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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 10

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
10 Zeitalter des krassen Absolutismus (von 1648 1740). welche den Eintritt in jedes Amt von einem fr Katholiken nnmg-lichen Eid auf Anerkennung der kirchlichen Oberhoheit des Knigs und auf Ableugnung der Transsubstantiation abhngig machte. Gleichwohl steigerte sich die Gefpensterfnrcht vor dem Papismns" in den folgenden Jahren noch weiter. Zur Beruhigung des ganz ohne Grund aufgeregten Habens- Volkes besttigte Karl die vom Parlamente beschlossene Habeas-Corpus-S1679? akte. das Palladium der persnlichen Freiheit, welches jeden Englnder ausgenommen wurden in der Praxis die auer Gesetz geltenden Ka-Ausichlie- tholiken vor willkrlicher Verhaftung schtzte. Auch mit dieser Sicher-ungsb.ll. noch nicht zufrieden, arbeiteten Shaftesbnry und das Parlament auf die Ausschlieung des Herzogs von Dork. der bei der Kinderlosigkeit Karls Il die Krone erben mute, von der Thronfolge hin. Im Volke jedoch trat allmhlich ein Umschwung zu Gunsten des Knigs ein. Namentlich ge-wann er eine Sttze an einer rechtlich denkenden Partei des Adels, den Tories u. damals zuerst auftretenden Tories, die das Knigtum von Gottes Gnaden Whigs, v^teidigten, während die Whigs, zu denen viele Diffenters gehrten, an der Volkssouvernitt festhielten und darum die Parlamentsherrschaft begnstigten. Eine Anzahl adeliger Whigs, darunter Shaftesbnry, entwars Monmoutl,. den Plan, den Herzog von Monmonth, einen natrlichen Sohn Karls Ii., aus den Thron zu erheben oder die Republik wiederherzustellen. Die Eni-deckung der Verschwrung sicherte dem Herzog von 9)ork den Thron. Die Ausschlieungsbill war vom Oberhaus verworfen worden. Jakob ii. 8. 3-nkob Ii. Die glorreiche Resolution. Als Monmonth 1685 bis nack) der Thronbesteigung Jakobs Ii. von Holland aus einen Einfall 1688# in England wagte, wurde er besiegt und bte samt 330 Emprern sein trichtes Untersangen mit dem Tode. Anstatt aber auf die nun einmal gegen den Katholizismus herrschenden Vorurteile Rcksicht zu nehmen und nach und nach eine gerechtere Beurteilung und Behandlung seiner Glaubensbrder im Volke selbst Wurzel fassen und wirken zu lassen, beging er in feinem Herrscherbewutsein durch bereilung die grten Fehler, indem er der Testakte zum Trotz Katholiken als Offiziere und Beamte anstellte und durch Beibehaltung eines stehenden Heeres starkes Mitrauen erweckte, als ob er seine Katholisierungsplne ntigenfalls mit Sun3.' Gewalt durchsetzen wolle. Durch eine Jndulgenzerklrung, die weder in aiuu3' Schottland noch in England Zustimmung fand, hob er alle Strafgesetze gegen die Nonkonformisten, die Nichtanglikaner. auf und gebot den anglikanischen Bischsen die Verkndigung des Edikts in den Kirchen. Als sieben Widerspenstige vom Gerichte freigesprochen wurden, kam die Mistimmung des Volkes der das Verfahren des Knigs in allgemeinem Jubel zu dent-lichstem Ausdruck. Flchtige Hugenotten nhrten die Besorgnis der Nicht-Thronfolge- anglikaner vor einer Gegenreformation. Die Geburt eines mnnlichen 'ra0c' Thronerben vernichtete die Hoffnung der Protestanten ans protestantische

2. Geschichtliches Lesebuch - S. 60

1903 - Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht
60 Iv. v. Sybel, Einwirkung der Julirevolution auf Deutschland. horsam unter den Satzungen der klerikalen Hierarchie auferlegt hatte. Der Kampf mit den Staatsgewalten konnte nicht ausbleiben. In Preußen entspann er sich in Sachen des theologischen Universitätsunterrichts und der gemischten Ehen: nach langen Verhanblungen kam es 1837 zum offenen Zwiespalt, und die Regierung ließ den wortbrüchig geworbenen Erzbischof von Köln nach Minben in Haft bringen, den in gleichem Sinne wirkenben Erzbischof von Posen aber durch gerichtliches Urteil absetzen. Das Kölner Domkapitel und der Fürstbischof von Breslau hielten zur Regierung, bei der rheinischen und polnischen Bevölkerung jeboch zeigte sich eine heftige Gärung. Eben bamals war in München der eifrig klerikale Herr von Abel leitenber Minister geworben und ließ der ultramontanen Presse bei den heftigsten Angriffen gegen Preußen freien Lauf, und bieses Mal erhob auch Metternich, welcher soeben den Jesuiten den von Kaiser Franz stets geweigerten Zugang nach Österreich eröffnet hatte, keinen Einspruch gegen die bunbeswibrige Verstattung schrankenloser Preßfreiheit. So war in allen deutschen Lauben eine in den mannigfachsten Farben durch einanber wirbelnbe Bewegung der Geister erwacht. Der ganze bisherige Zustand war ohne eine Spur materieller Auflehnung durch eine kecke Kritik in Frage gestellt. Da trat 1837 ein Ereignis ein, welches die politische Agitation für ein volles Jahrzehnt in ihren Bestrebungen fixierte und ihr einen unverrückbaren gemeinsamen Zielpunkt gab: der Verfafsungssturz in Hannover durch den neuen König Ernst August. Unter lügenhaften Vorwanben, hauptsächlich zu dem Zwecke freierer persönlicher Verfügung über das Staatsvermögen unternommen, staub die Umwälzung sowohl mit dem Lanbrecht als mit der Wiener Schlußakte in fchreienbem Wibersprnch. Der Unwille in ganz Dentschlanb trat offen au das Licht, als mit einem neuen Gewaltstreich der König sieben Göttinger Professoren, die unter Dahlmanns Vorgang ihrem Verfaffungseibe treu zu bleiben erklärten, kurzer Hand absetzte und brei berselben aus dem Laube jagte. Die deutschen Volksvertretungen, Universitäten, Spruchkollegien wetteiferten, in den schärfsten Beschlüssen und Gutachten der öffentlichen Entrüstung Ausbruck zu geben; die Verteidigungsschriften Dahlmanns und Jakob Grimms stmbert die weiteste Verbreitung; ein großer Verein, der sich zur Unterstützung der Vertriebenen gebilbet hatte, gewann Mitglieber in allen deutschen Städten. Dagegen war in Hannover selbst nach der ersten Aufwallung bei der bebächtigen nieberfächsischen Bevölkerung der Kampfeseifer Weber heiß noch thätig, inbefsen kam es zu einer

3. Für Oberklassen - S. 51

1893 - Altenburg : Bonde
51 zu Körau, bis er 1550 wieder in den Besitz seines Landes eingesetzt wurde. Karl V. ist überhaupt in die Geschichte unsers Liedes auf eine merk- würdige Weise verwickelt. Er war sehr schnell mit Absetzen und Ver- treiben bei der Hand, und die Vertriebenen flüchteten sich regelmäßig in die „feste Burg," welche „unser Gott ist." 1547 vertrieb er drei Glau- benszeugen, unter ihnen auch den bekannten Melanchthon, aus Wittenberg. Als die drei Männer aus ihrer Flucht in Weimar einzogen, hörten sie ein Mägdlein singen: „Ein' feste Burg ist unser Gott" und wurden da- durch sehr getröstet. Melanchthon aber sprach: „Singe, liebes Töchterlein, singe; du weißt nicht, was du für große Leute jetzo tröstest. 1548 ver- trieb derselbe Kaiser die evangelischen Prediger in Augsburg. Bevor sie die Stadt verließen, kamen sie noch zu dem Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen, der damals dort vom Kaiser gefangen gehalten wurde. Sie sagten zum Kurfürsten: „Kaiserliche Majestät hat uns das römische Reich verboten." Auf dies fing derselbe an zu weinen, daß ihm die Thränen über die Backen zur Erde flössen, stand auf, ging ans Fenster, wandte sich aber bald wieder zu ihnen und sagte: „Hat Euch denn der Kaiser das ganze römische Reich verboten?" — „Ja!" — Drauf fragte er weiter: „Hat Euch denn der Kaiser auch den Himmel verboten?" — „Nein!" — „Ei!" fuhr er fort, „so hat es noch keine Not, das Reich und der Himmel muß uns doch bleiben (V. 4), so wird Gott auch ein Land finden, daß Ihr sein Wort könnt predigen." Gerade so dachten auch einige Jahre später die sogenannten Hugenotten, d. h. die evange- lischen Christen in Frankreich. Zwischen den Jahren 1560—1572 wurden diese Leute zu tausenden von den Katholiken ermordet oder vertrieben; aber mit dem Gesang: „Ein' feste Burg ist unser Gott" gingen sie freudig in den Tod und in die Verbannung. Dasselbe geschah im Jahre 1731, aber nicht wieder in Frankreich, sondern nun in Deutschland. Da wurden die Evangelischen in Salzburg von Haus und Hof vertrieben, aus der Heimat und dem Vaterlande. Sie wandten sich nordwärts, größtenteils nach Preußen. Und was sangen sie auf ihren Wanderungen durch Städte und Dörfer? „Ein' feste Burg ist unser Gott." Das Lied war auch ihr Wanderpaß, also daß ihm ein frommer Alter wohl mit Recht die Überschrift gegeben £)at: „Aller frommen verfolgten Christen Trotz und Trost." Nicht minder ist es aber auch für gar viele eine starke Wehr und Waffe geworden. Das sehen wir unter anderm an dem Schweden- könige Gustav Adolf. Am 17. September 1631 stand er bei Leipzig mit seinem Heere dem katholischen Feldherrn Tilly gegenüber. Da gab's natürlich eine Schlacht. Aber ehe sie begann, ließ der König sein ganzes Heer das Lied anstimmen: „Ein' feste Burg ist unser Gott." Als der Sieg gewonnen war, warf er sich mitten unter den Toten und Verwundeten auf seine Kniee, dankte Gott und rief: „Das Feld muß er behalten" (V. 2). Das sehen wir vorher an den Vierhundert von Pforzheim. Um ihren geliebten Landesherrn, den Markgrafen Friedrich von Baden, vor Tod oder Gefangenschaft zu retten, als ihn Tilly 1622 bei Wimpfen geschlagen hatte, stellten sie sich an der Brücke des reißenden Bellinger Baches, dem einzigen Ubergangspunkte, auf. Während die Kaiserlichen unter Trommel- wirbel und Trompetenklang heranrücken, knieet die Schar nieder. Über

4. Für Oberklassen - S. 275

1870 - Altenburg : Bonde
275 Schlacht bei Mühlberg 1547. — Passauer Vertrag 1552. — Religions- friede zu Augsburg 1555. — Ulrich Zwingli, geb. 1484; Johann Calvin, geb. 1509. — An Maximilians Hofe hatte einer an die Wand geschrieben: „Als Adam hackte, Eva spann, wo war damals der Edelmann?“ Maximilian schrieb darunter: „Ich bin ein Mann wie ein anderer Mann, nur dass mir Gott der Ehren gann“ (gönnte). — Da einige Räthe Karls Y. sahen, dass ihm der gefangene Landgraf Philipp von Hessen viel Kummer machte, — denn es schien eben so ge- fährlich, ihn los zu geben, als ihn länger in Haft zu halten, — riethen sie dem Kaiser, ihn mit Gift aus dem Wege zu räumen, ja sie hatten das Gift, aus Mailand verschrieben, schon bereit. Karl verwies ihnen den frevelhaften Rath mit Unwillen; „ich bin ein Kaiser,“ sagte er, „kein Giftmischer.“ — 5. Von der Reformation Eis zur Französischen Re- volution.— 1572 die Bartholomäusnacht.— 1618 Beginn des 30jährigen Krieges. 1630 Gustav Adolf landet in Deutsch- land; 1631 Zerstörung Magdeburgs; 1632 Gustav Adolf fällt in der Schlacht bei Lützen; 1648 der Westphälische Friede. — 1685 Aufhebung des Edikts von Nantes.— Friedrich der Große und Maria Theresia besteigen den Thron. 1756 Beginn des 7jährigen Krieges; Hubertusburger Friede.— 1774—1783 Nordamerikani- scher Freiheitskrieg. Das erste, was Eriedrich Ii. mit einem heissen Willen ergriff, wovon er niemals abliess, war die Überzeugung, er müsse, weil er König sei, der erste unter den Königen sein durch die Art, seine Pflichten zu erfüllen. Er hätte die Künste des Friedens lieben mögen und führte doch 12 Jahre lang schreckliche Kriege. Gern hätte er seine Zeit vertheilt unter Studien, Musik und Freunde, und doch war in der Staatsverwaltung nichts Einzelnes, womit er sich nicht während seiner 46jährigen Regierung beschäftigt hätte. Er war von Natur nicht der herzhafteste, und doch wer hat sich in Schlachten mehr ausgesetzt, wer umgab sich weniger mit be- sorglichen Anstalten, wer war fester entschlossen eher zu sterben, als zu weichen? Er war überzeugt, das Haupt einer Monarchie müsse der erste Mann des Landes sein nicht blos durch den Um- fang und die Allgemeinheit seiner Kenntnisse und die Grösse der Auffassung, sondern er müsse zugleich frei sein von Parteigeist, von entnervenden Leidenschaften, von unterjochenden Meinungen, von Yorurtheilen des grossen Haufens. Das Geheimniss, sich immer seiner selbst würdig zu erhalten, immer vorbereitet zu sein, lag in der Art, wie er seine Zeit anwandte. Er hatte sich abgesondert von dem langweiligen Gepränge, unter welchem das Leben verloren geht, und so gewann er Zeit für alle Gedanken, für bedeutende Unterhaltung, für jede täglich erneuerte Anregung seines Geistes. Die Ordnung, die er beobachtete, war bewundernswürdig; jeder Gegenstand hatte seine Zeit, seinen Platz, alles war abgemessen, nichts unregelmässig, nichts übertrieben. Er hörte nicht auf, sich 18*

5. Abth. 2 - S. 18

1823 - Elberfeld : Büschler
18 Verbreitung der neuen Grundsätze. wirbt ein Heer von 12,000 Mann, wagt cs, gegen die Abmahnungen des Reichstages, einen mächtigen Reichsfür- sten zu bekriegen; fällt m sein Land ein, verheert es weit und breit, und erst als sich zwei andere Fürsten, der Chur- fürst Ludwig von der Pfalz und der Landgraf Philipp von Hessen, mit dem Erzbischof verbinden, weicht er in seine Burgen zurück. — Er wurde von ihnen nn nächsten Früh- jahr in seinem Schlosse Landshut belagert, hart bedrängt, und fiel selbst, nachdem er schwer verwundet war, in ihre Hände. Er starb wenige Tage nachher, indem selbst seine Feinde ihm ihre Bewunderung und die Trauer nicht versa- gen konnten, daß so große Kräfte, in Ermanglung eines größeren Wirkungskreises, auf solche Weise verloren gin- gen. — Auf Luthers Sache hatte Sickingens Fall keinen Einfluß, denn Luther hielt sie selbst fern von allen äußeren, politischen Bestrebungen, in welche diese Ritter sie verflech- ten wollten. Und dieses ist eine Hauptursache der Dauer seiner Stiftungen geworden. In dem äußeren Kampfe, wenn er ihn zugelassen, würde sich der Eifer verzehrt haben, und die ganze Bewegung der Zeit wär ein vorübergehender Krampf gewesen. Unter den deutschen Fürsten nahm sich Friedrich der Weise, Churfürst von Sachsen, Luthers am thätig- sten an. Anfangs trat er nicht auf seine Seite, vertheidigte ihn auch nicht; er wollte jedoch nicht, daß er seinen Feinden überliefert würde, bevor er des Jrrthums überwiesen sey. Nach dem Wormser Reichstage aber entschied er sich ganz für ihn. „Die Sachen in Deutschland" (sagte er 1523 in Nürn- berg) „sind so weit gekommen, daß die Menschen sie nicht mehr gut machen werden: Gott allein muß das thun; dem wollen wir diese wichtige Händel, die uns zu schwer sind, ^Nach und nach erklärten sich mehrere Fürsten für die neue Lehre; einige gewiß aus innerer Ueberzeugung; anderen gaben die Gegner Schuld, daß sie durch die Beute der geist- lichen Güter, die si« eingezogen, gelockt seyen. 5. Der Reichstag zu Worms. 1521. Auf dem großen Reichstage zu Worms sollten auch die Religiousstreitigkeiten, welche nun schon alle Gemüther in Deutschland aufs höchste gespannt hielten, zur Entscheidung gebracht werden. Der Papst hatte einen Legaten, den Car- dinal Aleander, dorthin gesendet, um den Kaiser und die Fürsten dahin zu bringen, daß auch der Arm der welt- lichen Macht gegen Luther erhoben würde. Zu seinem groß- ßen Erstaunen fand er aber, daß die Stimmung gegen den

6. Abth. 2 - S. 42

1823 - Elberfeld : Büschler
42 Vi» Ztr. Karl V. bis zum westph. Fried. 1520 — 1648. Hier hatte Franz einen Bundesgenossen in dem Herzog von Cleve gefundendieser, der zugleich kürzlich ange- fangen hatte, die protestantische Lehre zu begünstigen, sollte die kaiserlichegewalt zuerst fühlen. — Karls Erscheinung in diesen Gegendenwarganzunerwartet. Unter dem Volke war die Sage, er habe auf der Rückkehr von Algier Schiffbruch gelitten und sey selbst umgekommen, und in diesem Glauben dielten sie die Nachricht von seiner Ankunft in Deutschland für ein Mährchen. Die Besatzung der kleinen Stadt Düren gab auf seine Aufforderung zur Uebergabe die Antwort: „Sie fürchte sich nicht vor dem, der längst eine Speise der Fische geworden sey." Als nun aber seine Spanier die Mauern erstürmten. Alles niedermachten und die Stadt in Brand steckten, da verbreitete sich Furcht und Schrecken im ganzen Lande umher. Esz h'ieß der Kaiser führe eine Art schwarzbrauner, wilder Menschen mit sich, die lange Nä- gel an den Händen hätten, mit denen sie die steilsten Mauern hinan klimmen könnten, und große Zähne, mit denen sie Alles zerrissen. Die Sagen von den Wundern der neuent- deckten Welttheile und ihren wilden Bewohnern gaben solchen Dingen Glauben in einer Zeit, welche des Außerordentli- chen so viel erlebte. Auch bestanden Karls Haufen meistens aus alten, von Sonne und Luft geschwärzten Kriegern, welche keine Gefahr scheuten, und bei Erstürmung einer Stadt wohl ihre Dolche und Spieße in die Mauern zu sto- ßen pflegten, um sich daran emporzuschwingen. Der Schre- cken , der vor ihnen herging, unterwarf schnell das Land und die Städte, und der Herzog von Cleve mußte selbst knieend um Gnade bitten. Er erhielt sie unter der Bedin- gung, daß er nicht von dem katholischen Glauben weiche, wo er etwas geändert, es wieder auf dem vorigen Fuß setze, und sich in kein Bündniß mit dem Kaiser einlaffe. Gegen Frankreich geschah in diesem Jahre nichts Bedeu- tendes; für das folgende aberhatte sich Karl stärker gerü- stet, und nachdem er im Winter von 1543 auf 44 einen neuen Reichstag in Speier gehalten, und sich hier der Hülfe der deutschen Fürsten versichert hatte, brach er im nächsten Frühjahr mit einem trefflich gerüsteten Heere in des Feindes Land selbst ein. Zuerst wurde St. Di zier erobert, dann ging der Zug gerade auf Paris; Epernay und Chateau Thierry waren schon gefallen, das Heer stand nur zwei Tagemärsche vor der Hauptstadt und die Einwohner flüch- teten, — da that König Franz Friedensvorschläge. Der Kaiser nahm sie an, denn er wollte schnelle Aussöhnung vnt diesem Feinde, weil die Angelegenheiten Deutschlands immer verwickelter geworden waren; und am 24. September

7. Abth. 2 - S. 50

1823 - Elberfeld : Büschler
50 Vl Ztr. Karl V. bis zumwestph. Fried. 1520 — 1648. ihres vollen Vertrauens zu rühmen gehabt, und ihre Ver- schlossenheit macht sehr viele ihrer Handlungen zu einem Räthsel für die Geschichte. So ist es nicht mit dem Le- den der er h ab en st en Helden der Menschheit; ihr Leben liegt wie ein großes, helles Gemählde vor unfern Augen ausgebreitct. An weitschauendem Verstände übersah Moritz seinen Vetter, den Churfürsten, sehr weit; seinem Scharfblick entging es nicht, daß dieser in dem Kampfe gegen die groß- artige Klugheit des Kaisers nicht bestehen werde, und nun faßte er den Gedanken, sich selbst zum Haupte des sächsi- schen Hauses zu machen. Er mag sich vor sich selbst da- mit entschuldigt haben, daß nur dieser Weg übrig sey, dasselbe zu retten; aber seine Gerechtigkeit und Wahrheit kamen dabei auf harte Proben. Zu dem schmalkaldischen Bunde gesellte er sich nicht; er wollte sich so lange an den Kaiser anschließen, bis er sein Ziel erreicht habe und es Zeit sey, seinen Weg auch von diesem unabhängig zu gehen. Als der Bund rüstete, rieth er da- von ab, und als man ihn zur Theilnahme aussorderte, verweigerte er sie und erklärte, daß er nur zum Schutze seiner Länder gerüstet seyn werde. Jn's Geheim war er aber schon mit dem Kaiser einverstanden; wie eng, und auf welche Bedingungen, ist nicht erwiesen; leider aber ist wahrscheinlich, daß die Aussicht auf das Churfürstenthum ihm schon als Lohn vorgehalten war. Welch innerer Kampf mußte daher in seiner Seele seyn, als ihm der Churfürst, bei dem Auszuge gegen den Kaiser, sein Land selbst anver- traute , um es ihm zu schützen und dereinst treu zurückzu- liefern! — Aber kein äußeres Zeichen that den inneren Kampf kund, — und die Klugheit besiegte die Wahrheit; um sich nicht zu verrathen, nahm er die Obhut des churfürstlichen Landes an. Der Kaiser gab sich alle Mühe, den bevorstehenden Krieg nicht als eigentlichen Religionskrieg gelten zu lassen. 2u einem Schreiben an die oberdeutschen, protestantischen Städte, Straßburg, Nürnberg, Augsburg und Ulm, wel- ches er noch von Regensburg aus erließ, versicherte er theuer: „Daß sich die Rüstung kaiserlicher Majestät keines-- wegcs erhebe, um Religion und Freiheit zu unterdrücken, sondern nur um einige widerspenstige Fürsten zum Gehor- sam zu bringen, welche unter dem Deckmantel der Religion andere Glieder des heiligen Reiches unter sich zu bringen trachteten, und Gericht und Ordnung so wie die kaiserliche Hoheit, nicht mehr achteten." Allein der gerade, freie Sinn der deutsche» Bürger fühlte wohl, daß ein Theil die-

8. Abth. 2 - S. 52

1823 - Elberfeld : Büschler
r 52 Vi. Ztr. Karl V. bis zum westph. Fried 1520 —1648. sondern auf die Vernichtung des Feindes ging. Er war schon gegen Türken und Franzosen zu Felde gezogen, und mit in der Schlacht bei Pavia, so wie bei dem Sturme auf Rom unter Bourbon gewesen. Zu chm gesellte sich auch der Haufen des Herzogs Ulrich von Würtemberg unter dem tapfernhans von Heydeck. Schärtlin faßte sogleich den Kriegsplan dahin ab, die sich bildende Kriegsmacht des Kaisers im Entstehen zu vernichten; denn Karl, der noch immer in Regensburg saß, hatte höchstens 8 bis 10,00.) Mann bei sich, und wartete der Hausen, die in Deutschland geworben wurden, und die aus Italien und den Nieder- landen heranzogen. Zuerst rückte Schärtlin gegen einen großen Werbeplatz des Kaisers in Schwaben, das Städt- chen Fuessen am Lech. Aber die Haufen zogen sich bei seiner Annäherung in Baiern hinab, und als er sie rasch verfolgen wollte, kam eben ein Bote von dem Rathe der Stadt Augsburg, deren besonderer Dicnstmann er war, mit dem Befehle, den friedlichen Boden des Herzogs von Baiern nicht zu betreten. Das bairische Haus hatte ge- droht, sich zu dem Kaiser zu schlagen wenn sein Gebiet verletzt werde; allein, wenn es völlig partheilos dastehen wollte, so hätte cs auch den Schaaren des Kaisers den Durchzug nicht gestatten dürfen. — Mit Beknmmerniß stand Schärtlin am Lech, ohne ihn überschreiten zu dürfen; denn er hatte noch Größeres im Sinne gehabt: wenn er die kai- serlichen Haufen rasch auseinander getrieben, wollte er auf Regensburg selbst ziehen. Die dort versammelte Kriegs, macht war noch so gering, daß der Kaiser wahrscheinlich die Flucht ergreifen mußte, und dann war Oberdeutschland für ihn verloren. — Schärtlin schrieb, „daß gewiß einst Hannibal nicht mit betrübterem Herzen von Italien abgezo- gen sey, als er zu dieser Stunde vom Baierlande." Aber schnell sich fassend beschloß er nun, die päpstlichen Haufen nicht nach Deutschland zu lagen. Nie war ein so wohlgerüstetes Heer in Italien aufgestellt worden; tapfere Schaaren, unter versuchten Hauptleuten, und von Eifer gegen die Protestanten erfüllt. Ihr Weg ging durch Tyrot; Schärtlin wollte ihnen denselben versperren, rückte in Eil- zügen gegen die Ehrenberger Klause und nahm die- sen wichtigen Paß durch Ueberrumpelung ein. Dann zog er gegen Inspruck und hätte sicher seinen Zweck erreicht, alle Passe zu besetzen, wenn nicht ein neuer Befehl von den Bun- deshäuptern angekommen wäre, Tyrol wieder zu räumen, weil der König Ferdinand, dem das Land gehörte, noch nicht den Krieg gegen den schmalkaldischen Bund erklärt habe. Gv zeigte sich gleich Anfangs die Halbheit und Zaghaftigkeit

9. Abth. 2 - S. 57

1823 - Elberfeld : Büschler
S7 Der schmalkaldische Krieg 1546 und 47. dar, als er die Stände seines Landes zusammenrief, um ihre Einwilligung zu diesem Unternehmenzu erhalten; denn ohne sie durfte er so wichtigen Handel nicht anfangen. Er bot alle Kunst der Rede auf, einen Schein des Rechtes auf sein Betragen und seine Wünsche zu werfen. Am mei- sten entschied aber der plötzliche Einfall von Ferdinands leichten ungarischen Reutern, die von Böhmen hereinbra- chen; vor diesen wilden Horden ging ein furchtbarer Schre- cken her, und es schien eine Wohltbat, Moritzens sächsischen Kriegern sich zu ergeben; bald war das Churfürstenthum, bis auf Wittenberg, Eisenach und Gotha, in des Herzogs Händen. — Aber die Stimme des Volkes in diesen Ländern verdammte sein Beginnen dennoch; es erschien ihnen als ein Verratb an dem evangelischen Glauben, und von den Kanzeln, so wie in Schriften, wurde dasselbe sehr hart gescholten. ^ N Jetzt kehrte auch der Churfürst voll bitteres Uumuthes zurück; es war im December 1546. Es gelang ihm, sein Land bald wieder zu erobern und von des Herzogs Lande auch einen Theil einzunehmcn, nachdem erden Markgrafen Albrecht von Brandenburg, der seinem Freunde Moritz vom Kaiser zu Hülfe geschickt war , inrochktz überfallen und ge- fangen genommen hatte. Don Böhmen aus konnte Moritz auch keine Hülfe erhalten, denn die böhmischen Stände weigerten sich, gegen ihre sächsischen Glaubensbrüder zu Felde zu ziehen, und der König Ferdinand fing selbst an um sein Land besorgt zu seyn, schon war es fast zum of- fenbaren Aufstande gediehen. So kam es dahin, daß der Herzog Moritz von seinem eigenen Lande nur noch die Städte Dresden, Pirna, Zwickau und Leipzig übrig hatte und seine einzige Hoffnung auf den Kaiser Karl setzen mußte. Der Aarfer straft die oberländifche Städte. — Karl war unterdeß beschäftigt, die protestantischen Städte in Süddeutschland zu unterwerfen. Es war kein leichtes Unternehmen, denn diese Städte waren nach der damali- gen Weise sehr fest und konnten lange widerstehen, und indeß konnten sich die Fürsten in Rorddeutschlayd zu dem > neuen Feldzuge rüsten. Allein es war, als wenn Muth und Besonnenheit aufeinmahlvon Allengewichen sey; wo- hin der Kaiser kam, unterwarfen sich ihm die Städte. Bop, singen, Nördlingen, Dünkelsbühl und Rothenburg öffneten ihm ohne Schwerdstreich ihre Thore; das mächtige Ulm sandte Boten, welche knieend, auf freiem Felde, in spa- nischer Sprache, (dieses wurde ihnen mit Recht von den Bundesgenossen sehr übel gedeutet), um Gnade flehte», und zahlte 100,000 Goldguldeu als Buße. Frankfurt zahlte

10. Abth. 2 - S. 63

1823 - Elberfeld : Büschler
Der schmalkaldische 'Krieg 1546 und 47. 63 durfte. Ja, er selbst begab sich in die Stadt und erwie- derte den Besuch der Ehurfürstin. Der Eindruck seines groß- ßen und starken, jetzt besänftigten, Gemüthes tilgte den Widerwillen, den man in diesen Landen gegen ihn ge- faßt hatte, zum guten Theite aus, so wie er selbst hinwie- derum ein günstigeres Urtheil über Norddeutschland gewann, als die eifrigen Gegner der neuen Lehre ihm mochten gege- den haben. „Es ist doch alles ganz anders im evangelischen Lande, und unter evangelischen Leuten, als ich mir gedacht habe,"> — äußerte er in diesen Tagen. Und als er hörte, daß bei seiner Anwesenheit der lutherische Gottesdienst ein- gestellt sey, rief er aus: „Wer richtet uns das an? Ist in unserm Namen hier der Dienst Gottes unterlassen, so ge- reicht uns dieses nicht zum Gefallen! Haben wir in den hochdeutschen Landen doch nichts gewandelt in der Religion, wie sollten wir es hier thun?" — Er besuchte auch die Schloßkirche und sah hier Luthers Grab. Einige Umstehen- de, man nennt den Herzog von Alba, — riethen ihm, „den Ketzer ausgraben und verbrennen zu lassen;" aber Karl erwiederte: „Laßt ihn ruhen, er wird seinen Richter schon gefunden haben; ich führe Krieg mit den Lebenden und nicht mit den Todten." Der innere Sinn des Kaisers war frei genug, um sich über der leidenschaftlichen Bewegung der Zeit zu halten. Wenn nur nicht die Rücksichten der Staatsklugheit oft die strenge Wahrheit, bei ihm verdunkelt hätten! Denn wie stimmte diese Schonung der protestantischen Parthei mit dem Bündnisse zusammen, welches er mit dem Papst ge- schlossen hatte? Der neue Churfürst Moritz bewies sich gleichfalls sehr freundlich gegen die Wittenberger: „Ihr seyd euerm Für- sten, meinem Letter, so treu gewesen, das will ich euch ewig in Gutem gedenken," — sprach er im Weggehen zu den Vorstehern der Stadr. 15. Der Kaiser und Philipp von Hessen. An dem Tage, da Kaiser Karl in Wittenberg einritt, wurde sein alter Nebenbuhler, König Franzvonfrank- r eich, in die Gruft getragen; das Glück schien ihm alle Hindernisse seiner großen Entwürfe auf einmahl aus dem Wege räumen zu wollen. Er zog nun von Wittenberg nach Halle, um mit dem zweiten Haupte des schmalkaldischen Bundes, dem Landgrafen von Hessen, zu unterhandeln, und dieser sah keine Rettung mehr für sich, als in der Gnade des nun übermächtigen Kaisers, die er durch seinen Schwie-
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