Autor: Wetzel, Friedrich, Richter, Carl, Menges, Heinrich, Menzel, J.
Auflagennummer (WdK): 32
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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Der größte Theil des Landes ist nicht sonderlich ergiebig; besonders gilt
dies von dem Rücken der Höhen. Daber sind weit mehr die vielen Thäler, die
zugleich durch Freundlichkeit anlocken, zu Wohnplätzen auäersehen. Hier ist das
Klima milder als auf den Höhen. Getreide- und Obstbau wird mit Erfolg be-
trieben, in den zum Maingebiet gehörigen südlichen Streifen des Landes sogar
Weinbau. Diejenigen Thalgründe. welche oft und leicht den Ueberschwemmungen
der Flüsse ausgesetzt sind, benutzt man zu ergiebigen Wiesen. An den gewöhnlich
steilen Thalwänden stehen die Häuser, daher sie an der Bergseite einstöckig, an
der Thalseite zweistöckig sind.
Das Hessenland gehört dem Rbeingebiet wie dem Wesergebiet an.. Von
jeher wurde es daher von wichtigen Straßen durchzogen, welche vom Rhein und
Main nach der Fulda und Werra führen. An diesen den Flüssen entlang füh-
renden Straßen wurden auch die wichtigsten Oerter gegründet. An der Fulda
liegt die Stadt gleiches Namens; sie ist an derjenigen Stelle des Flußthales er-
baut, wo der Apostel der Deutschen, Bonifazius, im Jahre 744 ein Kloster
gründete. Wandert man von Süden her auf die Stadt zu, so sieht man sie in
einem unmuthigen Wiesenthale mit ihren vielen Thürmen vor sich, umgeben von
stattlichen Klostergebäuden und Kirchen auf den Hügeln und Bergkrippen ringsum.
Eine Hauptzierde der Stadt ist die erzene Bildsäule-des Bonifazius. Das gott-
begeisterte Auge desselben schaut aufwärts, die Rechte erhebt das Kreuz, die Linke
hält eine Bibel. In einer Gruft der Domkirche liegen die Gebeine des Apostels.
Alljährlich, in der Woche des 5. Juni, wird mit großer Feierlichkeit das Bonifazius-
fest begangen. Dann strömt das Volk aus der Umgegend zum Grabe des
frommen Heidenbekehrers. Die Einwohner ganzer Ortschaften kommen und gehen
mit Sang und Klang, mit dem Schmuck heiliger Bilder, mit Kerzen und Fahnen.
Vom Morgen bis zum späten Abend schallen die Gesänge aus der Gruft, in
welcher sich die gläubige Menge drängt, um an dem Grabe des Apostels
zu beten. — Weiter unten im Fuldathale, da, wo in dasielbe die von der Lahn
herkommende Straße eintritt, liegt die Hauptstadt der Provinz, Kassel.
Gar anmuthig ist ihre Lage in dem weiten.fuldabecken, welches der ansehnliche
Fluß in mehrfachen Windungen durchzieht. In Hinsicht auf Gewerbfleiß kann
sich Kassel den thätigsten Städten Preußens anreihen. Auch sein Handel ist be-
deutend; denn er wird durch den Verkehr auf dem schiffbaren Fluffe befördert.
Au der Lahn, also im Rheingebiet, liegt Marburg. Es erhebt sich auf
und an einem weit in das Flußthal vorspringenden steilen Bergrücken, von welchem
aus dasselbe nach beiden Richtungen hin beherrscht wird. Der höchste Punkt, das
Schloß, ragt über die ganze Stadt hinweg. Enge, steile Straßen führen zu ihm
hinauf. Einen schönen Anblick gewähren auch die alterthümlichen, am Berg-
. ab hang übereinander stehenden Häuser. In Marburg stiftete des Landgrafen
Ludwig fromme Gemahlin, die heilige Elisabeth, ein Krankenhaus, in welchem
sie unablässig der Pstege stpn Elenden und Kranken oblag, und in welchem sie
-ihren Anstrengungen in blühenden Jahren erlag. Ihre Grabesstätte zog bald
unzählige Schaaren von Andächtigen hierher, und Marburg wurde ein berühmter
Wallfahrtsort. Die Wichtigkeit der Dtadt gründet sich ferner auf ihren regen
Handelsverkchr. — Eine andere hessische Stadt ist Hanau. — Sie liegt in dem Win-
kel, welcher durch den Ausfluß der Kinzig in den Main gebildet wird. Im 16. Jahr-
hundert ließen sich hier evangelische Niederländer nieder, welche um ihres Glaubens
willen aus dem Vaterlande vertrieben worden waren. Diese kunststeißigen Ein-
wanderer machten dm Ort zu einem Sitz des Gewerbcsteißes und des Handels.
Letzterer wird durch die günstige Lage sehr befördert. Die Waaren gehm theils den
Main abwärts nach Westen, in den Rhein; theils den Main aufwärts, nach
Franken hinein; theils die Kinzig hinauf, ins Thal der Fulda hinüber. Besonders
lebhaft ist der Handel mit Holz. Es kommt vom Speffart hierher und wird
nach den Niederlanden geflößt.
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Extrahierte Personennamen: Apostel Bonifazius Bonifazius Apostels Apostels Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Main Fulda Fulda Bonifazius Bonifazius Domkirche Fuldathale Kassel Rheingebiet Marburg Marburg Marburg Hanau Main Main Rhein Main Fulda
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Tafel- und Griffelschiefers. Viele Gebäude erhalten jährlich vom Thü-
ringer Walde ihr Dach und Tausende von Kindern ihre Tafeln und
Griffeln. Zum Einrahmen der Tafeln allein werden jährlich an 600
Klaftern Holz verbraucht. Eisen liefern- die Berge des Thüringer
Waldes jährlich gegen 120,000 Centner. Am ergiebigsten sind die
Eisenwerke bei Suhl, Saatfeld und Lobenstein. In Suhl allein
werden jährlich 7000 Centner Eisen und Stahl zu Flinten, Beilen,
Bohrern, Messern und Scheeren verarbeitet. An Brennmaterialien lie-
fert der Thüringer Wald besonders Steinkohlen. — Auch Glashütten
giebt es auf dem Gebirge viele; die größte derselben ist zu Lauscha,
südwestlich von Saalfeld. — Ein anderer Erwerbszweig ist der Fang
der Singvögel, besonders der Finken. Dieselben werden nach dem
Fange mit großer Sorgfalt gepflegt und Monate lang geübt, daß sie
einen recht schönen, gleichmäßigen Schlag annehmen. Die besten Sän-
ger werden oft mit 12 bis 14 Thalern bezahlt; doch sind auch viele
unter den gefangenen Vögeln, an denen alle Mühe und Sorgfalt ver-
geblich ist, und die oft für wenige Groschen verkauft werden. Häufig
halten auch die Bewohner des Thüringer Waldes die Vögel zum eigenen
Vergnügen. Vor allen Fenstern sieht man in den Gebirgsdörfern
Vogelbauer hängen und hört die Finken schlagen, einen immer schöner
als den andern. — Wenn der Sommer kommt, so bedecken Erd-, Heidel-
und Preißelbeeren den Boden des Waldes. Unter Sang und Lust
ziehen dann die Leute hinaus, um die würzigen Beeren zu sammeln
und sie den Bewohnern der Städte zuzuführen.
2. Nach Norden hin breiten sich vor dem Thüringer Walde ge-
segnete Auen aus, auf denen der Weizen, der Roggen, mancherlei Oel-
srüchte und Obstbäume trefflich gedeihen. — Bei der Stadt Eisenach,
die zum Großherzogthum Weimar gehört, schaut von einem steilen
Berge ein altes Schloß mit Mauern und Thürmen in die Ebene
hinaus. Das ist die Wartburg, wo vor länger als 300 Jahren
Luther gewohnt hat, als der Kurfürst von Sachsen ihn gegen die Nach-
stellungen seiner Feinde sichern wollte. Oestlich von Eisenach liegt die
Hauptstadt von Thüringen, Erfurt. Die Lckadt ist sehr alt. Die
Sage berichtet, daß sie im 5. Jahrhundert nach Christi Geburt ge-
gründet worden sei. Bonifazius soll an der Stelle, wo heut der Dom
steht, zuerst das Kreuz aufgepflanzt haben. Das von ihm im Jahre
740 errichtete Bisthum ging bald wieder ein. Karl der Große verlieh
der Stadt schon manche Gerechtsame. Eine besondere Quelle des Reich-
thums wurde für sie der Waidbau und der Handel. Im 13. Jahr-
hundert stieg die Einwohnerzahl auf 60,000. Die Stadt war zu die-
ser Zeit Mitglied der Hansa und erwarb sich fast die Rechte einer
Freien Reichsstadt. Die Reformation wurde von derzmrgerschaft wil-
ig angenommen; in Folge dessen entstanden manche Streitigkeiten zwi-
chen ihr und der katholischen Geistlichkeit. Im Bauernkriege wurden
Archen und Klöster geplündert. Die silbernen Särge, welche im Dom
landen, rettete der Rath der Stadt, ließ jedoch nachher aus denselben
ne sogenannten Sarggroschen mit Todtenkopf und gekreuzten Knochen
rügen. Viel Leiden brachten der dreißigjährige und der siebenjährige
srieg über die Stadt. Im Jahre 1802 kam Erfurt an Preußen. —
Inter den Kirchen ist am merkwürdigsten der alte, ehrwürdige Dom.
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Extrahierte Personennamen: Bonifazius Bonifazius Karl
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welchem am 2. Mai 1813 die Preußen und Russen den ersten Kampf
im Freiheitskriege mit den Franzosen zu bestehen hatten. Zur Erin-
nerung daran ist eine 80 Fuß hohe Säule errichtet, welche die In-
schrift trägt: „Die gefallenen Helden ehrt dankbar König und Vater-
land. Sie ruhen in Frieden! Den 2. Mai 1813." Eine Stunde
davon entfernt, in der Nähe von Lützen, liegt das Schlachtfeld, auf
welchem König Gustav Adolph am 16. November 1632 den Heldentod
starb. Im Jahre 1838 ist zur dankbaren Erinnerung an ihn ein Denk-
mal errichtet worden. In der Nähe von Dürrenberg, unweit des
Dorfes Keuschberg, findet man noch Ueberreste von Erdwällen und
Schanzen, welche aus der Zeit stammen, als der deutsche König Hein-
rich I. im Jahre 933 auf diesem Felde das Heer der Ungarn in furcht-
barer Schlacht vernichtete. Noch jetzt wird alljährlich in der Kirche zu
Keuschberg ein Dankgottesdienst zum Andenken an den herrlichen Sieg
abgehalten, durch welchen die Macht des wilden Heidenvolkes über die
deutsche Christenheit gebrochen ward.
In nordöstlicher Richtung von Naumburg liegt an der Saale die
Stadt Merseburg. In dem schönen Dome ist Herzog Rudolph von
Schwaben begraben, der im Jahre 1080 mit Heinrich Iv. um die
Kaiserkrone rang. Er starb im Schlosse zu Merseburg an seinen schwe-
ren Wunden. Im Kampfe war ihm die rechte Hand abgehauen wor-
den. Man fand dieselbe auf dem Schlachtfelde, und als man sie ihm
zeigte, ries er schmerzvoll aus: „Das ist die Hand, mit der ich dem
Kaiser den Eid der Treue geschworen!" Noch jetzt wird dieselbe Je-
dem gezeigt, der in dem Dome sich umherführen läßt. Das alte, geräu-
mige Schloß, das auf einem Hügel an der Saale liegt, war ehedem
der Sitz eines Bischofs; später residirten Herzöge von Sachsen-Merse-
burg darin. — Nordwärts von Merseburg mündet auf dem rechten Ufer
der Saale die weiße Elster in dieselbe.
2. Eine der bedeutendsten Städte an der Saale ist Halle. Die
Stadt verdankt ihren Ursprung dem Salz, das schon seit der Zeit
Karls des Großen in dieser Gegend gewonnen wurde. Das Salz
wird von den Halloren bereitet. Diese sind Nachkommen der Wenden
und haben bis jetzt noch vielfach die Sitten ihres Volksstammes be-
wahrt. Aus alter Zeit sind ihnen auch noch manche Gerechtsame ge-
blieben. Sie stehen untev einem eigenen Beamten, dem die Leitung
der Arbeit und die Handhabung der Ordnung unter ihnen zusteht.
Dieser Beamte heißt der Salzgras. Auch das Recht des freien Fisch-
und Vogelfanges ist ihnen bis auf den heutigen Tag verblieben. In
jedem Herbste senden sie dem Könige die ersten Lerchen, die sie fangen.
Zu Neujahr überreichen sie ihm, wenn er bei Tafel sitzt, als eine
Lehnsgabe Salz, eine große Schlackwurst und Sooleier. Dafür wer-
den sie im Schlosse gespeist und dürfen jedem Könige nach der Thron-
besteigung in einem feierlichen Aufzuge besonders huldigen. Der Kö-
nig schenkt ihnen zu diesem Zwecke ein Pferd aus seinem Marstalle
rnd eine neue Fahne. Bei Feuers- und Wassersnoth leisten die Hallo-
:en der Stadt treffliche Dienste; auch besorgen sie oft die Bestattung
>er Leichen und erscheinen dabei in ihrer alten Volkstracht. — In den
Walzwerken zu Halle ist die Sook so gut, daß sie nicht erst auf Gra-
irwerken von erdigen und wässerigen Bestandtheilen gereinigt zu werden
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolph Gustav Rudolph_von
Schwaben Heinrich_Iv Heinrich Karls
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4. Heinrichs Tod.
Im Jahre 936 begab sich Heinrich mit geringer Begleitung nach
Memleben an der Unstrut. Da stand in jener Zeit eine prächtige
Pfalz, und neben dieser ein schönes Kloster. — Heut ist Memleben ein
schlichtes Dorf, in dem nur noch die Reste einer stattlichen Kirche an
vergangene Herrlichkeit erinnern. Hier ward der König krank. Er
fühlte, daß sein Ende nahe sei, und ergab sich in Gottes Willen. In
Gegenwart seiner Söhne und einiger vornehmer Sachsen hauchte er
seine Seele aus. Der Klageruf drang schnell zu seiner Gemahlin, der
frommen Königin Mathilde. Von Schmerz bewegt, trat sie in das
Sterbezimmer. Zu ihren Söhnen, welche weinend an des Vaters
Lager standen, sprach sie: „Meine theuren Söhne, schreibt euch in das
Herz, was ihr hier sehet; ehret Gott, und fürchtet den, der Macht hat,
solches zu thun." Es war Sonnabend, der 2. Juni 936, als Heinrich
starb. Das Grab wurde ihm in Quedlinburg bestellt, in dem Klo-
ster, welches er selbst gegründet hatte. In der Kirche desselben vor
dem Altar wurde unter dem Wehklagen einer unzähligen Menschen-
menge die Leiche beigesetzt. Noch heut ruht sie an dieser Stelle, und
wer nach Quedlinburg kommt, besucht gern die geweihte Stätte. In
der Unterkirche, die man dort das alte Münster nennt, bezeichnet eine
einfache Marmorplatte Heinrichs Grab. Die Platte ist geborsten und
in eichene Bohlen gefaßt, die von vier kurzen Pfosten an den Ecken ge-
tragen werden. Kein Sonnenstrahl dringt in dieses Königsgrab. Es
ist aber ein schönes Sinnbild für König Heinrich, der das Große gern
in der Stille that.
13. Heinrich der Vogelsteller.
>' (Lies: Schul-Lesebuch Ausgabe Seite 388; Ausgabe B. Seite 326).
16. Kaiser Heinrichs Waffen.
Als Heinrich Kaiser ward im Reich,
schickt er zum Waffenschmied sogleich:
Er soll dem Kaiser schaffen
die kaiserlichen Masten.
Zu Goßlar war's im hohen Schloß,
da tummelt sich der Diener Troß;
da will der Kaiser kühle
ruhn in der Mittagsschwüle.
Erst hing er Schwert und Schildesrand
zu seinen Häupten au die Wand,
und streckt aufs Lager nieder
die kaiserlichen Glieder.
Da fuhr ins Schloß ein Donuerschlag
dicht neben, wo der Kaiser lag;
er aber schlief in Frieden,
den Gott gesalbt hienieden.
Die Diener stürzen schnell zu Häuf;
da wacht der Kaiser ruhig auf,
sieht staunend seine Waffen
noch heiß und umgeschaffen.
2
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Extrahierte Personennamen: Heinrichs Heinrichs Heinrich Heinrich Mathilde Heinrich Heinrich Heinrichs Heinrichs Heinrich Heinrich Heinrich Heinrichs Heinrichs Heinrich_Kaiser Heinrich
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Er rief mit freudigem Gemüth:
„Mau schmiede, wenn das Elsen glüht!"
und schwang sogleich den Hammer,
daß dröhnte Haus und Kammer.
Und als darauf der Schmied erschien,
des Kaisers Willen zu vollziehn,
ganz seines Winks gewärtig,
war Schild und Schwert schon fertig.
Das Schwert, das er sich selbst gemacht,
der Kaiser schwang's in mancher Schlacht;
der Schild, von Blitz geschmolzen,
hielt gegen Spieß und Bolzen.
Das Schwert, von Gottes Blitz geweiht,
schwang zürnend er wie Blitz im Streit
in zwei und sechszig Kämpfen,
des Reiches Feind zu dämpfe».
17. Otto I.
(936 bis 973).
1. Seine Krönung.
Nach Heinrichs Tod versammelten sich die Großen der Franken
und der Sachsen zur Wahl eines neuen deutschen Königs. Sie erkoren
Heinrichs Sohn; der hieß Otto. Nach der Wahl brach dieser, von
vielen edlen Fürsten begleitet, von Quedlinburg nach Aachen auf. Er
wünschte, daß daselbst auch die übrigen deutschen Fürsten seine Wahl
bestätigten. — In einer Säulenhalle neben dem Dom, welchen Karl
der Große hatte bauen lassen, versammelten sich am 8. August 936 die
Großen aus allen deutschen Landen, erhoben Otto feierlich auf den
Thron und gelobten ihm unter Handschlag Treue ans immerdar und
Beistand gegen alle seine Widersacher. — Otto hatte bei dieser Feier-
lichkeit sein weites sächsisches Gewand abgelegt und trug ein knappes
Kleid nach Sitte der Franken, weil er auf fränkischem Boden die Krone
empfing. In feierlichem Zuge, von den Herzögen, Grafen und Herren
begleitet, begab er sich nach dem Doni. Wer nach Aachen kommt, kann
denselben heute noch sehen. In der ^ Gestalt eines Achtecks steigt er zu
mächtiger Höhe empor. Im Innern läuft ein zwiefacher, mit Säulen
gezierter Umgang herum. In der Mitte auf dem Boden ist die Stelle
bezeichnet, wo der große Kaiser Karl sein Grab gefunden hat. Die
Gänge oben erfüllte dicht gedrängt das Volk, das von weit und breit
herbeigeströmt war, dem festlichen Tage beizuwohnen. In benannteren
Raume aber erwartete der Erzbischof Hildebert von Mainz mit allen
Erzbischöfen, Bischöfen und vielen Priestern den jungen König. Als
dieser in der Pforte erschien, schritt der Erzbischof ihm entgegen und
führte ihn bis in die Mitte des Domes, wo Kaiser Karls Grabstein
liegt, und wo Otto von allen Seiten erblickt werden konnte. Hier
wandte er sich um und rief laut zum Volke: „Sehet, ich führe euch
Otto zu, den Gott zu eurem König erwählt, König Heinrich bestimmt
und alle Fürsten erhoben haben. Gefällt euch solche Wahl, so erhebt
eure Rechte zum Himmel!" — Und Alle erhoben die Hände, und
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Extrahierte Personennamen: Gottes_Blitz Otto_I. Heinrichs Heinrichs Heinrichs Heinrichs Otto Karl
der_Große Karl August Otto Otto Karl Karl Hildebert Karls Otto Otto Heinrich Heinrich
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verdanken meinte, setzte er nie aufs Haupt, ohne vorher gefastet zu
haben.
Unter allen Königen aus dem Stamme der Sachsen ist Otto
der berühmteste. Alle seine Feinde haben seine gewaltige Hand ge-
fühlt. Wer ihm zu widerstehen wagte, den warf er zu Boden. Es
war traurig, daß er gegen den eigenen Bruder Heinrich, welcher das
Banner der Empörung aufpflanzte, streiten mußte. Er besiegte ihn
mehrere Male, vergab aber großmüthig dem Reuigen seine Fehle. Die
Wenden empfanden gar oft die Schwere seines Armes. Selbst gegen
feie Dänen war er siegreich. Die Ungarn hat er in der heißen Schlacht
auf dem Lechfelde an der Donau so aufs Haupt geschlagen, daß sie
seitdem nie wieder deutschen Boden betraten. Auch über die Alpen
führte er seine Schaaren, bezwang die stolzen Städte der Lombardei
und ließ sich zu Rom mit der Kaiserkrone krönen. Alle Fürsten de-
müthigten sich vor dem gewaltigen Kaiser.
3. Ottos Tod.
Wie seinen Vater Heinrich, ereilte auch ihn der Tod in Mem-
leben. Sein Leichnam wurde nach Magdeburg gebracht; hier ruht
er neben dem seiner Gemahlin Editha in einem marmornen Sarge.
Der Besetzung der Leiche wohnten viele deutsche Fürsten bei. Der
Erzbischof von Magdeburg segnete sie ein, ehe sie in die Gruft hernieder-
gelassen wurde. Ein prunkloses Denkmal bezeichnet die Stelle. Es ist
eins der merkwürdigsten im Vaterlande. Gern weilt der Wandersmann
da und gedenkt der vergangenen Größe des deutschen Reiches. Das
Volk wurde nicht müde, von den ruhmreichen Thaten des Kaisers Otto
zu erzählen. Es gab ihm den Beinamen des Großen. Auf dem
Sarge aber stehen in lateinischer Sprache diese Worte:
König war er und Christ, der Heimath herrlichste Zierde;
Der hier von Marmor bedeckt.- dreifach beklagt ihn die Welt.
Magdeburg, welches er vor allen Städten auszeichnete, hat das
Andenken des großen Kaisers schon vor Alters durch ein 'Standbild
von Erz geehrt.
18. Otto und Heinrich.
(Lies: Schul-Lesebuch Ausgabe B. Seite 326).
19. Ludwig der Ciserne, Landgraf von Thüringen.
(1140—1172).
1. Wenn auch in alten Zeiten ein Kaiser über Deutschland herrschte,
so wurden doch die einzelnen Landestheile von eigenen Fürsten regiert.
Sachsen und Thüringen hatten lange unter einem Herzoge gestanden.
Aber der Kaiser Lothar erhob einen Grafen Ludwig zum Landgrafen
von Thüringen und übergab ihm und seinen Nachfolgern als selbst-
ständigen Fürsten das Land zur Regierung. Sie sorgten für die Ruhe
und Sicherheit desselben, sprachen Recht und ließen auch eigene Mün-
zen prägen, auf denen das Thüringer Wappen, ein silberner Löwe mit
goldener Krone im himmelblauem Felde, prangte.
Der Sohn Ludwig I. war Ludwig der Eiserne. So nannte
ihn sein Volk, weil er beständig mit eisernem Panzer bekleidet war.
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
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Extrahierte Personennamen: Otto Heinrich Heinrich Ottos Heinrich Heinrich Editha Otto Otto Heinrich Heinrich Ludwig_der_Ciserne Ludwig Lothar Ludwig Ludwig Ludwig_I. Ludwig_der_Eiserne Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Donau Ottos Magdeburg Magdeburg Magdeburg Deutschland Sachsen