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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 22

1908 - Altenburg : Bonde
22 4. Lehrjahre sind keine Herrenjahre. 5. Erst besinns, dann beginns! 6. Arbeit, Mäßigkeit und Ruh schließt dem Arzt die Türe zu. 26. Der beste Schatz. Im Jahre 1816 scheiterte an der klippenvollen Küste von Schott- land in einem heftigen Sturme ein schwedisches Schiff. Das Volk stand in großen Scharen am Strande, hatte ein Herz zu helfen und war auch sonst der Kämpfe mit dem ungetreuen Elemente gewohnt; aber durch diese wilden Wogen wagte sich kein Lotse hindurch. So ward denn ein Stück des Schiffes nach dem anderen weggerissen, und ein Mann der Besatzung nach dem andern sank in die kalte Tiefe; die Wellen wurden ihre Grabhügel. Nur ein Jüngling hatte sich mit Stricken vom Tauwerk an ein Stück vom zerbrochenen Maste gebunden. Die Flut trieb eine Weile mit ihm ihr Spiel; endlich warf sie ihn zwar noch lebend, aber ohne Bewußtsein an das Land. Das Volk kam gleich herbei, ihm hilfreiche Hand zu leisten, ihn von seinem Wrack loszubinden und den glimmenden Funken des Lebens wieder zur hellen Flamme anzufachen. Da bemerkte man, daß er sich mit eineni Tuche ein Bündlein fest um den Leib gebunden hatte. Es tauchte die Frage auf: „Was mag er darin haben?" Einer meinte: „Es ist sein Geld," ein anderer: „Es ist seine Uhr," ein dritter: „Es sind die Schiffs- papiere." Und alle hatten unrecht und doch auch recht. Es war das Geld, welches dann noch gilt, wenn alles andere seinen Gehalt ver- loren hat. Es war die Uhr, welche allein richtig zeigt, was es in uns und in der Welt an der Zeit ist. Es waren die Schiffspapiere, welche angeben, was unser Herzensschiff laden soll, wer der Steuermann sein und welchen Weg es nehmen soll, wenn es glücklich an der Küste des einigen ewigen Festlandes anlangen will. Als man das Bündlein öffnete, war eine viel gebrauchte Bibel darin. Der Vater des Jünglings hatte auf das erste weiße Blatt das Gebet geschrieben, der Herr wolle diese Mitgift dazu dienen lassen, daß sein Sohn vom ewigen Verderben errettet werde. Auf dem letzten weißen Blatte stand von derselben Hand die Erinnerung, daß der Sohn dies teure Buch zu einem steten Ratgeber machen solle, und zugleich das Bekenntnis, daß der Vater sein Kind nicht habe aus dem Hause lassen können, ohne ihm dies beste Unterpfand seiner Liebe mitzugeben. Ahlfeld.

2. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 219

1908 - Altenburg : Bonde
219 153. Rh ein fahrt. 1. Wimpel grüßen, Böller krachen, lustig schwimmen wir im Rhein; tiefe Boote, leichte Nachen wollen uns Geleite sein. 2. Wohl, nun geht es rauschend weiter, lachend Bild, wohin wir sehn, die Gestade grün und heiter und dahinter Rebenhöhn. 3. Städte mit den alten Zinnen laden gastlich uns herzn; Burgen, die verlassen sinnen, ragen einsam tief in Ruh. 4. Überall in trauter Nähe winkt ein ander Bild herbei; eh ich alles übersehe, ist es wie ein Traum vorbei. 151. Sonntags am Rhein. 1. Des Sonntags in der Morgenstund wie wanderts sich so schön am Rhein, wenn rings in weiter Rund die Morgenglocken gehn! 2. Ein Schifflein zieht auf blauer Flut, da singts und jubelts drein; du Schifflein, gelt, das fährt sich gut in all die Lust hinein? 3. Vom Dorfe hallet Orgelton, es tönt ein frommes Lied, andächtig dort die Prozession aus der Kapelle zieht. 4. Und ernst in all die Herrlichkeit die Burg herniederschaut und spricht von alter, starker Zeit, die auf den Fels gebaut. Greif.

3. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 276

1908 - Altenburg : Bonde
oder j Makler einsam durch die engen Straßen wandeln. Er weiß, was er sucht und wo er es zu finden hat. Er hebt den Deckel der einen oder der anderen Kiste ab, nimmt eine Handvoll aus ihrer stillen Be- hausung, riecht daran, prüft die Farbe, läßt die Teeblätter durch die Finger gleiten, schreibt sich eine Bemerkung in sein Taschenbuch und geht weiter, um dieselben Versuche bei einer anderen Pwktie zu wiederholew In das Innere der übrigen Warenhäuser werfen wir nur hin und wieder einen schüchternen Blick; es gelüstet uns für heute nicht mehr, Wanderungen zwischen endlosen Reihen von Kisten und Ballen zu unternehmen; aber im Vorübergehen können wir uns doch nicht erwehren, unser Auge über die fabelhaften Vorräte von australischer Wolle, von Seide aller Länder, von Farbehölzern, Tierhörnern, Banm- wolle, Baumstämmen, Gewürzen aller Art, Häuten, Leder, Zucker, Kaffee u. s. w. streifen zu lassen. Es ist, als ob die Ernte aller Erd- striche unverkürzt nach diesen Lagerplätzen gebracht worden wäre. So groß sind die aufgehäuften Massen, und so viel geht von Zucker, und Kaffee, S-pezereiew und dergleichen beim Öffnen und Umpacken der Kisten und Fässer verloren, daß das Kehricht der London-Docks für eine nam- hafte Summe verpachtet wird und daß der Pächter desselben in wenigen Jahren ein reicher Mann geworden sein soll. So reiht sich ein Warenhaus ans andere, und vor denselben ächzen Hunderte von Kranen unter ihrer Last, und Tausende von Arbeitern: Zimmerleute, Faßbinder, Lastträger, Makler und Dockbeamte rennen auf und ab, aus und ein; und im großen Bassin dicht bis an die Um- randung aneinander gedrängt liegen die Schiffe, auf denen Matrosen und Lastträger mit Ameisentütigkeit beschäftigt sind, Waren ans Land oder an Bord zu bringen. In keinem andern Hafen der Welt treiben sich so viele verschiedenartige Nationalitäten umher. Neben dem Holländer ankert der Kauffahrer aus Brasilien, mit Kaffee und Farbehölzern voll- geladen ; der Däne bringt sein Hornvieh ans Land; belgische und französische Schiffe laden Glas, Leder, Eier, Obst und Gemüse aus; der Amerikaner wälzt seine Tabakfässer und Banmwollenballen ans Land; russische und deutsche Ostseefahrer haben ihre Getreideladungen bereits in die Magazine untergebracht und warten auf Rückfracht; englische Fahrzeuge aus Indien, Australienkanada mwd—vom Kap ziehen durch die geöffneten Schleusentore; und wer eben keine Arbeit hat, vergnügt sich in seiner Weise, kocht, ißt, trinkt, sitzt oder träumt auf Verdecken und in Mastkörben, fiickt am Segel- oder Tauwerk und denkt der fernen Heimat und summt sich das Lied vor, das er am liebsten hat. Nach Falk.

4. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 277

1908 - Altenburg : Bonde
277 187. Der Heringsfang an der Küste von Norwegen. Der Hering erscheint und verschwindet jährlich dreimal mit bewunderungswürdiger Regelmässigkeit an der Küste von Norwegen. Der Hauptfang geschieht im Februar, wenn der Hering an die Küste kommt, um zu laichen. Es ist dies die Frühlings- fischerei; sie liefert die grösste Menge und die fetteste, grösste Art des Fisches. Die Fischer begeben sich Ende Januar auf die Inseln hinaus, mieten Hütten und Plätze, tun sich in Ge- sellschaften zusammen, lassen sich die Fischplätze an weisen, wo sie ihre Netze auswerfen sollen, und treffen Verabredungen mit dem Empfänger ihrer Ware. Nun erwarten sie die Herings- schwärme , denen sie voller Ungeduld täglich bis ins Meer ent- gegenfahren , um den langersehnten silberhellen Schein zu ent- decken, welcher das Nahen der Beute anzeigt. Noch ehe jedoch die Stunde schlägt, verkünden riesige und fürchterliche Wächter den Heranzug des Tieres. Einzelne Wal- fische streichen an der Küste hin und werden mit lautem Jubel begriffst; denn der Walfisch ist der sichere Verkündiger des Herings. Es ist, als habe er den Auftrag erhalten, den Menschen die Botschaft zu bringen, sich zum Angriffe bereitzuhalten. Sein Schnauben in der ungeheuren Wasserwüste, seine Wasser- strahlen, die aus den Wogen steigen, sind seine Sprache: „Gebt acht! wir liefern sie euch, seid bereit und fertig!“ Hat der Walfisch seine Sendung vollbracht, so jagt er zurück zu seinen Gefährten und hilft ihnen, den geängstigten Hering rascher gegen die Küste zu treiben, wo sich dieser zwischen die Inseln und Klippen drängt und, um grimmigen Feinden draussen zu entkommen, anderen noch schrecklicheren in die Hände fällt. Denn hier erwarten ihn die Fischer mit den Netzen. Ist der Fang gut, so steckt in jeder Masche des Netzes auch ein Fisch. Seine Menge ist so ungeheuer, dass sie zuweilen eine Wand bildet, welche bis auf den Grund des Meeres hinabreicht und von deren Druck nach oben die Boote dann bedeutend im Wasser gehoben werden. Sobald die Fahrzeuge gefüllt sind, ziehen die Fischer nach Bergen, dem Hauptorte des Heringhandels. Dort nun eröffnet sich ein neues Schauspiel. Arbeiter karren die Heringe aus den Schiffen unter die weiten Durchgänge der Häuser. Hier sitzen, von Tonnen umringt, Scharen von Menschen, die mit dem

5. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 94

1908 - Altenburg : Bonde
94 damit, nur den Varus geschlagen zu haben, er eroberte und zerstörte auch alle römischen Festungen, die diesseit des Rheines lagen, und hörte nicht auf, bis er an den Ufern dieses Stromes stand. Weiter ging er nicht; er hatte nur den vaterländischen Boden von den fremden Unterjochern befreien wollen. Nicht an Eroberung dachten die Sieger; die teure Freiheit erkämpft zu haben, war ihnen genug. Stolz legten sie die Hände in den Schoß, als sie die Zwingburgen im Lande gebrochen, als an dem Rheine kein Römer mehr zu schauen war. Nach Kohlrausch. 83. Das Grab im Busento. 1. Nächtlich am Busento lispeln bei Cosenza dumpfe Lieder, aus den Wassern schallt es Antwort, und in Wirbeln klingt es wieder. 2. Und den Fluß hinauf, hinunter ziehn die Schatten tapfrer Goten, die den Manch beweinen, ihres Volkes besten Toten. 3. Allzufrüh und fern der Heimat mußten hier sie ihn begraben, während noch die Jugendlocken seine Schulter blond umgaben. 4. Und am Ufer des Busento reihten sie sich um die Wette; um die Strömung abzuleiten, gruben sie ein frisches Bette. 5. In der wogenleeren Höhlung wühlten sie empor die Erde, senkten tief hinein den Leichnam mit der Rüstung auf dem Pferde, 6. deckten dann mit Erde wieder ihn und seine stolze Habe, daß die hohen Stromgewächse wüchsen aus dem Heldengrabe. 7. Abgelenkt zum zweiten Male, ward der Fluß herbeigezogen; inüchtig in ihr altes Bette schäumten die Busentowogen. 8. Und es sang ein Chor von Männern: „Schlaf in deinen Heldenehren! Keines Römers schnöde Habsucht soll dir je das Grab versehren!" 9. Sangens, und die Lobgesänge tönten fort im Gotenheere; wälze sie, Bnsentowelle, wälze sie von Meer zu Meere! v. Platen. 84. Aus der Zeit der alten Thüringer. Während die meisten der germanischen Volksstämme in der grossen Völkerwanderung (375— 568) ihre Wohnsitze ver- liessen , bildete sich in der Mitte des heutigen Deutschland das mächtige Reich der Thüringer, dessen Gebiet von der Donau

6. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 226

1908 - Altenburg : Bonde
226 Tränke und den Menschen zur Bereitung ihres Tees, obwohl cs von dem salzigen Boden den widerlichsten Geschmack angenommen hat. Nicht einmal die Freude eines täglich reichen Fischfanges genießt der Bewohner der Hallig. Ein widriges, trübes Gelbgrau ist die gewöhn- liche Farbe der Gewässer um ihn her; und vor dem Aufenthalte in einer Meeresstrecke, die bei der Ebbe stundenweit ihren Schlammboden aufdeckt, hüten sich die Fische und überlassen gern dem Seehund und der häßlichen Roche das wenig einladende Gebiet. Doch glücklich die Hallig, wenn hiermit ihr Bild vollständig ge- zeichnet wäre. Aber es bleibt noch eine furchtbare Seite übrig. Zur Gewohnheit sind die Überschwemmungen geworden, die, alles flache Land überflutend, bis an die Werften hinaufsteigen und an die Mauern und Fenster der Hütten mit ihrem weißen Schaume anschlagen. Da blicken denn die Wohnungen aus der weiten Wasserfülle nur noch als Strohdächer hervor; man glaubt es kaum, daß sie menschliche Wesen bergen, daß Greise, Männer, Frauen und Kinder vielleicht ruhig um ihren Teetisch her sitzen und nicht einmal einen flüchtigen Blick auf den umdrängenden Ozean werfen. Manches fremde, aus seiner Bahn verschlagene Schiff segelte schon in solchen Zeiten bei nächtlicher Weile über eine Hallig weg, und die erstaunten Seeleute glaubten sich von Zauberei umgeben, wenn sie ans einmal neben sich ein freundliches Kerzenlicht durch die hellen Fenster einer Stube schimmern sahen, die, halb von den Wellen bedeckt, keinen andern Grund als die Wellen zu haben schien. Aber oft bricht auch zugleich mit der Flut ein Sturm auf das bange Eiland ein. Die Wasser steigen gegen 5 m über ihren gewöhnlichen Stand hinauf. Das Meer sendet immer von neuem seine volle, breite Gewalt gegen die einzelnen Werften, um sie aus seiner Bahn wegzuschieben. Der Erdhügel, der eine Zeitlang zitternd wider- stand, gibt nach; bei den unausgesetzten Angriffen bricht ein Stück nach dem andern ab und schießt hinunter. Die Pfosten des Hanfes, welche mit Vorsicht ebenso tief in die Werften eingesenkt wurden, wie sie darüber hervorstehen, werden entblößt; das Meer faßt sie, rüttelt sie. Der erschreckte Bewohner des Hauses rettet erst seine besten Schafe hinauf auf den Boden, dann flieht er selbst nach. Und es war hohe Zeit. Denn schon stürzen die Mauern, und nur noch einzelne Ständer halten den schwankenden Dachboden, die letzte Zuflucht. Mit furcht- barem Siegerübermut schalten nun die Wogen im untern Teile des Hauses; sie werfen Schränke, Kisten, Betten, Wiegen mit wildem Spiel durcheinander, schlagen sich immer freieren Durchgang und reißen endlich alles hinaus ans den weiten Tummelplatz ihrer Kraft. Immer wankender

7. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 236

1908 - Altenburg : Bonde
236 den Mündungen der Ströme den Augenblick der Flutböhe er- warten , ziehen landeinwärts und schwimmen mit gebauschten Segeln und vollem Wasser in die sicheren Tore des Fest- landes ein. Die Ebbe gewährt noch ein anziehenderes Bild als die Flut. Da liegt das arme Schiff gestrandet am Ufer und erweckt unser Mitleid. Da kriecht das arme Volk der Küstenstädte, die zerlumpten Kinder und die Muschelsammler und Krabben- fänger, hervor und schleicht an den Bollwerken der Häfen herum, an denen seine Ernte gereift ist, nämlich die Muschel, die das Meer hier säete und pflanzte. Mit der Flut ist nur der Deiche und Glückliche im Bunde, der seine stolzen Schiffe auf ebener Bahn entsendet. Die Ebbe enthüllt aber auch eine Menge Ge- heimnisse der Tiefe, welche die Flut mit Wasser überzieht. Da kommen die hübschen Muscheln und die Ungetüme des Meeres zu Tage, die sich bei Eintritt der Ebbe versäumten. Da sieht man die versandeten Wracks und Balken der ehemals gestrandeten Schiffe; da zeigen sich im Sonnenscheine die Korallen und Kräuter, die in der dunklen Tiefe des Meeres wachsen. Selbst in der Luft herrscht zur Zeit der Ebbe regeres Leben, denn die Vögel machen sich heran, um der Ebbe zu folgen. Auch sie finden ihre Tafel auf den Sandbänken reichlich gedeckt. Die Strandläufer, die Möwen, selbst die Schnepfen und Störche flattern oder wandeln am Strome oder auf dem entblöfsten Boden des Meeres, um auf das Seegewürm Jagd zu machen. Während der Flutzeit, die ihnen einen Teil ihrer Nahrung entzieht, sitzen sie dann ruhig am Lande, auf den Wiesen, hinter den Deichen, um der Verdauung zu pflegen. Kohl. 165* Ein Bauernhof im Mecklenburgischen. Ein Kreises, aus ungehobelfen Brettern zusammengeschlagenes Hof- tor hängt lose in zwei starken Pfählen. Mehrere Flügel von Eulen oder anderen Raubvögeln sind an den einen Pfahl angenagelt, weil dies heilsame Wirkung auf das ein- und ausfreibende Vieh äußern und die Hexen abhalten soll. Von dem Tore führt ein schlechtgepflasterter Steindamm in die große Haustür des Wohnhauses, welches ungefähr 24 Schritt davon liegt. Diese Tür ist von der Höhe und Weite, daß ein voller Kornwagen ungehindert hindurchfahren kann, und liegt an der Giebelseite. Tritt man an dieses Tag und Nacht offenstehende Haustor, so befindet man sich in einem hohen, weiten Raum ohne

8. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 254

1908 - Altenburg : Bonde
s — 254 — Sie spielt mit Blumen im Schoße und plätschert sorglos mit den braunen Füßen im Wasser. Langsam singt sie eine schwermütige, eintönige Weise; es ist ein wendisches Volkslied, wie sie es an den Winterabenden von den Frauen und Mädchen in der Spinnstube singen hörte. Helles Jubeln und kindliches Lachen tönt uns entgegen; eine Flotte von flachen Kähnen, breit und viereckig wie Fähren, schwimmt lustig auf uns zu. Wendenkinder sind die Fährleute, Wendenkinder die Fahr- gäste. Die Knaben sind auf das schmuckloseste bekleidet; ein leinenes Höschen, vielfach geflickt und doch zerrissen, ein gerade nicht sehr sauberes Hemd — weiter nichts. Die Mädchen nehmen sich schon schmucker aus; die weißen Hemdärmel stehen hübsch zu dem roten Kopftuche und dem bunten Röckchen. Einige tragen sogar ein weißes Häubchen mit Schleifen oben auf dem Kopfe und gefältelten Flügeln an der Seite. Die Schule ist aus; die Kinder gehen nicht, sie „schwimmen" nach Hanse. Weiter gleitet unser Kahn. Wir sind in dem größten wendischen Kirchdorfe Burk. Ein wunderliches Dorf! Fast jede einzelne Hütte steht auf einem besonderen Jnselchen, von herrlichen Bäumen über- schattet. Sind diese Jnselchen nur durch schmale Gräben voneinander getrennt, so ist zwischen ihnen eine Verbindung durch hohe, einfache Brücken bewirkt. An jedem Ufer ist nämlich ein hoher Baumstamm I in die Erde getrieben, auf beiden ruht ein Brett, und zwei schräg daran gelegte Stämme, mit Leisten benagelt, dienen als Treppe hinauf. Die Brücken sind so hoch, damit auch ein mit Heu beladener Kahn frei unten durchfahren kann. Im übrigen bedient man sich im Sommer der Kähne, um von einer Insel zur anderen zu kommen. Das ist ein immerwährendes Begegnen und Vorübergleiten dieser kleinen, abge- stumpften Fahrzeuge, die sich auf den engen Wasserstraßen mit der größten Leichtigkeit ausweichen. Sonntags fährt alt und jung in vollem Putze zu Kahn in die Kirche. An den langen, dunklen Herbstabenden tragen die Spreewäldlerinnen ihre altertümlichen Spinnräder mit den bunt bebänderten Kunkeln in die Fahrzeuge und schwimmen in die Spinnstube. Aus ihren kleinen runden Fenstern leuchtet dann des Lichts gesellge Flamme, und uralte Volkslieder klingen durch den stillen Abend. Zu Kahn werden auch die Früchte des Feldes und das Gras der Wiesen heimgebracht oder auf die Märkte der nahen Städte geschafft. Im Winter ändert sich das Bild. Sind die Gräben nur not- dürftig zugefroren, so binden sich Knaben und Mädchen ihre Eisen unter

9. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 14

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
14 Die deutschen Ströme. And der Schneeschmelze, worauf im trockenen Sommer oft vollständiges Austrocknen der kleinen Erzgebirgs- und Sudetenabflüsse und selbst in Elbe und Oder ein beklagenswert niederer Wasserstand eintritt, deu einzelne starke Gewitterregen nur zu rasch, aber auch zu kurz unterbrechen. Vergleicht mau die Nieder-, Mittel- und Hochwasserstände, so ergeben sich daher geringere Schwan- hingen bei den Alpenflüssen als bei denen des Mittel gebirges. Uud je kleiner der Fluß, desto größer ist der Unterschied zwischen Mittelstand und Hochwasserstaud. Er ist bei der Elfter fünfmal so groß als bei der Isar. Tie Anschwellungen unserer Mittelgebirgsflüsse sind durchaus größer und länger im Winter als im Sommer. Wo diesen Winterschwelleu sich die sommerliche Zufuhr aus d?n Firnfeldern und Gletschern der Alpen anreiht, wie beim Rhein, haben wir die günstigsten Wasserstaudsver Hältnisse. Daß der Rhein der verkehrsreichste Strom Europas ist, häugt auch damit zusammen. Die Wasser- stände der deutscheu Flüsse sind, seitdem Messungen vor liegen, sicherlich gesunken. An der Jller und am Inn sind sowohl die höchsten als die niedrigsten Wasserstände zurück- gegangen. Das hängt zum Teil auch mit deu Eiudäm mungen und Geradleguugen zusammen, die im Interesse der vou Überfchwemmuugsgefahr bedrohten Au- wohner und des Verkehrs bei uns iu so großartigem Maße durchgeführt worden find wie nirgends iu Europa. Der Rhein ist bis nach Maxau, dem Hafen von Karlsruhe, großen Dampfern zugänglich und wird bis Straßburg dem regelmäßigen Verkehr geöffnet werden. Bremen und Hamburg sind durch die Vertiefung der Unterwefer und der Unterelbe deu großen Ozeandampfern zugänglich gemacht, und anf der Oberweser und der Fulda dringt jetzt der Schiffsverkehr bis Kassel vor, auf der Oder wird ihm der Weg bis Kasel erschlossen, auf der Donau ist Ulm als Endpunkt ins Auge gefaßt. Frankfurt ist durch die Vertiefung des uutern Mains eiu großer Hafenplatz geworden, und die Kanalisierung des Mains

10. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 43

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Eine Donaureise. Durch das Tor von Theben tritt der Strom in die weite oberungarische Tiefebene. Hier ist eine seiner verwil- dertften Strecken, aber nach langem Zögern hat auch hier die menschliche Hand bändigend eingegriffen. Hier ist die Donau uicht mehr blau, sondern schmutzig graugelb. Der Ungar nennt daher seinen heimatlichen Strom die „blonde Donau". Blau aber ist der Himmel, eine unge- henre Wölbung, die auf keine 'Bergeshäupter sich stützt. In der unübersehbaren Weite flirrt ein Glanz, wie man ihn sonst nur iu den südlichen Himmelsstrichen antrifft. Tie Einsamkeit wird zeitweilig unterbrochen von flat- terndem Wasserwild oder in der Höhe kreisenden Weihen. Vom öden Ufer steigt eine graue Rauchsäule kerzengerade zum Himmel, einzelne Gestalten zeigen sich in der Blen- dung wie auf Goldgrund hingekleckst, in bläulichem Duft verschwinden die Fernen. Die weißen Fischer am Ufer statuenhaft unbeweglich, das graue Gebüsch neben den gewundenen Kanälen, — da und dort lange Reihen von Schiffmühlen, Remorqnenrs, Kähne und neuester Zeit die Tausende von Arbeitern mit ihren Werkzeugen und Maschinen, mittels welcher dem Strom ein tieferes Bett vorgezeichnet werden soll, — dazu das unruhige Lebeu im Schilf, wo die Sandläufer und Regenpfeifer sich tummeln und großblätterige Wasserpflanzen sich schaukeln: das alles ist außerordentlich malerisch. Alsdann sind wir in Budapest, der goldenen Gürtel-- schließe, welche die Donau des Westens mit der Donau des Ostens verbindet. Zwei Welten, grundverschieden in der Gestaltung der Landschaft, des Volkslebens und der Geschichte, finden am Ufersaume der magyarischeu Schwesterstädte ihre Verknüpfung. Er'gübe sich diese Tatsache nicht aus sich selbst, aus geographischen und ethnographischen Verhältnissen: die Ausschau voiu St. Gerhardsberg (Blocksberg) in Ofen müßte diesen Sach- verhalt mit einem Schlage vermitteln. . . . Unübersehbar weit dehnt sich nach Süden und Südosten die Ebene, ein anderes Meer, welchem wie dem blaueu Ozean der
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