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1. Das Mittelalter - S. 76

1893 - Leipzig : Dürr
— 76 — Heinrich war entflohen, kehrte aber zurück und ergab sich aus Gnade und Ungnade. Der König ließ ihn nach Ingelheim bringen. Als Otto am Weihnachtsmorgen des Jahres 941 mit den Seinen den Dom zu Frankfurt betrat, nahte sich ihm sein Bruder Heinrich im Büßergewand und fiel ihm zu Füßen. Otto zögerte, ihn aufzuheben, aber auf Bitten der Mutter verzieh er noch einmal dem Sünder und schloß ihn in die Arine. Er hat es nie zu bereuen gehabt, Heinrich blieb ihm lebenslang treu. Otto erkannte die Ausrichtigkeit seiner Gesinnung bald und übertrug ihm die Verwaltung des erledigten Herzogtums Bayern, mit Lothringen belehnte er den fränkischen Grafen Konrad den Roten, den gewaltigsten Krieger seiner Zeit, und um ihn noch fester an sich zu fesseln, gab er ihm seine Tochter zur Gemahlin. In Schwaben, das ebenfalls frei geworden war, setzte er seinen Sohn Ludolf als Herzog ein, und zum Erzkanzler des Reichs machte er seinen gelehrten, weisen und ihm treu ergebenen Bruder Brun, den Erzbischof von Köln. So schien aus Leid und Verwirrung Vertrauen und Sicherheit hervorzugehen. Während der inneren Unruhen regten sich die Reichsfeinde an der Nord- und Ostgrenze von neuem. Die Ungarn versuchten wiederholt in Deutschland einzufallen, wurden aber sowohl aus Sachsen und Franken, als auch aus Süddeutschland blutig zurückgeworfen. Der Dänenkönig Harald Blauzahn bemächtigte sich der Mark Schleswig, und die Slaven schickten sich allerwärts an, das deutsche Joch abzuschütteln. Gegen die letzteren hatte Otto zwei gewaltige und treue Kriegsmänner als Grenzfeldherrn und Grenzwächter: den Sachsen Hermann Billung an der Nord- und Ostsee, von der Elbmnnduug bis zur Peene, und den Markgrafen Gero im Osten zwischen Elbe und Oder. Gras Gero, ein Mann, der nicht durch Geburt auf einen hohen Rang Anspruch machen konnte, aber von Otto mit richtigem Blicke ausgewählt worden war, ist recht eigentlich der Begründer der östlichen Marken. Die Länder Brandenburg, die Lausitz und Meißen bildeten das weite Gebiet seines Wirkens, Kämpseus und Herrschend Unaufhörlicher Krieg war die Losung seines Lebens und die Forderung, die er an seine Mannen stellen mußte. So schwer lastete der Grenzdienst aus jedem einzelnen, daß selbst die erprobtesten Kriegsmänner zuweilen widerwillig wurden. Darum mußte auch der Markgraf ein harter Mann sein, und hart war Graf Gero in hohem Grade. Einst erfuhr er, daß die slavischen Fürsten ihn zu einer Zusammenkunft verlocken und ermorden wollten. Da lud er dreißig dieser Häuptlinge zu einem Gastmahl und ließ sie alle erschlagen bis ans einen, der entfloh. Solch' grausame Rache reizte die Slaven zu einem Verzweiflungskampfe, der kein Ende nehmen

2. Das Mittelalter - S. 4

1893 - Leipzig : Dürr
— 4 — germanischen Gottheiten mit römischen Götternamen (z. B. Merkur), und die christlichen Priester suchten mit allem Eifer die heidnischen Vorstellungen auszurotten. Als den höchsten Gott verehrten die alten Deutschen Wodan (nordisch Odin), den Gott des Himmels. Sie stellten sich ihn vor als einen großen Mann in einem gefleckten Mantel, den Hut tief in die Stirn gedrückt, unter der sein einziges Auge (das Sonnenauge) hervorleuchtete. Raben, die ihm heiligen Vögel, flüsterten ihm zu, was auf der Erde vorging. Er erscheint auch als Sturmgott, in wilder Jagd an der Spitze der abgeschiedenen Seelen über Wälder und Abgründe hineilend. Als Schlachtenlenker verleiht er Sieg, giebt seinen Lieblingen unwiderstehliche Waffen und bestimmt (kürt) diejenigen, welche fallen sollen. Aber auch Segenspender ist er und erfüllt als solcher die höchsten Wünsche der Sterblichen. Seine Gemahlin ist Frigg, die Himmelskönigin, welche den Fluren gedeihlichen Regen sendet und die Familien behütet. Hohes Ansehen genoß ferner Thor, der Donnergott, welchem zu Ehren wohl auch ein Tag der Woche Donnerstag benannt worden ist. Auf einem mit Böcken bespannten Wagen fährt er, so sagte man, durch die Luft und schwingt seinen gewaltigen Hammer, der immer wieder in seine Hand zurückkehrt. Oft kämpft er gegen die Riesen, die, ihrer Kraft vertrauend, der Götter spotten, oder gegen Drachen, die das Land verwüsten. Vor der Schlacht sang man ihm zu Ehren Lieder und rief ihn als den siegverleihenden Gott um seinen Beistand an. Da aber das Gewitter auch Segen und Fruchtbarkeit über die Erde verbreitet, so verehrte man ihn ferner als den Belebenden, den Gott des Frühlings und der Fruchtbarkeit des Ackers. Und weil der Blitz das wohlthätige Feuer zu entzünden vermag, so dachte man sich Thor endlich als den Geber des Herdfeuers, als den Begründer des Familienlebens und den Beschützer der Sippen (Verwandtschaft). Freia, die schöne Göttin und ebenfalls die Hüterin der Ehe sowie die Spenderin der fruchtbaren Witterung, des Feldsegens, dürfte wohl mit Wodans Gattin Frigg dieselbe mythologische Person sein. Ihr war der Freitag geweiht. Tiu, der Kriegsgott, ist fast nur dem Namen nach bekannt, an ihn sollte der Dienstag erinnern.*) Eine hervorragende Rolle in der urgermauischeu Götterlehre war Balder zugeteilt, dem Guten. Er ist recht eigentlich als der Sommersonnengott aufzufassen. Aber wie die Sommersonne den Herbststürmen und den Winternächten er- *) Es scheint, daß Tiu (—Zeus) ursprünglich der höchste Gott war, der von den Germanen in ihrer asiatischen Heimat verehrt wurde. Als Kriegsgott behielt er auch später noch eine hohe Bedeutung.

3. Das Mittelalter - S. 180

1893 - Leipzig : Dürr
I — 180 — gerichte, dem auch unabhängige Bauern als Beisitzer angehörten, daher viel die Rede ist von Freistuhl, Freigrasen, Freischöffen, war es während des Raubritterunwesens zu einem geheimen Richterkollegium unter der Oberaufsicht des Erzbischofs von Köln geworden, das Friedbrecher und Gottlose aus dem ganzen Reich vor sein Tribunal lud und die Schuldigen mit dem Tode durch den Strang bestrafte. Wegen maßloser Willkür war es bei den Fürsten und den Städten verhaßt. Im Jahre 1519 starb Kaiser Maximilian. Die neue Zeit war schon angebrochen, die noch größere Ausgaben stellte, als alle, welche er nicht hatte bewältigen können. 3. I>ie übrigen Länder Europas. So lange das deutsche Reich existierte, hatte es natürlich Beziehungen zu den Nachbarländern gehabt, nur mit dem Unterschiede, daß die Kaiser bis zum Interregnum die Oberlehnshoheit über Frankreich, Italien, England, ja man kann sagen, über ganz Europa als ein Vorrecht ihrer Krone forderten, nach dem Interregnum aber davon absehen mußten, weil alle diese Staaten ihre Selbständigkeit sehr entschieden zum Ausdruck brachten. Kaum vermochten die Luxemburger und Habsburger die Rechte des Reichs in Italien, im Arelat, in den Niederlanden, in der Schweiz noch dem Namen nach festzuhalten, von Steuern, Heeresfolge und anderen Lehns- oder Unterthanenpflichten war längst keine Rede mehr. Dagegen schlossen die deutschen Kaiser oft Bündnisse mit den Königen von Frankreich oder England, um sich deren Hilfe gegen ihre Gegner im Reich zu sichern. Zwischen Deutschland und Frankreich bestand eine Spannung, die immer zunahm, weil die französischen Herrscher seit Philipp (Iv.) dem Schönen sich durch Eroberungslust bemerkbar machten. Schon unter Ludwig dem Bayer drängten die Kurfürsten zu einem großen Kriege gegen Frankreich, dessen König Philipp Vi. die Aussöhnung des Kaisers mit dem Papste hintertrieb. Damals trat aber der englisch-sranzö-sische Erbfolgekrieg dazwischen, der Frankreichs Einfluß auf Deutschland für längere Zeit aufhob. Die Kapetiuger hatten in gerader Linie bis ins 14. Jahrhundert regiert. Aber das Verhängnis wollte, daß alle drei Söhne Philipps Iv., die nacheinander den Thron bestiegen, starben, ohne Söhne zu hinterlassen. Philipp (Vi.) von Valois, einer Seitenlinie der Kapetiuger, machte Ansprüche auf die Nachfolge, sie wurde ihm jedoch von dem englischen

4. Das Mittelalter - S. 103

1893 - Leipzig : Dürr
— 103 — lieferten festhielten, aber nach und nach darin erstarrten. Ebenso erging es zuletzt dem Manrenreiche in Spanien, auch hier erlosch die Begeisterung und Kampflust. Dies hatte zur Folge, daß die Christen aus deu nordischen Gebirgen wieder hervorkamen und erobernd in der Halbinsel vordrangen. So entstanden die Reiche Asturien, Kastilien, Navarra, Katalonien, Aragonien und von Portus Cale (Oporto) aus Portugal. Unter jahrhunbertlangen Kämpfen mit beit ungläubigen Mauren bilbete sich in ihnen ein religiöses Helbentum ans und ein feierlicher Ernst (die spanische Granbezza), der sich freilich nicht selten mit religiöser Unbulbfamkeit paarte. Ein gewaltiger Vertreter biefer heroischen Kämpfe ist der Cib (Herr), Don Robrigo Diaz, Graf von Vivar. Unter brei kastilischen Königen kämpfte er gegen die Mauren und verrichtete solche Thaten, daß ihn die Sage als den größten Helden feierte. Er starb im Jahre 1099 in Valencia, das er sich erobert hatte.

5. Das Mittelalter - S. 123

1893 - Leipzig : Dürr
— 123 — Als Heinrich Vi. so in Deutschland wieder zu voller Macht gelangt war, zog er 1194 mit einem Heere nach Italien, um das Normaunenreich zu erobern. Es ward ihm leicht, denn Tancred war gestorben und sein Sohn noch nicht mündig. Und der Papst, der sich als den Lehensherrn des sieilianischen Königreichs betrachtete, konnte sich zu einem energischen Eingreifen nicht aufraffen, war also nicht zu fürchten. So unterwarf Heinrich Neapel und Sicilien ohne Mühe und empfing in der Kathedrale zu Palermo unter großer Feier- lichkeit die Krone. Seine Gemahlin hatte Tanered schon auf Wunsch des Papstes freigegeben, doch nahm Heinrich an Salerno, deren Bürger sie verraten hatten, grausame Rache. Die Witwe Taucreds und ihren kleinen Sohn behandelte Heinrich sehr rücksichtsvoll und stattete sie mit Lehensgütern aus, aber als die gestürzte Königin mit ihren An- hängern eine Verschwörung gegen die Herrschaft der Deutschen anzettelte, wurde sie in ein elsässisches Kloster eingesperrt und ihr Sohn nach Hohenems, nicht weit vom Bodensee, verwiesen. Damals soll Heinrich die aufständischen sieilianischen Barone grausam bestraft haben, unter anderem foll er ihnen glühende eiferne Kronen haben aus das Haupt drücken lassen. Viele wurden aus Schloß Trifels gefangen gesetzt, wohin auch der unermeßliche Schatz der normannischen Könige gebracht worden war. Nachdem das Glück Heinrich Vi. so hoch gestellt hatte, fühlte er sich als den Herrn der Welt. Wie Richard Löwenherz während seiner Hast England als Lehen aus Heinrichs Hand hatte annehmen müssen, so wollte dieser nun Frankreich von dem deutschen Reiche abhängig machen. Selbst nach dem oftromischen Reiche richtete er seine Blicke, indem er seinen Bruder Philipp mit der Kaisertochter Irene vermählte, und im Frühjahr 1195 nahm er in Bari das Kreuz, auch das Morgen- lanb sollte seinen gewaltigen Arm verspüren. Zugleich brängte er die deutschen Fürsten bestänbig, die Erblichkeit der Königskrone anzuerkennen, boch stieß er hier noch auf starken Widerspruch. Aber mitten aus den Vorbereitungen zum Kreuzzuge raffte ihn der Tod hinweg, er starb im Herbst 1197 an einem Fieber, das er sich auf der Jagd zugezogen hatte, in Messina und ist in Palermo begraben. Da er nur einen zweijährigen Sohn hinterließ, so stürzte das stolze Gebäude seiner Herrschaft alsbald in Trümmer. Dieser Zusammenbruch zeigte sich unter anderem darin, daß der Papst, der neben ihm ohne allen Einfluß gewesen war, ihn in den Bann that, als er tot war. Heinrich Vi. war ein strenger, rücksichtsloser, oft grausamer Herr, aber dabei ein kluger Staatsmann, der jeden Vorteil zu erspähen und auszunutzen verstand, der sogar den Treubruch nicht scheute, wenn Pfalz, Geschichte. 11. 9

6. Das Mittelalter - S. 16

1893 - Leipzig : Dürr
— 16 — verbot das Morden und befahl, die geraubten Kirchengefäße zurückzugeben. Bald wandte er sich dem Süden zu; die Wanderlust trieb ihn weiter und weiter, gern wäre er, das blaue Meer durchsegelnd, nach dem Wunderlande Afrika übergesetzt. Aber Stürme verhinderten die Abfahrt. Da überraschte ihn der Tod mitten in seinen Plänen. Er starb in Consentia (Cosknza) 34 Jahre alt. Seine Goten bereiteten ihm ein Grab im Bette des Flusses Buseuto. Römische Gefangene mußten den Fluß ableiten und auf dem Grunde desselben eine tiefe Grube graben. Darein wurde der Heldenkönig gesenkt. Dann leiteten die Goten den Strom wieder zurück und über das Grab hin; die Römer aber, welche geholfen hatten, töteten sie. Und es sang ein Chor von Männern: „Schlaf in beinen Heldenehren! Keines Römers schnöde Habsucht soll dir je dein Grab Versehren!" Alarich ist eine mächtige Heldengestalt, das jugendlich aufstrebende, brausende und gährende Wesen des germanischen Volkes, die Kraftfülle und Sittenreinheit desselben, die hohe Begabung und edle Gesinnung des gotischen Stammes, alles dies bereinigte sich in ihm in großen Zügen zu einem Gesamtbilde, das Furcht und Ehrfurcht einflößte. Nach seinem Tode führte sein Schwager Athauls die Westgoten nach Gallien ab, der Form nach als kaiserlicher Heerführer (Dux). Die Goten eroberten im Jahre 415 das Land nördlich von den Pyrenäen (an der Garonne), dann überschritten sie das Gebirge und bemächtigten sich der Ebrogegend mit Barcelona. Nach Athaulfs Tode gaben sie die spanischen Eroberungen zunächst wieder auf, als sie von dem römischen Hose das Land zwischen Loire und Garonne als Eigentum empfingen. Tolosa (Toulouse) wurde die Hauptstadt und Residenz der Könige. Aber die Pyrenäen hielten die kriegerischen Goten nicht ab, balb baraus ihr Gebiet nach Spanien hinein aus-zubehueu. 5. Die Vanbalen. Das weströmische Reich schrumpfte immer mehr zusammen, es beschränkte sich in der Hauptsache aus Italien und Afrika, der einzigen Provinz, die übrig geblieben war. Nur baburch, beiß Germanen und Hunnen beit Hauptbestanbteil der kaiserlichen Heere ausmachten, daß Germanen in die wichtigsten Stellen in der Regierung, dem Heere und der Verwaltung einrückten und ihre Könige römische Vasallentitel (dux, patricius) annahmen, würde der gänzliche Verfall des Reiches noch einige Zeit hinausgeschoben. Honorius starb 13 Jahre nach der Eroberung Roms.

7. Das Mittelalter - S. 20

1893 - Leipzig : Dürr
— 20 — und auf den Catalannischen Feldern bei Troyes maßen sie (451) in einer weltberühmten Schlacht ihre Kräfte. Vom Morgen bis zum Abend wurde mit blinder Wut gekämpft, Theodorich, der tapfere Westgotenkönig, fiel, aber fein Sohn Torismnnd übernahm die Führung des Heeres. Als die Sonne sank, zog sich der Hunnenkönig in feine Wagenburg zurück. Das furchtbare Ringen war unentschieden geblieben, Attila hatte nicht gesiegt. Auch ant folgenden Tage wagte er nicht, den Kampf zu erneuern. Aetius sah sich in einer sonderbaren Lage. Den Erfolg des Schlachttages hatte er vorzüglich den tapferen Westgoten zu danken, und diese fürchtete er am meisten. Kam es noch einmal zu einem Zusammenstoß mit den Hunnen, trugen die Westgoten wieder den Preis davon, so betrachteten sie ohne Zweifel ganz Gallien als ihre Beute. Lieber wollte er Attila ruhig abziehen lassen, als selbst von den Germanen aus dem Lande gedrängt werden. Er überredete deshalb Thorismund, nach Toulouse zu eilen und sich vor allem die Nachfolge in feinem Reiche zu sichern. Die Westgoten verließen das Heer. Bald darauf brach auch Attila auf und schlug die Richtung nach Osten ein. Aetius hinderte ihn nicht, den Rhein zu überschreiten, vielleicht fürchtete er, der gereizte und zu verzweifelter Notwehr getriebene Feind könnte ihm gefährlicher werden, als der abziehende. Es läßt sich denken, daß Attila den Mißerfolg feines Unternehmens nicht so leicht verschmerzte. Im folgenden Jahre erschien er plötzlich, ans den Alpen hervorbrechend, in Italien. Die Stadt Aquileja ant Adriatischen Meere war zuerst feinem Angriffe ausgesetzt. Nach dreimonatlicher, schwerer Belagertutg eroberte er es und übergab es feinen Scharen, die mit hunnischer Lust raubten, brannten und mordeten. Die Einwohner, welche sich durch die Flucht retten konnten, bargen sich in den Strandfümpfen, Lagunen, und legten den Grund zu Venedig. Von Aqnileja ans durchzog Attila die Po ebene, alles, was ihm widerstand, niederwerfend. Viele Städte wurden zerstört, die größeren, wie Pavia und Mailand, kauften sich mit großen Summen los. Blut und Asche, Jammer und Verwüstung bezeichneten den Weg des schrecklichen Hunnenkönigs. „Wohin mein Pferd den Huf fetzt," sagte er selbst, „da wächst kein Gras mehr". Schon lenkte er seinen Marsch auf Rom zu, nur mit Mühe vermochte ihn Aetius auszuhalten, während Valentinian mit ihm unterhandelte. Das Beste aber soll der römische Bifchof, Leo der Große, gethan haben. Seiner Beredsamkeit, sagt man, ist es gelungen, den wilden Eroberer von der heiligen Stadt zu entfernen. Vielleicht hat er ihn an Alarichs Schicksal erinnert, der bald nach der Einnahme Roms starb. Mit dem Golde beladen, das

8. Das Mittelalter - S. 26

1893 - Leipzig : Dürr
— 26 — ersten Zusammenstoße. Odoaker wnrde besiegt, aber er war noch stark genug, um das Waffenglück zum zweiten Male zu versuchen. Bei Verona fiel die Eutscheibung, und wieder war sie ungünstig für ihn. Die Folgen dieser doppelten Niederlage konnten nicht ausbleiben, viele Germanen in dem geschlagenen Heere gingen zu Theoderich über, die Römer öffneten dem Sieger die Thore. Odoaker warf sich nach Ravenna und wurde hier von den Ostgoten eingeschlossen. Nach dreijähriger Belagerung, 493, ergab sich die Festung infolge eines Vertrages, den die beiden Heerkönige schlossen, und in welchem festgesetzt wurde, daß sie die Herrschaft über Italien gemeinsam ausüben wollten. Wenige Tage darauf lud Theoderich seinen neuen Verbündeten zu einem Festmahle eilt und ließ ihn während desselben erschlagen. Dies bleibt ein schwarzer Flecken in dem sonst so erhabenen Bilde des Gotenkönigs. Theoderich der Große beherrschte nun mit starker Hand Italien (mit Sieilien) Rätieu, Noricum, Pannonien, Dalmatien, und später kam auch, wie wir obeu gesehen haben, die Provence hinzu. Er regierte mit großer Weisheit. Vor allem war ihm daran gelegen, die Ostgoten allmählich mit den Römern zu verschmelzen, ohne die nationalen Eigentümlichkeiten seines Volkes zu zerstören, und andrerseits die Römer durch Milde und Schonung ihrer Rechte und ihres Besitztumes mit dem herrschenden Volke auszusöhnen. Er war also zu gleicher Zeit germanischer Heerkönig und römischer Patrizius, letzteres der Form nach im Austrage des oströmischen Kaisers. Die Ostgoten erhielten den dritten Teil des Grund und Bodens, sie durften selbst Ackerbau treiben, aber nur soweit, als ihre Heerpslichten es erlaubten. Denn in erster Linie und mit ganzer Seele sollten sie Krieger sein. Konnte er doch nur auf diese Weise feine Herrschaft behaupten! An der römischen Gesittung sollten sie teilnehmen, aber nicht au der römischen Sittenverderbnis. Um letzteres zu verhindern, verbot er ihnen sogar den Besuch der Schulen. Den Römern ließ er ihr Recht, ihre Religion, ihre Bildung, die Goten blieben Arianer und wahrten ihr Recht und ihre Sitten. Er sorgte für eine gute Rechtspflege, für gute Lehrer an den Schulen, für Getreidefpenden und Cirkusspiele, mir die grausamen Gladiatorenkämpfe duldete er nicht. Er ordnete an, daß Straßen gebaut, Kanäle gegraben und die Häfen ausgebessert wurden. Seit der Zeit Trajans und Hadrians hatte Italien nicht in solchem Maße die Segnungen des Friedens genoffen, wie unter dem Barbarenkönige. Dabei versäumte er nicht, das ganze Land in Verteidigungsstand zu fetzen. Zeughäuser und Waffensabriken wurden errichtet, an den Grenzen Festungen angelegt, eine wohlausgerüstete Flotte deckte die Küsten, doch schloß er die Römer konsequent vom Kriegsdienste aus. Er selbst

9. Das Mittelalter - S. 43

1893 - Leipzig : Dürr
— 43 — die äußeren Feinde anzusehen. Die Könige sanken allmählich zu bloßen Schatten- und Namensfürsten hinab, und da sie infolge von Ausschweifungen und Hofintriguen meist kein hohes Alter erreichten, so saßen auf den Thronen der Teilreiche Austrasieu, Neustrien, Burgund und Aquitanien (von der Loire bis zu den Pyrenäen) fast nur junge, unerfahrene und unselbständige Männer. Wenn sie am 1. März auf einem mit Ochsen bespannten Wagen hinaus aus das Mars- oder Märzfeld zur Volksversammlung fuhren, so wurde auch dieser Ehrentag für sie mehr eine Qual als eine Auszeichnung, denn das Volk sah mit mehr Vertrauen auf den gewaltigen Hausmeier, der nebenher ritt, als aus den bleichen königlichen Jüngling, der auf dem Wagen faß. Durch Macht und Ansehen zeichnete sich vor allen der Majordom von Austrasieu Pippin der Ältere aus. Sein Enkel Pippin der Mittlere besiegte 687 in der Schlacht bei Testri (bei St. Quentin) den Majordom von Neustrien und dehnte damit seine Gewalt über das ganze Frankenreich aus. Noch Größeres war seinem Sohne Karl vorbehalten, der sich durch seine Tapferkeit den Beinamen Martell, d. h. Hammer, erwarb. Er ward der Retter der christlichen Kultur in Europa, indem er den Islam aufhielt. Den Mauren erschienen die Pyrenäen nicht als ein unüberfteigliches Hindernis. Nach mehreren glücklichen Streifzügen ins Garonne- und Rhonethal besetzten sie Narbonne, und int Jahre 732 drang Ab der am an, der Statthalter von Spanien, mit einem großen Heere in das Land der Franken ein. Aber Karl Martell hatte den Heerbann des ganzen Reiches aufgeboten und stellte sich aus der Ebene zwischen Tours und Poitiers zur Wehr. Sechs Tage lang prüften die Heere ihre Kraft in kleineren Scharmützeln, am siebenten entwickelte sich die entscheidende Schlacht. Abderaman fiel, die Araber wurden vollständig geschlagen und gingen nach Spanien zurück. Die Schlacht bei Tours und Poitiers ist eins der größten geschichtlichen Ereignisse; durch sie ist der Sieg des Christentums über den Islam ein vollständiger geworden, durch sie haben sich die Pipptnidcn die Herrschaft im Abendlande gesichert. Karl Martell eroberte noch das Friesenland und tierhalf dort dem Ehristentume zum Siege über das Heidentum, auch Aquitanien knüpfte er fester an das Frankenreich, dann starb er, gefürchtet und geehrt, wie keiner vor ihm, im Jahre 741. 2. Bonifacius. Unterdessen durchzogen fromme, glaubenseifrige Missionare aus Irland und England rastlos die germanischen Gaue, predigten das Christentum und gründeten Klöster, welche bald die Pslegestätten einer höheren Kultur und Wissenschaft wurden. Der bedeutendste von allen Pfalz, Geschichte. Ii. 4

10. Das Mittelalter - S. 45

1893 - Leipzig : Dürr
— 45 — tob. Nachbem er nahe der Norbküste auf freiem gelbe nach feiner Gewohnheit geprebigt hatte, würde er währettb der Nacht von einem wilben Hausen überfallen und erschlagen. Das Haupt auf das Evangelienbuch gestützt, empfing er gottergeben beit Tobes streich (755). Sein Leib ttutrbe von feinen Getreuen nach Fulba gebracht und bort begraben. 3. Pippin der Kleine. Pippin der Kleine, so hieß er wegen feiner kurzen, gebrntigenen Gestalt, fühlte sich, als er nach dem Tode feines Vaters, Karl Martells, bessen Rechte und Güter in Besitz nahm, so sicher in feiner Machtfülle als Majorbom, daß er keine anbre Gewalt neben sich bulben wollte. Er führte eine Menge Kriege mit wiberfpettstigett Herzögen und attberett Großen, aber immer kehrte er siegreich, mit erhöhtem Ruhme und größerer Macht heim. Da konnte es boch nicht fehlen, beiß ihm die fränkische Königskrone wie eine reife Frucht in den Schoß fiel. Freilich so ohne weiteres war die altgewohnte Ehrfurcht vor dem Rechte der Merobinger im Volke nicht auszulöschen, auch der Schattenkönig, der bamals auf dem Throne faß, Chilberich Iii., staub unter dem Schutze biefeg Rechtes. Daher fanbte Pippin befreunbete Geistliche zu dem Papste Zacharias und ersuchte ihn und Rat. Der Papst gab bett Gesanbten zur Antwort, es fei das beste, beiß er König fei, „um der Drbnung willen". Gestützt auf biefen Wink des Oberhauptes der Kirche wählte die Volksversammlung 751 Pippin zum König; die ersten Bischöfe des Landes vollzogen die Salbung an geweihter Stätte, Chilberich und fein Sohn, die letzten Meroöinger, würden in das Kloster gewiesen. Jnbem Pippin sich und feinen Thron unter den Schutz der Kirche stellte, schloß er mit biefer gleichsam einen Vertrag, der zu Gegenleistungen verpflichtete. Die Karolinger, so nennt man das neue Königsgefchlecht nach dem Ahnherrn Karl Martell, hielten stets das Biutbnis mit der Kirche fest, es war der Grunb, auf dem ihr Recht auf den Thron beruhte. Bald sollte Pippin Gelegenheit finben, sich dem Papste gefällig zu erweisen. Die langobarbifchen Könige fuhren fort, auf der italischen Halbinsel Eroberungen zu machen. Die oströmifcheit Besitzungen in Ost- und Mittelitalien (das Exarchat von Ravenna) schmolz immer mehr zusammen, eine Stadt nach der auberen ging in die Gewalt der öangobarben über, und die oströmifcheit Kaiser waren viel zu ohnmächtig, als daß sie es hätten Hutbern können. So schien es fast, als sollte Italien ein großes einheitliches Reich unter langobarbifcher Herrschaft werben. Nur Rom mit seinem Gebiete leistete hartnäckigen Wiberstanb. König Aistulf fetzte feine Ehre 4*
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