- 8 —
die Donau in erweitertem Tale das schön gelegene Sigmaringen;
bei Ulm, das noch 468 m hoch liegt, wird sie schiffbar. In ihrem
Oberlaufe hat die Donau ein starkes Gefälle. Dann aber wird ihr
Lauf ruhiger. Deshalb setzt sie die Schuttmassen, welche sie vom
Gebirge her mitführt, auf dem Grunde ihres Bettes ab. So entstanden
namentlich an ihrem tiefergelegenen rechten Ufer große Sumpfgegenden,
welche in Schwaben (d. i. westlich vom Lech) Riede, in Bayern aber
Moser (Einzahl Moos) genannt werden. Ihr Boden ist mit Binsen
oder Weiden- und Erlengebüsch bewachsen oder mit trüben Wasser-
lachen bedeckt. Die größten Moore sind das Donauried (zwischen Ulm
und Donauwörth) und das Donaumoos (bei Ingolstadt). In nord-
östlicher Richtung fließt die Donau von Ingolstadt bis Regensburg;
bei letzterer Stadt hat sie ihren nördlichsten Punkt erreicht. Hier
dringt sie am weitesten gegen das mitteldeutsche Land vor, weshalb
schon in den ältesten Zeiten dieser Punkt für die Bewegung der
Handelszüge und Kriegsvölker zwischen Ober- und Niederdeutschland
von hoher Bedeutung war. Von Regensburg ab tritt der Bayerische
Wald an die Donau heran und nötigt sie zu einem südöstlichen Laufe.
Das rechte Ufer wird höher und freundlicher. Die Sumpfgegenden
verschwinden; fruchtbare Gefilde ergötzen das Auge. Bei Passau
verläßt die Donau, deren Spiegel dort noch 300 m über dem Meere
liegt, die süddeutsche Hochebene. Von Ulm bis zu der letztgenannten
Stadt hat sie einen Weg von 650 km zurückgelegt.
Der Boden der süddeutschen Hochebene ist im allgemeinen nicht
besonders ergiebig. Große Strecken können überhaupt nicht angebaut
werden. Am fruchtbarsten ist die Niederung zwischen Regensburg
und Passau, welche wegen ihrer Fruchtbarkeit auch die Kornkammer-
Bayerns heißt und viel Getreide und Hopfen erzeugt.
Auch das ungünstige Klima trägt dazu bei, daß die Hochebene
so wenig fruchtbar ist. Dasselbe ist durchweg rauh und unfreundlich.
Das rührt sowohl von der hohen Lage der Ebene als auch von der
Nähe der Alpen her. Diese halten die warmen Südwinde zurück,
während die kalten Nordwinde ungehindert in die Ebene eindringen
können. Die Winter sind sehr kalt, die Sommer nicht selten drückend
heiß; auch dichte, feuchtkalte Nebel sind keine Seltenheit. Die Alpen
nötigen die regenbringenden Nord- und Wordwestwinde, denen sie
gleichsam in den Weg treten, ihre Feuchtigkeit auf der Hochebene ab-
zusetzen, weshalb es dort sehr häufig regnet. Dieser Umstand be-
günstigt den Graswuchs.
3. Die Bewohner. Infolge der geringen Fruchtbarkeit der süd-
deutschen Hochebene und des Mangels an Bodenschätzen ist dieselbe
nur sehr dünn bevölkert. Im Durchschnitt wohnen aus-1 qkm 65
Menschen. Die Hochebene weist daher verhältnismäßig wenig Dörfer
und Städte auf. Die größten Orte sind München und Augsburg. Die
wichtigsten Beschäftigungen der Bewohner sind Waldwirtschaft, Viehzucht
und Ackerbau. Der Viehzucht kommen die großen Wiesen sehr zu statten.
Der Ackerbau ist im Nordosten der Hochebene besonders ergiebig.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer]]
— 15 —
gerichtet sind. Der Rand im Nordosten ist offen; demgemäß hat das
Gebirge die Form eines nach Nordosten offenen Hufeisens (Zeichnen).
Die Gipfel und Abhänge des Gebirges sind mit dichten Fichten-
wäldern bedeckt, welche ihm ein düsteres Aussehen verleihen und auch
seinen Namen erklären.
Das Fichtelgebirge liegt in der Mite Deutschlands, dessen Herz
es mit Rücksicht auf diese Lage genannt werden kann. Wie vom Herzen
das Blut durch die Adern nach allen Teilen des Körpers geleitet
wird, so gehen vom Fichtelgebirge vier große Wasseradern nach
den Haupthimmelsgegenden und speisen die drei größten deutschen
Ströme, den Rhein, die Elbe und die Donau. Jene Flüsse sind der
Main, die Saale, die Eger und die Naab. Der Main fließt nach
Westen zum Rhein, die Saale nach Norden zur Elbe, die Eger nach
Osten zu demselben Strom und die Naab nach Süden zur Donau.
Die Eger durchquert die Hochebene nach Osten hin und fließt durch
den offenen Rand nach Böhmen ab; die andern drei Flüsse nehmen
ihren Weg am Außenende des Südwestrandes entlang. Häufig über
große Steinblöcke stürzend, nehmen diese Flüsse als rechte Söhne des
Gebirges erst dann einen ruhigeren Laus, wenn sie das heimatliche
Bergland verlassen haben und in weitere Täler eingetreten sind. Das
Fichtelgebirge ist daher sehr wasserreich, was in dem Waldreichtum
desselben begründet ist. (Inwiefern?)
Dem Fichtelgebirge nähern sich vier Gebirgszüge, welche die
Richtung der Nebenhimmelsgegenden haben und je zwischen zwei der
genannten Flüsse liegen. Nach Nordosten erstreckt sich das Erzgebirge,
nach Südosten der Böhmerwald, nach Südwesten der Fränkische Jura
und nach Nordwesten der Frankenwald. (Zwischen welchen Flüssen
liegen sie? Zeichnen des Fichtelgebirges, der daran entspringenden
Flüsse und der vier benachbarten Gebirge.) Die Gebirge stehen nicht
mit dem Fichtelgebirge in unmittelbarer Verbindung, sondern sind
durch Hochflächen von ihm getrennt. Das Klima des Fichtelgebirges
ist rauh; denn die kalten Ostwinde haben sreien Zutritt, während die
Landschaft den West- und Südwinden verschlossen ist. Gewöhnlich
dauert der Winter sechs volle Monate und ist meist reich an Schnee,
der aber selten in Flocken fällt, sondern in kleinen, stark gefrorenen
Körnchen herabrieselt. Die Südseite hat milderes Klima. Die
Sommermonate sind öfters durch große Hitze lästig, und Gewitter und
starke Regengüsse sind keine ungewöhnlichen Erscheinungen.
Das Fichtelgebirge ist trotz seiner rauhen Natur verhältnismäßig
stark bevölkert, weil es nicht an ergiebigen Erwerbsquellen fehlt;
und doch zeichnet sich der Boden weder durch große Fruchtbarkeit, noch
durch reiche Mineralschätze aus. Die Zeiten, wo dort Gold-, Silber-
und Kupferbergwerke mit Erfolg in Betrieb waren, sind vorbei. Bei
den Bewohnern hat sich ein reicher Sagenkreis erhalten, der sich Haupt-
sächlich auf verborgene Schätze und deren Hervorzauberung bezieht.
Jeder, auch der gewöhnlichste Feldstein, soll edle Metalle bergen; darum
heißt ein Sprichwort: „Auf dem Fichtelgebirge wirft der Bauer einen
Stein nach einer Kuh, und der Stein ist mehr wert wie die Kuh."
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Rhein Donau Main Main Rhein Donau Böhmerwald Frankenwald
— 218 —
Städte am Main:
Bayreuth, am Roten Main, 32000 E., war früher die
Residenz der Markgrafen von Brandenburg-Kulmbach und wurde von
ihnen zu einer fchönen Stadt umgeschaffen; erwähnenswert ist das
Richard Wagner-Theater daselbst. — Bamberg, 45000 E., Bischofs-
stadt in einem schönen und fruchtbaren Talkessel. 4 Im Dom zu
Bamberg ist das Grab des heiligen Paares König Heinrich ii. und
seiner Gemahlin Kunigunde. — Würz bürg hat eine Universität
und ist ein Bischofssitz. — Aschaffenburg.
An der fränkischen Saale liegt der Badeort Kissingen.
6. Die Pfalz. Die Pfalz liegt an dem linken Rheinufer. Sie
ist im westlichen Teile Gebirgsland und im Osten Tiefebene. Letztere
ist ein Teil der oberrheinischen Tiefebene (S. 19—21). Das größte
Gebirge ist die Harl (S. 28). Im Norden liegt das Pfälzer Berg-
land mit dem waldreichen Donnersberg (S. 28). In der Pfalz
wird viel Wein, Tabak, Getreide und Obst gebaut; im Westen ist der
Bergbau von Bedeutung. Die Pfalz ist der kleinste, aber am dichtesten
bevölkerte Kreis Bayerns. Die Hauptstadt ist Speyer. 22000 E.,
in dessen Dom acht deutsche Kaiser und drei Kaiserinnen begraben
wurden. 1689 wurde die Stadt von den Franzosen eingeäschert. Dabei
hat auch der Dom schwer gelitten. Ein Teil desselben wurde von
den Flammen verzehrt. Das schrecklichste aber, was er zu
erdulden hatte, war die Entweihung der Kaisergräber. Die französischen
Soldaten zertrümmerten die Grabmäler, schlugen die zinnernen Särge
zusammen, beraubten die Leiber der Fürsten und zerstreuten deren
Asche nach allen Winden.
Andere Städte sind Ludwigshafen, eine rasch aufblühende
Handels- und Industriestadt am Rhein; es ist durch eine mächtige Eisen-
bahnbrücke mit dem gegenüberliegenden Mannheim verbunden. Es hatte
1840 nur 90 E., zählt deren jetzt aber 73 000. — Germersheim
ist eine Festung am Rhein. — Neustadt a. d. Hart, treibt lebhaften
Weinhandel. In der Nähe liegen die Weinorte Deidesheim und
Dürkheim. — Kaiserslautern (53000 E.) ist die gewerbtätigste Stadt
der Pfalz. — Pirmasens, eine Industriestadt, schickt seine Schuh-
waren in alle Welt. — Zweibrücken. — St. Jngbert ist ein
wichtiger Fabrikort mit Eifen- und Kohlengruben.
7. Die Beschäftigung der Bewohner. Die wichtigste und ver-
breitetste Beschäftigung der Bewohner Bayerns ist die Landwirtschaft.
Etwa Vs der gesamten Bodenfläche sind Ackerland, Wiesen und Weiden.
Der Ackerbau steht namentlich in der Gegend zwischen Regensburg
und Pasfau, am Main und in der Pfalz in Blüte; wenig ergiebig
sind die Bayerische Hochebene und die Höhen der Rhön und des Jura.
In der Pfalz und im Maintale liefern der Garten- und der Weinbau
reiche Erträge. In der Pfalz gedeiht auch vorzüglicher Tabak. An
manchen Stellen wird Hopfen gebaut, den man bei der Bierbereitung
verwendet. Die großen Wälder liefern viel Holz und haben eine
ausgedehnte Holzindustrie hervorgerufen. Der Reichtum an Wiesen
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_ii Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Main Bayreuth Main Brandenburg-Kulmbach Bamberg Bamberg Aschaffenburg Badeort_Kissingen Donnersberg Bayerns Speyer Ludwigshafen Rhein Mannheim Germersheim Rhein Weinorte_Deidesheim Dürkheim Kaiserslautern Pfalz Bayerns Regensburg Main Maintale
— 239 —
Die deutschen Kanäle sind insgesamt 2500 km lang. Ein weiterer
Ausbau des Kanalnetzes ist geplant. Von ältern Kanälen seien genannt:
der Ludwigskanal (S. 216), der Rhein-Rhone- und der Rhein-Marne-
Kanal (S. 228), der Friedrich-Wilhelms-Kanal (S. 128), der Bromberger
Kanal (S. 116) und der Elbing-Oberländische Kanal (S. 113); in neuerer
Zeit kamen der Kaiser Wilhelm-Kanal (S. 123), der Dortmund-Ems-
Kanal (S. 102) und der Elbe-Trave-Kanal (S. 123) hinzu.
c. Mineralquellen
sind in Deutschland reichlich vorhanden; viele von ihnen gehören zu
den heilkräftigsten Europas. Die an Mineralquellen reichsten Gegen-
den Deutschlands sind der Schwarzwald, das niederrheinische Schiefer-
gebirge, das Wesergebirge und die Sudeten. Wiesbaden, Schlangen-
bad, Ems, Bertrich, die Quellen im Ahrtal, die Schwefelquellen von
Aachen und Burtscheid gehören zu den besuchtesten des Reiches. Tausende
von Menschen strömen alljährlich in den Bädern zusammen, um Heilung
zu suchen. Wem Mangel an Zeit oder Geld es nicht gestattet, ein
Bad zu besuchen, dem ist trotzdem der Genuß und Gebrauch der heil-
kräftigen Wasser nicht versagt, da diese, in Flaschen und Krügen ver-
wahrt, weit und breit versandt werden. Unter den Seebädern sind
Borkum, Norderney, Wangeroog, Wyck aus Fohr und Westerland auf
Sylt (in der Nordsee), Kiel, Travemünde, Warnemünde, Putbus,
Heringsdorf, Swinemünde, Misdroy, Kolberg, Zoppot und Pillau die
wichtigsten.
5. Das Klima.
Deutschland hat im allgemeinen gemäßigtes Klima, das von der
sengenden Hitze des Südens und der erstarrenden Kälte des Nordens
gleich weit entfernt ist. Über Deutschlands Gaue lacht zwar kein stets
blauer Himmel, keine ewig glühende Sonne, wie in Spanien und
Italien, aber sie sind auch nicht verschleiert von dem nebeligen Grau
des ozeanischen Westens, gegen dessen dicke Nebel die deutschen wie
zartgewebte Schleier aussehen, und nicht ausgetrocknet vom schneidenden
Luftzuge des festländischen Charakter tragenden ebenen Ostens. Im
ganzen ist der Unterschied der Wärme in Nord- und Süddeutschland
viel geringer, als man nach der Ausdehnung des Landes erwarten
sollte; denn einmal hat Süddeutschland eine viel höhere Lage als das
deutsche Tiefland, und außerdem ist es durch die Alpen von dem
warmen Südeuropa abgesperrt. Ein größerer Temparaturunterschied
besteht zwischen dem Westen und Osten Deutschlands. Der Westen
steht unter dem Einfluß des ozeanischen Klimas, im Osten aber macht
sich das festländische Klima Osteuropas geltend, weshalb wir eine
Abnahme der durchschnittlichen Jahrestemperatur von Südwesten nach
Nordosten, in manchen Landstrichen sogar direkt von Westen nach
Osten sinden. Am wärmsten ist es in den Ebenen am Oberrhein, im
Neckar- und Maintale, am kältesten in Ostpreußen.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Burtscheid
Extrahierte Ortsnamen: Rhein-Rhone- Rhein-Marne- Dortmund-Ems- Deutschland Europas Deutschlands Schwarzwald Wiesbaden Aachen Borkum Norderney Nordsee Kiel Putbus Heringsdorf Misdroy Kolberg Zoppot Pillau Deutschland Deutschlands Spanien Italien Deutschlands Osteuropas Maintale Ostpreußen
— 58 —
Bergzüge der Weser fern, wodurch weite Talkessel entstehen, deren
Ortschaften von blumigen Wiesen und fruchtbaren Äckern eingeschlossen
sind. Am engsten ist das obere Wesertal (von Münden bis Carls-
Hasen), das gleich dem Rheintal von Bingen bis Coblenz ein Durch-
bruchstal ist. Zur Anlage von Ortschaften und Verkehrsstraßen am
Flusse fehlt der Raum. Unterhalb der Diemelmündung bei Carlshafen
wird das Tal immer breiter. In der Mitte des ersten Weserbeckens
liegt das industriereiche Höxter und in dessen Nähe das Schloß
Corvey, das früher ein berühmtes Benediktinerkloster und eine
wichtige Pflanzstätte des Christentums war. Es wurde 822 von
Mönchen des Klosters Corbie in Frankreich erbaut. Von Kaiser Lud-
wig dem Frommen wurde die rasch aufblühende Anstalt reichlich
beschenkt. Sie verbreitete reichen Segen für nah und fern. Fleißige
Mönche pflegten hier die Wissenschaften und schrieben manches alte,
berühmte Buch schön und kunstreich ab. Feld- und Gartenbau wie
auch Obstbaumzucht wurde emsig betrieben; durch Beispiel und Be-
lehrung, sowie durch Austeilung von Samen edlerer Früchte verbesserten
die Mönche den Landbau der Gegend, hoben deren Wohlstand und
brachten mildere Sitten unter die rauhen Bewohner; auch viele gott-
begeisterte Glaubensboten gingen aus dem Kloster hervor und zogen
predigend namentlich nach dem Norden Deutschlands. 1803 wurde
die Abtei aufgehoben, und 1815 kam die ganze Besitzung an Preußen.
Corvey ist reich an Sagen; am bekanntesten ist die von der Todeslilie:
Die weiße Lilie hing seit manchem Jahr
Im hohen Chor an einem eh'rnen Kranz,
Und keiner sagt, wo sie erblühet war,
Doch ewig uuverwelklich schien ihr Glanz.
Naht eines Mönches letzte Stund' heran,
So tut es ihm die weiße Lilie kuud:
Auf seinem Betstuhl findet er sie dann
Im Gotteshaus zu früher Morgeustuud!
Der Dichter Heinrich Hoffmann (von Fallersleben) war von
1860 — 1874 Biblothekar auf dem Schlosse Corvey.
Oberhalb Höxter hat die Weser die vom Erzgebirge kommende
Nethe aufgenommen, deren Gebiet, der alte Nethegau, der Schauplatz
der Weberfchen Dichtung Dreizehnlinden ist.
Eine größere Talerweiterung der Weser beginnt oberhalb Ha-
meln; dieselbe ist sehr fruchtbar.
4. Der Teutoburger Wald und das Hermaunsdenkinal. Der
Teutoburger Wald ist ein etwa 150 Km langes, aber sehr schmales
Gebirge mit nordwestlicher Richtung. Er besteht aus mehreren (zwei
bis drei) Parallelketten, welche durch enge Längstäler voneinander
geschieden und stellenweise durch Zwischenberge verbunden sind. Auch
Ouertäler, die zum Teil bis auf die Sohle des Gebirges reichen,
durchziehen es als bequeme Durchgänge und natürliche Verkehrsstraßen.
Sie heißen im Plattdeutschen Dören, d. i. Türen. Durch das Tal
von Bielefeld führt die Cöln-Mindener Eisenbahn. Das Gebirge er-
scheint als eine wallartige Mauer, die nach Nordwesten an Höhe ab-
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_Hoffmann Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Coblenz Corvey Frankreich Deutschlands Corvey Corvey Bielefeld
— 171 —
Grenzen liegt, gehört zu ihr; sie umschließt vielmehr auch Besitzungen
fremder Fürsten und ist die zerrissenste aller preußischen Provinzen.
So hat namentlich der Herzog von Anhalt an der Elbe, Mulde und
Saale bis in den Harz hinauf seine Länder; ja, der nördliche Teil
der Provinz, der Regierungsbezirk Magdeburg, hängt bei Aschersleben
nur durch einen ganz schmalen Landstreifen, der sich zwischen an-
haltischen Gebieten durchwindet, mit dem südlichen Teile, den Re-
gierungsbezirken Merseburg und Erfurt zusammen. Ferner sind in
Thüringen sowohl schwarzburgische, als auch kleinere weimarische und
gothaische Landesteile von der Provinz umschlossen, während die Kreise
Schleusingen und Ziegenrück, wie auch die ehemals bayrische Enklave
Kaulsdorf, ganz außer Zusammenhang mit derselben stehen. Sachsen
umfaßt ein Gebiet von insgesamt 25 243 qkm, auf denen 3 Millionen
vorwiegend protestantische Einwohner leben.
2. Der ebene Teil Sachsens; die Elbe. Nur wenige Gegenden
unseres preußischen Vaterlandes bieten in der Beschaffenheit der Ober-
fläche eine größere Abwechselung und Mannigfaltigkeit dar, als die
Provinz Sachsen. Der nördliche und nordöstliche Teil der Provinz
sind eben und gehören dem norddeutschen Tieflande an. Der Boden
.ist vielfach sandig, besonders im Osten der Elbe, zwischen Elbe und
Mulde und im Norden der Provinz (der ehemaligen Altmark). So
weit das Auge reicht, gibt es dort fast nichts als Sand und Heide,
mit Heidekorn oder Buchweizen, mit Fichten und Kiefern bedeckt.
Selten erblickt man dazwischen ein Wäldchen von Buchen, Birken oder
Eichen. Dennoch ist auch der ebene Teil Sachsens stellenweise sehr
ergiebig; das gilt namentlich von der Magdeburger Börde (Börde
vielleicht von Bord, d. i. Rand). Sie breitet sich auf dem linken
Ufer der Elbe zwischen der Ohre und Bode aus und zieht sich bis
nahe an den Harz hin. Der vorzugsweise aus schwarzem Lehmboden
bestehende Acker ist sehr fett und ergiebig. Roggen, Weizen, Rüben
und Raps gedeihen daselbst vorzüglich. Vom Korn sagt ein Volks-
spruch, es werde so hoch, daß ein Reiter zu Pferd darin verschwinde.
Die Rüben und Zichorien haben eine Menge Zucker- und Zichorien-
fabriken entstehen lassen. Die großen, freundlichen Dörfer, die schönen
Häuser und weiten Höfe, die prächtigen Möbel in den Stuben, die
reichen Trachten der Leute, das alles bezeugt den Wohlstand, der hier
herrscht.
Der bedeutendste Ort der Börde und der ganzen Provinz ist
Magdeburg, welches mit den Vororten 241000 Einw zählt. Es
war schon 805 ein wichtiger Handelsplatz. Unter Kaiser Otto d. Gr.
und seiner Gemahlin Editha, welche die Gegend besonders liebte, er-
langte die Stadt bald eine hervorragende Größe und Bedeutung. Sie
wurde mit Wällen und Mauern umgeben und erhielt viele Vorrechte.
Der Kaiser hat sie auch zum Sitz eines Erzbischoss gemacht. Auf
dem Markte steht fein Denkmal; er hat nebst seiner Gemahlin in dem
prächtigen Dom seine letzte Ruhestätte gefunden. Der schrecklichste
Tag in der Geschichte Magdeburgs ist der 20. Mai 1631. An diesem
Tage sank die Stadt mit Ausnahme des Domes und weniger Häuser
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.]]
— 174 —
Franken empfohlen sein. Wir sind imstande, Heere zu stellen, haben
Städte und Waffenvorrat, nur Glück und Geschicklichkeit haben wir
nicht, das aber besitzt im vollen Maße Heinrich, der Sachsenherzog:
auf dem Sachsen allein beruht das Wohl des Reiches. Nimm diese
Kleinodien und Kleider, nimm auch Lanze, Schwert und Krone der
alten Könige, gehe damit zu Heinrich und mache ihn dir zum Freunde
für immer. Melde ihm, daß ich ihn auch zum Nachfolger empfohlen
habe." Kaum hatte der Kaiser die Augen geschlossen, als sein Bruder
mit den Reichskleinodien nach dem Harze abging, um dem Herzog
Heinrich die unerwartete Botschaft zu bringen. Er fand ihn mit dem
Vogelfange beschäftigt, und zwar, wie man in Quedlinburg behauptet,
an der Stelle, welche noch heute Finkenherd heißt. Zwischen den
genannten Gebirgen dehnt sich das Thüringer Hügelland (S. 71)
aus. Im Westen erhebt es sich zu der Hochfläche des Eichs-
feldes (S. 72) und verzweigt sich von da aus nach Süden in
einzelne Höhenzüge. Die wichtigsten derselben sind der Hainich, die
Hainleite, die Schmücke und die Finne (S. 73). Der Hauptort
des Eichsfeldes ist Heiligen st adt (S. 72). Über die Gründung
dieser Stadt erzählt die Sage folgendes:
Der Frankenkönig Dagobert mar aussätzig und zog, Heilung
suchend, in die Ferne. Lange irrte er umher und kam endlich auf
das Eichsfeld. An der Stelle, welche jetzt die alte Burg genannt
wird, baute er sich eine Wohnung und eine Kapelle. In seinem
Leiden suchte er sich oft durch die Jagd zu erheitern. Als er einst
von großer Müdigkeit befallen war, legte er sich in das Gras und
schlummerte ein. Bei seinem Erwachen fand er zu seiner größten
Freude, daß an den Stellen, wo des Grases Tau seinen Körper benetzt
hatte, der Aussatz gänzlich verschwunden war. Er legte sich auf den
Rat seiner Gemahlin noch öfter in das Gras und wurde ganz gesnnd.
Erstaunt über die wunderbare Heilung sprach der König: „Entweder
ruhen hier Heilige, oder die Stätte ist heilig; ich befehle, daß sie in
Zukunft heiße: Die heilige Statt." Es wurde ihm bald darauf durch
einen Traum offenbart, daß an der Stelle, wo er Heilung gefunden,
sich die Gräber von Märtyrern befanden. Der König ließ über den-
selben eine Kirche erbauen. Nach und nach entstand um diese eine
Stadt, welche nach dem Geheiß des Königs Heiligenstadt genannt wurde.
Nordöstlich vom Eichsfeld liegt am Südfuße des Harzes Nord-
hausen (30000 Einw., an der Helme). Die Stadt, welche im 10.
Jahrhundert ummauert und 1220 freie Reichsstadt wurde, ist berühmt
durch ihre Branntweinbereitung (sie zählt über 70 Brennereien);
bedeutend ist dort auch der Gemüsebau und der Getreidehandel.
König Heinrich I. gründete hier eine Burg, die er samt anderen
Besitzungen seiner Gemahlin Mathilde überwies, welche gern in der
Stadt weilte. Bei Nordhausen beginnt eine der fruchtbarsten Gegenden
Deutschlands, die Goldene Au (S. 75).
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich_I. Mathilde
— 177 —
Schlacht lieferten. Eine 25 m hohe, mit einem Kreuze geschmückte
eiserne Pyramide trägt die Inschrift: „Die gefallenen Helden ehrt
dankbar König und Vaterland. Sie ruhen in Frieden! Den 2. Mai
1813." Eine Stunde davon, unfern Lützen, bezeichnet feit 1837 ein
turmartiges gußeisernes Denkmal, das über dem sogenannten „Schweden-
stein" sich erhebt, die Stelle, wo der Schwedenkönig Gustav Adolf am
16. November 1632 den Sieg über Wallenstein mit seinem Tode
erkaufte. Weiter nach Norden liegt Merseburg (28000 E.). Hier
gründete Otto I. ein Bistum. Im 11. Jahrhundert war die Stadt
ein Lieblingsaufenthalt der Kaiser, die wiederholt Reichstage daselbst
abhielten. Der Dom birgt die Gräber mehrerer Bischöfe, sowie das
Rudolfs von Schwaben; auch dessen vertrocknete Hand wird da gezeigt.
Er hatte sich gegen seinen Schwager, den Kaiser Heinrich Iv.,
empört und sich selbst zum Kaiser gemacht. In der Schlacht wurde
ihm die Hand abgehauen, mit der er dem Kaiser Treue geschworen hatte.
Nachdem die Saale unterhalb Merseburg die Weiße Elster
aufgenommen hat, erreicht sie alsbald Halle ll69 000 E., S. 72), nach
Magdeburg die bedeutendste Fabrik- und Handelsstadt der Provinz
und die größte Stadt an der Saale. Ihr rasches Emporblühen er-
klärt sich aus mehreren günstigen Umständen. Die Stadt liegt an
einem schiffbaren Fluß und an dem Kreuzungspunkte mehrerer Straßen;
sieben Eisenbahnlinien laufen hier zusammen; sie befitzt eine 1694
gestiftete Universität, ergiebige Salzquellen und in der Nähe bedeutende
Braunkohlenlager. Schon Karl d. Gr. ließ hier zum Schutze gegen
die Wenden die Burg „Halla" erbauen, und noch jetzt zeugen die
engen und krummen Straßen von dem Alter der Stadt. Im west-
lichsten und niedrigsten Teile derselben treten seit uralter Zeit reich-
haltige Salzquellen zu Tage. Die Arbeiter der Saline sind unter
dem Namen Halloren bekannt und unterscheiden sich in Tracht und
Sitte noch immer von den übrigen Bewohnern der Stadt. Über die
Entdeckung der Salzquelle erzählt die Sage folgendes: Noch ehe Jesus
Christus geboren wurde, hütete eines Tages ein Hirt in der Gegend
von Halle die Schweine. Es war sehr heißes Wetter; deshalb suchte
ein Tier eine Pfütze auf, um sich darin abzukühlen. Als es wieder
trocken geworden war, bemerkte der Hirt, daß feine Borsten in der
Sonne hell wie Silber glänzten. Das siel ihm auf; er untersuchte
das Wasfer, in dem sich das Tier gewälzt hatte, und fand zu feiner
großen Verwunderung, daß es Salz enthielt. Davon hatten die
Borsten den hellen Glanz erhalten. Der Hirt teilte feine Entdeckung
andern Leuten mit, und nun wurde an der Stelle der erste Brunnen
zur Ansammlung des Solwassers gegraben und Gutjahr-Brunnen
genannt. Zu erwähnen sind noch die sog. Franckeschen Stiftungen,
welche eine ganze Straße ausfüllen und ein Waisenhaus, Schulen
aller Art, eine Druckerei, eine Apotheke usw. enthalten. Unterhalb
Halle drängt sich die Saale durch ein Felsental hindurch und gestaltet
die Gegend dort zu einer äußerst anmutigen. Hart an dem Ufer er-
hebt sich senkrecht über 32 in ein Felsen; auf ihm liegen zwischen
^liedersträuchern die Ruinen der alten Bergseste Giebichenstein. Sie
S chiffcls, Geographie I. 2. Auflage. 12
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium]]
Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf Otto_I. Rudolfs Heinrich_Iv. Heinrich_Iv. Karl_d Karl Jesus
Christus
— 185 —
In dem Dome zu Gnesen ruhen die Gebeiue des hl. Adalbert. Dieser
wurde schon als zartes Kind durch seine adeligen Eltern dem Dienste des Altars
geweiht. Nach vollendeter Studienzeit empfing Adalbert zu Prag die Priesterweihe
und blieb in der Umgebung des damaligen Bischofs Dithmar. Nach des letzteren
Tode fiel die Wahl eines neuen Bischofs einstimmig auf Adalbert. Es ward ihm
eine7 große Aufgabe zu teil; denn das Christentum hatte in Böhmen erst schwache
Wurzeln geschlagen, und das Volk zeigte wenig Sinn für ein Leben im Geiste Jesu.
Adalberts eifriges Streben ging nun dahin, unter seinen Diözesanen die Tugenden
des Glaubens, der Liebe, der Keuschheit und der Mäßigkeit zu weckeu. Durch sein
eigenes Leben ging er mit dem schönsten Beispiele voran. Leider blieben seine Be-
mühungen fruchtlos, weil die allgemeine Sittenverderbnis im Lande auf eiue schreck-
liche Weise überhand genommen hatte. Der hl. Bischof verließ deshalb Prag und
ging nach Rom. Nach 5 Jahren jedoch nahm er auf Befehl des Papstes wieder
seinen bischöflichen Stuhl in Prag ein. Noch zweimal wnrde er vertrieben, weshalb
ihm der Papst die Erlaubnis erteilte, als Missionar das Evangelium predigen zu
dürfen. Am Ende des 19. Jahrhunderts fuhr er mit einigen Begleitern von Polen
aus die Weichsel hinab, uni den heidnischen Preußen das Christentum zu bringen.
Er betrat im Samlande das Ufer, wurde aber bald vertrieben, als er den Heiden
sagte, daß ihnen ihre Götter nicht helfen könnten, weil sie aus Holz und Stein
gemacht seien, und nicht hören und sehen könnten Er wanderte weiter und ward
gastfreundlich aufgenommen; aber so wie er seine Predigt begann, ergrimmte das
Heidenvolk und stieß ihn aus seinen Hütten. Er wollte nach Polen zurückkehren und
wanderte durch die preußischeu Wälder. Auf einer freien Waldstelle las er die
heilige Messe und nahm mit den Seinen das heilige Abendmahl Danach legte er
sich müde unter einen Baum. Da wurde er durch wildes Geschrei geweckt. Be-
waffnete Heiden eilten unter Anführung eines Priesters herbei; denn Adalbert hatte
einen deu Göttern geweihten Raum betreten, dem bei Todesstrafe kein ungeweihter
Fuß nahen durfte. Sieben Speere richteten sich gegen seine Brust, und bald sank
er, von den Lanzen durchbohrt, blutend zu Boden. (23. April 997.)
Viele Jahre hindurch war Gnesen die Residenz der polnischen
Könige. Das Erzbistum daselbst wurde im Jahre 1000 durch Kaiser
Otto Iii. gegründet. Bei Obornik nimmt die Warthe von rechts die
Welna und bei Schwerin von links die Obra auf und mündet, nach-
dem sie sich mit der Netze vereinigt hat, bei der Festung Küstrin in die
Oder. Die Netze kommt aus dem Goplosee und durchfließt den
nördlichen Teil der Provinz.
Wegen der ebenen Gestalt der Provinz haben die Flüsse einen
nur langsamen Lauf und ziehen träge in ihren Betten dahin. Ihre
Ufer sind meist flack; daher treten die Gewässer oft aus und bilden
sumpfige Stellen oder Brüche. Sehr groß war einst das Netzebruch,
welches unter Friedrich d. Gr. urbar gemacht wurde.
Bei der Besitznahme durch Preußeu waren die User des Flusses
noch ganz und gar mit Gestrüpp bewachsen, und das niedrige Land
war durch Sumpf und Morast fast unzugänglich. Da wurde nun,
wie schon erzählt, der Bromberger Kanal gegraben; man rodete die
Gebüsche aus, gab der Netze ein geraderes und tieferes Bett, zog
Seitengräben und legte durch alles dies die nassen Wiesen trocken.
So verwandelte man das ganze Bruch in anbaufähiges Laud, das
jetzt zu beiden Seiten des Flusses schöne Güter mit fruchtbaren Acker-
feldern, vortrefflichen Wiesen und ertragreichen Torfstichen darbietet;
namentlich wird die Viehzucht mit großem Erfolge betrieben, und die
Einwohner jener Gegend (es sind meist eingewanderte Deutsche) gehören
zu den wohlhabendsten der Provinz. Freilich bietet die Bebauung des
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Extrahierte Personennamen: Otto Friedrich_d Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Gnesen Adalberts Rom Prag Polen Schwerin Goplosee
— 186 —
Bruches immer noch mancherlei Schwierigkeiten. Im Frühjahr vermag
der Fluß die angehäuften Wassermassen nicht schnell genug abzuführen.
Da werden ganze Strecken unter Wasser gesetzt. In nassen Sommern
kann auch das geerntete Heu nicht sogleich fortgeschafft werden; die
Besitzer müssen vielmehr damit warten, bis der Frost die nassen
Wiesen für Wagen zugänglich gemacht hat.
Ähnlich wie die Netze haben auch andere Flüsse und zahlreiche
Seen der Provinz niedrige, wasserreiche Ufer; am bekanntesten sind
das Bruch an der Warthe, das an der Obra und das Bachorzebruch
im Nordosten vom Goplosee. Immer mehr aber werden alle diese
wasserreichen Gebiete durch Kanäle trocken gelegt und zu einer ein-
träglichen Bewirtschaftung fähig gemacht.
Außer den Flüssen enthält die Provinz auch zahlreiche Seen.
Der größte derselben ist der tiefe Goplosee an der Ostgrenze der
Provinz. Er dehnt sich von Süden nach Norden 22 km weit aus und
reicht mit einem schmalen Arme weit nach Polen hinein; an einzelnen
Stellen ist er 3 km breit. Er hat einige Inseln, auf denen herrliche
Wiesen angetroffen werden. Seine Ufer sind flach und niedrig, mit
feuchten Wiesen, Erlengebüsch und Schilfwaldungen bedeckt. An seinem
westlichen User liegt die Stadt Kruschwitz, die jetzt allerdings nur 700
Einwohner zählt, aber vor Einführung des Christentums die Residenz
der polnischen Fürsten und nachher lange Zeit Sitz des Bischofs von
Kujawien war. Ein altertümliches Baudenkmal in der Nähe heißt im
Volksmunde der Mäuseturm. Es ist ein achteckiger Turm, der auf
einer Erhöhung am Seeufer liegt und wahrscheinlich einst Schiffern
als Leuchtturm gedient hat.
Die Sage dagegen erzählt darüber folgendes: Der Herzog Popiel, ein böser
und verräterischer Mann, wohnte in Kruschwitz am Goplosee in einem festen Schlosse.
Durch Gift tötete er sämtliche Brüder seines Vaters, welche er mit heuchlerischen
Worten auf sein Schloß eingeladen hatte. Aus den Leichen, welche uubeerdigt ge-
blieben, entstanden zahllose Mäuse, die den Mörder überall verfolgten. Am
Goplosee ließ er einen hohen Turm bauen, um in demselben Schutz zu suchen, wurde
aber daselbst nebst seiner bösen Gemahlin und seinen beiden ungeratenen Söhnen
von den Mäusen lebendig verzehrt.
4. Die Bevölkerung beziffert sich aus etwa 2 Mill. Sie bestand
ursprünglich nur aus Polen, doch haben sich nach und nach seit dem
13. Jahrh. so viele Deutsche daselbst niedergelassen, daß sie in manchen
Gegenden, namentlich in den Grenzgebieten des Nordens, Westens
und Südens, vorherrschend sind. Die Polen sind kleiner und ge-
schmeidiger gebaut als die Deutschen. Sie sind lebhaften Geistes und
werden rasch zu Freude, Schmerz und Zorn hingerissen. Große Vor-
liebe zeigen sie für die Musik und ihre heimatlichen Tänze, die sie
geschickt ausführen. Sie sind gefällig im Umgange, mildtätig und
gastfrei. Der polnische Arbeiter ist geschickt und genügsam, aber nicht
selten ein Liebhaber des Branntweins. Viele suchen auswärts
Arbeit; in den Jndustriegegenden in Westfalen finden sie sich in großer
Zahl. Der polnische Adel ist großenteils verarmt Trotz der Zu-
nahme des Deutschtums ist noch mehr als die Hälfte der Bewohner
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]