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1. Abth. 2 - S. 25

1823 - Elberfeld : Büschler
Vi. Ztr. Hart V. bis zum westph. Fried. 1520 — 1648. 25 benutzte die Erscheinung eines Regenbogens zur neuen Be- geisterung der Seinigen, indem er ihn als ein Zeichen an- kündigtc, das Gott sende. Wüthend hieben^ sie den Abge- ordneten des Churfürsten in Stücken und stürzten zum An- griff; allein in wenigen Augenblicken war ihr blinder Un- gestüm gebrochen; die Schaaren der Engel, die Münzer versprochen hatte, erschienen nicht; er selbst war einer der ersten, welche die Flucht ergriffen, und die Halste seiner Schaar fiel"dnrch's Schwert. Er hatte sich in Franken- Hausen auf dem Boden eines Hauses verborgen, ward aber hervorgezogen und enthauptet; er starb ohne Muth. ' So waren die furchtbaren Bewegungen schnell wieder gedampft, welche die ganze Verfassung Deutschlands Um- stürzen konnten, wenn die aufgeregten Kräfte von großen Männern geleitet worden wären. Sie batten viel Blut ge- kostet; man rechnete mehr als 109,000 Bauern, welche in diesen Unruhen das Leben verloren. — Nach diesem folgte einige Zeit die Ruhe im Vatcrlande. Kaiser Karls auswärtige Händel. Der Kaiser Karl war indessen auswärts beschäftigt. Von dem Reichstage in Worms war er nach den Niedertan- den gegangen und besuchte darauf auch Spanien wieder, wo er fast 8 Jahre blieb; seine Sorge mußte beinahe die Enden Europas umfassen. Doch war sein Blick vor allen Dingen auf den König Franz I. von Frankreich gerichtet, der als ein feindlichgesinnter Nachbar und Nebenbuhler auf jeden Vortheil achtete, welchen er ihm etwa abgewinnen möchte. Wir dürfen nicht nach besonder« Ursachen der Eifersucht zwi- schen beiden suchen; in ihrem Gemüthe, so wie irr dem ge- genseitigen Verhältnisse beider als Herrscher lagen der Grün- de genug. Franz war ehrgeizig und stolz; Karls Seele war nicht weniger erfüllt von diesen Regungen, welche in ihm nur eine großartigere Gestalt angenommen hatten. Beide waren schon Nebenbuhler bey der Kaiserwahl gewesen, und Franz, der ältere, der sich durch ritterlichen Ruhm und persönliche Eigenschaften über dem Gegner hielt, fühlte sich durch dessen Vorzug gekränkt. Das Herzogthum Mailand ferner, wel- ches Franz erobert hatte, ein Lehen des deutschen Reiches, lag für Karl als eine Aufforderung da, es der französischen Macht durch die Waffen wieder zu entreißen; dagegen war Karls drohende Uebermacht in Europa eine so nahe Ursache der Besorgniß für alle übrigen Herrscher, daß Franz, welcher -nächst ihm das mächtigste Reich besaß, sich vor allen andern zum Kampfe gegen ihn berufen glaubte. Er hatte sein An-

2. Abth. 2 - S. 11

1823 - Elberfeld : Büschler
Vi. Ztr. Karl V. bis zum westph. Fried 1520- 1648 11 solchem Streite am spitzfindigsten reden konnte. So wie es aber immer geschieht, daß der Geist und die Wahrheit verloren gehen, wo man viel Worte macht, so verschwand das milde einfache und wohlthätige Licht des christlichen Glaubens immer mehr aus der Wissenschaft, welche sie ihre Theologie nannten. Nun aber war schon in dem 15ten Jahrhundert ein neues Zeitalter für die Wissenschaften an- gebrochen, und eine hellere Ansicht der Welt hatte sich der Gemüthcr bemeistert. Es war eine Aufklärung im guten Sinne. Vor ihrem Lichte schon konnte die Scholastik m ih- rem geschmacklosen Gewände, mit der Wichtigkeit, die sie auf das Wort legte, und mit ihrer ganzen innern Leerheit, nicht bestehen; die besten Köpfe der Zeit wandten Ernst und Spott an, sie in ihrer Blöße darzustellen. Und die Geg- ner, die Vertheidigcr des Alten, suchten sich nicht etwa da- durch zu retten, was ihnen einzig Schutz gewahrt hatte, daß sie selbst das Licht in ihrer Wissenschaft aufsuchten und sie in sich selbst läuterten, sondern mit blindem, poltern- dem Eifer wollten sie die hereinbrechenden Strahlen des neuen Morgens gewaltsam zurückscheuchen; ein nichtiges Streben, welches zu allen Zeiten ohnmächtig zu Schanden geworden ist. In Deutschland war cs vorzüglich Reucklin, ei- tler der ersten Gelehrten welche unser Vaterland jemahts hervorgebracht hat, der das neue Licht der Wissenschaften verbreitete; ein Mann von so umfassendem Geiste, daß man von ihm gesagt hat, er vereinige alle Bildung und alle Kenntnisse und Gelehrsamkeit, welche damahls in der christ- lichen Welt gefunden wurden, zusammen, und beziehe die- ses Alles nicht etwa auf den Prunk und die Eitelkeit des Wissens, sondern auf die höchste Erkenutniß, auf die des Menschen, der Natur und der Gottheit. Auch gegen die- sen Mann eiferten viele der Theologen mit der größten Lei- denschaft, obwohl er 'vor der Zeit der Reformation lebte und keinen Th eil an ihr genommen hat. Zwar waren nicht alle Kirchenvorsteher so finster gesinnt; der oben genannte Bischof von Augsburg, Christoph v. Stadian, hi-elt es nicht unter seiner Würde, eine Reise von sieben Tagen zu machen, um den berühmten Erasmus von Rotterdam in Freibnrg kennen zu lernen, und Johann v. Dalberg, Bischof in Worms^ legte eine Bibliothek der besten Schrift- steller an, und liebte die Wissenschaften so sehr, daß er selbst Mitglied der von dem Dichter Konradceltes gestifteten Rheinischen Gelehrten-Gesellschaft wurde. Allein die Zahl dieser Verständigen war zu klein gegen die Eiferer, welche blind und thöricht, ans Haß des Lichtes, Gutes und Böses unter einander mengend, ihr eignes Reich zerstörten^

3. Abth. 2 - S. 16

1823 - Elberfeld : Büschler
16__________Verbreitung der neuen Grundsätze. vielen Tausenden mitthestte, was ohne sie lange Zeit hin- durch nur wenigen bekannt, vielleicht in den Mauern der Klöster verschlossen gebllcbcn wäre, — wie dieses Alles die Wett für die neuen Bewegungen vorbereitet hatte, ist aus den frühern Abschnitten erinnerlich. Auf der andern Seite ist eben diese Schnelligkeit der Verbreitung der neu- en Grundsätze ein unwiderleglicher Beweis für die Größe des Verfalls in dem gesammten kirchlichen und sittlichen Zu- stande der damahligen Zeit. Der Mensch ist mit festen und tiefen Wurzeln an die Sitte seiner Vater, er ist noch mit liefern an seiner Vater Glauben festgewachsen: daß er von diesem sich tosreiße, so lange er in ihm wahrhaft lebt, ist gegen die Gesetze der menschlichen Natur; nuralsdann ist es möglich, wenn das, was in ihm das Lebendigste seyn sollte, abgestorben und ein btos Aeußerliches geworden ist. Außer diesem Allen wirkten in dem öffentlichen und bür- gerlichen Zustande Deutschlands noch viele Umstande zu der raschen Entwicklung mit. Wir nennen das Größte zuerst. Bis auf diese Zeit war das V o l k, die große Gesammtheit der gemeinen, freien Leute, versäumt und vernachlässigt, zu ihrer Bildung war wenig geschehen, und große Kräfte schlummerten ungeweckt. Da trat Luther als eigentlicher Volkslehrer auf; an das Volk wendete er sich, ihm versprach er Belehrung , ja erwachte es zum Richter in sei- nem Streite. Und dieses that er in einer so kräftigen, ein- dringlichen Sprache wie in des Volkes Ohren vielleicht nie getönt batte. Ruch veräußere Zustand des Volkes in Deutschland beförderte Luthers Unternehmen. Der Bauernstand war zwar nach und nach zu etwas mehr Freiheit gekommen, als in früherer Zeit; allein die Dienste, welche er zu leisten hatte, waren immer noch sehr drückend. Er war der Last- träger aller übrigen Stände, und von seinen Herren, den Rittern, Grafen und Fürsten, in seinen Menschenrechten noch nicht allgemein anerkannt; ja manche derselben drück- ten ehre Unterthanen milder ungerechtesten Härte. Da er- schallt das Wort: „Christliche Freiheit!" auch bis in dia Hütten der Landleute; dieses Zauberwort, welches sie nicht auf den Geist, sondern auf den äußern Zustand deuten, belebt sie durch neue und große Hoffnungen, und erzeugt, wie wir bald sehen werden, zuerst die traurigsten Unordnungen. Denn bei so allgemeiner Aufregung eines Zeitalters ist, wie die Geschichte aller Völker zeigt, das rechte Maß sehr schwer zu bewahren. / Wie das Volk, so ward auch schnell der deutsche Adel von den neuen Bewegungen ergriffen. 2» ihm le-b-

4. Abth. 2 - S. 18

1823 - Elberfeld : Büschler
18 Verbreitung der neuen Grundsätze. wirbt ein Heer von 12,000 Mann, wagt cs, gegen die Abmahnungen des Reichstages, einen mächtigen Reichsfür- sten zu bekriegen; fällt m sein Land ein, verheert es weit und breit, und erst als sich zwei andere Fürsten, der Chur- fürst Ludwig von der Pfalz und der Landgraf Philipp von Hessen, mit dem Erzbischof verbinden, weicht er in seine Burgen zurück. — Er wurde von ihnen nn nächsten Früh- jahr in seinem Schlosse Landshut belagert, hart bedrängt, und fiel selbst, nachdem er schwer verwundet war, in ihre Hände. Er starb wenige Tage nachher, indem selbst seine Feinde ihm ihre Bewunderung und die Trauer nicht versa- gen konnten, daß so große Kräfte, in Ermanglung eines größeren Wirkungskreises, auf solche Weise verloren gin- gen. — Auf Luthers Sache hatte Sickingens Fall keinen Einfluß, denn Luther hielt sie selbst fern von allen äußeren, politischen Bestrebungen, in welche diese Ritter sie verflech- ten wollten. Und dieses ist eine Hauptursache der Dauer seiner Stiftungen geworden. In dem äußeren Kampfe, wenn er ihn zugelassen, würde sich der Eifer verzehrt haben, und die ganze Bewegung der Zeit wär ein vorübergehender Krampf gewesen. Unter den deutschen Fürsten nahm sich Friedrich der Weise, Churfürst von Sachsen, Luthers am thätig- sten an. Anfangs trat er nicht auf seine Seite, vertheidigte ihn auch nicht; er wollte jedoch nicht, daß er seinen Feinden überliefert würde, bevor er des Jrrthums überwiesen sey. Nach dem Wormser Reichstage aber entschied er sich ganz für ihn. „Die Sachen in Deutschland" (sagte er 1523 in Nürn- berg) „sind so weit gekommen, daß die Menschen sie nicht mehr gut machen werden: Gott allein muß das thun; dem wollen wir diese wichtige Händel, die uns zu schwer sind, ^Nach und nach erklärten sich mehrere Fürsten für die neue Lehre; einige gewiß aus innerer Ueberzeugung; anderen gaben die Gegner Schuld, daß sie durch die Beute der geist- lichen Güter, die si« eingezogen, gelockt seyen. 5. Der Reichstag zu Worms. 1521. Auf dem großen Reichstage zu Worms sollten auch die Religiousstreitigkeiten, welche nun schon alle Gemüther in Deutschland aufs höchste gespannt hielten, zur Entscheidung gebracht werden. Der Papst hatte einen Legaten, den Car- dinal Aleander, dorthin gesendet, um den Kaiser und die Fürsten dahin zu bringen, daß auch der Arm der welt- lichen Macht gegen Luther erhoben würde. Zu seinem groß- ßen Erstaunen fand er aber, daß die Stimmung gegen den

5. Abth. 2 - S. 42

1823 - Elberfeld : Büschler
42 Vi» Ztr. Karl V. bis zum westph. Fried. 1520 — 1648. Hier hatte Franz einen Bundesgenossen in dem Herzog von Cleve gefundendieser, der zugleich kürzlich ange- fangen hatte, die protestantische Lehre zu begünstigen, sollte die kaiserlichegewalt zuerst fühlen. — Karls Erscheinung in diesen Gegendenwarganzunerwartet. Unter dem Volke war die Sage, er habe auf der Rückkehr von Algier Schiffbruch gelitten und sey selbst umgekommen, und in diesem Glauben dielten sie die Nachricht von seiner Ankunft in Deutschland für ein Mährchen. Die Besatzung der kleinen Stadt Düren gab auf seine Aufforderung zur Uebergabe die Antwort: „Sie fürchte sich nicht vor dem, der längst eine Speise der Fische geworden sey." Als nun aber seine Spanier die Mauern erstürmten. Alles niedermachten und die Stadt in Brand steckten, da verbreitete sich Furcht und Schrecken im ganzen Lande umher. Esz h'ieß der Kaiser führe eine Art schwarzbrauner, wilder Menschen mit sich, die lange Nä- gel an den Händen hätten, mit denen sie die steilsten Mauern hinan klimmen könnten, und große Zähne, mit denen sie Alles zerrissen. Die Sagen von den Wundern der neuent- deckten Welttheile und ihren wilden Bewohnern gaben solchen Dingen Glauben in einer Zeit, welche des Außerordentli- chen so viel erlebte. Auch bestanden Karls Haufen meistens aus alten, von Sonne und Luft geschwärzten Kriegern, welche keine Gefahr scheuten, und bei Erstürmung einer Stadt wohl ihre Dolche und Spieße in die Mauern zu sto- ßen pflegten, um sich daran emporzuschwingen. Der Schre- cken , der vor ihnen herging, unterwarf schnell das Land und die Städte, und der Herzog von Cleve mußte selbst knieend um Gnade bitten. Er erhielt sie unter der Bedin- gung, daß er nicht von dem katholischen Glauben weiche, wo er etwas geändert, es wieder auf dem vorigen Fuß setze, und sich in kein Bündniß mit dem Kaiser einlaffe. Gegen Frankreich geschah in diesem Jahre nichts Bedeu- tendes; für das folgende aberhatte sich Karl stärker gerü- stet, und nachdem er im Winter von 1543 auf 44 einen neuen Reichstag in Speier gehalten, und sich hier der Hülfe der deutschen Fürsten versichert hatte, brach er im nächsten Frühjahr mit einem trefflich gerüsteten Heere in des Feindes Land selbst ein. Zuerst wurde St. Di zier erobert, dann ging der Zug gerade auf Paris; Epernay und Chateau Thierry waren schon gefallen, das Heer stand nur zwei Tagemärsche vor der Hauptstadt und die Einwohner flüch- teten, — da that König Franz Friedensvorschläge. Der Kaiser nahm sie an, denn er wollte schnelle Aussöhnung vnt diesem Feinde, weil die Angelegenheiten Deutschlands immer verwickelter geworden waren; und am 24. September

6. Abth. 2 - S. 50

1823 - Elberfeld : Büschler
50 Vl Ztr. Karl V. bis zumwestph. Fried. 1520 — 1648. ihres vollen Vertrauens zu rühmen gehabt, und ihre Ver- schlossenheit macht sehr viele ihrer Handlungen zu einem Räthsel für die Geschichte. So ist es nicht mit dem Le- den der er h ab en st en Helden der Menschheit; ihr Leben liegt wie ein großes, helles Gemählde vor unfern Augen ausgebreitct. An weitschauendem Verstände übersah Moritz seinen Vetter, den Churfürsten, sehr weit; seinem Scharfblick entging es nicht, daß dieser in dem Kampfe gegen die groß- artige Klugheit des Kaisers nicht bestehen werde, und nun faßte er den Gedanken, sich selbst zum Haupte des sächsi- schen Hauses zu machen. Er mag sich vor sich selbst da- mit entschuldigt haben, daß nur dieser Weg übrig sey, dasselbe zu retten; aber seine Gerechtigkeit und Wahrheit kamen dabei auf harte Proben. Zu dem schmalkaldischen Bunde gesellte er sich nicht; er wollte sich so lange an den Kaiser anschließen, bis er sein Ziel erreicht habe und es Zeit sey, seinen Weg auch von diesem unabhängig zu gehen. Als der Bund rüstete, rieth er da- von ab, und als man ihn zur Theilnahme aussorderte, verweigerte er sie und erklärte, daß er nur zum Schutze seiner Länder gerüstet seyn werde. Jn's Geheim war er aber schon mit dem Kaiser einverstanden; wie eng, und auf welche Bedingungen, ist nicht erwiesen; leider aber ist wahrscheinlich, daß die Aussicht auf das Churfürstenthum ihm schon als Lohn vorgehalten war. Welch innerer Kampf mußte daher in seiner Seele seyn, als ihm der Churfürst, bei dem Auszuge gegen den Kaiser, sein Land selbst anver- traute , um es ihm zu schützen und dereinst treu zurückzu- liefern! — Aber kein äußeres Zeichen that den inneren Kampf kund, — und die Klugheit besiegte die Wahrheit; um sich nicht zu verrathen, nahm er die Obhut des churfürstlichen Landes an. Der Kaiser gab sich alle Mühe, den bevorstehenden Krieg nicht als eigentlichen Religionskrieg gelten zu lassen. 2u einem Schreiben an die oberdeutschen, protestantischen Städte, Straßburg, Nürnberg, Augsburg und Ulm, wel- ches er noch von Regensburg aus erließ, versicherte er theuer: „Daß sich die Rüstung kaiserlicher Majestät keines-- wegcs erhebe, um Religion und Freiheit zu unterdrücken, sondern nur um einige widerspenstige Fürsten zum Gehor- sam zu bringen, welche unter dem Deckmantel der Religion andere Glieder des heiligen Reiches unter sich zu bringen trachteten, und Gericht und Ordnung so wie die kaiserliche Hoheit, nicht mehr achteten." Allein der gerade, freie Sinn der deutsche» Bürger fühlte wohl, daß ein Theil die-

7. Abth. 2 - S. 52

1823 - Elberfeld : Büschler
r 52 Vi. Ztr. Karl V. bis zum westph. Fried 1520 —1648. sondern auf die Vernichtung des Feindes ging. Er war schon gegen Türken und Franzosen zu Felde gezogen, und mit in der Schlacht bei Pavia, so wie bei dem Sturme auf Rom unter Bourbon gewesen. Zu chm gesellte sich auch der Haufen des Herzogs Ulrich von Würtemberg unter dem tapfernhans von Heydeck. Schärtlin faßte sogleich den Kriegsplan dahin ab, die sich bildende Kriegsmacht des Kaisers im Entstehen zu vernichten; denn Karl, der noch immer in Regensburg saß, hatte höchstens 8 bis 10,00.) Mann bei sich, und wartete der Hausen, die in Deutschland geworben wurden, und die aus Italien und den Nieder- landen heranzogen. Zuerst rückte Schärtlin gegen einen großen Werbeplatz des Kaisers in Schwaben, das Städt- chen Fuessen am Lech. Aber die Haufen zogen sich bei seiner Annäherung in Baiern hinab, und als er sie rasch verfolgen wollte, kam eben ein Bote von dem Rathe der Stadt Augsburg, deren besonderer Dicnstmann er war, mit dem Befehle, den friedlichen Boden des Herzogs von Baiern nicht zu betreten. Das bairische Haus hatte ge- droht, sich zu dem Kaiser zu schlagen wenn sein Gebiet verletzt werde; allein, wenn es völlig partheilos dastehen wollte, so hätte cs auch den Schaaren des Kaisers den Durchzug nicht gestatten dürfen. — Mit Beknmmerniß stand Schärtlin am Lech, ohne ihn überschreiten zu dürfen; denn er hatte noch Größeres im Sinne gehabt: wenn er die kai- serlichen Haufen rasch auseinander getrieben, wollte er auf Regensburg selbst ziehen. Die dort versammelte Kriegs, macht war noch so gering, daß der Kaiser wahrscheinlich die Flucht ergreifen mußte, und dann war Oberdeutschland für ihn verloren. — Schärtlin schrieb, „daß gewiß einst Hannibal nicht mit betrübterem Herzen von Italien abgezo- gen sey, als er zu dieser Stunde vom Baierlande." Aber schnell sich fassend beschloß er nun, die päpstlichen Haufen nicht nach Deutschland zu lagen. Nie war ein so wohlgerüstetes Heer in Italien aufgestellt worden; tapfere Schaaren, unter versuchten Hauptleuten, und von Eifer gegen die Protestanten erfüllt. Ihr Weg ging durch Tyrot; Schärtlin wollte ihnen denselben versperren, rückte in Eil- zügen gegen die Ehrenberger Klause und nahm die- sen wichtigen Paß durch Ueberrumpelung ein. Dann zog er gegen Inspruck und hätte sicher seinen Zweck erreicht, alle Passe zu besetzen, wenn nicht ein neuer Befehl von den Bun- deshäuptern angekommen wäre, Tyrol wieder zu räumen, weil der König Ferdinand, dem das Land gehörte, noch nicht den Krieg gegen den schmalkaldischen Bund erklärt habe. Gv zeigte sich gleich Anfangs die Halbheit und Zaghaftigkeit

8. Abth. 2 - S. 57

1823 - Elberfeld : Büschler
S7 Der schmalkaldische Krieg 1546 und 47. dar, als er die Stände seines Landes zusammenrief, um ihre Einwilligung zu diesem Unternehmenzu erhalten; denn ohne sie durfte er so wichtigen Handel nicht anfangen. Er bot alle Kunst der Rede auf, einen Schein des Rechtes auf sein Betragen und seine Wünsche zu werfen. Am mei- sten entschied aber der plötzliche Einfall von Ferdinands leichten ungarischen Reutern, die von Böhmen hereinbra- chen; vor diesen wilden Horden ging ein furchtbarer Schre- cken her, und es schien eine Wohltbat, Moritzens sächsischen Kriegern sich zu ergeben; bald war das Churfürstenthum, bis auf Wittenberg, Eisenach und Gotha, in des Herzogs Händen. — Aber die Stimme des Volkes in diesen Ländern verdammte sein Beginnen dennoch; es erschien ihnen als ein Verratb an dem evangelischen Glauben, und von den Kanzeln, so wie in Schriften, wurde dasselbe sehr hart gescholten. ^ N Jetzt kehrte auch der Churfürst voll bitteres Uumuthes zurück; es war im December 1546. Es gelang ihm, sein Land bald wieder zu erobern und von des Herzogs Lande auch einen Theil einzunehmcn, nachdem erden Markgrafen Albrecht von Brandenburg, der seinem Freunde Moritz vom Kaiser zu Hülfe geschickt war , inrochktz überfallen und ge- fangen genommen hatte. Don Böhmen aus konnte Moritz auch keine Hülfe erhalten, denn die böhmischen Stände weigerten sich, gegen ihre sächsischen Glaubensbrüder zu Felde zu ziehen, und der König Ferdinand fing selbst an um sein Land besorgt zu seyn, schon war es fast zum of- fenbaren Aufstande gediehen. So kam es dahin, daß der Herzog Moritz von seinem eigenen Lande nur noch die Städte Dresden, Pirna, Zwickau und Leipzig übrig hatte und seine einzige Hoffnung auf den Kaiser Karl setzen mußte. Der Aarfer straft die oberländifche Städte. — Karl war unterdeß beschäftigt, die protestantischen Städte in Süddeutschland zu unterwerfen. Es war kein leichtes Unternehmen, denn diese Städte waren nach der damali- gen Weise sehr fest und konnten lange widerstehen, und indeß konnten sich die Fürsten in Rorddeutschlayd zu dem > neuen Feldzuge rüsten. Allein es war, als wenn Muth und Besonnenheit aufeinmahlvon Allengewichen sey; wo- hin der Kaiser kam, unterwarfen sich ihm die Städte. Bop, singen, Nördlingen, Dünkelsbühl und Rothenburg öffneten ihm ohne Schwerdstreich ihre Thore; das mächtige Ulm sandte Boten, welche knieend, auf freiem Felde, in spa- nischer Sprache, (dieses wurde ihnen mit Recht von den Bundesgenossen sehr übel gedeutet), um Gnade flehte», und zahlte 100,000 Goldguldeu als Buße. Frankfurt zahlte

9. Abth. 2 - S. 63

1823 - Elberfeld : Büschler
Der schmalkaldische 'Krieg 1546 und 47. 63 durfte. Ja, er selbst begab sich in die Stadt und erwie- derte den Besuch der Ehurfürstin. Der Eindruck seines groß- ßen und starken, jetzt besänftigten, Gemüthes tilgte den Widerwillen, den man in diesen Landen gegen ihn ge- faßt hatte, zum guten Theite aus, so wie er selbst hinwie- derum ein günstigeres Urtheil über Norddeutschland gewann, als die eifrigen Gegner der neuen Lehre ihm mochten gege- den haben. „Es ist doch alles ganz anders im evangelischen Lande, und unter evangelischen Leuten, als ich mir gedacht habe,"> — äußerte er in diesen Tagen. Und als er hörte, daß bei seiner Anwesenheit der lutherische Gottesdienst ein- gestellt sey, rief er aus: „Wer richtet uns das an? Ist in unserm Namen hier der Dienst Gottes unterlassen, so ge- reicht uns dieses nicht zum Gefallen! Haben wir in den hochdeutschen Landen doch nichts gewandelt in der Religion, wie sollten wir es hier thun?" — Er besuchte auch die Schloßkirche und sah hier Luthers Grab. Einige Umstehen- de, man nennt den Herzog von Alba, — riethen ihm, „den Ketzer ausgraben und verbrennen zu lassen;" aber Karl erwiederte: „Laßt ihn ruhen, er wird seinen Richter schon gefunden haben; ich führe Krieg mit den Lebenden und nicht mit den Todten." Der innere Sinn des Kaisers war frei genug, um sich über der leidenschaftlichen Bewegung der Zeit zu halten. Wenn nur nicht die Rücksichten der Staatsklugheit oft die strenge Wahrheit, bei ihm verdunkelt hätten! Denn wie stimmte diese Schonung der protestantischen Parthei mit dem Bündnisse zusammen, welches er mit dem Papst ge- schlossen hatte? Der neue Churfürst Moritz bewies sich gleichfalls sehr freundlich gegen die Wittenberger: „Ihr seyd euerm Für- sten, meinem Letter, so treu gewesen, das will ich euch ewig in Gutem gedenken," — sprach er im Weggehen zu den Vorstehern der Stadr. 15. Der Kaiser und Philipp von Hessen. An dem Tage, da Kaiser Karl in Wittenberg einritt, wurde sein alter Nebenbuhler, König Franzvonfrank- r eich, in die Gruft getragen; das Glück schien ihm alle Hindernisse seiner großen Entwürfe auf einmahl aus dem Wege räumen zu wollen. Er zog nun von Wittenberg nach Halle, um mit dem zweiten Haupte des schmalkaldischen Bundes, dem Landgrafen von Hessen, zu unterhandeln, und dieser sah keine Rettung mehr für sich, als in der Gnade des nun übermächtigen Kaisers, die er durch seinen Schwie-

10. Abth. 2 - S. 69

1823 - Elberfeld : Büschler
69 Karl V. und Moritz von Sachsen. 17. Karl V. und Moritz von Sachsen. In der Seele des neuen Chnrfürsten von Sachsen war indessen ein großer Plan wider den Kaiser reif geworden, des- sen innerstebewegunsgründe uns mcht klar vor Augen liegen, weit des Mannes ganzes Gemüth in Vielem räthselhaft'für die Geschichte geblieben ist. Doch haben ihn wohl zwcy Dinge hauptsächlich getrieben: einmahl die harte Gefangen- schaft seines Schwiegervaters, des Landgrafen von Hessen, gegen welchen er noch immer sein altes Wort und die Burg* schaft für seine Freiheit lösen zu müssen glaubte; der Kaiser aber gab keiner Bitte und keiner Vorstellung für denselben Gehör; — und zweitens, die Lage der Protestanten in Deutschland. Diese glaubten bestimmt voraus zu sehn, daß der Kaiser mir auf die Beschlüsse der Trienter Kirchenver- sammlung warte, um sie als Religionsgesetze für das Reich aufzustellen, und daß er, wie er jetzt Magdeburg wegen des Interim mit den Waffen überziehe, alsdann, wenn er neue Heere gesammelt, alle Stände des Reiches zum Gehorsam gegen jene Kirchenbeschlüsse, zwingen werde. Es wareine ängstliche Erwartung unter den Protestanten. Die, welche das Schlimmste fürchteten, klagten den Churfürsten Moritz als den Schuldigsten an; durch ihn sey der schmalkaldische Bund verrathen, durch ihn schmachte noch jetzt Johann Friedrich und der Landgraf Philipp in der Gefangenschaft. Die, welche noch Rettung hofften, wendeten gleichfalls ihre Augen auf ihn, er schien der Einzige, welcher den neuen Glauben zu beschützen vermögend sey. Jetzt war die Zeit gekommen, wo er mit Einem großen Schlage die Erinnerung des Vergangenen auslöschen und die öffentliche Stimme wie- der gewinnen konnte. Er entschloß sich zndiesem Unterneh- men, und benutzte den Auftrag zumkricge gegen Magde- burg, um ohne Verdacht ein ansehliches Heer zu sammeln. Die Belagerung wurde absichtlich nicht sehr eifrig betrieben. Endlich, im September des folgenden Jahres 1551, schloß er eigenmächtig einen Waffenstillstand und im November ei- nen sehr gelinden Vertrag mit der Stadt, entließ aber deß- ungeachtet seine Truppen nicht. Seinen Jugendfreund, den Markgrafen Albrecht von Brandenburg-Kulmbach, sandte er heimlich an den König Heinrich ll. von Frank- reich, Franzens Sohn, um ihn zu gewinnen; und den wür- tenbergischen Obersten, Hans von Heydeck, der vym Kaiser gleich Schärtlin in die Acht erklärt war, nahm crin seine Dienste. Solche Zeichen blieben nicht unbemerkt und viele warnten den Kaiser; Karl aber hielt in seinem Ver-, trauen gegen den Mann, den er erprobt zu haben glaubte.
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