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1. Friedrich der Große - S. 31

1912 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
— 31 — hebt. Dieses Schloß wurde fortan des Königs Lieblingsaufenthalt, in dem er nach ernster Tagesarbeit im Verkehr mit gleichgesinnten Freunden seine liebste Erholung fand. Die Abendgesellschaften in Sanssouci wurden bald iu ganz Europa berühmt. Da wechselten heitere und gelehrte Gespräche mit Theateraufführungen und Konzerten. Von 1748 ab war das Schloß Sanssouci den größten Teil des Jahres hindurch die Residenz des Königs; später trat das viel geräumigere und prachtvollere Nene Palais bei Potsdam an dessen Stelle. Ehe wir von der friedlichen Tätigkeit, die der König nach dem Ii. Schlesischen Kriege entfaltete, scheiden, müssen wir noch seiner großen Verdienste um die Rechtspflege in seinem Lande gedenken. In spätestens einem Jahre sollte jeder Prozeß zu Ende gebracht werden. Mit dieser Verbesserung wurde in Pommern der Anfang gemacht; denn hier fand der Minister Cocceji, des Königs Ratgeber, 2400 Prozesse vor, darunter einen, der 200 Jahre alt war. Schon nach einem Jahre konnte der Justizminister dem Könige berichten, daß alle diese Prozesse erledigt waren und kein Prozeß mehr rückständig sei. Im Jahre 1748 war das neue, segensreiche Verfahren im ganzen Königreich eingeführt. 5. Der Siebenjährige Krieg« Maria Theresia konnte das geliebte Schlesien, das ihr „der böse Mann" geraubt hatte, uicht verschmerzen. Da sie aber die Tapferkeit und Tüchtigkeit des preußischen Heeres genugsam erkannt hatte, wagte sie es nicht sogleich, die Waffen gegen Friedrich zu ergreifen, sondern war bemüht, ihr Heer nach preußischem Muster auszubilden. Dann suchte sie unter deu europäischen Fürsten nach Bundesgenossen gegen den König, dessen wachsende Größe die übrigen Mächte mit Neid und Mißgunst erfüllte. Es gelang ihr auch, mit Rußland, Polen, wachsen und Frankreich gegen Preußen ein Bündnis zustande zu bringen, das den Zweck hatte, Friedrichs Land zu teilen und ihn selbst zum Markgrafen von Brandenburg zu erniedrigen. Indessen erhielt der König von den Plänen seiner Feinde Kunde und beschloß, ihnen zuvorzukommen.' Wie der Sturmwind wollte er in die Wolken brechen, die sich von allen Seiten um sein Haupt zusammenzogen; durch die Kraft eines unwiderstehlichen Angriffs gedachte er die Wetter zu zerteilen, ehe sie sich entluden. Vor allem kam es daraus an, sich Sachsens zu bemächtigen, um beim weiteren Vorrücken gegen die Österreicher im Rücken gedeckt zu sein. Nachdem er die schlesischen Festungen kriegsmäßig ausgerüstet und sein Heer, das aus 150000 wohlgeübten Krieg-gent bestand, in Bereitschaft gefetzt hatte, überschritt er aus drei verschiedenen Wegen im August 1756 mit 60 000 Mann die säch-

2. Friedrich der Große - S. 46

1912 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
— 46 — Maßregeln wurde auch für die Erhaltung eines tüchtigen Heeres gesorgt, um die mit so großen Opfern erworbenen Gebiete und die errungene Großmachtstellung zu behaupten. Aus diesem Grunde wurde die Armee bis auf 200 000 Mann vermehrt und durch tüchtige Ausbildung in steter Kriegsbereitschaft gehalten. Die wenigsten Soldaten waren Landeskinder, die meisten Söldner, die in ganz Deutschland angeworben wurden. Indessen schwebte dem Könige schon der Gedanke an eine allgemeine Wehrpflicht vor, der aber erst später verwirklicht wurde. Die eigentliche Übungszeit der Loldaten, die zwar sehr streng, aber doch menschlich behandelt wurden, dauerte jährlich zwei Monate; während der übrigen Zeit wurden die Inländer beurlaubt. Auf feinen jährlichen Reifen besichtigte Friedrich die Truppen, um sich mit eigenen Augen von ihrer kriegstüchtigen Ausbildung zu überzeugen. Seine unablässigen Bemühungen waren von den bester: Erfolgen begleitet; denn das preußische Heer galt unter feiner Regierung als das vorzüglichste in ganz Europa, und jedes Jahr kamen fremdländische Offiziere nach Berlin und Potsdam, um die dortigen Heereseinrichtungen kennen zu lernen. Des Königs Sorge für das Heerwesen verursachte bedeutende Ausgaben, und da nach Beendigung des Krieges viele ärmere Gemeinden auf die Unterstützung des Staates angewiesen waren, überdies auch die Verwaltung des weitausgedehnten Landes immer kostspieliger wurde, sann der König auf Mittel und Wege zur Vermehrung der Einnahmen. Er führte nach französischem Muster die sogenannte Akzise ein, durch die auf die notwendigsten Lebensrnittel und Bedürfnisse Steuern gelegt wurden. Neben der Akzise wurde die sogenannte Regie eingeführt, durch die der Verkauf mancher Waren, namentlich der des Tabaks und Kaffees, als alleiniges Recht der Krone in Anspruch genommen würde. Doch schritt der König gegen jede unbillige Härte, mit der die Steuereinnehmer verfuhren, mit Strenge ein, befonbers dann, wenn ärmere Leute bavon betroffen würden. Als z. B. ein gemeiner Soldat, der einige Pfunb Tabak nicht versteuert hatte, zu einer Strafe von 200 Talem verurteilt würde, schrieb der König an den Raub des ihm zur Bestätigung vorgelegten Urteils: „Ehe ich biefes Urteil bestätige, möchte ich wissen, wo der Solbat, der in 5 Tagen 8 Groschen kriegt, die 200 Taler herbekommen soll, um biefe Strafe zu bezahlen." Fort und fort wibmete der König der Rechtspflege in feinem Laube die größte Aufmerksamkeit. Ein bleibenbes Denkmal hat er sich durch das „Allgemeine Preußische Lanbrecht" geschahen, das er gegen Ende seiner Regierung durch den Großkanzler ©armer bearbeiten ließ, und das noch heute die Grunblage unseres öffentlichen Rechts bilbet. Der Entwurf bieses Gesetzes

3. Friedrich der Große - S. 54

1912 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
— 54 — alte Mann entwaffnete den erzürnten Herrn mit den Worten: „Haben denn Euer Majestät nie eine Schlacht verloren?" Von seinen Untertanen wurde der Alte Fritz wie ein Vater von seinen Kindern geliebt. Wenn er durch die Straßen Berlins ritt, standen die Hausväter freudestrahlenden Antlitzes vor der Tür und grüßten ihn ehrerbietig. Stets lief eine Menge Kinder neben und vor ihm her. Sie faßten ihn am Rocke und stellten sich wohl auch auf die Zehen, um den „lieben Vater Fritz" zu sehen. Friedrich ließ sie gewähren und ermahnte sie nur, wenn sie es etwas toll trieben, sein Pferd nicht scheu zu machen. Als sie es einst aber gar zu arg machten, erhob er seinen Krückstock und rief ihnen drohend zu: „Wollt ihr wohl gleich zur Schule gehen!" Da schrie der ganze Chor ihm jubelnd nach: „Der Alte Fritz will König sein und weiß nicht einmal, daß am Mittwoch-Nachmittag keine Schule ist!" Unter Mühen und Sorgen war der König inzwischen alt geworden. Immer stiller, leerer und einsamer wurde es um ihn; denn von seinen Freunden entriß der unerbittliche Tod ihm einen nach dem anderen. Nun neigte sich auch sein Lebensweg dem Ende zu. Trotzdem gönnte er seinem Körper, bei dem sich bereits die Gebrechen des Alters bemerkbar machten, keine Ruhe. Mit der größten Gewissenhaftigkeit erfüllte er alle Pflichten seines königlichen Berufes. „Mein Stand verlangt Arbeit und Tätigkeit", pflegte er zu sagen; „mein Leib und mein Geist beugen sich unter ihre Pflicht. Daß ich lebe, ist nicht nötig, wohl aber, das; ich tätig bin." Im August 1785 unternahm er eine große Reise nach Schlesien und hielt im strömenden Regen sechs Stunden lang eine Heerschau bei Breslau ab. Noch an demselben Tage erkrankte er an einer heftigen Erkältung. Bald bildete sich sein altes Leiden, die Gicht, zur Wassersucht aus, und unter mannigfachen Beschwerden verbrachte er den Winter im Stadtschloß zu Potsdam. Als ihm ant 26. Januar 1786 der Tod des Generals von Zielen gemeldet wurde, sagte er: „Unser alter Zieten hat auch bei seinem Tode sich noch als General gezeigt. Im Kriege kommandierte er immer die Vorhut, und ich führte die Hauptarmee. So wird's auch jetzt sein, ich werde ihm bald folgen." Mit dem Beginne der wärmeren Jahreszeit schienen noch einmal seine Lebensgeister aufzuflackern. Er siedelte nach seinem geliebten Sanssouci über, um in der frischen Luft seiner Gärten Erholung zu suchen. Hin und wieder unternahm er wohl auch noch kurze Spaziergänge. Immer heftiger traten die Beschwerden seines Leidens auf und bereiteten ihm schlaflose Nächte. Trotzdem erlitten die Regierungsgefchöfte feine Unterbrechung. Die schlaflosen Nächte veranlaßten ihn sogar, noch früher als bisher fein Tagewerk zu begiuuen. Die Kabinettsräte mußten bereits

4. Friedrich der Große - S. 35

1912 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
— 35 — nonert und. 22 Fahnen erobert und 6220 Gefangene gemacht. Die vereinigten feindlichen Armeen hatten 3560 Tote und Verwundete, die Preußen nur 365. Als der glänzende Sieg in Deutschland bekannt wurde, herrschte überall große Freude, und Heller als je strahlte der Ruhm Friedrichs des Großen. Sein Name ging von Mund zu Mund, und in allen deutschen Gauen sang man: „Und wenn der Große Friedrich kommt Und klopft nur auf die Hofen, So läuft die ganze Reichsarmee, Panduren und Franzosen." Lange konnte sich Friedrich indessen nicht der Siegesfreude überlassen. Nachdem er sich mit den Trümmern einer geschlagenen preußischen Armee vereinigt hatte, zählte sein Heer etwa 30000 Mann, während die Feinde fast dreimal so stark waren und bei Leutheu eine vorteilhafte Stellung eingenommen hatten. Trotzdem beschloß er, sie anzugreifen, „und wenn sie auf den Kirchtürmen von Breslau oder auf dem Zobtenberge ständen." Im Morgengrauen des 5. Dezember eröffnete Friedrich mit seinem kleinen Häuslein, das die Feinde unerschrocken die „Berliner Wachtparade" nannten, den Angriff. Unter dem Gesänge frommer Lieder rückten die Preußen den Österreichern entgegen. Ein Offizier fragte den König, ob er den Gesang verbieten solle. „Laß Er das!" erwiderte Friedrich, „mit solchen Leuten wird Gott mir heute gewiß den Sieg verleihen." Und seine Hoffnung wurde nicht znfchanden. Noch ehe die Sonne des kurzen Dezembertages sank, war die Schlacht entschieden; in wilder Flucht eilten die Österreicher davon. Sie hatten 116 Kanonen und 59 Fahnen verloren; außerdem waren 21000 Mann gefangen genommen worden. Als die Nacht ihren dunklen Schleier über das blutgetränkte Schlachtfeld ausbreitete, stimmte ein Grenadier das Lied an: „Nun danket alle Gott!" Bald fang das ganze Heer den „Choral von Leuthen". Die Kunde von dem herrlichen Siege bei Leuthen rief bei allen Preußen einen unbeschreiblichen Jubel hervor, und überall gab man feiner Freude Ausdruck, indem man fang: „Es lebe durch des Höchsten Gnade der König, der uns schützen kann; so schlägt er mit der Wachtparade noch einmal 80000 Mann!" Die Winterquartiere nahm der König in dem wiedergewonnenen Schlesien zu Breslau. Darauf folgten für ihn die zwei unglücklichsten und schwersten Jahre 1758 und 1759. Mit knapper Not entging er eines Tages einer ernsten Lebensgefahr. Er war mit seinem Gefolge aus eine Anhöhe geritten, von wo aus er die ganze Gegend überschauen konnte. Von dem Feinde war keine Spur zu sehen. Plötzlich erhebt ein Kroat den Laus seines Gewehrs über einen Zaun, hinter dem er sich verborgen hat, 3*

5. Friedrich der Große - S. 55

1912 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
-Säum vier oder fünf Uhr morgens bei ihm erscheinen. „Mein Zustand", sagte er zu ihnen, „nötigt mich, Ihnen diese Mühe zu machen, die für Sie nicht lange dauern wird. Mein Leben ist auf der Neige; die Zeit, die ich noch habe, muß ich benutzen; sie gehört nicht mir, sondern dem Staate." Gegen Mitte August merkte man, daß das Ende des Königs nahe sei. Noch am 10. August erledigte er die laufenden Geschäfte, aber am folgenden Tage war ihm das Sprechen kaum noch möglich, und in den ersten Morgenstunden des 17. August entschlief er sanft und ergeben in den Armen feines Kammerdieners. Die Leiche des Entschlafenen fand ihre Ruhestätte in der Garnisonkirche zu Potsdam, in der auch der Vater des Großen Königs ruht. Im ganzen Lande war die Trauer um den dahingeschiedenen Landesvater eine allgemeine. Von den Thronen bis in die Hütten wirkte die Todesnachricht erschütternd. Alle fühlten, daß der größte Mann des Jahrhunderts aus der Welt geschieden war. „Wer wird jetzt die Welt regieren?" rief ein schwäbischer Bauer bestürzt aus, als er die Nachricht vom Tode des Königs empfing. Herrliche Denkmäler aus ©teilt und Erz verkünden der Nachwelt seinen Ruhm, allen voran das berühmte Reiterstandbild vor dem ehemaligen Palais Kaiser Wilhelms I. in Berlin, das Rauchs Meisterhand geschaffen. In" dem Herzen eines jeden echten Preußen und Deutschen aber lebt sein Bild fort, und bei der 200. Wiederkehr seines Geburtstages wird man sich allüberall in unserem Baterlande seiner und seiner großen Kriegs- und Friedenstaten dankbar erinnern. Ihm verdankt Preußen seine Großmachtstellung. Er hat das Land auf 3500 Quadratmeilen mit fast sechs Millionen Einwohnern und das Heer von 83000 ans 200000 Mann gebracht, die Staatseinnahmen verdreifacht und den Staatsschatz ans 150 Millionen Mark erhöht. „Meine letzten Wünsche", so schließt er sein Testament, „in dem Augenblicke, wo ich den letzten Hauch von nur gebe, werden für die Glückseligkeit meines Reiches sein. Möge es stets mit Gerechtigkeit, Weisheit und Nachdruck regiert werden; möge es durch die Milde seiner Gesetze der glücklichste, möge es in Rücksicht ans die Finanzen der am besten verwaltete, möge es durch ein Heer, das nur nach Ehre und edlem Ruhme strebt, der am tapfersten verteidigte Staat fein! O, möge es in höchster Blüte bis mt das Eude der Zeiten fortdauern!" -c£>--------

6. Friedrich der Große - S. 5

1912 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
I. Der Kronprinz. 1. Sonnige Jugendtage. Am 24. Januar 1712, einem Sonntage, verkündigten Glockengeläute und Kanonendonner den Bewohnern der Haupt- und Residenzstadt Berlin, daß dem Hohenzollernstamme ein neues Reis entsprossen sei. Dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm und seiner Gemahlin Sophie Dorothea, einer Tochter des Kurfürsten Georg von Hannover und nachmaligen Königs Georg I. von England, war ein Sohn geschenkt worden. Die Tause des jungen Prinzen fand acht Tage nach der Geburt statt und wurde mit großer Pracht gefeiert. Der Prinz hatte eine kleine Krone auf dem Haupte und trug ein silbergesticktes, mit Diamanten besetztes Kleidchen, dessen Schleppe sechs Gräfinnen trugen. Er erhielt nach seinem Großvater den einzigen Taufnamen Friedrich. Nicht lange konnte sich der König seines Enkels freuen. An dessen erstem Geburtstage wurde ein glänzendes Hoffest gefeiert. Einen Monat später (25. Februar 1713) entschlief Friedrich I., und der Vater des kleinen Prinzen bestieg als Friedrich Wilhelm I. den preußischen Königsthron. An die Stelle des Glanzes trat nun eine fast dürftige Bescheidenheit der Lebensführung und unermüdliche Arbeit für das Wohl des Landes. Der König kümmerte sich nur wenig um die Erziehung seiner Kinder, überließ diese vielmehr ganz seiner Gemahlin. Für die Erziehung des kleinen Fritz, der ein engelschönes Kind mit großen, blauen, strahlenden Augen war, wurde der Mutter zunächst weibliche Hilfe an die Seite gestellt. Die Oberaufsicht führte eine Ehrendame der Königin, Frau v. Kameke; die wirkliche Leitung erhielt eine wegen ihrer Religion aus ihrer Heimat vertriebene Französin, Frau von Rocoulle, die schon den Vater des Prinzen erzogen hatte. Sie waltete ihres Amtes mit großer Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit, wofür Friedrich, dessen Gesundheitszustand in den ersten Jahren sehr viel zu wünschen übrig ließ, sie bis an ihr Lebensende durch treue Dankbarkeit ehrte.

7. Friedrich der Große - S. 13

1912 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
— 13 — Nr. 15 in Neurnppin ernannt, wohin er einige Monate später von Küstrin übersiedelte. Dem Willen seines Vaters nachgebend, verlobte er sich am 10. März 1732 mit einer Nichte des Kaisers, der Prinzessin Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern. Am 12. Jnni 1733 fand die Vermählung des jungen Paares in Salzdahlum, einem in der Nähe von Wolfenbüttel gelegenen braunschweigischen Schlosse, statt, und am 26. Juni zogen die Neuvermählten feierlich in Berlin ein. Bald darauf kaufte der König dem Kronprinzen das in anmutiger Gegend am Ruppiner See gelegene Schloß und die Herrschaft Rheinsberg. Vorerst wohnte Friedrich aber noch in Ruppin und widmete sich mit allem Eifer feinen militärischen Pflichten. Im August 1736 bezog Friedrich mit seiner Gemahlin das Schloß Rheinsberg, das vollständig umgebaut worden war. „Hier hat Friedrich in völlig freier Gestaltung seiner Lebensweise, in eifriger Pflege von Kunst und Wissenschaft, in anregendem und angeregtem Verkehr mit einem auserlesenen Freundeskreise, in stiller, ernster und planmäßiger Geistesarbeit vier der glücklichsten Jahre seines Lebens verbracht, und auch seine junge Gemahlin, die hier zum ersten Male in dauernder Vereinigung in gemeinsamem Hofhalte mit ihm geschaltet und gewaltet, hat in dieser anmutigen Umgebung glückliche Tage verlebt, an die sie in ihrem späteren einsamen und liebeleeren Leben stets mit stiller Wehmut und Sehnsucht zurückdachte. . . In Rheinsberg hat Friedrich zum ersten und einzigen Male in feinem Leben den hohen Reiz und die Anmut empfunden, die nur die Teilnahme der Frau dem häuslichen und geselligen Leben zu verleihen vermag." In Rheinsberg hat sich Friedrich durch ernste Arbeit aus seinen künftigen hohen Beruf vorbereitet. Hier hat er u. a. auch eine berühmt gewordene Schrift über die „Rechte und Pflichten eines Herrschers" versaßt, die beweist, mit welch sittlichem Ernste er schon damals seinen zukünftigen königlichen Beruf erfaßte. Mit großem Eifer widmete er sich auch seinen militärischen Aufgaben, war er doch durch fein eifriges Studium der Geschichte zu der Erkenntnis gelangt, daß ein schlagfertiges, tüchtiges und wohlgeschultes Heer die Grundbedingung der Staatsmacht sei. Mit seinem Vater lebte er jetzt im besten Einvernehmen, und alle Mißhelligkeiten, die zwischen beiden bestanden hatten, wurden mit der Zeit vergessen. Als die Krankheit des Königs, der schon seit einigen Iahten viel unter gichtifchen Anfällen und Beschwerden zu leiden hatte, im Frühlinge des Jahres 1740 zunahm, ließ die Königin den Kronprinzen durch einen reitenden Boten an das Sterbelager ihres Gemahls rufen. Friedrich fand seinen Vater im Garten des Potsdamer Schlosses in einem

8. Friedrich der Große - S. 23

1912 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
— 23 — zulocken. Wegen Mangels an Lebensmitteln, schlechter Witterung uitb der Feindseligkeit der Bewohner sah er sich schließlich genötigt, nach Schlesien zurückzuziehen, wohin ihm die Österreicher folgten. Friedrich aber verlor den Mut nicht. Im Frühjahr 1745 nahm er in Neiße und später in dem Kloster Kamenz zwischen Neiße und Frankenstein sein Hauptquartier. Der längere Aufenthalt in dem Kloster „ist von der geschäftigen Sage durch jene Erzählung ausgeschmückt worden, daß Friedrich hier, um der Gefangenschaft durch streifende leichte Truppen der Feinde zu entgehen, von dem Abte in ein geistliches Gewand verkleidet und so den Nachstellungen der Feinde entgangen sei". Die Hauptarmee des Königs stand im Mai bei Frankenstein im südlichen Schlesien, eine Abteilung von beinahe 10 000 Mann unter dem Markgrafen Karl von Brandenburg bei Jägeru-dorf. Um die Verbindung mit dieser Abteilung herzustellen, erhielt der Oberst Zieten den Befehl, mit seinem Regimente zum Markgrafen zu eilen und ihn zu veranlassen, sogleich aufzubrechen und sich mit dem Könige zu vereinigen. Zietens Weg führte mitten durch das Lager der Feinde. Da seine Husaren erst kurz vorher neue Uniformen erhalten hatten, die denen eines österreichischen Regimentes sehr ähnlich waren, ritt er, wie erzählt wird, mitten durch die feindliche Stellung. Als er erkannt wurde, schlug er sich tapfer durch und erreichte mit seinen Husaren fast ohne Verluste das Lager des Markgrafen. Mit gleicher Kühnheit bewerkstelligte dieser seine Verbindung mit der preußischen Hauptmacht. Mit dieser zog Friedrich über Reichenbach nach Schweidnitz und Jauernick, von wo aus er das Heranziehen der Feinde mit gespanntester Aufmerksamkeit verfolgte. Am 3. Juni zogen sie in acht Heerhaufen von den Anhöhen bei Hohenfriedberg herab und schlugen in der Nähe von Striegau ihr Lager auf. „Jetzt fiud sie, wo wir sie haben wollen", sagte Friedrich, der mit wenigen Begleitern von einem Hügel aus den Anmarsch des Feindes beobachtete. Noch in den Abendstunden läßt er seine Truppen näher an den Feind heranrücken; keine Trommel wird gerührt, jedes Geräusch vermieden. Beim Morgengrauen, gegen 2 Uhr nachts, versammelt der König seine Generale um sich und gibt ihnen seine Befehle. Früh um 4 Uhr fallen auf dem rechten preußischen Flügel die ersten Kanonenschüsse. Eine von den Sachsen besetzte Anhöhe wird im Sturm genommen und mit preußischen Kauoueu besetzt. Gegen 7 Uhr ist der ganze sächsische Flügel bis zur Mitte hin völlig geschlagen und weicht in die Berge zurück. Nun beginnt der Angriff auf die Österreicher, über die in kurzer Zeit ein glänzender Sieg errungen wird. Die preußische Reiterei verrichtet Wunder der Tapferkeit. Namentlich das Dragonerregiment Bayreuth bedeckt sich mit unsterblichem Ruhm.

9. Friedrich der Große - S. 25

1912 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
— 25 — laschen die Zahl „66" tragen und bei Paraden den Grenadiermarsch „Der Hohenfriedberger" durch Tambours schlagen lassen. Tiefbewegt dankte der König seinen Truppen für ihre heldenmütige Tapferkeit und gab für den herrlichen Sieg dem Lenker der Schlachten die Ehre mit den Worten: „Gott hat meine Feinde verblendet und mich wunderbar geschützt." In Breslau aber wurde die Siegesbotschaft noch am Schlachttage von 16 Postillionen, die blasend durch die Straßen ritten, verkündet. Langsam folgte Friedrich nun dem geschlagenen Feinde nach Böhmen, wo sich beide Heere monatelang gegenüberstanden, ohne daß es zu einer kriegerischen Entscheidung gekommen wäre. Da aber Maria Theresia zum Frieden nicht geneigt war, dauerten die Feindseligkeiten fort. Die Österreicher nahmen Ende September bei Soor eine günstige Stellung in unmittelbarer Nähe des preußischen Lagers ein. Sie hielten den Angriff auf die Hügel, die sie besetzt hatten, für unmöglich. Friedrich aber beschloß, den Angriff auf die feindliche Übermacht zu wagen. Im Verlaufe einer Stunde waren die 75 stolzen Schwadronen der besten österreichischen Kavallerieregimenter von der Höhe in die dahinter liegenden Talgründe geworsen. Unter den ungünstigsten Bodenverhältnissen hatte die preußische Armee einen zweiten glänzenden Sieg errungen, und Friedrich konnte ungehindert seinen Marsch nach Schlesien fortsetzen. Am 1. November kehrte er in feine Hauptstadt zurück, aber seine Hoffnung auf Frieden erwies sich als trügerisch. Österreich verbündete sich noch fester mit Sachsen und plante sogar einen Angriff auf die alten preußischen Provinzen. Wieder tat Eile dringend not, wenn der König den neuen Gefahren, die ihm drohten, glücklich entrinnen wollte. Bereits am 16. November reiste Friedrich wieder nach Schlesien ab, um sich an die Spitze seines Heeres zu stellen. Er überraschte den Erzherzog Karl, der mit seinem Heere in die Lausitz eingedrungen war und sich dort mit den sächsischen Truppen vereinigen wollte, bei dem Dorfe Katholifch-Hennersdorf und brachte ihm abermals eine empfindliche Niederlage bei. Der Erzherzog zog sich nach Böhmen zurück, und Schlesien war wiederum frei vom Feinde. Die endgültige Entscheidung mußte jetzt in Sachsen erfolgen. Es kam alles daraus an, daß der Alte Dessauer, der von Halle her über Leipzig nach Dresden vorrückte, die sächsischen Truppen geschlagen hatte, ehe sie sich mit den Österreichern vereinigt hatten. Nachdem der Fürst von Dessau lange gezögert hatte, gab ihm Friedrich in deutlichen Worten seine Unzufriedenheit kund. Da entschloß der Feldherr sich, die Sachsen, Me bei Kesselsdorf eine feste Stellung eingenommen hatten, anzugreifen. In vier Kolonnen ging er am 15. Dezember gegen

10. Friedrich der Große - S. 27

1912 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
— 27 -- In der Annahme, daß die Frau ein Anliegen haben müsse, schickte er einen Pagen zu ihr und ließ sie nach ihrem Begehr fragen. Sie sagte, sie wolle den König selbst sprechen. Als Friedrich dies erfuhr, ließ er die Frau zu sich kommen und fragte sie in seiner leutseligen Weise: „Mütterchen, was wollt ihr?" „Ach, Majestät", sagte die Alte, „ich bitte um einen von meinen beiden Söhnen; denn ich bin eine Witwe. Den jüngsten Sohn haben sie mir letzthin auch noch unter die Soldaten genommen. Er stand bisher meiner Ackerwirtschaft bor; nun muß alles zugrunde gehen, wenn Sie mir nicht den einen Sohn wiedergeben." — „Na, reiset nur wieder nach Hause", sagte der König gutgelaunt; „hier habt ihr Reisegeld, und eitern Sohn sollt ihr aus den Herbst wieder haben." — „Nein, Geld nehme ich nicht, und es sieht mir auch nicht so aus, als ob Sie Lust hätten, meinen Sohn freizugeben." — „Und weshalb glaubt ihr das?" — „Ei, Sie haben mich ja noch gar nicht gefragt, wie mein Sohn heißt, und bei welchem Regiment er steht." — „Ja, Mütterchen, da habt ihr recht. Nun, wie heißt euer Sohn, und bei welchem Regintente steht er?" — Der eine heißt Michel und der anbete Gottlieb Kr.; sie stehen bei beut S Regiment in B." — „Das werbe ich mir aufschreiben." — „Ja, wenn Sie es aber nicht gleich tun, dann vergessen Sie es nneber; benn Sie haben boch gar viel im Kopfe zu behalten." — Da schrieb der König sich alles auf, las es der Bäuerin vor und fragte sie dann, ob nun alles so recht sei. Und als die entschlossene Alte bies bejahte, sagt er: „Nun, so reiset in Gottes Namen; euer Sohn soll im Herbst seinen Abschieb haben."— „Es wäre aber boch besser, wenn Sie mir das schriftlich gäben", meinte die Bäuerin treuherzig. Und gebulbig sagte der König: „Nun, so kommt morgen wieber und holt es euch!" Als sie gegangen war, befahl bet König sofort dem General v. S... zu B., einen der beiden Brüder freizugeben, und ließ außerdem der Alten 20 Taler Reisegeld einhändigen. So handelte der König als wahrer Landesvater. Um den Wohlstand des Laubes zu heben, ließ er wüst liegende Sanb-strecken durch frembe Anfiebler urbar machen. Zwischen Frankfurt a. O. und Oderberg war im Laufe der Zeit infolge der Überschwemmung der Oder das sogenannte Oderbruch entstanden, eine wüste Fläche von 50 km Länge und 10 bis 20 km Breite, bereu Bewohner sich kümmerlich von Fischfang, Jagb und Viehzucht nährten. Schon Friedrich Wilhelm I. hatte biefe Wasser-wildnis entwässern wollen, aber wegen seiner Schwierigkeit und Kostspieligkeit war der Plan nicht ausgeführt worben. Friedrich Ii. ging im Jahre 1746 rüstig ans Werk, und nach siebenjähriger Tätigkeit war es vollenbet. Der Stromlauf der Ober war zum Nutzen der Schiffahrt bedeutend verkürzt worben, und
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