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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 150

1908 - Altenburg : Bonde
150 gefangen und nur gegen hohes Lösegeld freigegeben wurden. Der Handel der Städte lag ganz danieder, und das Volk war verarmt, zumal mehrere Mißernten verbunden mit Hungersnot, das Land heim- gesucht hatten. Am 14. Dezember 1289 hielt Kaiser Rudolf seinen feierlichen Einzug in Erfurt, von Rittern, Geistlichen und Bürgern freudig be- grüßt. Schon in den nächsten Tagen ließ er 29 Räuber, welche sich in der Umgegend von Ilmenau festgesetzt hatten, gefangen nehmen und vor den Toren von Erfurt enthaupten. Im März 1290 sandte er seine Ritter mit den Bürgern von Erfurt und thüringischem Volke aus, um die Burgen der Räuber und Landfriedensbrecher zu erobern. Nicht weniger als 66 derartige Raubnester wurden in kurzer Zeit zerstört, und noch heute zeugt manche Ruine auf Bergeshöhen von dem tat- kräftigen Handeln Kaiser Rudolfs. Dann richtete er den Landfrieden auf und verhängte die Acht über jeden, der diesen Frieden brechen würde. Fast ein Jahr hielt Rudolf in Erfurt Hof und versammelte hier die meisten geistlichen und weltlichen Fürsten um sich. So glanzvolle Tage hat die Stadt Jahrhunderte hindurch nicht wieder gesehen. Das Volk aber verehrte den Kaiser wegen seiner Gerechtigkeit und erzählte viele Geschichten von seinem leutseligen Wesen. Erst im November 1290 verließ er Erfurt. Nach O. Dobenecker. 113. Kaiser Rudolfs Ritt zum Grabe. 1. Auf der Burg zu Germersheim, stark am Geist, am Leibe schwach, sitzt der greise Kaiser Rudolf, spielend das gewohnte Schach. 2. Und er spricht: „Ihr guten Meister, Ärzte, sagt mir ohne Zagen: Wann aus dem zerbrochnen Leib wird der Geist zu Gott getragen?" 3. Und die Meister sprechen: „Herr, wohl noch heut erscheint die Stunde!" Freundlich lächelnd spricht der Greis: „Meister, Dank für diese Kunde!" — 4. „Auf nach Speyer! auf nach Speyer!" ruft er, als das Spiel geendet, „wo so mancher deutsche Held liegt begraben, sei's vollendet! 5. Blast die Hörner! Bringt das Roß, das mich oft zur Schlacht getragen!" Zaudernd stehn die Diener alst doch er ruft: „Folgt ohne Zagen!" 6. Und das Schlachtroß wird gebracht. „Nicht zum Kampf, zum ewgen Frieden," spricht er, „trage, treuer Freund, jetzt den Herrn, den lebensmüden!" 7. Weinend steht der Diener Schar, als der Greis auf hohem Rosse, rechts und links ein Kapellan, zieht, halb Leich, ans seinem Schlosse.

2. Kreis Büdingen - S. 29

1914 - Gießen : Roth
Kreis Büdingen, bearbeitet von R. Heusohn. 29 [eile Heegheim und das durch seine ausgedehnten Kirschenanlagen berühmte Pfarrdorf Rodenbach, hunderte von roohlgepslegten Kirschbäumen schmücken hier die Bergeshänge und bilden für die Bewohner eine ergie- bige Einnahmequelle. Man schätzt den durchschnittlichen Erlös für Kirschen jährlich auf 18—20000 Mark. Nicht weit von da liegt der Hof Oppek- Hausen mit bemerkenswertem Obstbau. Auf der linken Leite der Nidda breiten sich die beiden Dörfer Ober- und Nieder-Mockstadt aus, welche weit und breit durch ihren Zwiebelbau bekannt sind. !?ieder-l!?ockstadt war unter ysenburgischer Herrschaft Gerichtsort' das ehemalige Kmthaus ist vor eini- gen Jahrzehnten in Privatbesitz übergegangen, von der „Lauenburg", einem Berge bei dem Pfarrdorf Ober-Mockstadt, berichtet die 5age, daß hier in alten Zeiten eine Burg gestanden, deren Besitzer den Kaufmanns- zügen ,,aufgelauert" und sie dann beraubt hätten. In dem nahen lvald- distrikt Holsachse lag das ausgegangene Dorf Holzsassen. Iii. Nidda und Umgebung. Es ist nicht Zufall, daß der westliche Teil des Kreises von jeher ein begehrter Strich Landes war. Venn soweit das Auge reicht, lachen dem Wanderer hier in fruchtbarer Ebene üppige Getreidefelder und reichtragende Obstgärten entgegen, grüßen ihn wohlhabende, schmucke Dörfchen und freundliche Städtchen. Zwei wasserreiche Flüßchen durchziehen die Gegend in müdem Laufe: Nidda und Horloff, zwischen deren weitgespannten Tälern sich ein breiter Höhenrücken ausbreitet, reich mit ll)ald bestanden. 5ln seinen hängen hat man hier und da Basaltbrüche angelegt, und mächtige Felsen findet man im weiten lvalde. Einer dieser Steinbocke irrt ,,Königswalde" heißt „6er wilden Frauen Gestühl". Er ist viele Fuß lang und zeigt Spuren von Bearbeitung; viele meinen, er sei ein Gpferstein aus vorgeschichtlicher Zeit. Nach der Sage sollen hier einst drei wilde Menschen, in Tierfelle ge- kleidet, gelebt haben und der Schrecken der Gegend'gewesen sein, bis nach dem Tode des Mannes und des Kindes die Frau in Dauernheim eingefangen worden sei. Die Seelen dieser Drei sollen aber bis auf den heutigen Tag hier umgehen. Ein anderer Teil des Höhenzugs, nahe bei Dauernheim, heißt die Kltenburg. Große Steinhaufen bedecken die Bergkuppe, und be- deutende Schätze sollen, so berichtet uns der Volksmund, im Innern ver- graben liegen. Und besondere Schätze birgt auch tatsächlich der ganze höhen- zug. Einst standen hier große Waldungen, die von gewaltigen Erdmassen überdeckt wurden und verkohlten. Es bildeten sich Braunkohlenlager, deren Produkte in der Nähe von Geih-Nidda bis zum Jahre 1865 ausgebeutet und verwertet worden sind. Und dann, welcher Segen entströmt dem höhen- zug da, wo der Badeort Salzhausen sich ausbreitet. Natur und Kunst Haben

3. Kreis Büdingen - S. 19

1914 - Gießen : Roth
Kreis Büdingen, bearbeitet von K. Heusohn. 19 den 58 Wohngebäude ein Raub der Flammen, und nur 28 Häuser blieben verschont- 15 Personen sollen von den Franzosen getötet, 18 schwer und viele leicht verwundet worden sein. Der an Früchten und Wertsachen an- gerichtete Schaden wurde auf 43341 fl.*) geschätzt, für die abgebrannten Ge- bäude mußte der hessische Staat 15520fl. vergüten. Noch heute lebt die Erinnerung an jene Schreckenstage bei der Bevölkerung unserer Gemeinden fort. Während der Uriegsziige Napoleons l. gegen Preußen und Nutzland waren grotze Lieferungen an Lebensmitteln an die durchziehenden Truppen abzuführen, und viele Lauern mußten auf Kosten der Gemeinden an der Abtragung der Festungswerke von Hanau (1807) arbeiten. Die Söhne des Kreises kämpften während dieser Zeit unter ysenburgischer Fahne in Spanien oder in hessischen Regimentern auf spanischem und russischem Boden. Noch einmal sah die Gegend bedeutende Truppenmassen Kreutzen, Gster- reicher und Nüssen) in den Befreiungskriegen 1813 und 1814. Zu Rnfang des 19. Jahrhunderts fanden wesentliche Änderungen auf politischem Gebiete statt. Infolge des Reichsdeputationshauptschlußes Zu Regensburg (1803) wurde das Kloster Engelthal aufgehoben und als Tnt- schädigung an den Grasen von Leiningen gegeben,' 1836 kam es durch Kauf an das Haus Solms-Laubach, in dessen Besitz es noch heute ist. Oer Grt wurde 1806 hessisch. Bedeutenden Zuwachs an Land hatte Hessen durch den Beitritt Zum Rheinbund (1806) erhalten. Ts bekam unter anderem die Oberhoheit über die Burggrafschaft Friedberg und die stolbergischen Be- sitzungen, somit in unserer Gegend das Rmt Altenstädt und den stolbergischen Rnteil am Landgericht Ortenberg und dem Dorf Heuchelheim, dazu auch die Dörfer höchst und Lindheim, welche besondere Gerichte bildeten. Die Grafen von Isenburg-Büdingen, -Wächtersbach und -Meerholz verloren 1806 ihre Selbständigkeit und wurden dem Fürsten von Hsenburg-Birstein unterstellt. Doch konnte sich dieses grötzere Fürstentum Isenburg nicht lange seiner Herr- lichkeit erfreuen. Ruf dem Wiener Kongreß (J8j6) tvurde es zwischen Hessen und Kurhessen derart geteilt, daß Hessen (soweit unser Kreis in Betracht kommt) den ysenburgischen Rnteil am Landgericht Ortenberg sowie die Km- ter (Gerichte) Büdingen, Wenings, Eckartshausen und Mockstadt, dazu auch Michelau und Nonneburg erhielt. Das hanauische Rmt Ortenberg samt dem hanauischen Teil von Heuchelheim war schon früher (1810) an Hessen ge- fallen.**) *) 1 fl. (Gulden) = 1,70 Mark. **) Das Amt Altenstadt umfaßte: Altenstädt, Dberau, Rodenbach und Rommel- Hausen. Stolbergischer Anteil am Landgericht (Ortenberg: Iroei Drittel der Ztadt Orten- berg, Glauberg, Usenborn, Hirzenhain, Hof-Luisenlust, Ranstadt und die Hälfte von Effolderbach.

4. Kreis Büdingen - S. 23

1914 - Gießen : Roth
Kreis Büdingen, bearbeitet von K. Heusohn. 23 haus anlehnte, sind noch geringe Spuren erkennbar. In der ,,5lltstadt" steht das mit hohem Staffelgiebel gezierte Rathaus, welches im Jahre 1458 unter Diether I. errichtet und in den Jahren l909 und 1910 einem Umbau unter- zogen wurde. Die ehemalige Kaufhalle im untersten Stockwerke ist jetzt zu einem Festsaale hergerichtet. Die am Schloßplatz stehende Marienkirche (Stadtkirche) entstammt in ihren hauptteilen der Mitte des 15. Jahrhan- derts, 1601 wurden die Räume für die neugegründete Lateinschule ange- baut. Sehenswerte Bauwerke stehen auch in der 5chlohgasse. Das jetzige Amtsgerichtsgebäude mit seinem Turme wurde 1770 als lutherische Xirche errichtet und diente von 1829—1879 als Gymnasialgebäude. Das be- merkenswerteste Gebäude von Büdingen ist jedoch das fürstliche Scfyloft, eine alte Wasserburg, bestehend aus vor- und Hauptburg, welche in ihren ein- zelnen Teilen den verschiedensten Jahrhunderten entstammen. Zu den ältesten Bauten des Schlosses gehört der 35m hohe Bergfried, ebenso der anstoßende palas und die Vurgkapelle. Das romanische portal an der Kapelle gehört der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts an. Das Hauptportal im inneren Schloß- Hof mit dem Treppenbau entstand um 1670. Einen Besuch verdient der gemalte Saal im Schloß, dessen Wände mit Bildern aus der ysenburgischen Geschichte geschmückt sind. 5ln das Schloß schließt sich der Hain an, ein großer Garten mit hübschen Baumgruppen und Laubgängen, vor dem Obertore, von welchem noch Teile vorhanden sind, steht das alte Bandhaus, nebenan die fürstliche Rentkammer und die Villa des Prinzen Klfred zu Isenburg- Büdingen. Innerhalb der Stadtmauer lehnt sich ein schloßähnliches Gebäude an das (Dbertor an, der Oberhos, welcher im Jahre 1569 durch den Grafen Georg von Isenburg erbaut wurde. Gegenwärtig dient er der Fürstin- Mutter als Witwensitz. Huf der Nordseite der Stadt, ,,am Gebück", stehen an der Stadtmauer noch mehrere mächtige Türme. Der am Eck trägt die Inschrifti „Gott gnad' der Zeel!" Sie soll bei der Erbauung des Turmes von den Gesellen eingemeißelt worden sein, weil ein Mitarbeiter bei einer fluchwürdigen Tat von hier in die Tiefe gestürzt wäre und seinen Tod ge- funden hätte. Der zweitletzte Turm ist der schon genannte Hexenturm. Einige Inschriften, womit die inneren Wände des Turmes von den Gefangenen bekritzelt wurden, erinnern uns noch heute an die barbarischen Zeiten des Mittelalters, in welchen hier so viele unschuldige Opfer schmachten mußten. 5ln der Stelle des Gasthofs ,,zum Stern" war der Büdinger Gerichts- platz, hier kamen unter einer Linde die freien Männer des Gerichts zu- sammen, um unter dem Vorsitze des Amtmannes Recht zu sprechen. 1495 wurde das Gericht in die Stadt auf das Rathaus verlegt. vom (Dbertor zieht die Hammerstraße das Seemental aufwärts,' an ihr liegen, an den Bergeshang angelehnt, eine Knzahl hübscher Villen. Recht lohnend ist ein Besuch der Sandsteinbrüche, deren Erzeugnisse als Schleif-

5. Kreis Büdingen - S. 26

1914 - Gießen : Roth
26 Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. 10. erbaute Ronneburg, welche sich seit 1725 im Besitz des Hauses Isenburg- Wächtersbach befindet. Die sehenswerte Burg vermag mit ihrer ganzen Kn- läge, ihren massiven Steinbauten, ihren mächtigen Türmen und Pforten den Beschauer in die Zeit des späteren Mittelalters zu versetzen, von ihrem Bergfried genießt man einen umfassenden Blick über die Umgebung nach dem hohen Vogelsberge, dem Spessart, dem Odenwald und dem Taunus. Im Jahre 1736 war die Burg nach Zinzendorfs Ausweisung aus Sachsen für kurze Zeit Aufenthaltsort für ihn und seine Familie - jetzt ist sie un- bewohnt. Kn ihrem Fuße liegt das Dorf Alt-lviedermus. Südwestlich von Büdingen fällt uns eine steile, mit Buchenwald be- wachsene Bergkuppe auf, die Harbeck, lver hinauf wandert, findet sich oben für seine Mühe entschädigt. Denn mächtige lvälle und ein tiefer Graben umziehen die Spitze des Berges, die im Mittelalter von der Burg hardeck, dem Sitz eines gleichnamigen Herrengeschlechts, bekrönt war. Sie war noch 1405 von einem ysenburgischen Kmtmann bewohnt, dann ist sie zerfallen. Km Fuße der hardeck liegen Calbach mit bedeutender Schweinezucht und Orleshausen. Das im Seemental gelegene Düdelsheim bestand früher aus Düdelsheim und (Dberndorf. von einem an der Hauptstraße des freundlichen Dorfes gelegenen Hause, die ,,Burg" genannt, geht die Sage, daß hier einst Friedrich Barbarossa auf dem Wege von Gelnhausen nach Friedberg ein- gekehrt sei. ,,vor der Kirche unter der Linde" fanden in alter Zeit die Ge- richtssitzungen statt, das ehemalige Rat- und Schulhaus wurde 1745 er- richtet. Nordwestlich von Büdingen liegen noch Büches, Rohrbach und Aulen- Diebach? am Wolfbach lvolf und weiter talaufwärts in der Maldeinsam- keit Dudenrod. Nahe dabei erhebt sich auf hohem Bergrücken das Forsthaus Christinenhos. hier war ein fürstliches Jagdschloß mit Gutshof, welches zu Anfang des 18. Jahrhunderts erbaut und nach der damaligen Gräfin von Büdingen, Christine (einer geborenen Gräfin von Stolberg), benannt wor- den war. Unterhalb des Christinenhofs lag im Kälberbachtal das ausge- gangene Dorf Pferdsbach. Seine Bewohner verkauften im Jahre 1847 ihren Besitz an den Fürsten von Büdingen und wanderten größtenteils nach Amerika aus, andere verzogen in benachbarte Gemeinden. Nur der Tag und Nacht plätschernde alte Dorfbrunnen, eine Scheuer und der einsam liegende, von einer Hainbuchenhecke umfriedigte Gottesacker zeugen noch von längst entschwundenen Tagen, wo auch in diesem stillen Tale der Bauer Glück und Unglück im wechselnden Strome der Zeit erleben durfte. Ii. Altenstadt und Umgebung. Der bedeutendste Ort im Süden des Kreises ist Altenstadt auf der rechten Seite der Nidder, Station der Bahn Stockheim—vilbel. Er ist auf

6. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 3

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Deutsche Landschaft und deutsches Volkstum. 3 gekrönten Ulm wurzelte in der vormaligen Bedeutung der süddeutschen Donauhochfläche für den Handel zwischen den Mittelmeerhäfen und dem viel früher als Ostdeutsch- land kulturmächtigen rheinischen Westen. Augsburg verrät durch den modernen Aufschwung seiner Webe- industrie den regern Sinn für gewerblichen Fortschritt, der die Schwaben vom Lech westwärts überhaupt von dem behäbigem Bayern auszeichnet. Über alle Städte des Alpenvorlandes aber kam München empor, dieses glänzende Zyklopenauge auf der breiten Stirnfläche unseres Südens, das lebensvolle Ver- kehrszentnm dieser Ebene, die stets berufen war, zwischen Nord und Süd, Ost und West zu vermitteln, der große Getreidemarkt für die getreidearmen Alpengaue, die erste Bierbraustadt der Welt. Bloß das Donautal über Passau hinaus verbindet die süddeutsche Hochfläche init Österreich, eine Vielzahl bequemer Talwege hingegen, die durch den Jura führen, verklammern mit dem übrigen Deutschland. Sie führen uns ins südwestdeutsche Becken, ganz eingesponnen ins süddeutsche Rheinsystem, mit dem Rheinstrom von Basel bis Mainz in seiner tiefsten Rinne. Im Maingebiet wohnen die nach ihm benannten südöstlichsten Franken. Sie haben auf magerm Keupersandboden inmitten des Regnitzlandes unter dem Schutz der noch heute die Stadt auf steilem Felsen überragenden alten Kaiserburg ihr Nürnberg gegründet, die einzige Stadt des Reiches, die durch das erfindungsreiche Schaffen ihrer Bürger die Blüte seiner mannigfachen, durchaus nicht bodenstän- digen Gewerbe seit dem Mittelalter bis zur Gegenwart bewahrt bat. Sonst ist der Mainfranke werktätiger im Anbau seines fruchtbaren Triasbodens. In der Bam- berger Gegend bis gegen Schweinfurt hin bilden Hopfen- berge eine Landschaftszierde, int wärmern Unterland, fo um die alte Bischofsstadt Würzburg, Weinberge. Im lieblichen Neckarland haben die Nachkommen schwäbischer Juthungen ihre Heimat zu einer Stätte harmonischer 1 *

7. Für Oberklassen - S. 320

1893 - Altenburg : Bonde
320 An die älteste Schwester schloß sich der kleine Fritz auf das engste an, und es ist begreiflich, daß sie ihm schon durch die Macht des Umgangs näher trat, als die später gebornen „Schwestern. Sie hatte aber auch an Gestalt und Charakter eine große Ähnlichkeit mit dem Bruder und war auch von den Eltern hoch geschützt und geliebt. Im Jahre 1765 schickte der regierende Herzog von Württemberg den Vater als Werbeoffizier nach der Reichsstadt Schwäbisch Gmünd und befahl ihm, mit seiner Familie im Dorf und Kloster Lorch, als dem nächsten Württembergischen Grenzorte, zu wohnen. Dadurch wurde der Knabe im sechsten Jahre aus dem lachenden Neckarthale in die ernste Stille eines von Nadelhölzern umstellten Wiesengrundes versetzt. Das Dorf Lorch liegt am Fuße des Hügels, den schon auf der Staffel eines Tannen- gebirges die Klostergebäude krönen, von deren Mauern auf einem Vor- sprunge eine uralte Linde Wache hält. Der Hohenstaufen mit einem Ge- folge von Bergen blickt nach dem Kloster herüber, das zahlreiche Gräber jenes erlauchten Geschlechtes umschließt. In der Tiefe schlängelt sich der Remsfluß freundlicheren Gegenden und segensreichen Rebenanpflanzungen zu. In dieser anziehenden Gegend wurden von dem jungen Schiller in Gesellschaft der Schulgenossen, der geliebten Schwester und auch wohl der Eltern häufige Spaziergänge gemacht. Der Vater deutete ihm die ehr- würdigen Trümmer des Stammschlosses der Hohenstaufen, und mit einer vedeutenden Anschauung zogen die ersten großen historischen Vorstellungen in sein Gemüt ein. Friedrich durfte den Vater in die Übungslager, zu den Förstern im Walde und weiter auf das schöne Lustschloß Hohenheim begleiten. Begierig hörte er ihn von seinen Feldzügen erzählen. Jenes Kloster, welches die Gräber der Hohenstaufen bewahrt, ward von den beiden Geschwistern häufig besucht, gewiß nicht, ohne ernste Eindrücke und ahnungsvolle Schauer in den empfänglichen Kinderherzen zurückzulassen. Er ging gerne in Kirche und Schule, bisweilen jedoch versäumte er sie, um einen Ausflug in die nahen Berge zu machen. Auch auf eine Kapelle des Kalvarienberges bei dem nahe gelegenen Gmlind, zu welcher der Weg durch die Leidensstationen führte, wandelten sie gern. Ohne Zweifel hat der dreijährige Aufenthalt an diesem Orte und ein ununterbrochener Verkehr mit der freien Natur in ihm die Neigung zum Landleben, das Gefühl für Natnrschönheiten und den Hang zur Ein- samkeit, so wie den Sinn für Unabhängigkeit zuerst erweckt und begründet. Als neunjähriger Knabe verließ Schiller mit seinen Eltern Lorch und wurde nun auf die lateinische Schule in Ludwigsburg, km neuen Wohn- sitze der Eltern gebracht, wo er bald einer der besten Schüler ward. Zweiundzwanzig Jahre alt, verließ Schiller nach sehr gutem Examen die Karlsakademie, wo alle Mitzöglinge sich nach und nach vor seinem hervorragenden Geiste beugen und ihn selbst seiner Gemütlichkeit und Be- scheidenheit wegen lieben gelernt hatten, und wurde als Regimentsarzt in Stuttgart angestellt. Jetzt dichtete er viel, aber nicht immer mit Glück; und da er sein Amt darüber zu vernachlässigen schien, so wurde ihm bald verboten, andere als medizinische Arbeiten drucken zu lassen. Unser Dichter kam dadurch in eine eben so unbequeme, als drückende Lage; seine Ein- nahmen waren gering, und der Druck früherer poetischer Erzeugnisse hatte ihm bereits bedeutende Kosten verursacht. Unter solchen Verhältnissen

8. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 349

1854 - Münster : Aschendorff
349 noch unvollendet, keiner seiner Thürme ausgebaut, und doch ragt er über alle gothischen Gebäude der Welt hervor und übertrifft sie an innerer Vortrefflichkeit der Kunst. Ihm zunächst an Rang steht das große Münster zu Straßburg; begonnen schon 1015 ist sein berühmter Thurm erst 1276 durch den Meister Erwin von Steinbach in seinem Grundrisse angelegt, und endlich 1439 durch den Meister Johann Hülz von Köln vollendet. Der andere Thurm ist nicht ausgeführt. Unter den großen Werken dieser Zeit treten ferner hervor die herrlichen Kirchen von Freiburg im Breisgau, Ulm, Erfurt, Marburg, Würz- bürg u. s. w., später die Prachtbauten von Prag und zahl- reiche herrliche Kirchen in den Niederlanden. Neben vielen Domen erhielten sich auch manche gothische Nathhäuser der Städte in ihrer altherkömmlichen Schönheit. 13 Friedrich I. der Hohenstaufe. In der Mitte des schwäbischen Landes erhebt sich der einsame und majestätische Berg des Hohenstaufen, und ver- kündet noch heute die Größe eines ehemaligen Geschlechts. Da, wo jetzt das Auge nur den kahlen Scheitel des him- melanstrebenden Berges erblickt, stand einst das mächtige Stamm- schloß der großen Kaiser, die fast 120 Jahre über alle Gauen Deutschlands und noch weit hinaus über seine Grenzen ge- boten. Da, wo nun die Ziege und der Stier weidet, und in dem weiten Umkreis nur die Pfeife des Hirtenknaben klingt, weilten die ersten Edeln des gewaltigen Reichs, um mit ih- rem kaiserlichen Herrn über die Weltgeschicke zu berathen, und erdröhnte der Boden von dem Fuß der Geharnischten. Der berühmteste dieser hohenstaufischen oder schwäbischen Kaiser war Friedrich I. Er war hochgesinnt, tapfer, von eisernem Willen und trotziger Kraft. Von äußerer schöner Ge- stalt war er freundlich, doch würdevoll, und seine ganze Hal- tung zeigte den Herrscher. Die Geschichte nennt ihn von sei- nem röthlichen Barte Friedrich Barbarossa, d. i. Roth- bart. Er möchte aber wohl der Große heißen; denn er war einer der trefflichsten Herrscher des Mittelalters, und kein Kaiser nach ihm hat das Scepter mit solcher Gewalt ge- führt. Er ließ sich in Pavia zum König der Lombardei und

9. Abth. 2 - S. 279

1823 - Elberfeld : Büschler
Der Friede zu Lüneville. 279 land bei uns Ersatz bekommen, ihm wurden die Stif- ter Fulda und Corvey und mebrere Abteien mit 45 Qua- dratmeilcn und 120,000 Einwohnern eingeräumt. 10. Eben so erhielten die andern uassauischcn Häuser, der Herzog von Oldenburg und der Fürst von Turn und Taris einige, ihren Verlusten angemessene, Entschä- digungen. Bei diesen Unterhandlungen gab Frankreich, herrischer und viel anmaßender, als bei dem westphälischen Frieden, das Gesetz, und durch Ertheilung oder Verweigerung seiner Gunst befestigte es seinen Einfluß auf unser unglückliches Vaterland, wie noch nie. Denn an seinem Worte hing da- mals, in einer Zeit, die einen Gewinn an äußerer Ausdeh- nung noch immer für das Höchste hielt, Wohl und Wehe. Der Friede von Lüneville hatte alle geistlichen Herrschaf- ten in Deutschlands bis aufeine, vernietet; von 48 Reichs- städten nur 6, Lübeck, Hamburg, Bremen, Frankfurt, Augsburg und Nürnberg, übrig gelassen; die Reichsgrafcn und Ritter mittelbar gemacht, und vieren aus der Mitte der weltlichen Fürsten den Churhut gegeben, der in wenigen Jahren seine alte, ehrwürdige Bedeutung vertieren sollte; denn diese neuen Wahlfürsten haben zu der Ausübung ihres vornehmsten Rechtes nicht Zeit gefunden. Wie der Hauch einer leichtsinnigen Gegenwart sie geschaffen hatte, die mit Gütern verschwenderisch sich zeigte, deren Werth sie nicht mehr erkannte, so verwischteste der Hauch des nächsten Au- genblicks so schnell, als sie entstanden waren. Jener Leicht- sinn war der Vorbote des nahen Umsturzes; denn gegen solche Willkühr waren die Eingriffe des westphälischen Frie- dens in die Ordnung des Reiches nur ein Kleines gewesen. Was jener schüchtern und nur als Versuch gewagt, vollführte der Lüneviller Friede un Großen, ohne Scheu gegen tau- sendjährige Stiftungen.— Eine tiefe Trauer mußte jedes vaterländische Gemüth erfüllen; denn kein Auge vermag ohne Wehmuth auf den Trümmerhaufen zu blicken, in welchen ein Sturm die geliebte Heimath verwandelt hat. Und wenn auch die Pfeiler des alten Gebäudes morsch und die^ Grundfesten erschüttert waren; an den Pfeilern und Wänden erschienen doch noch die Bildereiner großen, wür- digen Vorzeit und die Zeugnisse einer Herrlichkeit und Freu- digkeit des Volkslebens, wie wenige Geschichten sie nennen können. Der Lüneviller Friede ist die eigentliche Aufhebung der alten Reichsverfassung, nicht die nachherige Errichtung des Rheinischen Bundes und die Niederlegung d r deutschen Kai- serkrone. . Denn jener Bund war nur der Anfang eines

10. Abth. 2 - S. 3

1823 - Elberfeld : Büschler
Sechster Zeitraum. Von Karl V. bis auf den westphalischen Frieden. 1520 — 1648. 1. Wahl Kaiser Karl V. Der durch Marimilians Tod erledigte Kaiserthron sollte wiederum besetzt werden. Die gespannte Lage Europa's, so wie die Verwirrung in Deutschland, wo das Faustrccht nach des alten Kaisers Tode wieder zu erwachen schien, for- derte einen kräftigen Herrscher, um nach Innen und Außen das Gleichgewicht zu erhalten. Um Italien dauerte noch der Streit zwischen Spanien und Frankreich; aber keinem von diesen, sondern dem Kaiser gebührte das Recht der Entschei- dung in diesem Lande, welches sich nicht selbst zu helfen ver- mochte. Von Osten her drohten die Türken; Ungarn, ge- schwächt'durch schlechte Verfassung so wie durch Weichlich- keit und Ueppigkeit des Volkes, konnte nicht mehr die Vor- mauer gegen sie seyn, daher mußte auch hier der'kaiser der Deutschen Europa schützend vertreten. In Deutschland hat- ten sich zwei große Fehden erhoben. Der Herzog U lrich von Würtemberg hatte, eine Beleidigung zu rächen, plötzlich im Winter 1519 die freie Stadt Reutlingen mit dem Schwerste erobert und zu seiner Staor gemacht, und als er die Abmahnungen des schwäbischen Bundes, wel- chen Kaiser Marimilian zur Erhaltung der inneren Ruhe gebraucht hatte, nicht achtete, griff der Bund ihn mit Kriegs- macht an und trieb ihn aus seinem Lande. — In Niedersa ' sen erhob sich noch blutigerer Streit. Zwei Edelleute, He von Salder n, Vasallen des Bischofs von Hild he im ^ kündigten diesem die Fehde an, sie fanden Hülfe den Herzogen von Wolfeubüttel und Kalenberg And der Bischof dagegen bei dem Herzog von Lüneburg so wie bei den Grasen von Lippe, Hoya und Diewbolz.
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