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1. Geschichtliches Lesebuch - S. 57

1903 - Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht
Iv. v. Sybel. Einwirkung der Julirevolution auf Deutschland. 57 leise, Verkennen der Bedürfnisse des realen Lebens neben Übertreibung des juristischen Formalismus, Nachlassen des geistigen Verkehrs zwischen Regierenden und Regierten, zwischen Beamten und Volk, in Preußen ebenso wie in den kleineren Staaten. Ein nicht immer nötiger Befehlshaberton galt für unerläßlich zur Aufrechthaltung der Autorität, und vollends die Sicherheitspolizei, angestachelt durch die politischen Sorgen der höchsten Stellen, bewegte sich in einem hofmeisternden, argwöhnischen und kleinlichen Treiben, welches die herrschende Mißstimmung nie zur Ruhe kommen ließ. Denn trotz alles Guten, welches wir eben berichtet haben, blieb der Zorn über die Ausnahmegesetze von 1832 im Wachsen und verbreitete sich durch alle Klassen der Bevölkerung. Zwar die äußere Ordnung wurde an keiner Stelle mehr gestört; die Zeitungen lagen in den Fesseln der Censur, und das neue badische Preßgesetz mußte nach Bundesbefehl durch den Großherzog zurückgenommen werden. In den Kammern verlor die liberale Partei wieder die Majorität und hielt sich in behutsamer Defensive, um nicht neue Gewaltschritte des Bundes hervorzurufen. Aber nur um so tiefer fraß sich der Groll in die Herzen ein. Viele Tausende, die 1830 bei den Aufläufen in Kassel und Dresden den Pöbelexceffen gewehrt oder 1832 ans dem Hambacher Feste harmlos gejubelt hatten, gelobten sich jetzt, wenn es wieder losginge, selbst mit kräftigem Handeln dabei zu fein. Neun Zehntel der deutschen Bürger erfüllten sich im Angesichte der Reaktion mit demokratischen Gedanken, die Gemäßigten mit Begeisterung für den parlamentarischen Staat, wo ein Beschluß der Volksvertretung die Minister aus dem Amte entfernt oder in dasselbe einsetzt, die Heißblütigen mit dem Ideale der Republik, wo der Wille des gesamten Volkes über Gesetzgebung und Exekutive in unbeschränkter Freiheit entscheidet. Noch hatte keine Erfahrung darüber belehrt, wie notwendig jedem großen Gemeinwesen ein mächtiges Organ der Stetigkeit in seiner Politik ist, ein Organ, für welches keine andere Staatsform gleiche Aussicht wie die Erbmouarchie darbietet. Auch darüber war man begreiflicher Weise damals noch nicht klar, daß die parlamentarische Regierung in England nur deshalb einen sichern und gedeihlichen Gang hatte behaupten können, weil sowohl die Volksvertretung als die Verwaltung von zwei fest organisierten und politisch geschulten Adelsgruppen geleitet wurde, die sich im Besitz der Ministerien ohne Störung der Geschäfte ablösten. Außer aller Beachtung blieb die für die Beurteilung eines demokratischen Staatswesens entscheidende That-

2. Geschichtliches Lesebuch - S. 150

1903 - Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht
150 X. Aus der Frankfurter Nationalversammlung. richtig damit, es lasse sich dem nicht widersprechen, es sei gar nicht auszukommen in Haus und Hof ohne das Einmaleins; gerade ebenso ist es im Staatswesen mit dem Erbrechte beschaffen, welches ich hier zu verteidigen übernommen habe. Da läßt sich freilich auseinandersetzen, vor welchen Übeln das Erbrecht uns bewahrt, wie es bewahrt vor den mannigfachen und schwer empfundenen Übeln der Wahlberechtigung, wie es bewahrt vor den Übeln des Zwischenreichs zc. Aber am Ende kehrt es doch immer auf das allereinfachste zurück, und wir müssen zugestehen, daß gerade da das Erbrecht sich am unliebenswürdigsten beweist, wo es am meisten staatsmännisch auftritt, indem es nämlich in seiner vollkommenen Ausbildung auf höchst ungalante Weise alle Frauen ausschließt von dem Throne, solange noch einer vom Mannesstamme vorhanden ist, indem es alle Jüngeren ausschließt, alle jüngeren Prinzen, solange noch ein älterer da ist, indem es endlich keinem Prinzen einen Teil am Genusse der Herrschaft vergönnt, bis die Reihe an ihn gekommen ist, überhaupt aber jedem Erbberechtigten nur das Ganze des Staates übrig läßt, indem es ihn jedes Anrechts an einen Staatsteil beraubt. Und dennoch hat dieses System der Erbherrschaft neben so vielen Herbigkeiten auch seine zarte und in das innere Wefen der Menschheit dringende Seite. Nachdem es vor allen Dingen den Staat sichergestellt hat, denn der Staat muß in alle Wege die Hauptsache bleiben, führt es in das Staatswesen die Wärme der Familie ein, indem es die Herrschaft an ein regierendes Haupt knüpft. Ich weiß gar wohl, meine Herren, daß ich hiermit, wenn ich das Lob der Erbherrschaft rede, eine Saite anschlage, die in den Augen vieler von Ihnen längst zersprungen ist. Das aber hindert mich auf keine Weise. Erlauben Sie, daß ich eine schlichte Thatsache schlicht erzähle, die sich zu Ende des Jahres 1812 in Mitteldeutschland begab. Damals war der erste Strahl der Hoffnung nach Deutschland gedrungen, daß wir wohl des fremden Regiments erledigt werden möchten. Da fanden sich in Mitteldeutschland Volksversammlungen vornehmlich von Landleuten und Bauern zusammen. Man beredete sich, wie es zunächst werden solle. Darin waren alle einig, die Fremden müßten vertrieben werden, aber sollte man den alten Fürsten wieder aufnehmen, das war die Frage. Es begab sich, daß auch in einem Lande, ich will es lieber nicht nennen, wo der alte Fürst keineswegs gelobt und sonderlich geliebt war, — man wußte ihm manches, was nicht zum Frieden diente, nachzureden, — in der Schänke eines Dorses diese Sache verhandelt ward. Viel war hin-

3. Geschichtliches Lesebuch - S. 154

1903 - Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht
154 X. Aus der Frankfurter Nationalversammlung. dürfe das Opfer seines Daseins nicht für eine ungewisse deutsche Zukunft bringen. Diese Männer vergessen dabei freilich etwas Großes, sie vergessen, daß die Grundlage, auf welche der große Kurfürst und Friedrich Ii. bauten, daß diese Grundlage, namentlich die der absoluten Herrschaft, für immer verschwunden ist; sie vergessen, daß damals, als Preußen so tief gesunken war, Deutschland mit ihm sank; sie vergessen, daß damals, als Preußen wieder erstand und herrlich erstand, Deutschland mit ihm erstand, und daß beide Größen nicht ohne einander wieder erstanden wären. Ich will meine Meinung unbekümmert sagen, wie übel sie auch von verschiedenen Seiten aufgenommen werde. Ihr dämpft das Feuer der Anarchie in Deutschland nicht, Ihr dämpft dieses zerstörende Feuer weder in den kleinen Staaten, noch in den mittlern, noch in den großen endlich und in den größten der rein deutschen Staaten, als nur aus einem Wege, nur ans dein Wege, daß Ihr eine kraftvolle Einheit einsetzet und durch diese Einheit die Bahn für die deutsche Volkskraft eröffnet, die zur Macht führt. Die Bahn der Macht ist die einzige, die den gärenden Freiheitstrieb befriedigen und sättigen wird, der sich bisher selbst nicht erkannt hat. Denn es ist nicht bloß die Freiheit, die er meint, es ist zur größeren Hälfte die Macht, die ihm bisher versagte, nach der es ihn gelüstet. Deutschland muß als solches endlich in die Reihe der politischen Großmächte des Weltteils eintreten. Das kann nur durch Preußen geschehen, und weder Preußen kann ohne Deutschland, noch Deutschland ohne Preußen genesen. Und so komme ich doch am Ende wieder auf das, was ich das Einmaleins nannte, zurück. Deun das ist denn doch wohl ein ganz Einfaches, daß eine Macht wie Preußen nicht auf die Probe berufen werden kann. Man kann einen Teil feines Wesens allenfalls hingeben an ein anderes, man kann allenfalls mithelfen zur Herrschaft, man kann das politische Pfuscherwerk einer Trias oder eines Turnus mit aufputzen helfen; allein sein ganzes Wesen, das giebt man nicht für drei, sechs oder zwöls Jahre hin, sein ganzes Wesen giebt man nur hin, uni in ein höheres Wesen für alle Dauer überzugehen. Meine Herren, ich verdamme niemandes Abstimmung, allein, was mich persönlich angeht, ich würde glauben, gebrochen zu haben mit allem, was mir vaterländisch teuer und heilig ist, gebrochen zu haben mit meinem Vaterlande, wertn ich anders meine Stimme abgäbe als für die Einheit Deutschlands, für die erbliche Krone meines Vaterlandes. — So bin ich gesonnen und werde so gesonnen bleiben und bis an mein Ende den Glauben festhalten,

4. Geschichtliches Lesebuch - S. 64

1903 - Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht
64 Y. Pfizer, Kosmopolitismus und Nationalität. man es für unmenschlich und frevelhaft, ihn von seiner Familie weg zu verkaufen, Weib und Kinder ans seinen Armen zu reißen; aber Nationen werden immer noch ohne Gewissensregung zerstückelt, auseinandergerissen und mit den abgehauenen blutenden Gliedern Schacher getrieben, wenn gleich der Despot Napoleon selbst es ausgesprochen hat: „daß diejenigen nicht mit dem Geiste des Jahrhunderts übereinstimmen, welche meinen, daß die Nationen Viehherden seien, die nach göttlichem Recht einigen Familien angehören". Denn eben die neue Zeit säugt an, die Rechte der Nationen geltend zu machen und zurückzufordern. Immer klarer tritt es hervor, daß mit den Sprachen sich die Böller teilen, Nation und Sprache aber identisch sind, und daß es frevelhaft und thöricht ist, zu scheiden, was die ewigen Gesetze der Natur und der Geschichte verbunden haben. Die Sprache ist der halbe Mensch, und zwar diejenige Hülste des Menschen, durch welche er einer Nation angehört: so weit eine Sprache reicht, so weit reicht auch eine Nation: dies ist (einzelne Ausnahmen, wie sich überall von selbst versteht, abgerechnet) das leitende Prinzip der neuen Zeit, welche Nationen bilden will, und zwar nicht bloß eine herrschende, sondern ans der Grundlage einer ehrlichern, naturgemäßem Politik und gegenseitiger Achtung der nationellen Persönlichkeit viele. In künftigen Jahrhunderten mag freilich wieder ein ganz anderes Prinzip der Gestaltung zur Herrschaft gelangen; aber der große Kampf der Gegenwart, der jetzt die europäische Welt in ihren Grundfesten bewegt und erschüttert, wird um die Existenz und die Rechte der Nationen gekämpft. In diesem Kampf ist zwar Polen dreimal unterlegen, aber Griechenland, Belgien und Irland haben teilweise gesiegt; bald wird Italien nachfolgen, und Deutschland sollte allein zurückbleiben? Wie die Nichtachtung der freien Persönlichkeit das absolute Unrecht, der Inbegriff aller Verbrechen ist, so kann auch ein Volk nicht freventlicher beeinträchtigt, nicht tiefer im Mark des Lebens angegriffen werden, als wenn man feine Nationalität antastet. Das heiligste Recht einer Nation ist das, als solche zu bestehen und anerkannt zu werden, solange sie die Kraft hat zu bestehen; hat sie diese Kraft verloren, so geschieht ihr freilich kein Unrecht, wenn ihrem selbständigen Dasein ein Ende gemacht wird. Aber wehe dem Volke, bei welchem das Bewußtsein der Nationalität nie erwacht oder auf immer eingeschlafen ist! Es gleicht dem dumpfen Sklaven, der vor dem Gedanken der Befreiung zittert, dem Hunde, der die Hand leckt, die ihn schlägt.

5. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 128

1854 - Münster : Aschendorff
128 Geld und ihre sonstigen Schätze bei Zeiten in Sicherheit zu bringen. Als es daher eines Abends dunkel geworden war, be- gaben sie sich, der eine mit einer Laterne und einem Spa- ten, der andere mit einem schweren Topfe in beiden Händen, in ihren Garten hinter dem Hause, um dort ihren Reichthum zu vergraben. Zufällig befand sich um dieselbe Stunde ihr Nachbar, ein armer Tagelöhner und Vater von vielen unversorgten Kindern, in seinem nebenanliegenden Gärtchen. Noth und Kummer hat- ten ihn aus seinem Hause getrieben, er wollte sich in der fri- schen Abendluft erholen. Durch den Schein der Laterne plötz- lich aus seinem sorgenvollen Hinbrüten aufgeschreckt, stutzt er anfangs ein wenig, faßt sich jedoch sogleich wieder, und schleicht leise zur Hecke hin, welche beide Gärten von einander trennt, und lauscht und lugt neugierig, um zu erfahren, was das Licht zu bedeuten habe und was an der anderen Seite ei- gentlich vorgehe. Die Laterne begünstigt ihn in der Dunkel- heit, so daß er die Beiden genau beobachten kann, ohne selbst der Gefahr ausgesetzt zu sein, von ihnen gesehen zu werden. Auf den ersten Blick schon erräth er, was der seltsame Auf- zug seiner Nachbarn zu bedeuten habe; und beim Gedanken an all' das Geld, welches in dem Topfe enthalten sein müsse, wird die Brust ihm fast zu enge, so daß er nur mit Mühe Athem holen kann. Er bemerkt, wie der ältere der beiden Brüder, als sie nahe bei der Hecke dicht neben ihm angelangt sind, auf einen bestimmten Fleck hinweiset, und dem anderen zuflüstert: „Also hier?" Dieser winkt schweigend mit dem Kopfe. Dann geben sie sich schweigend an die Arbeit, graben in die Erde ein tiefes Loch, stellen den Topf mit der größten Vorsicht hinein, treten die Erde fest und suchen alle Spuren, welche den kostbaren Schatz hätten verrathen können, sorgfältig zu entfernen. Hier- auf gingen sie, nachdem sie sich noch scheu und ängstlich umge- sehen, in ihr Haus zurück. Nun erhob sich auch langsam der arme Tagelöhner hinter der Hecke. Eine fieberhafte Aufregung hatte ihn ergriffen, das Blut rollte ihm stürmisch durch die Adern, eine unsichtbare Macht schien sich seiner bemächtigt zu haben und ihn anzuspor- nen, einen Sprung über die Hecke zu wagen. Schon hatte er

6. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 222

1854 - Münster : Aschendorff
222 ziehen des Seiles in seiner rechten Hand, und wird sogleich an demselben in das Boot hinaufgezogen, wobei er den Stein zurück- läßt, der nachher an dem daran befestigten Seil gleichfalls herauf- gewunden wird. Die Verrichtung der Taucher ist mit einer sol- chen Anstrengung verknüpft, daß, wenn sie wieder in das Boot zurückkommen, ihnen häufig Blut aus Mund, Ohren und Nasen- löchern herausfließt; allein dies hindert sie nicht, abermals unter- zutauchen, sobald die Reihe wieder an sie kommt. Oft machen sie an einem Tage 40—50 Sprünge, und bringen bei jedem Sprunge ungefähr 100 Muscheln herauf. Einige Taucher reiben sich den ganzen Körper mit Oel ein und verstopfen sich die Ohren und Nase, damit das Wasser nicht hineindringen könne; andere hinge- gen treffen nicht die mindeste Vorkehrung. Die Zeit, die sie unter dem Wasser zubringen können, beträgt zwar in der Regel nur 2 Minuten, allein man hat Beispiele von Tauchern, die es 4 und sogar 5 Minuten aushalten konnten. Mit diesem Geschäfte eines Tauchers, das den Europäern im höchsten Grade schwer und ge- fährlich vorkommen muß, werden die Indianer von Kindheit an vertraut. Die größte Gefahr, der sie ausgesetzt sind, besteht darin, daß sich ihnen ein Haifisch nähert, während sie unter dem Wasser sind. Die von den Tauchern heraufgebrachten Muscheln werden auf dem Strande ausgelegt, wo sie in der Sonnenhitze schnell sterben. Nach einigen Tagen gerathen sie in Fäulniß; dann öffnen sich die Schalen, welche das Perlmutter liefern, von selbst, und man nimmt die Perlen heraus. Viele Muscheln enthalten gar keine Perlen, andere eine einzige, wieder andere aber mehrere, manch- mal bis dreißig. Der Größe nach sind die Perlen sehr verschie- den ; die ganz kleinen heißen Saatperlen und werden dem Gewichte nach verkauft. Bei den größeren richtet sich der Werth nicht nur nack der Größe, sondern auch nach der Farbe und Gestalt. Die theuersten müssen rund und weißglänzend sein; solche, die erbsengroß sind, gehören schon zu den seltenen. An Werth stehen die Perlen nur dem Diamante, Rubine und Smaragde nach. Die Taucher selbst haben keinen großen Gewinn, denn sie arbeiten im Taglohne wie die Bergleute, die Gold und Silber graben; ihnen nützt es nicht viel, ob die Ausbeute an Perlen groß oder klein ist. L8. Die Jnfusionsthierchen. Mit der genauesten Kenntniß aller der Thiere, welche für unser Auge sichtbar sind, kommen wir noch lange nicht an die Grenze dieses Reiches von Geschöpfen. Bewaffnet der Mensch sein Auge mit einem guten Vergrößernngsglase, so öffnet sich ihm eine ganz neue Welt von Geschöpfen dieses Reiches. Ein berühmter Naturforscher (Muschenbröck) hat

7. Abth. 1 - S. 193

1818 - Elberfeld : Büschler
Westfälischer Friede» ip3 Majestät, welche als ein«*' unsichtbare (Gewalt, durch den Glauben, das; die Würde des teutsiben Kaisers von Gott selbst, als göttliche Wohlth-at, abftamnie, — wie die Fürsten sich in mehreren Urkunden selber ausdrücken, — die Geister be- herrschte ; es war ferner die, auf die alten Sittel und Gewohnheiten sich stützende, ans dein Grund- wesen des Volkes hervorgewachsene Lehnsverfassung, die bei allen Mängeln doch ein festes Gewebe unr die Theile des Reiches schlang. Von der Urzeit des Volkes her war die Treue des Gefolges gegen seinen Kriegsfürsten, war die des Vasallen gegen seinen Lehnsherrn, ein heiliges Band, Und wenn/ gleichfalls nach der Väter Weise, der Fürst, die Großen und das Volk sich versammelten, später wenigstens der Kaiser mit den Reichsfürsten auf den Reichstagen zusammenkam, da wurde die Roth des Augenblicks durch schnellen Rathschluß, durch die Kraft des lebendigen Wortes und Blickes, ge- hoben, und, — von großem Gewicht war, — der Stolz der Fürsten, welcher vielleicht auch schon von Unabhängigkeit träumte, durch den An- blick und die Nahe kaiserlicher Hoheit, und die Ehrfurcht, welche ihr die Gutgesinnten bewiesen, niedergedrückt. Es war aber schon die Zeit gekommen, da die Fürsten nur Gesandten oder ihr schriftliches Wort einschicktcn; sie selber blieben in ihren Hauptstäd- ten, »vo der Glanz und die Ehrfurcht der Majestät sie selbst umgab. Wir haben gesehen, wie seit Friedrich von Oestreich, und früher schon, das Streben der Fürsten nach der Alleinherrschaft rege geworden, und wie die Kirchentrennung neue Risse in die Verfassung gebracht; nun aber, durch den westphälischen Frieden, wurde die Unabhängigkeit der Fürsten gesetzlich und die kaiserliche Gewalt gänzlich zu in Scharrenbild gemacht. Jene erhielten die volle Landeshoheit und das Recht, Krieg und Frieden zu beschließen r und Bündnisse, sowohl unter einander, als mit Fremden'zu machen, wenn sie nur nicht zum Schaden des Reiches sepen. Aber N

8. Abth. 1 - S. 390

1818 - Elberfeld : Büschler
3go Vii. Ztr. vom westph. Fried, bis jetzt. 1643-1817. dem Scheine der eingeschränkten Verfassung folgte der Kaiser einzig seinem Gelüste und Willen, und herrschte als Unumschränktes Despot, die Menschen nur als Zahlen, ihr Leben als eine Münze zum Verbrauche betrachtend. Die verführerische Liebe solcher Regierungsweise verbreitete sich bald auch über die Giänzen Frankreichs hinaus. Das eitle französische Volk bekhörte Napoleon dabei durch Glanz, durch Kriegsruhm, und den Namen der großen Nation; das Heer, seine Stütze, fesselte er an sich, in em er ihm Alles erlaubte, was die Begierde fordert; die großen Talente, die ihm dienen sollten, erhob und bereicherte er übermäßig, damit sie bei seinem Falle so viel zu verlieren hätten, als der Mensch selten den Muth hat, wieder aus seiner Hand zu geben. Das war eine seiner furchtbaren Heerscherregeln, daß, wer un- umschränkt herrschen wolle, nur Re i ch e und Ar m e, nicht aber einen begüterten Mittelstand, dul- den müsse; jene könne die Regierung durch jede Begünstigung, durch Furcht und Hoffnung, an sich fesseln; und die Armen lasse die Sorge der täglichen Nahrung ni*cht über das nächste Bedürf- nis hlnausbiicken; aber »n den Köpfen des Mit- telstandes, welcher Zeit zu geistiger Beschäftigung übrig behalte, da bilde sich eine Gewalt der Ge- danken, welche dem Throne gefährlich werden könne. Uno so scharr drang sein grauenvoller Blich in das Wesen der menschlichen Natur, daß er erkannte, die Gewohnheit des blinden Gehorsams, der sich nur mit geistiger Blindheit vertrage, müsse früh in der Jugend einqepflanzt werden. Darum wurde der kirchliche und der Schulunterricht unter strenge Aufsicht genommen, auf einen engen Kreis be- schrankt, die Schüler von Jugend auf nach dem Klange der Trommel zu irdem Geschäfte gerufen. Ja, selbst die Lehrbücher der Religion mußten den Gehorsam gegen den Kaiser sogleich nach dem gegen daö göttliche Gesetz stellen, — Im übrigen verfiel sowohl der Volksunterr>cht als der höhere wissenschaftliche, der schon in der Revolutionszeit

9. Abth. 1 - S. 330

1818 - Elberfeld : Büschler
33o Vii. Ztr. vom westph. Fried. bisjetzt. 1648-1807 fangen, daß er ihn, in seiner Bewunderung, über alle - Sterblichen erhob und nach seiner Freund- schaft, wie nach dem kostbarsten Kleinode, strebte. Der eitle, eigensüchtige Fremde wüßte diele Stim- mung , die er in des Prinzen Briefen iah, treff- lich zu erhalten und für sich zu benutzen. Er sch>neichel/s dein königlichen Freunde wieder, Und in diesem gegenseitigen Spiele der Selbstliebe mahnte der Iunglm;, die glücklichste Freund- schaft gestiftet zu haben. Wie aber Freundschaft nur durch strenge Wahrheit bestehe» kann, wenn die Seelen, klar und offen vor einander da lie- gend, in treuen Kämpfen zusammen der Tugend nachstreben, so konnte jene Verbindung der beiden, auf so lockerem Grunde ruhend, vor einer schärfe- ren Prüfung nicht bestehen. Im späteren Zusam- menleben, als Voltaire 17z0 an des Königs Hof herusen war, zeigte sich täglich Mehr und mehr das Kalte, Neidische und Gehässige rn des Günstling- Seele; der frl Here Zauber wich von des Königs Augen, die Eemüther entfernten sich wieder von einander, und endlich trennten sie sich in heftiger Erbitterung. Voltaire aber rächte sich, bei seiner Rückkunft nach Frankreich, durch die bittersten Schmähschriften. So kränkende Erfahrungen verschlossen Friedrichs Herz immer mehr und gaben ihm die Bitterkeit gegen dre Menschen, die früher nicht in ihm war, Uiid die, wenn sie ein Geinüth beherrscht, das Leben verfinstern muß. Diese Einsamkeit und Verschlossenheit der Seele hat auch des Königs Regierung ihren Stempel auf,gedrückt. Sie war eine Selb st regle ru.ng iw strengen Sinne des Worts; von dem Könige ging Alles allem aus, auf ihn ging Alles zurück, und weder eine ständische Verfassung, ivelche vom Anfänge unserer Geschichte an itt dem Streben gller germanischen Völker gelegen hat, noch selbst ein Smatsrath, der, aus den erleuchtetsten Man- Htvn gewählt, dem Könige die vielseitig geprüfte Ansicht eurer Sache darlegen kann, fanden in

10. Abth. 1 - S. 385

1818 - Elberfeld : Büschler
Na- 'eon Buonapa rte. 385 Spanien, Italien, in Teutschland und Frankreich gegen den Erbfeind gekämpft hat. 64. Napoleon Buonaparte, Kaiser der Franzosen, den 18. May 1804. Die ersten Jahre des Confulats waren für Frankreick eme Zeit der Beruhigung, der rückkeh- renden Ordnung, des Fleißes und Wohlstandes; die geängsteten Gemüther athmelen wieder freier auf und des ersten Eonsuls Name wurde von tau- send Lippen mit Seaen genannt. Auch außer Frankreich blickte manches Auge mit großer Hoff- nung auf ihn hin, denn in seiner Heldenkraft erschien er ihnen als derjenige, welcher nach einer sehr wilden Zeit eine neue Ordnung der Dinge stiften, und was aus der blutigen Umwälzung als reiner Gewinn der Gedanken hervorgegangen, für das Menschengeschlecht festhalten könne. Das Ver- mögen dazu fehlte ihm nichts denn wunderbar war die Gewalt, womit er sich alfobald alle Kräfte dienstbar machte; die Klugheit, mir weicher er die brausenden Fluthen der Revolution zunr Stillstände und zum Gehorsam zwang; die Schnelligkeit der Verwaltung, die er in kurzer Zeit über das ganze, große Reich wie ein Gewebe ausbreitete, dessen Endfäden in seinen Haiiden blieben; der Fleiß eildlich, womit sogleich angefangen wurde, das Wesentliche aus den großen Erfahrungen des öf- fentlichen Lebens in neuen Gesetzbüchern nlederzu- legen. Was das Zeitalter Vorzügliches gefordert hatte, — Anerkennung der wesentlichen Menschen- rechte in Allen; Gleickheit aller Staatsbürger vor dem Gesetz; Aufhebung der Feudalrechte; Freiheit des Glaubens im Gebiete der unsichtbaren Dinge ' - Bb
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