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1. Deutsche und brandenburgisch-preussische Geschichte vom Ausgang des Mittelalters bis zur Gegenwart - S. 47

1896 - : Buchh. des Waisenhauses
Iv. Vom ersten Thorner Frieden bis zur Säkularisation 1411 — 1525. 47 bedeutenden Lösegeldes für die Gefangenen von Tannenberg verpflichten. Um dieses Lösegeld aufzubringen und die Söldner zu befriedigen, sah sich Heinrich von Plauen genötigt, dem Lande eine Kopfsteuer aufzulegend Diese Maßregel erregte allgemeine Unzufriedenheit; doch wagten nur die Bürger von Danzig die Zahlung der Steuer zu verweigern. Die gesetzlose Willkür des Komturs von Danzig, des Bruders Heinrichs von Plauen, der die beiden Bürgermeister der Stadt, Konrad Letz kau und Arnold Hecht, nebst dem Ratmann Bartholomäus Groß im Gefängnisse ermorden ließ, drohte den Orden mit dem ganzen Lande zu verfeinden. Um die Gemüter zu versöhnen, berief Heinrich von Plauen Vertreter der Städte und des Landes zur Mitregierung in seinen Rat. Mit dieser Maßregel, die ihre eigenen Rechte zu beschränken schien, waren aber die Ordensritter um so unzufriedener, als Heinrich von Planen auch sie von ihrem Privatvermögen, das sie gegen die Ordensregel besaßen, besteuert hatte und die gelockerte Zucht im Orden wieder einzuschärfen versuchte. Die Erbitterung im Orden gegen Heinrich von Plauen ging so weit, daß sich eine förmliche Verschwörung gegen sein Leben bildete. Diese wurde zwar entdeckt, aber seine Gegner im Orden erhielten die Oberhand; als er den Zeitpunkt für günstig hielt, einen neuen Krieg mit Polen zu beginnen, fetzten sie ihn unter grundlosen Beschuldigungen ab. Er wurde Komtur der Engelsburg?) Aber auch dieser Würde wurde er auf die Anklage verräterischer Verbindungen mit Polen hin bald entsetzt und viele Jahre lang eingekerkert. Kaum wieder freigelassen, starb er im Jahre 1429 als Pfleger auf der Burg Lochstädt.2) 2. Michael Küchmeister; Paul üuit Rutzdorf. Ter Preußische Buud 1440. Plauens Nachfolger wurde sein Hauptgegner Michael Küchmeister. Er erfuhr es bald, wie wenig seine Politik der Nachgiebigkeit dazu geeignet war, den Frieden zu erhalten. Als er schließlich doch in einen Krieg mit Polen verwickelt wurde, zog er den kürzeren. Zuletzt legte er freiwillig sein Amt nieder. Sein Nachfolger, der schwache Paul von Rußdorf, 1422—1441, zeigte sich den Aufgaben seines schwierigen Amtes ebenfalls nicht gewachsen , zumal da das Land schon lange mit der Regierung des Ordens unzufrieden war. Vergebens erhob man beim Hochmeister Klage über die vielfachen Eigenmächtigkeiten der hochmütigen Ritter; ein unabhängiges Gericht war nicht zu erlangen. Auch der vom Hochmeister bewilligte Landesrat brachte keine Beruhigung der Gemüter. Als nun Paul von Rußdorf endlich die Gebietiger des Ordens nach der Marien-bnrg berief, um über die Beschwerden des Landes zu beraten, brach 1) Engelsburg liegt im nördlichen Kulmerland. 2) Lochstädt liegt am Frischen Haff zwischen Pillan und Fischhausen. 1440

2. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 87

1894 - Münster : Aschendorff
— 87 — Jahre vor seinem Tode nochmals, jetzt in friedlicher Absicht, nach Italien kam. Überall wurde er mit Freude und Jubel begrüßt, und sein Qsinzug in da§ wiederaufgebaute Mailand glich einem Triumphzuge. In Italien wie in Deutschland herrschte jetzt tiefer Friede. Nach den wilden Stürmen der Kriegsjahre verlebte der alte Kaiser frohe Tage der Ruhe inmitten seines ihm mit treuer Liebe zugethanen Volkes. Und doch sollte ihm der Tod auf heimatlichem Boden nicht Geschieden sein, sondern in fernem Lande wurde er von einem jähen Tode dahingerafft. Dies geschah während eines Kreuzzuges. Die Kreuzzuge wurden von den christlichen Völkern Europas unternommen, um das gelobte Land den Hauben der Ungläubigen zu entreißen. Auf dem ersten Kreuzzuge war die heilige Stadt Jerusalem im Jahre 1099 von den Kreuzfahrern erobert worden. Aber während der Regierungszeit Friedrich Barbarossas ging die Stadt wieder verloren. Bon neuem rüstete man sich in ganz Europa zum heiligen Kriege. Selbst der fast siebzigjährige Kaiser zog mit ans, außerdem die Könige von Frankreich und von England. Unter großen Entbehrungen und vielen heftigen Kämpfen zog das 5!reuzheer durch Kleinasien. Als man zum Flusse Saleph gekommen war, entstand beim Übergange über eine schmale Brücke eine Stockung. Trotz mehrfacher Warnung sprengte der Kaiser mit seinem Pferde in den Fluß. Er wurde aber von den reißenden Fluten fortgerissen und, obgleich man ihm schnell zu Hülfe kam, nur als Leiche wiederheransgebracht. Unbeschreiblich war das Jammern und Wehklagen der Kreuzfahrer, maßlos war die Trauer in Deutschland, als die Kunde von dem unglücklichen Ende des ruhmreichen Kaisers dorthin gelangte. Später aber, als Deutschland von seiner hohen Machtstellung herab-gesunken war, bildete sich die Sage, Kaiser Rotbart sei gar nicht gestorben, sondern habe sich im Schoße des Kysfhäusers zum Schlafe hingesetzt und erwarte den Tag, wo das deutsche Reich in alter Pracht und Herrlichkeit wiedererstehen werde. In sinniger Erinnerung an diese schöne Sage hat man wohl den Kaiser Wilhelm L, der den Traum Rotbarts von dem Wiedererstehen der alten Reichsherrlichkeit nach vielen Jahrhunderten als greiser Heldenkönig zur Wahrheit gemacht hat, den Kaiser Weißbart genannt.

3. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 105

1908 - Altenburg : Bonde
105 jährigen ruhmreichen Regierung. Merkwürdig, wie er gelebt hatte, wurde er auch begraben. Im vollen Kaiserschmucke, mit Krone und Schwert, ein goldenes Evangelienbuch auf den Knien, ein Stück des heiligen Kreuzes auf dem Haupte, die goldene Pilgertasche um die Hüfte, wurde er, sitzend auf einem goldenen Stuhle, in die Gruft der von ihm gestifteten Marienkirche zu Aachen hinabgelassen. Noch lange aber lebte der Name des großen Karl in den Sagen und Liedern des Volkes fort. Weiter. 90. Sage vom eisernen Karl. Kaiser Karl führte einst Krieg gegen die Langobarden in Italien, deren König Desiderius ihn beleidigt hatte. Mit einem wohlgerüsteten, stattlichen Heere überstieg er die beschneiten Alpen. Ein Spielmann, erzählt man, zeigte ihm den Weg über das Gebirge und erhielt dafür das Land zum Geschenk, soweit man rings im Umkreis das Blasen seines Hornes gehört hatte. Den Langobardenkönig aber befiel große Angst, als der gewaltige Held gegen seine Hauptstadt heranzog. Begleitet von einem vornehmen Franken, der vor Karls Ungnade zu ihm geflohen war, bestieg er seinen höchsten Turm und schaute weithin nach der Ankunft des Feindes. Als der Troß sich zeigte, fragte er: „Ist Karl in dem großen Heere?" — „Noch nicht," erwiderte der Franke. Darauf kam der fränkische Landsturm. „Hierunter befindet sich Karl aber gewiß," sagte der König. — „Noch nicht, noch nicht," lautete die Antwort. Dann erschienen neue Haufen. Und der erschreckte König rief wieder: „Das ist Karl selbst." Aber es hieß von neuem: „Noch immer nicht." Nächstdem erblickte man in langem Zuge die Bischöfe, Äbte und die ganze Geistlichkeit mit ihren Dienern. Des Königs Angst wuchs. „O laß uns niedersteigen," stammelte er, „und uns unter die Erde verbergen vor dem zornigen Antlitz eines so furchtbaren Feindes!" Der Franke aber sprach: „Wenn du eine Saat von Eisen in dem Felde aufstarren siehst, daun gewarte, daß Karl kommt." Kaum hatte er dies gesagt, als sich im Westen eine finstere Wolke zeigte, die den hellen Tag beschattete. Als sie sich näherte, sah man den eisernen Karl in einem Eisenhelm, in eisernen Schienen, eisernem Panzer um die breite Brust, eine eiserne Lanze hoch in der Linken und das mächtige, nie bezwungene Schwert in der Rechten; auch sein Schild war ganz aus Eisen, und selbst sein Streitroß schien von Eisen zu sein. Fast ebenso war auch sein ganzes Heer gerüstet. Die Straße, das ganze Feld war mit eisernen Männern bedeckt, und die Schwerter blitzten in der Sonne. „Siehe, da ist er, nach dem du so viel gefragt hast," rief der Franke.

4. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 106

1908 - Altenburg : Bonde
106 Wie hätte der Langobardenkönig einem solchen Feinde widerstehen können? Karl eroberte seine Hauptstadt, nahm ihn gefangen und schickte ihn als Mönch in ein Kloster. Das langobardische Reich aber vereinigte er mit dem fränkischen. Andrü. 91. Wie Kaiser Karl Schulvisitation hielt. 1. Als Kaiser Karl zur Schule kam und wollte visitieren, da prüft' er scharf das kleine Volk, ihr Schreiben, Buchstabieren, ihr Vaterunser, Einmaleins und was man lernte mehr; zum Schlüsse rief die Majestät die Schüler um sich her. 2. Gleich wie der Hirte schied er da die Böcke von den Schafen; zu seiner Rechten hieß er stehn die Fleißigen, die Braven. Da stand im groben Linnenkleid manch schlichtes Bürgerkind, manch Söhnlein eines armen Knechts von Kaisers Hofgesind. 3. Dann rief er mit gestrengem Blick die Faulen her, die Böcke, und wies sie mit erhobner Hand zur Linken in die Ecke. Da stand im pelzverbrämten Rock manch feiner Herrensohn, manch ungezogenes Mutterkind, manch junger Reichsbaron. 4. Da sprach nach rechts der Kaiseck mild: „Habt Dank, ihr frommen Knaben, ihr sollt an mir den gnädgen Herrn, den gütgen Vater haben; und ob ihr armer Leute Kind und Knechtessöhne seid, in meinem Reiche gilt der Mann und nicht des Mannes Kleid!" 5. Dann blitzck sein Blick zur Linken hin, wie Donner klang sein Tadel: .„Ihr Taugenichtse, bessert euch, ihr schändet euren Adel! Ihr feinen Püppchen, trotzet nicht auf euer Milchgesicht, ich frage nach des Manns Verdienst, nach seinem Namen nicht 6. Da sah man manches Kinderaug in frohem Glanze leuchten und manches still zu Boden sehn und manches still sich feuchten. Und als man aus der Schule kam, da wurde viel erzählt, wen heute Kaiser Karl gelobt, und wen er ausgeschmält. 7. Und wie's der große Kaiser hielt, so soll mans allzeit hakten im Schulhaus mit dem kleinen Volk, im Staate mit den Alten: Den Platz nach Kunst und nicht nach Gunst, den Stand nach dem Verstand, so steht es in der Schule wohl und gut im Vaierlaud. v. Gerok.

5. Für Oberklassen - S. 253

1893 - Altenburg : Bonde
253 Da schwenkten sie die Fähnlein bunt Und jauchzten: „Unsern Herrn! — Hoch lebe Kaiser Heinrich! — Hoch Des Sachsenvolkes Stern!" — Dies rufend, knie'n sie vor ihn hin Und huldigen ihm still Und rufen, als er staunend fragt: „'s ist deutschen Reiches Will'!" Da blickt Herr Heinrich tiefbewegt Hinauf zum Himmelszelt: „Du gabst mir einen guten Fang! Herr Gott, wie dir's gefällt!" — 220. Otto der Große. Sein Tod war ein Weltereignis. Überall fühlte man den Verlust des mächtigsten Fürsten, in nächster Nähe, wie in weitester Ferne. Wie tief trauerte Sachsen, das unter ihm zu früher nie geahnter Blüte gediehen war! Man sah es als eine besondere Fügung an, daß selbst die Erde diesem Könige neue Schütze gespendet hatte und da- mals in Sachsen das erste edle Metall in den Gruben zu Goslar gefunden wurde. Die Tage seiner Regierung hießen bald Sachsens goldene Tage, und die Alten wurden nicht müde, der Jugend die Herr- lichkeit ihres goldenen Zeitalters zu preisen. Weiter aber schlich durch alle Gaue des deutschen Landes die Trauerklage um den großen Kaiser. Wer hätte es nicht gewußt und bedacht, daß durch seine Mannheit und Klugheit allein das deutsche Volk zum ersten des Abendlandes erhöht war und die Geschicke der lateinischen Christenheit in seinen Händen trug; daß die lauge dar- niedergehaltene, aber auch un- gebrochene Kraft Deutschlands durch ihn erst sich wieder frei ge- macht und aufgerafft hatte! Hatte denn nicht die römische Kaiserkrone auf seinem Haupte gestrahlt und er auf demselben Throne gesessen, den einst der mächtige Frankeukönig unvergeßlichen Andenkens, Karl der Große, eingenommen hatte? Rom bebte vor ihm, und die Päpste waren die Diener seines Willens; selbst das starre Byzanz hatte zuletzt doch seiner Forderung weichen müssen. Otto der Große, geb. 912. Deutscher Kaiser von 936—973.

6. Für Oberklassen - S. 263

1893 - Altenburg : Bonde
263 den Tag mit Gebet zu beginnen. Vor allem aber meinte er, ein Kaiser habe sein Amt von Gottes Gnaden; es sei ihm aufgetragen, Recht und Gerechtigkeit zu handhaben. Wer den Bösen schone, thue dem Guten Schaden, und unzeitige Milde sei eine Brandfackel in der Hand des Frevlers. Darum galt., vor ihm kein Ansehen der Person, und wo er auftrat, da bebten die Übelthäter. 3. Zu seiner Zeit gab es in Deutschland Hader und Zwiespalt genug. Die Fürsten stritten unter einander und verlangten vom Kaiser, er solle regieren, wie es ihnen genehm war. Da beschloß Friedrich, das Kaiser- tum wieder reich zu machen an Macht und Ehren, wie es zu Karls des Großen Zeit gewesen war. Die Raubritter am Rhein ließ er seinen Arm fühlen. Sechs- undsechzig ihrer Burgen legte er in Trümmer und schaffte im deutschen Reiche Ruhe und Sicher- heit. Unbestritten war er das Saupt der ganzen Christenheit. esandte aus allen Ländern Euro- pas huldigten ihm im Namen ihrer Fürsten. Stolz auf ihre Macht, trotzten die lombardischen Städte, namentlich Mailand, hinter ihren festen Mauern. Aber Friedrich ließ sie dafür schwer büßen und legte Mailand in Asche. 4. Nie war der deutsche Name mehr geachtet und gefürchtet, als damals; nie sahen die deutschen Gauen glänzendere Reichstage, als zu den Zeiten Barbarossas. Als 70 jähriger Greis machte sich Friedrich auf, um den Ungläubigen Jerusalem wieder zu entreißen. Auf dem Wege dahin rief ihn Gott ab. Als er mit feinem Friedrich Barbarossa 1152—1190. Heere an den Fluß Saleph in Cilicien gekommen war, warf er sich in ungeduldiger Hast mit seinem Rosse in den Strom, um das jenseitige Ufer zu erreichen. Das Wasser war aber kalt und hatte einen raschen Fall; der Strudel erfaßte den Kaiser, seine Kräfte verließen ihn, und es war um ihn geschehen, ehe ihm die Seinen zu Hilfe kommen konnten. In tiefer Trauer bestattete man die Gebeine Friedrichs zu Antiochia; sein Herz aber wurde zu Tarsen, in der Stadt des Apostels Paulus, beigesetzt. Eine schmerzliche Klage ertönte, als die Trauerkunde nach Europa kam. Das deutsche Volk hat das Andenken Friedrichs im Herzen bewahrt bis aus diesen Tag.

7. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 395

1854 - Münster : Aschendorff
395 Pius mit Nein antwortete, und Radet erklärte, er habe in diesem Falle Befehl, ihn von Rom wegzuführen, nahm Pius sein Brevier, und reichte dem Cardinal Pacca sei- nen Arm./ In einem verschlossenen Wagen ward er schnell abgeführt, Radet nahm den Kutschersitz ein, Gensd’armen ritten um den Wagen. Man brachte ihn nach Grenoble, Valence, Nizza, und überall lagen Men- schen am Wege, welche um seinen Segen baten. Zu Nizza waren ihrer iöouo versammelt. Die Schnellig- keit der Reise und die Sommerhitze machten den ehr- würdigen Greis in dem verschlossenen Wagen bald krank, so dass man ihm auf dem Cenis 2, zu Grenoble 11 Ru- hetage vergönnen musste. Den 9. August 1809 brachte man ihn nach Savona, einer Seestadt im ehemaligen Ge- biete von Genua. Hier fand er einen Hofstaat für sich angeordnet, er weigerte sich aber, von demselben Ge- brauch zu machen, und versagte jetzt allen von Napo- leon ernannten Bischöfen die Bestätigung, weil Napoleon das frühere Concordat selbst gebrochen hatte. Nun än- derte Napoleon den Ton; der Hofstaat verschwand, der Papst wurde in ein Zimmer gesperrt, musste seine Ge- betbücher und Schreibmaterialien abgeben, und bekam täglich 5 Paoli (etwa "0 Sgr.} zum Unterhalte, so dass er Almosen von den Bürgern Savona’s nehmen musste. Zwar wurde nach zwei Wochen dieser karge Unterhalt verbessert, aber seine Gefangenschaft blieb 3 Jahre hin- durch gleich strenge; er durfte gar keinen Brief schrei- den oder empfangen, noch weniger einen Besuch anneh- men. Der grosse Kaiser selbst schrieb ihm einmal einen höhnischen Brief; aber ganz Europa bewunderte den Mann, der, wehrlos, sich kühn dem Despoten wider- setzte, vor welchem die mächtigsten Monarchen in den Staub sanken. Es war am 23. Januar 1814, als Napoleon dem Papste die Freiheit zurück gab. Und kaum 3 Monate später musste der Verfolger der Kirche, nachdem der Herr über ihn Gericht gehalten und die Verbündeten sieg- reich in Paris eingezogen waren, in demselben Schlosse Fontainebleau, wo er den Papst so hart gehalten und sich sogar vermessen hatte, ihm zu erklären, er habe aufgehört, das Oberhaupt der Kirche zu sein, seine eigne Thronentsagung unterzeichnen. Der Papst hielt, begleitet von englischen und öster- reichischen Ehrenwachen, am 24. Mai seinen feierlichen Einzug in Rom; der Kirchenstaat wurde wieder herge- stellt. Napoleon dagegen ward nach Elba in die Ver-

8. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 340

1854 - Münster : Aschendorff
340 es, daß — als er am Weihnachtstage in der Peterskirche, an- gethan mit einem langen Purpurmantel, mit allem Volke die Geburt des Heilandes feierte und andächtig in seinem Betstuhl kniete — der Papst Leo Hl. auf einmal zu ihm trat, ihm eine mächtige Krone auf das Haupt setzte und ihn unter dem Ju- belrufe des Volkes zum römischen Kaiser krönte. Von jener Zeit an führten seine Nachfolger in Deutschland diesen Titel. Eine feste Residenz hatte Karl nicht; er wohnte da, wo seine Gegenwart am nöthigsten war; am liebsten aber hielt er sich zu Aachen auf, wo er auch begraben ist. Er starb am I 28. Januar 814 in einem Alter von 72 Jahren. Sein Leich- nam wurde in einer Gruft tm Dome zu Aachen, aufrecht auf vergoldetem Stuhle sitzend, im vollen kaiserlichen Ornat, mit einem Evangclienbuch auf dem Schooße und einer goldenen Pilgertasche um die Hüfte, bestattet und in dieser Stellung 1165 gefunden. Da erst legte man ihn in ein prächtiges Grab- mal, die Kleinodien jedoch: Schwert, Krone, Reichsapfel und Panzer hielt man zurück, um sie fortan bei jeder Krönung eines römisch-deutschen Kaisers zu gebrauchen. Nach dem Tode Karls wurde das große fränkische Reich getheilt in: Frankreich, Italien und Deutschland. Mit der deutschen Königswürde blieb aber die römische Kaiser würde verbunden, bis im Jahre 1806 Kaiser Franz Ii. von Oesterreich sie wieder ablegte. 8. Da- ist Kaiser Karl der Große. Das ist Kaiser Karl der Große, der da herrscht gewaltiglich, Welchem nie vor ihm ein Kaiser, welchem nach ihm keiner glich, Löwenmark in den Gebeinen, Adlersinn im hohen Haupt, Und ein Kinderherz im Busen, welches an das Heil'ge glaubt. Das ist Kaiser Karl der Große, der das Heidenthum zerbrach, Der den Sachsen, eine Sonne, brachte Licht und hellen Tag, Der die Jrmensäule stürzte, der die Ehresburg bezwang. Dessen nie gebeugtem Willen auch das schwerste Werk gelang. Das ist Kaiser Karl der Große: Mailands König sank vor ihm, Gegen Abdcrrhaman flog er mit dem Muth der Cherubim; An der Seite stand ihm Noland, einem Niesenlöwcn gleich. Und es stürzten die Moscheen und das Sarazenenreich. Das ist Kaiser Karl der Große, der den Thassilo im Flug, Der Avaren und Lombarden, Araber und Sachsen schlug; Der die alten faulen Stämme mit den Wurzeln riß heraus. Daß die neuen Bäume wüchsen nach dem Himmel frei hinaus. Das ist Kaiser Karl der Große, wunderherrlich anzuschau'n. Der zerstörte, um zu schaffen, niederwarf, um aufzubau'n. Der das Schwert des Krieges führte, nur den Frieden in dem Blick, Der nach Beute nicht, nach Bildung strebte nur und Völkerglück-

9. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 341

1854 - Münster : Aschendorff
341 Das ist Kaiser Karl der Große, voll von hoher Andacht Strom, Der den Dom zu Aachen baute, selbst ein majestat'scher Dom. Selbst ein Thurm und eine Ceder, die im Boden wurzelnd lebt Und nach Sonne, Mond und Sternen ihren Riesenwipfel hebt. Das ist Kaiser Karl der Große, der wie Glas zerstört den Feind, Der's so herzlich mit dem Freunde und mit allen Guten meint, : Der im Krieg dem Sturm, im Frieden Maienlüftchen gleichen kann. Aller Nationen Vater und ein echter deutscher Mann! j 9. Der heilige Ludgerus. Der heil. Ludgerus wurde im Jahre 744 zu Dockum in Ostfrieslaud von christlichen und vornehmen Eltern geboren. Sein Vater hieß Thiatgrin, seine Mutter Liafburga. Die Eltern nährten die Vorliebe ihres Sohnes für die Wis- senschaften. In seinem 14. Lebensjahre übergaben sie ihn der Leitung des h. Gregorius zu Uetrecht in Holland, wel- cher einer der größten Gelehrten seiner Zeit war. Als er 22 Jahr alt war, ging er nach England, wo er zum Diako- nus geweihet wurde, und mehrere Jahre den Unterricht des gelehrten Alkuin genoß. Dieser Mann war seiner Wissen- schaften wegen so berühmt, daß Carl der Große ihn nach- her an seinen Hof rief, ihn als seinen vertrauten Freund be- handelte, und ihm die Leitung aller Schulen in seinem Reiche übertrug. Der heil. Ludgerus kehrte nach Deutschland zurück, als Carl den Sachsenkrieg begann. Nun übernahm er das Apo- stelamt. Sieben Jahre predigte er in Holland und Westfriesland; mit dem Kreuze in der Hand zog er unter den Heiden um- her, und riß mit eigenen Händen Götzentempel nieder. Die Bewohner staunten, wurden fortgerissen von seinem Feuer- eifer und nahmen zahlreich den Glauben an. Während die- ser Zeit wurde er im Jahre 777 zum Priester geweihet, bald nachher aber in seinem heiligen Werke gestört. Der Sachsenher- zog Wittekind vertrieb ihn nämlich aus Friesland, und ver- folgte die Christen. Der h. Ludgerus ging jetzt nach Italien, lebte zwei und ein halbes Jahr in einem Kloster, und sam- melte durch Gebet und Betrachtung sich Kraft zu neuen Ar- beiten und Leiden. Carl der Große rief ihn auf Alkuins Rath aus Italien zurück, und schickte ihn wieder nach Friesland,

10. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 369

1854 - Münster : Aschendorff
369 Als hätt' er nur bisher ge- spickt. Verdoppelt er der Streiche Macht. Und drängt, und läßt nicht nach zu stürmen. Bis er den Gegner so betäubt. Daß dem, unfähig sich zu schir- men. Nichts als Ergebung übrig bleibt. Er senkt das Schwert, steht um sein Leben, Und will, nach des Vertrages Kraft, Sich nach des Kaisers Hofbegebcn, Gewärtig ritterlicher Haft. Da reicht, zur Milde schnell gewendet. Ihm Max die kaiserliche Hand, Und glorreich ist der Kampf geen- det. Den er für Deutschlands Wohl bestand. Jetzt schmettern jubelnd die Tvvm- peten. Und Alles preist des Herrschers That, Der, seines Volkes Ruhm zu retten. Als Kämpfer in die Schranken trat. 21. Die Kirchenspaltung im sechszehnten Jahrhundert. Unter der Negierung des Papstes Leo X. ward an der überaus merkwürdigen Peterskirche in Rom gebaut. Freudig gab er seine Einkünfte und sein großes Privatvermögen zur Förderung dieses Prachtbaues hüt. Beides indessen reichte nicht aus; der herrliche Tempel schien noch manches Jahr unvol- lendet bleiben zu müssen. Da schrieb Leo um 1517 einen Ablaß aus. Vorzüglich wollte er dadurch die Gläubigen in drangvoller Zeit zur Tugendübung ermuntern und ihnen neue Gelegenheit zur Vervollkommnung bieten, zugleich aber auch für die Mittel sorgen, bald dem Herrn ein Haus vollenden zu können, welches zu dessen Verherrlichung im Hauptorte der Christenheit einzig in seiner Art dastehen sollte. Die Kirche schreibt, wie bekannt, zur Gewinnung eines Ablasses bestimmte Verpflichtungen vor, als: den würdigen Empfang des heili- gen Buß-und Altar-Sakraments, Gebete, Werke der Ab- tödtung und der christlichen Barmherzigkeit. So war's von jeher, so besteht es noch. Deshalb bestimmte der Papst bei Ausschreibung dieses Ablasses, daß die daran sich Betheiligen- den, als ein Almosen, freiwillige Beiträge zur Vollerwung der Peterskirche geben möchten. An verschiedene Bischöfe der ganzen Christenheit erging die Aufforderung, den Ablaß zu verkündigen und die Gaben zu sammeln. In Deutschland traf 24
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