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1. Abth. 2 - S. 25

1823 - Elberfeld : Büschler
Vi. Ztr. Hart V. bis zum westph. Fried. 1520 — 1648. 25 benutzte die Erscheinung eines Regenbogens zur neuen Be- geisterung der Seinigen, indem er ihn als ein Zeichen an- kündigtc, das Gott sende. Wüthend hieben^ sie den Abge- ordneten des Churfürsten in Stücken und stürzten zum An- griff; allein in wenigen Augenblicken war ihr blinder Un- gestüm gebrochen; die Schaaren der Engel, die Münzer versprochen hatte, erschienen nicht; er selbst war einer der ersten, welche die Flucht ergriffen, und die Halste seiner Schaar fiel"dnrch's Schwert. Er hatte sich in Franken- Hausen auf dem Boden eines Hauses verborgen, ward aber hervorgezogen und enthauptet; er starb ohne Muth. ' So waren die furchtbaren Bewegungen schnell wieder gedampft, welche die ganze Verfassung Deutschlands Um- stürzen konnten, wenn die aufgeregten Kräfte von großen Männern geleitet worden wären. Sie batten viel Blut ge- kostet; man rechnete mehr als 109,000 Bauern, welche in diesen Unruhen das Leben verloren. — Nach diesem folgte einige Zeit die Ruhe im Vatcrlande. Kaiser Karls auswärtige Händel. Der Kaiser Karl war indessen auswärts beschäftigt. Von dem Reichstage in Worms war er nach den Niedertan- den gegangen und besuchte darauf auch Spanien wieder, wo er fast 8 Jahre blieb; seine Sorge mußte beinahe die Enden Europas umfassen. Doch war sein Blick vor allen Dingen auf den König Franz I. von Frankreich gerichtet, der als ein feindlichgesinnter Nachbar und Nebenbuhler auf jeden Vortheil achtete, welchen er ihm etwa abgewinnen möchte. Wir dürfen nicht nach besonder« Ursachen der Eifersucht zwi- schen beiden suchen; in ihrem Gemüthe, so wie irr dem ge- genseitigen Verhältnisse beider als Herrscher lagen der Grün- de genug. Franz war ehrgeizig und stolz; Karls Seele war nicht weniger erfüllt von diesen Regungen, welche in ihm nur eine großartigere Gestalt angenommen hatten. Beide waren schon Nebenbuhler bey der Kaiserwahl gewesen, und Franz, der ältere, der sich durch ritterlichen Ruhm und persönliche Eigenschaften über dem Gegner hielt, fühlte sich durch dessen Vorzug gekränkt. Das Herzogthum Mailand ferner, wel- ches Franz erobert hatte, ein Lehen des deutschen Reiches, lag für Karl als eine Aufforderung da, es der französischen Macht durch die Waffen wieder zu entreißen; dagegen war Karls drohende Uebermacht in Europa eine so nahe Ursache der Besorgniß für alle übrigen Herrscher, daß Franz, welcher -nächst ihm das mächtigste Reich besaß, sich vor allen andern zum Kampfe gegen ihn berufen glaubte. Er hatte sein An-

2. Abth. 2 - S. 11

1823 - Elberfeld : Büschler
Vi. Ztr. Karl V. bis zum westph. Fried 1520- 1648 11 solchem Streite am spitzfindigsten reden konnte. So wie es aber immer geschieht, daß der Geist und die Wahrheit verloren gehen, wo man viel Worte macht, so verschwand das milde einfache und wohlthätige Licht des christlichen Glaubens immer mehr aus der Wissenschaft, welche sie ihre Theologie nannten. Nun aber war schon in dem 15ten Jahrhundert ein neues Zeitalter für die Wissenschaften an- gebrochen, und eine hellere Ansicht der Welt hatte sich der Gemüthcr bemeistert. Es war eine Aufklärung im guten Sinne. Vor ihrem Lichte schon konnte die Scholastik m ih- rem geschmacklosen Gewände, mit der Wichtigkeit, die sie auf das Wort legte, und mit ihrer ganzen innern Leerheit, nicht bestehen; die besten Köpfe der Zeit wandten Ernst und Spott an, sie in ihrer Blöße darzustellen. Und die Geg- ner, die Vertheidigcr des Alten, suchten sich nicht etwa da- durch zu retten, was ihnen einzig Schutz gewahrt hatte, daß sie selbst das Licht in ihrer Wissenschaft aufsuchten und sie in sich selbst läuterten, sondern mit blindem, poltern- dem Eifer wollten sie die hereinbrechenden Strahlen des neuen Morgens gewaltsam zurückscheuchen; ein nichtiges Streben, welches zu allen Zeiten ohnmächtig zu Schanden geworden ist. In Deutschland war cs vorzüglich Reucklin, ei- tler der ersten Gelehrten welche unser Vaterland jemahts hervorgebracht hat, der das neue Licht der Wissenschaften verbreitete; ein Mann von so umfassendem Geiste, daß man von ihm gesagt hat, er vereinige alle Bildung und alle Kenntnisse und Gelehrsamkeit, welche damahls in der christ- lichen Welt gefunden wurden, zusammen, und beziehe die- ses Alles nicht etwa auf den Prunk und die Eitelkeit des Wissens, sondern auf die höchste Erkenutniß, auf die des Menschen, der Natur und der Gottheit. Auch gegen die- sen Mann eiferten viele der Theologen mit der größten Lei- denschaft, obwohl er 'vor der Zeit der Reformation lebte und keinen Th eil an ihr genommen hat. Zwar waren nicht alle Kirchenvorsteher so finster gesinnt; der oben genannte Bischof von Augsburg, Christoph v. Stadian, hi-elt es nicht unter seiner Würde, eine Reise von sieben Tagen zu machen, um den berühmten Erasmus von Rotterdam in Freibnrg kennen zu lernen, und Johann v. Dalberg, Bischof in Worms^ legte eine Bibliothek der besten Schrift- steller an, und liebte die Wissenschaften so sehr, daß er selbst Mitglied der von dem Dichter Konradceltes gestifteten Rheinischen Gelehrten-Gesellschaft wurde. Allein die Zahl dieser Verständigen war zu klein gegen die Eiferer, welche blind und thöricht, ans Haß des Lichtes, Gutes und Böses unter einander mengend, ihr eignes Reich zerstörten^

3. Abth. 2 - S. 36

1823 - Elberfeld : Büschler
30 Vl Ztr. Karl V. bis zum westph. Fried. 1520 — 1545. Da bedachte Soliman, was erst die große Stadt Wien ko- sten werde, indem der Kaiser selbst zu ihrem Schutze i'm Anzuge sey; und weil er die deutschen, statt uneinig, einig unter einander sah, trat er plötzlich den Rückweg an; alle Welt aber erstaunte, daß der große Soliman so schnell wieder aufgab, wozu er drei Jahre lang gerüstet hatte. Nun konnte Kaiser Karl sich wieder zu andern Angele- genheiten wenden, und ging zuvörderst nach Italien, um mit dem Papste das große Cöncilium zu bereden. Allein dem Papst Clemens Vii. war es damit nicht Ernst; wie über- haupt der römische Hof in dieser Zeit ein Cöncilium nicht wünschte; und Karl reiste unverrichteter Sache nach Spa- nien ab. Während er dort war und der König Ferdinand alle Sorge auf die Befestigung seiner Herrschaft in Ungarn wenden mußte, breitete sich die protestantische.lehre immer weiter in Deutschland aus und die Spannung der Gemü- ther wurde täglich größer. — Es kam auch ein Streit wegen des Würtenbcrger Landes dazu. Es ist schon früher des Herzogs Ulrich von Würtemberg gedacht worden, welcher in der Zeit nach Kaiser Mari- milians Tode, ehe Karl V. gewählt war, wegen eines Streites mit der Stadt Reutlingen durch den schwäbischen Bund aus seinem Lande vertrieben wurde. Der Bund trat das Land, auf welchem schwere Schulden hafteten, dem Kaiser Karl ab, und dieser gab es 1530 mit den östreichi- schen Erbtanden seinem Bruder Ferdinand. Es schien nun auf immer ein östreichisches Land seyn zu sollen. Aber der abgesetzte Herzog, der als Flüchtling lim Reiche umherzog und Freunde zu gewinnen suchte, fand Schutz bei seinem Verwandten, dem Landgrafen Philipp von Hessen; Ulrich hatte schon den lutherischen Glauben angenommen; und Philipp faßte sogar den Gedanken, ihn wiederum, sey es auch mit Gewalt, in sein Land einzusetzen. Er rüstete schnell ein Heer von 20,000 Mann, brach unerwartet in Würtem- berg ein, schlug den östrcichischen Statthalter des Landes bei Lauffen, 1534, und gab das schnell eroberte Her- zogthum dem Ulrich zurück. Es schien, als wenn aus die- ser That der blutigste Krieg entstehen müsse; allein die Ge- fahr ging noch einmal glücklich vorüber. Karl und Ferdi- nand waren sonst beschäftigt; auch mochten sie fühlen, daß es nicht edel gewesen war, durch ein fremdes Land, wenn auch unter dem Schein des Rechtes, ihre schon so große Macht zu vermehren; und von der andern Seite hatten die übrigen Glieder des schmalkaldischen Bundes keinen An- theil an der That des Landgrafen, sie suchten vielmehr durch

4. Abth. 2 - S. 16

1823 - Elberfeld : Büschler
16__________Verbreitung der neuen Grundsätze. vielen Tausenden mitthestte, was ohne sie lange Zeit hin- durch nur wenigen bekannt, vielleicht in den Mauern der Klöster verschlossen gebllcbcn wäre, — wie dieses Alles die Wett für die neuen Bewegungen vorbereitet hatte, ist aus den frühern Abschnitten erinnerlich. Auf der andern Seite ist eben diese Schnelligkeit der Verbreitung der neu- en Grundsätze ein unwiderleglicher Beweis für die Größe des Verfalls in dem gesammten kirchlichen und sittlichen Zu- stande der damahligen Zeit. Der Mensch ist mit festen und tiefen Wurzeln an die Sitte seiner Vater, er ist noch mit liefern an seiner Vater Glauben festgewachsen: daß er von diesem sich tosreiße, so lange er in ihm wahrhaft lebt, ist gegen die Gesetze der menschlichen Natur; nuralsdann ist es möglich, wenn das, was in ihm das Lebendigste seyn sollte, abgestorben und ein btos Aeußerliches geworden ist. Außer diesem Allen wirkten in dem öffentlichen und bür- gerlichen Zustande Deutschlands noch viele Umstande zu der raschen Entwicklung mit. Wir nennen das Größte zuerst. Bis auf diese Zeit war das V o l k, die große Gesammtheit der gemeinen, freien Leute, versäumt und vernachlässigt, zu ihrer Bildung war wenig geschehen, und große Kräfte schlummerten ungeweckt. Da trat Luther als eigentlicher Volkslehrer auf; an das Volk wendete er sich, ihm versprach er Belehrung , ja erwachte es zum Richter in sei- nem Streite. Und dieses that er in einer so kräftigen, ein- dringlichen Sprache wie in des Volkes Ohren vielleicht nie getönt batte. Ruch veräußere Zustand des Volkes in Deutschland beförderte Luthers Unternehmen. Der Bauernstand war zwar nach und nach zu etwas mehr Freiheit gekommen, als in früherer Zeit; allein die Dienste, welche er zu leisten hatte, waren immer noch sehr drückend. Er war der Last- träger aller übrigen Stände, und von seinen Herren, den Rittern, Grafen und Fürsten, in seinen Menschenrechten noch nicht allgemein anerkannt; ja manche derselben drück- ten ehre Unterthanen milder ungerechtesten Härte. Da er- schallt das Wort: „Christliche Freiheit!" auch bis in dia Hütten der Landleute; dieses Zauberwort, welches sie nicht auf den Geist, sondern auf den äußern Zustand deuten, belebt sie durch neue und große Hoffnungen, und erzeugt, wie wir bald sehen werden, zuerst die traurigsten Unordnungen. Denn bei so allgemeiner Aufregung eines Zeitalters ist, wie die Geschichte aller Völker zeigt, das rechte Maß sehr schwer zu bewahren. / Wie das Volk, so ward auch schnell der deutsche Adel von den neuen Bewegungen ergriffen. 2» ihm le-b-

5. Abth. 2 - S. 18

1823 - Elberfeld : Büschler
18 Verbreitung der neuen Grundsätze. wirbt ein Heer von 12,000 Mann, wagt cs, gegen die Abmahnungen des Reichstages, einen mächtigen Reichsfür- sten zu bekriegen; fällt m sein Land ein, verheert es weit und breit, und erst als sich zwei andere Fürsten, der Chur- fürst Ludwig von der Pfalz und der Landgraf Philipp von Hessen, mit dem Erzbischof verbinden, weicht er in seine Burgen zurück. — Er wurde von ihnen nn nächsten Früh- jahr in seinem Schlosse Landshut belagert, hart bedrängt, und fiel selbst, nachdem er schwer verwundet war, in ihre Hände. Er starb wenige Tage nachher, indem selbst seine Feinde ihm ihre Bewunderung und die Trauer nicht versa- gen konnten, daß so große Kräfte, in Ermanglung eines größeren Wirkungskreises, auf solche Weise verloren gin- gen. — Auf Luthers Sache hatte Sickingens Fall keinen Einfluß, denn Luther hielt sie selbst fern von allen äußeren, politischen Bestrebungen, in welche diese Ritter sie verflech- ten wollten. Und dieses ist eine Hauptursache der Dauer seiner Stiftungen geworden. In dem äußeren Kampfe, wenn er ihn zugelassen, würde sich der Eifer verzehrt haben, und die ganze Bewegung der Zeit wär ein vorübergehender Krampf gewesen. Unter den deutschen Fürsten nahm sich Friedrich der Weise, Churfürst von Sachsen, Luthers am thätig- sten an. Anfangs trat er nicht auf seine Seite, vertheidigte ihn auch nicht; er wollte jedoch nicht, daß er seinen Feinden überliefert würde, bevor er des Jrrthums überwiesen sey. Nach dem Wormser Reichstage aber entschied er sich ganz für ihn. „Die Sachen in Deutschland" (sagte er 1523 in Nürn- berg) „sind so weit gekommen, daß die Menschen sie nicht mehr gut machen werden: Gott allein muß das thun; dem wollen wir diese wichtige Händel, die uns zu schwer sind, ^Nach und nach erklärten sich mehrere Fürsten für die neue Lehre; einige gewiß aus innerer Ueberzeugung; anderen gaben die Gegner Schuld, daß sie durch die Beute der geist- lichen Güter, die si« eingezogen, gelockt seyen. 5. Der Reichstag zu Worms. 1521. Auf dem großen Reichstage zu Worms sollten auch die Religiousstreitigkeiten, welche nun schon alle Gemüther in Deutschland aufs höchste gespannt hielten, zur Entscheidung gebracht werden. Der Papst hatte einen Legaten, den Car- dinal Aleander, dorthin gesendet, um den Kaiser und die Fürsten dahin zu bringen, daß auch der Arm der welt- lichen Macht gegen Luther erhoben würde. Zu seinem groß- ßen Erstaunen fand er aber, daß die Stimmung gegen den

6. Abth. 2 - S. 42

1823 - Elberfeld : Büschler
42 Vi» Ztr. Karl V. bis zum westph. Fried. 1520 — 1648. Hier hatte Franz einen Bundesgenossen in dem Herzog von Cleve gefundendieser, der zugleich kürzlich ange- fangen hatte, die protestantische Lehre zu begünstigen, sollte die kaiserlichegewalt zuerst fühlen. — Karls Erscheinung in diesen Gegendenwarganzunerwartet. Unter dem Volke war die Sage, er habe auf der Rückkehr von Algier Schiffbruch gelitten und sey selbst umgekommen, und in diesem Glauben dielten sie die Nachricht von seiner Ankunft in Deutschland für ein Mährchen. Die Besatzung der kleinen Stadt Düren gab auf seine Aufforderung zur Uebergabe die Antwort: „Sie fürchte sich nicht vor dem, der längst eine Speise der Fische geworden sey." Als nun aber seine Spanier die Mauern erstürmten. Alles niedermachten und die Stadt in Brand steckten, da verbreitete sich Furcht und Schrecken im ganzen Lande umher. Esz h'ieß der Kaiser führe eine Art schwarzbrauner, wilder Menschen mit sich, die lange Nä- gel an den Händen hätten, mit denen sie die steilsten Mauern hinan klimmen könnten, und große Zähne, mit denen sie Alles zerrissen. Die Sagen von den Wundern der neuent- deckten Welttheile und ihren wilden Bewohnern gaben solchen Dingen Glauben in einer Zeit, welche des Außerordentli- chen so viel erlebte. Auch bestanden Karls Haufen meistens aus alten, von Sonne und Luft geschwärzten Kriegern, welche keine Gefahr scheuten, und bei Erstürmung einer Stadt wohl ihre Dolche und Spieße in die Mauern zu sto- ßen pflegten, um sich daran emporzuschwingen. Der Schre- cken , der vor ihnen herging, unterwarf schnell das Land und die Städte, und der Herzog von Cleve mußte selbst knieend um Gnade bitten. Er erhielt sie unter der Bedin- gung, daß er nicht von dem katholischen Glauben weiche, wo er etwas geändert, es wieder auf dem vorigen Fuß setze, und sich in kein Bündniß mit dem Kaiser einlaffe. Gegen Frankreich geschah in diesem Jahre nichts Bedeu- tendes; für das folgende aberhatte sich Karl stärker gerü- stet, und nachdem er im Winter von 1543 auf 44 einen neuen Reichstag in Speier gehalten, und sich hier der Hülfe der deutschen Fürsten versichert hatte, brach er im nächsten Frühjahr mit einem trefflich gerüsteten Heere in des Feindes Land selbst ein. Zuerst wurde St. Di zier erobert, dann ging der Zug gerade auf Paris; Epernay und Chateau Thierry waren schon gefallen, das Heer stand nur zwei Tagemärsche vor der Hauptstadt und die Einwohner flüch- teten, — da that König Franz Friedensvorschläge. Der Kaiser nahm sie an, denn er wollte schnelle Aussöhnung vnt diesem Feinde, weil die Angelegenheiten Deutschlands immer verwickelter geworden waren; und am 24. September

7. Abth. 2 - S. 44

1823 - Elberfeld : Büschler
44 Vi. Ztr. Karl V. bis zum westph. Fried. 1520 — 1648. kr sich zu dem letzten Feldzüge gegen Frankreich rüstete, den wir schon gemeldet haben. Und doch hatten die Prote- testanten um diese Zeit schon eine Selbsthülfe mit den Waffen geübt. Der Herzog Heinrich von Br au n sch w e ig , ein eifriger Katholik, zugleich aber ein sehr unruhiger, lei- denschaftlicher Mann, war in Feindschaft mit dem Chur- fürsten von Sachsen und dem Landgrafen von Hessen, vor- züglich der Religion wegen; sie schrieben die heftigsten Bücher gegeneinander, wie denn die Zeit mit allen Waffen, welcher in des Menschen Gewalt sind, den Gegner bestritt. Dazu wandten sich die Städte Braunschweig und Gos- lar, die in den schmalkaldischen Bund ausgenommen wa- ren, an die protestantischen Fürsten um Schutz gegen den Herzog, der sie auf alle Weise drückte und beschädigte. Selbst der Kaiser und der König Ferdinand hatten .ihn oft von der Gewaltsamkeit gegen die Städte abgemahnt, aber vergeblich. Endlich rüstete der schmalkaldische Bund 1542 schnell ein Heer, fiel in das Land des Herzogs, ver- trieb ihn und hielt dasselbe besetzt. Herzog Heinrich ging, zum Kaiser um Hülfe; dieser verwies die Sache auf emen Reichstag. Auf dem zu Worms 1545 wurde sie dahin entschieden, daß der Kaiser einstweilen, bis'zur Entscheidung auf dem Wege Rechtens, die braunschweigschen Länder verwalten sollte. Das ging dem raschen Herzog, der gern das Haupt der katholischen Parthei gewesen wäre, zu langsam. Er sagte: „Mit des Kaisers Namen drohen, sey eben so viel, als mit einem todten Falken beitzen." In seinem Eifer be- ging er eine Unredlichkeit an dem Könige Franz von Frank- reich. Dieser hatte ihm Geld gegeben, um für ihn Trup- pen in Deutschland zu werben; so wie sie aber versammelt waren, fiel der Herzog im Herbst 1545 mit ihnen plößlich in sein verlornes Land ein, um es den Gegnern wieder abzugewinnen. Der eben so rasche Landgraf von Hessen hatte indessen auch bald ein Heer versammelt, setzte zugleich den Churfürften von Sachsen in Bewegung, und beide lie- ferten dem Herzog zu Kalefeld bei Nordheim ein Treffen, in welchem derselbe geschlagen und gefangen wurde. Der Landgraf brachte ihn aufseine Festung Ziegenhain, und der Kaiser ermahnte ihn nur, den Gefangenen billig und nach fürstlicher Weise zu behandeln. Uebrigens hatte der eben genannte Reichstag zu Worms schon deutlicher die immerzunehmende Spannung der Par- theien offenbart, obgleich auch auf ihm noch einmahl der Religionsfriede bestätigt wurde. Die Klagen von beiden Seiten wurden immer heftiger, die Katholiken ließe» nicht

8. Abth. 2 - S. 81

1823 - Elberfeld : Büschler
81 F e r ft t it fl it b L gen, und die große Klugheit, welchem dem Orden war- machte seine Bemühungen tief eindringend. Er ist eine Haupttriebfeder in der Entwickelung der neueren Zeiten ge- worden. — Es darfnicht vergessen werden, daß der Or- den sich zu seiner Zeit wesentliche Verdienste um die Erzie- hung der Jugend erworben hat, und wenn die ganze Bil- dung der katholischen Welt in den neueren Jahrhunderten über der am En de des Mittelalters steht, so hat sie es vorzüglich der Gesellschaft Jesu zu verdanken. Ware die ganze Richtung dieser Gesellschaft eine mehr innere gewor- den, hatte sie sich auf das Gebiet des Geistes beschränkt- wäre ihre Sittenlehre eben so "einfach und gerade gewesen, als ihr Wissen umfassend, und hatte sie nicht in die- Regie- rung der Staaten mit unsichtbarem Arme eingreifen wollen, so würde die ganze katholische Welt nngetheilt ihr Andenken segnen. In der Geschichte werden sie uns noch mehrmah- len als wirksame Mitspieler großer Begebenheiten ent- gegentreten. Der Kaiser Ferdinand lernte ihren Einsiuß zuerst recht klar auf dem, wieder in Thätigkeit getretenen, Eoncilio zu Trient kennen. Es ging hier nicht nach Ferdinands Wun- sche. Zur Beruhigung der Gemüther in seinen Erbstaaten, in der Hoffnung, vielleicht alle Spaltung zu verhüten, ließ er durch ferne Gesandten recht dringend einige Punkte zur Sprache bringen, von denen er sich die woblthärigste Wirkung versprach; sie betrafen den Kelch im Abend- mahl uno dre Priesterehe, deren Bewilligung für die neuen Parlyeren, wir er sagte, ja nur von der Gnade der Kirche abhänge. Auch dre varrischen und französischen Gesandten stimmten dafür, und letztere schlossen ihr Gutachten so: „Dieses können wir mir guter Treue und Glauben verspre- chen, daß zu dieser Zeit nichts dienlicher fid, die Gemüther der Christen miteinander auszusöhnen, die Religionsunru- hen zu stillen und die Unsrigeu der ihrem Glauben zu erhal- ten, diejenigen dre bereits abgefallen sind, zurückzuführen, als wenn vie gerechte uno christliche Bitte der kaiserlichen Gesandten gewahrt wird." — Allein, wre wenig ern schar- fes und richtiges Urtheil über unsere Verhältnisse von einer Versammlung zu erwarten war, welche größtentheils aus Ausländern und mit der Etgenthümlichrert der deutschen Angelegenheiten unbekannten Männern bestand, bezeugen die kaiserlichen Gesandten, unter denen 4 Bischöfe waren, in einem Berichte an ihren Herrn : „Nun sehen wir cs freilich einschreiben sie, „und wir greifen es gleichsam mit Händen, ob wir es gleich ohne großen Schmerz nicht sagen können, daß dahier ohne große Praktiken nichts Kohlr.d. E. rr Lh. zle Aufl. 0

9. Abth. 2 - S. 88

1823 - Elberfeld : Büschler
88 Vi, Ztr. Karl V. bis zum westph. Fried. 1520 — 1648. kölnischen Streitsache bald eine ähnliche in der Stadt Straß- burg, wohin sich Gebhard mit drei gleichfalls protesianti- scheu Domherrn gewendet hatte; und die Stadt Donau- werth, die bis dahin freie Reichsstadt gewesen, und größ- teutbeils protestantisch geworden war, kam der Religions- spaltung wegen sogar in die Reichsacht und dadurch" 1607 in die Hände des Herzogs von Baiern, der die Acht gegen sie vollzog. Das uneinigste und zerrissenste deutsche Land war aber in Kaiser Rudolfs Zeit das östreichische selbst. Mari- rnilian Ii. hatte den protestantischen Ständen Religionsfrei- heit gestattet, und hatte ihnen selbst durch einen Rostocki- schen Theologen Chyträus eine Kirchenordnung verfertigen lassen; da er jedoch ihren Gottesdienst von seiner Haupt- stadt Wien ansschließcn wollte, gab er ihnen einige Kirchen in der Rahe der Stadt auf dem Lande. Ihre Zahl nahm bald außerordentlich zu; einige ihrer Lehrer, besondersein gewisser Opitius , eiferten mit unwürdiger Heftigkeit gegen jeden Andersdenkenden, die Klagen wurden immer lauter, und Rudolf, welcher ebenfalls partheiischen Rarhgebern folgte, grng gleich so weit, daß er ihnen die vorhergestarte- ten Kirchen schließen und sogar in allen östreichischen Städ- ten das Bürgerrecht nehmen ließ. Allein die Unzufrieden- heit über diese Maaßregcln wurde bald so groß, und Ru- dolf halte den Beistand seiner Stande gegen die Türken und bei den Unruhen in Ungarn so nöthig, daß er bald wieder gelinder mit ihnen verfahren mußte. In Ungarn war allgemeine Unzufriedenheit mit seiner Regierung, weil er sich nicht um das Land bekümmerte, keinen Landtag selbst besuchte, ja nicht ein einzigesmahl im Lande erschien, sondern seine dorthin gesandten deutschen Soldaten frei und frech schalten ließ. Es entstand daher im Anfänge des neuen 17ten Jahrhunderts ein gefährlicher Aufruhr in Ungarn unter der Anführung eines Edelmanns Stephan B ö t s ch k a i. Dieser ließ sich mit den Türken in Verbindung ein und bemächtigte sich eines großen Thei- les des Landes. Ueberhaupt wurde der Kaiser mir jedem Tage untheilnehmender in seiner Regierung. Die Kunde der Gestirne und der Natur beschäftigten ihn mehr, als sein Reich, und diese Neigung führte ihn bald in die Hände be- trügerischer Menschen, die ihm aus den Sternen die Zukunft deuten und.die Kunst des Goidmachens lehren sollten. Und so wie sich an seinem Hofe solche Betrüger mit Gelehrten, wie T y ch o B r a h e und K ep p l e r, zusammenfanden, so mischten sich in Rudolfs Seele selbst auf wunderbare Weise die edleren mit den thprigten Neigungen. An Kunst-

10. Abth. 2 - S. 50

1823 - Elberfeld : Büschler
50 Vl Ztr. Karl V. bis zumwestph. Fried. 1520 — 1648. ihres vollen Vertrauens zu rühmen gehabt, und ihre Ver- schlossenheit macht sehr viele ihrer Handlungen zu einem Räthsel für die Geschichte. So ist es nicht mit dem Le- den der er h ab en st en Helden der Menschheit; ihr Leben liegt wie ein großes, helles Gemählde vor unfern Augen ausgebreitct. An weitschauendem Verstände übersah Moritz seinen Vetter, den Churfürsten, sehr weit; seinem Scharfblick entging es nicht, daß dieser in dem Kampfe gegen die groß- artige Klugheit des Kaisers nicht bestehen werde, und nun faßte er den Gedanken, sich selbst zum Haupte des sächsi- schen Hauses zu machen. Er mag sich vor sich selbst da- mit entschuldigt haben, daß nur dieser Weg übrig sey, dasselbe zu retten; aber seine Gerechtigkeit und Wahrheit kamen dabei auf harte Proben. Zu dem schmalkaldischen Bunde gesellte er sich nicht; er wollte sich so lange an den Kaiser anschließen, bis er sein Ziel erreicht habe und es Zeit sey, seinen Weg auch von diesem unabhängig zu gehen. Als der Bund rüstete, rieth er da- von ab, und als man ihn zur Theilnahme aussorderte, verweigerte er sie und erklärte, daß er nur zum Schutze seiner Länder gerüstet seyn werde. Jn's Geheim war er aber schon mit dem Kaiser einverstanden; wie eng, und auf welche Bedingungen, ist nicht erwiesen; leider aber ist wahrscheinlich, daß die Aussicht auf das Churfürstenthum ihm schon als Lohn vorgehalten war. Welch innerer Kampf mußte daher in seiner Seele seyn, als ihm der Churfürst, bei dem Auszuge gegen den Kaiser, sein Land selbst anver- traute , um es ihm zu schützen und dereinst treu zurückzu- liefern! — Aber kein äußeres Zeichen that den inneren Kampf kund, — und die Klugheit besiegte die Wahrheit; um sich nicht zu verrathen, nahm er die Obhut des churfürstlichen Landes an. Der Kaiser gab sich alle Mühe, den bevorstehenden Krieg nicht als eigentlichen Religionskrieg gelten zu lassen. 2u einem Schreiben an die oberdeutschen, protestantischen Städte, Straßburg, Nürnberg, Augsburg und Ulm, wel- ches er noch von Regensburg aus erließ, versicherte er theuer: „Daß sich die Rüstung kaiserlicher Majestät keines-- wegcs erhebe, um Religion und Freiheit zu unterdrücken, sondern nur um einige widerspenstige Fürsten zum Gehor- sam zu bringen, welche unter dem Deckmantel der Religion andere Glieder des heiligen Reiches unter sich zu bringen trachteten, und Gericht und Ordnung so wie die kaiserliche Hoheit, nicht mehr achteten." Allein der gerade, freie Sinn der deutsche» Bürger fühlte wohl, daß ein Theil die-
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