Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Mittlere und neuere Geschichte - S. 110

1886 - Berlin : Hofmann
110 Geschichte der neueren Zeit. Ii. Periode. Wom westfälischen Jrieden bis zum Tode Friedrichs des Kroßen. 1648 —1786. A. Ludwig Xiv., König von Jrankreich. § 65. Richelieu und Mazarin. Während so durch den westfälischen Frieden die Einheit des deutschen Vaterlandes und die Kaisergewalt untergraben wurden, erhob sich iu Frankreich das Königtum zur größten Macht. Diese Erhebung, vorbereitet schon durch die früheren Könige, geschah 1610 unter Heinrichs Iv. Sohn, Ludwig Xiii. (1610—1643); denn m unter ihm leitete die obersten Staatsgeschäfte (nach der Mißregierung der Königin-Mutter Maria von Medici) der Kardinal Richelieu (Jean Armand du Plessis). Demselben schwebten zwei Ziele vor: 1. die Krone unumschränkt zu machen; 2. Frankreich das Über- gewicht in Europa zu verschaffen. Zu dem ersten Zwecke brach er die politische Selbständigkeit der Protestanten, ohne darum ihre religiöse Freiheit anzutasten (Eroberung von La Rochelle), und unterdrückte in gleicher Weise alle selbständigen Regungen des Adels (Gaston vou Orleans; Maria von Medici verbannt) und der großen Gerichtshöfe (Parlamente). Die Stände des Reichs (les etats generaux) wurden seit 1614 nicht mehr berufen. Um den zweiten Zweck zu erreichen, hat Richelieu bei allen Gelegenheiten den Einfluß des habsburgisch-österreichischen Hauses bekämpft, sowohl in Deutschland (Bündnis mit Schweden und den Protestanten) als auch in Spanien (Eröffnung des Seekrieges; Gründung einer französischen Flotte!). — 1642 Nach Richeliens Tode (1642) trat an seine Stelle der Kardinal Mazarin, welcher in dem Siuue seines Vorgängers weiter wirkte (Krieg der Fronde; Empörung Eondss!). Im pyrenäischen 1659 Frieden (1659) wußte Mazarin von Spanien, wie im westfälischen Frieden von Deutschland, wichtige Städte und Bezirke für Frank-1661 reich zu gewinnen. Als Mazarin im Jahre 1661 starb, übernahm König Ludwig Xiv. selbst die Regierung; 1643 als fünfjähriger Knabe seinem Vater gefolgt, hatte er zunächst bis 1652 unter der Vormundschaft seiner Mutter Anna von Österreich gestanden und-

2. Mittlere und neuere Geschichte - S. 122

1886 - Berlin : Hofmann
122 Geschichte der neueren Zeit. Spanien war Ludwigs Sache im Rückgänge. Da nun die sinau-zielle Lage Frankreichs immer ungünstiger wurde, so war Ludwig sehr geneigt, Frieden zu schließen. Die Forderung der Verbündeten aber war so weitgehend (Vertreibung seines Enkels Philipp ans Spanien), daß er sie nicht erfüllen konnte. So nahm der Krieg 1711 seinen Fortgang. Als im Jahre 1711 Erzherzog Karl den deutschen Kaiserthron bestieg und im selben Jahre durch einen Regierungswechsel in England Marlborongh abberufen wurde (Lord Boling-broke und Königin Anna!), wendete sich das Glück auf Ludwigs Seite. Gleichwohl ergriff er gern die ihm dargebotene Hand zum Friedensschluß. Derselbe kam zustande 1713 a) zu Utrecht 1713 zwischen Frankreich und den Verbündeten mit Ausnahme des Kaisers. Philipp V. wurde spanischer König. England erhielt n. a. von Spanien Gibraltar, von Frankreich mehrere nordamerikanische Besitzungen; 1714 b) zu Rastatt und Baden 1714 zwischen Frankreich und dem Kaiser und Reich. Österreich erhielt: Neapel, Sardinien, Mailand und die Niederlande. So war schließlich Ludwig Xiv. ohne Vorteil aus dem Kampfe hervorgegangen; denn auf eine Vereinigung Frankreichs mit Spanien hatte er für alle Zukunft Verzicht leisten müssen. 1715 Bald darauf (1715) starb er und hinterließ das Land in einer gefährlichen Lage, seufzend unter außerordentlicher Steuerlast. Persönlich hatte er infolge dieses Krieges alle Beliebtheit beim Volke verloren (Demonstrationen bei seinem Leichenzuge!). — § 72. Der nordische Krieg. — Peter der Große und Karl Xii. a) Peter der Große. Rußland war bis in das 18. Jahrhundert ein Land gewesen, das, ohne Beziehungen zu Westeuropa, in tiefer Barbarei steckte. Erst Iwan Ii. suchte das russische Volk mit einer gewissen Kultur bekannt zu machen, doch waren seine Erfolge sehr gering. Nach dem Aussterben des Herrschergeschlechtes der Ruriks kam zu Beginn des 17. Jahrhunderts dasjenige der Romanows aus den Thron. Ans diesem stammte der geniale 1689 Zar Peter der Große 1689 — 1725. Schon in seiner Jugend bis zeigte er staunenswerte Geistesgegenwart und Klugheit gegenüber 1725 keft Anschlägen seiner herrschsüchtigen Halbschwester Sophia (Aufstände der Strelitzen). Als er die letztere mit Hilfe der von ihm gegründeten Preobraschenskoischen Garde endlich beseitigt, gelangte

3. Mittlere und neuere Geschichte - S. 43

1886 - Berlin : Hofmann
§ 25. Untergang der Hohenstaufen. 43 Spur schritt weiter der edle, großangelegte Manfred, sein Bruder. Nun aber rief Papst Clemens Iv. einen französischen Prinzen, Karl von Anjou, zu Hilfe. Gegen ihn verlor Manfred 1266 bei 1266 Benevent Schlacht und Leben. Karl aber nahm die hohenstanfischen Lande Unteritaliens in Besitz und unterwarf sie einer hartherzigen, grausamen Behandlung. Da wandten sich die Unterdrückten an den jugendlichen Sohn Konrads Iv., Konradino, der am Hofe seines Oheims in Bayern lebte. Ohne die Bitten seiner Mutter zu achten, die Italien als das Verhängnis des Staufengeschlechtes fürchtete, beschloß er, zur Rückerwerbung seines väterlichen Erbes auszuziehen. Hoher Hoffnungen voll zog er mit seinem Freunde Friedrich von Baden nach Italien. Aber ein trauriges Geschick wartete ihrer. Beitagliaeozzo von Karl von Anjou geschlagen, gerieten sie in dessen Gefangenschaft. Karl sah Ruhe vor Kouradiu nur in dessen Tode. Er ließ ein Gericht zusammentreten und ihn vor demselben auf Hochverrat verklagen. Nur einer der Richter Robert von Bari, wagte es, der Wahrheit zum Trotz das Schuldig über die Jünglinge auszusprechen, und auf Grund dieser einen Stimme verhängte Karl den Tod. Im Jahre 1268 wurden Konradin und Friedrich ans dem Markte 1268 von Neapel durch Henkershand getötet, traurige Opfer römisch-srau-zösischer Tücke und Gewaltthätigkeit. So endete die Hauptlinie des Hohenstaufengeschlechtes, das, reich an Gaben des Geistes und des Gemütes, unser Vaterland hätte groß machen können, wenn es dem unseligen Zuge nach Italien Widerstand geleistet hätte! Anmerkung. König Enzio (vergl. § 24) starb 1272 in der Gefangenschaft inbologna. Friedrichsii.tochter Margareta, die unglückliche, mißhandelte Gemahlin Albrechts des Unartigen von Meißen-Thüringen, starb, nach heimlicher Flucht von der Wartburg und schmerzlichem Abschied von ihren Kindern (Friedrich mit der gebissenen Wange) 1270 in Frankfurt a./M. Eine letzte Tochter, Katharina, starb 1279 als Nonne eines französischen Klosters; an ihrem Grabmal liest man noch jetzt die Worte: „Kronen und alle Pracht dieser Welt habe ich nichts geachtet." — Repetition: Iv. Periode: Zeitalter der Hohenstaufen und der Kreuzzüge (1125—1250). § 21. Lothar von Sachsen (1125—1137). Ausbruch des langen und verhängnisvollen Streites zwischen dem welfischen und dem hohen* staufischen Hause. — Verleihung der Nordmark an Albrecht den Bären von Ass anten: Grundlegung des brandenbnrgischen Staates.

4. Mittlere und neuere Geschichte - S. 98

1886 - Berlin : Hofmann
98 Geschichte der neueren Zeit. meinen nicht glücklich: schon in dem ersten verlor er die große Schlacht bei Pavia 1525 („tout est perdu fors l’honneur“), durch welche er sogar in die Gefangenschaft geriet (feine Schwester Margarete von Valois in Mabrib; die Contes de la reine de Navarre von Scribe!). Auch seine Verbinbung mit den Türken, welche unter dem Sultan Soliman dem Prächtigen 1529 sogar bis Wien vorhängen, hals ihm auf die Dauer nicht; boch würde das durch die Reformation schon im Innern fo erregte beutfche Reich baburch sehr geschäbigt. In dem vierten Kriege braug Karl V. sogar tief in Frankreich ein und bachte einen Augenblick an eine Teilung des Laubes mit den Englänbern. Gleichwohl erlangte Franz, infolge einer unerwarteten glücklichen Wenbung, im Jahre 1544 den günstigen Frieden zu Crespy: Karl verzichtete auf Burgunb, Franz auf alle kaiserlichen Länber. — Durch Franz I. würde die Königsmacht, sowohl gegenüber dem Papst und der Geistlichkeit als auch den einheimischen Großen, ungemein gestärkt. Persönlich war er ein zugleich ebelmütiger und rücksichtsloser Mann, der es liebte, seiner Stellung auf jebe Weise, nicht zum miubesten durch Begünstigung von Kunst und Wissenschaft, Glanz zu verleihen (sein Verkehr mit Erasmus und Seonarbo ba Vinci; die großen Schloßbauten zu Fontainebleau und Chamborb; Beginn des Louvre). Die Reformation sanb in Frankreich von Genf aus Eingang, und die Lehre Calvins verbreitete sich ungemein schnell. Schon 1561 schätzte man die Zahl der „hugenottischen" Gemeinben auf mehr als 2000. Aber biefelben hatten schwere Kämpfe um die Freiheit ihres Glaubens zu bestehen. Schon unter Franz' des I. Nachfolger Heinrich dem Ii., der die beutfchen Protestanten gegen den Kaiser unterstützte (Moritz von Sachsen!), begannen die Verfolgungen. Dieselben würden noch baburch verschärft, daß sich mit den religiösen politische Rücksichten vermischten. Die Hauptgegner der Protestanten waren die Guisen (besonbers Franz und Heinrich von G. und Karbinal Karl von Lothringen), währenb aus ihrer Seite das Geschlecht der Bourbonen staub (Anton von Navarra, Ludwig Prinz Eonbe, Heinrich von Be am, Abmiral Coligny). Dieser Gegensatz führte zu acht blutigen Religions- und Bürgerkriegen, den sog. Hugenottenkriegen. Nachbem anfangs die Hugenotten die besten Aussichten (1562 sogar schon freie Religionsübung außerhalb der Städte) gewonnen, brach im Jahre 1572 unsägliches Unheil über sie herein. Katharina von Mebici, die Mutter

5. Mittlere und neuere Geschichte - S. 130

1886 - Berlin : Hofmann
130 Geschichte der neueren Zeit. Während dieser sein ganzes Interesse auf das militärische Leben richtete und allen rein geistigen Beschäftigungen abhold war, hatte sich in dem Sohne unter dem Einfluß seiner Mutter und des Franzosen Duhau de Jaudun ein lebhafter Sinn für Kunst und Wissenschaft entwickelt {{ein Flötenspiel-Lehrer Quauz). Als der Vater, damit unzufrieden, den Prinzen hart behandelte, machte derselbe den Versuch, nach England zu entfliehen; aber der Fluchtplan wurde entdeckt, Friedrich selbst auf die Festung Knstrin gebracht, sein Helfer, der Lieutenant Katte, hingerichtet, und seine Schwester, die nachmalige Markgräfin von Baireuth, welche ebenfalls um den Plan gewußt, mit Schlügen gezüchtigt. Endlich wurde Friedrich von seinem Vater begnadigt (der Feldprediger Mittler), und da er sich durch eifrige Arbeit auf der Kriegs- und Domainenkammer und auch durch fein williges Eingehen auf eine Heirat mit Elisabeth Christine von Braunschweig die Zufriedenheit seines Vaters erwarb, ließ dieser ihm mehr und mehr Freiheit, ja, scheuste ihm sogar das Schloß Rheinsberg. Hier lebte Friedrich nun einige Jahre der Beschäftigung mit den Wissenschaften, besonders der Geschichte und der französischen Litteratur. Geistvolle Mäuuer (Keiserling, Jordan, Fouquet) bildeten seinen Umgang. Von hier aus trat er mit den bedeutendsten Gelehrten und Schriftstellern in Verbindung, namentlich mit Voltaire. Aber dem stillen Behagen dieser Zeit sollten bald Unruhen und stürmisch bewegte Jahre folgen. Brandenburg-Preußen war durch feine natürliche Entwicklung ein Gegner des habsburgischen, bisher in Deutschland vorwiegenden Hauses geworden. Diese Gegnerschaft gelangte unter Friedrich zum 1740 Ausbruch, als nach dem Tode Kaiser Karls Vi. (1740) der deutsche Kaiserthron erledigt war. Des letzteren Tochter, Maria Theresia, eine kluge und energische Frau, erhob aus Grund der unter dem Namen pragmatische Sanktion bekannten Erbfolgeordnung Anspruch auf die österreichischen Erblande, welcher aber von vielen Fürsten nicht anerkannt wurde. Kurfürst Karl Albert von Bayern, der ebenfalls Ansprüche auf Österreich geltend machte, wurde 1742 als Karl Vii. zum deutschen Kaiser gekrönt. König Friedrich Ii. nun erneuerte gleich zu Beginn seiner Regierung die alten Ansprüche seines Hauses auf Schlesien und bot Maria Theresia gegen die Anerkennung derselben seine Zustimmung zur pragmatischen Sanktion. Sie aber verweigerte dieselbe. So kam es zum 77. Die drei schlesischen Kriege.

6. Mittlere und neuere Geschichte - S. 69

1886 - Berlin : Hofmann
§ 40. Kaiser Maximilian I. § 41. Die großen Entdeckungen. 69 stand, der das rechte Wort zu finden, die angemessene That zu vollbringen imstande war. § 40. Kaiser Maximilian I. Nachdem im Jahre 1493 Kaiser Friedrich Iii., ein schlaffer, unthätiger Regent, gestorben, folgte ihm sein Sohn Maximilian I. 1493 (1493 — 1519). Von hervorragender geistiger und körperlicher bis Bildung, erweckte dieser auch beim Volke sehr beliebte Kaiser noch -) 9 einmal große Hoffnungen für die Besserung der Zustände im Reich. Aber es zeigte sich bald, daß sein Interesse nicht sowohl diesem als der Gründung und Förderung habsbnrgischer Hausmacht galt. („Alles Erdreich Ist Ostreich Unterthan!). Dazu boten ihm vortreffliche Gelegenheit: 1. seine erste Heirat mit Maria, Tochter Karls des Kühnen (vgl. § 39) von Burgund; 2. seine zweite Heirat mit einer mailändischen Prinzessin; 3. die Heirat seines Sohnes Philipp mit einer spanischen Königstochter. — Die große, beständig zunehmende Türkengefahr veranlaßte in diefer Zeit mehrere patriotische Männer (z. B. den Erzbischof Berthold von Mainz), auf Mittel zu sinnen, durch welche das Reich gekräftigt würde. Zunächst suchten sie ein beständiges Reichsregiment, bestehend aus Gliedern des Fürstenstandes, zu errichten. Da ihnen das nicht sogleich gelang, so brachten sie wenigstens das zuwege, daß ein ewiger Landfriede 1495 1495 angefetzt ward, in welchem für alle Zeiten die Fehden verboten wurden. Ebenfo errichtete der Kaiser ein Reichskam me r-gericht. Zur Erhaltung desselben diente eine allgemeine Reichssteuer, der gemeine Pfennig. Und um eine geordnete Verwaltung des Reiches hinfort zu ermöglichen, wurde das ganze Reich (mit Ausnahme von Böhmen und der Schweiz) in Kreise eingeteilt, deren es zunächst 6, dann 10 gab. Auch durch andere Einrichtungen, wie z. B. die des Post-wesens, ist die Regierung Maximilians vorteilhaft ausgezeichnet. § 41. Die großen Entdeckungen. Gegen das Ende des Mittelalters wurde der Schauplatz der Geschichte bedeutend erweitert durch die großen Entdeckungen. Die Portugiesen hatten es sich zur Aufgabe gestellt, da durch die Os-manen die Laudverbiuduug mit Ostindien vielfach gestört wurde, einen Seeweg nach diesem Lande zu finden. Sie richteten daher

7. Mittlere und neuere Geschichte - S. 73

1886 - Berlin : Hofmann
§ 43. Das Wichtigste aus der Geschichte Frankreichs. 73 Philipp August (Teilnehmer am dritten Kreuzzug), besonders aber Ludwig Ix. der Heilige (ca. 1250) und Philipp der Schöne 1250 (ca. 1300), welcher letztere durch seine Politik einen großen Erfolg 1300 über das Papsttum davontrug (Beginn des babylonischen Exils der Päpste zu Avignon vgl. § 34). Das Haus Valois (1328—1589). Unter demselben beginnt 1328 der sog. hundertjährige Krieg zwischen Frankreich und Eng- ^ land. Eduard Iii. von England erhob Ansprüche auf die Thron-folge in Frankreich, die Franzosen aber erkannten dieselbe nicht an. In diesem Kriege verlor der französische König Karl Vii. alles Land bis zur Loire, und Frankreich geriet in die größte Gefahr, die es überhaupt in seiner Geschichte erlebt hat. Da erstand ihm eine Retterin in Jeanne d'arc, der Jungfrau von Orleans (1429). Dieselbe, aus einem lothringischen Dorse stammend, 1429 glaubte sich von Gott berufen, die Engländer von dem vaterländischen Boden zu vertreiben. Sie entsetzte das bedrängte Orleans, den Schlüssel des südlichen Frankreichs, und führte den König nach Rheims zur Krönung. Dann aber verließ das Glück sie. Verwundet fiel sie in die Hände der Engländer und wurde, durch ein geistliches Gericht zum Tode als Hexe verurteilt, in Rouen verbraunt. Trotzdem wirkte die durch sie erweckte Siegeszuversicht der Franzosen so lange nach, daß die Engländer sich schließlich aus Frankreich ganz zurückzogen (nur Calais blieb englisch). — So war Frankreich sich selbst wiedergegeben. Die lange Entwicklung des Königtums zur beherrschenden Stellung beendete Ludwig Xi. ca. 1475. Er ist der eigentliche Begründer der Größe Frankreichs 1473 und hat dasselbe stark gemacht, den gewaltigen Einfluß zu erringen, den es später besaß. Auch in geistiger Beziehung kann unser Nachbarland schon im Mittelalter auf eine glänzende Entwicklung zurückschauen. Die Troubadours im Süden (Bertran de Born u. a.), die Trouvöres im Norden schusen eine Litteratur, welche unsere deutsche Natioual-litteratur außerordentlich befruchtet hat. — Der gotische Baustil hatte in Nordfrankreich seinen Ausgangspunkt. — Die Wissenschaft wurde besonders in Paris durch die dortige Universität (Sorbonne) gepflegt und hat die berühmtesten Vertreter in der französischen Nation gesunden. Außer der Philosophie und Theologie blühte besonders auch die Geschichtschreibung (Joinville, Villehardouiu, Commines!).

8. Mittlere und neuere Geschichte - S. 74

1886 - Berlin : Hofmann
74 Zweiter Teil. Das Mittelalter. § 44. Das Wichtigste aus der englischen Geschichte. Ganz anders als die Entwicklung eines der kontinentalen 449 Staaten war diejenige des Jnselreiches England. Im Jahre 449 hatten sich dort die Angelsachsen, aus der jütischen Halbinsel, 827 niedergelassen und die sieben anfangs getrennten Reiche waren 827 durch Egbert von Wessex vereinigt worden. Von diesen angelsächsischen Königen, deren Reihe nur auf wenige Jahrzehnte durch 1030 die Dänenherrschaft (ca. 1030) unterbrochen wurde, sind die 871 wichtigsten: Alfred der Große (871—901), der für das Wohl ^ des Landes in jeder Beziehung das Bedeutendste leistete, und 0 Eduard der Bekenner (ca. 1050), unter welchem Schottland ein 1065 englisches Lehen ward. Im Jahre 1066 fiel Herzog Wilhelm der Eroberer von der Normandie in England ein, und nachdem er den Nachfolger Eduards bei Hastings geschlagen hatte, machte er sich zum Köuige von England. Da er aber feine normännischen Ritter gegenüber den Angelsachsen sehr bevorzugte, so fügten sich die letzteren schwer in diesen Zustand: der lange währende und oft zu hellen Flammen ausbrechende Haß der beiden Stämme (vgl. die Romane von Walter Scott) fand erst gegen die Mitte des 13. Jahrhunderts sein Ende in der Verschmelzung derselben zu einer einheitlichen englischen Nation. Die Bedeutung der Angelsachsen und Normannen für die ganze Volksentwicklung spiegelt sich wieder in der Sprache (Grundbestandteile germanisch). Die wichtigste Erscheinung der englischen Geschichte des Mittelalters ist die Entwicklung der englischen Volksfreiheit. Nachdem der erste König des Hauses Anjou - Plantagenet 1154 (1154—1399) Heinrich Ii. einen thatkräftig begonnenen Kampf bis gegen die Kirche (Thomas Becket, Erzbischof von Eanterbnry) da-1399 mjt geendet hatte, daß er sich, von plötzlicher Reue erfaßt, der Kirche unterwarf; nachdem ferner die lange Abwesenheit von Richard Löwenherz das Königtum in jeder Beziehung geschwächt: geriet des letzteren Bruder Johanu ohne Land (1199—1216) ganz und gar in Abhängigkeit vom Papste (Innozenz Iii.), von dem er sogar sein Land zu Lehen nahm. Da dieser König auch gegen Frankreich sehr unglücklich war, trotzdem aber im Innern mit despotischen Mitteln regieren wollte, so empörte sich das unzufriedene Volk gegen ihn und zwang ihn zur Gewährung des großen Staats-1215 grnndgefetzes, der Magna Charta libertatum, 1215. In dem-

9. Mittlere und neuere Geschichte - S. 75

1886 - Berlin : Hofmann
§ 44. Das Wichtigste aus der englischen Geschichte. 75 selben wurden dem Adel, der Geistlichkeit (Klerus) und den Städten alle die Vorrechte, welche sie bisher besessen, bestätigt, außerdem aber bestimmt, daß ein Engländer fortan von keinem andern Richter als von seinesgleichen gerichtet werden sollte. War dieses Gesetz die Grundlage der persönlichen Freiheit jedes Engländers, so wurde bald darauf unter König Heinrich Iii. der Grund zu der Beteiligung der Nation an der Regierung gelegt. Der Graf Simon von Montfort-Leicester berief 1265, im Aufstand gegen den König, 1265 Vertreter der Grafschaften, Städte und Flecken in das Parlament. Dieses Parlament wurde später in zwei Teile geteilt (Oberhaus und Unterhaus) und gewann nun allmählich einen großen Einfluß auf die Geschicke des Landes, zumal durch das sehr wichtige Recht der Steuerbewilligung. Wenn auch einige der nachfolgenden Könige die junge Freiheit zu unterdrücken strebten, so ging dieselbe doch ans allen Anfechtungen stets gestärkt hervor. Nach außen war England in der zweiten Hälfte des Mittelalters vor allem durch den sog. hundertjährigen Krieg gegen Frankreich (1340—1453, mit Unterbrechungen) in Anspruch ge- 1340 nommen. Derselbe entstand dadurch, daß Eduard Iii. als Enkel des bis französischen Königs Philipp Iv. Anspruch aus den französischen Thron ^3 erhob. Obgleich die Engländer zu Anfang des 15. Jahrhunderts vom Kriegsglück sehr begünstigt wurden und halb Frankreich in ihre Gewalt brachten, so haben sie doch schließlich, besonders seit dem Auftreten der Jungfrau von Orleans, alles wieder verloren und nur Calais blieb in ihren Händen. Im Innern wurde England fast beständig von schweren Unruhen heimgesucht. Zu Anfang des 15. Jahrhunderts hatte König Heinrich Iv. aus dem Hanse Laneaster mit unbotmäßigen Adelsfamilien zu kämpfen (Percy Heißsporn re.), doch gelang es seiner geschickten Politik, dieselben zu bezwingen (vgl. die sog. Königsdramen Shakespeares). — Der größte Bürgerkrieg aber war der Kampf um den englischen Thron zwischen den Häusern Lancaster und Iork (Rote und Weiße Rose), welcher ca. 1480 tobte. Durch 1480 ihn wurde der Staat das Opfer einer gefahrdrohenden Zerrüttung, ans welcher er aber gerettet wurde durch Heinrich Vii. (f 1509), 1509 den ersten König aus dem Hause Tudor, mit welchem für England die neuere Geschichte beginnt. Was das litterarische Leben angeht, so hatte dasselbe auch in England bereits im Mittelalter schone Blüten getrieben, doch ge-

10. Mittlere und neuere Geschichte - S. 76

1886 - Berlin : Hofmann
76 Zweiter Teil. Das Mittelalter. langte es nicht zu einer gleich hohen Entwicklung wie etwa in Frankreich oder in Italien. Die englische Sprache entwickelte sich zur Nationalsprache im Laufe des 14. Jahrhunderts. Als ihr Schöpfer (in dem Sinne, wie Luther der Schöpfer der deutschen, Dante derjenige der italienischen ist) kann der launige Dichter Geoffroy Chaucer gelten, der zugleich auch hinsichtlich der rythmischen Dichtformen neue Wege einschlug. — Für die Wissenschaften hat England einen der größten Gelehrten des Mittelalters hervorgebracht: Roger Bacon (1214—1294), den „aufgeklärtesten Mann seines Jahrhunderts". Sein Nachdenken hat sich über die verschiedensten Gebiete des menschlichen Wissens erstreckt und neue Methoden, die den Fortschritt der Erkenntnis erleichterten, hat er erfunden (besonders für die Naturwissenschaften und die Mathematik). Ii. Repetition (V. Periode ca. 1250—1517). § 38. 1453 Konstantinopel wird durch die Türken er- obert: Untergang des oströmischen Reiches. Wiederbelebung der Kenntnis des Griechischen im Abendlande. § 39. Deutsches Volksleben. Gedrückte Stellung der Bauern („Bundschuh"; „armer Konrad"). — Entartung und Verfall des Rittertums. — Eigennutz der Fürsten gegenüber der Krone. Neigung zur Ablösung vom Reich an den Grenzen: Abfall der Schweiz (Kämpfe der Schweizer gegen die österreichischen Herzöge bei Morgarten 1315 und Sempach 1386). — Vielversprechende Blüte der Städte; deren große Bedeutung für das Geistesund Kunstleben des Mittelalters. — Allgemeine Unzufriedenheit mit der Kirche. — Sektenbildung (Albigenser re.). Daneben Unglaube und Aberglaube (schwarzer Tod — Flagellanten). Alchymie. Astrologie. § 40. Maximilian I. 1493 — 1519. Er vermehrt die habsburgische Macht durch kluge Heiratspolitik: Maximilian — Maria von Burgund Ferdinand der Katholische v Jsabella von Castilien Philipp der Schöne, Erzherzog ti. Österreich Johanna die Wahnsinnige Kaiser Karl vs~1519—1556. Unter ihm große Reformen im Reiche: Reichsregiment; Ewiger Landfriede; Reichskammergericht; gemeiner Pfennig; Kreiseinteilung. § 41. Die großen Entdeckungen: 1) 1487 Bartolomäus Diaz entdeckt das Kap der guten Hoffnung. 2) 1498 Vasco de Gama entdeckt den Seeweg nach Ostindien. 3) 1492 Kolumbus entdeckt Amerika. a) ca. 1520 Eortez erobert Mexiko. L) ca. 1530 Pizarro erobert Peru. 4) 1520 erste Weltumsegelung (Magelhaens).
   bis 10 von 201 weiter»  »»
201 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 201 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 6
2 18
3 1
4 53
5 1
6 3
7 0
8 7
9 0
10 47
11 0
12 6
13 2
14 0
15 0
16 1
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 2
25 11
26 0
27 10
28 2
29 0
30 0
31 134
32 2
33 6
34 39
35 8
36 1
37 54
38 1
39 3
40 1
41 3
42 15
43 6
44 0
45 17
46 35
47 42
48 1
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 86
1 745
2 68
3 316
4 264
5 121
6 90
7 357
8 118
9 1362
10 111
11 85
12 140
13 241
14 94
15 67
16 668
17 2265
18 40
19 291
20 201
21 221
22 157
23 639
24 287
25 282
26 147
27 75
28 131
29 418
30 25
31 84
32 49
33 42
34 254
35 275
36 97
37 485
38 525
39 317
40 81
41 445
42 232
43 775
44 172
45 858
46 152
47 50
48 126
49 108
50 88
51 274
52 386
53 31
54 270
55 161
56 472
57 95
58 179
59 260
60 290
61 112
62 65
63 72
64 62
65 436
66 178
67 222
68 424
69 249
70 222
71 744
72 284
73 185
74 219
75 237
76 230
77 747
78 136
79 83
80 102
81 82
82 328
83 638
84 322
85 356
86 404
87 244
88 119
89 92
90 379
91 189
92 1717
93 50
94 426
95 92
96 251
97 27
98 696
99 37

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 2
3 0
4 2
5 1
6 1
7 3
8 0
9 6
10 2
11 0
12 0
13 0
14 1
15 0
16 53
17 0
18 8
19 11
20 0
21 1
22 0
23 0
24 1
25 1
26 2
27 0
28 0
29 1
30 1
31 8
32 0
33 19
34 1
35 3
36 1
37 0
38 2
39 2
40 27
41 1
42 0
43 1
44 22
45 1
46 1
47 1
48 0
49 23
50 0
51 1
52 0
53 6
54 23
55 21
56 0
57 1
58 5
59 25
60 0
61 19
62 0
63 1
64 5
65 6
66 3
67 0
68 2
69 0
70 0
71 10
72 0
73 10
74 5
75 0
76 0
77 4
78 2
79 13
80 16
81 27
82 3
83 0
84 0
85 0
86 1
87 0
88 8
89 0
90 0
91 4
92 0
93 7
94 0
95 0
96 0
97 5
98 0
99 1
100 9
101 0
102 5
103 32
104 0
105 1
106 2
107 0
108 0
109 0
110 0
111 2
112 3
113 0
114 0
115 0
116 3
117 0
118 3
119 1
120 0
121 3
122 1
123 1
124 0
125 0
126 3
127 3
128 2
129 2
130 1
131 5
132 3
133 1
134 0
135 0
136 16
137 0
138 0
139 1
140 0
141 0
142 0
143 8
144 4
145 2
146 0
147 0
148 25
149 0
150 65
151 5
152 1
153 0
154 0
155 0
156 14
157 19
158 12
159 0
160 0
161 4
162 0
163 0
164 0
165 7
166 18
167 0
168 1
169 3
170 1
171 20
172 6
173 5
174 4
175 6
176 17
177 12
178 0
179 2
180 0
181 0
182 16
183 5
184 4
185 0
186 0
187 0
188 1
189 0
190 0
191 60
192 0
193 0
194 4
195 0
196 3
197 2
198 14
199 1