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1. Für Mittelklassen - S. 2

1867 - Altenburg : Bonde
2 Du lieber Heiland, Jesu Christ, der für uns Kinder kommen ist, wellst heute bei uns kehren ein und deiner Schästein Hirte sein. Amen! 4. Guten Morgen. Guten Morgen! Guten Tag! Jeder neue Glockenschlag mahne dich zur Thätigkeit und zum Guten allezeit! Dann wird Gott, der ewig Gute, stärken dich mit frohem Muthe, und du hast dann, was auch kommen mag, guten Morgen, guten Tag. 5. Wandersmann und Lerche. Wandersm. Lerche, wie früh schon stiegst du jauchzend der Morgensonne zu? L. Will dem lieben Gott mit Singen Dank für Leben und Nahrung bringen, das ist von Alters her mein Brauch; Wanders- mann, deiner doch wohl auch? Und wie so laut in den Lüften sie sang, und wie er schritt mit munterem Gang, war es so froh, so hell den Zwei'n im lieben, klaren Sonnenschein. Und Gott, der Herr im Himmel droben, hörte gar gern ihr Danken und Loben. 6. Kind und Vogel. Kind: Vöglein, bist so hoch geflogen, Hast die Englein Wohl vernommen? Hoch am Himmel weit gezogen, Hast den Heiland Wohl geschaut? Endlich nun herabgekvmmen. Sag mir's doch, o sing mir's laut! Vogel: Nein, Kind; Gebetlsin höher gehen, Sendet er die Engel sein, Als uns die kleinen Schwingen tragen. Daß ste dich auf jedem Tritte Hab zwar den Heiland nicht gesehen, Schirmen mit den Flügelein; Jedoch ich kann dir's sicher sagen: Und wenn du gehorsam bist, Blickst du auf mit frommer Bitte, Grüßt dich schön der Hcrre Christ. 7. Bete und singe! Glöcklein klingt, Vöglein singt, Wie ein jedes kann und weiß. Kind, auch du sing dazu Deines lieben Schöpfers Preis! Bet' und sing! Gutes Ding Übst du nimmermehr zu oft. Schenket doch Gott dir noch Täglich mehr, als du gehofft.

2. Für Mittelklassen - S. 4

1867 - Altenburg : Bonde
4 antwortete er: Euer Wille geschehe. Viel reden und fragen ist das ganze Jahr meine Sache nicht. Also kamen sie, ohne ein Wort weiter zu ver- lieren, in die große Zuckersiederei vor dem Thore. Und als Karsten hinter derselben die großen Holzstöße sah, wurde er ganz fröhlich in seinem Herzen und sprach bei sich selbst: Gott sei's gedankt; nun wird es mir nimmer an Arbeit fehlen! Da er aber ein Jahr lang, oder etwas darüber, Holz gesägt und gespalten hatte, sprach der Zuckersieder zu ihm: Klaus, du hast alle Tage einen weiten Weg, Abends heim und Morgens wieder heraus; gefällt dir's, so magst du dort in mein Gartenhaus ziehen und mit Weib und Kin- dern darin wohnen umsonst. — Und da Karsten ein Jahr lang, oder darüber im Sommerhaus gewohnt hatte, trat sein Brotherr wiederum zu ihm und sprach: Klaus, der Hausmeister hat lange Finger gemacht und hinter der Thür Abschied gesagt. Willst du, so kannst du sein Pöftlein einnehmen. — Und abermal über ein Jahr ließ der alte Zuckersieder mitten durch seinen Garten zwischen den Trockenböden und dem Sommer- häuslein eine hohe Mauer aufführen. Aber Niemand getraute sich zu fragen: Warum thust du das? selbst sein eigner Bruder nicht; auch sein Weib nicht, denn er hatte keins. Und ob nun gleich der Hausmeister Karsten fortan einen weiten Umweg machen mußte, so fragte er doch nicht, auch nicht mit einer Miene, wie? oder warum? — Dariiber starb der Zuckersieder, und in seinem Testament stand geschrieben: Item, dem Klaus Karsten vermache ich die andere Halbscheid meines Gartens jen- seits der Mauer, und will ihn mein Bruder auch fernerhin als Haus- meister behalten, so mag er eine Thür durch die Wand brechen lassen; wo nicht, so zahlt er dem Manne noch weiter dreitausend Mark und läßt ihn ziehen. Sollte aber Klaus Karsten, was ich jedoch nicht hoffe und erwarte , fragen, warum er zu nur gekonnnen, so werde ihm zu wissen gethan, wie folgt: Zum Holzhacker wählte ich den Klaus, weil ich ihn beten sah. Hätte damals sein Kamerad gebetet, und er den Hut auf dem Kops behalten, würde ich nicht ihn gedungen haben, sondern seinen Vetter. Eine Glocke am Klang, einen Vogel am Gesang, einen Mann am Gang, einen Thoren an den Worten kennt man aller Orten. 10. Selber essen macht fett. Es sagt ein altes Sprüchwort: Selber essen macht fett. Ich will noch ein Paar dazu setzen: Selber Achtung geben macht verständig, und Selber arbeiten macht reich Wer nicht mit eignen Augen sieht, sondern sich auf andere verlaßt, und wer nicht selber Hand anlegt, wo es nöthig ist, sondern andere thun läßt, was er selber thun soll, der bringt's nicht weit, und mit dem Fettwerden hat es bald ein Ende. 11. Abendgeläut. was mag's bedeuten, Dieser Tag hat abgenommen. ""-ten? Bald wird auch der Tod herkommen. Drum, o Mensch, so schicke dich, Zahl. Daß du sterbest seliglich.

3. Für Mittelklassen - S. 5

1867 - Altenburg : Bonde
12 Kinder-Abendlied. Bald ist es wieder Nacht; mein Bettlein ist gemacht. Drein will ich mich legen wohl mit Gottes Segen, weil er die ganze Nacht gar treulich mich bewacht. Dann schlaf ich ruhig ein; gar sicher kann ich sein. Vom Himmel geschwinde kommen Engelein linde und decken still mich zu und schützen meine Ruh. Und wird's dann wieder hell, dann wecken sie mich schnell. Dann spring ich gar munter vom Bettlein herunter; hab' Dank, Gott Vater du, ihr Englein auch dazu! 13. Der Sandmann. Da schlafen sie die ganze Nacht In Gottes und der Englein Wacht. Von meinem Sand zwei Körnelein Streut' ich auf ihre Äugelein. Den frommen Kindern soll gar schön Ein froher Traum vorübergehn. Nun frisch und rasch mit Sack und Stab Nur wieder jetzt die Trepp' hinab! Ich kann nicht länger müßig stehn, Ich muß noch heut' zu Vielen gehn. Nun seht, mein Säcklein öffnet' ich kaum, Da nickt ihr schon und lächelt im Traum. 14. Abendgebete. Guter Vater im Himmel, du, Gib nun du mir deinen Segen! Meine Äuglein fallen zu, Lieber Gott! das bitt' ich dich: Will mich in mein Bettchen legen, Bleib' bei mir, hab' Acht auf mich. Meinen Heiland im Herzen, da schlaf' ich so süß, da träum' ich so selig vom Paradies. — Meinen Heiland im Äuge, da erschreckt mich kein Feind; er bleibt seinem betenden Kinde vereint. — Meinen Heiland im Sinne, bleibt Böses mir fern, die Sünde entweichet vor Gott, meinem Herrn. — Drum will ich ihn halten fest, fest und getreu. Mein Vater im Himmel, o stehe mir bei. i 15. Der Bettelknabe. Eines Abends kam ein Knabe in eine Mühle und bettelte. Der Müller saß mit seinen Leuten eben am Tische und war onst ein fröhlicher Mann, nur konnte er die jungen Bettler nicht leiden. Darum sprach er zu dem Knaben: So jungen Burschen gibt man nichts; sie sollen arbeiten und etwas lernen! Sag', gehst du auch in die Schule? Laß hören, was du kannst! Rath' mir hin und her und rathe, was ist das: Es ist ein kleiner Soldat, der ein giftig Spießlein hat. Täglich zieht er mit Gesang in's Feld; nur im Winter bleibet er im Zelt. Er erobert ohne Zahl die schönsten Schlöß- Zwei feine Stieflein hab' ich an, Mit wunderweichen Söhlchen dran, Ein Säcklein hab' ich hinten auf, Husch! trippl' ich rasch die Trepp' hinauf. Und wenn ich in die Stube tret', Die Kinder beten das Abendgebet, Von meinem Sand zwei Körnelein Streut' ich auf ihre Äugelein.

4. Für Mittelklassen - S. 6

1867 - Altenburg : Bonde
6 lein Zu Berg und Thal; er bricht in ihre Keller ein und trinkt aus goldnen Becherlein immer neuen süßen Wein. Dann füllt mit feinem Mehl er jede Hand und baut zu Hause Kammern, Wand an Wand. Die Kammern füllt er dann mit süßem Most und sorgt im Sommer für des Winters Kost, und wäre Jedermann so arbeitsam, als er, so gäb's im Lande keine Bettler mehr. ' Da antwortete der Knabe und sprach: Der kleine Soldat ist das Bienlein, und das giftige Spießlein ist sein Stachel; der Gesang aber ist das Summen und das Zelt der Bienenkorb. Die schönen Schlößlein sind die Blumen, die Keller die Blumenkronen, die Becher die Blumenkelche, und der Wein ist der süße Saft darin. Das Mehl hingegen ist der feine Blüthen- staub, und die Hände sind des Bienleins Füße; die Kammern sind die Wabenzellen, und der Most, das ist der Honig, welchen das Bienlein aus den Blumen sammelt und auf den Winter spart. Recht so, sprach der Müller; aber wenn du so ein Räthselmeister bist, so gib Jedem am Tisch auch ein Räthsel auf, und wer das seine nicht erräth, muß dir ein Stück von seinem Abendbrot geben! Da fing der Knabe bei dem Ackerbuben an und sprach: Ein weißes Täubchen federlos flog auf ein Bäumlein blätterlos; da kam ein Sperber schnabellos und fraß das Täubchen federlos. Zur Magd sprach der Knabe: Ich kenne den besten Koch; dennoch dingte ihn kein Herrscher noch. Er kochet alles ohne Würze auf's Beste und in größter Kürze. Er nahm noch niemals einen Lohn und diente doch dem Esau schon. Zum M a h l k n e ch t e: Ein Felsenschlößlein, grün und rund, steht hoch auf schmalem, weichem Grund. Vier Brüder schlafen drin verschlossen, du hast schon oft ihr Blut vergossen. Sie fangen an sich erst zu regen, wenn sie 'ne Zeit im Bett gelegen; dann brechen sie mit' einem Speer das Schlößlein auf von innen her. Zur Müllerin: Wie heißt die große ferne Stadt, die viele tausend Lampen hat? Ihre Straße glänzt im Strahlenschein, doch führt sie zu keinem Thor hinein; und Einem erst gelang es ehmals nur, daß er hinein mit Roß und Wagen fuhr. Und zu dem Müller sprach der Knabe: Wie heißt das Saatkorn, das der Barmherzige in eine Handbreit mageren Grundes säet, das, wenn es auch noch so klein ist, hoch auf zum Himmel sprießt und dem Barmherzigen zur Zeit der Ernte goldne Ähren trägt? Als der Knabe bei Allen herum war, sah ein Jeder das Andere an und sprach: Ich weiß das meine nicht! und Eins nach dem Andern gab das Rathen auf und schenkte dem Knaben ein Stück von seinem Abendbrote. Der Müller und die Müllerin lächelten gegen einander; denn sie verstanden ihre Räthsel. Darnach sprach der Müller zu dem Knaben: Du hast deine Sache gut gemacht, und wenn du brav sein und arbeiten magst, so will ich mich deiner annehmen. Und der Knabe blieb von der Stunde an bei dem Müller und erwuchs zu einem rechtschaffenen Manne. 16. Räthsel. Verfertigt ist's vor langer Zeit, doch meistenteils gemacht erst heut'; gar lieb und werth ist's seinem Herrn, und dennoch hütet's Niemand gern.

5. Für Mittelklassen - S. 20

1867 - Altenburg : Bonde
20 bis die Wölfe herankamen; dann überließ er es ihnen zur Beute. Es schien, als sollten sie dadurch einen Vorsprung gewinnen; aber nicht lange, so war ein Theil der Wölfe wieder hinter ihnen her, und einige schickten sich an, in den Schlitten zu springen. Der Edelmann gab sich verloren. Da sagte Jakob: Herr, nun will ich in Gottes Namen auch noch das Letzte für euch thun. Dort sind schon die Lichter von Ostrowo, und ihr könnt das Städt- lein erreichen, wenn ich nur auf ein paar Minuten euch die Bestien vom Halse halte. Sorgt für mein Weib und meine Kinder! Damit zog er den Säbel, sprang aus dem Schlitten und stürzte sich mitten unter die Wölfe. Diese stutzten, fielen ihn aber dann wüthend an und übermannten ihn endlich. Sein Herr war mittlerweile unversehrt entkommen. Schnell nahm er Leute zu sich und eilte in den Wald zurück; aber er fand nur die Gebeine seines treuen Knechtes. Die sammelte er und ließ sie begraben. Das Weib aber und die Kinder desselben versorgte er väterlich. 40. Treue einer Magd. Sie heißt la Blonde und diente 23 Jahre bei ihrer Herrschaft und hätte länger bei derselben gedient, wenn die Meistersleute länger gelebt hätten. Lange Jahre ging es bei dem Pelzhändler Maignon zu Paris nach dem Schnürlein, und la Blonde bekam die guten Tage der Herrschaft auch zu spüren und konnte in dieser Zeit 350 Thaler Spargeld auf die Seite legen. Aber nun wandte sich das Blättlein. Der Pelzh ndler machte Bankerott und gerieth in die bitterste Armuth. Da hätte eine andere Magd gedacht: Ja, da bin ich kein Narr. Hat das Glück meine Herrschaft ver- lassen , werd' ich auch um eine andere mich umsehen dürfen. Nicht so la Blonde. Am guten Tage war sie guter Dinge gewesen, und den bösen nahm sie jetzt auch für gut und blieb, selbst als ihr die Frau sagte, daß sie in ihren betrübten Umständen auf keinen Lohn rechnen könne. Kummer und Sorge nagten an des Pelzhändlers Leben; in Jahresfrist starb er und hinterließ nichts als eine kränkliche Frau und zwei Waislein, und einen Edelstein — das war die Magd. Da la Blonde der kranken Frau und der Kindlein pflegen mußte, wurde nichts verdient, sondern nur gebraucht, und als die Pelzhändlerin alles Entbehrliche verkauft hatte, brach la Blonde ihr Spargcld an und holte nach und nach davon, bis das auch aufgebraucht war. Zum Glück starb zu dieser Zeit eine Base der Magd und hinterließ ihr ein Erbe, das jährlich seine 50 Thaler trug. Auch die gab la Blonde hin, und als auch das in dem theuren Paris nicht lange herhielt, verkaufte sie Kleider und andere Sachen von Werth, und zuletzt suchte sie als Kranken- wärterin die Nächte über etwas zu verdienen, während sie am Tage der kranken Frau pflegte. Als diese starb, wollte man die armen Kinder in ein Spital aufnehmen; aber la Blonde erklärte: So lange ich lebe, sollen die beiden Kinder an mir eine Mutter haben. Schon wollte sie mit den Waislein nach ihrem Geburtsort Nüel aufbrechen, weil sie dort billiger durchzukommen hoffte, da ruft sie eines Tages der kinderlose Charpentier, ein wohlhabender Zuckerbäcker, und spricht: Hört la Blonde, Ihr braucht nicht fortzuziehen; ich brauche iw meinen alten Tagen eine rechtschaffene Haushälterin. Da hab ich gedacht, Ihr zieht mit den beiden Waislein zu mir, dann haben sie einen Vater und eine Mutter und ich habe eine Haushälterin; so ist allen geholfen. Mit Freuden willigte die treue Seele ein und ihr Ende war lieblich und sanft wie das Abendroth nach einem schönen Tage, und ich denke, sie werde auch weit oben rechts zu erfragen sein am Tage der Vergeltung.

6. Für Mittelklassen - S. 13

1867 - Altenburg : Bonde
war ihnen das tägliche Brot zugemessen; um so lockender war . darum die Gelegenheit, von den wenigen Habseligkeiten des Alten dies oder jenes Stück auf die Seite zu räumen , ohne dass die an- deren Erben etwas davon merken könnten. Namentlich war es ihnen darum zu thun, einen Schuldschein über 25 Thaler bei Seite zu schaffen; diese hatte ihnen der Vater bei Lebzeiten geliehen, und niemand Anderes wusste von der Sache. So sassen sie denn am Abende im kleinen Stübchen beisammen und beriethen sich über die sichersten Mittel zur Ausführung ihres Planes. Nur flüsternd wurde das Gespräch geführt; denn einmal kann ein Herz, das noch nicht ganz von der Furcht Gottes los ist, bei solchen Gesprächen die eigene Stimme nicht ohne Grauen hören, und zum andern sass ja auch ihnen gegenüber am andern Ende des Tisches ihr 13jähriges Töchterchen. Sie bemühte sich, aus ihrem Katechismus die Sprüche auswendig zu lernen, die sie bei dem Konfirmanden-Unterrichte wissen musste. Sie war ein Mädchen von schwachem Verstände, das Lernen ward ihr schwer, darum vermochte sie die Sprüche nicht anders in den Kopf zu bringen, als indem sie dieselben laut und wiederholt ablas. Nun war ihre Aufgabe für jenen Abend gerade der Spruch: Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewänne und nähme doch Schaden an seiner Seele? Sie hatte denselben schon eine ganze Weile her- geleiert , und nachgerade mochte diese sonderbare Begleitung zu der Unterredung der Altern diesen lästig werden. Deshalb gebot ihr der Vater heimlich zu lernen. Aber vergebens versuchte die Kleine, den widerspenstigen Kopf ohne Hülfe des Mundes zur Aufnahme des Spruches zu bewegen; unwillkürlich murmelte sie die Worte erst unverständlich zwischen den Zähnen, dann unbe- wusst lauter, bis das Flüstern der Altern in regelmässigen Absätzen wieder durch die Mahnung unterbrochen wurde: Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewänne und nähme doch Schaden an seiner Seele? Dies geschah, so oft der Vater sein Gebot wiederholte; endlich befahl er der Tochter zu Bette zu gehen und ihren Spruch morgen zu lernen. Sie ge- horchte, aber ihre ängstliche Lernbegierde liess ihr auch im Bett noch keine Ruhe, und ehe sie einschlief, tönte es noch ein paar Mal verstohlen aus dem Kissen heraus: W as hülfe es dem Menschen, wenn e r die ganz e Welt ge wanne und nähme doch Schaden an seiner Seele? — Nun hatten die Ältern Ruhe, die Ausführung ihres Planes zu verabreden. Am andern Morgen ging der Vater als Drescher früh zur Arbeit nach der Scheune: ehe er jedoch die Schwelle verliess, war auch schon seine Tochter aufgewacht und hatte im Bett mit lauter Stimme probirt, ob sie das gestern Erlernte während der Nacht nicht wieder vergessen habe. So musste er denn an sein heutiges Tagewerk den Spruch mitnehmen: Was hülfe es dem Men- schen, wenn er die ganze Welt gewänne und nähme doch Schaden an seiner Seele? Das Wort Gottes ist nie ohne Wirkung, beweiset seine durchdringende Kraft bald als ein milder befruchtender Regen, der langsam das Erdreich tränkt, bald wie ein Gewitterschauer, der, wenn der rollende Donner das Land

7. Für Mittelklassen - S. 16

1867 - Altenburg : Bonde
16 Wenn ich rund um mich schau, fester ich Gott vertrau.. Kleider und Speise und Trank gibt Gott für schönen Dank. Blick in die Au! Gott, Gott vertrau! Wenn ich die Menschen schau, fester ich Gott vertrau. Reicher, als Vögelein, reicher, als Fischelein, als Blumen der Au, Mensch, Gott vertrau! 33. Ein dankbares Herz. Ein Edelmann in den Niederlanden war durch den Krieg in große Armuth gerathen und lag an Händen und Füßen lahm von der Gicht in einem Dachstüblein und hatte Niemand als eine alte Ausläuferin, die sich des Tages zwei- oder dreimal nach ihm umschaute. Und als er zuletzt auch von seinem alten Rittermantel die goldenen Spangen, Haken und Schnüre verkaufen mußte, gerieth er in schwere Sorgen. An dem- selben Tage noch kam ein unbekannter Mann an sein Bett, der wie ein Diener eines großen Herrn aussah und stumm schien, weil er weder mit einem Worte grüßte, noch auf .eine Frage Antwort gab, sondern jedesmal seinen Finger fest auf die Lippen drückte, womit er andeuten wollte, daß ihm sein Mund verschlossen sei. Der hatte ein schneeweißes Damasttuch an den vier Zipfeln in der Hand und in dem Tuche eine silberne Schüssel, die er mit der Speise darin auf das Tischlein neben dem Bette stellte, worauf er wieder ging, ohne zu sagen, woher oder wohin. Der Edel- mann verwunderte sich sehr, noch mehr aber, als der Mann auch am folgenden Tage und ferner die ganze Woche und endlich die etlichen Jahre wieder kam, die der Edelmann noch lebte, und einen Mittag wie den andern eine volle Schüssel brachte und die leere dagegen holte. Es ist nicht auszusprechen, welch herzliches Verlangen der Edelmann hatte, seinen unbekannten Wohlthäter kennen zu lernen und ihm zu danken, so daß er endlich zu dem Diener sprach: Sagt Euerm Herrn, daß mein Ende nahe ist, daß ich aber nicht ruhig sterben kann, ich habe denn zuvor meinem Wohlthäter die Hand gedrückt und mich bedankt. Da nickte der alte Diener beifällig mit dem Kopfe, und noch denselben Abend erschien der Erzherzog Albrecht an dem Bette des Edelmanns, der die Hand seines Wohlthäters mit Dankesthränen benetzte und etliche Stunden darauf fröhlich von hinnen schied. Uns Menschenkindern aber ist der Wohlthäter nicht unbekannt, der uns so viele Jahre her aus seiner Küche eine Schüssel um die andre zugeschickt, vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gegeben und unsre Herzen erfüllet hat mit Speise und Freude. Und doch ist es manch einem zu viel, zu einem Tischgebet seinen Kopsdeckel zu rücken. 34. Sprüchwörter. Das Herz ist die Quelle, die Zunge ist die Einne. — Zunge und Herz sind nur eine Spanne weit von einander. — "Wessen das Herz ist angefüllt, davon der Mund sprudelt und überquillt. — Wüste«* Maul, wüstes Herz; wüstes Herz, wüstes Maul. — Wer über sich haut, dem fallen die Späne in die Augen. — Unverdienter Fluch trifft nicht. — Wo du hörest hohe Schwüre, steht die Lüge vor der Thüre. — Ein Mann, ein Wort.

8. Für Mittelklassen - S. 31

1867 - Altenburg : Bonde
31 Zahl der Opfer noch vermehren helfen. Unter den Reisenden ahnt keiner, daß diese goldene Abendröthe ihm der Fackelzug zu seinem Leichenzuge ist; hätte man als Prophet diesem oder jenem verkünden müssen: Bestelle dein Haus, du wirst sterben, du wirst die Morgenröthe nicht mehr schauen! er hätte solchen Propheten für wahnwitzig gehalten, indem schon der Tod über, seinem Haupte schwebte. — Endlich ist das Ziel erreicht, die Schaag setzt mit Freuden ihren Fuß in die Hallen des verhängnißvollen Hauses. Ihren Eingang wissen alle, keiner ahnt seinen Ausgang. Sie eilen durch die Gänge, ein jeder seinen: Zimmer zu, und keiner ahnt, daß es sein letzter Gang, sein Gang zum Tode ist. Das Bett, darinnen Alt und Jung nach des Tages Mühen in tiefem Frieden schläft, wer ahnte es noch um Mitternacht, daß es aller Sterbebette ist? Wohl denen, die ihre^Augen schlossen, betend: O Herr! nun leg' ich schlafen mich, behüt' meine Seele gnädiglich, und sollt' ich nicht mehr wachen auf, nimm sie in deinen Himmel aus, durch Jesum Christum. Amen! Feuer! — Feuer! — tönt es endlich in die Ohren der schlaftrunkenen Fremdlinge, und siehe, das ganze Haus ist schon in hellen Flammen. Was die Gluth nicht faßt, stürzt aus den Fenstern auf die Straßen, voran die Mütter mit den Säuglingen in ihren Armen, dem Feuertode zwar entrinnend, nur um vom Tode grausamer Zerschmetterung verschlungen zu werden. Der Morgensonne Licht und Pracht fanden das palastartige Gasthaus vom Feuer verschlungen, verwandelt in den Hügel eines großen Grabes. Woher dieser Brand, der herzzerschneidende Jammerscenen angerichtet hat? so fragt sich die bestürzte Menge, und Vermuthungen lassen den Brand bald aus dieser, bald aus jener Ursache entstehen. Der wahre Zunder dieser grausigen Flammen blieb im geheimnißvollen Dunkel der Nacht. — Endlich zieht man die verkohlten Leichen hervor, wie grausam auch entstellt, noch immer die Spuren ihres fürchterlichen, qualvollen Todes in den verstümmel- ten Zügen erkennbar tragend. Nur eine findet sich unter allen, die mit dem Bette aus dem dritten Stockwerke, wo das Feuer zuerst ausgebrochen, herab- gefallen und vom Brande ganz unversehrt geblieben ist. Sie schwimmt in ihrem Blute, ist ohne Kopf und trägt die Zeugnisse eines Kaufmanns bei sich, der etliche Tausend Dollars auf seinem Zimmer hatte. Siehe, wie wunderbar der rächende Finger unseres Gottes den schwarzen Schleier des boshaften Geheimnisses zu enthüllen weiß! Was bis dahin kein Mensch zu glauben wagte, enthüllt sich aller Augen als furchtbare Wahrheit: Durch teuflische Bosheit ist das schreckliche Unglück angerichtet! Bald ist auch der Verbrecher entdeckt in dem nachbarlichen Schlafkameraden jenes unglücklichen Mannes, der durch Brandstiftung die Schandthat seines Raubmordes in ewige Nacht zu hüllen gedachte. Viele unglückliche Opfer konnte er mit dem Hause verbrennen, nur den einen mußte der sichere Sünder unversehrt lassen, um dessen willen er alle anderen verbrannte, der noch im Tode als Zeuge wider ihn stehen sollte. 63. Was ich habe. 1. Zwei Augen hab' ich, klar und hell, die dreh'n sich nach allen Seiten schnell, die seh'n alle Blümchen, Baun: und Strauch und den hohen blauen Himmel auch; die setzte der liebe Gott mir ein, und was ich kann sehen , ist alles sein. 2. Zwei Ohren sind mir gewachsen an, womit ich alles hören kann, wenn meine liebe Mutter spricht: Kind, folge mir, und thu' das nicht!

9. Für Mittelklassen - S. 35

1867 - Altenburg : Bonde
35 sie an den schmalen Steg gekommen waren, unter dem das Wasser brauste, wollte das Söhnlein wieder umkehren, der Begleiter aber sagte: Geh nur voran! Darauf als sie in die Mitte des Steges gekommen waren, faßte er das Kind im Genick, hob es hoch in die Höhe und schleuderte es hinab in den Strom. Jetzt verging dem Einsiedler Hören und Sehen. Du heuch- lerischer Teufel, schrie er, da will ich lieber im wilden Wald verschmachten, oder von den reißenden Thieren mich verzehren lassen, als noch Einen Schritt mit dir gehen. Das sind die Wege Gottes, die du mir zeigen willst? Das lügst du und sollst mit deiner Lüge in die Hölle fahren! Aber im Augen- blick verwandelte sich der Begleiter in einen Engel, ein himmlischer Glanz umstrahlte ihn, und er sprach: Höre, Johannes! Der Becher, den ich dem freundlichen Manne nahm, war vergiftet, der Geizhals aber wird sich zum Lohn seiner Sünden den Tod daraus trinken. Der arme steißige Mann wird sein Haus wieder ausbauen und unter der Asche einen Schatz finden, mit dem ihm von nun an aus seiner Noth geholfen ist. Der Mann, dessen Kind ich in den Strom schleuderte, war ein schwerer Sünder, und das Kind, das er verzog, wäre einst ein Mörder geworden. Nun wird des Kindes Verlust des Vaters Herz zur Buße kehren, das Kind selber aber ist wohl aufgehoben. — Du konntest in die Weisheit und Gerechtigkeit der Wege Gottes dich nicht finden, siehe! nun hast du ein Stück davon gesehen. Be- scheide dich in Zukunft! Damit entschwand der Engel. Der Einsiedler aber erwachte, ging in seine Hütte und war hinfort geheilt von allen seinen Zweifeln. 70. Der Allwissende. Weisst du, wie viel Mücklein spielen In der hellen Sonnengluth? Wie viel Fischlein auch sich kühlen In der hellen Wasserfluth? Gott der Herr rief sie mit Hamen, Dass sie all’ ins Leben kamen, Dass sie nun so fröhlich sind! Weisst du, wie viel Kinder frühe Steh’n aus ihren Bettlein auf, Dass sie ohne Sorg’ und Mühe Fröhlich sind im Tageslauf? Gott im Himmel hat an allen Seine Lust, sein Wohlgefallen, Kennt auch dich und hat dich lieb. 71. Langmuth Gottes. Ein recht tröstliches Beispiel von der Langmuth Gottes ist die Geschichte von Lukas Short (zu deutsch Kurz.) Im Jahre 1650 zu Dortmouth in England als rechtlicher Bürgersleute Sohn geboren, hörte er als 15jäh- riger Junge einmal den Pastor John Flavel über 1 Kor. 16, 22 predigen: So jemand den Herrn Jesum Christum nicht lieb hat, der sei Anathema Maranatha. Der Pastor erklärte diese Worte, (die soviel heißen als verflucht und zum Tode verbannt) und als er an den Segen kam, stand er lange still, dann sagte er: Wie soll ich diese ganze Versammlung segnen, wenn ein jeder aus ihr, der den Herrn Jesum Christum nicht lieb hat, Anathema 3* Weisst du, wie viel Sterne stehen An dem blauen Himmelszelt? Weisst du, wie viel Wolken gehen Weithin über alle Welt? Gott der Herr hat sie gezählet, Dass ihm auch nicht eines fehlet An der ganzen grossen Zahl. ■ j;

10. Für Mittelklassen - S. 95

1867 - Altenburg : Bonde
95 Wahrscheinlich war die Wiege, in welcher die kleinen Ratten lagen, so eng, daß die Thiere nicht genug freie Bewegung hatten. Dazu scheint aber noch eine besondere Krankheit der einzelnen Haare, die an den Schwänzen stehen, gekommen zu sein und das Verwickeln und Verwachsen derselben befördert zu haben. 177. Die Taube. Das Unmuthigste unter allem, was Flügel trägt, ist die Taube. Die Tauben sind sanft, arglos, voll zärtlicher Liebe; sie sind fromme Vögel. Seid ohne Falsch wie die Tauben! ermahnt darum die Schrift. Mit Sanft- muth und ohne Zorn erduldet eine Taube alles, selbst den Tod, und stößt nicht einmal einen Schrei des Schmerzes aus. Ane Taube ist die Botin des Friedens gewesen in den Tagen der Sündfluth. Welch ein schönes Bild, wie sie dahinfliegt über die brausenden Wogen, im Schnabel das Öl- blatt der Gnade, das sie in die Arche niedersenkt! Ja, ein lieber, schöner Vogel ist die Taube. Immer ist sauber ihr Kleid, fein die Farbe, jede Bewegung nett. Die eine trägt ein Häubchen, eine andere eine Perücke, einen Kragen, ein Band. Jene trommelt, diese kichert; wieder eine andere schlägt schnurrend ihr Rad. Wie zierlich trippelt der kleine Fuß über den Sand! Wie neugierig blickt ihr röthliches Auge! Wie lockend tönt ihr Girren! Ihre Jungen pflegt die Taube mit zärtlicher Liebe. Jedes Korn weicht sie ihnen im Kropfe auf, und verläßt das schüchterne Vögelchen den Schlag zum ersten Male, so umflattert es die Alte fürsorgend von allen Seiten. Oft wird sie ein Opfer ihrer Liebe. Mit Rührung nur kann man sehen, wie diese treuen Thiere bei Feuersbrünsten sich mitten durch die Gluth schwingen und das Taubenhaus verzweifelnd umkreisen, bis endlich der Brand ihre Fittige ergreift, und sie in die Flammen herabstürzen. Der schnelle Flug der Taube ist ihr einziger Schutz gegen den Falken. Wenn der Raubvogel, dem menschlichen Auge kaum sichtbar, über dem Hofe schwebt, hat ihn die Taube schon erblickt. Ist ein Verbergen nicht möglich, so erhebt sich die ganze Schaar und steigt in dichtem Kreise auf. Rascher
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