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1. Das Zeitalter der Hohenstaufen und der Kaiser aus verschiedenen Häusern - S. 35

1914 - Berlin : Union Dt. Verl.-Ges.
35 — Weiber brachten den Kämpfern Wasser zum Trinken und feuerten sie zum tapferen Streiten an. So wird auf der Nordseite heftig gekämpft, und zu gleicher Zeit greift Raimund mit den Seinen von der Südseite die Stadt mit ungestümer Tapferkeit an, gleichfalls begeistert durch die Erscheinung. Den Mannen Herzog Gottfrieds gelang es nun, nachdem sie die zum Schutz gegen die Mauerbrecher an den Mauern ausgehängten Polster usw. in Brand geschossen imd durch den vom Nordwind in die Stadt getriebenen beizenden Rauch die Verteidiger von der Mauer getrieben hatten, die Brücke au dem Belagerungsturm auf die Mauer herunterzulassen. „Als nun so die Brücke hergerichtet war, drang zuerst vor allen der ruhmreiche Herzog Gottfried mit seinem Bruder Eustach in die Stadt, zugleich die übrigen ermunternd, ihm nachzufolgen. Und so folgte eine so endlose Schar von Rittern sowohl wie Fnßgängern nach, daß weder die Maschinen noch die Brücke mehr tragen konnten. Als aber die Unsern sahen, daß der Herzog und der größte Teil der Edlen sich der-(Mauer-)Türme bemächtigt hatten, warteten sie nicht mehr das Hinaussteigen durch die Maschine ab, sondern legten um die Wette Leitern au die Mauern, deren sie einen großen Vorrat hatten, denn je zwei und drei Ritter hatten sich auf öffentlichen Befehl hin je eine Leiter gemacht." Nun wurde auch das nördliche Tor geöffnet, und die Belagerer stürmten in Masse hinein. „Es war aber an einem Freitag um die neunte Stunde, und es scheint eine göttliche Fügung gewesen zu sein, daß an dem Tage und zu der Stunde, in welcher für das Heil der Welt in ebendieser Stadt der Herr gelitten hat, auch das gläubige Volk, das für den Ruhm seines Erlösers focht, feiner Sehnsucht glückliche Erfüllung erreichte. Denn wir lesen, daß am selben Tage der erste Mensch erschaffen und der zweite für die Erlösung des ersten in den Tod gegeben worden ist; darum war es auch billig, daß seine Glieder und Nacheiferer in seinem Namen über seine Feinde triumphierten. Sofort zogen der Herzog und die, welche mit ihm waren, mit gezückten Schwertern, mit Schilden und Helmen bedeckt, durch die Gassen und Straßen der Stadt und streckten alles, was sie von Feinden finden konnten, ohne Rücksicht auf Alter und Rang mit der Schärfe des Schwertes nieder. Und so groß war überall die Masse Erschlagener und die Haufen abgeschlagener Kopse, daß kein anderer Weg oder Durchgang mehr zu finden war als über die Leichen der Toten. Und schon waren unsere Fürsten und die nachfolgende endlose Volksmenge, die nach dem Blute der Ungläubigen dürstete und überhaupt mord-

2. Das Zeitalter der Hohenstaufen und der Kaiser aus verschiedenen Häusern - S. 36

1914 - Berlin : Union Dt. Verl.-Ges.
lustig war, auf verschiedenen Wegen, Unzählige niederstreckend, beinahe bis zur Mitte der Stadt gelangt, als dem Grafen von Toulouse die Einnahme der Stadt und der Sieg der Unsern noch unbekannt war." Nun aber bringen auch Raimund und die Seinen über die jetzt von ihren Verteidigern entblößten Mauern in die Stadt ein. „Diese zogen alle einmütig in vereinten Scharen, bis an die Zähne bewaffnet, mitten durch die Stadt und richteten ein furcht-bares Blutbad an. Denn die, welche dem Herzog und den Seinen entkommen waren und glaubten dem Tode gänzlich entflohen zu sein, wenn sie fliehend sich nach anderen Seiten wendeten, stießen nun aus diese. So erlagen sie einer noch größeren Gefahr, und der Scylla ausweichend stürzten sie in die Charybdis. Die Niedermetzelnng der Feinde aber und das Blutvergießen war so groß, daß es selbst den Sieger mit Ekel und Schändern erfüllen konnte." Ein großer Teil der Besiegten hatte sich in den Tempel geflüchtet, wurde aber dorthin von Tankred verfolgt und niedergehauen. „Ein Grauen war es, die Menge der Erschlagenen zu- schauen und die überall zerstreuten Stücke von menschlichen Gliedern zu erblicken, und wie der ganze Boden mit dem vergossenen Blute befleckt und überdeckt war. Und nicht nur der Anblick der Leichname der Toten, die der edleren Glieder beraubt und durch das Abhauen der Köpfe verstümmelt waren, verursachte Beängstigung, sondern auch die Sieger selbst von der Fußsohle bis zum Scheitel von Blut triefend zu erblicken war schreckenerregend und flößte den Begegnenden einen gewissen Schauder ein. Die Unglücklichen, welche sich in engen Gäßchen und in Schlupfwinkeln der Straßen verborgen hatten und der Todesgefahr zu entgehen suchten, zogen sie dem Vieh gleich ans Licht hervor und stießen sie nieder. Andere, in Abteilungen getrennt, gingen in die Häuser, rissen die Familienväter mit Weibern und Kindern und dem ganzen Gesinde heraus und durchbohrten sie entweder mit den Schwertern oder stürzten sie von höheren Stellen kopfüber herab, so daß sie mit gebrochenem Genick den Tod fanden. Das Haus aber, das er erbrochen hatte, nahm jeder mit allem, was darin war, für sich zu dauerndem Eigentum." Nun stellte man, um vor Überraschungen sicher zu sein, in den Türmen der Mauern Wachen aus, die etwaige feindliche Überfälle verhindern sollten. „Als nun endlich auf diese Weise in der Stadt die Ordnung hergestellt war, legten sie die Waffen von sich, wuschen sich die Hände, zogen reinere Kleider an und begannen demütigen Geistes und zer-

3. Das Zeitalter der Hohenstaufen und der Kaiser aus verschiedenen Häusern - S. 12

1914 - Berlin : Union Dt. Verl.-Ges.
Es zeigte sich ein allgemeines Interesse für Wissenschaft und Bildung. Man sammelte eifrig Bücher; es gab in Bagdad z. B. über hundert Buchhandlungen. Gelehrte Gesellschaften und Vereine erörterten wissenschaftliche Fragen, junge Leute machten Studienreisen, man sorgte für Unterricht auch der unteren Schichten, jedermann tonnte lesen und schreiben, zahlreiche Schulen höheren und niederen Grades verbreiteten diese und andere Kenntnisse. Man gründete Bibliotheken, Universitäten; teils taten das Fürsten, teils reiche Privatleute, ao stand die Allgemeinbildung auf hoher Stufe. Nicht minder großartig war die gelehrte Bildung und Forschung. Die Sprachforschung wurde mit großem Eifer betrieben; man forschte im Koran und in alten Sprachdenkmälern. Große Ausdehnung hatte die Geschichtsforschung und -schreibung, die sich nicht nur auf die heimische Geschichte erstreckte, sondern auch Weltgeschichte in beit Kreis ihrer Studien einbezog, andrerseits Ge-schichte einzelner Sauber und Stabte erforschte und schrieb. Der größte Meister islamitischer Geschichtschreibung ist Jbn Khalbun. Rechtswissenschaft und Theologie bauten sich auf beut Grunbe des Koranstnbinms auf. Frühzeitig haben besonbers die Araber sich der Geographie zugewandt. Zu diesem Zwecke machte man wie heute gelehrte Forschungsreisen. So erzählt der berühmte Makdisi von sich (985): „Ich habe Suppe mit den Safts, Brei mit den Mönchen ttitd Schiffs-kost mit den Matrosen gegessen. Ich ging mit den Einsiedlern des Libanon um, und dann lebte ich wieder am fürstlichen Hofe. Kriege habe ich mitgemacht, war Gefangener und wurde als Spion in den Kerker geworfen. Mächtige Fürsten und Minister gaben mir Gehör, dann schloß ich mich wieder einer Räuberbande an ober saß als Kleinhändler auf dem Markte. Viel Ehren und Ansehen genoß ich, aber ebenso mußte ich Schimpfworte hören und mich erniedrigen." Auch nach dem Abendlande drangen diese Forscher vor. Wir haben arabische Berichte aus der Zeit Ottos des Großen, die uns von deutschen Städten, Mainz, Fnlda, Paderborn, Schleswig, interessante Nachrichten geben. Ganz besonders haben die arabischen (Mehrten sich ausgezeichnet in der Astronomie, zu der die in funkelnder Pracht heller als durch die nordische feuchte Lust strahlende Sternenwelt anregte, und in der Grnnbwissenschast der Astronomie, der Mathematik. Berühmte Sternwarten gab es zu Meraga in Persien, zu Kairo, ebenso in Marokko und Spanien. In der Mathematik erinnern noch heute bic Namen Algebra, Logarithmus, Ziffer an die Araber, bic auch die von den Jnbern

4. Das Zeitalter der Hohenstaufen und der Kaiser aus verschiedenen Häusern - S. 13

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herübergenommenen Ziffern, den Gebrauch der Null und die Dezimal-rechnuug in die Rechenkunst einführten. Ebenfalls in Geometrie, auf die sie die Algebra anwandten, und in der Trigonometrie leisteten sie Bahnbrechendes. Tüchtige Kenntnisse besaßen sie gleichfalls auf dem Gebiete der Physik. Als Lieblingsstudium betrieben sie die Medizin, in der sie aber von den Griechen einerseits, von den Indern andrerseits, besonders in der Chirurgie, abhängig waren. In die Heilmittelkunde führten sie die heute uoch gebräuchlichen Mittel Kampfer, Moschus, Sirup, Öle usw. eiu. Die Chemie haben sie alchimistischen Gründen zuliebe sehr gefördert; sie glaubten tatsächlich an die Möglichkeit der Golderzeugung. Eine Menge Bezeichnungen, wie Elixir, Alkohol, Alkali, Salmiak, Soda, Alaun n. n., sowie neue Stoffe und Zusammensetzungen, wie Salpetersäure, Königswasser u. ct., gehen auf die Araber zurück. Auch die eigentlichen Naturwissenschaften, besonders Botanik, Mineralogie, auch Geologie, nicht ganz so bedeutend die Zoologie wurden eifrig gepflegt. Als Grund- und Einheitswissenschaft verehrten sie die Philosophie, die sie auf der der Griechen, besonders des Aristoteles, aufbaute». Avicenna und Averroes sind große Philosophen des Islam. L>ind die islamitischen Gelehrten, besonders die arabischen, auch keine schöpserischen Geister gewesen, so haben sie doch dadurch, daß sie Kenntnisse sammelten und ordneten, der Wissenschaft unschätzbare Dienste geleistet. Dazu kam noch zweierlei: 1. Sie wiesen auf die Natur hin und regten Ideen über deren Gesetzmäßigkeit und den in ihr vorgehenden Prozeß des Werdens an. 2. Während die abendländische Wissenschaft ganz im Dienste der Kirche stand, ja kirchliche Fesseln trug, begründeten sie eine weltliche W i s s e u s ch a s t, die sich frei auf den Bahnen der Forschung bewegte und durch keine kirchlichen Schranken und Verbote gehindert war. Eine eigenartige K n n st hat der Islam ausgebildet. Die Poesie stand in hoher Blüte. Gefeierte Dichter konnten höchsten Ruhmes und Lohnes gewiß sein. Fast einzig wurde die Lyrik gepflegt, und in dieser ganz besonders die Liebespoesie. Später artete die Kunst in Künstelei in Form und Gedanken aus, und das Buhlen um höfische Gunst verführte zu niedriger Schmeichelei, der üppige Lebensgenuß zur Frivolität. Gern lauschte man Erzählungen, und die berühmte Sammlung

5. Das Zeitalter der Hohenstaufen und der Kaiser aus verschiedenen Häusern - S. 45

1914 - Berlin : Union Dt. Verl.-Ges.
2. Die Krönung. Nach geschehener Wahl empfing der König die Huldigung der Fürsten, zunächst die der Bischöfe. Diese schwuren nicht den Lehnseid, sondern nur den Treueid; ja, der Erzbischof von Salzburg weigerte sich aus religiösen Gründen — der Eid einer geweihten Hand in eine blutbefleckte sei Sünde - den Treueid zu leisten, und Lothar ließ es geschehen. Dann huldigten ihm die weltlichen Fürsten; auch Herzog Friedrich hatte nachgegeben und leistete den Huldigungseid, doch die Versöhnung war nur eine scheinbare. Dcnm zog Lothar nach Aachen und empfing hier durch Erzbischof Friedrich von Köln — zu dessen Diözese Aachen gehörte — die Krönung und Salbung. Seine Gemahlin war hier nicht anwesend; auf dem Rückwege von Aachen traf er mit ihr in Köln zusammen, und hier wurde sie gekrönt. Nun sandte Lothar durch den Legaten Gerhard und zwei Reichsbischöfe ein Schreiben an den Papst, in dem er seine Wahl nicht nur anzeigte, sondern um eine B e st ä t i g n n g derselben bat, die der Papst ihm dann auch gewährte. Beobachtungen. Lothars Schwäche gegen die Kirche. a. Huldigung der geistlichen Fürsten vor den weltlichen Fürsten. b. Er gestattet, daß ihm die Bischöfe nur den Treueid, nicht den Lehnseid leisten, obwohl sie gerade durch ihre Lehen mit dem Reiche als Reichsfürsten iit Verbindung standen. c. Er läßt geschehen, daß sich einer der geistlichen Fürsten der Eidesleistung ganz entzieht. 6. Er als erster deutscher König begnügt sich nicht mit einer Wahlanzeige an den Papst, sondern bittet um dessen Bestätigung und begründet damit ein ganz neues Recht des Papsttums. (Bernhardt: „Ein Schritt, der unter- feinen Umständen mit der Würde des königlichen Amtes zu vereinigen war.") 6. Vergleich mit der Krönung Ottos des Gr. Bei Otto: Die Laienfürsten die ersten; sie versehen die Erzämter und erscheinen als die Grundsäulen der königlichen Gewalt. Bei Lothar: Der Vorgang ganz kirchlich; die Bischöfe erscheinen als die wichtigste Umgebung des Königs. 3. Lothar und die Staufer. Nach seiner Krönung hielt Lothar einen Reichstag zu Regens-burg ab, wo er den Fürsten zwei Fragen zur Entscheidung vorlegte: 1. Sind die eingezogenen Güter rechtmäßig gerichteter Personen Reichsgut oder Eigentum des Königs? 2. Ist ein solches Gut, das der König gegen Reichsgut ein-

6. Das Zeitalter der Hohenstaufen und der Kaiser aus verschiedenen Häusern - S. 49

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— 49 — weigern oder die bereits erteilte wieder zu nehmen (Gregorianische Gedanken). 2. Er wird Lehensmann des Papstes und erniedrigt dadurch das Kaisertum in weltlicher Hinsicht; den Zeitgenossen ist er „der Vasall des Papstes". 3. Er bestätigt die von Heinrich Iv. und V. immer bestrittenen Rechte des Papstes aus die Mathildischeu Güter. 4. Er läßt sich die Konkordatsrechte aufs neue für seine Person bestätigen und befördert dadurch die Auffassung, als seien diese Rechte immer nur (und zwar gnadenweise) dem betreffenden Herrscher vom Papste zu verleihen. Vergleiche. a. Krönung Karls des Großen und Lothars. Siehe Bd. Ii, 5. 244. Karl. 1. Der Papst frönt freiwillig den Kaifer. 2. Nach der Krönung huldigt der Papst dem neuen Kaiser. Lotha r. 1. Der Papst strebt nach Weltherrschaft, erbietet sich zur Krönung nach langen Verhandlungen. 2. Vor der Krönung muß der König dem Papst huldigen. b. Ottos I. Privilegien und die Pap st urkunden für Lo -t h a r. Siehe Bd. Iii, S. 73. Ottos Privilegien. 1. Er bestätigt den: Papst seinen weltlichen Besitz und verspricht Schutz desselben. 2. Er bestimmt, daß der von den Römern erwählte Papst nicht geweiht werden dürfe, bevor er dem Kaiser Treue geschworen habe. Lothars Papsturkunden. 1. Lothar empfängt die Krone auf Grund seines Wohlverhaltens nach feinem Treuschwur. 2. Lothar wird weltlicher Lehnsmann des Papstes. 5. Lothar und die Ostmarken. Wiederhole Bd. Iii, § 41, § 42, 8, § 43, 3. Seit der Niederlage Ottos Ii. bei Cotroue in Calabrien und dem darauf folgenden Wendenaufstande, der das Werk der kaiserlichen Sachsenherzöge in den wendischen Gebieten fast vollständig vernichtete, hatte das Kolonisations- und Germanifiernngswerk in den von den Markgrafen Hermann Billnng und Gero einst mit so großer Tatkraft und Umsicht behaupteten Gebieten jenseits der Elbe geruht; die Markgrafen des allein noch behaupteten Gebietes der „Mark Soltwedel", Grafen aus deu Häusern Walbeck und Stade, hatten nur kümmerlich sich gegen den Andrang der Wenden wehren können. Lothar nahm nun schon als Sachsenherzog diesen Kampf gegen das Wendentum wieder auf, und zwar mit glänzendem Erfolge. „Seit Bär, Deutsche Geschichte. Iv. ^

7. Das Zeitalter der Hohenstaufen und der Kaiser aus verschiedenen Häusern - S. 122

1914 - Berlin : Union Dt. Verl.-Ges.
122 — Auch das Kun st Handwerk erfuhr durch die Kreuzzüge eiue reiche Förderung. Die G o l d sch m i e d ek uust stand in jener Zeit im Orient in hoher Blüte, und die herrlichen Muster dieser Kunst, die die abendländischen Verfertiger von goldenen und silbernen Schmnck-sachen an den vom Orient eingeführten Stücken bewundern konnten, eiferten diese zur Nachahmung an, und so ward der „arabische Geschmack" für lange Zeit, besonders in Italien, in dieser Kunst herrschend. Ähnlich war es mit der Kunststickerei. Nicht nur iu Venedig, dessen Stickereien damals berühmt waren, sondern auch iu Deutschland verwandte man noch im ganzen 13. Jahrhundert die „Arabeskenstickerei" in diesem Kunsthandwerk. Auch die Teppichweberei, die damals auch in Deutschland schon vereinzelt betrieben wurde, so durch Laienbrüder in Klöstern oder durch Nonnen in den Fraueuklösteru, gelangte erst zu Bedeutung, als man die nach Deutschland gelangten orientalischen Teppiche zu Vorbildern nehmen konnte. Kirchlich egeräte erhielten durch die Muster aus dem Orient eine schönere Ausgestaltung, ganz besonders die Reliquienkästen, die aus Metall, feinem Holz, Elfenbein n. a. angefertigt wurden. Und zuletzt lernte ntan die Mosaikarbeit an herrlichen Mustern, vornehmlich in Konstantinopel, kennen und nach ahmen. Iv. Einfluß auf die Wissenschaft. Immer folgt auf eine räumliche Ausbreitung der menschlichen Tätigkeit auch eine geistige Ausbreitung; so mußte auch die Wissenschaft des Abendlandes durch die Kreuzzüge und die durch sie bewirkte Keuntnis fremder Gebiete und Menschen eine große Bereicherung erfahren. Ganz besonders war es naturgemäß die Geographie, die bedeutend ausgestaltet wurde, und in Verbindung mit ihr die Völkerkunde und die Naturwissenschaften. Das Interesse an der Kenntnis fremder Länder wuchs so sehr, daß man jetzt anfing, sogar Forschungsreisen zu unternehmen, um fremde Länder kennen zu lernen. Der berühmteste dieser Forschungsreisenden ist der Venetianer Marco Polo, der seine Reisen bis nach China ausdehnte. Durch das Interesse an den gewaltigen geschichtlichen Ereignissen wurde auch die Geschichtschreibung neu belebt; es entstanden nicht nur ausgezeichnete Geschichtswerke über die Kreuzzüge selbst, wie das des Wilhelm von Tyrus, sondern auch Werke über andere geschichtliche Vorgänge. Die Araber waren von jeher groß gewesen in den mathematischen

8. Das Zeitalter der Hohenstaufen und der Kaiser aus verschiedenen Häusern - S. 207

1914 - Berlin : Union Dt. Verl.-Ges.
207 ständig gemacht, daß sie fast unabhängig vom Kaiser waren und nur noch durch das Lehnsrecht zum Kaisertum in Beziehung standen. Selbst ihre Personen wurden mit Majestätsrechten begabt und dadurch weit über die übrigen Fürsten erhoben. Ihre Gebiete sollten ungeteilt bleiben, während Teilungen bei den übrigen Fürsten nicht verboten wurden. Dadurch sollte eine gewisse Einheitlichkeit des Reiches in den großen Gebieten erhalten werden; denn die kurfürstlichen Gebiete lagen durch ganz Deutschland verteilt. Selbst ein Anteil an der Reichsregierung wurde ihnen zugestanden — eine weitere Ausbildung der durch den Gebrauch der „Willebriefe" eingeführten Gewohnheit. Die Ausstattung der Kurfürsten mit so großen und wichtigen Rechten mußte die übrigen Fürsten und auch die Städte mit dem Verlangen erfüllen und zu dem Streben anregen, der gleichen Rechte teilhaftig zu werden. 4. Den Städten war die Goldene Bulle — ähnlich den Gesetzen Friedrichs Ii. für die Fürsten -—- ungünstig. Ihre Einungen — die Städtebündnisse — sah Karl an als „eine Verderbnis", er fürchtete, daß sie den Landfrieden stören könnten, daher verbot er sie. 5. Für den Landfrieden tat die Goldene Bulle fast gar nichts, wenigstens nichts Neues; sie begünstigte nur Maßnahmen der Fürsten — auch im Verein mit Städten, die den Landfrieden schützen sollten. Lamprecht Iv, 114: „Den Fürsten an erster Stelle, an zweiter vielleicht noch dem Adel waren ihre Bestimmungen günstig: durch eine zurückhaltende Stellung gegenüber der vordrängenden Bewegung der Städte wird sie gekennzeichnet. Es ist die Stellung der Goldenen Bulle überhaupt. Karl Iv. wollte durch sie nicht reformieren, er wollte nur feststellen, was von Reichsrechten noch bestand, und er tat das naturgemäß in konservativem Sinn. Insofern ist die Goldene Bulle ein Abschluß und Inbegriff der Verfassungsleistungen des letzten Jahrhunderts." Rückblick auf die Entwicklung des fürstettftatt6es. Karl der Große. Vor ihm bestehen die Volks Herzogtümer, deren letztes er mit der Besiegung Tassilos von Bayern zertrümmert. Karolinger: Unter den Karolingern, besonders den letzten, bilden sich die Stammes Herzogtümer. Sachse u. Heinrich I. Einer der Stammesherzöge wird Oberhaupt des Reichs. O 11 o I. Er vergibt zunächst die Stammesherzogtümer an Familienangehörige: Heinrich — Bayern, Lindols — Schwaben, Konrad — Lothringen, Brun — Lothringen. Sodann erhebt er die Bischöfe zu R e i ch s f ü r st e n , indem er ihnen die Grafengewalt verleiht. Unter den Saliern und Hohenstaufen entwickeln sich durch das Erb-

9. Das Zeitalter der Hohenstaufen und der Kaiser aus verschiedenen Häusern - S. 231

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— 231 — Neben den Deutschen gab es in Stendal im 13. Jahrhundert auch noch Wenden, aber nur in beschränkter Anzahl. Sie wohnten, ähnlich deu Juden, in einer kleinen Straße am Ende der Stadt, der Wendstraße. Sie galten für unehrlich und konnten weder in den Rat der Stadt noch in eine Gilde oder Innung aufgenommen werden. Wettn auch in den brandenburgifcheu Städten noch auf lange hinaus Reste der Weuden ein kümmerliches Dasein fristeten, so ändert das doch nichts an der Tatsache, daß alle brandenbnr-gischen Städte von Ansang an die wichtigsten Stützpunkte deutschen Lebens gewesen sind. 4. Die Tätigkeit der Prämonstratenser und Zisterzienser im Wendenlande. Die Prämonstralenser, a) Der Begründer. 1126 war Norbert, der Stifter des Prämonstratenserordens, als Erzbischof nach Magdeburg berufen worden. Von Magdeburg aus sollte einst nach dem Willen des Stifters des Erzbistums die Bekehrung der Wenden zum Christentum organisiert werden. (Vgl. Ii § 43, 3.) Die verheißungsvollen Ansänge der Mission unter den Wenden waren aber nach dem großen Wendenaufstande im Jahre 983 (nach Ottos Ii. Niederlage bei Cotrone!) vernichtet worden. Die Wenden dienten wieder ihren nationalen Gottheiten (Triglaff in Brandenburg, Gerovit in Havelberg, Radigast in Rethra). Die christlichen Priester waren erschlagen oder vertrieben worden. Die Bischöfe von Brandenburg und Havelberg lebten außerhalb ihrer Diözese. So fand Norbert seine Kirchenprovinz vor, als ihm unter König Lothar (1125—1137) das Erzbistum übertragen wurde. Von Lothar unter st ützt, faßte er den Entschluß, das von b e it O11onen begonnene Werk der Slawenmifsion wieder aufzunehmen und zu vollenden. Er berief Brüder feines Ordens von Prömontre nach Magdeburg und überwies ihnen das Marienkloster daselbst (1129). Von hier ans haben die Prämonstratenser im 12. Jahrhundert das Kreuz ins Wendenland getragen. ß) Verbreitung. Verfolge ihre Verbreitung nach P n tz g e r , Geschichtsatlas 15a! (Ostdeutsche Kolonisation.) Vou Magdeburg aus wurden das Kloster Leitz kau 1139, die Domstifter Havelberg etwa 1144 und Ratzeburg 1154, von Leitzkau das Domstift Brandenburg 1165, von Havel-

10. Das Zeitalter der Hohenstaufen und der Kaiser aus verschiedenen Häusern - S. 278

1914 - Berlin : Union Dt. Verl.-Ges.
278 - Beobachte: 1. Im „Landesrat" saßen Vertreter des Adels und der Städte. Er war also die erste ständische Vertretung im Ordenslande. Z^ovblicf aus die Entwicklung des Ständewesens in Preußen. 1412—1660 Entwicklung der ständischen Allgewalt in Preußen. 1660—1663 Unterdrückung der ständischen Selbständigkeit durch den Großen Kurfürsten. 1813 Tie preußischen Stände beschließen die Errichtung einer Landwehr. Die Entwicklung des preußischen Ständewesens unter den Hohenzollern zeigt also ein Hineinwachsen in den Staatsgedanken. 2. Die Berufung der ersten ständischen Vertre-t u n g fällt zeitlich und ursächlich mit der Finanznot der Landesherrschast zusammen. 3. Das Verfassungsideal Heinrichs tioit Plauen zielt auf ^monarchische Gewalt des Hochmeisters innerhalb des Ordens (vgl. dagegen Seite 252), b) ständischen Beirat des Hochmeisters i n der L a n d e s v e r w a l t u n g (vgl. dagegen Seite 273 s.). Begriffliches: Formales und historisches Recht. Heinrich von Planen wollte die Verfassung des Ordens ändern. Wie ist diese Handlung zu beurteilen? Es ist klar, sie war ein Verstoß gegen das formale Recht des Ordens, wie es in tier Ordensregel niedergelegt war. Aber es war Planens Überzeugung, daß die Aufrechterhaltung des formalen Rechts zum Untergang des Ordens führen würde. Er stand daher vor der Entscheidung': Soll ich das formale Recht des Ordens achten und ihn untergehen lassen, oder soll ich mich darüber hinwegsetzen, um ihn zu retten? Er entschied sich für letzteres. Das spätere Schicksal des Ordens hat ihm recht gegeben. Heinrich von Planen hat daher gegen das formale Recht des Ordens verstoßen; aber er hatte das höhere geschichtliche Recht der Erhaltung des Staates ans seiner Seite. Wir sehen: Wo es den Bestand eines Staates gilt, muß das formale Recht der höheren geschichtlichen Notwendigkeit weichen. e) Der „w estp r e uß is ch e" Städte krieg. Mit der Absetzung Plauens war das Schicksal des Ordens entschieden. Der Geist der U n b o t m ä ß ig k e i t machte weitere Fortschritte im Orden, seit der überragende Wille fehlte, der ihn zu bändigen vermochte. Die Meister von Livland und Deutschland kündigten dem Hochmeister den Gehorsam auf, und Ordensritter standen in heimlichem Einvernehmen mit den Feinden des Ordens.
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