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1. Bd. 2 - S. 148

1854 - Leipzig : Engelmann
148 Das siebenzehnte Jahrhundert. 4. Der niederdeutsche — dänische Krieg. §. 568. Wallenstein. Oestreichs steigende Macht, die auch auf die Spanier zurückwirkte, machte den von dem klugen Staatsmann Richelieu ge- leiteten französischen Hof und die niederländischen Freistaaten eben so besorgt, als die Fortschritte des Katholicismus im Westfälischen, wo Tilly die von den Pro- testanten lange besessenen geistlichen Stifter den Katholiken überwies, die evange- lischen Stände Niederdeutschlands. König Jakob von England, der sich bisher durch die Aussicht auf ein Ehebündniß seines Sohnes mit einer spanischen In- fantin von einer kräftigen Unterstützung seines bedrängten Schwiegersohnes hatte abhalten lasten (§. 591. 2.), änderte jetzt seine Gesinnung und setzte den unter- nehmenden Ernst von Mansfeld durch Unterstützung an Truppen und Geld in Stand, aufs Neue ins Feld zu rücken. Auch Christian von Braun- schweig fand Hülfe und seine wilde Kriegsweise lockte die tollkühne, beutelustige Jugend. Bald trat auch noch ein neuer Vertheidiger der protestantischen Sache auf, König Christian Iv. von Dänemark, ein Verwandter Friedrichsv. Religionseifer und die Hoffnung auf Landererwerb im nördlichen Deutsch- land führten ihn ins Feld. England und Holland schlossen Verträge mit ihm und Richelieu versprach Hülfsgelder. Ein neuer Kriegssturm erhob sich. Da beschloß der Kaiser, dem die Abhängigkeit von der Liga und das hohe Ansehen Maximilians, in dessen Hände er die Lenkung der Geschicke Deutsch- lands immer mehr übergehen sah, bedenklich wurde, ein eigenes Heer aufzu- stellen. Hierzu bot ihm Albrecht von Wallenstein (Waldstein), ein böh- mischer Edelmann, der im Kriege wider die Böhmen und Türken sein Feldherrntalent und seine Gabe, die Soldaten zu beherrschen und an sich zu fesseln, an den Tag gelegt, seine Dienste an. Im Besiß eines großen Ver- mögens, das er erheirathet, trat Wallenstein mit der Erklärung vor Ferdi- nand, er wolle ein Heer von 50,000 Mann auf eigene Kosten unterhalten, wenn man ihm den unbeschränkten Oberbefehl geben und ihn einst durch eroberte Länder entschädigen wolle. Nach einigem Bedenken ging Ferdinand auf den Vorschlag des kühnen Abenteurers ein, verlieh ihm die Herrschaft Fried lan d an der Nordgrenze von Böhmen, erhob ihn in den Reichs - fürstenstand und ertheilte ihm später die Würde eines Herzogs. Allenthalben wurde die Werbetrommel gerührt; Wattensteins Name und die lockenden Verheißungen führten Schaaren handfester Streiter unter seine Fahne. In einem Kriege, wo Raub und Brandschatzung ungescheut geübt ward, fand der Soldat Lebensgenüsse und Reichthümer, während der Bürger und Bauer hun- gerte und seines Lebens und Eigenthums nicht sicher war. — Und was ließ sich für den Kriegsmann unter einem Feldherrn erwarten, der kein Herz für die Leiden des Volks aber eine freigebige Hand für den Soldaten hatte? §. 569. Wahlenfteins und Tilly's Siege. Im Frühjahr eröffnete der von den niederdeutschen Ständen zum Kreisobersten gewählte Christian Iv. an der Weser den Krieg gegen Tilly, ohne etwas Nam-

2. Bd. 2 - S. 186

1854 - Leipzig : Engelmann
12. Dec. 1653. 1657. 1658. Z.sept. 1658. 186 Das siebenzehnte Jahrhundert. schen Vornamen der meisten Mitglieder (Habakuk, Hestkiel, Tödtediesünde, Stehfestimglauben u. a.) ihre Richtung und religiöse Gesinnung kund. Dennoch waren Männer von tiefem Verstand und ernstem politischen Streben darunter; sie beabsichtigten dem Lande ein einfaches Gesetzbuch zu geben, drangen auf Abschaffung der kirchlichen Patronatsrechte und Zehnten und wollten den Gemeinden das Wahlrecht ihrer Geistlichen anheimgeben. Und als deswegen alle in ihrem Besitze Bedrohten einen gewaltigen Sturm gegen das Parlament erreg- ten, nahm Cromwell, der mit den wunderlichen Leuten nicht so leicht fertig ward, als er gehofft hatte, Veranlassung, das Ständehaus abermals durch Soldaten raumen zu lassen, worauf die meisten Mitglieder freiwillig ihre Gewalt niederleg- ten. Eine neue, von General Lambert entworfene Verfassung trat hierauf ins Leben. Nach dieser wurden einem alle drei Jahre einzuberufenden Parlamente von 400 Mitgliedern für die vereinigten Reiche die gesetzgebende Gewalt und die Zustimmung bei Besetzung der höhecn Staatsämter verliehen; Cromwell aber sollte als lebenslänglicher Lord-Protektor im Verein mit einem Staatsrath die ausübende Gewalt und die Verfügung über Land- und Seemacht und das Wahlrecht seines Nachfolgers besitzen. Als Protektor regierte Cromwell mit Glanz und Kraft nach Außen. Frankreich schloß ein Bündniß mit ihm und trieb die Stuarts aus dem Reiche; Savoyen sah sich gezwungen die Verfolgung der Waldenser einzu- stellen, als sich Cromwell, der als Haupt und Schutzherr des protestantischen Europa galt, nachdrücklich für sie verwendete; Holland demüthigte sich; die englische Flagge beherrschte den atlantischen Ocean und beeinträchtigte die Hanseaten in der Nord- und Ostsee. Im Innern dagegen hatte er viele Widersacher an den Republikanern, gegen deren Kühnheit er stets Gewalt- maßregeln durch Ausschließung von Einzelnen oder durch Auflösung des Par- laments anwenden mußte. So sehr man auch seine hohen Regentengaben gelten ließ, so sehr man seine sparsame, bürgerliche Lebensweise und sein ehrsames Hauswesen achtete, das gegen Karls Ii. leichtfertige Hofhaltung in Köln und anderwärts vortheilhaft abstach — die Macht in der Hand eines Einzigen, der nicht legitimer Thronerbe war, erregte Neid und Widerstand. Darum strebte Cromwell zuletzt nach dem Königstitel. Schon war das Par- lament gewonnen, aber der hartnäckige Widerstand der Offiziere und des Heeres bewog ihn, den Gedanken aufzugeben. Dagegen suchte er durch Ein- führung eines Oberhauses sich der alten Verfassung wieder zu nähern. Da aber der stolze Adel sich weigerte, in dieses „andere Haus" einzutreten, so wurden die neuen erblichen Peers aus den Söhnen und Verwandten des Protektors, aus Rechtsgelehrten und Militärbeamten zusammengesetzt und die Macht blieb nach wie vor im Unterhaus. — Verdüstert durch Argwohn und in steter Furcht vor Nachstellungen, starb Cromwell an seinem Geburts- tag, der ihm stets ein Glückstag gewesen. tz. 604. Anarchie un d Restaura ti on. Oliver's Sohn Richard Cromwell, ein kraftloser, friedfertiger, den Lüsten des Lebens ergebener Mann, wurde der Nachfolger des Vaters in der Würde eines Lord Pro-

3. Bd. 2 - S. 170

1854 - Leipzig : Engelmann
1623. 170 Das siebenzehnte Jahrhundert. lischen Lord zuging, wurde der Anschlag kurz vor der Ausführung entdeckt und vereitelt. Der Hauptschuldige (Fawkes) ward ergriffen und hingerichtet; die andern Teilnehmer flohen. „Viele von ihnen suchten und fanden ihren Tod im vereinten Widerstand gegen die bewaffnete Macht, andere büßten gefangen ihren Entwurf mit dem Tod." Allen übrigen Katholiken in Eng- land wurde außer schweren Geldstrafen, wozu der König durch die öffentliche Stimme sich gezwungen sah, ein neuer „Eid der Treue,, aufgelegt, in dem sie geloben mußten, sich durch keine Gebote oder Ercommunicationen des päpstlichen Stuhls zur Untreue gegen den König verführen zu lassen. Noch jetzt feiert das englische Volk am 5. November das Andenken an die Pulverver- schwörung durch höhnende Aufzüge und Mummereien (Guy Fawkes). 2) In seinem Stolze glaubte Jakob, nur eine Königstochter ersten Ranges sei würdig, die Gemahlin seines Sohnes zu werden und ließ daher für denselben um die Hand einer spanischen Prinzessin werben. Eine katho- lische Königin war aber den Engländern damals ein unerträglicher Gedanke, darum erregte das Vorhaben großes Aergerniß, um so mehr, als die über die Wegräumung aller Schwierigkeit geführten jahrelangen Verhandlungen den englischen König von jeder Unterstützung seines landesflüchtigen prolestanti- schen Schwiegersohnes, Friedrichs V. von der Pfalz, abhielten. Der fried- liebende Jakob traute der spanischen Gleisnerei und ließ sich durch die trüge- rische Aussicht auf eine friedliche Lösung der Pfälzer Sache Hinhalten; er gab nicht nur zu, daß die künftige Königin und ihr Gefolge freie Religions- übung haben sollte, sondern er versprach auch, die gegen die Katholiken ver- hängten Strafbestimmungen nicht zu vollziehen und das Parlament zu deren Abschaffung zu vermögen. Endlich gab der Papst und der spanische Hof die Einwilligung und der Verbindung schien nichts mehr im Wege zu stehen. Da beredete der eitle Buckingham den Prinzen Karl zu einer Reise nach Madrid, und der König, der in der Jugend seine dänische Braut aus ähn- liche Weise überrascht hatte, begünstigte das Unternehmen. Unter fremdem Namen kamen beide in Madrid an, und wurden, als man sie erkannte, mit großer Auszeichnung behandelt. Aber Buckingham's leichtfertiges, übcr- müthiges Benehmen erregte Anstoß bei dem auf strenge Etikette haltenden spanischen Hofe. Er verfeindete sich mit dem Grafen Olivarez, von dem in Spanien Alles abhing, und da er seinen Sturz vor Augen sah, wenn die Infantin Karls Gemahlin würde, so hintertrieb er die dem englischen und spa- nischen Volke gleich verhaßte Vermählung, für die schon alle Anstalten ge- troffen waren. Bald trat Spannung ein; die alte Feindschaft kehrte zurück und Jakob rüstete sich kurz vor seinem Tode zur thätigen Theilnahme am dreißigjährigen Krieg. Henriette von Frankreich, Ludwigs Xiii. Schwester, ward Karls Gemahlin. Ihr und ihrer katholischen Umgebung wurde vom König freie Religionsübung

4. Bd. 2 - S. 196

1854 - Leipzig : Engelmann
1651. 1653. 1655. 7. Nov. 1659. 9. März 1661. 196 Das siebenzehnte Jahrhundert. Zeit zu verlassen. Aber Mazarin besaß die unwandelbare Gunst der Königin, obwohl er an Festigkeit des Charakters und an unbeugsamer Willenskraft weit unter Richelieu stand und ihm nur glich an listigem und ränkevollem Geiste und an falscher Gemüthsart. Jetzt beherrschte er von Köln aus Frankreich eben so wie vorher in Paris und machte endlich Anstalten, mit bewaffneter Hand nach der Hauptstadt zurückzukehren. Da setzte das Parlament einen Preis auf seinen Kopf und der große Conde, von Neuem mit mißtrauischem Auge betrachtet und in sei- ner Freiheit bedroht, schloß sich an die Fronde an und erhob die Fahne des Bür- gerkriegs zu derselben Zeit als der junge Ludwig Xiv. die Jahre der königlichen Mündigkeit erreicht hatte und man die Regierung in seinem Namen zu führen ansing. Ein heftiger Kampf erhob sich. Conde, gegen die Feinde des Vaterlands stets Sieger, mußte nach dem Treffen in der Vorstadt St. Antoine vor den von Türenne geführten Truppen des Hofes nach dem Süden entweichen. Sein Bund mit Spanien, das noch immer mit Frankreich im Krieg war, brachte ihn vollends um alles Ansehen. Mazarin kehrte triumphirend zurück. An den Thoren der Hauptstadt empfing ihn der König und der junge Adel. Mazarins feierlicher Einzug in Paris war das Signal, daß die absolute Königsmacht gesiegt habe und daß der Wille des Monarchen fürder als Ge- setz gelte. Noch sechs Jahre genoß der Minister in Frankreich und Europa eines Ansehens, wie es kaum Richelieu besessen, der Kardinal von Retz mußte sein Vaterland meiden, nachdem er zuvor im Kerker von Vincennes für sein unruhiges Treiben gebüßt; Conde mußte sich arm und unglücklich bei den Spaniern herumtreiben, bis seines Herrn Gnade ihm die Rückkehr und den Wiederbesitz seiner Güter gewährte; Mazarin's Nichten, Italiene- rinnen ohne Stand und Namen, wurden mit den Reichthümern Frankreichs ausgestattet und von den ersten Edelleuten, ja von einem Prinzen von Geblüt (Conti) als Gemahlinnen gesucht, und die Mitglieder des Parlaments fügten sich ohne Widerrede den höhern Weisungen, seitdem Ludwig in Stiefeln und Reitpeitsche vor ihnen erschienen war und drohend Gehorsam verlangt hatte. Nunmehr konnte Ludwigxiv. den Grundsatz geltend machen: „der Staat bin ich" (l’état c’est moi). — Der Pyrenätsche Friede mit Spanien war Mazarin's letztes Werk. Frankreich erhielt dadurch im Norden Artois und mehrere Plätze in Flandern und Luxemburg, im Süden Perpignan und Roussillon, Ludwig Xiv. aber die Hand der Infantin. Bald darauf starb der Minister mit Hinterlassung eines unermeßlichen Vermögens und herr- licher Paläste und Gärten. Sein Tod trat in dem Augenblick ein, wo Lud- wig seiner überdrüssig zu werden ansing und sich sehnte, die Zügel der Herr- schaft in die eigene starke Hand zu nehmen.

5. Bd. 2 - S. 207

1854 - Leipzig : Engelmann
Das Zeitalter Ludwigs Xiv. 207 langen der gespornten Bekehrer, die das Haus des Abtrünnigen veriießell und in doppelter Anzahl bei den Standhaften einrückten, wirkten mächtiger als alle Lockungen des Hofs und alle Verführungen der Priester. Taufende entflohen ins Ausland, um auf fremder Erde ihres Glaubens zu leben; aber noch sehr groß war die Zahl derer, die unter allen Drangsalen standhaft blieben, als die Auf- 22 Hebung des Edikts von Nantes dem Verfolgungsfystem die Krone auf- ~i'6s5,' setzte und die Huguenotten in Verzweiflung stürzte. Ihr Gottesdienst ward gänz- lich verboten, ihre Kirchen wurden niedergerissen, ihre Schulen geschlossen, ihre Prediger, sofern sie dem für ihre Bekehrung verheißenen Preis widerstanden, des Landes verwiesen. Und als die Auswanderung in erschreckendem Maße zunahm, wurde dieselbe unter Galeerenstrafen und Güterverlust untersagt. Aber trotz aller Drohungen und Verbote trugen über 500,000 französische Calviniften ihre Be- triebsamkeit, ihren Glauben und ihr Herz in das protestantische Ausland. Die Schweiz, die Rheinpfalz, Brandenburg, Holland und England (Spitalsield in London) boten den Verfolgten ein Asyl. Ihre Bildung, ihre Industrie, ihre gei- stige Rührigkeit blieb nicht ohne Einfluß auf die Cultur der Völker, zu denen sie geflüchtet. Aber in Frankreich war der Wohlstand und die beneidete Blüthe der südlichen Landschaften dahin! Die Seidenwebereien und die Kunst des Strumpf- wirkens wurde durch flüchtige Huguenotten dem Auslande mitgetheilt; calvinische Schriftsteller richteten ihre Feder gegen Frankreich und calvinische Krieger traten in die Reihen der Feinde beim Wiederausbruch des Krieges. Schmeichler priesen den König als Vertilger der Ketzerei; aber der Heldenmuth der Bauern in den Cevennen und die Tausende von Huguenotten, die mit stiller Hausandacht sich begnügten, bewiesen, wie wenig der Religionsdruck dem gehofften Ziele zu- führte. Als sich nämlich die Verfolgung auch in die stillen Thaler der Eeven- nen erstreckte, wo Abkömmlinge der Waldenser, die sich den Ealvinisten ange- schlossen, in Glaubenseinfalt und nach alter Sitte dahinlebten, da fanden die Dränger hartnäckigen Widerstand. Die Verfolgung erhöhte den Muth der Ge- drückten, die Mißhandlungen steigerten ihren Glaubenseifer zur Schwärmerei. Angeführt von einem jungen Handwerker warfen die in leinene Kittel gekleideten Camisarden „die nackte Brust den französischen Marschnllen entgegen." Ein grauelvoller Bürgerkrieg, in dem über 100,000 Menschen bluteten, füllte die friedlichen Thaler der Eevennen und fand erst sein Ende, als der französische Machthaber den von flüchtigen Predigern im Dunkel der Wälder zum Fanatis- mus begeisterten Kämpfern Freiheit des Glaubens zugestanden. An zwei Mil- 1704. Horten Huguenotten blieben fast rechtlos und ohne Gottesdienst, bis mildere Zei- ten die strengen Ketzergesetze ermäßigten. — Auch die frommen Waldenser in den Thalern von Piemont wurden auf Anstiften französischer Religionseiferer um die- selbe Zeit verfolgt. 4) Ludwigs Xiv. Uebermuth und Oestreichs Bedrängniß. §. 019. Die Reunionen. Die Artikel des Nymweger Friedens waren von den europäischen Machten angenommen worden, wie sie Frank- reich vorgeschrieben. Ermuthigt durch diese Furchtsamkeit schritt nunmehr Ludwig zu den unerhörten Reunionen. Es wurde die Behauptung aufge- stellt, eineanzahlortschaften undgebietstheile seien als ehemaligepertinenz- oder Dependenz-Stücke der im Westfälischen und Nymweger Frieden an Frankreich gefallenen Landschaften und Städte in der Abtretung inbegriffen.

6. Bd. 2 - S. 244

1854 - Leipzig : Engelmann
244 Erste Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts. schein, als sollten die polnische und russische Krone auf Einem Haupte vereinigt werden, als ein Theil der russischen Großen den polnischen Prinzen Wla d is lav Wasa als Zaar ausrief — aber der Uebermuth der in Moskau gebietenden Po- len und die Verschiedenheit der Sitten und Religion vereitelten den Plan. „Ver- schwörungen, Verrathereien und Ermordungen füllten Moskau mit Mißtrauen und Blut." Müde der Verwirrung ermannten sich endlich die russischen Großen, trieben die Polen aus dem Kreml und vereinigten sich zur Wahl des 17jährigen Mi ch a el Rom a n o w, der ein Sohn des geachteten Erzbischofs und mütter- licher Seits ein Abkömmling des altenzaarenhauses war. Ein aus Adel, Kle- rus und Städteabgeordneten gebildeter Reichstag entwarf ein Staats- grundgesetz, wornach Michael für sich und alle seine Nachkommen unum- riow'sches schränkte Zaarengewalt erhielt. Mit ihm beginnt das Romanow'sche Haus Regentenhaus, dem Rußland seine Größe und Ausbildung zur europai- i6i schen Großmacht verdankt. Michaels Mäßigung und F r i e d l i e b e war sehr geeignet die innern Wunden zu heilen. Er ordnete die Grenzen durch Frie- densschlüsse mit Polen und Schweden, und mußte auch manche Eroberung diesen mächtigen Nachbarn überlassen bleiben — die Russen nahmen spater Alles mit 1645°-76. Wucher zurück. Schon Michaels Sohn Alex ei Romanow erwarb durch den großen Polenkrieg (§. 587.) Smolensk, Severien und andere Orte und brachte die streitbaren, wohlberittenen Kosaken zur Anerkennung der russischen Oberhoheit. Doch mußte er ihnen die freie Wahl ihres Hetmans und die mili- tärisch-demokratische Verfassung bestätigen. Zugleich eröffnete Al ex ei Handels- wege nach Persien und China über Sibirien und die Wolga herauf, hob die innere Betriebsamkeit und begünstigte europäische Cultur. Sein ältester Sohn 1676-82 Teodor that einen großen Schritt zur kaiserlichen Allgewalt durch Vernichtung der Geschl e ch ts register (Rosrad), auf denen die Ansprüche der Adels- 1682. familien beruhten. Nach seinem Tod änderten die Strelitzen durch einen Aufstand die von Feodor getroffene Thronfolgeordnung; als aber Peter, Alexei's jüngster Sohn, das 17. Lebensjahr erreicht hatte, riß er sein Recht wie- 1689. der an sich und führte dann mit starker Hand diealleinherrschaft. Seine ehr- geizige Schivester Sophie, die ihn zu verdrängen gedachte, endete ihre Tage im Kloster. ^Große° §♦ 642. Peter der Große. „Der junge Zaar Peter war ein außer- "i725~ ordentlicher Mensch, von einer Schnellkraft, die nie gelähmt werden zu können schien, und von einem Wahrheitssinn, den kein religiöses oder politisches Vorur- theil tauschen konnte. Sein Ehrgeiz, so gränzenlos er war, verleitete ihn nie zur Eitelkeit, seine Wißbegierde nie zur bloßen Neugier, sein großer Monarchie-Plan nie zur kahlen Habsucht des Eroberers, und so rastlos thätig er war, so standhaft war er auch in allen seinen Entwürfen." Als Mittel der Cultur dienten ihm Rei- sen, vertrauter Umgang mit Menschen aller Art und eigene Versuche. Durch den Hauptmann Le fort aus Genf erfuhr der Zaar zuerst, wie die Länder des civi- lisirten Europa aussähen; dies erzeugte in seinem empfänglichen Gemüthe Liebe zur Ordnung und Cultur und Haß gegen Barbarei. Von dem an ging sein gan- zes Streben dahin, das russische Reich aus einem asiatischen, wie es bisher ge- wesen, in einen europäischen Staat umzuwandeln. Zu dem Zweck beförderte er die E i n w a n d e ru n g ausländischer H a n d w e r ke r, Seeleute und O f- fizierenach Rußland, unbekümmert um den Fr em d en h aß seiner Lands- i697‘ leute; dann unternahm er im Gefolge einer Gesandtschaft, an deren Spitze Lefort stand, seine erste Reise über Norddeutschland nach Holland und England, um den Schiffbau zu erlernen. Und damit er dieses Ziel sicherer erreichte, trat er in

7. Bd. 2 - S. 212

1854 - Leipzig : Engelmann
212 Ausgang des siebenzehnten Jahrhunderts. betrachteten sie nicht als eine halbe Entschädigung für die Unbilden, welche von der Obrig- keit der Kirche zugefügt würden, sondern als ein neues und um so gehässigeres Nebel, weil es unter dem Scheine einer Wohlthat verborgen gehalten ward. Verfolgung, sagten sie, könne allein den Körper tödten, aber die schwarze Jndulgenz tödte die Seele. Aus den Städten vertrieben versammelten sie sich aufhaiden und in Gebirgen, durch die bürgerliche Macht angegriffen, vertrieben sie ohne Bedenken Gewalt mit Gewalt. Bei jedem Conven- tikel erschienen sie in Waffen, mehrfach kam es zum offenen Aufruhr. Sie wurden mit Leichtigkeit besiegt, aber unter Niederlagen und Strafen wuchs ihr Muth. Gejagt gleich wilden Thieren, gefoltert, bis ihre Knochen breitgeschlagen waren, eingekerkert zu Hunder- ten, gehängt zu Dutzenden, zu einer Zeit preisgegeben der Zügellosigkeit der Soldaten von England, zu einer andern der Barmherzigkeit von Räuberbanden des Hochlands, be- haupteten sie trotz ihrer Bcdrängniß einen so wilden Muth, daß der kühnste und mächtigste Dränger nicht umhin konnte, ihre Verwegenheit und Verzweiflung zu fürchten." — Als aber die Episcopalen ihre Rache an den Diffenters gestillt und die Strenge der Noncon- formistcngesetze auch die Katholiken traf, da erinnerte sich Karl wieder seiner frühcrn, von Breda aus erlaffencn Zusicherung und wünschte eine Milderung derselben. Seit dieser Zeit ging dem König der Druck, unter dem die Katholiken seufzten, sehr zu Herzen. Daher er- ließ er ohne Befragung des Parlaments eine Duldungsverordnung, worin er vermöge seiner höchsten Macht in kirchlichen Dingen alle Strafgesetze gegen die Noncon- formisten suspendirte, religiöse Versammlungen -an bestimmten Orten erlaubte und die dis- sentirenden Priester unter den Schutz der Obrigkeit stellte. Aber bei der hochkirchlichen Nation erregte diese Duldungsverordnung, die man als den ersten Schritt zum Papismus betrachtete, eine solche Entrüstung, daß der König sich genöthigt sah, nicht nur die Decla- ration zurückzunehmen, sondern auch die von dem Parlament mit Ungestüm begehrte Probe- und Prüfungsakte (Test-Akte) zu bestätigen, wornach alle, welche sich weigern würden den Eid der Treue und des königlichen Supremats zu leisten, das Abend- mahl nach dem Ritus der anglicanischen Kirche zu nehmen und eine Erklärung gegen die Transsubstantiation zu unterzeichnen, unfähig sein sollten, irgend ein Amt oder eine Mili- tärwürde zu bekleiden und weder in das Parlament noch in den Staatsrath gewählt zu werden. Der Herzog von Pork leistete den Testeid nicht, legte seine Stelle als Groß-Ad- miral nieder und vermählte sich in zweiter Ehe mit einer katholischen Prinzessin. Dadurch wurde sein Glaubenswcchsel offenkundig, und da er bei dem Abgang eines legitimen Prin- zen von Wales der nächste Thronerbe war, so näherten sich die protestantischen Diffen- ters und die Hochkirchlichcn einander, um mit vereinten Kräften dem Katholicismus entge- gen zu treten. Pork's beide Töchter, Maria, mit Wilhelm Iii. von Holland vermählt, und die an einen dänischen Fürstensohn verheirathete Anna blieben protestantisch. §. 622. Shaftesbury's Thätigkeit. Nach achtjähriger tüch- 1668. ttger Amtsführung fiel Karls Ii. Minister Clarendon in Ungnade und mußte als Landesflüchtiger seine alten Tage in der Fremde beschließen. Ein Ministerium, von den Anfangsbuchstaben seiner Mitglieder (Clifford, Ar- lington, Buckingham, Ashlep, Lauderdale) zur Bezeichnungseiner Charakter- losigkeit Cabal-Ministerium genannt, leitete jetzt die Regierung nach dem 1669-74/Wunsche des Königs ohne Rücksicht auf Volksrechte und Ehre. Von Neuem erhob sich ein heftiger Kampf zwischen dem nach Unumschränktheit strebenden Königthum und dem die Volksrechte und Landesreligion wahrenden Parla- ment. Unterstützt von diesem aus geistreichen aber grundsatzlosen Männern bestehenden Ministerium unternahm Karl den unpopulären Krieg gegen

8. Bd. 2 - S. 235

1854 - Leipzig : Engelmann
Das Zeitalter Ludwigs Xiv. 235 gewechselt, der tägliche Verkehr mit Geldscheinen geführt. Was anfangs freiwillig geschah, wurde später durch Edikte gefordert. Die habsüchtigen Großen bereicher- ten sich, indeß der Bürgerstand bei dem gänzlichen Bankbruch, der sich bald herausstellte, seine Habe verlor. Das ausschweifende Leben stürzte den Herzog Regenten früh ins Grab, worauf Ludwig Xv. die Regierung selbst übernahm 7722. und die Leitung des Ministeriums seinem alten Lehrer Fleury, einem friedfer- tigen, auf Hebung des Ackerbaues, der Industrie und des Seewesens bedachten Prälaten in die Hände gab. tz. 638 a. 2) Spanien. Philipp V. war ein schwacher, von Weibern be- herrschter Regent. Nach dem Tode seiner ersten Gemahlin leitete ihn die Gräfin Ursini noch unumschränkter als zuvor, bis die neue Königin, Elisabeth von Parma, sie gleich nach ihrer Ankunft aus Spanien entfernte. Bei dem zuneh- menden Trübsinn Philipps kam alle Macht in die Hände der Königin und ihres vertrauten Ministers, des ränkevollen Italieners Alb ero Nt, der nunmehr ein absolutes Kabinetregiment begründete und den Ehrgeiz seiner Gebieterin zu Kriegs- und Eroberungsplänen benutzte. Er hob das spanische Seewesen und suchte dann die durch den Utrechter Frieden seinem König entrissenen Staaten in Italien wie- der zu erobern. Schon war Sardinien und Sicilien in den Händen der Spanier, als die drohende Haltung der Quadrupelallianz (Frankreichs, Eng- lands, Oestreichs und Hollands) den furchtsamen Philipp so schreckte, daß es einer von dem Herzog Regenten von Frankreich gebildeten weiblichen Hof-Cabale nicht schwer ward, Alberoni zu stürzen. Er erhielt Befehl innerhalb zwei Tagen 1719- das Reich zu verlassen; die Eroberungen wurden aufgegeben. Aber der ränke- vollen Königin Elisabeth gelang es doch nach einigerzeit, für ihren ältesten Sohn Karl das Königreich Neapel und Sicilien und für ihren zweiten Sohn Philipp dasherzoglhum Parma, Piacenza und Guastalla zu erwerben. So erhielten diese Staaten bourkonische Herrscher. — Philipp V. 1724. übergab in einem Anfall von Schwermuth die Regierung seinem ältesten Sohne; als dieser aber schon nach 8 Monaten starb, übernahm er dieselbe wieder, ohne sich jedoch um die Staatsgeschäfte zu kümmern, die der holländische Abenteurer Rippecda nach den Wünschen der Königin leitete. Dadurch verlor Spanien immer mehr an Einfluß auf die Gestaltung der Dinge in Europa. Als endlich Philipp V., dessen Melancholie mit'den Jahren wuchs, unter Gram und Sorgen 1746. ins Grab sank, folgte ihm sein zweiter Sohn (erster Ehe) Ferdinand Vi., auf den des Vaters Gemüthskrankheit übergegangen war, so daß er zuletzt in unbeilbare 1746-59. Schwermuth versank und nur bei Harfenspiel und Gesang, wie auch Philipp und weiland König Saul, Erleichterung fand; daher der Opernsänger Farinellia^ff^ großen Einfluß bei Hofe gewann. Nach Ferdinands Tod folgte dessen Halbbruder inneapel. Karl, bisher König von Neapel und Sicilien, welches Reich er seinem dritten ^Apa- Sohn Ferdinand überließ. nie». tz. 638 b. 3) Italien, a) Oberitalien. Die Herzoge von Sa- voyen und Piemont wußten durch kluge Benutzung der politischen Umstände und durch glückliche Bündnisse mit mächtigen Fürsten in Kriegszeiten ihr Gebiet Karl zu erweitern und die Verluste gegen die Schweiz durch Erwerbungen in Italien E'mmuel auszugleichen. Karl Emanuel der Große zog aus den französischen Reli- kw gionskriegen (§. 537. ff.) und der kirchlichen Spaltung der Schweiz mancherlei Vortheile, wenn schon die großen Hoffnungen, die er genährt hatte, nicht alle in deusi.^ Erfüllung gingen. Vi ctor Amadeus I., erwarb bei Gelegenheit des Man- ^Kar?"' tuanischen Erbfotgestreits (h. 572.) einen schönen Theil des Herzogthums Mont- ^Ema- ferrat. Unter seinem Sohn Ka r l Em anu el Ii. brachte eine streitige vor-1037 - 75.

9. Bd. 2 - S. 238

1854 - Leipzig : Engelmann
238 Erste Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts. der Malaria), „Schmerz brachte die unglückliche Mutter zu Grabe; der Groß- herzog ließ auch seine älteste Tochter wegen unanständiger Liebschaft vergiften." Gebeugt von den vielen häuslichen Leiden übertrug Cosmo noch vor seinem Ende die is7s"sü° Regierung seinem Sohne Francesco, einem Fürsten, „der mit den sinnlichen 'Richtungen eines Spaniers die geistigen Liebhabereien eines Florentiners am grie- chischen Alterthum und an den schönen Künsten verband." Wie sein Vater be- günstigte auch Francesco Handel und Fabriken, wobei er sich selbst betheiligte und hohen Gewinn nahm; aber sein Liebesverhaltniß zu der schönen Venenanerin Bianca Capello, die mit ihrem Geliebten Bonavcnturi entflohen und in Florenz Schutz gesucht hatte gegen die Verfolgungen ihrer Familie, verursachte ihm viel häusliches Leid. Nach der Ermordung Bonaventuri's. und nach dem Tode der Großherzogin gelang es der rankevollen Bianca, Francesco's rechtmäßige Gemahlin zu werben. Ihr gleichzeitiger Tod wurde einer vergifteten Speise zu- nand \. geschrieben, welche Bianca für ihren Schwager, den Cardinal Ferdinand be- 1 fßoö hatte, die aber durch sonderbare Fügung ihr und ihrem Gemahl verderb- lich wurde. Ferdinand I. besaß den Herrschersinn und die Klugheit wie die Kunst- liebe und Sinnlichkeit der frühem Mediceer. Seine großartigen und ausgedehnten Handelsunternehmungen erwarben ihm unermeßliche Schatze und setzten ihn in den Stand, manche nützliche Einrichtung zu treffen. Livorno blühte auf. Mit großer Klugheit wußte er sich zwischen den Spaniern und Franzosen, die ihn wech- selsweise bedrohten und anlockten, durchzuwinden, so daß er das Großherzogthum 1609^21 ""abhängig und vergrößert seinem Nachfolger übergeben konnte. Unter Cosmo Ii. ~ ' behauptete Toskana noch seinen Reichthum und seine Blüthe, wenn schon der ausgedehnte Handel nach Osten und Westen sich zu mindern begann. In Kün- sten und Wissenschaften nahm Florenz, eine der schönsten und reichsten Städte des Erdbodens, immer noch einen hohen Rang ein; aber sinnliche Genüffe '1621 -28. hatten die Kraft der Bürgerschaft gebrochen und allen Freiheitssinn erstickt. nandu. Die nachfolgende vormundschaftliche Regierung und dann die lange Herr- 1628-70.^^ Ferdinands Ii. war ein Wendepunkt zum Schlimmen in der Flo- rentinischen Geschichte. Der gesammelte Schatz ging größtentheils verloren, als sich der Großherzog ganz an Habsburg anschloß und die leeren Hände der Spa- nier und Oestreicher mit den ersparten und erworbenen Summen seiner Vor- gänger füllte. Die Geistlichkeit gelangte zu großer Macht und zu politischem Einfluß; und die verkehrten Maßregeln der Regierung verbunden mit Pest und Mißwachs schlugen dem Lande tiefe Wunden, die selbst der äußere Glanz nicht zu verhüllen vermochte. Toskana ging von der Zeit an demselben Verfall ent- Cosmo gegen, in den schon die meisten übrigen Staaten des reizenden Italiens gerathen n;7o'_ waren. Banditenschaaren trieben überall ungestört ihr Raubwesen und spot- 1723. teten aller Gesetze und Obrigkeit. — Cosmo Iii., von Mönchen und Geist- lichen erzogen, hielt die Verherrlichung der Kirche, die Bekehrung der Ketzer und die Bereicherung des Klerus für seine erste und höchste Regentenpflicht. Seine lange Regierung wurde das Grab des Florentinischen Wohlstandes. „Man erhub das Geld, das auf unnütze Pracht und Stiftung neuer Klöster und Pensionirung von Proselyten verwandt wurde, durch unerträgliche Ab- gaben von den Unterthanen, und je weniger bei der abnehmenden Wohlhaben- heit des Landes die alten Steuern abwarsen, desto härter trieb man ihre letzten Reste ein und desto gieriger erfand man neue. Der Staat seufzte unter einer drückenden Last von Schulden und aller Wohlstand war vertrocknet." Noch kläg- licher sah es in der Herrscherfamilie selbst aus. Die Großherzogin ließ sich nach einer 13jährigen Ehe scheiden und führte in Paris ein Leben in niedrigster Sin-

10. Bd. 2 - S. 301

1854 - Leipzig : Engelmann
Der nordamerikanische Freiheitskampf. 301 Unzufriedenheit, daß die Minister abtreten mußten und ein sogenanntes Coali- 2 5(pn[ tions-Ministerium, bestehend aus den Häuptern der einander widerstre- 1782 — benden Parteien, North und Fox, an ihre Stelle trat. Allein auch diese hielten die Bestätigung der Friedensartikel für durchaus rathsam, da die Schuldenlast Englands wahrend des Krieges unermeßlich gestiegen war. So hatte Amerika seine Freiheit erstritten und Washington konnte seine Oberbefehlshaberstelle in die Hände des Congresses zurückgeben und sich, ein zweiter Cincinnatus, auf sein Landgut Mount Vernon in Virignien begeben. Aber noch viele innere Stürme waren zu bestehen, ehe Amerika zu der Verfassung gelangte, die es heutzutage genießt. Erft im Jahre 1788 vereinigten sich alle Staaten dahin, daß die gesetzgebende Gewalt und die oberste Bundesregierung einem Congresse und einem alle vier Jahre neuzuwählenden verantwort- lichen Präsidenten zustehen sollte. Jener zerfallt in den Senat, in den jeder der 30 dermaligen Staaten zwei Abgeordnete sendet, und worin derbun- des-Vicepräsident den Vorsitz führt und in das Haus der Repräsen- tanten, die alle zwei Jahre von sammtlichen Bürgern der Föderativ-Republik aufs Neue gewählt werden, so daß auf je 70,000 Einwohner ein Abgeordneter kommt. Das Wahlrecht ist durch keinen Census bedingt und die Presse frei. Die richterliche Gewalt liegt in höchster Instanz in den Händen eines ober- sten Bundesgerichts, das aus einem Oberrichter und acht Beisitzern besteht, über Staatsprozesie und Bundesangelegenheiten entscheidet und zugleich als Appellationsgericht dient. Unter ihm bestehen noch 35 B ezirksg erich te, in jedem Staat eins oder mehrere, mit Geschwornen, und sogenannte um- gehende Gerichte, ebenfalls mit Geschwornen. Die richterliche Gewalt ist getrennt von der Administration und überall herrscht vollkommene Religions- freiheit ohne Staatskirche. Jeder einzelne Staat hat eine freie selbstän- dige Regierung zur Leitung seiner innern Angelegenheiten nebst einem Landtag. Dem Congreß steht das Recht der Gesetzgebung, Besteuerung, Zoll- und Handelsbestimmungen, Kriegserklärung u. A. zu; der Prä- sident, der ein Jahrgehalt von 25,000 Dollars bezieht, ist Ober-Befehlshaber der Land- und Seemacht, ernennt alle Beamten, vollzieht die Beschlüffe des Se- nats und Repräsentantenhauses, schickt und empfängt Gesandte, schließt Ver- träge», dergl. m. Achtjahre lang (bis 1797) bekleidete der würdige Washing- ton diesen Ehrenposten, zu dem ihn die allgemeine Anerkennung seiner Mit- bürger zuerst berief. Franklin starb 1790 als 84jähriger Greis allgemein betrauert. Er war ein praktisch-kluger Mann ohne Ideale, dem in seinem Thun und Handeln wie in seiner schriftstellerischen Thätigkeit immer etwas von dem Kleinlichen und Sachlichen seines ersten Gewerbes anklebte. In seinem „Kalender des armen Richard" erscheint er als eine jener Naturen, die da meinen, der Mensch lebe vom Brod allein. Trotz vieler Vorzüge und guter Eigenschaften kann er darum keineswegs als Vertreter dessen gelten, was die menschliche Natur im Großen bedarf und was sie zu erreichen wohl hoffen mag.
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