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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Griechisch-römische Altertumskunde - S. 332

1910 - Münster i.W. : Aschendorff
au Volksversammlungen verwendet wurden, um dem regen Marktver-kehr keinen Eintrag zu tun. Da an den Markttagen viele Landleute in Rom zusammenstrmten, so wurden an ihnen die Gesetzesantrge bekannt gemacht (promulgiert), die Abstimmung der dieselben aber erst auf den drittnchsten Markttag oder einen Tag der folgenden Woche anberaumt (comitia in trinum nundinum - sc. tempus - indicta sunt). v , Der Tag wurde nach dem Zeiger der Sonnen- oder Wasseruhren ((boouyoov uhaxv, solarium = Sonnenuhr; xxe^Sga = Sand- oder Wasseruhr), die aber in Rom nicht sehr frh bekannt waren, in 12 Stunden von je nach der Jahreszeit bald lngerer bald krzerer Dauer, die Nacht - zunchst fr den Militrdienst - in 4 Wachen drei Stunden (vigiliae), in Griechenland in 3 4 Stunden (yvxaxai) geteilt. Im alltglichen Leben behalf man sich mit ungefhren Zeitbestimmungen: qqos (Morgen), gallicinurn (Zeit des Hahnenschreies), mane (frh), ortus solis, tiqco (in der Frhe, bis 10 Uhr), dyoqg nxvsofavs (10-12 Uhr vormittags), ad und ante meridiem, fieaw* qia = meridies (Mittag, 12-2 Uhr), fetty (Nachmittag von 2 bis Abenb), post meridiem, suprema (sc. lempestas diei, Sptnachmittag), eoneea vespera (Abenb), occasus solis, crepusculum (Abenbbmmerung), luminibus accensis, concubia nocte (zur Zeit des ersten tiefen Schlafes), intempesta ober multa nox (tiefe, spate Nacht), fiiai vxreg media nox (Mitternacht), de media nocte (die Zeit unmittelbar nach Mitternacht). Der von den Pontifices aufgestellte und seit 304 v. Chr. regelmig verffentlichte alenber (fasti, Kalendarium) enthielt die Tage des Jahres, georbnet: 1. nach politischen, nur fr die Magistrate mafegebenben Gesichtspunkten: a) in dies F.(asti), der Rechtspflege gewibmete Tage, b) in dies N.(efasti), an benen das ffentliche Leben gnzlich ruhte; 2. nach religisen Gesichtspunkten: a) in dies festi ober feriae, Festtage (mit den dies nefasti zusammenfallenb), bei benen man unterschbet: a) feriae stativae, b. h. festliegenbe Feiertage (wie die der Juno hl. Kalenb und die dem 3uppiter geweihten bus, die stehenben Spieltage usw.), ) feriae conceptivae, b. h. bewegliche Feste (wie befonbers die feriae Latinae, beren Monatstag angesagt wrbe), y) feriae imperativae, aufrerorbentliche, vom Magistrat, Pontifex ober Senat anberaumte Butage und Dankfeste (supplicationes, gratulationes); b) in dies profesti, Werktage. Das aberglubische Volk schieb ngstlich zwischen dies religiosi (atri, z. B. dies Alliensis = 18. Juli), die ihm als Ungluc&stage zur Vornahme gewisser Hanbiungen im Privatleben bedenklich erschienen,

2. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 259

1908 - Altenburg : Bonde
259 banden eben nicht lang. Tast zu früh endigt der Wald, und wir sehen schon die Bauden von ferne. Wir nahen uns der höchsten, und bald befinden wir uns nach einer anderthalb- stündigen Fahrt an der Stelle, wo wir mit einem Fusse auf preussischem und mit dem anderen auf Österreichischem Gebiete stehen können. Nach und nach findet sich die ganze Gesellschaft zusammen, in welcher nur ein Gefühl, das der ungetrübtesten Freude, lebt. Der Baudenwirt erquickt die ihm willkommenen Gäste mit Speise und Trank, holt seine besten Ungarweine her- bei und nimmt auf Verlangen die Herrengesellschaft auch mit in seinen Keller hinab, in dem sie den edlen Rebensaft an der Quelle prüfen können. Böhmische Musikanten spielen nach Tische lustige Stückchen auf, und bald bewegt sich die ganze Gesellschaft ohne Ausnahme zum lustigen Tanze. Doch nicht lange dauert diese gemeinschaftliche Fröhlich- keit, denn schon neigt sich die Sonne dem Untergange zu. Bald ist sie verschwunden, und an ihrer Statt erhebt sich im Osten ein glühender Feuerball, der Mond, empor, denn wir wählten ja eine Vollmondsnacht zu unserer Lustfahrt. Mit stummer Andacht begrüssen wir dieses schöne Gestirn, das sein zauberisches Licht zitternd über die ruhige Winterlandschaft ausgiesst. Doch sein Erscheinen ist auch das Zeichen zum Aufbruche. Die Gesellschaft macht sich zur Heimkehr fertig, und diese ist der Höhepunkt der ganzen Vergnügungsreise. Jedes Mitglied nimmt einen kleinen Handschlitten in Beschlag, auf den sich vornhin etwas tiefer der Lenker setzt. Man denke sich die Lust, wenn 20—30 Personen sich so einzeln zur Niederfahrt vorbereiten. Nun gehts endlich los; immer ein Schlitten nach dem anderen saust pfeilschnell den steilen Abhang hinab. Oft scheint es, als könne man ohne einen gebrochenen Hals nicht davon kommen, aber es ist eben nur Schein; mit sicherer Hand steuert uns der erfahrene Schlittenlenker ins Tal hinab. Wer, fremd und unbekannt, Zeuge einer solchen beim Mondenscheine unternommenen Fahrt wäre, dem möchte es wohl für den ersten Augenblick gespensterhaft und unheimlich vorkommen; es könnte ihm scheinen, als ob der Berggeist selbst mit seinen Genossen hier in seinem Bezirke dahinjagte. Nach 15—20 Minuten, mitunter noch früher, ist die grosse Strecke von der Grenzbaude bis Schmiedeberg zurückgelegt. Ein Schlitten nach dem anderen kommt bis an den Gasthof 17*

3. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 248

1908 - Altenburg : Bonde
248 Löffel in die Schüssel, dann kommt der Schlittner und dann erst der Lehrjunge. Legt der Meister seinen Löffel zur Seite, so tun es die anderen auch. Der Junge reinigt darauf den Napf und die Löffel, trägt Holz für die Nacht zur Feuerstätte und begibt sich mit den übrigen zur Ruhe. Der Köhlermeister aber macht noch die Runde von Meiler zu Meiler und beobachtet prüfend den Brand, ehe er als der letzte sein Lager aufsucht. Nach Gude. 170. Brockenreise. Die Sonne ging auf. Die Nebel flohen wie Gespenster beim dritten Hahnenschrei. Ich stieg wieder bergauf und bergab, und vor mir schwebte die schöne Sonne, immer neue Schönheiten beleuchtend. Der Geist des Gebirges begünstigte mich ganz offenbar und ließ mich diesen Morgen seinen Harz sehen, wie ihn gewiß nicht jeder sah. Aber auch mich sah der Harz, wie mich nur wenige gesehen; in meinen Augenwimpern flimmerten ebenso kostbare Perlen wie in den Gräsern des Tales. Morgentau feuchtete meine Wangen, die rauschenden Tannen verstanden mich, ihre Zweige taten sich voneinander, be- wegten sich hinauf und herab, gleich stummen Menschen, die mit den Händen ihre Freude bezeigen, und auch in der Ferne klangs wunder- bar geheimnisvoll wie Glockengeläute einer verlorenen Waldkirche. Man sagte, das seien die Herdenglöckchen, die im Harz so lieblich, klar und rein gestimmt sind. Nach dem Stande der Sonne war es Mittag, als ich auf eine solche Herde stieß, und der Hirt, ein freundlicher, blonder, junger Mensch, sagte mir, der große Berg, an dessen Fuß ich stünde, sei der alte, welt- berühmte Brocken. Viele Stunden ringsum liegt kein Haus, und ich war froh genug, daß mich der junge Mensch einlud, mit ihm zu essen. Wir setzten uns nieder zu einer Mahlzeit, die aus Käse und Brot be- stand ; die Schäfchen erhaschten die Krumen, die lieben, blanken Küh- lein sprangen um uns herum, klingelten schelmisch mit ihren Glöckchen und lachten uns an mit ihren großen, vergnügten Augen. Wir tafelten recht königlich, nahmen darauf recht freundschaftlich Abschied, und fröhlich stieg ich den Berg hinauf. Bald empfing mich eine Waldung himmelhoher Tannen, vor denen ich in jeder Hinsicht Respekt habe. Diesen Bäumen ist nämlich das Wachsen nicht so ganz leicht gemacht worden, und sie haben es sich in der Jugend sauer werden lassen. Der Berg ist hier mit vielen großen Granitblöcken übersäet, und die meisten Bäume mußten mit ihren Wurzeln diese Steine umranken oder sprengen und mühsam den Boden suchen, woraus sie

4. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 279

1908 - Altenburg : Bonde
279 188. Die lange Nacht in Hammerfest. In Hammerfest ist die lange Nacht die Zeit der Ruhe für alles Handelsleben. Das Wasser ist öde, die Fische haben Frieden, der schmutzige Seelappe und der nordische Fischer liegen in Erdhütten an: qualmigen Feuer und warten dort im trägen Winterschlafe, bis der neue Tag erscheint. Die Kaufleute in Hammerfest bringen ihre Bücher in Ordnung, und dann sitzen sie wohl am Spieltische Tag und Nacht, halten Bälle und Schmausereien, spielen sogar Theater und sehnen sich endlich unruhig nach der Zeit, wo der Lichtstreif im Osten hervor- bricht. In Hammerfest wohnt außer den Kaufleuten kein anderer ge- bildeter Mensch als ein Pastor und ein Arzt. Die Zeit der langen Nacht ist doch nicht ganz so, wie wir sie uns vorstellen. Die Sonne geht freilich acht Wochen unter den Hori- zont, und vier Wochen lang, von Mitte Dezember bis Mitte Januar, ist tiefe Finsternis, so daß beständig Licht gebrannt werden muß. Indes ist sie doch nicht so schwarz, daß nicht bei hellem Wetter zur Zeit der Mittagsstunde eine Art Dämmerung einträte, bei der man am Fenster eine halbe Stunde oder eine ganze lesen könnte. Die Sterne stehen dabei glänzend hell am Himmels Nordlichter sind nicht selten. Ist aber trübes Wetter, so herrscht die finsterste ununterbrochene Nacht. Mitte Januar wird die Dämmerung lichter, und ist der Tag nun ein- mal angebrochen, so wächst er auch rasch. Nun gleicht die Natur den Unterschied aus, und im Juni und Juli beschreibt die Sonne Kreise um den Himmel, ohne sich jemals vom Horizonte zu entfernen. Der ganze Unterschied zwischen Mittag und Mitternacht ist dann, daß die Strahlen etwas bleicher und matter werden, ohne daß sie aufhören, die belebende Wärme zu spenden. Die Sonne der Nacht scheint oft so heiß, daß sie lästig werden kann. Ein Bekannter erzählte mir, daß, als er sich in Hammerfest ans einem Balle befand und gerade um Mitternacht an den Bord des Schiffes zurückfuhr, die Sonne so mächtig war, daß er den Rock auszog; das Thermometer zeigte 18 Grad. Dieser anhaltende Tag und Sonnenschein macht es auch wohl allein möglich, daß noch Ernten gedeihen. Wie seltsam ist aber der Mensch! Reiche Handelsherren bringen ihr ganzes Leben unter diesem fürchterlichen Klima zu, von denen manche, wenn sie wollten, im schönen Süden leben könnten. / Wer hierher kommt, sagte mir einer, tut es natürlich des Gewinne? wegen. Ist man aber ansässig, so .kommt man nicht wieder fort; denn wer kauft uns ab. was wir besitzen? Menschen, welche Vermögen besitzen,

5. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 44

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
44 Eine Donaureise. schwermütige Ernst der scheinbaren Unendlichkeit zu- kommt. Hier liegt die farbige Welt des Orients offen ausgebreitet. Eine Fülle des Lichtes ergießt sich ans dem Osten über das unermeßliche Tiefland, das einst Meeresboden war, und dessen Erscheinungen so vielfach an die sturmbewegte Wasserfläche erinnern: zuvörderst die Flnt des goldgelben Halmenmeeres, alsdann das wellige Land, znletzt der im Sandsturm sich verfinsternde Gesichtskreis. In der Glnt des Hochsommers färbt sich der Horizont silbergrau; zwischen dem dürren Boden und dem verschleierten Himmel spannt sich ein seidenes Gewebe, ans welchem Seenspiegel und Haine, Dörfer und Kirchtürme, Windmühlen und einsame Schenken in flüchtiger Verschwommenheit hervorwachsen, — seltsam und gespenstig, unstet in der bleiernen Luft schwankend wie ein Zauberspuk der Feen. Die Fatamorgana des Tieflandes gaukelt uns ihre Schemen vor. Das ist der Orient: wir seheu ihn, wir suhlen ihn, er flimmert uns vor den Augen. Die Donau von Budapest ab ist der Faden, der in die wundersame Welt des Ostens führt. Gleich einem der Ströme des fernen tnranischen Tieslandes gleitet die Donau zwischen deu vereinsamten Ufern dahin, ein Bild der Schwermut, welche von den Dingen ausgeht, an denen das Große und Mächtige die Stelle der zarten Idylle, der gestalten reichen Romantik einnimmt. . . . Alles um uns hat etwas Trauniverschlasenes: die kaum merkbar sich vor wärts schiebende Flnt, der niedrige Ufersaum, an den unvermittelt die Unendlichkeit anzuschließen scheint; die Wildnis der Strominseln mit den schleichenden Seiten- armen, um welche das Wasserwild flattert; das slitterige Licht an dem breiten Strome, an dessen Ufern durch Jahrhunderte die Reiterscharen sich tummelten, welche das ferne Asien ausgespieen hatte. Die alten Hellenen nannten Böotien „den Tanzplatz des Ares". Weit zu treffender gilt dies von dem Tieflande zwischen den Kar- pathen und dem Balkan, dem großen Schlachtselde der Völkerstürme des Mittelalters.

6. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 64

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
64 Wartburg-Sonntag. Schatten; die letzten Gäste waren verzogen; in seltsamen Streifen dehnte sich da unten der Wiesennebel. Wir waren noch einmal in die Mitternacht hinaus- getreten, auf die Bastion und hatten das Nachtbild voll aus uns wirken lassen. In solcher Mitternacht zog ein eisenklirrender Reitertrupp in die schwarze, silbernm randete Burg ein und snhrte einen ungepanzerten Ge- fangenen in ihrer Mitte: Luther. In solcher Mitter nacht kam aus der Burg ein winziger Lichtschimmer: aus der Kemenate der betenden Elisabeth. In solcher Mitter- nacht sprühte aus allen Höfen und Fenstern Getös und Gelächter, Harfenklang und Becherschall und Fackelschein stadtwärts ziehender Festgäste. Alles ans dieser einzigen Wartburg! . . . Flimmernder Schein beginnt zu erzittern. Hinter dein Turm wird der Himmel hell. Die Wartburg scheint Glanz auszuatmen', es kommt ans den Tiesen der Burg ein sehr hohes, saitenseines, hauchendes Harfen. Immer breiter erstrahlt der Himmelsbezirk; das Blau der Nacht weicht zurück oder verwandelt sich in Weiß; blendend erblüht nun die Fläche und jetzt: Blank und groß tritt der Vollmond hinter das Turmkreuz der Wartbnrg. Tiefergreifende Pracht, die man wunschlos und wortlos anstaunt! Am Nachbarfenster regt es sich: auch dort ist Andacht wach geworden, gelockt von dem einfallenden Mondlicht. Wir rufen uns halblauten Gruß zu und betrachten schweigend dies große Über-die-Erde-wandern der erhabe- nen Leuchte der Nacht. Kein Laut erwacht in den Wäl dern, schweigend lasten die Schatten der Burg. . . . Ein spätes „Gut' Nacht", ein leises Fensterschließen und ein wohlig-müdes Znbettegehen. Und die Nacht gehört dem Weben der Nebel, den Elfentänzen in weiten Gebirgen, dem königlich darüber hinziehenden Vollmond.

7. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 118

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
118 Auf dem Brenner. ich auf der Grenzscheide des Südens und Nordens ein- geklemmt bin. Betrachten wir die Gebirge näher oder ferner, und sehen ihre Gipfel bald im Sonnenschein glänzen, bald vom Nebel umzogen, von stürmenden Wolken umsaust, von Regenstrichen gepeitscht, mit Schnee bedeckt, so schrei den wir das alles der Atmosphäre zu, da wir mit Augen ihre Bewegungen und Veränderungen gar wohl sehen und fassen. Die Gebirge hingegen liegen vor unserm äußern Sinn in ihrer herkömmlichen Gestalt unbeweglich da. Wir halten sie für tot, weil sie erstarrt sind; wir glauben sie untätig, weil sie ruhen. Ich aber kann mich schon seit längerer Zeit nicht einbrechen, einer innern stillen, geheimen Wirkung derselben die Veränderungen, die sich in der Atmosphäre zeigen, zum großen Teile zu zuschreiben. Ich glaube nämlich, daß die Masse der Erde überhaupt, und folglich auch besonders ihre hervorragend- sten Grundfesten nicht eine beständige, immer gleiche Anziehungskraft ausüben, sondern daß diese Anziehnngs kraft sich in einem gewissen Pulsieren äußert, so daß sie sich durch innere notwendige, vielleicht auch äußere zu fällige Ursachen bald vermehrt, bald vermindert. Mögen alle andern Versuche, diese Oszillation darzustellen, zu beschränkt und roh sein, die Atmosphäre ist zart und weit genug, um uns von jenen stillen Wirkungen zu unterrichten. Vermindert sich jene Anziehungskraft im Geringsten, alsobald deutet uns die verringerte Schwere, 'die verminderte Elastizität der Lnst diese Wirkung an. Die Atmosphäre kann die Feuchtigkeit, die in ihr chemisch und mechanisch verteilt war, nicht mehr tragen i Wollen senken sich. Regen stürzen nieder, und Regenströme ziehen nach dem Lande zu. Vermehrt aber das Gebirge seine Schwerkraft, fo wird alsobald die Elastizität der Luft wieder hergestellt, und es entspringen zwei wichtige Phä- nomene. Einmal versammeln die Berge ungeheure Wolkenmassen um sich her, halten sie fest und starr wie zweite Gipset über sich, bis sie, durch innern Kampf

8. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 122

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
122 Sommerabend in der Hochgebirgswelt des Berner Oberlandes. der Schneegipfel so scharf und lineal-begrenzt ablöst, er geht allmählich in cht indifferentes, zwischen bläu- lichen falsa rein durchsichtigen) und gelblich-angehauchten Strahlenbrechungen schwankendes Luftflnidnm über. Dieses aber reflektiert mittelbar wieder ans die unter solchem Horizonte liegenden Alpen der Wild- und Olden horn-Grnppe und aus die Berge des Engstligen- und Kientales, so daß das Interesse siir diese Partie sehr geschwächt wird.— Noch weiter rechts sinkt das Auge hinab aus die glitzernde Fläche des Thunersees, hinter dem die Frutiger- und Simmentaleralpen mit dem gerad linigen, schönen Eckpfeiler des Niesen aufsteigen. Immer mehr gehen die Massen leicht verschwimmend ineinander iiber; warmer, leuchtender Abendnebelbanch, belloker farbene Sonnendämpse hüllen die Höhenzüge ein, so das; die Umrisse der einander vorliegenden Bergkulissen kaum mehr zu unterscheiden sind. Je mehr und mehr der Blick weiter schweift, desto undeutlicher zerfließen alle landschaftlichen Gebilde; ein glänzender, goldener Dunst- ozean hat alles verschlungen, und sonnentrunken badet das wellenförmige Mittelland und der ferne Jura in seinen weichen Wellen. Welcher Abstand in der Farbenpracht, die so ver schwenderisch über Berg und Tal ausgegossen ist! Und doch haben wir erst den Halbkreis des großen, maje- statischen Rundbildes durchwandert. Denn in ähnlichem Maße wie die Lichtauhäusuug gegeu die Stelle hin wächst, an welcher die Sonne binnen kurzem niedersinken wird, in verwandter Weise stuft auch dieselbe nach dem nörd- lichen Horizonte sich ab. Da liegt drunten in stiller Tiese das gemütliche Brienz mit seinen kasseebraunen Holz- Häusern; slächenhafte Schatten haben sich breit in die Seemulde hineingelagert und beginnen leise und sackt die Bergeshalden gegen uns heranzuklimmen. Den Tal bewohneru ist das strahlende Tagesgestirn schon länger als eine Stunde entschwunden. Feierliche Abendruhe waltet über ihreu Hütten; nebelgraue Dünste schleichen

9. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 100

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
100 Bilder aus dem Spreelande. die Stunden zu verträumen. Die Sonne neigt sich zum Untergang, und das Bild, das beim ersten Anblick nur durch seine Monotonie ans uns wirkte, gewinnt mehr und mehr Gewalt über uns und spinnt uns unter leisem Schauer in den alten Müggelzauber hinein. Die Kähne mit ihrer weißen Kalksteinladung, deren aufgeschichtete Blöcke das Kajütendach zu einem kleinen Kastell machen, ziehen geräuschlos vorüber' die roten Dächer des gegen- überliegenden Dorfes (Rahnsdorf) glühen noch einmal anf, und der See selber wechselt von Minute zu Minute seine Stimmung und Farbe. Aber mit halbem Auge nur verfolgen wir die Farbenspiele; unser Auge richtet sich immer wieder nach rechts hin, wo die Müggel- b e r g e aufsteigen, die ihre wachsenden Schatten bis weit in den See hineinwerfen. Ein dünner Nebel spielt um den Berg, und wenn es dann und wann anfblitzt, so fahren wir zusammen, als wüßten wir: „nun kommt sie" und blicken nach der Prinzessin aus, von der es heißt, daß sie um die Abendstunden mit vier goldfarbenen Pfer- den von den Müggelbergen bis an den Müggelsee hinab fährt, um ihre Pferde im See zu tränken. Die Prin- Zessin kommt freilich nicht, und auch der große Heuwagen bleibt aus, der, von vier weißen Mäusen gezogen, der Prinzessin entgegenführt, um ihr den Weg zu sperren; aber eingewiegt in phantastisches Träumen, könnten alle Wunder der Märchenwelt vor uns ausgeschüttet werden, wir würden sie hinnehmen wie selbstverständlich die Müggel und ihre Ufer sind Zauberland. Noch einmal fährt ein Glutstreifen der untergehen- den Sonne wie ein Feuerschwert über den See; nun ist die Sonne unter, beinah plötzlich bricht die Dämmerung herein, und bleifarben liegt die weite Wasserfläche da. In seiner Mitte beginnt es wie ein Kreisen, wie ein Quirlen und Tanzen. Sind es Nebel, die aufsteigen, oder sind es die alten Müggelheren, die lebendig werden, sobald das Licht aus der Welt ist?

10. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 116

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Il Aus fremden Landen. 1. Auf dem Brenner. I. W. t). Goethe: Sämtl. Werke. Xxv. Bd. Italienische Reise I. Leipzig, Reclmn. S. 6—10. (Gekürzt.) Auf dem Brenner, den 8. September 1786. Abend?. Hier gekommen, gleichsam gezwungen, endlich an einen Ruhepunkt, an einen stillen Ort, wie ich ihn mir nur hätte wünschen können. Es war ein Tag, den man jahrelang in der Erinnerung genießen kann. Um sechs Uhr verließ ich Mittenwald; den klaren Himmel reinigte ein scharfer Wind vollkommen. Es war eine Kälte, wie sie nur im Februar erlaubt ist. Nun aber, bei dem Glänze der aufgehenden Sonne, die dunkeln, mit Fichten bewachsenen Vordergründe, die grauen Kalkfelsen da zwischen und dahinter die beschneiten höchsten Gipfel auf einem tiefern Himmelsblau, das waren köstliche, ewig abwechselnde Bilder. Bei Scharnitz kommt man ins Tirol. Die Grenze ist mit einem Walle geschlossen, der das Tal verriegelt und sich an die Berge anschließt. Es sieht gut aus: an der einen Seite ist der Felsen befestigt, an der andern steigt er senkrecht in die Höhe. Von Seefeld wird der Weg immer interessanter, und wenn er bisher, seit Benedikt- benern herauf, von Höhe zu Höhe stieg, und alle Wasser die Region der Isar suchten, so blickt man nun über einen Rücken in das Jnntal, und Jnzingen liegt vor uns. Die Sonne war hoch und heiß; ich mußte meine Kleidung er- leichtern, die ich bei der veränderlichen Atmosphäre des Tages oft wechsele.
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