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1. Geschichte - S. 45

1913 - Berlin : Oehmigke
— 45 — aber hatte das Vertrauen des Kaisers verloren. Nie hat er die Stadt mehr betreten und die Bitte der Ratmannen, die Huldigung der Bürger in unserer Stadt zu empfangen, kurz abgelehnt. Wie Wardenberg aber bedacht war, selbst bei der kleinsten Gelegenheit sich auf Kosten der Stadt zu bereichern, zeigte sich auch in der Zeit, als die Stadt zum Kriege rüstete. Es kam darauf an, dem Heereshaufen der Stadt erfahrene Führer zu geben, wozu die Ritter Zelgow und Bardeleben sich alsbald bereit fanden. Bei ihrer Ankunft in Berlin wurde Zelgow zu Wardenberg und Bardeleben zu Petze Jacob in Herberge gelegt. Als die Stadt beide Ritter aus ihrer Herberge lösen wollte, berechnete Petze Jacob für Met und Bier, welches getrunken worden war, nur 2 Pfund Pfennige, während Wardenberg 8 Pfund dafür verlangte. Beide Ritter behaupteten jedoch, daß bei Jacob mehr getrunken worden sei, als bei Wardenberg. Dieser würde sie aber genommen haben, wenn man sie ihm gegeben hätte. Einer aus dem Volke: Na, getrunken haben sie aber auch rechtschaffen, mtd freigebig waren sie auch. Da hat mancher mitgetrunken, der nicht mal Ratmann war. Ankläger: Nachdem Wardenberg aus dem Rate entfernt worden war, suchte er Haß und Zwietracht zwischen diesen und den Bürgern zu stiften. Zu den Bürgern sagte er: Nicht auf Verlangen des Kaisers sei er aus dem Rat entfernt, sondern weil er nicht habe dulden wollen, daß die Ratmannen das Geld der Stadt heimlich vom Rathause wegtrügen. Wegen dieser schweren Beschuldigung klagte der Rat wider ihn vor Gericht, wo Wardenberg seine Unschuld beschwören wollte. Als er den Eid leisten wollte, erschienen 40 Bürger vor Gericht, um seine Rede zu bezeugen. Er aber gestellte wohl 50 Bürger und mehr als seine Eideshelfer, leistete den Reinigungseid, und der Rat konnte nichts dagegen tun. Einer ans dem Volke: I, es waren ihrer ja noch mehr als 50; das wissen die, die heute auf der Schöffenbank sitzen, die waren auch dabei. Ankläger: Hierauf gelang es ihm und seinen Freunden, wiederum in den Rat zu kommen. Man wählte ihn sogar zum Abgeordneten nach Brandenburg, wo Ritter und Städte zusammenkamen, um einen Landfrieden zwischen dem Erzbischof von Magdeburg und der Mark zu vermitteln. Statt aber für den

2. Geschichte - S. 50

1913 - Berlin : Oehmigke
— 50 — U m st ä n d e r und Volk (rufen wiederholt): Gnade! Gnade! Blankenfelde (zu Wardenberg): Tyle Wardenberg! Die Schöffen haben nach dem strengen Buchstaben des Gesetzes und nach der Tat geurteilt und dürfen die Beweggründe ungesetzlicher Handlungen nicht in die Wagschale des Rechtes werfen. Aber ich, der Alderman dieser Stadt, habe die Macht, den Ausspruch des Gerichts zu mildern: — Ich begnadige dich. Außerhalb: Der Alderman hoch! Wardenberg hoch! Blankenfelde: Doch ganz ohne Strafe darfst du nicht bleiben, damit der Friede in der Stadt und dein eigner fürder nicht gestört und der Würde des Gesetzes wie des Gerichts nicht gänzlich entgegengetreten werde. Veräußern darfst du dein Erbe in der Stadt und deinen Besitz in Pankow, den du von uns zu Lehen trägst, wozu dir bis über 14 Nächte freies und sicheres Geleit erteilt wird. Aber alsdann wirst du über die Grenze unsers Weichbildes geführt werden und nie wiederkehren. Du kennst ja die Strafen, die dich treffen würden, wenn du es dennoch tun wolltest. (Er faßt Wardenbergs Hand und geht mit ihm zur Seite): Tyle, geh' nicht mit Grimm von hinnen. Sei überzeugt, daß ich nie zu deinen Gegnern gehört, sondern immer gut über dich geurteilt und das, was ich an dir nicht verstanden, deinem überspannten Freiheitsfinn und deinen wunderlichen Ansichten, die du in den Hansestädten und auf deinen Sendungen emgefogen,. wie deinem heftigen Temperament zugute gehalten habe. Lebe wohl! (Sie drücken sich die Hände.) Wardenberg: (nach außen): Ich weiß, daß mir Freunde zurückbleiben, denen ich von Herzen danke und deren ich nimmer vergessen werde. Ich sage ihnen Lebewohl. Was mich tröstet in dem Augenblick, wo ich von euch und von dem Orte scheide, für dessen Freiheit, Ansehen und Wohlfahrt ich mein Herzblut gerne hingegeben hätte, ist die Überzeugung, daß die alten Vorurteile, die unfern Geist gefangen halten, von der Vernunft besiegt, endlich verschwinden und unsere fernen Nachkommen, wenn sie die längst vergilbten Blätter unseres Stadtbuches lesen,y milder über mich richten werden! Fidicin („Ser Bär").

3. Geschichte - S. 52

1913 - Berlin : Oehmigke
— 52 — abkommender Gotik verziert. Die Zimmer, überdeckt von Gewölben, wurden nur wenig erhellt durch die runden, bleigefaßten, hier und da mit bunten Heiligen oder Wappen geschmückten Scheiben und boten gerade bei ihrer geringen Geräumigkeit im Winter trauliche Aufenthaltsorte. Im Sommer wurden sie wenig benutzt. Zwei Türme behüteten die Spreeseite des Gebäudes. In der ihm eigenen, schwärmerischen Frömmigkeit wandelte Friedrich der Eisenzahn, als er von Land und Leuten schied, um seine letzten Tage im sonnigen Franken zuzubringen, seine Hauskapelle zu einem Domstift um. Es war am 20. Januar 1469. Düster flammten in dem dämmernden Raume der Kapelle die Kerzen. Würzig dufteten die Kiefernbüschel, mit denen der Boden bestreut war. Vor dem Altar, umgeben von den Söhnen der Grafengeschlechter des Frankenlandes, den Hohenlohe, Ottingen und Helfenstein, den anhaltmischen Herren und den Edeln des eigenen Landes kniete Friedrich Ii. Mer dem Purpurkleid mit dem Hermelinkragen trug er die blitzende Kette des Schwanenordens. Wie aber auch ihre Glieder schimmerten, diese silbernen Sägen mit den purpurroten Herzen, dieses goldene Marienbild und der schneeweiße Schwan unten in der Binde — die tiefsinnigen Symbole bedeuteten doch nur Schmerz und getäuschte Lebenshoffnungen. Denn die Pommern waren unbezwnngen, und dem Fürsten selbst war kein männlicher Erbe gegeben; seine Söhne waren vor ihm gestorben. Heute dachte Friedrich aber nicht an das, was ihm mißlungen war; nein, er blickte mit innigem Danke darauf hin, daß ihn die Vorsehung in anderen Dingen so reich gesegnet hatte. Deshalb legte er, nachdem der Gottesdienst beendigt war, in die Hand des Geistlichen eine Urkunde, welche die Schloßpfarre zu einem Domstift erhob. In der alten Burg von 1451 haben auch Albrecht Achilles, — dieser freilich nur sehr selten — Johannes Cicero und Joachim Nestor geweilt. Hier war es, wo der weise Johann mit den Gelehrten Deutschlands verhandelte, um auch seinem Lande eine hohe Schule zu geben. Hier prägte er die Grundsätze einer wahrhaft väterlichen Regierung dem hochsinnigen Jüngling ein, der nach ihm des Staates Zügel ergreifen sollte. Im 16. Jahrhundert aber war das kurfürstliche Schloß zu Berlin-Kölln ein gar verrufenes, finsteres Gebäude. Joachim I. lebte einsam darin, und drum — so wenig er sonst die Jagd liebte:

4. Geschichte - S. 56

1913 - Berlin : Oehmigke
— 56 — öon Planen, Lerchen nnb den anbeten, die sieben Ellen bicf waten. Die Brebow öon Hohen-Ziatz hatten sich gefügt. Was nicht zu anbetn ist, muß man gehen lassen, hatte der bamalige Schloßherr gebacht, als der erste Spaß öorüber war öon der luftigen Schlacht am Kremmer Damme. Die Bewohnet bansten Gott, daß die fränkischen Kriegsleute an ihrem Sumpf öorübergingen und keiner Lust zeigte, den geschlängelten Damm durch die Wiese heraufzureiten. Hatte boch der Burgherr für den Fall sich sogar entschlossen, die alte Fahne auszuliefern, die er b am als dem Hohenloher im Getümmel abnahm. Nun war sie in Hohen-Ziatz geblieben; nicht im Saal unten bei dem anbeten Rüstzeug, Diel* mehr hing sie oben in der Giebelkammet, über Götzens Bett, wohin er sich zurückzog, wenn's ihm zu kraus und wirr unten warb. Der Stiel war schon öon den Würmern zerfreffen, die ^etbe auch öon der Zeit und dem Staub; ja ein Käuzchen hatte in einem Sommer borin genistet, und der gute Herr Gottfrieb hatte es erst gemerkt, als die Kleinen in der Nacht zu piepen anfingen. Zuerst hatte er etwas anberes gebacht, was ein christlicher Ritter ohne Schaube immer benfen mag; benn bor bösen Geistern sann auch der Frömmste einmal erschrecken. Dann aber hatte er gebacht: I, was tut% die Kleinen wollen auch leben! und hatte sich umgebreht und war eingeschlafen. Es war ein rechtes Nest für Eulen, hätte einer benfen mögen, wenn er abenbs einen Blick in den Hof warf. Aber wiebet war alles so flein, daß man auch hätte fragen können, wo benn die Eulen und Nachtöögel Platz fänben neben den Menschen? Doch in den Häusern unserer Vorfahren war immer viel Raum für anbere, weil sie für sich selbst wenig brauchten. Was brauchte der Mensch mehr als ein Lager und ein Dach barüber für die Nacht? Das Kind, das zur Welt kommt, muß die üier Wänbe anschreien, so ist's alte Sitte; das Heimliche soll nicht öor aller Welt geschehen. Aber wenn es aufwächst und groß wirb, baut ihm der liebe Himmel fein großes Haus, wo immer Platz ist für Tausenbe und Hunberttausenbe mehr, als leben und leben werben. Die Sonne war die Kerze und das Feuer, und wenn es heiß war, der Baum und Walb unserer Väter Schatten, und die Luft wehte ihnen bessere Kühlung zu als die bicfsten Mauern. Nun, und wenn keine Sonne schien, und es regnete und stürmte,

5. Geschichte - S. 59

1913 - Berlin : Oehmigke
— 59 — seit zwei Menschenaltern die Küche in ein Seitenhaus gebracht. Nur ein warmes Morgenbier oder eine Jngwersuppe kochte bisweilen die Burgfrau ihrem Eheherrn hier, wenn er über Land ritt und es Zu garstig blies, Getafelt ward noch, aber es waren nicht mehr die alten lustigen Seiten. Here Gottfried war häufig grämlich, und wenn er lustig ward, dann schickte die Hausfrau die Knechte hinaus. Die Knechte waren eigentlich froh, wenn sie ihre Schüssel Brei im Stall oder auf dem Hofe verzehren konnten, und die Hausfrau war auch froh, wenn sie früher den Tisch aufbrechen konnte. Sie meinte, was das lange Plaudern täte. Gescheites käme nicht 'raus. Herr Gottfried Bredow aber meinte, sie hätte unrecht, denn der Wein sei da, daß er des Menschen Herz erfreue; mit andern zusammen trinken, sei eine gute Gewohnheit aus alter Zeit, aber da die gute alte vorüber sei, müsse er sich in die Zeit schicken, wie sie ist und allenfalls auch allein trinken. Wilibald Alexis (Die Hosen des Herrn von Bredow). 20. Die Herbstwäsche einer Rittersfrau. Wenn du aus einem langen, bangen Kiefernwald kommst, der von oben aussieht wie ein schwarzer Fleck Nacht, den die Sonne auf der Erde zu beleuchten vergessen, und nun fangen die Bäume an sich zu lichten, die schlanken braunen Stämme werden vom Abendrot angesprenkelt, und die krausen Wipfel regen sanft ihre Nadeln in den freier spielenden Lüften, da wird dir wohl zumute ums Herz. Das Freie, was du vor dir siehst, sind nicht Reben-gelünde und plätschernde Bäche, aus fernen, blauen Bergen über ein Steinbett schäumend; 's ist nur ein Elsenbruch, vielleicht nur ein braunes Heidefeld, und darüber ziehen sich Sandhügel hinauf, in denen der Wind herrscht, das magere Grün, das von unten schüchtern heraufschleicht, auheuleud wie ein neidischer Hund, der über seinen nackten Knochen noch murrend Wache hält. Eine Birke klammert sich einsam an die Sandabhänge; ein Storch schreitet vorsichtig über das Moor, und der Habicht kreist über den Büschen. Aber es ist hell da; du atmest auf, wenn der lange, gewundene Pfad durch die Kiefernnacht hinter dir liegt, wenn das feuchte Grün dich anhaucht, das Schilf am Fließe rauscht, die Käfer schwirren, die Bachstelzen hüpfen, die Frösche ihren Chor

6. Geschichte - S. 60

1913 - Berlin : Oehmigke
— 60 — anheben und dein Auge dem Luftzuge folgt, der leise über die Heidekräuter streicht. Es ist der stille Zauber der Natur, die auch die Einöden belebt, und ihr Auge ist auch hier; denn dort hinter dem schwarzen, starren Nadelwald liegt ein weiter, stiller, klarer See. Er spiegelt seine dunkelgrünen Ufer wider in seinem dunklen Wasser, mit ihrem Rauschen, mit ihrem Flüstern. Aber das dunkle Wasser wird plötzlich klar, wenn die Wolken vorüberziehen: ein Silberblick leuchtet aus; der blaue Himmel schaut dich an, der Mond badet sich, die Sterne funkeln. Dort ergießt der volle See sein Übermaß in ein Fließ, das vom Waldrande fort in die Ebene sich krümmt. Hier bespült er Elsenbüsche, die es überschatten und gierig seine Wellen ausschlürfen möchten, sickert über die nassen Wiesen und wühlt sich dort im Sande ein festeres Kiesbett, um Hügel sich windend, an Steinblöcken vorübersprudelnd und durstige Weiden tränkend. Die vereinzelten Kiefern, Vorposten des Waldes, wettergepeitscht, trotzig in ihrer verkrüppelten, markigen Gestalt, blicken umsonst verlangend nach den kühlen Wellen; nur ihre Riesenwurzeln wühlen sich unter dem Sande nach dem Ufer, um verstohlen einen Trunk zu schlürfen. Wer heute von den fernen Hügeln auf dieses Waldeck gesehen, hätte es nicht still und einsam gefunden. Zuerst hätte ein weißer, wallender Glanz das Auge getroffen; dann ringelten Rauchwirbel empor, und um die schwelenden Feuer bewegten sich Gestalten. Schnee war das Weiße nicht; denn die Bäume röteten sich zwar schon herbstlich, aber schüttelten noch sparsam ihre welken Blätter ab, und die Wiesen prangten noch in kräftigem Grün. Schnee war es nicht, denn es blieb nicht liegen; es flatterte und rauschte auf, hellen Lichtglanz werfend und wieder verschwindend. Schwäne waren es auch nicht, die aufflattern wollen und die Flügel wieder sinken lassen. Das hätten Riesenvögel sein müssen, deren es im Havellanbe und der Zauche nie gegeben hat. Auch Segel waren es nicht, die der Wind aufbläht und wieder niederschlägt; denn auf dem Fließe trieben nur kleine Nachen; auch Zelte nicht, denn es bewegte sich hin und her, und wer näher kam, sah deutlich zwischen den Feuern Hütten aufgerichtet, zierliche von Stroh und rohere von Kieferngebüsch. Eine Lagerung war es, aber der einsame Reisende brauchte sich vor Raubgesellen nicht zu fürchten; die paar Spieße, die

7. Geschichte - S. 61

1913 - Berlin : Oehmigke
— 61 — in der Nachmittagssonne glänzten, standen friedlich an die Huttenpfosten ober Bäume gelehnt. Räuber lachen und singen nicht so heitere Weisen, und die Lüderitze lagerten, wenn sie ausri ten, auch nicht in entlegenen Winkeln, zwischen Heibe und Moor wo Kaufleute nicht des Weges ziehen. Ja, ^är's zur Nachtzeit gewesen! Der Ort war verrufen; auf unheimliche Weiber hattest du schließen können, die ihre Tränke brauen, wo keiner es stehi . Aber es war noch heller Nachmittag, und ebenso hell schallte bisweilen ein frohes Gelächter herüber, untermischt mit anderem seltsamen Geräusch, wie Klatschen und Klopsen. Kurz, es war allerdings ein Lager, aber nicht von Kriegsknechten oder Wegelagerern, nicht von Kaufleuten und Zigeunern, welche die Einsamkeit suchen: es war ein Felblager, wo mehr Weiber als Mannet waren, und das Felblager war eine große Wäsche. Von den Sandhöhen nach Mitternacht, bereu nackte Spitzen über das Heibegestrüpp vorblickten, konnte man es beutlich sehen. Der weiße, wollenbe Glanz kam von den an Seilen trocknenden Leinwanbstücken her, die der Witib dann und wann hoch aufblähte. Anbere große Stücke lagen zur Bleiche weithin zerstreut am Fließe, an den Hügelräuberu bis in den Walb hinein. Überall war Orbnung und das waltenbe Auge der Hausfrau sichtbar. Jeber — Mägbe, Knechte, Töchter, Verwandte und Freunde, bis auf die Hunbe hinab — schien sein besonberes Geschäft zu haben. Die begossen mit Kannen, die schöpften aus dem Fließe, die trugen das Wasser. Jene nestelten an den Stricken, die zwischen den Kiefernstämmen ausgespannt waren. Sie prüften die Klammern ; sie sorgten, daß die nassen Stücke sich nicht überschlugen. Dort hingen gewaltige Kessel über ausgebrannten Feuerstellen, und baneben stauben Tonnen und Fässer. Aber diese Arbeit schien vorüber; nur auf den einzelnen Waschbänken, die in das schilfige Ufer des Fließes hineingebaut waren, spülten noch die Mägde mit hoch aufgeschürzten Röcken und zurückgekrempelten Ärmeln. Es war die feinere Arbeit, die man bis zuletzt gelassen, die jede für sich mit besonderer Emsigkeit betrieb. Da gab es mancherlei Neckereien zwischen dem Schilfe. Wollte aber ein Mann in die Nähe dringen, so wurde er unbarmherzig bespritzt. Die große Herbstwäsche war's der Frau von Bredow aus Hohen-Ziatz. „Der Winter ist ein weißer Manu", sagte sie; „wenn er ans Tor klopft, muß auch das Haus weiß und rein sein, daß der Wirt den Gast mit Ehren empfangen mag."

8. Geschichte - S. 68

1913 - Berlin : Oehmigke
— 68 — Man trennte sich, und als die Ritter zu ihren Pferden gingen, die in der St. Georgenstraße an der Rathausbrücke standen, waren sie erstaunt, Hunderte von Fackeln ihrer warten zu sehen. Der Bürgermeister und der Rat hatten ihre Gäste die ganze Treppe hinunter begleitet, und weit entfernt, schon jetzt von ihnen Abschied zu nehmen, schickten sie sich vielmehr an, sie bis zu den Toren der Stadt zu geleiten. Ihnen schloß sich eine große Zahl von Bürgern an. Langsam ritten die Gäste auf ihren schweren mecklenburgischen Rossen in der Mitte des Gewühls, während Dietrich von Quitzow die sechzig Schock böhmischer Groschen in einem ledernen Sack vorn auf dem Sattelknopfe liegen hatte. Der ganze lärmende und singende Zug glich einer fröhlichen Wallfahrt. Die Zinsen spielten vergnügliche Weisen, die Bürger sangen luftige Spottlieder, da sie im Herzen froh waren, den gefährlichen Nachbar und seine Sippschaft auf längere Zeit loszuwerden. Vor dem Tor angekommen, wollten die vornehmen Bürger, und unter ihnen Mitglieder des Rates, Abschied nehmen, als Dietrich von Quitzow meinte: „Ei, ihr Herren, der Mond leuchtet so feierlich herab; geht noch ein Weilchen mit, es wird uns schwer, schon jetzt von unsern lieben Wirten zu scheiden." Der Rat und ein Teil der Bürger begleitete die Ritter noch weiter, die übrigen kehrten mit ihren Frauen nach der Stadt zurück. Trauliches Gespräch wurde nun zwischen den Rittern und Ratsherren gepflogen, während der Zug im tiefen Sande sich dem Walde näherte. Rechts und links auf den Wiesen und Brachfeldern lagen die zahlreichen Viehherden der Berliner Bürger und waren außer von den Hirten nur von wenigen Stadtknechten bewacht; denn das neue Freundschaftsbündnis mit dem Adel der Umgegend ließ ja nichts Böses mehr befürchten. „Was denkt Ihr denn zu tun, Herr Bürgermeister, wenn der Nürnberger Burggraf es sich doch nun einfallen ließe, nach den Marken zu kommen? Seid Ihr gesonnen, ihm den Huldigungseid zu leisten, wie er es durch seine Abgesandten verlangt hat?" — „Da der Kaiser ihm unser Land rechtmäßig verpfändet hat, so sehe ich nicht wohl ein, wie wir ihm den Huldigungseid versagen können, zumal Brandenburg ihn geleistet hat, das doch die erste Stimme hat in allen märkischen Händeln." — „Tut, was Ihr wollt", antwortete der Ritter; „aber seht wohl zu, daß ihr nicht wider den Adel handelt! Ihr möchtet übel dabei fahren.

9. Geschichte - S. 69

1913 - Berlin : Oehmigke
— 69 — Wir setzen uns gegen die Nürnberger, und wenn es drei Jahre nichts als Nürnberger vom Himmel regnete. Unsere Burgen sind fest, unsere Psaudgelder auf die Städte gut gesichert. Seht Euch vor, sage ich Euch!" — „Ei, ei, Herr Ritter, Ihr werdet doch uicht in Zorn und Ärgernis von uns scheiden nach so lustigem Feste! Doch wir sind jetzt am Walde, drum nehmt diesen Handschlag und ziehet in Frieden!" — „Nicht doch, Herr Bürgermeister, ich dächte, Ihr begleitet uns noch ein Weilchen! Seht nur, da halten meine Knechte, die mich erwarten, und die sich freuen werden, mit euch in den fühlen, schattigen Wald hineinzureiten." Bestürzt ob dieser seltsamen Worte sahen die Berliner Bürger-aus den Troß der heranreitenden Knechte, die nicht zur friedlichen Begleitung, sondern zum Kampfe gerüstet schienen. Eilig wollten sie zurück, um schnell die schützenden Tore der Stadt zu gewinnen; aber die treulosen Ritter hatten ihnen schlau eine Falle gelegt. Kaltblütig zogen sie die Schwerter, verrannten den Fliehenden den Weg und hieben einige wehrlose Bürger nieder, die sich in den nahen Wald flüchten wollten. Rasch und geübt in solchen Räubereien, hatten die Knechte das Vieh aufgetrieben und die gebundenen Bürger in den Wald geschleppt, und langsam folgten ihnen die Ritter, während Dietrich lächelnd ans den Sack voll böhmischer Groschen klopfte und sich zusriedeu den Schnurrbart strich. Weit von den Wällen Berlins herüber tönte noch immer der lustige Klang der Zinken und Trompeten in die laue Herbstnacht hinaus und rief den Rittern einen gut gemeinten Abschied nach; als aber die Flüchtlinge am Tor anlangten und das Geschehene erzählten, da verstummte die Musik, da erloschen die Fackeln, und Stadtknechte eilten hinaus, die Leichname der Erschlagenen zu ihren trostlosen Witwen und Waisen zu bringen. L. Schneider (Bilder aus Berlins Nächten). 22. Das Kreuz am Kremmer Damm. In der Nähe der kleinen nüttelmärkischen Stadt Kremmen zieht sich die Landstraße nur als ein schmaler Pfad — als ein hoher Damm durch das elsenbewachsene, sumpfige Luch hin. In alter Zeit befand sich hier einer der vielumstrittenen Pässe, die nach Pommern führten. Noch weiß es das Volk recht wohl,

10. Geschichte - S. 70

1913 - Berlin : Oehmigke
— 70 — wieviel an Blut hier einst geflossen ist. Hier nun stand ehemals ein hölzernes Kreuz, das später durch ein stattlicheres von Eisen ersetzt worden ist. Was das Kreuz aber zu bedeuten hat, davon weiß die Volkssage das Folgende zu erzählen: „Es war noch in der Räuberzeit," — so nennt man hierzulande nämlich die Zeiten des Faustrechts —, „da reiste einst durchs Luch ein vornehmer Herr. Unter seiner glänzenden Kleidung aber verbarg sich tiefes Elend: er war ein Geächteter. Die Feinde hatten einen hohen Preis auf seinen Kopf gesetzt, niemand aber vermochte ihn gefangen zu nehmen; zur rechten Zeit fand er immer einen Ausweg. Die Hnfe seiner Pferde waren mit verkehrten Eisen beschuht, so daß seine Verfolger nie wußten, wo er sich aufhielt. Seinem Diener aber verblendete das Gold und der Reichtum seines Herrn die Sinne; er faßte den Plan, seinen Gebieter zu ermorden. Als sie nun einst in dunkler Nacht zu jener Stelle des Kremmer Damms, auf der jetzt das Kreuz steht, gekommen waren, da stieß der Diener sein Schwert dem Voranreitenden in den Leib. Den Lohn seiner Freveltat aber erhielt er nicht. Denn die Feinde seines Herrn wollten diesen lebendig in ihre Gewalt bekommen, und als sie vernahmen, was der Diener getan hatte, da töteten sie auch ihn. Aber nicht zur Sühne eines Mordes ist das Kreuz am Kremmer Damme aufgerichtet worden, es ist vielmehr das erste Denkmal hohenzollernscher Geschichte in der Mark. Es war am 24. Oktober 1412, da trafen hier beim Passe nach Pommern die Herzöge Otto und Kasimir von Stettin mit den Völkern des neu in die Mark gekommenen Statthalters Friedrich von Nürnberg zu blutigem Kampfe zusammen. Die Märker wurden von Graf Johann von Hohenlohe, einem jugendlichen Freunde des Burggrafen, geführt. Hin und her schwankte die Wage des Sieges, bis endlich die Brandenburger den Kampf aufgaben. Ihre Tapferkeit hatte es zwar nicht vermocht, die Pommern zu überwinden; aber ihrem weiteren Vordringen in die Mark war doch wenigstens ein Ziel gesetzt. Mit teurem Blute aber hatten die Märker diese Ehre zahlen müssen: der Graf von Hohenlohe und der fränkische Ritter Kraft von Lentersheim waren auf der Walstatt geblieben: Ritter Philipp von Utenhoven, gleichfalls ein süddeutscher Freund des großen Burggrafen, starb bald darauf an seinen Wunden. Es ist ein dunkler Herbstabend des Jahres 1412. Wir stehen
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