Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Parricida - S. 43

1905 - Braunschweig : Appelhans
— 43 — Als die Bewegung sich gelegt hatte, sagte Jan Östrik zu seinen neuen Genossen: „Ihr habt, wie ich ans Euren Reden vernommen habe, den Müller in Verdacht, Euch bestohlen zu haben. Euer Verdacht scheint mir nicht unbegründet, und es soll eine meiner ersten Aufgaben sem, den Dieb zu entlarven. Ich _ glaube aber, daß hier m den Trümmern dieser Burg die Stelle zu suchen ist, wo er sein mit Unrecht erworbenes Gut verborgen hält. Laßt uns deshalb diesen Ort nicht verlassen, ehe wir darüber uns Gewißheit verschafft haben. Jeden Winkel der Burg wollen wir durchsuchen; vielleicht finden wir eine verborgene Mauernische oder eine Ip'ohle, die uns Aufschluß darüber gibt, wieviel im Laufe der Jahre der Müller sich zusammengescharrt hat, was er von Rechts wegen mit Euch hätte teilen müssen. Frisch ans Werk; ehe der Morgen graut, muß ein jeder von Euch wieder in seinem Hause sein!" Dieser Aufforderung wurde alsbald Folge geleistet, und alle Winkel und Nischen der Burg wurden eifrig durchforscht. Aber so viel sie auch suchten, sie fanden nichts Verdächtiges, nichts, das auf ein geheimes Versteck hätte schließen lassen. Schon hatten die meisten das Suchen aufgegeben, und nur noch Kunz und ein junger Bauer beleuchteten mit einer Fackel einen Steinhaufen, der in einem Winkel des ehemaligen Burghofes lag. Der Steinhaufen schien nichts Auffallendes an sich zu haben; aber dem scharfen Auge des getreuen Kunz entging es nicht, daß bei einigen Steinen die mit Moos bewachsene Seite nach unten lag. Er machte seinen Begleiter barauf aufmerksam. „Die Steine sinb kürzlich erst so hingelegt worben, wie sie jetzt liegen," sagte er; „benn sonst müßte ja die moosige Seite nach oben liegen. Jebenfalls wirb es geraten sein, nachzuforschen, weshalb das geschehen ist; beshalb ans Werk, wir wollen untersuchen, was unter bcn Steinen liegt!" Mit Hilse einiger Leute, bte noch herzugetreten waren, würden die Steine entfernt, und nachdem bieses geschehen war, entbeckten sie eine große viereckige Steinplatte, und neben berselben lag ein Brech-

2. Parricida - S. 13

1905 - Braunschweig : Appelhans
— 13 — Gott wohlgefälliges Werk getan zu haben; als aber die Königin Elisabeth den alten Ritter Berthold von Ofterdingen, der zurückgezogen von der Welt als Einsiedler in einer Felsenhöhle lebte, einlud, in das neue Kloster einzutreten, sagte dieser ihr die bittere Wahrheit: „Es ist ein schlechter Gottesdienst, Klöster stiften aus geraubtem Gut, das man Witwen und Waisen entrissen hat. Gott hat nicht Gefallen an solchen Opfern, sondern an Güte und Erbarmnng." 5 % < ; Einige Jahre nach dem im vorigen Kapitel geschilder-• *ten blutigen Ereignissen lagerte ein Trupp Leute an der Straße, die von Soest nach Osnabrück durch den Teutoburger Wald führte. Es war, wie es schien, eine abenteuerliche Gesellschaft, drei Männer und eine Frau. Die Männer sahen ans wie fahrende Ritter; nur waren die Wasfenröcke, die sie trugen, verschossen und vielfach geflickt, ihre Stiefel zerrissen; ihr ganzes Wesen aber machte den Eindruck, als hätten sie früher bessere Tage gesehen und als wären sie nur durch widrige Umstände so heruntergekommen. Einzig und allein die Waffen, die sie trugen, schienen gut und neu zu sein; so glänzten und blinkten sie im Strahle der Herbstsonne. Die Frau, die sich bei den drei Männern befand, war groß und kräftig, aber trotz ihres tief gebräunten Gesichtes hatte sie sanfte und einnehmende Züge. Ihre einfache Kleidung war außerordentlich sauber, und man sah es ihr nicht an, daß sie wer weiß wie lange schon das fahrende Leben ihrer Genossen geteilt hatte. In eine zwar alte und verblaßte, aber reinliche Wolldecke gehüllt, schlief ant Waldessaum ein etwa anderthalbjähriges Kind, und die liebevollen Blicke, die das junge Weib dem kleinen Schläfer widmete, bezeugten es zur Genüge, daß sie die Mutter war, und einer der Männer, der jüngste von den dreien, war ihr Gatte.

3. Parricida - S. 25

1905 - Braunschweig : Appelhans
— 25 — schaffen konnte, das tat sie. Jutta gehörte zu den zum Glück nicht seltenen Frauen, die am zufriedensten sind, wenn sie jemanden haben, den sie Pflegen und für den sie sorgen können, und es war ihr eine große Freude gewesen, als Irmgard mit dem Kinde kam; denn nach einem weiblichen Wesen in ihrer Nähe hatte sie sich oft gesehnt. Es entspann sich deshalb auch bald zwischen den beiden Frauen eine innige Freundschaft, und manche Stunde saß die alte Pförtnerin in der Kemenate neben dem jungen Weibe, und alsdann rührten beide eifriger ihre Zungen als die zwitschernden Schwälblein, die am Gesims der kleinen Fenster ihr Netz gebaut hatten. Eine ähnliche Freundschaft schloß Kunz mit dem alten Vogt Klaus. Er war ihm behülflich bei seinen mancherlei Arbeiten in Hans und Hof, und auch beim Bestellen des Gartens tat er ihm ungebeten manche Handreichung. Er ging mit ihm in den Wald, um Bäume zu Brennholz zu fallen, er stellte mit ihm Fallen am Ufer des Baches, um den Fischotter zu fangen, der den Hechten und Forellen in der klaren Flut nachstellte. So gingen den Bewohnern des Hauses ihre Tage in ruhiger Einförmigkeit dahin, und es vergingen oft mehrere Wochen, ohne daß sie ein anderes menschliches Gesicht zu sehen bekamen. Der nächste und einzige Nachbar der Burg war ein Müller, der an der Wierau, so hieß das Bäch- lein, sich seine Mühle erbaut hatte. Auch sein Haus glich einer kleinen Festung und war ebenfalls mit einem breiten, tiefen Graben umgeben, und das war keine unnötige Vorsichtsmaßregel. Denn es streifte in der Gegend zu Zeiten allerlei Gesindel umher, das gern erntete, wo es nicht gefäet hatte, und schon öfter sollte es vorgekommen sein, daß die vollen Mehlsäcke von unberufenen Händen geleert worden waren. Den Müller selbst bekam man selten zu sehen; wer ihn aber einmal erblickt hatte, der vergaß sein Gesicht so leicht nicht wieder. Er war pockennarbig und rothaarig, seine Augen blickten scheel, und Glieder hatte er wie ein Riese. Wenn er einem unversehens im Walde begegnete, so konnte man sich

4. Parricida - S. 88

1905 - Braunschweig : Appelhans
— 88 — Ix. Nachdem die Bauern bei der Wieraumühle ihr Rachewerk vollbracht, hatten, kehrten sie mit ihrem verehrten Führer Jan Ostrik wieder nach der Neuen Burg Holte zurück. Es war ein Frühlingstag, so herrlich und so strahlend, wie er irnranhen deutschen Norden nur selten uns zuteil wird, und das Wetter paßte wenig zu der düsteren Entschlossenheit, die sich auf den Gesichtern der Männer malte, die jetzt wieder im Erdgeschoß der Burg an der langen Tafel saßen und ihre Morgensuppe verzehrten. Jan Ostrik war unterdessen bei seiner Gattin in dem oberen Stockwerk der Burg. Hand in Hand saßen sie an der Wiege des noch im süßen Schlummer liegenden Lathonius. Der Ritter war gekommen, um vor dem Ausbruch zur Fehde Abschied zu nehmen von seinem Weibe und seinem Kinde. „Es muß sein, Irmgard," sagte er. „Du selbst hast mir geraten, zu bleiben; und ich danke Dir dafür. In diesem frischen fröhlichen Kampfe für Dich, mein geliebtes Weib, für unser Kind und für mich selbst fühle ich erst wieder, wer ich bin und wozu mein Name mich verpflichtet. Aber ein ernster und schwerer Kampf ist's, und wer weiß, wie er endet. Sollte nun das Schicksal mich treffen, daß ich nicht wiederkehre, sondern in diesem Kampfe mein Ende finde, so tue, was ich Dir jetzt sage. Nimm unsern Knaben und die beiden treuen Diener, und ziehe wieder fort von hier nach dem Süden des Reiches, dorthin, wo unsere Heimat ist. Und wenn Du dann gekommen bist bis nach Wien, so gehe hin zu Friedrich, den man „den Schönen" zubeuamt hat, dem Sohne des ermordeten Kaisers. Ich weiß, er ist milden und freundlichen Sinnes, und er wird Dich nicht von seiner Schwelle weisen, wie es Leopold, sein jüngerer, rachedürstender Bruder, tun würde. Tritt vor ihn hin und sprich: „Ich bin Irmgard, das rechtlich angetraute Weib Deines Vetters Johann, mit dem Zunamen Parricida. Er ist gefallen wie ein Mann in ehrlicher Fehde, nachdem er jahrelang gebüßt hat für den Frevel an seinem Herrn

5. Parricida - S. 95

1905 - Braunschweig : Appelhans
— 95 — welcher Begeisterung, waren sie am Morgen aufgebrochen, nun war es noch nicht Mittag, und wie so ganz anders war es geworden in der kurzen Spanne Zeit! Am Morgen hatten sie geträumt vou Sieg und Beute; statt ihrer aber trugen sie nun eine Leiche zurück an den heimischen Herd. Manchem wetterharten Bauern rannen bei diesen Gedanken die hellen Tränen über die gebräunten Wangen in den grauen Bart, und im Zorn ballten sich wohl seine schwieligen Hände, indem er haderte mit dem wechselnden Schicksal. Aber mehr als sie alle hatte das bedauernswerte Weib verloren! In tränenlosem Schmerz schritt sie hinter der Bahre einher, auf der ihr Gatte, der Vater ihres Kindes lag, starr und tot. Was sollte ihr jetzt noch das Leben? Ohne Schutz, ohne Stütze, ohne Halt stand sie mitten in einer ihr fremden Umgebung, die keinen Anteil nahm an ihrem Schmerz. Wäre es da nicht eine Wohltat für sie, wenn sie im Tode mit dem Gatten vereint würde, von dem sie erst heute erfahren, wer er war, welche hohe Stellung er einst eingenommen und durch welche Schuld er heruntergeschleudert war in das Elend des Lebens? Aber nein, so durfte, so wollte sie nicht denken! Sie mußte leben, leben um des Kindes willen, das ihr geblieben war als einziges Erbteil ihres Gatten, und dem sie jetzt zugleich den Vater ersetzen mußte. Und indem sie dieses dachte, hob sich ihre Gestalt hoher, und das heilige Feuer der Mutterliebe leuchtete aus ihren Augen. Sie war fest entschlossen, jetzt den Kamps mit dem Leben allein zu wagen um ihres Kindes willen! Als der traurige Zug sich etwa eine halbe Wegstunde weit von der Burg Schledehausen entfernt hatte, kam ihm ein Trupp Leute entgegen, Hörige des Herrn von Schledehausen, die in dem nahen Forst das dürre Holz gesammelt hatten. Die Schledehänser Leute waren den Bauern Jan Östriks nicht besonders freundlich gesinnt, weil letztere als freie Bauern sich für besser hielten als hörige Leute, und es war schon öfter auf Kirmessen und Jahrmärkten zu kleinen Reibereien und Schlägereien

6. Parricida - S. 99

1905 - Braunschweig : Appelhans
— 99 — die arme Mutter an dem unglücklichen Kinde, das sie von nun an keinen Augenblick von sich ließ, und das Leid des Sohnes ließ sie ihr eigenes tiefes Herzeleid vergessen. Da kam auch der Burgherr in den Garten, um zum ersten Male seinen Gast zu begrüßen. Burchard von Schledehausen war, trotz aller Rauheit seines Wesens, dennoch ein Edelmann im besten Sinne des Wortes; und das zeigte sich auch jetzt, als er das Weib des von seiner Hand gefallenen Feindes aufforderte, bei ihm und den Seinen auf der Burg zu bleiben und für ihr ganzes Leben hier Gastfreundschaft zu genießen. Aber Irmgard lehnte dieses freundliche Anerbieten ab. „Ich danke Dir," sagte sie, „für Deine gute Meinung; aber ich muß den letzten Auftrag meines Gatten erfüllen, und der lautet, mit meinem Kinde nach Wien zu gehen und dort die Gnade des Herzogs Friedrich anzurufen. Dieser Auftrag ist mir heilig, und es ist deshalb meine Absicht, sobald als möglich die Reise anzutreten. Meine beiden Diener begleiten mich, und unter ihrem Schutze werde ich mit meinem blinden Söhnlein wohl das Ziel erreichen." Und dabei blieb es, trotzdem auch Jngeborg und Mechtildis mit Bitten in Irmgard drangen. Schon nach einigen Wochen brachen die Wanderer auf, um, wenn möglich, noch vor Eintritt der rauhen Jahreszeit nach Wien zu kommen. Wie es ihnen auf der Wanderschaft erging und ob Irmgard in Wien die Verzeihung des Herzogs Friedrich des Schönen erlangte, davon ist keine Kunde bis zu uns gedrungen. Wahrscheinlich aber ist es, daß Irmgard überhaupt nicht bis zum Herzog vordrang. Denn es war inzwischen der unselige Streit zwischen Bayern und Österreich ausgebrochen, der nach der Miihldorfer Schlacht den Herzog Friedrich in die Gefangenschaft Ludwigs von Bayern lieferte, der ihn drei Jahre lang auf der Burg Trausnitz in der Pfalz in Haft hielt. Für den Gefangenen setzte sein Bruder Leopold den Krieg gegen Bayern fort und führte auch für ihn die Regierung der österreichischen Lande. Von Leopold aber wußte Irmgard, 7*

7. Parricida - S. 17

1905 - Braunschweig : Appelhans
— 17 — Meinigen auf einem Fehdezuge gegen den Bischof von Osnabrück, den stolzen Engelbert von Weyhe; zwei meiner Brüder, Friedrich und Albert, lagern bereits vor seiner Feste Iburg, und ich bin jetzt auf dem Wege dorthin, um ihnen zu helfen. Hinter mir her kommt noch mein Bruder Walter mit dem Fußvolk. Hast Du deshalb Lust, so schlag ein. An Beute soll es Dir nicht fehlen, und auch Deine Genossen sollen ihren reichlichen Anteil erhalten. Laß Deinen Stolz einstweilen bei Seite und tritt in unsern Dienst; ich denke, es hat noch keinem Schande gebracht, mit den Gebrüdern Post gemeinsame Sache gemacht zu haben. Ich, Ludwig Post, bin der jüngste der Brüder; unser Name ist bekannt im ganzen Westfalenlande, und schon in mancher Fehde haben unsere Waffen die Entscheidung herbeigeführt." Der Fahrende horchte auf, als er diesen Namen hörte. „Du hast Recht," sagte er, „die Gebrüder Post habe ich oft nennen hören, seitdem ich in hiesiger Gegend umherstreife. Und da Du mir und meinen Genossen jetzt das Anerbieten machst, mit Euch zu ziehen, warum sollte ich nicht zustimmen, zumal Du auch versprichst, meinem Weibe und meinem Kinde eine Zuflucht zu gewähren? Denn wahrlich, ich bin das fahrende Leben leid und ich sehne mich nach einem Anschluß und nach ernster, ritterlicher Arbeit. Von heute ab stehe ich deshalb in Deinem Dienst, so lange es Dir und mir gefällt." Und er streckte den Ritter Ludwig Post die Hand entgegen und dieser schlug ein; der Vertrag war damit besiegelt. Auf einen lauten Ruf traten jetzt die beiden Gefährten des fahrenden Ritters herzu, die sich nicht wenig wunderten, ihren Herrn mit einem fremden Reitersmann zusammen zu sehen. Mit wenigen Worten machte er ihnen die Mitteilung, daß er einstweilen in den Dienst eines andern Ritters getreten sei. „Du, Vollradt," sagte er, „bleibst bei mir und begleitest mich auf der Fehde; Du aber, Kunz, bleibst als Schutz bei meinem Weibe und meinem Kinde und stehst ihnen zu Diensten, wann Tie mann, Parricida. 2

8. Parricida - S. 19

1905 - Braunschweig : Appelhans
— 19 - haben," sagte er zu seinem neuen Genossen, „nicht gar-weit von hier ein festes Haus mitten im Walde bauen lassen und es wohl ausgestattet, so daß selbst einer Fürstin es darin behagen könnte. Keller und Vorratskammern sind gefüllt mit Speisen aller Art, und es mangelt auch nicht an andern Dingen, die das Leben angenehm zu machen Pflegen. In dem Hanse wohnt zur Zeit niemand als ein alter Vogt mit seinem Weibe, denen wir, meine Brüder und ich, die Verwaltung des Hauses übergeben haben. Die „Neue Burg Holte" wird das Haus genannt, zum Unterschied von der alten Burg, die seit vielen Jahren zerstört ist und deren Trümmer dort im Waldgebirge liegen. Ein rauschendes Bächlein fließt vorbei und führt sein klares Wasser dem Haseflusse zu, der die Mauern der Bischossstadt Osnabrück bespült, und im Frühling singen im Walde die Vöglein und am Bachrande blühen Blauveilchen und Schlüsselblumen. Dorthin will ich Dein Weib bringen lassen. Sie ist dort sicherer und besser aufgehoben als wenn sie bei uns bliebe; der alte Vogt und sein Weib werden sich ihrer annehmen, und wenn sie noch den treuen Diener bei sich hat, den Du ihr mitgibst, so wird es ihr an nichts fehlen. Du brauchst Dich also in keiner Weise um sie zu sorgen." Der Knappe führte noch ein Pferd herbei; Kunz stieg auf und nahm Frau Irmgard vor sich in den Sattel, während sein Begleiter den Knaben nahm; und nach einem kurzen Abschiede sprengten sie auf dem Waldwege dahin und waren bald den Blicken der Zurückbleibenden entschwunden. Eine Weile blickte der Gatte seinem Weibe und seinem Kinde nach; dann aber klopfte Ludwig Post ihm auf die Schulter und sagte: „Laß Dir die Trennung nicht zu sehr zu Herzen gehen; Weiber taugen nicht im Feldlager. Und nun besteige ein lediges Pferd und dann laß uns reiten. Aber sage mir wenigstens, wie ich Dich nennen soll, denn einen namenlosen Gesellen kann ich nicht gebrauchen." Der andere lächelte trübe; nach kurzem Besinnen aber sagte er: „So nenne mich Jan 2*

9. Parricida - S. 24

1905 - Braunschweig : Appelhans
- 24 — Iii. Unterdessen gelangten Frau Irmgard mit ihrem Söhnchen Lathouius und ihre beiden Begleiter nach einigen Stunden beschwerlichen Reitens unter das schützende Obdach, das Ludwig Post ihr versprochen hatte. Mitten im finstern Walde, umrauscht von uralten Eichen, stand ein festes, steinernes Hans, von einem tiefen Graben umgeben, über den eine Zugbrücke führte. Eine hohe Mauer umschloß außerdem noch das Gebäude, das aus zwei übereinanderliegenden Stockwerken bestand. Im Erdgeschoß hauste der alte Pförtner Klaus mit seinem Weibe Jutta; in dem großen Raume, an dessen einer Schmalseite sich ein Herd befand, stand ein schwerer eichener Tisch und etwa ein Dutzend Schemel, und an den Wänden entlang lief eine grobgezimmerte Bank; denn dieser Raum diente den Knechten zum Aufenthalt, wenn Ritter in der Burg herbergteu. Ins obere Geschoß führte von diesem Saale aus eine hölzerne Treppe, und hier war das Haus wohnlicher eingerichtet. Hier waren einige Zimmer, zwar sehr einfach, aber bequem ausgestattet, und in jedem Gemach war ein Kamin, um es zu erwärmen. Auch an guten Federbetten, um der Nachtruhe zu pflegen, fehlte es hier nicht. Hierher wurde bald nach ihrer Ankunft Irmgard mit ihrem Kinde von der alten Pförtnerin geleitet, während ihr getreuer Kunz es sich unten bequem machte, so gut es ging. Der andere Begleiter aber kehrte nach einer kurzen Rast auf demselben Wege zurück, um sich seinen vor Iburg liegenden Kameraden wieder anzuschließen. Für Irmgard begann nun ein anderes und besseres Leben hier in dem Waldschlosse als draußen unter freiem Himmel, wo sie so oft genächtigt hatte während ihrer Irrfahrt. Frau Jutta kam täglich mehrere Male ins obere Stockwerk und brachte Speise und Trank, auch süße Milch für den Knaben, der sich bald in das Herz des alten Weibes eingeschmeichelt hatte; und was sie außerdem an Bequemlichkeiten für Mutter und Kind herbei-

10. Parricida - S. 56

1905 - Braunschweig : Appelhans
— 56 — darüber nachdachte, desto verwerflicher zu sein. Das etwa waren die Gedanken, mit denen Bnrchard in den Garten hinabstieg, und er beruhigte sich erst, als er den putfchlu^ gefaßt hatte, auf die Aussagen des Müllers tetn Gewicht zu legen, wenn dieser nun wirklich als Ankläger gegen Jan Oftrif auftreten sollte. k * ^ in der Geißblattlaube faß die Gemahlin des Ritters Bnrchard von Schledehausen, während seine beiden Töchter mit einem Hündchen ans den Kieswegen glichen den Blumenbeeten umherspielten. Bei diesem Anblick erheiterte sich das Auge des Schloßherrn: er schüttelte sich, als wollte er eine Last von sich werfen und dann trat er zu feiner Gemahlin in die Geißblattlaube, deren Blüten einen süßen Duft ausströmten. Aber noch eine zweite Dame saß in der Laube an dem schweren Lichentische, und ein scharfes Auge konnte in den verhärmten Zügen ihres Gesichtes unschwer eine Ähnlichkeit mit dem Ritter Bnrchard entdecken. In der Tat war es feine Schwester Mechtildis, die feit einigen Jahren schon, seit dem Tode ihres Gemahls, ans dem Schlosse des Bruders eine Zuflucht gefunden hatte. Ihr von der Witwenhaube bedecktes Haar war schneeweiß, ein nennen* artiges Gewand von schwarzer Farbe umhüllte bte zarten, noch jugendlichen ©lieber, und die geröteten Ränber ihrer Augen legten Zeugnis bavon ab, daß sie auch jetzt noch, obwohl schon mehrere Jahre seitbem verflossen waren, dem von ihr geschiedenen, geliebten Gemahl heiße Tränen nachweinte. Die beiden Frauen schienen in ein ernstes Gespräch vertieft zu sein, so daß sie das Herzutreten des Gatten und Bruders erst gewahrten, als er bereits vor ihnen stand. Mit inniger Teilnahme ruhte das Auge des Ritters auf den vergrämten Zügen der Schwester, und als er sah, daß sie wieder geweint hatte, legte er ihr die Hand auf das Haupt und sagte mit mildem Vorwurf: „Immer noch weinen, Mechtildis? Ich sollte doch meinen, daß endlich der Strom Deiner Tränen versiegt sein müßte. Ist es Dir denn nicht möglich, das Vergangene zu vergessen und Dich wieder der Gegenwart zu
   bis 10 von 341 weiter»  »»
341 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 341 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 9
1 2
2 2
3 8
4 9
5 170
6 0
7 42
8 2
9 4
10 34
11 0
12 0
13 1
14 2
15 2
16 16
17 1
18 0
19 5
20 4
21 5
22 0
23 0
24 4
25 5
26 14
27 7
28 8
29 3
30 10
31 1
32 0
33 126
34 1
35 2
36 17
37 213
38 2
39 13
40 0
41 0
42 3
43 10
44 0
45 32
46 9
47 4
48 1
49 3

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 5
1 338
2 16
3 41
4 31
5 16
6 28
7 34
8 30
9 113
10 10
11 12
12 56
13 57
14 5
15 13
16 241
17 881
18 2
19 202
20 25
21 147
22 47
23 234
24 85
25 37
26 62
27 17
28 64
29 134
30 4
31 15
32 34
33 10
34 44
35 18
36 33
37 62
38 29
39 303
40 21
41 60
42 95
43 79
44 8
45 174
46 14
47 3
48 21
49 47
50 8
51 132
52 90
53 32
54 87
55 25
56 60
57 36
58 35
59 52
60 50
61 10
62 2
63 114
64 2
65 56
66 23
67 31
68 185
69 24
70 39
71 102
72 41
73 20
74 28
75 106
76 112
77 812
78 6
79 23
80 23
81 65
82 185
83 87
84 92
85 69
86 46
87 171
88 17
89 3
90 31
91 146
92 462
93 11
94 431
95 10
96 29
97 0
98 303
99 1

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 24
1 4
2 8
3 55
4 4
5 13
6 24
7 11
8 2
9 6
10 10
11 7
12 38
13 30
14 6
15 2
16 5
17 4
18 6
19 6
20 0
21 8
22 8
23 1
24 14
25 34
26 19
27 3
28 14
29 30
30 5
31 1
32 2
33 116
34 21
35 2
36 3
37 4
38 6
39 18
40 13
41 11
42 60
43 100
44 3
45 1
46 19
47 106
48 2
49 10
50 129
51 181
52 19
53 0
54 46
55 9
56 4
57 1
58 10
59 134
60 7
61 26
62 28
63 2
64 27
65 31
66 3
67 23
68 1
69 0
70 0
71 7
72 24
73 5
74 26
75 9
76 1
77 7
78 7
79 8
80 7
81 235
82 5
83 8
84 12
85 2
86 2
87 1
88 3
89 24
90 0
91 39
92 2
93 3
94 1
95 9
96 2
97 45
98 2
99 7
100 173
101 1
102 75
103 9
104 3
105 7
106 30
107 5
108 11
109 19
110 12
111 206
112 16
113 1
114 31
115 16
116 171
117 15
118 3
119 5
120 7
121 21
122 6
123 22
124 24
125 71
126 13
127 40
128 2
129 20
130 5
131 62
132 3
133 2
134 1
135 2
136 84
137 8
138 8
139 4
140 7
141 1
142 36
143 27
144 3
145 14
146 4
147 4
148 10
149 2
150 2
151 8
152 71
153 3
154 23
155 13
156 16
157 14
158 5
159 2
160 3
161 2
162 7
163 5
164 5
165 8
166 24
167 7
168 29
169 14
170 8
171 14
172 14
173 38
174 5
175 77
176 7
177 43
178 1
179 44
180 11
181 5
182 29
183 184
184 1
185 3
186 2
187 2
188 6
189 6
190 5
191 6
192 11
193 17
194 10
195 17
196 134
197 4
198 7
199 11