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1. Bd. 1 - S. 53

1911 - Straßburg : Straßburger Dr. und Verl.-Anst.
Ii. Aus dem Menschenleben. 53 69. Oie wandernde Traube. 1. Makarius, ein frommer Abt, erkrankte, Daß er nur schattengleich durchs Kloster wankte. Da sandt’ ein ferner Freund, daß er sich labe, Ihm eine Traube einst als Liebesgabe. 2. Makarius dankte Gott und trug zur Stelle Mit schwankem Schritte nach der nächsten Zelle Die Traube, die zur Labung ihm beschieden, Um einem krankem Bruder sie zu bieten. 3. Auch der behielt sie nicht und ließ sie wandern Mit frommem Liebesgruß zu einem andern, Von dem er glaubte, daß er nöt’ger habe Als er der würz’gen Traube seltne Labe. 4. Der Kranke maß die Traube mit Entzücken, Verschlang sie fast mit seinen heißen Blicken; Dann aber plötzlich wie nach innerem Streite Rief er der Pfleger einen sich zur Seite 5. Und sprach zu ihm mit sichtlichem Behagen: „Nimm diese Traube, geh, um sie zu tragen Zu unserm kranken Abt als Liebesgabe, Damit er an dem würz’gen Saft sich labe!“ 6. So kam sie wieder zu Makarius’ Zelle. Da leuchtete sein Auge selig helle, Und fromm begeistert schaute er nach oben, Um für die Gnade seinen Herrn zu loben, Der, welchen Liebesschatz sein Plans bewahrte, Ihm durch der Traube Wand’rung offenbarte. Jul. Sturm. 70. ßhrisioph Kollheim. Wie mancher hat schon gesagt: „Was mich nicht brennt, das blas' ich nicht!" und ist vorüber gegangen, wo er hätte helfen sollen. Dachte auch der brave Christoph Kollheim in einem Dörslein bei Duderstadt so? Der war ein blutarmer Schelm und ein Witwer dazu und hatte drei Kinder, die gar oft sagten: „Vater, wir sind so hungrig!" Das hört ein Vaterherz gern, wenn er Brot genug hat und noch etwas dazu; aber wie schneidet das ins Herz, wenn keins da ist! Und just so ging's dem armen Kollheim oft genug. Das Betteln verstand er nicht; aber er verstand Schuhe zu flicken, Kochlöffel zu schnitzen und Besen zu binden und solcher kleinen Künste mehr, was er auch so fleißig tat,

2. Bd. 1 - S. 134

1911 - Straßburg : Straßburger Dr. und Verl.-Anst.
134 Iii. Die heimatliche Flur im Jahreslaufe. 171. Der Kirschöaum. Zu den Leckerbissen, welche die reichbesetzte Tafel der Natur schon frühzeitig für groß und klein darbietet, gehören vor allem die Kirschen. Freilich sind die Früchte der wilden Stämmchen unserer Wälder nicht sehr schmackhaft. Sie werden vielfach von Vögeln gefressen, daher der Name Vogelkirsche. Von dort aber verpflanzt man die ausgegrabenen jungen Bäumchen in die Obstgärten und veredelt sie. So hat denn eine uralte Pflege die süßesten Früchte erzielt, von denen wir als die wichtigsten Sorten die große, schwarze Herzkirsche und die kleine, schwarze, runde Vogelkirsche nennen wollen. Roh und ein- gemacht schmecken die Kirschen gleich lecker. Um die Vögel, namentlich die Sperlinge und Dohlen, denen das Fleisch der Kirschen ebenso gut mundet wie uns, zu verscheuchen, bringt man wohl große Strohmänner in den Bäumen an. Die Kirschkernbeißer verschmähen das Fleisch, richten ihre Angriffe viel mehr auf die Steine, welche sie, um die Kerne zu erlangen, mit ihrem großen Schnabel geschickt aufzuknacken wissen. Aus den Kirschen stellt man in Süddeutschland und der Schweiz das Kirschwasser her, das nach bitteren Mandeln riecht und schmeckt. Nicht bloß durch seine Früchte, auch durch sein Holz nützt uns der Kirschbanm; denn es wird von Schreinern und Drechslern zu den verschiedensten Gegenständen verarbeitet. Selbst die Rinde findet zu Dosen Verwendung. Sie ist glatt und lederartig, an alten Stämmen asch- grau, an den jüngsten Zweigen glänzend rotbraun. Aus der geborstenen Rinde quillt häufig eine Art Gummi hervor, das in einigen Gegenden wohl Katzengold genannt wird. Die Blüten des Kirschbaums stehen meist zu je zwei bis fünf bei- sammen; sie entwickeln sich schon vor den Blättern. Das grüne Knöpfchen mit den fünf grünen Blättchen heißt der Kelch. Die fünf weißen Blätter auf dem Kelchrande werden die Krone genannt. Weiter im Innern der Blüte stehen auf dem Kelchrande viele weiße Fäden mit gelben Knöpfchen, das sind die Staubgefäße, und auf dem Grunde des Kelches befindet sich ein runder Knoten mit einem stärkeren Faden, der oben in einen Kopf endet, das ist der Stempel, aus dem sich schließlich die wohlschmeckende Kirsche bildet. Nach M. Kraß und H. Landois. 172. Das Liedtein vom Kirschöaum. 1. Zum Frühling sprach der liebe Gott: „Geh, deck dem Würmlein seinen Tisch!" Darauf der Kirschbaum Blätter trug, Viel tausend Blätter, grün und frisch.

3. Bd. 1 - S. 136

1911 - Straßburg : Straßburger Dr. und Verl.-Anst.
136 Iii. Die heimatliche Flur im Jahreslaufe. 173. Wor der Menenwerkflatt. Die Kinder waren bei ihrem Onkel, der einen schönen Bienenstand im Garten hinter dem Hause hatte. Er führte sie umher, und folgende Unterhaltung entspann sich. Onkel: „Ihr kennt doch Häuser, in denen so viele fleißige Arbeiter den ganzen Tag emsig die Hände rühren und sich abmühen, daß das Werk gedeihe, welches sie treiben? Das sind Fabriken, und die Arbeiter sind Fabrikarbeiter." Knabe: „Ich kenne eine Zigarrenfabrik, eine Maschinenfabrik und eine Tuchfabrik." Onkel: „Es gibt unzählige Fabriken. Aber ich werde euch jetzt einmal zu einer Fabrik führen, in welcher nicht Menschen, sondern Tiere angestrengt arbeiten, in welcher aber ebenso große Ordnung, so großer, unermüdlicher Fleiß zu schauen ist, wie in einer Werkstätte der Menschen. Wandern wir also zu den Bienen, zu den kleinen, munteren Tierchen, denen ihr eure Honigsemmeln zu danken habt." Mädchen: „Ei, da freue ich mich! Aber wenn sie mich stechen?" Onkel: „Wenn wir die Bienen nicht necken oder in ihrer Arbeit stören, tun sie uns nichts zuleide." Der Onkel war mit den Kindern an die Bienenstöcke getreten und erklärte ihnen nun das Leben und Treiben der fleißigen Gesellschaft. „Seht, wie munter hier jede ans Werk geht! Jeder Arbeiter scheint seine Pflicht zu kennen. Einige kommen aus Feld und Garten heim und bringen ihre Beute mit; einige fliegen erst aus. Einige scheuern, putzen und reinigen die Gemächer; andere versorgen die Maden, die aus den Eiern kriechen, mit Nahrung. Betrachtet euch jetzt recht die munteren Fabrik- leute. Die kleinen find die eigentlichen Arbeiter. Eine jede hat an dem Schienbeine eine ausgehöhlte Schaufel und am Fuße eine Haarbürste. Mit diesen Werkzeugen wandern sie nun hinaus ins Feld; sie fliegen von einer Blume zur andern: hier setzen sie sich in das duftende Häuschen einer Rose, dort in den weißen Kelch einer Lilie, hier auf das wiegende Haupt einer Butterblume, dort auf die Blütenbüschel eines Lindenbaumes. Mit dem Bürstchen bürsten sie sich den feinen Blumenstaub in die Höhlungen am Schienbein und machen ihn ganz fest, so daß es aussieht, als ob sie gelbe Höschen anhätten. Dann fliegen sie mit den gelben Höschen zurück in den Bienenstock, ziehen sie aus und bereiten das Wachs daraus, zu dem sie aber auch noch Wasser und Honig brauchen." Kinder: „Mer wie bereiten sie den schönen, süßen Honig?" Onkel: „Sie saugen mit der Zunge den Honig aus den Blumen, bringen ihn dann in den Honigmagen und geben ihn, wenn sie nach Hause kommen, wieder von sich. Sie füllen ihn in Zellen, welche sie

4. Bd. 1 - S. 176

1911 - Straßburg : Straßburger Dr. und Verl.-Anst.
176 in. Die heimatliche Flur im Jahreslaufe. 5. „Vergeht nicht mein, vergeht nicht mein!" — Das ist der Wachtel Bitt — „Und räumt mir auch ein Restchen ein Von eurem Ährenschnitt! Vergesset nicht des Armen heut, Wenn euch der gute Tag erfreut!" 6. „Behüt euch Gott, behüt euch Gott!" — Das ist der Wachtel Gruß — „Es kommt die bittre Wintersnot, Darum ich scheiden muß. Der Herr bewahr euch alle fromm, Bis übers Jahr ich wiederkomm!" Ad. Stöber. 216. Der Kerbst, ein reicher Zahlmeister. Der Herbst ist der Zahlmeister des Jahres. Der Sommer hat wohl schon manche Bezahlung auf Abschlag gemacht; aber der Herbst führt doch die Hanptkasse. Auch hat er nicht bloß einen Zahltag, sondern gar viele, also daß die Menschen beinahe nicht Hände genug zum Ein- nehmen haben. Deswegen findet er überall fröhliche Gesichter. Wie schön putzt er aber auch seine Gaben aus! Betrachtet nur die rotbäckigen Äpfel an den Bäumen, große und kleine und von allen Mustern, und dann die Birnen, von denen manche aussehen, als ob sie von Wachs gemacht seien. Diese sind indes nicht immer die besten, und es heißt auch bei ihnen oft: „Der Schein trügt." Manche haben eine rauhe Schale, sind aber inwendig voll Saft und Wohlgeschmack. Die Zwetschenbäume hängen häufig so voll, daß die Äste die Last kaum tragen können und froh sind, wenn die Menschen nur zugreifen. Die Nußbäume warten oft gar nicht darauf; sie haben monatelang in der Stille geschafft, öffnen jetzt ihre grünen, bittern Schalen und zeigen ihr Kunstwerk und lassen es endlich auf die Erde fallen. Die Hasel- nußsträuche«haben ebenfalls ihre goldenen Nüsse in Bereitschaft und lassen sie aus gar netten Säckchen oben heraussehen, damit die Menschen gleich wissen, was drin steckt. Da kommen denn vorzüglich Buben und Mädchen und langen zu und knacken, ohne daß es ihnen die Sträucher wehren. 2lber alle Nüsse bekommen sie doch nicht; denn das Eich- hörnchen hat sich auch sein Teil geholt, um für den kalten Winter Vor- rat zu haben. Von den Schatzgräbern, diesen Betrügern, mag ich nichts hören; aber die Schatzgräber im Herbste sehe ich mit Lust. Gold und Silber 3. „Vertrau dem Herrn, vertrau dem Herrn!" — Das ist der Wachtel Ruf — „Der Herr behütet jährlich gern Die Saaten, die er schuf; Und ob es donnert, blitzt und kracht, Getrost! der Herr im Himmel wacht." 4. Gott Lob und Preis, Gott Lob und Preis!" — Das ist der Wachtel Lehr — „Die Felder sind zur Ernte weiß, Gebt unserm Gott die Ehr! Für jede Garbe Gott sei Dank, Die unter eurer Sichel sank!"

5. Bd. 1 - S. 138

1911 - Straßburg : Straßburger Dr. und Verl.-Anst.
138 Iii. Die heimatliche Flur im Jahreslaufe. Onkel: „Dann legen sie ihre Honigwerkstatt in einem hohlen Baume an. Da gibt's aber dann sehr viel zu tun. Vor allen Dinge brauchen sie Wärme, und so müssen alle Ritzen und Spalten in der neuen Wohnung verklebt werden. Auch muß die Wohnung so eingerichtet werden, daß keine Feinde und Diebe herein können. Die Bienen be- kommen nämlich Besuche aus andern Bienenstöcken. Diese Fremden wollen stehlen, und oft ziehen sie mit reicher Honigbeute fort. Aber die Bienen haben auch ihre Wachtposten, welche bald die Räuber erkennen und nun zum Kampfe kommandieren. Da gibt's aber keinen Pardon; Sieg oder Tod heißt es. Es wird nicht geruht, bis der Feind hinaus ist." E. Pilz. (Die lleinen Tierfteunde. — Gekürzt.) 174. Das Golteskäferlein. 1. Was schwirrest du hier oben, Klein Gotteskäferlein? — „Ich schwirre, Gott zu loben Im Morgensonnenschein." 2. Was soll dein leises Schwirren? Vernimmt's ja kaum ein Ohr. — „Es kann sich nicht verirren. Es schwirrt zu Gott empor." 3. Was kümmert ihn dein Ehren? Er sieht zu hoch herab! — „Wie sollt' er mich nicht hören, Der mir das Rufen gab?" 4. Er ist so groß da droben, Und du so winzig klein! — „Darum auch soll ihn loben Kleinwinzig Käferlein." C. Braun (Bölchenglöckchen.) 175. Der Maikäfer. 1. Das ist ein unbeholfener Bursch, macht keinen Diener und keinen Knicks vor den schönen, blühenden Bäumen und den lachenden Blumen, wenn er aus der Erde hervorkriecht; er geht dir auch nicht aus dem Wege, wenn er dir entgegenfliegt. „Summ", kommt er daher, und du vermutest nichts Arges; „tsch", prallt er an deine Stirn, auf dein Auge, an deine Nasenspitze, alles einerlei! Da liegt er hernach auf dem Rücken, an der Erde. Sieh nur, wie er zappelt! Sechs Beine hat er, streckt sie hin und her und kann doch nicht wieder auf die Füße kommen; endlich stemmt er seine Flügeldecken auf die Erde, da glückt es ihm. Nun will er wieder fortfliegen; das wird ihm sauer! Aber was für possierliche Flügel das Tier hat! Da sehe ich keine leichten Federn wie beim Vogel, auch keine feine Haut wie beim Bienlein und der Mücke; da sind ja nur zwei harte, braune Schalen, so steif, als hätte sie ihm der Tischler aus Holz gemacht oder der Drechsler aus Horn. Damit soll er das Fliegen schon lassen; aber das sind ja nur die Flügeldecken. Jetzt hebt er sie in die Höhe, es geht noch nicht; nun noch einmal, und noch einmal, und jedesmal nickt er dabei mit dem Kopfe und zählt, wie

6. Bd. 2 - S. 212

1906 - Straßburg : Straßburger Dr. und Verl.-Anst.
212 Iv. Beruf und öffentliches Leben. Soll doch nicht als ein Pilz der Mensch dem Boden entwachsen Und verfaulen geschwind an dem Platze, der ihn erzeugt hat, Keine Spur nachlassend von seiner lebendigen Wirkung! Sieht man am Hause doch gleich so deutlich, wes Sinnes der Herr sei, Wie man, das Städtchen betretend, die Obrigkeiten beurteilt; Denn wo die Türme verfallen und Mauern, wo in den Gräben Unrat sich häufet, und Unrat auf allen Gaffen herumliegt, Wo der Stein aus der Fuge sich rückt und nicht wieder gesetzt wird, Wo der Balken verfault, und das Haus vergeblich die neue Unterstützung erwartet: der Ort ist übel regieret. Denn wo nicht immer von oben die Ordnung und Reinlichkeit wirket. Da gewöhnet sich leicht der Bürger zum schmutzigen Saumsal, Wie der Bettler sich auch an lumpige Kleider gewöhnet. Darum hab' ich gewünscht, es solle sich Hermann auf Reisen Bald begeben und sehn zum wenigsten Straßburg und Frankfurt Und das freundliche Mannheim, das gleich und heiter gebaut ist. Denn wer die Städte gesehn, die großen und reinlichen, ruht nicht, Künftig die Vaterstadt selbst, so klein sie auch sei, zu verzieren. Lobt nicht der Fremde bei uns die ausgebesserten Tore Und den geweißten Turm und die wohlerneuerte Kirche? Rühmt nicht jeder das Pflaster? die wasserreichen, verdeckten, Wohlverteilten Kanäle, die Nutzen und Sicherheit bringen, Daß dem Feuer sogleich beim ersten Ausbruch gewehrt sei? Ist das nicht alles geschehn seit jenem schrecklichen Brande? Bauherr war ich sechsmal im Rat und habe mir Beifall, Habe mir herzlichen Dank von guten Bürgern verdienet. Was ich angab, emsig betrieben und so auch die Anstalt Redlicher Männer vollführt, die sie unvollendet verließen. So kam endlich die Lust in jedes Mitglied des Rates. Alle bestrebten sich jetzt, und schon ist der neue Straßenbau Fest beschlossen, der uns mit der großen Straße verbindet. Aber ich fürchte nur sehr, so wird die Jugend nicht handeln! Denn die einen, sie denken auf Lust und vergänglichen Putz nur; Andere hocken zu Haus' und brüten hinter dem Ofen. I. W. v. Goethe. 176. Das Testament. Auf einer Reise, die ich nach Vollendung meiner medizinischen Studien durch Frankreich machte, kam ich nach Reims. Ich hatte die Merkwürdigkeiten der alten Stadt besehen; der Morgen war heiß, und ich kam hungrig und durstig in den Gasthof zurück. Man hatte sich eben zu Tische gesetzt. Ich forderte ein Glas Wasser. Aber das Wasser war so schlecht, daß ich es trotz meines Durstes

7. Bd. 2 - S. 269

1906 - Straßburg : Straßburger Dr. und Verl.-Anst.
V. Aus Dichtung und Sage. 269 Suchet das Nützliche dann mit unermüdetem Fleiße, Endlich begehrt er das Gute, das ihn erhebet und wert macht. In der Jugend ist ihm ein froher Gefährte der Leichtsinn, Der die Gefahr ihm verbirgt und heilsam geschwinde die Spuren Tilget des schmerzlichen Übels, sobald es nur irgend vorbeizog. Freilich ist er zu preisen, der Mann, dem in reiferen Jahren Sich der gesetzte Verstand aus solchem Frohsinn entwickelt, Der im Glück wie im Unglück sich eifrig und tätig bestrebet; Denn das Gute bringt er hervor und ersetzet den Schaden." Freundlich begann sogleich die ungeduldige Hausfrau: „Saget uns, was ihr gesehen! denn das begehrt' ich zu wissen." „Schwerlich",' versetzte darauf der Apotheker mit Nachdruck, „Werd' ich so bald mich freun nach dem, was ich alles erfahren. Und wer erzählet es wohl, das mannigfaltigste Elend! Schon von ferne sahn wir den Staub, noch eh' wir die Wiesen Abwärts kamen; der Zug war schon von Hügel zu Hügel Unabsehnlich dahin, man konnte wenig erkennen. Als wir nun aber den Weg, der quer durchs Tal geht, erreichten, War Gedräng' und Getümmel noch groß der Wandrer und Wagen. Leider sahen wir noch genug der Armen vorbeiziehn, Konnten einzeln erfahren, wie bitter die schmerzliche Flucht sei, Und wie froh das Gefühl des eilig geretteten Lebens. Traurig war es zu sehn, die mannigfaltige Habe, Die ein Haus nur verbirgt, das wohl versehne, und die ein Guter Wirt umher an die rechten Stellen gesetzt hat, Immer bereit zum Gebrauche, denn alles ist nötig und nützlich; Nun zu sehen das alles, auf mancherlei Wagen und Karren Durcheinander geladen, mit Übereilung geflüchtet. Über dem Schranke liegt das Sieb und die wollene Decke; In dem Backtrog das Bett und das Leintuch über dem Spiegel. Ach! und es nimmt die Gefahr, wie wir beim Brande vor zwanzig Jahren auch wohl gesehen, dem Menschen alle Besinnung, Daß er das Unbedeutende saßt und das Teure zurückläßt. Also führten auch hier mit unbesonnener Sorgfalt Schlechte Dinge sie fort, die Ochsen und Pferde beschwerend: Alte Bretter und Fässer, den Gänsestall und den Käsig. Auch so keuchten die Weiber und Kinder, mit Bündeln sich schleppend, Unter Körben und Bütten voll Sachen keines Gebrauches; Denn es verläßt der Mensch so ungern das Letzte der Habe. Und so zog auf dem staubigen Weg der drängende Zug fort, Ordnungslos und verwirrt. Mit schwächeren Tieren der eine Wünschte langsam zu fahren, ein andrer emsig zu eilen. Da entstand ein Geschrei der gequetschten Weiber und Kinder

8. Bd. 2 - S. 478

1906 - Straßburg : Straßburger Dr. und Verl.-Anst.
478 Viii. Bilder aus der Naturkunde. wunderung jener Macht, welche aus dem kleinen, geflügelten Samen- korne, noch nicht so groß als eine Linse, eine solche Riesenpflanze zu bilden vermag. Die Menschen haben aber auch Respekt vor einer solchen Tanne und hauen sie nicht, wie die Eiche oder Buche, in Stücke, sondern nehmen ihr nur die Äste, damit sie glatt und schlank dastehen möge als ein kräftiger Mastbaum, der den Meeresstürmen widersteht und das schwere Segel zu tragen vermag. Freilich widerfährt solche Ehre nur den höchsten Bäumen, und die minder ausgezeichneten müssen es sich gefallen lassen, daß man sie zu Brettern zersägt und in eine Tischler- atrtb Drechsler- Werkstatt bringt. Aber der Handwerker merkt es sogleich, daß er das edelste Fichtenholz vor sich hat; denn das Holz der Edeltanne ist bei weitem weißer, leichter und biegsamer als das Holz ihrer bürgerlichen Schwester, der Rottanne, oder ihrer bäuerlichen Muhme, der Kiefer. Als ein vornehmer Baum mag die Edeltanne nicht gern in der Tiefebene bleiben und sucht die höhere, reinere Lust der Berge, fordert jedoch immer einen trockenen, fruchtbaren Boden, während die Rottanne sich mit steinigem Erdreich begnügt und die Kiefer gar mit dem Sande zufrieden ist. Auch die Nadeln sind bei der Edeltanne am schönsten; glatt und flach, an der Spitze zierlich ausgerandet, haben sie aus der Unterseite zwei weißliche Längslinien, die ihnen einen weißlichen Silber- schimmer verleihen, der zu dem Dunkelgrün der Oberfläche einen schönen Gegensatz bildet. Man hat deshalb den Baum mit Recht Weißtanne oder Silbertanne genannt. Festgewurzelt in ihrem Boden wie die Eiche steht sie und läßt ruhig die Stürme und Wetter ihr Haupt umtosen; der heftige Windstoß mag ihr ein Zweiglein rauben, aber der Stamm bleibt fest und uner- schüttert. Und würde man es diesem starren und starken, rauhen und stolzen Stamme ansehen, daß er sich biegsam zur Schachtel formen läßt, um das Eigentum der Menschen zu bewahren, und daß er voll musikalischer Anlagen sei und in unsern Klavieren und auf unsern Geigen Musik mache? Der weiche, schmiegsame, dünne Resonanzboden im Pianoforte ist von der Tanne genommen, und wenn sie nicht dazu hülfe, die schwin- gende Saite tönen zu lassen und selber mit zu schwingen, würden die Töne des Klaviers nicht dein Ohr berühren. Nach A. W. Grube (Gekürzt.) 373. Aus dem Walde. 1. Mit dein alten Förster heut Bin ich durch den Wald gegangen, Während hell im Festgeläut Aus dem Dorf die Glocken klangen. 2. Golden floß ins Laub der Tag, Vöglein sangen Gottes Ehre, Fast, als ob's der ganze Hag Wüßte, daß es Sonntag wäre.
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