Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 155

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Die Landschaft in Italien. 155 Kap Caccia bei Alghero auf der Insel Sardinien. — In dieser Reinheit der Atmosphäre sind auch die meteorischen Erscheinungen und der Wechsel der Tageszeiten von ganz anderer Krast und Stimmung als iin Norden. Wunder- bar wirkt hier ost die Luftspiegelung; der Verfasser er- innert sich, einmal im Dezember von der Höhe des Monte Cavo bei Albano die Insel Jschia gesehen zu haben, deutlich und unverkennbar, obgleich sie in solcher Ent- fernung bedeutend unter dem Horizont sein mußte; sowie ein andermal aus dein Vesuv an einer Stelle, wo der Gols und die Inseln nicht sichtbar waren, doch am Rande des schwarzen Kraterfeldes die schwebenden blauen Um- risse von Capri. Die Nächte in Italien haben mehr Mondschein als bei uns, was auch die Astronomie da- gegen sagen mag, vielleicht weil schon das erste und das letzte Viertel soviel Licht ergießen, daß die Nacht für eine mondhelle gelten mag; in den ganz dunkeln ziehen die Insekten ihre feurigen Ketten durch die Luft, vom Him- mel aber leuchten die Sterne zwar viel klarer, aber auch viel stiller als bei uns; sie funkeln selten, auch iu der Nähe des Horizontes nicht; die nach Süden gelegenen schönen Sternbilder, wie der Orion und der Skorpion, steigen natürlich viel höher aus und leuchten über dem Haupte des Schiffenden oder durch die dunkeln Zweige der Orangen in den Gärten. Sind die Nächte oft von kristallener Klarheit, so wird umgekehrt in der blenden- den Lichtsülle des Mittags die Welt gleichsam dunkel, die Flächen der Mauern und Häuser erscheinen wie schwarz; der Schatten der Bäume fällt fast kreisrund um den Stamm; die Eidechse steckt verborgen in Hecken und Spalten; Pan, der große Naturgott, schläft, selbst die Flußufer raufchen nicht; vom Himmel sendet Phöbus dieselben giftigen Pfeile, mit denen er einst das Lager der Griechen verheerte, und der Mensch hält sich in der verfinsterten, mit Stein ausgelegten Kammer sorgfältig verborgen. Löst sich der Zauber gegen Abend, da kom- men Frauen und Mädchen hervor und betreten die

2. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 157

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Die Landschaft in Italien. 1;)< Gewächse zeichneten sich durch Kleinblätterigkeit, Aroma und einen gewissen Glanz aus; aber dieser Glauz ist ein düsterer, dunkler, fast metallischer. Durchgängig erscheint das Grün in Italien nicht lachend, sondern schwärzlich, -als ein Blaugrün, wovon der Grund offenbar in dem reichern, durch die Kraft der Sonne in der Pflanze ent- wickelten Chlorophyll liegt. Am meisten charakteristisch für die südliche Landschaft ist das Laub der Olive, das in bleichen, silbergrauen Tinten, wie Asche oder Nebel weit und breit im Tale und an den Bergen ausgestreut liegt, dem Laube unserer Weide zu vergleichen und doch him- melweit von ihm unterschieden. Im allgemeinen trägt das Land im Süden — und dies ist, was den Nordländer ansangs am meisten ver- wirrt — ein einförmiges, gleichartiges, ernstes Kolorit. Tie Natnr malt hier monochromatisch und zwar mit bräunlich-gelbem Grundton: Himmel und Erde, Pflanzen und Berge, Vorder- und Hintergrund, alles wird wie bei pompejanischen Bildern von der einen traurig stillen, tief gesättigten Felsenfarbe beherrscht. Die Vegetation, von dnnklem, blauem Ansehen, schließt sich an die rot- braun brennenden Bergwände an, als gehörte sie zu ihnen; die staubig gelbe Ebene trägt die rotfarbenen Halme der reifenden Feldfrucht; zwischen den bleigrauen Oliven liegen warme, braune Erdflecke offen; weißliche Steinpfade schlängeln sich zwischen blaugrünen Kaktus- hecken, auf denen dicker Kalkstaub ruht; in rötlichem Goldton glänzen die Säulen, die Travertinblöcke, die Backsteinmauern der Ruinen; Städte, Schlösser und Wallfahrtskapellen gleichen in Farbe und Ansehen ganz dem hohen Fels, aus dem sie hervorgewachsen scheinen; nichts hebt sich selbständig hervor, alles, selbst der Azur .des Himmels und des Meeres, die Abendröte, das Land- haus, der Baum, das Gemäuer, so fein und individuell auch sonst die Lokalfarbe sein mag, ordnet sich der strengen Harmonie unter, dem Sonnenton, in dessen Stimmung alles versenkt ist. So weit das Auge reicht, ist alles tot.

3. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 35

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Schwarzwald-Hochland. einzelnen unendlich mannigfach, in seiner Einfachheit schön und groß. Gewiß fesselt es wunderbar reizvoll Blick und Empfindung, wenn es im Mai- oder Julibeginn im ersten Schmuck seiner tausendfältigen Frühlingsbliiten daliegt. Eine Frische, ein Duft und eine Freudigkeit des Werdens breitet sich dann über Nähe und Ferne, die bis in die Glieder und die Seele des Wanderers mit hineinfließen, sie ganz durchflutend, von aller Erdenschwere und trüben Gedanken entlastend. Aber wer es vermag, komme den- noch um das Ende des Juli, im August! Das Hochland ist eine Schöne^ die wohl im Frühling als geschmückte Braut dasteht, doch ihr Hochzeitsgewand legt sie erst im Hochsommer an. Sie weiß, daß die Sonne zu dieser Zeit am bereitwilligsten ist, bei ihrer festlichen Pracht behilflich zu sein; wenn drunten in der Rheinebene, in den Tälern Wiese und Flur unter dörrendem Himmel traurig ver- sengt und vergilbt liegen, da entfaltet das Hochland sich sein prangendes Feierkleid um die Schultern, dann blüht die Heide auf, in wundersamem Zauber wie eiu da und dort anslntendes „purpurnes Meer" Homers sich zu den Hügeln hinauf und von den Hängen herabwellend; weit- hin leuchtend, einem roten Walde gleich, stehen breite Halden ganz von den mannshohen Blüten des Weiden- rösleins zu einem Dickicht überdeckt; umher wallt von kaum niederer Höhe ein sonnenhafter Mantel windflim- mernden Waldhafergrases. Doch die Natur hat ihren Frühlingsgeschmack für grüne Kleidung mit gelbem, blauem, weißeni Schmuckbesatz geändert, sie will jetzt überall Rot sehen. In die großen Gewandmassen der Heide- und Weidenrosen stickt sie die glühenden Kelche des Fingerhutes ein; rot wie ringsum ausgestreute Granitsteine flammen würzige Erdbeeren unzählig an den sonnenheißen Wurzelstöcken abgefällter Bäume, und wie ein roter Teppich überziehen oft zwerghafte Preißel- beerwälder den Boden der einsamen Höhen, schimmern korallengleich über dein graueu oder weißen Felsgestein.

4. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 119

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Aus dem Brenner. 11'* elektrischer Kräfte bestimmt, als Gewitter, Nebel und Regen niedergehen; sodann wirkt aus den Überrest die elastische Luft, welche nun wieder mehr Wasser zu fassen, auszulösen und zu verarbeiten fähig ist. Ich sah das Aufzehren einer solchen Wolke ganz deutlich; sie hing nni den stillsten Gipfel, das Abendrot beschien sie: langsam, langsam sonderten ihre Enden sich ab; einige Flocken wurden weggezogen und in die Höhe gehoben; diese ver- schwanden, und so verschwand die ganze Masse nach und nack und ward vor meinen Augen wie ein Rocken von einer unsichtbaren Hand ganz eigentlich abgesponnen. Nun von dem abhängigen, durch Klima, Berghöhe, Feuchtigkeit aus das Mannigfaltigste bedingten Pflau- zenreich einige Worte. Auch hierin habe ich keine sonder- liche Veränderung, doch Gewinn gefunden. Äpfel und Birnen hängen schon häusig vor Innsbruck iu dem Tale, Pfirsiche und Trauben hingegen bringen sie aus Welsch- land oder vielmehr aus dem mittägigen Tirol. Uni Innsbruck bauen sie viel Türkisch- und Heidekorn, das sie Blende nennen. Den Brenner heraus sah ich die ersten Lärchenbäume, bei Schemberg den ersten Zirbel. Ob wohl das Harfnermädchen hier auch nachgefragt hätte? Was mich noch aufmerksam machte, war der Eiu- fluß, den die Gebirgshöhe auf die Pflanzen zu habeu schien. Nicht nur neue Pflanzen fand ich da, sondern das Wachstum der alten verändert; wenn in der tiefern Gegend Zweige und Stengel stärker und mastiger waren, die Augen näher aneinander standen und die Blätter breit waren, so wurden höher ins Gebirge hinauf Zweige und Stengel zarter, die Augen rückten auseinander, so daß von Knoten zu Knoten ein größerer Zwischenraum stattfand und die Blätter sich lanzenförmiger bildeten. Ich bemerkte dies bei einer Weide und einer Gentiana, und überzeugte mich, daß es nicht etwa verschiedene Arten wären. Auch am Walcheusee bemerkte ich längere und schlankere Binsen als im Unterlande. Die Kalkalpen, welche ich bisher durchschnitten, habeu

5. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 156

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
156 Die Landschaft in Italien. Veranda und die Loggia, und es beginnt das unbeschreib- liche Farbenspiel der Abendröte, die in den feinsten Ab- stufungen und leisesten Übergängen vom hellsten Rosen- rot bis zum glühendsten Purpur und dunkelsten Violett Himmel und Erde verklärt. Besonders in den Schluchten und Vorsprüngen des Gebirges wallt dann farbiger Hauch und bläuliches Tuntel mit so wunderbarem Wechsel durcheinander, daß alle Realität wie in eine Phantasie- welt sich aufgelöst zu haben scheint. Winde und Witte- rung modifizieren freilich diesen Verlauf der Tageszeiten in etwas-: an Sciroccotagen z. V. hüllt ein rotgrauer Dunst beängstigend den Horizont ein- die wiederkehrende Tramontana reinigt dann die Landschaft zu doppeltem Glanz, und mit ihr schwingt sich das Gemüt wieder ans. Zu diesem Himmel, dieser Gebirgsbildung stimmt denn anch Form und Farbe der Pflanzenwelt anfs ge- naneste. Die italienische Vegetation ist starr, ernst und still, von gebundener, strenger Gestalt. Hier wogt das Land nicht in verfließenden Umrissen, von Elfenstimmen durchflüstert wie im Norden, sondern lederartig, undnrch- sichtig, unbewegt ruht es aus dem lichten Hintergründe des Himmels. Die beiden Hauptcharakter bäume des Südens, die Pinie und die Zypresse, sind beide ganz architektonisch gebaut: die Pinie als eine reingewölbte Kuppel, die Zypresse als schwarzer Obelisk aufstrebend oder als Pfeil oder Flamme gegen den Himmel gerichtet. Tie Krone der Dattelpalme schwebt wie ein Spring- brunnen in gebogenen Strahlen; wie ein Armleuchter ruht auf grüner Rosette der baumhohe Blütenstengel der Agave; feine Orangengruppen, Lorbeerwände, immer- grüne Eichen, Karoben, Myrtengebüsche blicken starr gleich der Felsenlinie über ihnen, als wären sie nichts Vegetatives, sondern ans Lava oder Basalt gemeißelt. Alles ist fertig, lantlos, völlig gestaltet und darum ohne Streben und Verlangen. Und was von der Form, gilt ebensosehr von der Färbet Schon Theophrast macht die treffende Bemerkung, die immergrünen

6. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 197

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Vom Kasscn bis Mukenge. beide mit Urwald bestandenen Ufer hier unbewohnt und keine Kanus vorhanden waren, so wurde schnell eine Brücke gebaut. An beiden Ufern wurde zu diesem Zwecke je ein mächtiger Baum gefällt, in der Mitte des Flusses die beiden Stammenden mit Lianen zusammengebunden und dann lange Stangen in die Bettsohle des Flusses gerammt, welche, durch Lianen verbunden, das Brücken- geländer herstellten. Innerhalb zweier Stunden war die Brücke fertig, und der Übergang konnte beginnen. Nicht iinmer jedoch geht auf der Reise der Brückenbau so schnell. Oft fehlt es in der Nähe des Flusses an passenden Bäumen, oder die Brücke, kaum fertig, wird von der starken Strömung fortgerissen, so daß der Bau von neuem begonnen und oft drei-, viermal wiederholt werden mutz. In solchen Fällen muß die Karawane nicht selten tagelang an einem ungastlichen Flußufer lagern. Nachdem der Luebo glücklich passiert war, wurde inmitten einer Urwaldung in der Nähe des Zembu gelagert. Wie bei ersterm so waren auch die Talhänge des letztern mit dichtem Wald besetzt und zum Flußbette sanft geneigt. Beide Flüsse durchschneiden in raschem Laufe das Tal und haben viele Stromschnellen. Ebenso wie beim Passieren des Luebo waren wir genötigt, am 4. November auch über den Zembu eine Baumbrücke zu bauen. Die Träger fällten sofort mehrere Stämme und zogen sie wie gestern über den Fluß. Zu beiden Ufer- feiten befanden sich in der Talsohle dichte Urwaldungen, aus deren dunkelgrünem Grund einzelne kleine Teiche hervorschimmerten. Der Zembn ist der Typus eines Urwaldflüßchens. Alle Reize der jungfräulichen Vegetation sind hier in der Vollendung vertreten: das Gewirr der Lianen, die vielen umgebrochenen Stämme, die Fülle der niedrigen Farne und Sträucher und das lebendige Rauschen des Zembu, der über Klippen und wurzelreiche Stämme dahineilt.

7. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 18

1854 - Münster : Aschendorff
18 „Der Herr des Feuers, der auch des Hauses Herr und der Kinder Vater und Retter ist, der hat mirs befohlen in meinem Herzen.u 28. Von der Gichel und dem Kürbiß. Sohn! mitweisheit undverstand Ordnete des Schöpfers Hand Alle Dinge. Sieh umher! — Keines steht von ungefähr. Wo es steht. Das Firmament, Wo die große Sonne brennt. Und der kleinste Sonnenstaub, Deines Athems leichter Raub, Trat, auf unsers Gottes Wort, Jegliches an seinen Ort. Jedes Ding in dieser Welt Ist vollkommen; dennoch hält Mancher Thor es nicht dafür Und kunstrichtert Gott in ihr. So ein Thor war jener Mann, Den ich dir nicht nennen kann. Der, als er an schwachen Ranken Einen Kürbiß hangen sah, — Groß und schwer, wie deiner da. Den du selbst gezogen hast, — Den verwegenen Gedanken Hegte: Nein, solch' eine Last Hatt' ich an so schwaches Reis Wahrlich doch nicht aufgehangen. Mancher Kürbiß, gelb und weiß. Reih' bei Reih' in gleichem Raum Hätte sollen herrlich prangen Hoch am starken Eichenbaum. Also denkend geht er fort. Und gelanget an den Ort Einer Eiche, lagert sich Längelang in ihrem Schatten, Und schläft ein. — Die Winde hatten Manche Woche nicht geweht; Aber als er schläft, entsteht In der Eiche hohem Wipfel Ein Gebrause; starke Weste Schütteln ihre vollen Aeste. Plötzlich stürzt von dem Bewegen Prasselnd ein geschwinder Regen Reifer Eicheln von dem Gipfel. Viele bergen sich im Grase, Aber eine fällt gerade Dem Kunstrichter auf die Nase. Plötzlich springt er auf und sieht. Daß sie blutet. Dieser Schade Geht noch an, denkt er, und flieht. Und bereuet auf der Flucht, Was er früher thöricht wollte. Daß der Eichbaum eine Frucht, Gleich dem Kurbiß tragen sollte. Traf ein Kürbiß mein Gesicht, Ach, so lebt' ich sicher nicht. O, wie dumm hab' ich gedacht; Gott hat Alles wohl gemacht! 29. Der große Birnbaum. Der alte Rupert saß eines Nachmittags im Schatten eines großen Birnbaums vor seinem Hause; seine Enkel aßen von den Birnen und konnten die süßen Früchte nicht genug loben. Da sagte der Großvater: Ich muß euch doch erzählen, wie der Baum, dessen Früchte euch jetzt so wohl schmecken, hierher kam. Vor mehr als fünfzig Jahren stand ich einmal hier, wo damals ein leerer Raum war, und wo jetzt der Baum steht,

8. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 162

1854 - Münster : Aschendorff
— 162 — 144. Der Winter. Sie sind verschwunden, die reizenden Tage, und hinterlas- sen uns außer dem süßen Andenken, sie genossen zu haben, nichts als Bilder der Vergänglichkeit. Wie hat sich die ganze Gestalt der Natur verändert, und wie traurig blickt die Sonne aus trüben Wolken über Gärten hin, wo keine Blume mehr blühet, über Felder, wo keine Spur der Ernte mehr ist, über Hügel, wo der dürre Rest des Grases verblichen ist. In der Luft ist das Concert der Vögel verstummt, und ihre Stille wird et- wa nur von dem Gekrächze der Krähen oder von dem Ge- schrei der Zugvögel unterbrochen, die wärmeren Gegenden zueilen. Die Wälder erheben überall ihre falben Häup- ter, und stürmische Nordwinde treiben die abgerissenen Blätter weit von den Aesten, deren Schmuck sie waren. Die Berge umher stehen öde, von keinen Heerden mehr besucht, und von keinem Geblöcke mehr belebt; auf ihren dunkeln Abhängen trauert der beraubte Weinstock, und kein Jauchzen der Winzer läßt sich mehr hören. Die Blumenplätze der Gärten liegen zerstört; die Bäume haben ihre Frucht abgeliefert, und die Weichlinge unter den Blumen verschließen sich wieder in gewärmte Gewächshäuser. Wie traurig liegt die weite Landschaft vor mir, worin jede Helle Farbe verblichen und der Hauptschmuck des Feldes, das Grüne, in ein mattes Gelb übergegangen ist, und überall die Spuren der Vergänglichkeit erscheinen! Ein dicker Nebel ist der Gefährte des Morgens, und langsam steigt der Tag durch die Frühstunden, wie auf Stufen, zur Heiterkeit empor, wenn ihm noch eine Heiterkeit vergönnt ist. Allmählig beeisen sich die Ufer; jede Nacht erweitert das Gebiet des Frostes; der Strom wird langsamer und das Rauschen dumpfer; wie mit einem krystalle- nen Pflaster, unter welchem der Fluß unbemerkt dahinschleicht oder unwillig im leisen Klagen murmelt, überdecken die schwim- menden Eisklumpen das Wasser. Der See gleicht einem glatten Spiegel, auf welchem das Morgenlicht blitzt, ohne ihn zu durch- ' wärmen. Eine sanfte Brechung der Strahlen und ein ergötzen- des Spiel der Farben erscheinen auf der Hellen Fläche. Bald malt die Sonne ihr Bild auf dem Eise als eine glänzende Scheibe; bald läßt sie den ganzen krystallenen See in einem rothen Feuer brennen. An jener Seite schwärmt die Jugend

9. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 261

1854 - Münster : Aschendorff
261 zenwelt auch gewaltige Riesen mit großen dicken Köpfen und starken Armen, die brausen und sausen, sobald der Wind mit ihnen kämpft. Die großen Eichen und Tannen, die mächtigen Buchen und Palmen, sie sind die stolzen Niesen, die selbst nach dem Himmel ihre Arme strecken und die Wolken mit ihren Händen haschen möchten. Alles nehmen sie für sich. Es scheint das schöne warme Sonnenlicht. „Es gehört uns!" so rufen sie und fangen jeden Strahl mit ihrem breiten Laube auf. Unter ihnen bleibt es finster, nur wenig Fünkchen Sonnen- schein fallen zwischen den Blättern hindurch zum Waldesboden. Die Regentropfen rauschen aus den dunkeln Wolken nieder. „Her mit euch!" brausen stolz die Bäume und saugen mit tau- send Blättern und Zweigen und mit eben so vielen Wurzeln das Wasser ein. Nur wenig Perlen des erquickenden Him- melstrankes rinnen zu den andern Pflänzchen, die zwischen den Bäumen bescheiden am Boden stehen. Doch der Hochmuth und die Habsucht werden gestraft. Es zuckt aus schwarzer Wetter- wolke der Blitzstrahl. Die Krone des Stammes sinkt zerschmet- tert. Es braust der Sturm daher und bricht den trotzigen Stamm, und zum Winter kommt der Holzhauer mit scharfer Art und blanker Säge und fällt die stolzen Bäume. Wie Rie- sen stürzen sie und zerschlagen im Fallen krachend sich die Aeste. Ihre Leichen fährt man fort zur Schneidemühle. Unten am Waldesboden lebt ein winziges Geschlecht, be- scheiden und harmlos: das Moos. Seine Pflänzchen sind die Zwerge der Pflanzenwelt. Die größten davon sind nicht größer als ein Finger, und die meisten sind viel kleiner, ja viele sind nicht größer als ein Nadelknopf. Wie zierlich überziehen sie in mannigfachem Rasen den Grund des Waldes! Hier wöl- den sich dichte Polster von dunkelgrüner Farbe und tragen lange goldene Fäden und Köpfchen mit goldenen Kronen darauf, — es ist das goldene Frauenhaar, — daneben stehen andere in hellem, glänzendem Gewand, die ihre Früchte bescheiden hän- gen wie kleine Glocken. Es ist ein Sternmoos. Dort wölben gelblichgrüne Pflänzchen mit vielen Aesten weiche Ruheküssen und bilden kleine, zartgeschmückte Bogengänge, während in freudig frischer Farbe, zart zertheilt, sich andere Arten auf dem dunkeln Grunde des Waldes schlängeln. Mehr als hundert

10. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 266

1854 - Münster : Aschendorff
266 ihnen stehen auf einem Stiele oder Strunke, und breiten sich über ihm bald wie ein Hut, bald wie ein Dach aus; manche haben gar keinen Stiel, vertheilen sich aber in verschiedene Blatter. Die mei- sten sind fleischig und zerbrechen bei dem geringsten Stoße, andere aber sind zäh, wie z. B. der Zunderschwamm. Dieser Schwamm heißt so, weil aus ihm vermittelst einer Beize der Zunder gemacht wird; darum sagt man in vielen Gegenden statt Zunder auch Schwamm oder Feuerschwamm. Dieser Zunderschwamm wächst häu- fig an den dicken Stämmen der Eichen und Buchen. Viele Schwäm- me sind giftig, z. B. der Fliegenschwamm mit seinem brennend rothen Hute. Man kennt die giftigen oder verdächtigen Schwämme daran, daß sie einen blauen Fleck bekommen, wenn man die Haut wegreißt; doch ist dies nicht ganz sicher, und man läßt sie besser im Walde stehen, wenn man sie nicht ganz genau kennt. Es gibt nämlich auch eßbare Schwämme, ja einige werden sogar als Lecker- bisien geschätzt und gut bezahlt. Die beliebtesten sind die Morcheln oder Kaiserschwämme und die Feldblätterschwämme. Diese sind klein. Es gibt aber auch einen großen eßbaren Schwamm, Bärentatze oder Riesenschwamm, welcher hie und da in der Größe eines Korbes an der Eichenrinde sitzt, und den man wie Kutteln zubereitet. Es sind schon viele Vergiftungen durch Schwämme vor- gekommen, selbst in großen Städten und vornehmen Häusern, wo man mehr Kenntniß und Vorsicht erwarten sollte. Ein Beispiel wurde im Oktober 1851 aus Berlin gemeldet. Bei einer Hochzeit wurde eine ganze Gesellschaft mit Schwämmen vergiftet, und eine Person mußte an den Folgen sterben. 6?. Gottes Güte in der Natur. Für wen schuf deine Güte, Herr, diese Welt so schön? Für wen ist Blum' und Blüthe In Thälern und auf Höh'n? Für wen ist hohe Wonne Da, wo das Saatfeld wallt? Für wen bescheint die Sonne Die Wiese und den Wald? Für wen tönt das Getümmel Der Heerden aus der Au? Für wen wölbt sich der Himmel So heiter und so blau? Für wen sind Thal und Gründe So lieblich anzusehn? Für wen gehn kühle Winde? Für wen ist Alles schön? Uns gabst du ein Vermögen, Die Schönheit einzusehn. Uns Menschen, deinen Segen Zu fühlen, zu verstehn. Uns sollte all die Wonne Ein Ruf der Liebe sein. Mit jeder Morgensonne Dir unser Herz zu weihn! Nun sieh, o Gott, wir weihen Ein Herz voll Dankbarkeit Dir, der uns liebt, und freuen Uns deiner Gütigkeit! Du hauchtest nicht vergebens Ein fühlend Herz uns ein; Ein Vorhof jenes Lebens Soll uns die Erde sein!
   bis 10 von 60 weiter»  »»
60 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 60 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 44
1 0
2 1
3 0
4 0
5 5
6 0
7 18
8 0
9 0
10 3
11 0
12 0
13 0
14 0
15 3
16 7
17 0
18 0
19 5
20 0
21 1
22 0
23 0
24 2
25 0
26 0
27 1
28 0
29 0
30 5
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 33
38 12
39 0
40 0
41 0
42 0
43 0
44 1
45 2
46 0
47 0
48 1
49 1

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 14
1 256
2 15
3 45
4 43
5 32
6 29
7 55
8 42
9 133
10 11
11 16
12 51
13 58
14 4
15 14
16 215
17 922
18 4
19 191
20 31
21 162
22 46
23 248
24 60
25 43
26 62
27 13
28 70
29 139
30 7
31 11
32 30
33 15
34 41
35 16
36 28
37 60
38 34
39 165
40 22
41 76
42 81
43 89
44 26
45 134
46 16
47 3
48 25
49 49
50 16
51 133
52 125
53 35
54 64
55 31
56 60
57 31
58 28
59 54
60 50
61 14
62 9
63 108
64 4
65 58
66 15
67 37
68 155
69 62
70 52
71 103
72 39
73 56
74 44
75 85
76 88
77 591
78 16
79 22
80 30
81 49
82 140
83 73
84 51
85 98
86 266
87 101
88 20
89 4
90 81
91 74
92 546
93 14
94 253
95 15
96 52
97 6
98 412
99 7

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 3
1 2
2 0
3 5
4 0
5 0
6 14
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 7
13 42
14 0
15 0
16 0
17 1
18 0
19 1
20 0
21 0
22 0
23 0
24 12
25 3
26 0
27 0
28 119
29 3
30 0
31 1
32 37
33 16
34 11
35 0
36 0
37 0
38 2
39 0
40 0
41 0
42 11
43 4
44 1
45 2
46 14
47 1
48 0
49 0
50 2
51 45
52 0
53 1
54 1
55 0
56 1
57 0
58 0
59 9
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 2
67 0
68 0
69 0
70 0
71 0
72 0
73 0
74 1
75 4
76 0
77 0
78 1
79 0
80 0
81 55
82 0
83 5
84 21
85 0
86 0
87 3
88 0
89 8
90 1
91 1
92 1
93 1
94 0
95 7
96 0
97 0
98 0
99 0
100 12
101 5
102 7
103 1
104 1
105 2
106 0
107 9
108 0
109 6
110 6
111 4
112 0
113 16
114 9
115 2
116 1
117 0
118 0
119 4
120 0
121 3
122 1
123 1
124 13
125 19
126 1
127 5
128 0
129 0
130 0
131 21
132 0
133 15
134 0
135 0
136 9
137 23
138 1
139 0
140 0
141 0
142 3
143 0
144 0
145 0
146 0
147 0
148 0
149 0
150 1
151 0
152 22
153 0
154 0
155 1
156 0
157 0
158 0
159 3
160 2
161 0
162 0
163 0
164 1
165 1
166 1
167 1
168 10
169 0
170 0
171 0
172 0
173 2
174 1
175 33
176 0
177 2
178 0
179 10
180 0
181 1
182 0
183 3
184 1
185 2
186 0
187 1
188 0
189 0
190 0
191 0
192 0
193 0
194 1
195 3
196 7
197 0
198 2
199 1