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1. Griechisch-römische Altertumskunde - S. 48

1910 - Münster i.W. : Aschendorff
48 und ihre lebendige Redefreudigkeit besonders wirksam waren. Unter solchen Bedingungen bildete sich die Rede naturgem in drei besonderen Gattungen aus als 1. ytvog Sixavixv in Reden vor Gericht, 2. yevog (fvfiovxevtlxv (oder ^Tjiutjyo^txov) in Reden vor dem Rate und der Volksversammlung, 3. yevog emdeixrtxov (oder Tzavv\yvqixv) in Reden vor dem ge-samten, aus festlichen oder traurigen Anlssen versammelten Volke. Alle diese Gattungen wurden in der Bltezeit der Beredsamkeit ein Jahrhundert hindurch, etwa vom Beginne des peloponnesischen Krieges bis kurze Zeit nach dem Untergange der griechischen Freiheit bei Chaironeia (430- 330), theoretisch gelehrt und praktisch gebt in der Weise, da fast alle groen Redner zugleich auch als Lehrer der Redekunst ttig waren. Dazu kam dann noch betreffs der Prozerede eine besondere Klasse von Rednern, die sog. Logographen 1), welche gegen Lohn Reden fr andere schrieben. Diese Ttigkeit hatte ihren Ursprung in dem athenischen Gesetze, da vor Gericht jeder Streitende seine Sache selbst führen mute. 39. Der Kanon'' der attischen Redner. Von den zahlreichen Rednern der Bltezeit wurden durch die Pergamenischen Grammatiker (um 125 v. Chr.) zehn, die man im Altertum als die hervorragendsten Vertreter der Redekunst schtzte, in einem sog. Kanon {xavwv = Richtschnur, Muster) zusammengestellt: 1) Antiphon, 2) Andokides, 3) Lysias, 4) Isokrates, 5) Isaios, 6) Demosthenes, 7) Lykurgos, 8) Hyperides, 9) Aischines, 10) Dinarchos. Wir heben im einzelnen hervor: 40. Lysias. Lysias (449 ober 445 - 378), geboren in Syrakus als Sohn des Kephalos, welcher um 440 auf Veranlassung seines Gastfreundes Perikles von Syrakus nach Athen bersiedelte und als /uttolxog iaotsxrjg (d. h. ausgeschlossen von der Teilnahme an der Staatsverwaltung und Gerichtsbarkeit, aber zugelassen zum (Berichte ohne ngoardzik, von allen Leistungen der Richtbrger, also auch vom /aetoixwv, befreit und zur (Erwerbung von Grundbesitz berechtigt) im Peiraieus eine bedeutende Schildfabrik betrieb. Wahrscheinlich um 430 wanderte Lysias aus unbekannten Grnden wieder nach Unteritalien und zwar in die von Perikles gegrndete Kolonie Thurii, nahm hier Unterricht in der Rhetorik und Politik bei Tisias (s. S. 47) und kehrte im Jahre 411 nach Athen zurck. Auch er betrieb hier mit seinem Bruder Polemarchos, beide als fieroixoi iaoxeleig im Peiraieus wohnend, eine Schildfabrik mit 120 Sklaven. Ihr groer Reichtum erregte die Habsucht der i) Logographen in diesem Sinne sind wohl zu unterscheiden von den Logo-graphen, welche als Vorlufer der kunstmigen Geschichtschreibung, in 20, S. 28 behandelt sind.

2. Griechisch-römische Altertumskunde - S. 49

1910 - Münster i.W. : Aschendorff
49 Dreiig, welche den Polemarch den Schirlingsbecher trinken lieen und den grten Teil des Vermgens raubten. Mit einem kleinen Neste desselben entwich Lysias nach Megara, von wo aus er in Verbindung mit Thrasybulos die Herstellung der Demokratie betrieb. Nachdem diese gelungen, beantragte Thrasybulos zur Belohnung fr Lysias die Auf-nhme als athenischer Brger, erreichte aber weiter nichts, als da er lorexyg bleiben durfte. 3m Jahre 403 klagte Lysias den Eratosthenes als Mrder seines Bruders Polemarch an in der Nebe xar 'Eqaroa^evovg, der ltesten von den uns erhaltenen und zugleich der einzigen, die der Netmer sebst gesprochen hat. Nachdem er schon zuvor als Lehrer der Beredsamkeit ttig gewesen war, begrndete er durch diese von heiligem Jrne flammende und die in Athen herrschende politische Miwirtschaft grell beleuchtende Nebe seinen Nuf als Logograph und bildete sich von nun an zum bedeutendsten Vertreter der fr anbere geschriebenen Prozerebe aus. Diese gerichtlichen Neben des Lysias, burchtoeg fr einfache Brgersleute geschrieben, sinb Muster der attischen Sprache und belmnben eine vollenbete Meisterschaft des schlichten, kunstlosen Stiles (genus di-cendi tenue) und der klaren, anschaulichen Erzhlung und Beweisfhrung? ihre Wirkung beruht in der ruhigen, berzeugungsvollen, sachlichen Darlegung des Tatbestands und in feinster Bercksichtigung der Snbivibualitt des Nebenben. Von seinen zahlreichen Neben sinb nur 34 auf uns gekommen, auch diese noch teilweise unvollstnbig und nicht unbestritten echt. 4l Isokrates. Isokrates, geb. 436 in Athen, geno eine sorgfltige Erziehung als Schler des Tisias, Probikos, (Borgias und hatte Beziehungen zu Sokrates und Piaton, die viel von ihm hielten und ihn zum Philosophen machen wollten. Er wandte sich aber der Redekunst zu und wurde, da er wegen schwacher Stimme und Schchternheit persnlich nicht mit (Erfolg auftreten konnte, Logograph. Die mannigfachen Unannehmlichkeiten jedoch, welche die Praxis mit sich brachte, veranlagten ihn nach etwa 10-jhriger Ttigkeit (402-393), dieselbe aufzugeben und Lehrer der Beredsamkeit zu werden. Er erffnete eine Nednerschule, in welcher er junge Männer zu Nednern ausbildete und ihnen auch anderweitige im staatlichen und gesellschaftlichen Leben ntzliche Kenntnisse vermittelte. . . Isaios, Lykurgos, Hyperides und Aijchines sind aus semer Nednerschule hervorgegangen. Seine Lehrttigkeit brachte ihn auch in Beziehung zu hochgestellten Mnnern, wie König Archidamos von Sparta und Philipp von Makedonien, die seinen Nat und seine Nebe begehrten und ihn bafr mit frstlicher Freigebigkeit belohnten. Da brigens jeber seiner zahlreichen Schler fr einen 3-4-jhrigen Kursus 1000 Drachmen zahlte, so wrbe Isokrates balb ein tvohlhabenber Mann. Was nun insbesondre den rhetorischen Unterricht in seiner Schule angeht, so bestaub er teils in der Theorie der Berebsamkeit, teils m

3. Griechisch-römische Altertumskunde - S. 144

1910 - Münster i.W. : Aschendorff
144 sammlungsplatz des Heeres, forum (bei Tacitus annai I, 61 u. 67 principia) mit der Rednerbhne, tribunal oder suggestus. Vor dem praetorium lag die ara. Von den Truppen lagen in der reten-tura die cohors praetoria und die oberen Offiziere, also das ganze Hauptquartier, und ausgewhlte Leute (electi) der Hilfsvlker. In der praetentura lagen die Legionen und die Bundesgenossen, von einander getrennt durch die via sagularis. Ursprnglich waren dem Walle zunchst die socii und auxiliares und in der Mitte der-selben die Legionssoldaten gelagert; spter aber wurden die oft recht unzuverlssigen aueritalischen Hilfsvlker von den Legionen einge-schlssen (die socii nominis Latini Hatten durch die lex Julia des Jahres 90 das rmische Brgerrecht bekommen und waren somit in die Legion eingereiht worden). Jedoch lagen die Soldaten nicht hart am Walle, sondern zwischen dem Walle und der ersten Ieltreihe, striga, war ein freier Raum, intervallum (ca. 40 m breit), der dem Tro zugewiesen war. Im Sommer lagerten die Soldaten unter Zelten, pelles, ten-toria oder tabernacula, im Winter in stroh- und rasengedeckten Baracken, casae. Das Lager war gesichert durch Schildwachen ober Posten, custo-diae; sie zerfielen in excubiae, Tageswachen, und vigiliae, Nachtwachen. Letztere dauerten von 6 Uhr abends bis 6 Uhr morgens und zerfielen in 4 gleiche Teile, vigilia prima etc. Zu diesem Posten kamen grere Wachtkommandos vor dem Lager, stationes (in statione esse). Fr die Nacht wurde eine Parole ausgegeben, tessera. Die Wachen wurden gestellt von den velites, die deshalb auch auerhalb des Lagers kampierten. Auer den Tageslagern kannte der Rmer noch Standlager, castra stativa, wobei castra aestiva und castra hiberna unterschieben wrben. Hygin allerbings versteht unter castra aestiva nur Marschlager und unter castra stativa Winterlager. Aber der Begriff verschob sich naturgem, als auch im Sommer die Heere lnger an einem Orte blieben. der die (Einrichtung der Stanblager finb wir erst durch die Aufbeckung der groen Stanblager in Neu, Haltern usw. unterrichtet, ba die alten militrischen Schriftsteller nur das Marschlager im Auge haben. Da aber auch bzl. der Marschlager die Nachrichten nicht bereinstimmen, erklrt sich baraus, ba die erhaltenen Aufzeichnungen Iahrhunberte auseinanberliegen (Polybios f 122 v. Chr., Hyginus unter Trajan f 117 n. Chr., Vegetius schrieb seine epitome rei mili-taris in 4 Bchern zwischen 384 und 395 n. Chr.). Auerhalb dieser Stanblager befanben sich die Verkaufspltze, fora, aus benen nicht selten spter Stbte entstauben. Im Interesse der Disziplin wrbe die Besatzung des Stanblagers mit militrischen bungen ober mit Wege- und Schanzarbeiten beschftigt.

4. Deutsche und brandenburgisch-preussische Geschichte vom Ausgang des Mittelalters bis zur Gegenwart - S. 2

1896 - : Buchh. des Waisenhauses
2 Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation und Gegenreformation. leichterte die Verbreitung einer allgemeinern Bildung in den mittleren und den unteren Ständen des Volkes, zumal da auch die Herstellung des gleichfalls aus dem äußersten Osten überkommenen Lumpenpapiers im Abendlande immer weitere Ausdehnung gewann. Die kirchliche Reformation endlich zerriß zwar die Einheit der römischen Kirche, hob aber die Geistlichkeit aus ihrem sittlichen Verfall, förderte die Wissenschaft durch eigene Forschungen in den höchsten und heiligsten Fragen der Menschheit und setzte an die Stelle von Menschensatzungen das Wort Gottes. Allerdings schuf sie auch einen scharfen Gegensatz zwischen den evangelischen und katholischen Staaten. 2. Tie Reformation bis zum Wormser Edikt von 1521. Die Hoffnungen der Völker auf eine Reform der verderbten Kirche durch die großen Kirchenversauunlungen des Mittelalters, zumal die zu Pisa und zu Konstanz, waren nicht in Erfüllung gegangen. Endlich aber gab der Ablaß, den Papst Leo X., wie es hieß, zum Ausbau der Peterskirche in Nom für die Christenheit ausschrieb, den Anstoß zu einer Bewegung, welche eine vollständige Reform eines großen Teiles der Kirche herbeiführte. Der Mann, der den Mut hatte, den Irrlehren der alten Kirche entgegenzutreten, der Ausdauer genug besaß, um im Kampfe nicht zu erlahmen, und dem die Kraft befchieden war, die reine Lehre wieder herzustellen und die Kirche neu aufzubauen, das war Martin Luther. Martin Luther ist am 10. November 1483 zu Eisleben geboren. Sein Vater Hans Luther, anfangs Bauer in Möhra bei Eisenach, war nach Eisleben übergesiedelt, um als Bergmann besseren Verdienst zu gewinnen. Aus Nahrungssorgen verließ er aber mit seiner Frau Margarete (geb. Ziegler) und seinem Söhnchen Martin schon nach einem halben Jahre Eisleben und zog nach den: benachbarten Mansfeld, wo seine Lage sich allmählich besserte. Hier erhielt Martin Luther bis zu seinem 14. Jahre den ersten Unterricht; dann brachte ihn sein Vater auf eine höhere Schule nach Magdeburg und ein Jahr später nach Eisenach. Bei der Armut seiner Eltern mußte er sich den täglichen Unterhalt durch Singen vor den Häusern der Wohlhabenden erwerben, bis ihm Frau Ursula Cotta liebreiche Aufnahme gewährte. Im Jahre 1501 bezog er die Universität Erfurt, um nach dem Wunsche seines Vaters die Rechtswissenschaft zu studieren, doch überwog bei ihm die Neigung zu philosophischen und theologischen Studien, und im Jahre 1505 wurde er Magister der Philosophie. Das Studium der Bibel mahnte ihn, daß er jeden Augenblick bereit sein müsse, vor Gottes Richterstuhl zu treten. Als er auf einer Rückreise von seinen Eltern unweit Erfurt von einem furchtbaren Gewitter überrascht wurde und der Blitz zu seinen Füßen einschlug, gelobte er ein Mönch zu werden und trat in das Augustinerkloster zu Erfurt ein. Aber obwohl

5. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 58

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
58 Ein deutsches Vulkangebiet. hat man auch künstlich entwässert, so den Dreiser Weiher, das Jmmenrother Maar usw. Die feurigen Essen der Berge, welche vor Zeiten Aschenregen über das Land niedergehen und mächtige Lavaströme ausfließen ließen, sind längst zur Ruhe ge- kommen, und von ihren Höhen schauen die Ruinen mancher trotzigen Burg herab in die friedliche Landschaft, die sich in den dunkeln Augen der Maare widerspiegelt. Am Laacher See erhebt sich ein stattliches Kloster, darin Herren vom Orden Jesu ihren Wohnsitz hatten, ehe das Reichsgesetz sie vom deutschen Boden verwies. Jetzt sind Benediktiner darin eingezogen. Es ist ein stiller Sitz der Wissenschaft gewesen, und so mancher der Ordens- Herren wurde beim Anblick der vulkanischen Gegend dazu angeregt, alle die rätselhaften Erscheinungen näher zu ergründen, in denen die geheimnisvollen Mächte der Unterwelt ihre Wirksamkeit zu äußern Pflegen. Nicht nur bloßer Zufall mag es gewesen sein, daß gerade einer derjenigen deutschen Gelehrten, die weit drüben über dem Atlantischen Ozean deutschen Forschungsgeist und deutsches Wissen zu hohem Ansehen gebracht haben, ein Mann, der unsere Kenntnis vom Wesen der Vnlkane der Anden gefördert hat wie außer Alexander von Humboldt kein anderer vor ihm, manches Jahr in den Mauern von Maria Laach verweilte. So ganz und gar erloschen ist freilich jede Spur vulkanischer Tätigkeit im Eifelgebiete noch nicht. Der ungeheure Reichtum an Kohlensäure, der dort größten- teils mit den Quellen, an gewissen Stellen jedoch auch frei der Erde entströmt, zeigt uns, daß anch heutzutage noch, nachdem wohl mehrere Jahrtausende den Strom der Zeit hinabgeflossen find, seitdem den Eifelbergen das letzte glutflüssige Material entquoll, in den Tiefen unseres Planeten an dieser Stelle noch nicht alles zum normalen Zustand zurückgekehrt ist. Diese letzte Phase vulkanischer Wirksamkeit gereicht aber den Eifelbewoh- nern nicht mehr zum Verderben. Denn die warmen, dem

6. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 245

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Erläuterungen. 245 Alexander von Humboldt zugesteht, „die Zeitgenossen mächtig an- geregt, des Weltalls heilige Rätsel zu lösen und das Bündnis zu erneuen, welches im Jugendalter der Menschheit Philosophie, Physik und Dichtung mit einem Band umschlang". (Vergl. A. Baum- gartner, Goethe Iii.) Granit besteht aus einem Gemenge von Feldspat, Quarz und Glimmer; die Glimmerblättchen sind nicht wie beim Gneis zu parallelen Schichten geordnet; von körnigem Aussehen, daher der Name (granum 5= Korn). Das Verhalten der verschiedenen Arten des Granits hin- sichtlich der Verwitterung ist verschieden; ebenso ungleich sind die aus der Verwitterung dieses Gesteins hervorgehenden Formen. (Spitzen, Hörner, Kuppen, wollsackähnliche Blöcke.) Weit verbreitet und vielfach verwertet. Gusla — einsaitiges, serbisches Streichinstrument nach Art unserer Guitarre. Gymuotus — Zitteraal. .Haas Hippolyt, Professor der Geologie und Paläontologie in Kiel, geb. 5. November 1855 zu Stuttgart. Verfasser verschiedener Werke geologischen Inhaltes, schrieb u. a.: „Quellenkunde"; „Aus der Sturm- und Drangperiode der Erde"; die Monographie: „Die deutsche Nordseeküste". Hagen von Tronje, der düstere Held im Nibelungenliede, der Mörder Siegsrieds, gehörte mit zu den Burgunden, welche die Donau hinab nach Ungarn zur Burg des gewaltigen Etzel zogen. Auf der Suche nach einer Überfahrt über die Donau traf er auf zwei Meer- weiber oder Schwanjungfrauen; die eine derselben verkündigte ihm warnend das Schicksal, das seiner und seiner Gefährten im Hunnen- lande wartete: Kampf und Tod. tzagion Oros — heiliger Berg, die östlichste der drei Halbinseln der Chalkidike, so genannt wegen der zahlreichen Mönche und Ein- siedler, die hier teils• gemeinsam in burgartigen Klöstern, teils einzeln in Dörfern, Zellen und Einsiedeleien in strenger Abgeschie- denheit leben. Sie bilden einen geistlichen Staat für sich, der aber der Türkei tributpflichtig ist. Die Klöster sind im Besitze wert- voller Handschriften und zahlreicher Urkunden aus dem Altertum und Mittelalter. Hahn Friedrich, Professor in Königsberg, geb. 3. März 1852 zu Glauzig (Anhalt). Hauptwerke: „Jnselstudien"; „Länderkundevon West- und Nordeuropa" (in Kirchhosss Länderkunde von Europa);

7. Abth. 2 - S. 11

1823 - Elberfeld : Büschler
Vi. Ztr. Karl V. bis zum westph. Fried 1520- 1648 11 solchem Streite am spitzfindigsten reden konnte. So wie es aber immer geschieht, daß der Geist und die Wahrheit verloren gehen, wo man viel Worte macht, so verschwand das milde einfache und wohlthätige Licht des christlichen Glaubens immer mehr aus der Wissenschaft, welche sie ihre Theologie nannten. Nun aber war schon in dem 15ten Jahrhundert ein neues Zeitalter für die Wissenschaften an- gebrochen, und eine hellere Ansicht der Welt hatte sich der Gemüthcr bemeistert. Es war eine Aufklärung im guten Sinne. Vor ihrem Lichte schon konnte die Scholastik m ih- rem geschmacklosen Gewände, mit der Wichtigkeit, die sie auf das Wort legte, und mit ihrer ganzen innern Leerheit, nicht bestehen; die besten Köpfe der Zeit wandten Ernst und Spott an, sie in ihrer Blöße darzustellen. Und die Geg- ner, die Vertheidigcr des Alten, suchten sich nicht etwa da- durch zu retten, was ihnen einzig Schutz gewahrt hatte, daß sie selbst das Licht in ihrer Wissenschaft aufsuchten und sie in sich selbst läuterten, sondern mit blindem, poltern- dem Eifer wollten sie die hereinbrechenden Strahlen des neuen Morgens gewaltsam zurückscheuchen; ein nichtiges Streben, welches zu allen Zeiten ohnmächtig zu Schanden geworden ist. In Deutschland war cs vorzüglich Reucklin, ei- tler der ersten Gelehrten welche unser Vaterland jemahts hervorgebracht hat, der das neue Licht der Wissenschaften verbreitete; ein Mann von so umfassendem Geiste, daß man von ihm gesagt hat, er vereinige alle Bildung und alle Kenntnisse und Gelehrsamkeit, welche damahls in der christ- lichen Welt gefunden wurden, zusammen, und beziehe die- ses Alles nicht etwa auf den Prunk und die Eitelkeit des Wissens, sondern auf die höchste Erkenutniß, auf die des Menschen, der Natur und der Gottheit. Auch gegen die- sen Mann eiferten viele der Theologen mit der größten Lei- denschaft, obwohl er 'vor der Zeit der Reformation lebte und keinen Th eil an ihr genommen hat. Zwar waren nicht alle Kirchenvorsteher so finster gesinnt; der oben genannte Bischof von Augsburg, Christoph v. Stadian, hi-elt es nicht unter seiner Würde, eine Reise von sieben Tagen zu machen, um den berühmten Erasmus von Rotterdam in Freibnrg kennen zu lernen, und Johann v. Dalberg, Bischof in Worms^ legte eine Bibliothek der besten Schrift- steller an, und liebte die Wissenschaften so sehr, daß er selbst Mitglied der von dem Dichter Konradceltes gestifteten Rheinischen Gelehrten-Gesellschaft wurde. Allein die Zahl dieser Verständigen war zu klein gegen die Eiferer, welche blind und thöricht, ans Haß des Lichtes, Gutes und Böses unter einander mengend, ihr eignes Reich zerstörten^

8. Abth. 2 - S. uncounted

1823 - Elberfeld : Büschler
In der Büschler'schen Verlagshandlung in Elberfeld sind ferner folgende Werke erschienen und in allen Buch- handlungen zu haben: Augusti, Dr. Ioh. Chr. Wilh., Versuch einer historischen kritischen Einleitung in die beiden Haupt-Katechismen der evangelischen Kirche, gr. 8. 1824. 1 Rt. 4 gr. Diel? Schritt ist zunächst den jungen Theologen und Geistlichen der evangelischen Kirche, io wie den Religions-Lehrern an höheren Schulen bestimmt, um sie mit Ursprung, Zweck, Bestimmung, Inhalt und Ge- brauch der bey den Lutheranern und Reformirten symbolisch geltenden Katechismen bekannt zu wachen. Loch glaubt der Herr Verfasser, daß auch die Sachkenner Manches finden werden, was ihrer Aufmerksamkeit werth seyn dürfte, und was in den neuern Zeiten entweder übersehen, oder früher nickt mit gehöriger Unparrheilickkeit und Unbefangenheit erwogen wurde. Die Hauptabsicht war auf die innere G eschich te dieser Confessions Katechismen und aufeine Erörterung der besonderen dog- matischen und polemischen Verhältnisse, welche hierbei in Betrachtung kom- men, gerichtet. Diese Einleitung greifet daher in das wichtigethema unserer Zeir von kirchlicher Vereinigung der evangelischen Christen unmittelbar ein, und bringt Fragen und Gegenstände von höchster Wichtigkeit rur Untersuchung. Der Inhalt bestehet aus folgenden Abschnitten: i) Ue- der die Beschaffenheit des katechetischen Unterrichts in der alten Kirche bis auf das Zeitalter der Reformation. ^) Von der Entstehung, Ein, richtung und Einführung der beyden Katechismen Luthews. g) Geschichte des Heidelberger Katechismus. 4) Versuch einer Vergleichung veyder Katechismen. Calvin, Johannes, des großen Theologen, Institu- tionen der christlichen Religion. Verdeutscht durch Fr. A. Krummacher, der heil. Schrift und Gvttesge- labrtheit Doktor. Erstes und zweites Buch. gr. 8. 1823.'' 622 S. 3 Rt. 12 gr. Eschweiler, Fr. G., de fructificatione generis Rhizo- morphae commentatis. Accetl. novum genus Hypho- mycerum. Cum tab. arn. ¿1 maj. 1823. 12 gr. Eßer, Dr. und Professor, W., System der Logik. 1823. gr. 8. 1 Rt. 12 gr. Nach dem übereinstimmenden Urtbeil vollgültiger Richter empfiehlt sich dieses Werk des an der Universit.lt Bonn rühwlichst bekannten Ver- fassers nicht nur durch eine eig.nthümliche und wahrhaft inrer.ssante Be- handlung des Gegenstandes in Hinsicht auf Form und Materie, sondern auch eine höchst klare undiichtvolle Darstellung, womit der Verraffer seinen Lesern das Studium einer so wichtigen und schwierigen Wissenschaft er- leichtern wollte. Es läßt sich daher mir Sicherheit voraussehen, daß dieses Buch allseitig diejenige günstige Aufnahme finden werde, welche ihm bereits von angesehenen Gelehrten und.ernem großen Tüeile des philosophischen Publikums geworden ist. Gesangbuch, evangelisches, zum kirchlichen Gebraucht'. Mit Melodien. (Zuerst in der evangelischen Gemeine in Unterbarmen 1824 eingeführt.) *10 gr.

9. Abth. 1 - S. 105

1818 - Elberfeld : Büschler
- Ferdinand I. io5 Jugend hatte er sehr eifrig des berühmten Eras- nnrs Schrift über die Erziehung eines Fürsten gelesen/ und Cicero's Abhandlung über die Pflich- ten wußte er fast auswendig. Dieser vortreffliche Fürst, der mit ganzer Seele Katholik war, der seine Söhne in seinem Testamente noch auf das dringendste ermahnte/ //fest, beständig, und beharrlich zu bleiben bei der wahren, alten, christlichen Religion, wie seine Vorfahren, römische Kaiser und Könige, auch löbliche Fürsten von Oestreich und Burgund und Könige von Spanien gethan, und dafür von Gott dem Allmächtigen gesegnet seyen," — dieser Fürst trug doch die Billigkeit gegen anders Denkende, die jedem gutgearteren Menschen eingeboren ist, fest in seinem Gemuthe, und gab ein Beispiel, wie Duldung und Nachsicht mit der treuesten An- hänglichkeit an die ei ene Kirche wohl zu vereinigen sind. In seinen Erblanden verbreitete'sich immer mehr die Neigung zü der neuen hehre, besonders dadurch, daß, bei dem großen Mangel an Unrer- richtsanstalren, sehr Viele, die ihren Kindern Bildung geben lassen wollten, besonders die Ad- lichen, sie nach dem Auslände schickten , und meistens die Universität Wittenberg wählten, weil sie durch Gelehrsamkeit vor allen berühmt war. Den- noch kam es dem Kaiser nicht in den Sinn, als könne und dürfe solche Richtung mit Gewalt ver- hindert werden; vielmehr sann er auf innere Mittel der Einigung, und wollte dazu vorzüglich das wieder eröffnet? Eoncilium zu Trieur be- nutzen. In Deutschland war durch den Religionsfrie- den zwar äußerlich die Ruhe hergestellt; allen, die innere Beruhigung folgt nach so großen Sturmen nur langsam und schwer. Die Partheien beobach- teten sich noch immer mit Furcht und Eifersucht; die widersinnigsten Gerüchte über feindselige Ab- sichten der Gegner fanden in den gespannten Ge- mürhern leicht Glauben. „Wenn ein Fürst einen Obersten ober Rittmeister in Bestallung nimmt,

10. Abth. 1 - S. 328

1818 - Elberfeld : Büschler
5rñ Vh.ztr- vom westph. Fried, bis jetzt. ¿648-3817, so beseht, daß man sie mit sokratischett Gastinäh- lern verglichen hat. Freilich traten, nach der Weise der Zeit, vorzüglich nur Witz und Laune glanzend hervor. Die Schnelligkeit, da? Treffende und Ue- berraschende der Gedanken aalt vor Billern; Gründ- lichkeit »nd die treue, menschliche Nachsicht fanden in jenem Zeitalter weniger ihren Platz; und schon die französische Sprache, welche in Friedrichs Ge- sellschaft geredet wurde, mußte diese Richtung mit sich bringen. — Dt« übrige Zerr des Tages war zwischen dern Lesen der eingelausenen Berichte, den Vorträgen der Kabinetsrathe, dem, oft eigenhän- digen , Entwerfen der Antwertei!; ferner der An- ordnung seiner Artlaaen bei den Lustschlöffern, den fü'riststeileriichen Arbeiten , deren Frredr.ch eine reiche Sammlung hinkerlajsen hat, und endlich der Unterhaltung mir feiner Flöte, getheilt. Diese wiegte , >vie eine vertraute Freundin, die hefrcgern Regungen feines Innern sanft eilt; und wahrend er mit ihr oft Stundenlang durch feine Zimmer wa»derte, wrirde das Reich der Gedanken immer freier/ lind sein Geist war alsdann, wie er seibff bezeugt, anr u»igestö> tesieil thütkg. Doch litt nie ein Geschäft de? Staates nutet den jelbstgewahl- ten, gemüthlichern Genüffen, welche die Musik l'nd Dichtkunst ihm vorzüglich gewahrten. Das ist der gröfrle Ruhm des Königs, daß ihm Psucht und Beruf über Alles heilig waren, und daher hat man mit Recht von Friedrich gesagt, daß die Pflicht eines König?, in rhrcin ganzem Umfange und ihrer ganzen Würde, dis Idee, welche sein Leben beherrschte, und seiner Seele Mittelpunkt war. Wie hatte doch dieser König sein ganzes Zeitalter empv!heben und mit sich fortreißen, und an tausend gefährlichen Klippen vorüberfuhren kön- nen , wenn von seiner Jugend au , durch Innig- keit und Liebe, die treue, fesie, teutsche Natur, die in ihm lag, gepflegt wäre. Aber eben diese Jugend uno die Erziehung Fried- richs hat manchen edleren Keim in chm unentwickelt gelassen. Sein Barer Friedrich W U y • 1 m k
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