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11. Geschichte des Mittelalters - S. 62

1887 - Leipzig : Teubner
62 Karl d. Gr. Friede zu Selz 803. zwang, über die Grenzen ihrer Heimat mit den Franken in den Krieg zu ziehen, sie im I. 793 zu neuem Aufstande und zur abermaligen Vernichtung der christlichen Einrichtungen veranlaßten. Noch 10 Jahre lang (793—803)/^W machte Karl fast jährliche Feldzüge in das Sachsenland, , unterstützt von den Obatriten, einem slavischen Stamme in Mecklenburg, welche von Osten her die Sachsen bedrängten, bis das unglückliche Volk, im Innern völlig gebrochen, sich^' ; nach einem mehr als 30jährigen Kampfe der Fremdherrschaft fügte. Karl hatte die sächsische Volkskraft auch da-^> >V durch zu schwächen gewußt, daß er den Adel des Landes in fränkisches Interesse zog — ein Verfahren, das Eroberer oft mit Glück befolgt haben — und daß er eine große Anzahl von Sachsen in das Innere des Frankenreichs verpflanzte, z. B. nach Sachsenhausen bei Frankfurt und nach Sachsenheim bei Schweinfurt, Sachsenflur bei Königshofen P j an der Tauber u. f. w. Im I. 803 kamen Abgesandte - •' der Sachsen mit fränkischen Großen zu Selz an der fränkischen Saale zusammen, um einen Vergleich zwischen beiden Völkern zu verhandeln und abzuschließen.*) Die -s ^ Sachsen verstanden sich dazu, das Christentum anzunehmen, die fränkische Herrschaft anzuerkennen und Heeresfolge zu leisten; dagegen behielten sie ihre eigenen Rechte und brauchten keine Abgaben zu zahlen mit Ausnahme der /z* Zehnten für die Kirche. J Zur Befestigung des Christentums jy <-0 U wurden 8 Bistümer im Sachsenland gestiftet: Münster und Osnabrück in Westfalen, Minden, Paderborn und Bremen bei den Engern, Hildesheim, Verden und Halberstadt in Ostfalen. Die Sachsen waren in der Folge, nachdem einmal das Christentum bei ihnen Wurzel gefaßt, die eifrigsten Christen. Der Krieg in Spanien. In der Zeit, während welcher Karl mit den Sachsen rang, hatte er zwischendurch *) Man nennt dies gewöhnlich den Frieden zu Selz; aber eine Übereinkunft, durch welche ein Volk sich dem andern unterwirft und seine Selbständigkeit auf giebt, kann nicht Friede genannt werden.

12. Von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 166

1879 - Leipzig : Teubner
166 Die Hohenzollern tu Brandenburg. dem oberen Neckar und hatten Besitzungen in Schwaben und Franken. Im I. 1192 wurde Friedrich I., Graf von Zolre, des Kaisers Burggraf in Nürnberg, als welcher er an des Kaisers Statt die höchste Gerichtsbarkeit und den obersten Kriegsbefehl über eine beträchtliche Anzahl von Städten und Aemtern zwischen Main und Donau ausübte. Seine Nachkommen theilten sich in eine schwäbische Linie (Hechingen und Sigmaringen) und eine fränkische, welche die Burggrafschaft von Nürnberg behielt und die Fürstenthümer Baireuth und Onolzbach (Ansbach) gewann. Die Burggrafen von Nürnberg gehörten zu den bedeutenderen Fürsten des Reiches und haben sich immer durch treue Anhänglichkeit an Kaiser und Reich ausgezeichnet. Friedrich Vi., hervorragend durch seine Weisheit und seine Bildung, tapfer und staatsklug, hatte dem Kaiser Sigismund die wichtigsten Dienste geleistet und sogar dessen Wahl zum Kaiser durchgesetzt. Dafür belohnte ihn Sigismund mit der Statthalterschaft in Brandenburg. Friedrich stellte zunächst die alten Grenzen der Mark Brandenburg wieder her und ließ sich dann die hauptsächlichste Sorge sein, der Unordnung und dem Raubwesen im Innern zu steuern. Die frechsten Räuber im Lande waren die Brüder Dietrich und Hans von Qnitzow, welche 24 Burgen im Besitze hatten und von da aus Dörfer und Städte verheerten und ausplünderten. Als der Statthalter Friedrich ins Land kam, verhöhnten sie „den Nürnberger Tand" und meinten, wenn's auch ein ganzes Jahr sollt' Burggrafen regnen, so würden sie solche doch nicht in der Mark aufkommen lassen. Sie verweigerten ihm den Eid. Aber Friedrich ging frisch und ungesäumt ans Werk. Er bot die wohlgesinnten Städte und Nachbarn auf, lieh von dem thüringer Landgrafen schweres Geschütz, unter andern: die berühmte, schwer fortzuschaffende „faule Grete", und schoß die Raubburgen in Schutt und Trümmer. Die Qnitzows flohen aus dem Lande, die andern Raubritter baten um Gnade. Im I. 1415 trat Sigismund dem Burggrafen die Mark Brandenburg mit der Kurwürde und dem Erz-

13. Von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 67

1879 - Leipzig : Teubner
Pfälzischer Krieg 1623. 67 Tilly bei Wimpfen am Neckar völlig besiegt. Eine unbegründete Sage ist es, daß der Bürgermeister von Pforzheim, Deimling, mit 400 Pforzheimer Bürgern Friedrichs Flucht dadurch, daß er die Brücke über den Neckar vertheidigte, gedeckt hätte, wobei alle den Heldentod gefunden. Unterdeß zog Christian von Braunschweig aus dem Norden heran, um sich mit Mansfeld, der allein sich nicht halten konnte, zu vereinigen. Christian, ein junger, kleiner und schmächtiger Mann mit blassem Gesicht und blitzendem, dunkelem Auge, war ein toller Abenteurer, derzu den Füßen der nnglücklichen Kurfürstiu Elisabeth geschworen hatte, daß er für sie kämpfen und Leib und Leben lassen wolle. Er trug ihren Handschuh auf dem Hut und that „alles für Gott und für sie". Zuerst trat er in Westfalen auf, wo er mit seinen Räuberhaufen die katholischen Kirchen und Klöster ausplünderte. Als er zu Paderborn die goldene, 80 Pfund schwere Statue des h. Liborius fand, fiel er ihm um den Hals und dankte ihm, daß er auf ihn gewartet habe. In Münster fand er 12 silberne Apostel; er machte ihnen Vorwürfe, daß sie so müßig ständen, sie müßten hingehen in alle Welt und den Heiden predigen; damit das geschehe, ließ er Münzen aus ihnen schlagen, mit der Aufschrift: „Gottes Freund, der Pfaffen Feind". Als er an den Main kam, um in die Pfalz einzurücken, wurde er bei Höchst < zwischen Frankfurt und Mainz) von Tilly geschlagen* Mit Mansfeld bereinigt, warf er sich darauf, aus der Pfalz verdrängt, nach Frankreich, von wo sie nach den Niederlanden und dann nach Norddeutschland gingen, vergebens auf neue Unterstützung hoffend. Unterdeß eroberte Tilly die ganze Rheinpfalz und die Haupt- und Residenzstadt Heidelberg, deren Einwohner schauderhaft mißhandelt wurden. Die kostbare Bibliothek zu Heidelberg schenkte Maximilian vonbaiern dem Papste Gregor Xv. ^nt x5. 1623 hielt Ferdinand einen Fürstentag zu Regensburg, auf welchem er dem Herzog Maximilian von Barern zum Lohn für feine großen Verdienste um ihn die Oberpfalz (im Gebiete der Naab, mit der Hauptstadt Am-berg, mit der Kurwürde verlieh.. Die Rhein- und Unter-

14. Von der Französischen Revolution bis zur Erneuerung des Deutschen Kaiserreiches - S. 47

1881 - Leipzig : Teubner
Jemappes 7. it. 8. Nov. 1792. Euftine in Mainz. 47 vember 1792). Infolge davon bemächtigte er sich ganz Belgiens und drang über Aachen vor bis zur Roer. Am Oberrhein war der französische General Custine vom Elsaß aus in die wundeste Stelle des alten deutschen Reiches eingefallen, in die geistlichen und weltlichen Kleinstaaten am Rhein. Er besetzte die Reichsstädte Speier und Worms und am 21. Oktober 1792 die Festung Mainz, deren Werke im kläglichsten Zustande waren. Nachdem der Kurfürst und der zahlreiche Adel seines Hofes Hals über Kopf geflohen waren, hatte der unfähige Kommandant fast ohne allen Widerstand die Festung übergeben. Diese rasche Wegnahme von Mainz, der Grenzfestung gegen Westen, erregte bei den kleinen Herren, die sich vom Breisgau bis Westfalen in die deutschen Rheinlande teilten, einen ungeheuren Schrecken. Keiner fühlte sich iu seiner Residenz mehr sicher; viele ließen Land und Leute im Stich und waren dann höchst erzürnt, wenn die Unterthanen sich nicht für einen Staat und eine Regierung totschlagen lassen wollten, die sie selbst so mutlos aufgegeben hatten. Dies Verhalten der deutschen Reichsfürsten ermutigte Custine, daß er eine Abteilung seiner Truppen über den Rhein schickte und in Frankfurt einrücken ließ, welches 2 Mill. Gulden Brandschatzung bezahlen mußte. Die ganze Umgegend bis nach Weilburg an der Lahn wurde ausgeraubt und gebrandschatzt. Nachdem die Preußen am Rhein die nötige Ruhe genossen, führte sie der König gegen Ende des Jahres 1792 von Koblenz die Lahn hinauf in die Nähe von Frankfurt und Mainz, um hier das Vordringen der Franzosen zu verhindern. Frankfurt wurde am 2. Dezember von den braven hessen-kafselischen Truppen erstürmt und von den Franzosen befreit. Das war die einzige kräftige Waffenthat im ganzen Feldzug. Danach zogen sich die preußischen Truppen zur Belagerung von Mainz zusammen, das am 23. Juli 1793 kapitulieren mußte. Die Franzosen erhielten freien Abzug, und der Kurfürst kehrte von seiner Flucht zurück, um an denjenigen Mainzern, welche unter der französischen Herrschaft einen republikanischen Klub gebildet und einen Anschluß

15. Von der Französischen Revolution bis zur Erneuerung des Deutschen Kaiserreiches - S. 68

1881 - Leipzig : Teubner
68 Friede zu Amiens 1802. durch Prälaturen und Reichsstädte in Schwaben um das Doppelte entschädigt. Österreich erhielt sür den Breisgau die Bistümer Trient und Brixen. Durch diese und andere Entschädigungen kamen in Deutschland alle geistlichen Besitzungen in die Hände der weltlichen Fürsten. Von 52 Reichsstädten kamen 4 an Frankreich (Aachen, Köln, Worms und Speier), 42 kamen an deutsche Fürsten, und nur 6 blieben: Augsburg, Nürnberg, Frankfurt, Lübeck, Bremen, Hamburg. Damals wurden auch 4 neue Kurfürsten ernannt: Würtem-berg, Baden, Salzburg und Hessen-Kassel, so daß Deutschland, da Köln und Trier eingegangen waren, nun 10 Kurfürstentümer zählte. Das Kurfürstentum Mainz unter dem schmiegsamen Koadjutor von Dalberg, der das Amt eines Erzkanzlers erhielt, war geblieben; der erzbischöfliche Stuhl wurde von Mainz nach Aschaffenburg verlegt. England schloß mit Frankreich am 25. März 1802 den Frieden zu Amiens, welchem die Pforte beitrat. Es gab alle gemachten Eroberungen an Frankreich und seine Verbündeten heraus, mit Ausnahme von Trinidad, das Spanien gehört hatte, und Ceylon, welches die batavische Republik abtreten mußte. Malta, welches die Engländer erobert hatten, sollte dem Orden zurückgegeben werden; aber es geschah nicht. Frankreich erkannte die Republik der 7 jonischen Inseln an. Iii. Napoleons Machtherrschaft. 1800—1815. 1. Z>er Konsul Wapokeon wird Kaiser. 1804. Nachdem Napoleon am Ende des Jahres 1799 sich zum ersten Konsul, d. h. zum Regenten von Frankreich gemacht und darauf seinem Lande nach einem glücklichen, glänzenden Feldzuge durch eine Reihe ehrenvoller Friedensschlüsse die äußere Ruhe wiedergegeben hatte, war er eifrig bemüht, auch

16. Von der Französischen Revolution bis zur Erneuerung des Deutschen Kaiserreiches - S. 67

1881 - Leipzig : Teubner
Friede zu Luneville. Deputationshauptschluß. 67 Italien den Waffenstillstand zu Treviso. Am 9. Februar 1801 wurde von Österreich und Frankreich der Friede zu Luneville unterzeichnet, in welchen auch das deutsche Reich einbegriffen war. In diesem Frieden wurde der wesentliche Inhalt des Friedens von Campo Formio bestätigt. Das linke Rheinufer wurde an Frankreich abgetreten, und eine Deputation von Reichsfürsten sollte die Entschädigungen bestimmen, welche den benachteiligten erblichen Fürsten auf der rechten Seite des Rheins zu Teil werden sollten. In Italien blieb die Etsch die Grenze für Österreich, welches dadurch, daß es in die Vertreibung der mit Österreich verwandten italienischen Fürsten willigen mußte, seinen Einfluß in Italien verlor. Der Herzog von Modena vertauschte sein Land gegen den Breisgau, der Großherzog von Toskana erhielt Salzburg, und dem Herzog von Parma, der seinem Lande zu Gunsten Frankreichs entsagte, wurde Toskana als Königreich Hetrnrien zuerkannt. Bonaparte machte sich zum Präsidenten der eisalpiuischen Republik, die seitdem italienische Republik hieß. Neapel erhielt am 28. März Frieden gegen Abtretung einiger Gebietsteile in Mittelitalien. Erst am 25. Februar 1803 erließ die aus 8 Fürsten bestehende Reichsdeputation den sog. Deputationshauptschluß, in welchem die von Frankreich und Rußland diktierten Entschädigungen der deutschen Reichsfürsten festgesetzt waren. Preußen erhielt die Stifter Paderborn und Hildesheint, das mainzische Thüringen, einen Teil von Münster, mehrere Abteien und Reichsstädte (181 Q.-Meilen für 48 Q.-M.). Baden erhielt die Pfalz auf dem rechten Rheinufer, das Bistum Constanz und die Reste der Bistümer Speier, Straßbnrg, Bafel (für 8 Q.-Meilen 60 Q.-M.); Bayern für die auf beibeit Seiten des Rheins gelegene Pfalz und für die Herzogtümer Jülich und Zweibrücken die Bistümer Würzburg, Bamberg, Freisingen und Augsburg und viele Reichsstädte (290 Q.-M. gegen 255); Hessen teilte sich mit Nassau in die Reste der Erzstifter Köln, Trier und Mainz. Würtemberg wurde für feine Verluste im Elsaß 5*

17. Deutschland einschließlich seiner Kolonien - S. 46

1912 - Leipzig [u.a.] : Teubner
46 Zweiter Teil. Die natürlichen Wirtschaftsgebiete Deutschlands. steinigen Boden herrschen Wald und Wiese vor, und es wird deshalb vor- nehmlich Forstwirtschaft und Viehzucht betrieben. Auch nehmen hier Seen (Ammer-, Staffel-, Würm-, Chiemsee) und Hochmoore einen großen Raum ein. Aber trotz der Ungunst des Klimas und der Bodenverhält- nisse wird ein großer Teil des Bodens von Feldern eingenommen, und die Bauern, die meist große Güter besitzen, erfreuen sich einer behäbigen Wohlhabenheit. An Bodenschätzen finden sich nur Braunkohlen bei Peißenberg, Großweil und Penzberg, Schichten plastischer Tone und ausgedehnte Torflager in den Mooren. Die Auswertung der gewaltigen Kräfte, die fast ungenützt in den rasch fließenden Wasserläufen ruhen, müßte in der wirtschaftlichen Entwicklung des Alpenvorlandes bedeutsame Änderungen bewirken. — Die Bevölkerung ist vergleichsweise dünn, und größere Siedelungen finden sich gewöhnlich nur an Seen und Flüssen. Die Zahl der Städte ist nicht groß. Die meisten von ihnen sind Landstädte, die mit der Bevölkerung der umliegenden Dörfer Handel treiben. In der Nordhälfte der Donauhochebene, dem Gebiete der meist fruchtbaren Tertiärhügel, tritt der Wald vielfach bloß parzellenweise auf. Der Ackerbau herrscht hier derart vor, daß in Nieder- bayern 7/io der landwirtschaftlich benützten Fläche von Getreideäckern eingenommen werden. Auch die weiten Ebenen des Donaumoores süd- lich zwischen Neuburg und Ingolstadt sowie des Donauriedes bei Dillingen stehen großenteils unter Kultur. Ferner treibt man ergiebigen Hopfen- bau in der Holledau nordwestlich von Landshut. Ähnlich wie in der Moränenlandschaft gewinnt man im nördlichen Südbayern plastische Tone und außerdem längs der Donaulinie Kalk- und Sandsteine (bei Günzburg, Neuburg, Kelheim, Donaustauf). Die gewerbliche Produktion ist höchst ungleich über die oberdeutsche Hochebene verteilt. Nur Bierbrauerei*) — Oberbayern allein hat etwa 600 Brauereien, darunter nahe an 200 mit Dampfbetrieb —, Müllerei und Ziegelei finden sich gleichmäßiger vertreten. Sonst aber zeigen die Schwa- den des Westens eine wesentlich regere industrielle Tätigkeit als die Alt- bayern des Ostens. Außer der Holz- und Papierstofsindustrie inrosen- h e i m , an der oberen Mangfall, in Pasing und Dachau ist in der östlichen Hälfte des Alpenvorlandes nur noch die Fabrikation von Tonwaren (Kolbermoor, Landshut, Ergoldsbach) erwähnenswert. In der kleineren Westhälfte dagegen werden Spinnerei und Weberei, wie 1) Der starke Hopfenbau, der besonders zwischen Donau und Bodensee sowie auf breitem Gürtel südlich der Linie Lechmündung-Regensburg bis nach München hin betrieben wird, bildet neben dem Getreidebau (Gerste) die Grundlage für die Entwickelung der berühmten Bierbrauerei Südbayerns. Von den rund 70 Millionen Hektoliter Bier, die 1910 in Deutschland hergestellt wurden, entfielen 20 Millionen auf Bayern, das mit diesem Produkt einen ansehnlichen Exporthandel betreibt.

18. Deutschland einschließlich seiner Kolonien - S. 47

1912 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Alpen und Alpenvorland. 47 bereits beim Algäuer Hochland angedeutet wurde, in starkem Maße be- trieben und zwar außer in Füssen, Jmmenstadt und Kempten noch in Memmingen, Kaufbeuren und S ch o n g a u. Ganz besonders bedeutsam durch seine Textilindustrie ist aber Augsburg (102)?) Augsburgs früher Aufschwung hängt mit seiner vorteilhaften Lage in einer Ebene zusammen, wo sich die Wege von Stuttgart-Ulm und Nürnberg-Donauwörth treffen und weiter zum Bodensee und über den Fernpaß nach dem Jnntale führen. Ge- meinsam mit Mülhausen i. E. und Hof ist Augsburg der wichtigste Platz Süddeutsch- lands für Spinnerei, Weberei, Kattun-, Wachstuch- und Filzfabrikation, ferner für Färberei, Messing- und Tabakfabrikation. Auch die Herstellung von Maschinen und Zündhölzern wird hier schwunghaft betrieben und dazu die Triebkraft von Lech und Wertach gründlich ausgenutzt. Als Südbayerns hervorragendste Industriestadt hat indessen nun- mehr München (595) zu gelten. München verdankt sein wirtschaftliches Aufblühen einerseits der Gunst wittels- bachischer Fürsten und dem Weitblick seiner Stadtverwaltung, anderseits einer Reihe vorteilhafter geographischer Verhältnisse. Es liegt in der Mitte Südbayerns, gleich- weit entfernt vom Fuße der Alpen wie von der Niederung der Donau, an der kürzesten Linie, die einerseits vom oberen Mainland und Nürnberg über Ingolstadt zum Passe von Scharnitz und zum Brenner, anderseits vom Rhein über Stuttgart nach Wien führt. Daher gehen von München acht große Eisenbahnlinien aus und ist hier der Kreuzungspunkt der internationalen Schienenstränge Berlin-Rom, Vlis- singen-Triest und Paris-Konstantinopel. Ferner fand München seine Stelle an der zentralen Flußader Altbayerns, deren Fluten auf billige Weise die ausgiebigen Holz- mengen der Bayerischen Alpen ins Flachland herabtragen. (S. 43.) Dadurch wird die bauliche Entwicklung der Stadt ebenso gefördert wie durch die mächtigen Lehm- lager, die sich in unmittelbarer Nähe der Stadt am rechten Jsarufer finden und die das Material zu guten Bausteinen liefern. Endlich bewirkt die Nähe des Hochgebirges und seines seengeschmückten Vorlandes alljährlich einen regen Fremdenzufluß und veranlaßt, gemeinsam mit der heiteren Behaglichkeit des Münchner Lebens, Taufende vielfach kapitalkräftiger Leute zu dauernder Niederlassung. (Der Durchgangsverkehr an Fremden beträgt z. Z. in München jährlich über V2 Million.) — München ist keineswegs so ausschließlich Kunststadt wie vielfach geglaubt wird. Es hat jetzt schon drei Weltindustrien: Bierbrauerei, Maschinen- und Handschuhfabrikation. Ferner blühen hier alle Zweige des Kunstgewerbes und der graphischen Künste, die Herstellung von Waggons, Leder, Gummiwaren, optischen Instrumenten, der Erz- guß, die Glasmalerei und die Fabrikation künstlicher Blumen. Die Stadt ist ein Hauptmarkt für Getreide, Hopfen und Vieh sowie ein Hauptstapelplatz für das aus Südtirol und Italien nach Deutschland gehende Obst. Bedeutsamerweife liegt auch die Kreishauptstadt der Oberpfalz, Regensburg (53), noch in Südbayern. Sie hat einen überaus vorteilhaften Platz ungefähr in der Mitte zwischen Süd- und Nordbayern, der West- und Ostgrenze des bayerischen Staates. Nach dieser Stadt zu dachen sich sowohl die oberpfälzische als die ober- deutsche Hochebene ab und lenken den Verkehr um so mehr nach ihr hin, als hier zu- gleich der floßbare Regen und die in ihrer unteren Strecke schiffbare Nab münden. Hier beginnt ferner die Schiffbarkeit der Donau für größere Fahrzeuge. Regensburg besitzt fünf wichtige Schienenwege und liegt an der Kreuzung zweier bedeutender Verkehrslinien. Über die Stadt führt nämlich der kürzeste Weg von Mitteldeutschland 1) Die Ziffern hinter den größeren Städten geben ihre Einwohnerzahl nach 1000 an. (102) bedeutet also 102 000 Seelen.

19. Deutschland einschließlich seiner Kolonien - S. 54

1912 - Leipzig [u.a.] : Teubner
54 Zweiter Teil. Die natürlichen Wirtschaftsgebiete Deutschlands. Maße Gärtnerei, wie um Nürnberg und Bambergh, sowie Hopsenkultur (bei Spalt, längs der unteren Pegnitz und Aisch)^) und Tabakpflanzung (um Nürnberg und Fürth). Tie ärmlichsten zur Heidebildung neigenden Keupersandstriche aber decken wenigstens meilenweite Nadelholzwälder, und zwar vor allem Föhrenbestände. Wie im Neckarland finden sich auch im Mainland nur wenig nutzbare Mineralien. Erwähnung verdienen davon bloß die in der ganzen Land- schaft zerstreuten Sandsteinbrüche, die Gipsgruben an der Aifch, die Basaltlager des Rhönvorlandes und die feuerfesten Tone um Klingenberg a. Main. Dagegen begegnet man vor allem in Mittel- und Oberfranken einer ungemein regen Gewerbe- und Handelstätigkeit. Und zwar nicht bloß in einzelnen Städten, sondern in ganzen weiten Bezirken. So blüht die Metallindustrie im Umkreis von Nürnberg, die Korbflechterei in der Gegend von Lichtenfelsch, die Herstellung von Weiß- und Wollwaren, Stickereien und auch von Spitzen zwischen Sächsischer Saale und oberem Main. Das mainländische Handelsemporium ist Nürnberg (333), „auf dem ärmsten Frankengrund die reichste Frankenstadt", gleich Berlin, Leipzig, München und Stuttgart von allen Seiten her leicht zu erreichen, am Kreuzungspunkt der Wege vom Thüringer Wald zur Donau, vom Main nach Böhmen, von den Rheinlanden nach Wien. (7 Eisenbahnlinien: nach München, Augsburg, Stuttgart, Regensburg, Eger, Bamberg und Leipzig.) Die kluge Findigkeit, das rege Wettstreben und der mutige Unternehmungsgeist der Nürnberger Franken haben indessen die Stadt schon im Mittelalter mehr emporgebracht als die Gunst der natürlichen Verhältnisse. Es gibt wenig Jndustriewaren, die man nicht in Nürnberg herstellt. An Weltindustrien besitzt es, obwohl Kohle und Eisen im weiten Umkreise mangeln, die Bleistiftfabri- kation (im Orte Stein)/) die Herstellung von Blattmetallen und Drahten sowie von Spielwaren/) Hervorragend ist außerdem die Fabrikation von Dampf- und Näh- maschinen, Straßen- und Eisenbahnwagen, die Verfertigung von Blech-, Leder-, Luxus-und feinen Zuckerwaren, von Bürsten, Pinseln und Farben (Ultramarin). Dazu ist Nürnberg der erste Platz des europäischen Festlandes für Hopfenhandel. — Das benachbarte Fürth erzeugt hauptsächlich Goldleisten, Spiegelgläser^ und Brillen, Erlangen Wirkwaren und Handschuhe, S ch w a b a ch Nadeln, Blattmetalle, 1) Bamberg und seine Umgebung hat allein nahe an 500 Gärtnereien. 2) Jährlicher Ertrag 55 000 dz, % des in ganz Deutschland gewonnenen Hopfens. 3) Die Korbwarenflechterei beschäftigt in Oberfranken 12 000 Personen. Die Erzeugnisse bilden zum Teil kunstgewerbliche Leistungen trefflicher Art und wandern hauptsächlich nach England, Frankreich und Amerika. Der jährliche Export beträgt im Durchschnitt 6 Millionen Mark. 4) In 23 Bleistiftfabriken in Nürnberg und Umgebung fertigen etwa 10 000 Arbeiter jährlich gegen 250 Mill. Blei- und Farbstifte im Werte von 10 Mill. Mark. 5) 65 Betriebe und 120 Exportkommissionshäuser für den Versand der Spiel- zeuge hauptsächlich nach England, Amerika, Italien, Rußland, Schweiz, Spanien, Rumänien. 6) Für die Fürther Spiegelglasfabrikation sind 40 Schleif- und Polierwerke in den nahen Juratälern tätig.

20. Deutschland einschließlich seiner Kolonien - S. 65

1912 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Thüringen und die Harzländer. 65 und die Thüringer Bergländer, nämlich Thüringer Wald und Franken- wald. 1. Das Thüringerhügelland liegt muldenförmig zwischen den Restgebirgen des Harzes und Thüringer Waldes eingesenkt. Aus ihm heben sich das E i ch s s e l d sowie die waldigen Rücken der H a i n l e i t e und F i n n e ab. (Oberes Eichsfeld mit steinigem Boden, rauhem Klima, wenig Ackerbau, aber viel Forstwirtschaft, Schaf- und Schweinezucht; — unteres Eichsfeld mit günstigeren Raturbedingungen und streckenweise so lohnendem Ackerbau, daß man die Umgegend von Dudenstadt die „goldene Mark" nennt.) Zuletzt taucht der waldgeschmückte K Y f f h ä u s e r südlich der Helme auf, deren korngesegnetestal man als „goldene Aue" kennzeichnet. Das Thüringer Hügelland besteht aus den drei Triasgliedern. In feiner aus Keuper gebildeten Mitte liegt der geschichtliche Hauptort Thüringens, Erfurt (111). Die tiefe Lage der Stadt, gute Bodenmischung sowie ein günstiges Sommer- und Herbstklima veranlaßten hier ein vor- bildliches Aufblühen der Gärtnerei und eine weltberühmte Blumen- und Samenzucht. Erfurt hat zwanzig große und fünfzig kleinere Gärtnereien (Hauptfirmen: Schmidt, Chrestensen und Benary). Volle 150 ha Land dienen in der Stadt und ihrer Umgebung der Blumenzucht. Dazu be- sitzen die Erfurter Gärtner in den füdeuropäischen Ländern, in Nord- amerika, Indien, im Kapland und in Algier Samenzüchtereien. Die aus- gedehnte Herstellung getrockneter (konservierter) Blumen, Palmzweige und Gräser hat bedeutende Fabrikanlagen, Färbereien und Trocken- anstalten hervorgerufen. Die Muschelkalkflächen, welche sich an das Zentrum aus Keuper legen, dienen hauptsächlich dem Feldbau. Man baut besonders in den lößbedeckten Talniederungen an Unstrut, Helme, Saale und Werra viel Roggen, Gerste und Weizen, Zuckerrüben, Hanf und Flachs; ferner Tabak im Werratal, Obst vor allem längs der Unstrut und Saale, Wein (wesentlich zur Champagnerbereitung) bei Freyburg und Naumburg nahe der Unstrutmündung. Dazu pflegt man als landwirtschaftlichen Nebenbetrieb die Zucht von Rindern und Ziegen. Das Buntsandsteingebiet endlich an der Außenseite des thüringischen Hügellandes zeichnet sich durch seinen Reichtum an Wald aus, der hier über 3/5 des Bodens bedeckt. An Bodenschätzen kommen der gesamten Landschaft große Salz- stöcke bei Salzungen, Langensalza, Frankenhausen, Arten, Kösen, Jlve- gehofen nördlich von Erfurt zu und weiterhin Braunkohlenlager, die von Zeitz über Weißenfels und Merseburg bis Eisleben reichen und in mehr als 300 Gruben abgebaut werden. Sie haben u. a. auch in der letzten Zeit den industriellen Aufschwung der alten Salzstadt Halle (181) hervorgerufen, das Erfurt an Größe und industrieller Betriebsamkeit rasch überflügelte. Gruber-Neinlei n, Wirtschaftsgeographie. 3. Aufl. 5
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