiffe nach Paris abgeholt wurden. jy1- Frankreich wurde, obgleich es bedeutende Kriegssteuern Sp bezahlen mute, im ganzen sehr mild behandelt, gleichsam _ als wollte man alle Schuld aus das Haupt des Verbannten !trc laden. Es bekam wieder die Grenzen von 1790, mute an Preußen einen Teil des linken Rheinufers, an Ostreich Ober-;*( Italien, an England mehrere Kolonieen abtreten. Auerdem bekam Rußland den grten Teil von Polen, ein anderer Teil nebst der Provinz Sachsen fiel an Preußen. Belgien .) und Holland wurden zu einem Knigreiche der Niederlande vereinigt und dem Hause Oranien verliehen. Hannover, das zum Knigreich erhoben war, Savoyen, Neapel, Spanien Stacke, Neue Geschichte. 10. Aufl. 27

9. Erzählungen aus der neuen Geschichte - S. 401

1882 - Oldenburg : Stalling
401 wagte, wurde von der napoleonischen Inquisition belangt und als Hochverrter bestraft. Ein Nrnberger Buchhndler, Palm, hatte eine Flugschrift der Deutschlands Erniedri-gung" nicht etwa selbst geschrieben, sondern sie nur als Geschftsmann versandt. Dafr wurde er pltzlich von franzsischen Gensdarmen ergriffen, nach Braunau geschleppt, dort vor ein franzsisches Kriegsgericht gestellt und auf Befehl Napoleons erschossen. Preußen stand damals ganz in Napoleons Arglist ver-strickt. Friedrich Wilhelm Iii., der seinem Volke den Frieden erhalten wollte, hatte sich dazu verstehen mssen, statt einiger abgetretenen Gebiete Hannover anzunehmen. Nun bot der franzsische Kaiser dieses Hannover den Englndern wieder an, ohne den König von Preußen nur zu fragen. Eine so grobe Verletzung seiner Ehre durfte Preußen nicht ruhig hin-nehmen, es blieb ihm nichts brig, als den Krieg an Frank-reich zu erklären, aber es stand allein im Kampfe gegen den gewaltigen Eroberer. Die preuischen Heerfhrer waren alt und der neuen Kriegsweise unkundig, die Offiziere voll Hoch-mut und Dnkel. Schon das Treffen bei Saalfeld fiel un-glcklich aus, und der preuische Prinz Ludwig Ferdinand verlor selbst das Leben. Noch unglcklicher aber war der Ausgang der Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt (11. Oktober 1806), die fr Preußen der Anfang jahrelanger Trbsal wurde*). Feigheit, Treulosigkeit und bermacht setzten die Franzosen bald in den Besitz des grten Teils der preuischen 3jionat;tihie**). Die Trmmer des geschlagenen *) Gleich zu Anfang der Schlacht bei Auerstedt wurde der Herzog Ferdinand von Braunschweig durch eine Flintenkugel, die der dein rechten Auge eindrang und das linke aus seiner Hhlung trieb, be-sinnungslos niedergeworfen. Nach der Schlacht flh er in seine Re-sidenz Braunschweig und empfahl sich von hier aus durch eine Ge-fandtfchaft der Gnade Napoleons. Doch dieser antwortete zornig: Ich kenne keinen Herzog von Brauuschweiq, nur einen preuischen General dieses Namens." Krank und des Augenlichts beraubt, lie sich der verfolgte Greis nach Altona bringen und starb in trostloser Verbannung zu Ottensen. Von der Feigheit, mit welcher die preuischen Kommandanten die strksten Festungen dem Feinde, ohne Schwertstreich m die Hnde lieferten, machte Courbiere, Kommandant von Graudenz, eine rhm-liehe Ausnahme. Als ihn die Franzosen zur bergabe aufforderten, Stackc, Neue Geschichte. 10. Aufl. 26

10. Erzählungen aus der neuen Geschichte - S. 408

1882 - Oldenburg : Stalling
408 unaufhaltsam weiter eilen. So kamen die Reste der groen Armee am 27. November an der Beresina, einem Neben-flusse des Dnjepr, an, der welchen in Eile zwei Brcken geschlagen wurden. Hier entwickelte sich jetzt eine grauenvolle ^?cene. Bei dem unaufhrlichen Karttschenfeuer der Russen wollte jeder sich zuerst retten. Einer stie den andern ins Wasser, viele wurden von den Rdern der Kanonen und Fuhrwerke zermalmt, andere suchten auf treibenden Eisschollen das andere Ufer zu gewinnen und fanden ihren Tod in den Fluten. Zuletzt brach noch die Brcke, und was nun noch am andern User war, fiel den Russen in die Hnde. Bei 30 000 Menschen kamen bei diesem bergange um. Wenige Tage darauf verlie Napoleon das Heer und eilte jrt einem elenden Schlitten nach Warschau, und von da nach Frankreich, um ein neues Heer zu bilden. Nach seinem Abgange lste sich alle Zucht und Ordnung des Heeres vllig auf, Befehlende und Gemeine liefen, nur auf ihre Rettung bedacht, bunt durcheinander, und oft wurden die von Hunger und Klte Entkrfteten, wenn sie sich eben an einem Feuer zu erholen gedachten, durch den Schreckensruf.' Kosacken!" zu neuer Anstrengung fortgetrieben. Armselig, elend und zer-lumpt kamen die Reste der groen Armee in Deutschland an, nachdem der 300 000 Menschen und 150000 Pferde verloren gegangen waren. So klglich endete der stolze Heeres-zug des bermtigen Eroberers. Der General York, der das preuische Hlfsheer befehligte, hatte, als er Napoleons Rckzug erfuhr, mit den Russen einen Vertrag abgeschlossen, kraft dessen seine Truppen fr neutral erklrt wurden und sich zwischen Memel und Tilsit aufstellten. Dieser Vertrag Yorks wurde von den Franzosen als eine Treulosigkeit verschrieen, und Preußen mit uner-trglichem Hohn und krnkender Verachtung behandelt. Da verlie Friedrich Wilhelm Iii. seine Hauptstadt Berlin und kam nach Breslau, und von hier erging ein Aufruf an sein Volk, der mit den Worten schlo: Gott und ein fester Wille werden unserer gerechten Sache den Sieg verleihen und mit thm die Wiederkehr einer glcklicheren Zeit." Schon lngst hatten edle Männer fr eine Verbesserung der Staatsverwaltung und des Heerwesens gewirkt. Im Oktober 1807 begann der preuische Minister Freiherr von
   bis 10 von 24 weiter»  »»
24 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 24 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 2
3 0
4 1
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 3
11 0
12 4
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 22
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 7
35 1
36 1
37 6
38 0
39 0
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 1
46 0
47 0
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 3
2 0
3 0
4 0
5 0
6 0
7 0
8 1
9 10
10 1
11 0
12 0
13 0
14 0
15 6
16 4
17 9
18 0
19 10
20 0
21 0
22 0
23 7
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 24
30 0
31 0
32 1
33 1
34 0
35 0
36 0
37 0
38 1
39 0
40 0
41 0
42 1
43 1
44 5
45 0
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 20
52 0
53 0
54 0
55 0
56 0
57 0
58 0
59 1
60 3
61 1
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 1
68 0
69 0
70 0
71 1
72 0
73 0
74 4
75 0
76 1
77 2
78 1
79 0
80 0
81 0
82 0
83 0
84 0
85 2
86 0
87 0
88 0
89 0
90 0
91 0
92 3
93 0
94 2
95 0
96 4
97 1
98 2
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 0
5 0
6 0
7 1
8 0
9 27
10 0
11 0
12 1
13 0
14 0
15 0
16 2
17 6
18 0
19 1
20 1
21 24
22 0
23 0
24 1
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 11
34 0
35 14
36 0
37 1
38 0
39 1
40 0
41 0
42 0
43 0
44 3
45 0
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 0
53 0
54 7
55 0
56 0
57 2
58 0
59 13
60 1
61 5
62 0
63 4
64 0
65 1
66 0
67 3
68 0
69 0
70 0
71 8
72 0
73 6
74 1
75 1
76 3
77 0
78 0
79 3
80 0
81 6
82 0
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 8
89 0
90 0
91 2
92 0
93 0
94 0
95 0
96 0
97 0
98 5
99 0
100 1
101 0
102 1
103 12
104 0
105 0
106 0
107 0
108 0
109 0
110 1
111 1
112 0
113 0
114 0
115 0
116 1
117 0
118 0
119 0
120 0
121 13
122 0
123 0
124 0
125 0
126 0
127 1
128 0
129 3
130 0
131 3
132 0
133 0
134 1
135 0
136 7
137 0
138 0
139 0
140 13
141 5
142 0
143 1
144 1
145 1
146 0
147 0
148 0
149 0
150 1
151 2
152 2
153 0
154 0
155 6
156 29
157 1
158 1
159 0
160 0
161 0
162 0
163 0
164 0
165 0
166 4
167 3
168 0
169 1
170 4
171 0
172 0
173 0
174 1
175 0
176 8
177 2
178 1
179 1
180 1
181 0
182 10
183 5
184 0
185 0
186 3
187 0
188 0
189 0
190 0
191 0
192 0
193 0
194 0
195 0
196 3
197 9
198 4
199 1