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1. Unser Vogtland - S. 106

1899 - Leipzig : Dürr
— 106 — aber trat, um seinem Lande den Frieden zu sichern, dem Rheinbunde bei. Dafür erhob Napoleon den Kurfürsten, von dem er gesagt haben soll, „daß die errungene Frenndschast des tugendhaftesten Monarchen der schönste seiner Siege sei", zum Könige. Doch der kriegsliebende Kaiser kam nie znr Rnhe. Als die Österreicher das Joch des Franzosenkaisers abschütteln wollten und deshalb sich wider ihn erhoben, eilte Napoleon mit seinem Heere gegen sie herbei. Wieder wurde ini Jahre 1808 das Vogtland für einen großen Teil dieses Heeres als Durchgangsland benutzt. Die Züge hielten anch im nächsten Jahre noch an. Bei einem derselben nahm Napoleons Brnder Hieronymus, König von Westfalen, in Plauen Quartier und wohnte in der Jüdengasse in der heutigen „Königsburg". Da sich von Ölsnitz her 15 000 Österreicher nahten, staud der Gegeud eine Schlacht bevor; doch zog sich der König Hieronymus nach Thüringen zurück. —Das Jahr 1810 brachte die Truppeu auf dem Rückzüge wieder durch das Vogtland. Das Jahr 1811 verstrich ruhig; allem desto häufiger wurden die Durchmärsche fremder Truppen, als im Jahre 1812 der Feldzug nach Rußlaud begann. Auf alleu Straßen des Vogtlandes wimmelte es von bayrischen, württembergischen, französischen, italienischen und holländischen Kriegern und Geschützen. Kaiser Napoleon selbst traf am 15. Mai, von Hof her kommend, in Plauen ein, woselbst er in demselben Hanse über- nachtete, wie vorher sein Bruder. In thörichter Verblendung hatte man ihm in Plaueu sogar Triumph- und Ehrenpforten errichtet. Am andern Morgen fetzte er seine Reise nach Dresden fort. — Es läßt sich denken, daß zur Verpflegung und Bewegung dieser Heeresmassen die Kräfte der vogt- ländischen Grundbesitzer sehr angestrengt und ausgenutzt wurden; um diese Lasten möglichst gleichmäßig zu verteilen, mußte sogar eiue besondere Be- Hörde eingesetzt werden. Im Jahre 1812 hatte das Vogtland die schönen und vollen Regimenter dem Norden zueilen sehen; das Jahr 1813 brachte sie in traurigem Zu- staude zurück. So betrug die Mannschaft zweier zurückkehrender italienischer Regimenter ungefähr 60 Köpfe; die traurigen Überreste von 15 französischen Kavallerie-Regimentern bestaudeu aus 300 Mann ohne Pferde und Waffen und waren zu jedem ferneren Dienste unfähig. Um diese Zeit kam König Friedrich A u g u st uebst seiner Gemahlin und Tochter in das Vogtland und weilte vom 26. Febrnar bis 28. März in Plauen. Seine Wohnung hatte er in der Königsstraße, in dem Hanse Nr. 9. Am 28. März verließ der König Planen, um sich nach Regensbnrg zu begeben, da sich die Russen näherten. Schon am 5. April kamen die ersten Kosaken und nahmen in Plaueu Quartier. Im Juni kam auch Major von Lützow mit seiner „schwarzen Schar" nach dem Vogtlande. In der- selben befand sich auch Theodor Körner, der heldenmütige Dichter, der frei- willig in den Krieg gezogen war. Er wohnte in Plauen in dem Haufe Oberer Steinweg Nr. 2. Nach der Völkerschlacht bei Leipzig fanden abermals zahlreiche Truppen- durchmärsche statt. Namentlich wurden große Hauseu französischer Gefan- gener durch das Vogtland gebracht, wobei die russischen Kosaken recht roh und unmenschlich handelten. Nicht nur, daß sie die unglücklichen und von Hunger und Durst ermatteten Krieger mit der Knute und Pike vor sich

2. Unser Vogtland - S. 105

1899 - Leipzig : Dürr
— 105 — heit geschenkt. Nachdem Pyrläus 44 Jahre sein Pfarramt ausgerichtet hatte, starb er, wie sein Sohn und Nachfolger im Kirchenbuche berichtet, an „einem Schlagslnß geschwinde, doch seligst in der Stadtmühle allhier" am 26. Juni 1668 und wurde am 29. Juni durch Superintendent Egidius Wilde iu Plauen zur Erde bestattet. 22. Pas Vogtland während des siebenjährigen Krieges. In den Jahren 1756 bis 1763 führte der berühmte Preußenkönig Friedrich Ii., der „alte Fritz", mit der Kaiserin Maria Theresia von Österreich Krieg um den Besitz des Landes Schlesien. Selbst in diesem Kriege wurde unser Vogtland, das sich kaum etwas von den furchtbaren Leiden des 30 jährigen Krieges erholt hatte, nicht verschont. Obwohl der Zankapfel des Krieges, das Land Schlesien, vom Vogtlande weit entfernt lag, und die Kriegsführnng nicht mehr so rauh und wild war wie ehedem, so mußte doch das arme Vogtland nnter den fortwährenden Durchzügen von Truppen, unter Beschaffung von Lebensmitteln für Menschen und Tiere, Lieferung von Stroh und unter Abgabe schwerer Kriegsstenern gar sehr leiden. Auch mehrere Gefechte und Scharmützel fanden statt, 1761 bei Plauen und aiu Wartberge bei Taltitz, 1762 bei Reichenbach und bei Auerbach. Mit dem Hubertusburger Frieden, 15. Februar 1763, endigte der Krieg; allein die Spuren desselben waren doch noch lange sichtbar. Zum Glücke erhielt das Land tüchtige Regeuteu, die es sich angelegen sein ließen, die Wunden des Krieges zu heilen. 23. Aus der Zeit der Wapoleonschen Hewattherrschaft. Unter der weisen Regierung Friedrich August Iii., des Gerechten erhob sich wie das ganze Sachsenland, so auch das Vogtland im besonderen, zu großer Blüte. Gewerbe und Haudel belebten sich, und der reiche Segen des Fabrikwesens, das dazumal heimisch zu werden begann, verbreitete sich jetzt über dasselbe. Leider aber mußte das Vogtland noch einmal Zeiten schwerer Kriegs- nnrnhen durchleben. Es war die Zeit der Kriege, die der stolze Franzosen- kaiser Napoleou I. heraufbeschworen hatte. Die Jahre 1805 bis 1815 waren sür unsere eugere Heimat recht traurige. Als Napoleon 1805 die Österreicher besiegt hatte, wendete er sich gegen Prenßen. Um ihr Land zu schützen, zogen die Preußen bis in die Gegend von Jena. Ihnen zog aus Oberfrauken das Heer der Franzosen entgegen, und das Korps des Generals Sonlt brach von Hof her über Plauen und Ölsnitz iu das Vogtland ein; denn dasselbe war ja als Teil des Sachsen- landes feindliches Gebiet, da der Kurfürst sich mit den Prenßen verbündet hatte. Leider wurde dabei das Laud uicht nur zum größten Teile geplündert und ausgeraubt, sondern es wurden auch die Dörfer Groß- und Klein- zö bern und Thiergarten bei Planen niedergebrannt, um den üb- rigen französischen Scharen, die bis Schleiz vorgedrungen waren, ein Zeichen von ihrer Anknnst zu geben. Die Schlacht vou Jena und Anerstädt (1806) verlief leider für die Preußen und damit auch für die Sachsen sehr unglücklich. Unser Kurfürst

3. Geschichte der Reformation - S. 249

1834 - Leipzig : Dürr
in Den letzten Jahrhunderten. 249 Hülfe. Napoleon und alle seine Theilnehmer wurden ln den großen Bann gethan, der Papst verschloß sich in seine Burg und ließ die Thuren vermauern; aber die Franzosen stiegen durch ein Fenster in der Nacht ein, der Papst mit seinem Sekretär, die noch arbeiteten, mußten durch dasselbe mit herunter steigen, und wurden in einem verschlossenen Wagen nach Savona im obern Italien fortgeschafft. „Muth und Gebet," so rief er denen zu, die ihn beklagten. Er mußte viele Beschwerden von Hitze und Kränklichkeit ertragen, fand aber fast überall verdientes Mitleid. Er lebte in stiller Ver- borgenheit; cs wurde ihm ein prächtiger Pallast eingerichtet und von dem französischen Abgeordneten wurde er oft zur Tafel geladen, was er aber nie annahm. Dabei wurde er sehr ängstlich bewacht, durfte mit Niemanden allein sprechen und erhielt selten Tinte und Feder, blieb aber unerschüt- terlich, §. 51. Fortsetzung. Unterdessen bemerkte Napoleon doch bei allen seinen Siegen, die Macht des Glaubens lasse sich nicht ganz ver- tilgen ; der Bannfpruch war nicht unbekannt' und ihm und dem Volke ganz und gar nicht gleichgültig. 1811 wurde daher unterhandelt, ein Nationalconcilium berufen, das sich aber nicht nach Napoleons Willen erklärte und daher aufge- lösct wurde, Der Papst kam 1812 nach Fontainebleau, wo Napoleon selbst zu ihm ging, Pius gab endlich feine vor- läufige Einwilligung zu einem Concordat, doch mit der Be- dingung, daß es nicht bekannt gemacht würde, bis er sich mit seinen Cardisslen berathen hätte. Allein Napoleon hielt nicht Wort, sondern-rhob es sogleich zu einem Neichsgesetz. Darauf verwarf cs drrpapst geradezu und erklärte, daß er sich aus kein Concordat einlassen werde, wenn die alten Streitigkeiten ausgeglichen wären, worauf Nah^n in der Wuth den bedauernswerthcn Greis mit eigner H„d soll ge- mißhandelt haben, Allein im Jahr santznapoleons

4. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 170

1906 - Leipzig : Dürr
170 Das Zeitalter der franzsischen Revolution und Napoleons nommen hat. Die Wahrheit wird zwischen Taine und Wahl liegen. Hervorzuheben ist noch die glnzende Biographie Mirabeaus von Erd-mannsdrfer. Fr die Geschichte Napoleons haben wir auer dem Onckenschen Werke und den lteren Biographien von Thiers (Histoire du Consulat et de l'empire), Sansret) (Histoire de Napoleon I) und Fournier (2 Bde.) die Charakteristik seiner Feldherrenttigkeit durch den Grafen Jork von Wartenburg (Napoleon als Feldherr), die Biographie von Rolofs und neuerdings die Monographie von Lenz (in Heycks Monographien zur Weltgeschichte). Nur einem bedeutenden Kenner dieser Zeit konnte es gelingen, auf so geringem Rume ein so umfassendes Bild dieses gewaltigsten Heldenlebens der neueren Geschichte zu geben." Unendlich reich ist die Zahl der Werke, die uns in Preuens Wiedergeburt und in die Befreiungskriege hineinfhren. Mit sicherer Hand zeichnet Bailleu (in der Deutschen Rundschau) den preuischen Hof vor 100 Jahren. Heinrich von Treitschke fhrt uns so lebens-voll und markig der Jena nach Breslau und Paris und hinein in den neuen preuischen Staat. Und alle die Groen haben ihren Biographen gefunden. Das ltere Werk von P e r tz (Leben des Freiherrn vom Stein) ist durch das dreibndige Werk Max Lehmanns ersetzt, der uns auch eine Biographie Scharnhorsts geschenkt hat. Dem grimmen Jork hat D r o y s e n sich gewidmet; Delbrck hat Gneisenan, Neubauer ebenfalls den Freiherrn vom Stein, Blasendorff den Marschall Vorwrts charakterisiert. Auf das kriegswiffenschaftliche Gebiet führen die Werke des Generals v. Lignitz der Scharnhorst, während v. Cmmerer der Clausewitz handelt. Mehr volkstmlich-belehrend ist das kleine Werk v. Gothens (Vom Kriegswesen im 19. Jahrhundert). Zum Schlu sei noch hingewiesen auf die Romane von Fontane (Vor dem Sturm) und Arminius (Jorks Offiziere). 59. Die Ursachen, der erlauf und die Folgen der franzsischen Revolution. I. Um eine Bewegung zu verstehen, die an Tragweite nur mit der Erscheinung des Christentums und dem Auftreten des Protestantismus in Vergleich gestellt werden kann, heit es, auf ihre Ursachen zurckzugehen,

5. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 186

1906 - Leipzig : Dürr
186 Das Zeitalter der franzsischen Revolution und Napoleons und mit dem Ausbruch der Revolution nach Korsika zurckkehrte; hatte doch Napoleon selbst einen Brief an sein Heldenideal geschrieben, in dem die Worte standen: Ich ward geboren, als das Vaterland verendete. Dreiigtausend Franzosen, auf unsere Kste hingespieen, den Thron der Freiheit mit Strmen von Blut besudelnd, das war der gehssige An-blick, den meine ersten Blicke trafen." Diesen Ha der Kindheit, der vllig unbegrndet war, da sein Vater viele Vorteile von den neuen Herrschern erlangt hatte, strkte und nhrte Napoleon als Schler der Kriegsschule in Brienne (von 177983), wo er eine besondere Vergnstigung eine knigliche Freistelle erhielt, und auf der Militrschule zu Paris (178385), in der er, durch knigliches Patent als Cadet-gentil-homme aufgenommen, als Artillerist ausgebildet wurde. Am 2. September 1785 trat er als Sekondeleutnant in das Artillerieregiment La Fere zu Valence ein. Nicht der franzsischen Sprache mchtig, war er ein Fremdling unter feinen Mitschlern, die ihn als Angehrigen einer unter-worfenen Nation ansahen. So stand er einsam in den Jahren der Kind-Heit da, und nach der Arbeit waren Lesen und Trumen feine Abwechslung. Unvertrglich, trotzig und verschlossen brachte er seine Schuljahre hin, und da er nicht in seine Heimat reisen durfte, malte er sie sich in seiner Phan-tasie viel schner aus. In Mathematik und Geschichte berragte er schnell seine Kameraden, wie er sie auch in seiner allgemeinen Bildung, im Umfang des Wissens und in der Belesenheit bertraf. Seiner politischen Anschauung nach war er begeisterter Republikaner und hielt auch in Paris und als Leutnant an dieser berzeugung fest. Die Schwermut und Melancholie, die sich zum Lebensberdru und zu Selbstmordgedanken steigerten, hatte er im Regiment und in der Garnison nach und nach ab-gestreift. Aber immer noch fhlte er sich als Korse, nicht als Franzose, und begrte den Ausbruch der Revolution in der freudigen Hoffnung, da nun fr feine geliebte Heimat die Zeit der Freiheit gekommen fei. Schon 1786 war er nach langer Zeit nach Korsika gekommen; 1789 eilte er dorthin, um an der Volkserhebung der Insel mitzuwirken. Die Verlngerung des Urlaubs wurde bei der damaligen Unordnung in der Heeresverwaltung leicht erreicht, ja, eine eigenmchtige Urlaubsberschreitung hatte schlielich keine Strafen oder Nachteile zur Folge. Napoleon wurde August 1792 trotz seines langen Fernbleibens vom Regiment zum Kapitn befrdert. In jener Zeit ging die groe Umwandlung in dem korsischen Patrioten vor sich, in der er sich nicht nur von seiner Heimat losmachte, sondern auch seine politische berzeugung nderte. Er hatte 1792 eine Stelle in der Nationalgarde von Korsika erhalten. Da zerfiel Paoli, der Korsika eine Selbstverwaltung geben wollte, mit dem Konvent, dessen Zugestndnisse ihm nicht gengten. Anders Napoleon und die Korsen!

6. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 187

1906 - Leipzig : Dürr
Napoleon I. 187 Die Freiheit war ja gewhrleistet worden, und weiter verlangten die Bonapartes nichts. Auch sie zerfielen mit Paoli, wahrscheinlich von dem Konventsabgeordneten Salicetti durch Versprechungen gewonnen. Die Familie Bonaparte floh von Korsika (1793), und Napoleon schlo sich der mchtigen Partei der Jakobiner an, trotzdem er sie innerlich verachtete, weil er nur in der Verbindung mit ihr seinen Ehrgeiz befriedigen und zu hheren militrischen Stellungen, zu Macht und Ansehen gelangen zu knnen glaubte. In Paris war er Zeuge des Sturzes der Monarchie und hat dann erfahren, wie unbestndig die groe Masse ist, welche Grausamkeiten und Unordnungen die ungezgelte blinde Menge hervor-bringt. Ha und Abscheu erfllten ihn gegen die disziplinlose Masse. Seine politischen Ansichten nderte er dahin, da er in einer konstitutiv-Hellen Regierung mit starker ausbender Gewalt die beste Staatsform und das Heil des Vaterlandes sah. b) Auf dem Wege zu Macht und Ruhm finden wir ihn zunchst in den Kmpfen der Republik mit der Gegenrevolution im Sden Frank-reichs. Er schlo sich dem Heere des Generals Carteaux an, erhielt ein Artilleriekommando, kmpfte bei Avignon und Marseille und hat bei der Eroberung von Toulon zum ersten Male seine glnzenden Fhigkeiten dargetan, so da er nach der Eroberung dieser Stadt zum Brigadegeneral (1793) ernannt wurde. Nach dem Sturze Robespierres wurde Napoleon verhaftet, weil er als Anhnger des Schreckensmenschen angesehen wurde, aber bald wieder freigelassen. Im Mai 1795 wurde er nach der Vendee geschickt; er hielt sich vorbergehend in Paris auf, wurde zur Infanterie versetzt und trug sich infolge dieser Zurcksetzung mit dem Gedanken, aus dem franzsischen Heere auszuscheiden, um in der Trkei Kriegsdienste zu tun. Aber der Umschwung in Paris und die neue Verfassung der Direk-torialregierung sollten diesen Plan vereiteln. Die Royalisten und Emi-granten bildeten eine Opposition, die der republikanischen Regierung immer gefhrlicher zu werden schien. Ein eigenes, vom Konvent ernanntes Komitee unter Barras sollte die regierungsfeindliche Bewegung berwachen. Barras, der alte Konventskommissar, der der Einnahme von Toulon beigewohnt hatte und Napoleons Verdienst kannte, suchte jetzt einen General, der den Be-fehl der Regierungstruppen bernehmen sollte, und whlte Napoleon der sich so als Verteidiger der Republik und der Revolution zum zweiten Male auszeichnen sollte. Denn bei dem Straenkampfe am 5. Oktober 1795 (13. Vendmiaire), als die Aufstndischen die Tuilerien, den Sitz des Konvents, angriffen, wurden sie vom General Bonaparte mit Kar-ltschenseuer empfangen und vollstndig berwltigt. Dieser Tag wurde fr Napoleon von grter Bedeutung. Erst jetzt war ihm der Weg zur grten Macht und zum hchsten Ruhm geebnet; denn er wurde zum

7. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 189

1906 - Leipzig : Dürr
Napoleon I. 189 hat ein groes Volk stets in seinem Innern, aber manchmal zgert er zu erscheinen. Es gengt ja nicht, da er da sei; man mu ihn kennen, er selber mu sich kennen. Bis dahin sind alle Versuche eitel, alle Umtriebe ohne Macht. Die Trgheit des groen Haufens beschtzt die angebliche Regierung, und trotz ihrer Aufrichtigkeit und Schwche richten die An-strengungen ihrer Feinde nichts gegen sie aus. Sobald aber der unge-duldig erwartete Retter pltzlich ein Lebenszeichen gibt, da verrt und ruft ihn der nationale Instinkt, die Hindernisse ebnen sich vor ihm und ein ganzes Volk fliegt ihm entgegen, als wollte es sagen: Er ist da." Doch so leicht, wie es Napoleon sich gedacht hatte, gelangte er nicht zu der ersehnten hchsten Gewalt im Staate; der Staatsstreich am 9. No-vember 1799, den er geplant hatte, um die Direktorialregierung zu strzen, und dessen Durchfhrung brachte ihn in eine uerst verzweifelte Lage und die grte Lebensgefahr. Die Verlegung des Rats der Alten nach St. Cloud und die Ernennung Napoleons zum Kommandanten der Pariser Garnison waren gelungen. Aber der Rat der Fnfhundert wollte auf eine Verfassungsnderung nicht eingehen. Napoleon, der mit seinen Grena-dieren erschien, wurde umringt und sollte gechtet werden. Aber vor der Gewalt der Bajonette flohen die Abgeordneten. Der Staatsstreich war gelungen; die Konsulatsverfassung brachte dem Lande die langersehnte Ruhe und Ordnung.^) Die neue Verfassung wurde, wie auch die Verwaltung, so gestaltet, da der erste Konsul alle Macht in den Hnden hatte. Eine neue Monarchie war entstanden, aufgebaut auf den Grundstzen der franzsischen Revolution, der Volkssouvernitt und der allgemeinen Gleichheit der Brger vor dem Gesetz, unter Ausschlu der alten Privilegien von Per-sonen, Korporationen und Provinzen." Freiheit und Gleichheit war der Leitspruch der Männer von 1789 gewesen. Die Freiheit war ausgegeben, aber die Gleichheit erhalten geblieben. Napoleon rettete den Staat durch seine Verwaltung. War er durch seine Siege der berhmteste Feldherr geworden, so wurde er jetzt ein volkstmlicher Mann durch die Wohltat einer geordneten Regierung. Durch neue Kriege (zweiter Koalitionskrieg, Schlachten von Marengo, Hohen- *) Napoleon trat als 1. Konsul zunchst auf 10 Jahre, dann auf Lebens-zeit an die Spitze des Staates, ihm zur Seite 2 Mitkonsuln, die nur beratende Stimme hatten, und ein Staatsrat, dessen Mitglieder von ihm ernannt wurden. Die gesetzgebende Gewalt war bei dem 1. Konsul, der allein das Recht hatte, Gesetze zu beantragen, und der Volksvertretung. Diese wurde gebildet durch das Tri-bunat, das nur beriet, nicht abstimmte, und die gesetzgebende Krperschaft, die nur ab-stimmte, nicht beriet. Beider Mitglieder wurden von dem Senat ernannt, der vllig von Napoleon abhngig war.

8. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 204

1906 - Leipzig : Dürr
204 Das Zeitalter der franzsischen Revolution und Napoleon ohne Unterbrechung in die Feder diktieren konnte. Andererseits hatte er vor der Schlacht bei Ansterlitz zwar bereits geraume Zeit vorher alle mglichen Flle in Erwgung gezogen, jedoch den eigentlichen Plan erst unmittelbar vor der Schlacht entworfen, weil dann erst die Absichten der Gegner aus ihren Bewegungen zu erkennen waren. Als er bei Aspern, durch seine bisherigen Erfahrungen verleitet, in vlliger Geringschtzung seiner Gegner allzu khn gewesen war, machte er diesen Fehler sehr bald wieder gut, indem er bei Wagram den Versuch des Fluberganges mit der grten Vorsicht wiederholte. Auch htete er sich wohl, die nicht enb-scheidend geschlagenen sterreicher nach der Schlacht bei Wagram mit seinem stark gelichteten und erschpften Heere zu verfolgen. Statt dessen lie er es sich angelegen sein, sein Heer neu zu versorgen und die Lcken auszufllen. Er verstand aber nicht nur, wenn es ntig war, zu warten und vor-sichtig zu handeln; weit hufiger dienten ihm die Schnelligkeit des Entschlusses und die Schnelligkeit der Ausfhrung als Mittel, seine Gegner zu berraschen und zu lhmen. So warf er 1797 alle Berechnungen, Vermutungen, Verhandlungen der Gegner durch sein schnelles Vordringen der den Haufen und zwang sterreich zum Frieden. 1805 strte er durch die Schnelligkeit, mit der er seine gegen England gerichtete Kriegsrstung auf sterreich warf, den ganzen Kriegsplan der Koalition und vereitelte die Untersttzung sterreichs durch die Russen in hnlicher Weise, wie er 1806 die Preußen schlug, ehe die Russen berhaupt die preuische Grenze berschritten hatten. Der schnelle Sieg bei Austerlitz verhinderte den Anschlu Preuens an die Koalition. Die Siege bei Jena und Auerstbt, die unerhrte Schnelligkeit, mit der Napoleon nach diesen entscheidenden Schlachten vor den preuischen Festungen erschien, wirkte geradezu betubend auf die schwerfllige preuische Staats- und Heeres-Maschine. Auch 1813 war er trotz der russischen Katastrophe frher auf dem Kriegsschaupltze als die Verbndeten und wute diesen sofort nach Mittelbentschlanb zu verlegen. Diese Schnelligkeit der Bewegungen ist aber niemals in unvorsichtige bereilung nnb Hast ausgeartet. Die Hauptaufgabe eines geschickten Truppenfhrers, umfaffenbe Sicherungsmaregeln und Verschleierung des Anmarsches, hat er nie vergessen, barin vielmehr eine solche Meisterschaft bewiesen, ba die sterreicher 1805 von seinem Anmarsch mit 200 000 Mann nichts merkten, whrenb er alles von ihnen wute. Ein aus-gezeichnetes Spioniersystem verschaffte ihm neben einer wohlgeschulten militrischen Aufklrung stets die genaueste Kenntnis von gegnerischen Blen, die sein taktischer Scharfblick ausgezeichnet zu benutzen verstanb. Dieser Scharfblick war so auerorbentlich, ba er, wie bei Marengo, auch ohne vorher

9. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 206

1906 - Leipzig : Dürr
206 Das Zeitalter der franzsischen Revolution und Napoleons rcksichtslos ausnutzte, so nahm er auf die friedlichen Bewohner eines eroberten Landes erst recht keine Rcksicht, wenn irgendwie sein Vorteil dabei in Frage kam, ja man kann sein Ausbeutungssystem des Feindes-landes geradezu ein verbrecherisches nennen. So hat er namentlich Italien und Preußen in der niedertrchtigsten Weise ausgesogen und ausgeplndert: unser Vaterland, an und fr sich nicht wohlhabend, ist durch ihn in der kurzen Zeit von 18071813 an den Rand des wirtschaftlichen Unter-ganges gebracht worden. Wie er es trieb, so trieben es auch seine Ossi-ziere und Soldaten. Er hatte in Davonst und Vandamme nicht nur die geeigneten Henker fr das unglckliche Hamburg ausgesucht, sondern ihnen noch auerdem die grausamsten Maregeln zur Pflicht gemacht. In seinem Befehle an Davoust spielen die Worte fsilieren", Galeere", Ge-fngnis", Kriegssteuer" die Hauptrolle. Die Franzosenzeit unseres Vater-landes ist kaum weniger schrecklich gewesen als die Zeit des 30 jhrigen Krieges. Um so unverstndlicher ist das noch immer nicht verstummende Gezeter der Franzosen der das Verhalten der deutschen Soldaten im Kriege 1870/71, da doch gerade dieser Krieg so milde und menschlich ge-fhrt worden ist, wie noch nie ein Krieg zwischen nicht stammverwandten Vlkern. Vom rein militrischen Standpunkte aus mag dieses Erpressnngs-und Ausbeutungssystem sich vielleicht rechtfertigen lassen; denn es entri dem Gegner die Mittel zur Fortsetzung oder Wiederaufnahme des Krieges und verwendete sie zum eigenen Nutzen. Aber ganz abgesehen vom mensch-lichen Standpunkte, war es auch vom politischen durchaus verwerflich: denn es ste eine Flle des Hasses und der Erbitterung, die der kurz oder lang mit elementarer und unwiderstehlicher Kraft zum Ausbruche kommen mute. Aber auch in militrischer Hinsicht hat dieses System einmal einen grndlichen Mierfolg erlebt, und zwar in Rußland. Die franzsische Intendantur, daran gewhnt, stets die Hilfsquellen des Feindes-landes auszubeuten und dadurch die Verpflegung des Heeres erheblich zu vereinfachen, hatte sich 1812 vllig unfhig erwiesen, ein groes Heer durch einen wohleingerichteten Etappendienst zu versorgen, wenn diese Hilfs-quellen, wie in Rußland, versagten. Wie ausgezeichnet war dagegen das deutsche Verpflegungswesen im Kriege 1870/71. Doch soll damit nicht etwa behauptet werden, Napoleon habe es an Organisationstalent gefehlt. Durch-aus nicht. Er war als Organisator ebenso bedeutend wie als Stratege und Taktiker. Ganz unauffllig hatte er 1800 die unter dem Direktorium gnzlich verwahrloste italienische Armee in wenigen Wochen vollkommen neu organisiert, Aushebungen gemacht, Veteranen wieder eingestellt, Kriegs-Vorrte beschafft, ohne da die sterreicher etwas davon merkten; denn er hatte es verstanden, ihre Aufmerksamkeit von den Orten seiner schpferischen Ttigkeit auf die bei Dijon sich versammelnde Reservearmee zu lenken.

10. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 208

1906 - Leipzig : Dürr
208 Das Zeitalter der franzsischen Revolution und Napoleons Gegner und den Kriegsschauplatz nach Mitteldeutschland verlegen konnte. Bei dieser Gelegenheit hat sich auch seine geistige Spannkraft in bewundernswerter Weise bewhrt. Der russische Zusammenbruch hatte ihn nicht gebrochen, nicht einmal gebeugt, ja, er hatte ihm nicht einmal seine Heiter-feit genommen. Es schien fast, als ob ihn gerade die ungeheure Aufgabe gereizt habe, nach diesem Zusammenbruche der Welt mit neuen Krften entgegenzutreten und ihr seine berlegenheit zu beweisen. Ich bin fr auerordentliche Abenteuer; die umgestrzte Welt ist mein Element; ich werde sie wieder zu ordnen wissen", so uerte er sich damals. Diese hohe geistige Spannkraft bewahrte einerseits ihn selbst vor Zerfahrenheit und Planlosigkeit, wie sie so hufig als Begleiterscheinungen der Ent-mutigung auftreten, und lie ihm den vollen Gebrauch seiner Fhigkeiten, besonders seiner ruhigen Umsicht und kaltbltigen Besonnenheit, anderer-seits teilte sie sich auch seinem Volke und Heere mit und befhigte beide zu ungeheuren Leistungen, die nach dem Verluste einer so groen Armee wahrhaft erstaunlich sind. Vortrefflich war auch sein Spioniersystem eingerichtet. Nicht allein, da er selbst stets von allen Verhltnissen, Maregeln und Bewegungen der Gegner unterrichtet war; er wute auch diese durch geschickt verwendete Doppelspione der seine eigenen Verhltnisse zu tuschen. Diese Doppel-spione, unter denen einer namens Schulmeister sich besonders auszeichnete, hielten sich abwechselnd beim franzsischen und beim feindlichen Heere auf. Whrend sie die Verhltnisse des feindlichen Heeres genau auskundschafteten, machten sie zugleich den feindlichen Fhrern falsche Angaben der Auf-stellung und Strkeverhltnisse des franzsischen Heeres und verleiteten sie dadurch zu Anordnungen und Manahmen, deren Unzweckmigst erst zu spt, während der Schlacht, erkannt wurde. Der unglckliche Mack wurde bei Ulm ein Opfer solcher Vorspiegelungen. Auch war Napoleon ein Meister in der Kunst, seine Gegner durch Scheinbewegungen, die er sie absichtlich sehen lie, zu tuschen und damit zugleich die eigentlichen Bewegungen zu verschleiern. Bei Ansterlitz wute er die sterreicher ge-schickt auf das von ihm ausgewhlte Schlachtfeld zu locken und sie durch vorgespiegelte Schwche zum Angriffe zu verleiten. Bei Bautzen bedrngte er scheinbar den linken Flgel der Verbndeten, um den Hauptsto auf den rechten zu führen. Auch trug er kein Bedenken, in Zeiten der Bedrngnis durch nicht ernstgemeinte Unterhandlungen, bei denen er heuchlerische Friedensbeteuerungen nicht sparte, die Gegner hinzuhalten, um Zeit zu gewinnen, so nach Pr. Eylau, Bautzen, nach der Schlacht am 16. Ok-tober 1813 und im Feldzuge 1814. Doch fand er schlielich fr derartige Rnke nur noch bei Metternich Entgegenkommen. Es ist schwer, hier
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