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1. Griechisch-römische Altertumskunde - S. 144

1910 - Münster i.W. : Aschendorff
144 sammlungsplatz des Heeres, forum (bei Tacitus annai I, 61 u. 67 principia) mit der Rednerbhne, tribunal oder suggestus. Vor dem praetorium lag die ara. Von den Truppen lagen in der reten-tura die cohors praetoria und die oberen Offiziere, also das ganze Hauptquartier, und ausgewhlte Leute (electi) der Hilfsvlker. In der praetentura lagen die Legionen und die Bundesgenossen, von einander getrennt durch die via sagularis. Ursprnglich waren dem Walle zunchst die socii und auxiliares und in der Mitte der-selben die Legionssoldaten gelagert; spter aber wurden die oft recht unzuverlssigen aueritalischen Hilfsvlker von den Legionen einge-schlssen (die socii nominis Latini Hatten durch die lex Julia des Jahres 90 das rmische Brgerrecht bekommen und waren somit in die Legion eingereiht worden). Jedoch lagen die Soldaten nicht hart am Walle, sondern zwischen dem Walle und der ersten Ieltreihe, striga, war ein freier Raum, intervallum (ca. 40 m breit), der dem Tro zugewiesen war. Im Sommer lagerten die Soldaten unter Zelten, pelles, ten-toria oder tabernacula, im Winter in stroh- und rasengedeckten Baracken, casae. Das Lager war gesichert durch Schildwachen ober Posten, custo-diae; sie zerfielen in excubiae, Tageswachen, und vigiliae, Nachtwachen. Letztere dauerten von 6 Uhr abends bis 6 Uhr morgens und zerfielen in 4 gleiche Teile, vigilia prima etc. Zu diesem Posten kamen grere Wachtkommandos vor dem Lager, stationes (in statione esse). Fr die Nacht wurde eine Parole ausgegeben, tessera. Die Wachen wurden gestellt von den velites, die deshalb auch auerhalb des Lagers kampierten. Auer den Tageslagern kannte der Rmer noch Standlager, castra stativa, wobei castra aestiva und castra hiberna unterschieben wrben. Hygin allerbings versteht unter castra aestiva nur Marschlager und unter castra stativa Winterlager. Aber der Begriff verschob sich naturgem, als auch im Sommer die Heere lnger an einem Orte blieben. der die (Einrichtung der Stanblager finb wir erst durch die Aufbeckung der groen Stanblager in Neu, Haltern usw. unterrichtet, ba die alten militrischen Schriftsteller nur das Marschlager im Auge haben. Da aber auch bzl. der Marschlager die Nachrichten nicht bereinstimmen, erklrt sich baraus, ba die erhaltenen Aufzeichnungen Iahrhunberte auseinanberliegen (Polybios f 122 v. Chr., Hyginus unter Trajan f 117 n. Chr., Vegetius schrieb seine epitome rei mili-taris in 4 Bchern zwischen 384 und 395 n. Chr.). Auerhalb dieser Stanblager befanben sich die Verkaufspltze, fora, aus benen nicht selten spter Stbte entstauben. Im Interesse der Disziplin wrbe die Besatzung des Stanblagers mit militrischen bungen ober mit Wege- und Schanzarbeiten beschftigt.

2. Griechisch-römische Altertumskunde - S. 332

1910 - Münster i.W. : Aschendorff
au Volksversammlungen verwendet wurden, um dem regen Marktver-kehr keinen Eintrag zu tun. Da an den Markttagen viele Landleute in Rom zusammenstrmten, so wurden an ihnen die Gesetzesantrge bekannt gemacht (promulgiert), die Abstimmung der dieselben aber erst auf den drittnchsten Markttag oder einen Tag der folgenden Woche anberaumt (comitia in trinum nundinum - sc. tempus - indicta sunt). v , Der Tag wurde nach dem Zeiger der Sonnen- oder Wasseruhren ((boouyoov uhaxv, solarium = Sonnenuhr; xxe^Sga = Sand- oder Wasseruhr), die aber in Rom nicht sehr frh bekannt waren, in 12 Stunden von je nach der Jahreszeit bald lngerer bald krzerer Dauer, die Nacht - zunchst fr den Militrdienst - in 4 Wachen drei Stunden (vigiliae), in Griechenland in 3 4 Stunden (yvxaxai) geteilt. Im alltglichen Leben behalf man sich mit ungefhren Zeitbestimmungen: qqos (Morgen), gallicinurn (Zeit des Hahnenschreies), mane (frh), ortus solis, tiqco (in der Frhe, bis 10 Uhr), dyoqg nxvsofavs (10-12 Uhr vormittags), ad und ante meridiem, fieaw* qia = meridies (Mittag, 12-2 Uhr), fetty (Nachmittag von 2 bis Abenb), post meridiem, suprema (sc. lempestas diei, Sptnachmittag), eoneea vespera (Abenb), occasus solis, crepusculum (Abenbbmmerung), luminibus accensis, concubia nocte (zur Zeit des ersten tiefen Schlafes), intempesta ober multa nox (tiefe, spate Nacht), fiiai vxreg media nox (Mitternacht), de media nocte (die Zeit unmittelbar nach Mitternacht). Der von den Pontifices aufgestellte und seit 304 v. Chr. regelmig verffentlichte alenber (fasti, Kalendarium) enthielt die Tage des Jahres, georbnet: 1. nach politischen, nur fr die Magistrate mafegebenben Gesichtspunkten: a) in dies F.(asti), der Rechtspflege gewibmete Tage, b) in dies N.(efasti), an benen das ffentliche Leben gnzlich ruhte; 2. nach religisen Gesichtspunkten: a) in dies festi ober feriae, Festtage (mit den dies nefasti zusammenfallenb), bei benen man unterschbet: a) feriae stativae, b. h. festliegenbe Feiertage (wie die der Juno hl. Kalenb und die dem 3uppiter geweihten bus, die stehenben Spieltage usw.), ) feriae conceptivae, b. h. bewegliche Feste (wie befonbers die feriae Latinae, beren Monatstag angesagt wrbe), y) feriae imperativae, aufrerorbentliche, vom Magistrat, Pontifex ober Senat anberaumte Butage und Dankfeste (supplicationes, gratulationes); b) in dies profesti, Werktage. Das aberglubische Volk schieb ngstlich zwischen dies religiosi (atri, z. B. dies Alliensis = 18. Juli), die ihm als Ungluc&stage zur Vornahme gewisser Hanbiungen im Privatleben bedenklich erschienen,

3. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 78

1894 - Münster : Aschendorff
— 78 — brücfutigen ein dmbe machen würde. ©ie nannten den neuen Herrn nur „Nürnberger Tanb" und sagten hochmütig: „Wenn es auch ein ganzes Jahr Burggrafen regnet, wir lassen sie "boch nicht aufkommen." Als Friedrich aber 1412 in die Mark kam, zeigte er den stolzen Abeligen batb, daß er sich nicht mit einer Schattenherrschast begnügen wollte. Viele gewann er durch sein ritterliches, leutseliges Wesen. Wo er aber mit srieblichen Mitteln nicht zum Ziele kam, ba griff er zur Gewalt der Massen und zog gegen die Burgen feiner wiberfpenftigen Unterthanen. Gute Dienste leistete ihm babei eine für damalige Begriffe besonbers große Kanone, die, weil sie sich so schlecht bewegen ließ, vom Volke die „faule Grete" genannt würde. Viele Burgen würden zerstört, und die stolzen, hochmütigen Geschlechter der Quitzow, Brebow, Rochow, Putlitz, Alvensleben und wie sie alle hießen, mußten sich ihrem neuen Canbesherru unterwerfen. Nachdem Friedrich sein Ansehen in der Mark begrünbet hatte, begab er sich nach Konstanz, wo gerade bamals in Gegenwart des Staisei§ Sigismunb eine überaus glänzenbe Kirchenversammlung statt-faud. Hier war es, wo Friedrich am 30. April 1415 mit der Mais B i anbenbnrg belehnt würde unter gleichzeitiger Verleihung bei Kur- und Erzkämmererwürde des „heiligen römischen Reiches deutscher Nation." Allerbings war diese Belehnung ncch nicht b(bingungslos, benn der Kaiser behielt sich und seinen Rachkommen das Recht vor, gegen Zahlung von 400 Ooo ungarischen Golbgulben das Laub wieberzuerwerben. Am 18. April 1417 aber würde die Belehnung in feierlichster Weise auf dem Markte in Konstanz erneuert, und der Kaiser verzichtete babei auf jebes Recht des Rückkaufes. Seit dieser Zeit nannte sich der frühere Burggraf von Nürnberg Markgraf ttnb Kurfürst Friedrich I. Ms solcher regierte er über die Mark bis zum Jahre 1440. Währenb des größten Teiles seiner Regierungszeit war er aber nicht in seinem Laube. Er war nämlich vom Kaiser auch zum Reichsselb-heirn et nannt woiben und mußte als solcher verschiebene langwierige Kriege führen. Während seiner Abwesenheit führte feine Gemahlin Elisabeth, vom Volke „die schöne Else" genannt, die Regierung; sie verstaub es, durch iht milbes, srennbliches Wesen die Bewohner der Müik mit Siebe und Vertrauen zu dem neuen Herrschergeschlecht zu erfüllen.

4. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 14

1894 - Münster : Aschendorff
— 14 - baten; aber die Dänen vertrauten auf. den Schutz der anderen großen Staaten. Auch war ihr Land von starken Befestigungslinien durch* zogen, und sie hatten eine ziemlich starke Kriegsflotte, die den Preußen und Österreichern damals noch fast gänzlich fehlte. Als das preußisch-österreichische Heer heranrückte, zogen die Dänen sich gleich hinter das Da new ir k zurück. Dies war eine Reihe stark befestigter Schanzen, die mit zahlreichen schweren Geschützen besetzt waren. Es gelang den Österreichern und Preußen, nach einigen unbedeutenden Gefechten das Danewirk von zwei Seiten zu umgehen. Als die Dänen das bemerkten, gaben sie diese Verteidigungslinie ohne Kampf aus und zogen sich zum größten Teile hinter die Düppeler Schanzen zurück. Diese lagen an der Ostseite Schleswigs, der Insel Alfen gegenüber. Hinter diesen Schanzen hatte sich der größte Teil des dänischen Heeres gelagert. Mehrere Wochen lang wurde in der Ebene zwischen den Schanzen und dem Kriegslager der Preußen gekämpft. Die schweren Geschütze der Dänen donnerten unaufhörlich gegen die Lagerplätze der Preußen, vom Meere aus wurden sie unterstützt durch das beständige Feuer der dänischen Kriegsschiffe, besonders des Panzerschiffes „Rolf Krake"; aber ebenso ununterbrochen wurde ihr Feuer erwidert. Unterdessen arbeiteten die Preußen heimlich in der Nacht an dem Auswerfen von Laufgräben, um von diesen aus die Erstürmung der Schanzen ins Werk zu setzen. Nach langen, mühsamen Vorbereitungen wurde der 18. April als Tag für das gefahrvolle Unternehmen festgesetzt. In der Nacht bezogen die zum Sturme bestimmten Truppenteile ihre Stellungen in den Laufgräben. Die Nacht hindurch und den Morgen donnerten von beiden Seiten die Kanonen, wie gewöhnlich. Plötzlich mit dem Schlage 10 Uhr ver- stummten im ganzen Lager alle Geschütze. Zn derselben Zeit brachen überall die Truppen aus den Laufgräben hervor und stürmten gegen die Schanzen. Allen voran eilten die Pioniere, um die Schutzvorrichtungen der Feinde, Pallisaben, Spitzpfähle, Drahtzäune ltnb Wolfsgruben unfchäblich zu machen. Einen rühmlichen Helbenmut legte hierbei der Pionier Klinke an den Tag. Es galt, den Stürmenden einen Durchgang durch eine Pallisade zu verschaffen. Da trat der wackere Klinke vor und sagte: „Ich werde Lust schaffen, Herr Lieutenant! Besser einer, als zehn!" Damit warf er einen Pulversack unter die Pallisaden und stieß die Lunte hinein. Halbverbrannt slog der brave Pionier nach der einen, die Pallisaden nach der anderen Seite. Durch die entstandene Öffnung aber drangen die Stürmenden weiter vor. Den Pionieren folgten auf dem Fuße die übrigen Soldaten, die Offi« ziere überall voran; trotz des heftigen Kartätschenfeuers, trotz des mörderischen Gewehrfeuers der Dänen, das zahllose tapfere Krieger zu

5. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 150

1908 - Altenburg : Bonde
150 gefangen und nur gegen hohes Lösegeld freigegeben wurden. Der Handel der Städte lag ganz danieder, und das Volk war verarmt, zumal mehrere Mißernten verbunden mit Hungersnot, das Land heim- gesucht hatten. Am 14. Dezember 1289 hielt Kaiser Rudolf seinen feierlichen Einzug in Erfurt, von Rittern, Geistlichen und Bürgern freudig be- grüßt. Schon in den nächsten Tagen ließ er 29 Räuber, welche sich in der Umgegend von Ilmenau festgesetzt hatten, gefangen nehmen und vor den Toren von Erfurt enthaupten. Im März 1290 sandte er seine Ritter mit den Bürgern von Erfurt und thüringischem Volke aus, um die Burgen der Räuber und Landfriedensbrecher zu erobern. Nicht weniger als 66 derartige Raubnester wurden in kurzer Zeit zerstört, und noch heute zeugt manche Ruine auf Bergeshöhen von dem tat- kräftigen Handeln Kaiser Rudolfs. Dann richtete er den Landfrieden auf und verhängte die Acht über jeden, der diesen Frieden brechen würde. Fast ein Jahr hielt Rudolf in Erfurt Hof und versammelte hier die meisten geistlichen und weltlichen Fürsten um sich. So glanzvolle Tage hat die Stadt Jahrhunderte hindurch nicht wieder gesehen. Das Volk aber verehrte den Kaiser wegen seiner Gerechtigkeit und erzählte viele Geschichten von seinem leutseligen Wesen. Erst im November 1290 verließ er Erfurt. Nach O. Dobenecker. 113. Kaiser Rudolfs Ritt zum Grabe. 1. Auf der Burg zu Germersheim, stark am Geist, am Leibe schwach, sitzt der greise Kaiser Rudolf, spielend das gewohnte Schach. 2. Und er spricht: „Ihr guten Meister, Ärzte, sagt mir ohne Zagen: Wann aus dem zerbrochnen Leib wird der Geist zu Gott getragen?" 3. Und die Meister sprechen: „Herr, wohl noch heut erscheint die Stunde!" Freundlich lächelnd spricht der Greis: „Meister, Dank für diese Kunde!" — 4. „Auf nach Speyer! auf nach Speyer!" ruft er, als das Spiel geendet, „wo so mancher deutsche Held liegt begraben, sei's vollendet! 5. Blast die Hörner! Bringt das Roß, das mich oft zur Schlacht getragen!" Zaudernd stehn die Diener alst doch er ruft: „Folgt ohne Zagen!" 6. Und das Schlachtroß wird gebracht. „Nicht zum Kampf, zum ewgen Frieden," spricht er, „trage, treuer Freund, jetzt den Herrn, den lebensmüden!" 7. Weinend steht der Diener Schar, als der Greis auf hohem Rosse, rechts und links ein Kapellan, zieht, halb Leich, ans seinem Schlosse.

6. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 153

1908 - Altenburg : Bonde
Brand. Die Feinde benutzten die Verwirrung, machten einen Ausfall und schlugen die Belagerer gänzlich. Es war ganz erklärlich, daß außer dem Kaiser und dem Kur- fürsten von Sachsen, Friedrich dem Streitbaren, den Hussiten kein Mann so verhaßt war als Heinrich von Plauen. Nicht zufrieden mit der wiederholten Verwüstung seiner in Böhmen gelegenen Besitzung Königswart, beschlossen sie, Brand und Mord auch in sein Heimatland zu tragen. 70 000 Mann stark fielen sie 1430 in Sachsen ein. In mehreren Haufen durchzogen sie brennend und sengend das unglückliche Land. Nachdem sie Kolditz, Oschatz, Altenburg, Schmölln und Krim- mitschau in Asche gelegt hatten, drangen sie im Vogllande ein. Vor ihnen zog der bleiche Schrecken einher, hinter ihnen deckte Totenstille das Land. Dreifach war ihr furchtbares Werk, wenn sie in eine un- befestigte Stadt oder in ein Dorf kamen. Alles, was männlich war, vom zitternden Greise an bis zum stammelnden Knaben, wurde ge- tötet, Frauen aber und Mädchen also gemißhandelt, daß der Tod als Wohltat erschien. Dann wurde der Ort rein ausgeplündert und zuletzt an den vier Enden Feuer angelegt. Wie viele von den 1400 Dörfern, welche sie auf diesem Wege zerstörten, auf das Vogtland kamen, ist nicht genau anzugeben, aber Tatsache ist, daß damals in unserem Lande viele Dörfer von dem Erdboden völlig verschwunden sind und nur noch die Sage von der Stätte erzählt, auf der sie einst gestanden haben. Mehr als 100 blühende Städte ließen sie als Ruinen hinter sich zurück, im Vogtlande Reichenbach, Mylau, Auerbach, Hos, Ölsnitz und Plauen. Über letztere Stadt gedachten sie das volle Maß ihres Zornes auszuschütten. Hier hielt nämlich Herr Heinrich einen vor- nehmen Anführer der Hussiten, einen Herrn von Sternberg, den er vor einigen Jahren gefangen genommen hatte, in strenger Haft und gab ihn trotz des hohen Lösegeldes, das seine Glaubens- und Kampf- genossen für ihn geboten hatten, nicht frei. Plauen war für die da- malige Zeit eine sehr starke Festung. In der gewissen Hoffnung, hinter den breiten Wallgräben und hohen Mauern sicher zu sein, hatten sich die Einwohner der benachbarten Orte und der Adel der Umgegend mit ihren besten Schützen in die Stadt geflüchtet, für die Hussiten ein Grund mehr, das Äußerste an ihre Eroberung zu wagen. Die An- gegriffenen wußten, daß der Tod nicht das Schrecklichste war, was ihnen bevorstand; aber größer noch als der Akut der Verzweiflung war die Gier nach Beute und die Wut der Rache. Die Stadt wurde im Sturme genommen und ihre Verteidiger int entsetzlichen Gemetzel niedergemacht, so daß das Blut an die Wände sprang. Noch war

7. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 160

1908 - Altenburg : Bonde
160 Jetzt eilte Heinrich der Unglückliche selbst herbei, um seine Haupt- stadt zu schützen. Seine ehrwürdige Mutter brachte er zu größerer Sicherheit auf Schloß Osterstein. Auch Friedrich der Sanftmütige er- schien und lagerte sich mit seinen Truppen links der Elster von Debsch- witz bis zum Heersberg oberhalb Lusan; er wagte aber nicht, das weit stärkere Heer seines Bruders anzugreifen, auch schlugen alle feine Bemühungen, diesen von der Stadt abzuziehen, gänzlich fehl. — Am 15. Oktober gab Wilhelm den Befehl zum Sturm. Die Böhmen unter Georg Podiebrad und die Brandenburger unternahmen den ersten Anlauf, wurden jedoch mit blutigen Köpfen zurückgeworfen. Fast entsank ihnen der Mut; da versprach Georg Podiebrad seinen Scharen volle Freiheit zum Plündern. Noch waren die Verteidiger auf einen neuen Angriff nicht vorbereitet, als die wilden Horden, rasend vor Wut, abermals gegen die Mauern heranstürmten. In der Nähe des (alten) Schlosses wurden diese zuerst erstiegen, dann auch an anderen Orten; die Tore wurden gesprengt, und wie eine wilde Flut ergoß sich die blutdürstige Schar in die unglückliche Stadt. Ein heftiger Straßenkampf entbrannte, aber er endete nur mit der Gefangen- nahme des letzten Häufleins der Verteidiger. Und nun traf die Stadt ein Schicksal, wie es furchtbarer nicht gedacht werden kann. Weder Kind noch Greis, weder Mann noch Weib fand Erbarmen vor den entmenschten Siegern. Keine Feder vermag die Schreckensszenen zu schildern, von denen alle Häuser und Straßen erfüllt waren. Draußen aber auf der Höhe des Heersberges stand Kurfürst Friedrich der Sanftmütige und sah tatenlos dem ent- setzlichen Schauspiele zu. Wohl sandte er 800 Reiter unter Kunz von Kauffungen und Nikolaus Pflugk an die Stadt heran; aber was ver- mochte dieses Häuflein gegen den Schwarm der Feinde! Ihre An- führer wurden gefangen genommen, die übrigen ergriffen die Flucht. Die Stadt war rettungslos verloren. Schon standen das Schloß und mehrere Straßen in hellen Flammen. An 3000 Menschen hatten sich in die St. Johanniskirche geflüchtet und hofften, hier sicher zu sein. Wie bitter sahen sie sich getäuscht! Die rohen Horden fragten nichts nach der Heiligkeit des Ortes. Sie erbrachen die Tore, und bald hallte das Gotteshaus wider von tausendstimmigem Jammergeschrei. Die beklagenswerten Opfer tierischer Mordlust wurden ausgeplündert und hingeschlachtet oder von den Einporen, ja sogar vom Turme herab- gestürzt. Dann legte man Feuer an, und was etwa noch atmete in- mitten des Haufens zuckender Menschenleiber, das fand seinen -voö unter stürzenden Balken, Oualm und züngelnden Flammen. Einem

8. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 165

1908 - Altenburg : Bonde
165 in der Nacht nach Freiberg, wohin Kunz von Zwickau aus gebracht worden war, und man läutete alle Glocken. Da fragte Kunz, was das zu bedeuten habe, und als man ihm die Ursache vermeldete, rief er: „Das gilt mir mein Leben!" Am 15. Juli zog die ganze kurfürstliche Familie nach Ebersdorf, eine halbe Stunde von Chemnitz gelegen, wo damals eine Wallfahrt war, um Gott für die gnädige Beschützung und Erhaltung der jungen Herren zu danken. Am 16. Juli hielt sie in Altenburg ein großes Freudenfest, und man tat in allen Kirchen öffentliche Danksagung. 5. Wie Kunz bestraft und der Köhler belohnt wurde. Den 14. Juli um 4 Uhr nachmittags wurde Kunz zu Freiberg öffentlich enthauptet; ein gevierter breiter Stein bezeichnet noch jetzt die Stätte der Hinrichtung. Man erzählt, der Kurfürst habe ihn be- gnadigen wollen, aber der Bote fei zu spät gekommen. Hans Schwalbe wurde den 28. Juli zu Zwickau mit Zangen zerrissen und gevierteilt. Am 31. Juli wurde Dietrich von Kauffungen, Kunzens Bruder, vor Altenburg enthauptet, weil er nach geschehener Tat freventlich gesagt hatte: „Das Nest werden sie wohl finden, aber die Vögel sind aus- genommen." Dem Köhler Georg Schmidt gewährte der Kurfürst die Bitte, iu dem Walde, in welchem er Herzog Albrecht befreit hatte, sein Lebtag frei Kohlen brennen zu dürfen. Auch schenkte er ihm zum erblichen Besitze ein Freigut und verordnete, daß ihm und seinen Nachkommen jährlich etliche Malter Korn gegeben würden. Nach Albinus. 120. Die Erfindung der Buchdruckerkunst. Früher gab es nur geschriebene Bücher. Die Mönche vorzüglich beschäftigten sich mit dem Abschreiben, und es ist zum Erstaunen, wie weit sie es in der Schönschreibekunst gebracht hatten. Die großen An- fangsbuchstaben wurden sehr schön mit bunten Farben gemalt, auch wohl mit Gold ausgelegt, oft sogar mit niedlicheu Bildchen umgeben. Solche Abschriften kosteten viel Zeit und vielen Fleiß und waren des- halb auch sehr teuer. Eine einzige schöne Bibel kostete wohl 900 Mark. Darum konnten auch nur reiche Seilte Bücher haben. Der Buchdrnckerkunst ging die Formschneidekunst voraus. Es wurden nämlich in hölzerne Täfelchen allerlei Bilder, besonders von Heiligen, geschnitten, mit Farbe bestrichen und dann auf Pergament oder Papier abgedruckt. Bald schnitt man nicht nur einzelne Wörter dabei, sondern auch ganze Bibelstellen; zuletzt schnitt man sogar ganze

9. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 136

1908 - Altenburg : Bonde
136 laute die neun Tageszeiten der Kirche gemeldet und daneben das Horn oder die Trompete der Türmer. Die Sonnenuhr und vielleicht eine große Sanduhr am Rathause haben am Tage den Verlauf der Stunden gewiesen. Die Stadt hat ihren Markttag; am Rathause ist die rote Fahne ausgesteckt. Solange sie hängt, haben die fremden Verkäufer das Marktrecht. Zn allen Toren ziehen die Landleute der Umgegend herein, auch die Landbäcker und Metzger, welche an besonderen Plätzen seilhalten dürfen. Auf Ständen, Tischen und Krambuden sind die Waren ausgelegt. Aber das Wertvollste war damals in dunklen Stuben und Gewölben der großen Kaufherren, in eisernen Truhen und hinter festem Verschluß aufbewahrt. Nur der Goldschmied stellte kleine Becherlein und Ketten hinter die grünen Fensterranten der Werk- statt, vorsichtig und unter Aufsicht, damit nicht ein fremder Strolch hineinschlage und mit der Beute entlaufe. A« dem Stadttor wird jeder Wagen, der passieren will, von den Torhütern sorglich beschaut. Den Karren der Landlente folgen große Frachtwagen. Ihr Inhalt ist unter einer Leinwanddecke verborgen; es ist wertvolles Kanfmanns- gut, eine schwere Ladung; denn viele Pferde waren nötig, den Wagen fortzuschaffen; bewaffnete Reiter des nächsten Landesherrn haben ihn geleitet. So knarren die Wagen und handeln die Menschen, bis die Markt- sahne vom Rathause abgenommen wird oder ein Glöcklein den Markt ausläutet. Auf allen Straßen ziehen die Karren und Menschen znm Tore hinaus, iu der Stadt aber dauert die Bewegung fort. Am Abend freut sich der Bürger geschäftslos des Lebens in den Straßen und Gaffen. Straßen und Märkte füllen sich, Neuigkeiten werden aus- getauscht, an Türen und Fenstern werden Grüße und Scherzreden ge- wechselt. In den Straßen wird es finster, denn Beleuchtung gibt es noch nicht. Nur wenn vornehme Gäste im Orte lagen und in Nächten, wo Feindesgefahr drohte, befahl der Rat, daß jeder eine Laterne vor sein Hans hänge, eine Fackel oder ein Blech mit brennendem Kienholz. Die Vornehmen besuchen die geschlossenen Gesellschaften ihrer Geschlechter- ftnben. Der Handwerker sucht die Zechstube der Innung. In öffent- lichen Schenken herrscht ein buntes Leben und oft ein wüstes Treiben. Man warf einander die Krüge ins Gesicht, stieß Tisch und Bänke um und geriet einander in die Haare, bis der starke Wirt Frieden stiftete. Das lustige Leben der Schenke hört auf, sobald die Ratsglocke zum ersten Male läutet. Dann müssen alle Häuser geschlossen werden, und kein Wirt darf im Hanse schenken. Nach dem letzten Läuten soll

10. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 130

1908 - Altenburg : Bonde
Stadt, aber alle Mühsale waren vergessen. Namenlose Wonne ergriff sie; sie weinten vor Freude und küßten den Erdboden und wären gern gleich eingezogen. Aber die Stadt war befestigt und von 60000 Muhamedanern besetzt. Man schickte sich zum Sturme an, aber die Türken schlugen ihn ab. Wochenlang wurde die Stadt belagert. Brennender Durst quälte die Belagerer, da weit und breit die Brunnen verschüttet waren. Meilenweit mußte das Holz zu den Belagerungs- werkzeugen herbeigeschafft werden. Nach mühevoller Belagerung drangen die Kreuzfahrer endlich am 15. Juli 1099 unter dem Rufe: „Gott will es! Gott will es!" in die Stadt ein. Ein schreckliches Morden beginnt. Männer und Weiber, Greise und Kinder tötet erbarmungs- los das Schwert der Christen. Von Gasse zu Gaffe wälzt sich der Mord. Nur Gottffied hält sich fern von diesem Würgen; barfuß, ohne Helm und Panzer eilt er in die Kirche zum Heiligen Grabe, um dem Herrn für den errungenen Sieg zu danken. Nach dreien Tagen endlich endet Mord und Plünderung. Nun werden die Straßen ge- gereinigt; die Sieger waschen das Blut von ihren Händen, und in weiße Gewänder gehüllt, wandeln sie in feierlichem Zuge nach dem Heiligen Grabe. Gottfried wurde zum König von Jerusalem erwählt. Allein er weigerte sich beharrlich, da eine Königskrone zu tragen, wo sein Heiland eine Dornenkrone getragen hatte, und begnügte sich damit, Beschützer des Heiligen Grabes zu heißen. Er starb schon nach einem Jahre und ward in der Kirche des Heiligen Grabes zu Jerusalem begraben. Auf sein Grab schrieben die trauernden Kreuzfahrer die einfachen Worte: „Hier liegt Gottfried von Bouillon, welcher dies Land der Christenheit wiedergewonnen hat. Seine Seele ruhe in Christo. Amen!" Nach Verschiedenen. 104. Schwäbische Kunde. Als Kaiser Rotbart lobesam zum Heilgen Land gezogen kam, da mußt er mit dem frommen Heer durch ein Gebirge, wüst und leer. Daselbst erhub sich große Not: viel Steine gabs und wenig Brot, und mancher deutsche Reitersmann hat dort den Trunk sich abgetan; den Pferden wars so schwach im Magen, fast mußte der Reiter diemähre tragen. Nun war ein Herr aus Schwabenland, von hohem Wuchs und starker Hand; des Rößlein war so krank und schwach, er zog es nur am Zaume nach; er hätt es nimmer aufgegeben, und kostets ihm das eigne Leben. So blieb er bald ein gutes Stück hinter dem Heereszug zurück. — Da sprengten plötzlich in die Quer fünfzig türkische Reiter daher.
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