22 àìtuoii'che Liebe
das Fleisch zerquetschte. Seil,e Mutter, dke gerade in
den Wochen lag, uno der man unvorsichtigerweise diesig
Unglück berichtet halte, sprang auö dem Bette, und fiel
in Ohnmacht. Bey der schmerzhaften Operation, die
jetzt vorgenommen wurde, verhielt sich der kleine Patient
ganz rumg, legte die Hände über seinem Haupte zusam»
men, und gab nicht einmal einen Laut des Schmerzens
von sich. Die Umstehenden erstaunten über diese Stand-
haftigkeit des Knaben, und einer derselben fragte ihn,
ob er denn gar keine Schmerzen empfinde? — „Schmer-
zen genug!" — antwortete er leise —„aber ich verbeiffe
sie, damit die Mutter sich nicht kränke." — Am dritten
Tage schien der Schmerz seine Stärke zu überwältigen;
er äusserte ihn jedoch nur durch leises Wimmern. Lange
litt dieß zärtliche Kind einer kranken Mutter mit unglaub-
licher Stanvhafligkeit, endlich aber siegte die Natur,
und es wurde gcdeilt. — Wenn man die zarte Jugend
des kleinen Leidenden in Betracht zieht- und bedenkt,
daß das Schreyen für Kinder ein so großes Erleichre-
rungsmirtcl der Schmerzen ist, so wird man gegen die»
sen jungen Helden, der aus bloßer Zärtlichkeit für seine
Mutter, ohne in laute Klagen auszubrechen, den
Schmerz ertrug, gewiß mit Bewunderung und Liebe
erfüllt werden.
Ein achtjähriger Chinesischer Knabe gab einen sehr
rührenden Beweis der Zärtlichkeit gegen seine Aeltcrn.
Diese waren so arm, daß sie nicht einmal eine Bettdecke
hatten, um sich vor. der Menge großer Mücken, die sich
iw Sommer in die Hauser drängen, zu verwahren. Der
Kleine versuchte es auf mancherley Art, seine Aeltern
vor ihren Stichen zu schützen, aber vergebens. — End-
lich gerieth er auf ernen Entschluß, welcher zeigt, daß
dem, der einen festen Willen hat, keine Aufopferung zu
schwer ist. Er setzte sich, wenn seine Aeltern schliefen,
nahe an ihr Bett, entkleidete sich bis auf den Gürtel,
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44
Geschwisterliebe.
r- K
selbst aber etwas schwimmen seben, und als er es mtt
Hülfe mehrerer Personen ans Ufer gezogen, eine ertrun-
kene Weibsperson entdeckt. Mehrere Personen aus dem
Städtchen eilen auf diese Nachricht nach dem Teiche,
und erkennen in der Ertrunkenen die unglückliche Schild-
dach. Das Wasser wurde nun abgelassen, und erst ge-
gen Mittag fand man auch die beyden Brüder in der
größten Tiefe des Teiches, bis aufs Hemd entkleidet, im
Schlamme liegen. -7- Es ist sehr wahrscheinlich, daß
diese ihre Schwester, der sie auf den, Fuße nachfolgten,
im Teiche liegend gefunden haben, und daß ihre brüder-
liche Liebe ihnen den Entschluß eingeflößt hatte, für die
Rettung derselben Alles zu wagen, den sie auch um so
gewisser glücklich auszuführen hofften, da der ältere von
ihnen ein guter Schwimmer war. Sie entkleideten sich
also, sprangen, erhitzt vom starken Laufen, in den Teich,
der tiefer war als sie es erwarteten, und starben, da es
an demselben Morgen sehr kühl war, nicht am Ersticken,
sondern am Schlage, als Opfer ihrer treuen Anhäng-
lichkeit an einander. — Welch'ein seltenes edles Brüder-
paar! -- Sie verfehlten zwar ihres guten Zweckes, —
den sie gewisser erreicht haben würden, wenn sie nicht
so erhitzt in das Wasser gegangen wären, — und verbrei-
teten bangen Gram über das Herz ihrer trostlosen Mut-
ter ; aber dennoch ruft es laut zu ähnlichen Gesinnun-
gen den, der auch Geschwister hat, und im Stande ist,
etwas zu ihrer Ruhe und Beglückung beyzutragen. Sie
sind ihnen ja so nahe, und näher als andere Menschen!
sollten sie nicht auch gern etwas für sie thun, und um
ihretwillen willig ein Opfer bringen, selbst wenn es ih-
nen schwer würde?
33.
Bey der im Jahre 1793. im Hannöverischen gemach-
ten Truppen«Aushebung, war auch der Meier, Heinrich
Christoph Weber, aus dem Flecken Grohnda an der We-
ser, mit seinen drey Söhnen, vor Oberamt zu erschei»
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Extrahierte Personennamen: Meier Heinrich
Christoph_Weber Heinrich
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3oo Edle Einfachheit (Simplicität).
wenig Geld; ihre Zinse sind Käle und Butter, Wein
und Früchte aus Italien; da ruhen sie oft aus in ihren
stillen Thälern von den Beschwerlichkeiten eines lang-
wierigen Kriegs'drenftes, oder üden sich in gemeinnützi-
gen Thaten für das Vaterland. Wer nun tn dem Al-
terthume in dielen stillen Thälern den Geschäften des
Landmannes gewogener war, die Jagd und das Fischen
weniger liebte, der legre selbst Hand an den Pflug oder
an die Hirren'ge'chäfte, und vertrieb sich damit die Zeit
in Unschuld und menschenfreundlicher Güte unter -einen
Dorf'gkiivffen. Doch, wenn der Fürst die benachbanen
Städte besuchte, und da Hosiager hielt, scheuere der Herr
des Dorfes oder seiner Gegend des Tags vorher gepflü-
get hatte, sich nicht, in einem reinlichen Aufzuge und
im Gefolge seiner Söhne !»der Dienstmänuer bey jhose
zu erscheinen.
2lj)b*
Peter der Große, der im I. 1689. den russischen
Thron bestieg, war ein unternehmender Mann, der viele
nützliche Kenntnisse des Auslandes selbst zu erlernen
suchte, um seinen ungebildeten Unterthanen ein lehrrei-
ches Beyspiel zu geben. Zu diesem Zwecke reiste «r nach
Deut'chland, Holland und England, wachte sich hier
mit den Künsten und Gewerben bekannt, und verpflanzte
solche auf seinen vaterländischen Boden. Unter an-
dern großen Stähten besuchte er auch Amsterdam, wo
er die Schiffs-Baukunst erlernen wollte. Man bot ihrn
hier ein prächtiges Haus an, aber er wollte unerkannt
bleiben, und bezog daher in Saardam nur ein Häuschen an
den Schiffswerften, das noch jetzt unter dem Namen Var*
stenborg, d. h. Fürstenburg, den Fremden gezeigt wird,
kleidete sich wie ein Schiffs - Zimmermann in eine kurze
Jacke von rothem Fries, und in weite Beinkleider von
weißem Leinen, gieng selbst auf den Markt, um sich stink
Lebensmittel zu kaufen, und kochte sie auf seinem klei-
den Heerde. Daraus fieng er an, alle Theile, die zu ei-
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Extrahierte Personennamen: Peter_der_Große
Extrahierte Ortsnamen: Italien Holland England Amsterdam Saardam
200 Wirkungen guter Beyspiele.
dessen machte sich Gellert auf, und grenz zu dem reichen,
ihm wohlbekannten 3t., den er eben mit Zahlung einer
großen Summe beschäftigt fand. 3k. strich sein Geld in
die Kaffe, und die Fragen: „Was sieht zu Befehl? womit
kann ich dienen?" — schwebten ihm schon auf der Junge,
indem er aufstand; doch besann er sich noch zur reckten
Zerr, daß es Gellert sey, der ihn besuche« Verlegen, aber
freundlich, begrüßte er ibn mit einer andern Höflickkeits-
Formel- ,,Von Ihnen kann man gewiß noch manches
lernen," — sprach Gallert; — „denn ein so gesegneter
Mann, wie Sie, der wird es doch nicht unterlassen, von
seinem Neickthnrne den schönsten Gebrauch zu machen. Da
können Sic dann über die große Kunst, Andern wahr-
haft wohlzuthun, uns manche heil'ame, aus Erfahrung
geschöpfte Lehre mittheilen." Herr 3e., der gar nicht
wußte worauf das geben sollte, und halb noch seine Ge?
danken bey dem Gelde harre, antwortete: „Ganz recht!
schon recht! Ja, m!" — Gellert aber fuhr fort, mit
Wärme ron den. Freuden dls Wohlthuns und der Men,
schenlirbe zu reden. Selbst gerührt, im Andenken an die
arme bedrängte Frau, hätte er dem Auge des Geitzigen
beynahe eine Th>ane entlockt, als eben diele Frau her-
eintrat, und hastig ihre 3o Thaler auf den Tisch legte,
mit den Worten: „Da haben Sie's! Nun geben Sie
mir auch das Briefchen, das mein Mann geschrieben
chat, damit Sie uns nicht aus dem Hause werfen!" 38.
durch das Eintreten und Benehmen der Frau in Verle,
genheik gesetzt, antwortete: „Ey, das hätte ja Zeit ge-
habt, wie kann Sie doch nur so ----Sie sieht ja, daß
ich Besuch habe! Und weiß doch------es hätte ja da-
mit Zeit gehabt." — In dem Augenblicke aber besann er
sich, und zahlte: io, 20, 3o, — „Ja Zeit hin, Zeit
her" — sagte die Frgu; — „Sie haben mich heute
frühe hart angelassen! Und einen kranken Mann und
vier kranke Kinder zu haben, wenn man um 3o Thaler-
aus dem Hause geworfen werden soll! — Da bin ich da
dem — (Gellert winkle ihr zu schweigen, aber die
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Vaterlands! lebe.
9
keinen innigen Antheil an der Sache des Vaterlandes
nahm. Lehrer an gelehrten Schulen, Professoren, Be-
amte zogen mit der Landwehr in's Feld; hohe Geistliche
führten den Landsturm an, welcher Schrecken in die
feindlichen Schaaren jagte. Wem seine Kräfte oder an-
dere Umstände nicht erlaubten, mit in's Feld zu ziehen,
oder wen das Loos von dem thätigen Dienste freysprach,
der unterstützte die Vaterlands-Vcrtheidiger mit Geld,
Tuch, Waffen, Schuhen, Lebensmitteln und andern Noth-
wendigkeiten, welche eine Armee bedarf. Die Frauen ga- (
den ihren Schmuck, die Kinder ihre Sparbüchsen, die
Großväter und Großmütter ihre ersparten Gelder hin;
jeder trug das seine bey, und Niemand kannte ein an-
deres Interesse als das des Vaterlandes. Was Geld
und Geldeswerth war, das brachte man dar. Dem Va-
terlande schenkte man Pferde und andere Sachen, die
es bedurfte. Wer zu Hause geblieben war, der verrich-
tete die Arbeiten derer, die mit in den heiligen Kampf
ausgezogen waren, unterstützte ihre Weiber und Kinder
und trug auf jede Art und Weise zum Dienste des Va-
terlandes bey. Jeder gab her, was er nicht ganz noth-
wendig brauchte. Manche entblößten sich von dem letzten
Heller, um nur die Vaterlands-Vertheidiger zu unterstü-
tzen. Preußen war jetzt ein armes Land, ausgesogen hat-
ten es die Franzosen, und sein Handel war zerstört, kei-
ne Hülfs'quclle stoß. Alles darbte und zehrte von dem
wenigen ihm Uebriggelaffenen, und doch verzagte man
nicht. Wer dem Vaterlande nicht durch seinen Arm
und Vermög.n zu Hülfe kommen konnte, der stand ihm
mit seinem Kopfe bey. Durch Sprechen und Schreiben
beseelte man Jung und Alt, begeisterte ihr Gemüth,
und,sprach ihnen Muth und Trost zu. So stellte Preußen
ein Heer auf, das der Kern der Nation war, das jocht
wie Helden, und das keine Gefahr kannte , sobald cs
dem Siege galt; Keiner wich, alle stürzten muthig vor-
wärts, um den Feind des M n chen» Geschlechts zu zer-
malmen. Alles brannte vor Ungeduld, ihm den letzten
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?6
Gutmütßlge Kriegr.
^9-
So rauh auch gewöhnlich der Kosacke ist, so hat er
doch, als -ein noch ziemlich unverdorbener Naturmensch,
für alles Gute ein richtiges Gefühl, wenn man nur
sein Zutrauen erworben hat. Ein Kosacke harte einen
französischen Chasseur (Schaffor) blessirk, und dann zum
Gefangenen gemacht. Das Erste, was er nun that,
bestand darin, den Gefangenen bis auf's Hemd auszu-
plündern. In dem Augenblicke, als der Chasseur vor sei-
nem Sieger nackend und blutend stand, und vor Kalte
am ganzen Leibe zitterte, kam ein Preussiicher Ossizier
vorbeygeritten. Er hielt an und iah, wie der Chasseur
den Kosacken auf das flehentlichste bat, ihm doch nur et-
was von seinen Kleidungsstücken zurück zu geben, da,
mit er nicht ein Raub der Kälte würde. Der Kosacke
verstand kein Wort, und war eben im Begriffe, auch das
Hemd zu sich zu nehmen, als der Offizier den Kosacken
polnisch anredere, und ihm dadurch verständlich wurde.
Er stellte ihm nun das Elend des Gefangenen und seine
Bitte vor, und bat, Mirle-d mit ihm zu haben. Augen-
blicklich gab der Kosacke nicht nur dem Chasseur Alles zu-
rück, sondern er half ihn auch wieder ankleiden, und
nahm noch sein eigenes Halstuch ab, um dem Chasseur
feine Wunde am Arme damit zu verbinden»
45o.
Als im Jahr 1768. die Vorstadt von Zelle durch die
Franzosen niedergebrannt wurde, gerieth auch das Haus
einer reichen Wittwe in Flammen. Sie wollte sich mit
ihrer einzigen Tochter retten ; aber einige Soldaten, die
eben im Hause plünderten, hinderten sie an der Flucht,
da sie ihre Kleiber nach Geld und Kostbarkeiten durch-
suchten. Mit einemmale kam ein junger Offizier, und
befreyte die vor Schrecken und Angst halb todten Frauen-
zimmer aus den Handen dieser Räuber. Er selbst nahm
nun so viel ferne Wäscht und Kiejdungsstücke, als er
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ii8 Edle Selbstverläugnung.
<r durch dieses sein Betragen in den Verdacht des Geitzes
und des Mangels an Lebensart, und mußte sich gefallen
lassen, daß man ihn sehr verläumdete. Endlich nach
zw y Jahren trat N. wieder seinem Stande gemäß in der
Welt auf, nachdem er indessen eine Summe von 20,000
Livres (über 9.000 Gulden) zusammengebracht hatte, die
er nun zum Besten der zwey Kinder seines verstorbenen
Freundes anlegte.
An Anfang des vorigen Jahrhunderts lebte in einer
deutschen Reichsstadt ein frommer, aber armer Geistlicher
von dem kleinen Ertrage der Predigten, die er bey Ge»
legenhriten um die Bezahlung hielt, und wodurch er sich
nach und nach 40 Gülden gesammelt hatte. Mit diesem
Gelde gieng er aus, um sich ein schwarzes Kleid und. .
etwas Wäsche anzuschaffen. Auf dem Wege begegnete ihm
ein ganz abgezehrter Knabe, der ihn um Almosen für seine
kranken Aeltern und Geschwister bar. Der Gcistltche sagte:
„wenn du es nur nicht vernaschen willst?" — „Nein,
lieber Herr J ich kaufe gleich Brod dafür, und trage es
heim." Jener gab ihm etliche Batzen. Als der Geistliche
sich im Laden Tuch zeigen ließ, schien ihm die Waarö
zu lheuer. Auf einmal, da er seinen schwarzen Rock noch
einmal ansah, dachte er: Ev! der und die Wäiche die»
neu dir wohl noch ein Jahr; und sogleich entschließt er
sich, den Kauf für jetzt zu unterlassen. Das Jammer « Bild
des Knaben und die traurige Schilderung, welche dieser
von der Krankheit seiner Aeltern machte, trat jetzt wieder
vor die Seele drs gefühlvollen Geistlichen; er gibt sich
alle Mühe, den Knaben wieder aufzusuchen, und läßt'sich
von ihm in sein älterliches Haus führen. Hier fand er
die Aeltern in den Winkeln eines Zimmers, welches die
Gläubiger, um sich bezahlt zu machen, von allem Ge-
räthe entblößt hatten, auf plattem Boden und auf Lum,
pen liegend. Ungeachtet des Übeln Geruches unterhielt er
sich doch eine Stunde lang mit ihnen. Da er fand, daß
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Töchterschule
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Mädchen
§ 7. Die deutschen Städte im 15. Jahrhundert. 449
fürt waren dazumal die bedeutendsten aller deutschen
Handelsstädte.
Durch den so schwunghaft betriebenen Handel wurde
auch der eigene Kunstfleiß erweckt. Treffliche Arbeiten,
besonders in Tuch und Leinwand, wurden iuö Ausland
geführt. Die süddeutsche Weberei hatte ihre Haupt-
stätte in Augsburg. Nürnberg war die sorgsame
Pflegerin aller möglichen Gewerbe und die kunst-
reichste von allen Städten.
Durch dieses rührige fröhlichgedeiheude Gewerbs- und
Handelswesen verschafften sich aber die Städte einen un-
gemeinen Reichthum. In Augsburg blühte bereits
im 15. Jahrhundert das von einem gemeinen Weber her-
stammende berühmte, nachher in den Grafen-, ja Für-
stenstand erhobene, Geschlecht der Fugger auf, welche
durch Fabrikation und Verkauf von Leinwand es bald
dahin brachten, daß sie über Millionen verfügten. Auch
mancher Kaufherr in andern Städten konnte leicht einen
Grafen ans kaufen.
Die damalige Vermöglichkeit der Städte kann man
noch an ihren zu jener Zeit entstandenen ungeheuern
Mauern und Thürmen, womit sie sich befestigten, so
wie an den großartigen herrlichen Rathhäusern und
andern öffentlichen Bauwerken, die sie zu ihrem Nutzen
und zu ihrer Zierde aufführten, wahrnehmen. Auch ihre
Wohnhäuser stellten sich die Bürger gar stattlich her,
daß z. E. Aeneas Sylvins in einer Beschreibung Deutsch-
lands sagen konnte: „Die Könige von Schottland
würden glücklich sein, wenn sie wie die Bür-
ger von Nürnberg wohnen könnten." Einen
beträchtlichen Theil ihres Reichthums verwendeten sie aber
auch auf wohlthätige Stiftungen für Kranke, Arme,
Studierende je., welche heutzutage noch ihren schönen
Segen spenden.
Tie Städte konnten sich mit ihrem vielen Gelde
Schaaren von Söldnern gegen ihre Feinde, die Fürsten
und Herren, anwerben. Indessen übten sich die Bürger
19 **
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Töchterschule
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Mädchen
468
X. Das Kommen einer neuen Zeit.
Stoffen und Gewändern. Alle Bilder und Gemälde
verbrannten sie unter ihren Kochtöpfen. Schändliche,
viehische Gräuel verübteu sie, selbst in den Heiligthü-
mern. Muhammed ließ den Kopf des gefallenen Kaisers
abhauen und auf eine Säule setzen, darnach zur Schau
durch die Asiatischen Städte tragen. Er ließ 800 Chri-
sten lebendig auseinandersägen. Er schändete Knaben
und Mädchen und erwürgte sie mit eigner Hand, wenn
sie sich widersetzten. Seine Soldaten brüllten tagelang:
„den Koran oder den Tod!" durch die Straßen,
wenn auch nur zum Schrecken der Christen. Andere
trugen ein Kruzifix mit einer Janitscharen mütze
durch die Stadt und riefen hohnlachend: „Sehet da
euren Gott, ihr Kiaurs (Ungläubigen)!" Das Kreuz
auf der Kuppel der majestätischen (von Kaiser Justinian
erbauten) Sophieukirche wurde herabgeworfeu und
der Halbmond dafür hinaufgepflanzt, denn sie mußte
von nun an zu einer Moschee dienen. Von den
lebeudiggebliebeueu Bewohnern der Stadt wurden 50,000
in die Sklaverei geschleppt.
So hat der gerechte Weltrichter über Konstantinopel
Gericht gehalten durch die Türken, wie dort über Jeru-
salem durch die Chaldäer, durch die Römer, über Rom
durch die Golhen und Vandalen! Er sprach auch hier
zu der gottlosen und in so langer Gnadenfrist unge-
befserten Sünderin: „Ich bin des Erbarmens müde!"
Jer. t5, 6. Doch es nimmt auch die Zeit seines hei-
ligen Zorns ein Ende. Noch steht die Aja Sophia
(die heil. Sophieukirche) in ihrer Majestät, und nicht
ferne mehr wird der Tag sein, wo wieder das selige
Kreuz von ihr herabschimmert. O möge es dann nur
recht heilig und selig in den Herzen derer schimmern,
die sich in ihr versammeln! —
Ueber die Nachricht von Konstantinopels Fall erschrack
die ganze christliche Welt. Man predigte einen neuen
Kreuzzug durch die Lande und — blieb überall ruhig
da hei m sitzen.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh]]