Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Geschichte - S. 96

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
96 Im Jahre 800 zog Karl nach Nom, um Leo Iii. gegen einige Verruchte, die an das Oberhaupt der Kirche ihre frevelnben Hänbe gelegt hatten, zu beschützen. Die Ruhe warb balb hergestellt, ungestört konnte mau jetzt das Weihnachtsfest feiern. Die Anwesenheit des mächtigen Fürsteil erhöhte den Glanz des Festes und zog eine anßerorbentliche Menge nach Rom. Römer und Frauken drängten sich am ersten Feiertage in die große Peterskirche, dem Gottesbienste beizuwohnen und des Hl. Vaters Segen zu empfangen. Da trat auch Karl in die Kirche, ging zum Hochaltar und kniete nach seiner gewöhnlichen frommen Weise an der untern Stufe nie-ber, um sein Gebet zu verrichten. Als er hier in tiefer Anbacht versunken ist, stehe, ba nahet sich ihm der Papst in feierlichem Gefolge der hohen Geistlichkeit mit einer golbenett Krone in der Hand, fetzt sie dem Könige auf das Haupt und salbt ihn zum römischen Kaiser. Das Volk aber ruft breimal: „Leben und Sieg Karl dem Großen, dem von Gott gekrönten, frommen, friebbriu-genben Kaiser von Rom!" Sogleich schmettern die Trompeten, Helle Musik ertönt in beit taufenbfachen Jubel des Volkes, ein zahlreicher Chor stimmt den Krönungsgesang an. Von nun an blieb der Kaisertitel als Auszeichnung bei dem Oberhaupte des beittscheix Reiches. So war Karl zu eiuer kaum geahnten Macht emporgestiegen. Sein Kaiserreich erstreckte sich jetzt von beit Pyrenäen bis zur Ober, vou der Norb- und Ostsee bis zur Sübküste Italiens. Diese gewaltige Masse von Ländern wußte feine Hand ebenso gut zu lenken, als sie das Schwert zu führen gewohnt war. Aus allen muß’ teil ihm fortwährenb Berichte eingeschickt werben; nach allen Seiten fanbte er Befehle, nitb biefeit wußte er Nachdruck zu verschaffen. Sein Petfchaft war in feinem Schwertknopf eingegraben. Hatte er nun einen Befehl an einen tuiberfpenstigen Herzog untersiegelt, so pflegte er wohl zu sagen: „Hier ist mein Befehl, und hier — das Schwert fchiilteliib — der, welcher ihm Gehorsam verschaffen soll." — Dabei venvaitbte er auf die Rechtspflege eine ganz besondere Sorgfalt, um überall in feinem Reiche Recht und Gerechtigkeit zu haubhabeu. — Karl liebte auch die Baukunst und ließ zahlreiche und

2. Dichtung der Neuzeit - S. 223

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 38. Schillers Werke. — Die lyrischen und epischen Dichtungen. 223 Wie sie stand im himmlischen Gefild', Ehe noch zum traur'gen Sarkophage Die Unsterbliche herunterstieg. Wenn im Leben noch des Kampfes Wage Schwankt, erscheinet hier der Sieg. Nicht vom Kamps die Glieder zu entstricken. Den Erschöpften zu erquicken, Wehet hier des Sieges duftiger Kranz. Mächtig, selbst wenn eure Sehnen ruhten, Reiht das Leben euch in seine Fluten, Euch die Zeit in ihren Wirbeltanz. Aber sinkt des Mutes kühner Flügel Bei der Schranken peinlichem Gefühl, Dann erblicket von der Schönheit Hügel Freudig das erflogne Ziel. Wenn es gilt, zu herrschen und zu schirmen, Kämpfer gegen Kämpfer stürmen Aus des Glückes, auf des Ruhmes Bahn, Da mag Kühnheit sich an Kraft zerschlagen, Und mit krachendem Getös die Wagen Sich vermengen auf bestäubtem Plan. Mut allein kann hier den Dank erringen. Der am Ziel des Hippodromes winkt. Nur der Starke wird das Schicksal zwingen, Wenn der Schwächling untersinkt. Aber der, von Klippen eingeschlossen, Wild und schäumend sich ergossen, Sanft und eben rinnt des Lebens Fluß Durch der Schönheit stille Schattenlande, Und auf seiner Wellen Silberrande Malt Aurora sich und Hesperus. Aufgelöst in zarter Wechselliebe, In der Anmut freiem Bund vereint, Ruhen hier die ausgesöhnten Triebe, Und verschwunden ist der Feind. Wenn, das Tote bildend zu beseelen. Mit dem Stoff sich zu vermählen, Tatenvoll der Genius entbrennt. Da, da spanne sich des Fleißes Nerve, Und beharrlich ringend unterwerfe Der Gedanke sich das Element.

3. Dichtung der Neuzeit - S. 383

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 50. August Gras von Plateu-Hallermünde. 383 Denn wer durchdrungen ist vom innig Wahren, Dem muß die Form sich unbewußt vereinen, Und was dem Stümper mag gefährlich scheinen, Das muß den Meister göttlich offenbaren. Wem Kraft und Fülle tief im Busen keimen, Das Wort beherrscht er mit gerechtem Stolze, Bewegt sich leicht, wenn auch in schweren Reimen. Er schneidet sich des Liedes flüchtige Bolze Gewandt und sicher, ohne je zu leimen. Und was er fertigt, ist ans ganzem Holze. 4. llcncdig. Wie lieblich isus, wenn sich der Tag verkühlet, Hinauszusehn, wo Schiff und Gondel schweben, Wenn die Lagune, ruhig, spiegeleben. In sich verfließt, Venedig sanft umspület! Ins Innre wieder dann gezogen fühlet Das Auge sich, wo nach den Wolken streben Palast und Kirche, wo ein lautes Leben Aus allen Stufen des Rialto wühlet. Ein frohes Völkchen lieber Müßiggänger, Es schwärmt umher, es läßt durch nichts sich stören Und stört auch niemals einen Grillensänger. Des Abends sammelt sich's zu ganzen Chören, Denn auf dem Markusplatze will's den Sänger Und den Erzähler auf der Riva hören. 5. Lic Fischer auf Capri. Hast du Capri gesehn und des felsenumgürteten Eilands Schroffes Gestalt als Pilger besucht, dann weißt du, wie selten Dorten ein Landungsplatz für nahende Schiffe zu spähn ist; Rur zwei Stellen erscheinen bequem. Manch mächtiges Fahrzeug Mag der geräumige Hafen empfahn, der gegen Neapels Lieblichen Golf hindeutet und gegen Salerns Meerbusen. Aber die andere Stelle (sie nennen den kleineren Strand sie) Kehrt sich gegen das ödere Meer, in die wogende Wildnis, Wo kein Ufer du siehst als das, auf welchem du selbst stehst. Nur ein geringeres Boot mag hier anlanden, es liegen Felsige Trümmer umher, und es braust die beständige Brandung. Auf dem erhöhteren Fels erscheint ein zerfallenes Vorwerk,

4. Mancherlei für Jung und Alt - S. 122

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
122 Die Mädchen von Capri sind weniger schön als lieblich und graziös. Ihre Züge haben oft etwas Fremdartiges. Die Linien der auffallend kurzstirnigen Gesichter sind regelmäßig und manchmal sehr edel geschnitten; das Auge ist von einem glühenden Schwarz oder von einem schwülen Grau; die braune Farbe, das schwarze Haar, das umgeschlagene Kopf- tuch, die Korallen und die goldenen Ohrgehänge geben dem Antlitz etwas Orientalisches. Ein ganz allgemeiner Schmuck der Weiber Capris und köstlicher als Gold sind ihre Zähne. Man muß diese zierlichen Gestalten in Gruppen vereinigt sehen, oder sie betrachten, wenn sie bergauf kommen, die antik geformten Wasser- krüge, oder Körbe voll Erde, oder Steine auf den Köpfen tragend. Weil sie arm sind, erwerben sie sich durch Lastträgerdienste kümmerlichen Lohn. Das Mädchen von Capri ist das eigentliche Lasttier der Insel. Alles trägt hier einen Zug von Kindlichkeit, und selbst in den schönen Greisengesichtern mancher Männer und Frauen kann man diesen Zug kindlicher Einfalt wiederfinden. Unter den Kindern giebt es viele bild- schöne Mädchen und Buben, und obwohl sie wild und kaum unterrichtet aufwachsen, setzt ihre Fassungskraft doch in Erstaunen. So also ist das Volk von Capri, und weil der enge Raum alles zusammenhält, dringt der Fremde schon nach wenig Tagen in die Ver- hältnisse der Bewohner ein und wird mit ihnen bekannt und vertraut. Es schwindet so sehr alles Gefühl der Fremde, daß man sich gewöhnt, sich als Mitglied dieser kleinen Volksgemeinde zu betrachten. Auf dem Platz am Thor drängt sich alles Öffentliche zusammen, der Verkauf von Handelsartikeln, die ganz der Bedürfnislosigkeit dieser Menschen ent- sprechen, wie das Festleben an Kirchentagen und das tägliche Vergnügen der Muße und des Geplauders nach der Arbeit. Dann und wann unter- bricht die beschauliche Einsamkeit die Ankunft von Fremden, welche im Gasthause Don Micheles einkehren, die Merkwürdigkeiten der Insel zu besehen und gleich wieder zu verschwinden. Aber es bildet sich ein Stamm von Gästen, die zusammen an einer Tafel speisen; meistens sind es Maler von verschiedenen Nationen, und diese Künstler werden bald zu einer charakteristischen Staffage der Insel, denn überall sieht man sie sitzen und malen, bald eines jener reizenden Häuschen mit der Weinlaube, bald einen bizarren Felsen, bald eine Baumgruppe oder eine Uferansicht. Doch giebt es nichts Herrlicheres, als auf dieser schönen Scholle umherzuschlendern, an den Klippen entlang zu klettern, oder am duftigen Meer zu spazieren, wo die Wellen wohlig rauschen und das ausatmende Seegras diesen scharfen, fast betäubenden Meeresgeruch verbreitet. Die stillste Einsamkeit und die Weite des Golfs mit seinen fernen Inseln und Küsten ist ganz wunderbar ergreifend, und wohl kann man stunden-

5. Mancherlei für Jung und Alt - S. 129

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
129 Einige musizieren auf Flöten und Tamburinen, andere weisen in kind- lichem Entzücken auf die herrliche Erscheinung hin. Eine köstliche Gruppe rechts singt aus einem breiten Notenstreifen ein himmlisches Quartett; noch andere stützen und halten die Wolkenschichte, auf welcher die Madonna emporgetragen wird. Einen entzückenderen Schwarm von reizenden Kindern kann man nicht sehen. Die auf der Erde zurückgebliebenen Apostel sind in einer Bewegung, wie sie ein urplötzliches mächtiges Ereignis hervorruft. Staunen und Bewunderung verbinden sich in ihrem Nachschauen mit Sehnsucht und Begeisterung. Petrus ist, übermannt von der Erscheinung, auf den Rand des Sarkophages niedergesunken, dem die Jungfrau eben entschwebte; in flehendem Aufblicken hebt er die Hände, als rufe er: O nimm mich mit! Energischer drückt sich dieselbe Empfindung in der mächtigen Gestalt zu seiner Linken aus, vermutlich Paulus. Er schreitet kühn (den rechten Fuß sogar in gar zu gewaltsamer Stellung) vorwärts und breitet so leidenschaftlich seine Arme empor, als ziehe ihn eine geheime Gewalt der Verherrlichten nach. Von edelster Begeisterung glühend, blickt der männ- lich schöne Johannes ebenfalls hinauf und legt wie beteuernd die Hand auf die Brust. Die übrigen stufen sich in entsprechenden Graden des Anteils mit charakteristischer Mannigfaltigkeit ab. Mit wenigen Aus- nahmen sind diese Ausbrüche höchster Begeisterung ungezwungen und groß- artig schön entwickelt. Durch den ganzen mächtigen Zug der Empfindung aber, der alle erfüllt, hat der Künstler weise die untere Gruppe mit der obern verbunden. Von der Ausführung ist zu sagen, daß sie alle Vorzüge Tizianscher Kunst im höchsten Maße vereint. Die Glut und feurige Kraft der Farbe wird durch ein fein abgewogenes Helldunkel und durch zarte Mitteltöne zu harmonischem Schmelz verbunden. Nie vielleicht, selbst bei Tizian, hat die Farbe wieder eine solche Jubelsymphonie himmlischer Herrlichkeit angestimmt. Wilhelm Lübke. Helgoland. Aus der Nordsee grünen Wogen ragt ein Felsen stolz empor, Den ein rvackres Friesenvölkchen sich zum Wohnsitz auserkor. Rings umbraust von wilden Fluteil, ist sein Feld der Meeresplan, Und sein Pflug, der kleine Nachen, bricht mit scharfem Kiel sich Bahn. Auf den Feldern keine Saaten, auf der Insel grünt kein Baum. Nur der Tang zieht um den Felsen einen dunkelgrünen Saum. Keine Blüte labt das Auge, dich erfrischt kein Blumendust; Doch soweit die Blicke schweifen, grün das Meer lind blau die Luft. Ja das Meer, das ist der Acker, den der Friese keck befährt, Der verschwenderisch ihm bietet, was sein freies Herz begehrt. Ap dem Meer ist seine Heimat, stets winkt ihm der weite Plan, Sei's im goldnen Sounenglanze, sei's im donnernden Orkan. Lesebuch. g

6. Mancherlei für Jung und Alt - S. 258

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
258 wohl auch die Volksscharen, wie sie zu Schiffe den großen Wuuderthäter aufsuchen. Der See feiert da sein goldenes Zeitalter: wenige Jahrzehnte später, und wieder, erzählt die Profangeschichte, wimmelt es von Schiffen auf seinem Spiegel. In seiner südlichen Ecke flüchten die belagerten Bewohner von Tarichäa auf ihre „zahlreichen Schiffe", und von den Belagerern verfolgt, finden sie auf dem Wasser in einer förmlichen See- schlacht ihren Untergang. Dem See zur Seite erglänzte aber auch die Landschaft in ihrem schönsten Schmucke. Namentlich der Mittelpunkt des ganzen Seegebietes, die Ebene Genesareth, die dem See selbst ihren Namen geliehen, wie sie uns von Flavins Josephus geschildert wird, erscheint als ein Paradies im kleinen. Man liebt es, hierbei von einer Übertreibung zu reden, aber ich mache aufmerksam: der Geschichtschreiber, der übrigens selbst kein Galiläer ist, schildert wirklich, er ergeht sich nicht etwa in allgemeiner Bewunderung und Phrase, sondern giebt die ganz konkreten Züge, gewisser- maßen die einzelnen Thatsachen, ans denen sich der Leser das Bild selbst zusammenstelle. „Die Landschaft," schreibt er, „ist bewundernswert durch natürliche Beschaffenheit und Schönheit. Mit ihrem fetten Boden versagt sie keiner Pflanze das Gedeihen, und alles Mögliche haben ihre Bewohner angepffanzt: die günstige Mischung des Klima aber vereint auch das Unverträgliche. Die Walnußbäume, die von allen Bäumen am meisten Kälte ertragen, gedeihen ohne Ziel und Ende: es gedeihen die Palmen, welche Gluthitze brauchen, und neben ihnen Feigen- und Ölbäume, für die milderes Klima angezeigt ist. Man möchte von einem Ehrgeize der Natur reden, die sich Gewalt anthut, das Widerstrebende auf einen Punkt zu vereinen, von einem schönen Wettstreite der Jahreszeiten, indem jede das Gefilde für sich in Anspruch nehmen möchte: denn es bringt nicht bloß zur Überraschung die verschiedenartigsten Früchte hervor, sondern bewahrt sie auch lange. Die Königinnen unter den Früchten, die Traube und die Feige, stellt es durch zehn Monate ununterbrochen zur Verfügung, während die übrigen Früchte neben ihnen das ganze Jahr hindurch reifen und altern." Joseph Grimm. Gottesfriede. Auf Blumen ruht ein schöner, lieber Knabe, Ein klarer Stern blinkt sanft in finstrer Nacht, Ein Blümlein blüht am thränenreichen Grabe, Ein Engel steht am Thor der Tugend Wacht, Ein Silberquell macht grün die öde Wüste, Ein Felsen schützt, wenn mächtiger Donner kracht, Ein Leuchtturm steht an felsenstarrer Küste Und wehrt der Wogen finstrer Unglücksmacht:

7. Beschreibende und lehrende Prosa - S. 500

1889 - Freiburg im Breisgau : Herder
500 C. Musteraufsätze für Schüler. um ein wirtlich Dach; Segel, statt: Schiff; die Biene, statt: Honig; Die ganze Stadt jubelt, statt: viele Einwohner, b) Das Besondere für das Allgemeine und umgekehrt, das Individuum für die Gattung und umgekehrt, z. B.: der Süd, statt: Wind überhaupt; Mücenas, statt: Beschützer der Künste und Wissenschaften; Eiche, statt: Baum; Künstler, statt: Musiker, Maler, Bildhauer, o) Das Bestimmte für das Unbestimmte, das Kleinere für das Größere und um- gekehrt, z. B.: Tausendmal gedenk' ich dein; Und schaudernd dacht' ich's, da kroch's heran, Regte hundert Gelenke zugleich. Findet in letzterem Falle eine Vergrößerung über die Wahrheit oder Wirklichkeit hinaus statt, so entsteht die Hyperbel (u7rspßo>.7j — Übertreibung), z. B.: Bis zum Himmel spritzt der dampfende Gischt; Er eilt dahin, hurtiger als der Wind; ein Strom von Thränen. Eine meist nur scheinbare Verminde- rung oder Herabsetzung unter die Wahrheit ist die Litotes (Xtror/js — Geringfügigkeit), z. B.: Nicht unbedachtsam zog ich hin, Das Ungeheuer zu bekriegen; ein nicht gemeiner Geist; ein nicht unedles Wort. Die Nedefigureu und Tropen werden nur dann ihren Zweck der Belebung und Veranschaulichung erreichen, wenn sie wahr, natürlich und ungesucht sind. Ein absichtliches Suchen nach den- selben und eine unnatürliche Häufung beeinträchtigen eher den Stil, als daß sie denselben fördern und beleben. 6. Musteraufsätze für Schüler. I. Sedeutung der drei Eingangsliedchen in Schiller» „Wilhelm Teil". Disposition. Einleitung: Die Kunst des Dichters, in dem Drama „Wilhelm Tell" ein Land mit seinen Einwohnern, welches er nie gesehen, auf das treueste zu zeichnen. Abhandlung: Diese Kunst zeigt sich sofort in den drei Eingangs- liedchen, denn sie zeichnen klar: I. Das Land: 1. die Seen, 2. die Matten, 3. das Hochgebirge. Ii. Die Leute: 1. Fischer, 2. Hirten, 3. Jäger; diese drei Klassen der Bevölkerung sind die Träger der Handlung. Schluß: Durch diese meisterhafte Schilderung ist für das Stück von vornherein eine große Teilnahme erweckt.

8. Beschreibende und lehrende Prosa - S. 120

1889 - Freiburg im Breisgau : Herder
120 I. Beschreibende Prosa: Litteraturgeschichte. Fast um ebensoviele ist die Masse der Erschlagenen vermehrt. Nur Attila, der in dem ganzen Drama nun die Rolle eines müßigen Zu- schauers spielt, dann Dietrich und Hildebrand ragen wie drei einsame Masten des untergegangenen Heldenschiffes über die Fläche der verschlingen- den See empor. Auch jetzt wieder, wie in jener ersten Zeit nach Attilas Tod, be- mächtigte sich nicht ein einzelner bedeutender Geist dieses gewaltigen Stoffes, um ein einheitliches Gedicht daraus zu machen. Wieder griffen die ver- schiedenen Dichter — auch ihre Namen unbekannt, wie die der alten Nibelnngensänger und die der gleichzeitigen Minnedichter — nur einzelne Teile dieses Stoffes zu poetischer Behandlung heraus. Wieder fanden ein- zelne Teile doppelte Bearbeitung, während andere ganz leer ausgingen. Aber die Lieder wurden jetzt, in der vorgeschrittenern Zeit, durch die schriftliche Aufzeichnung fixiert. Und diesem Umstande verdanken wir es, daß ihrer zwanzig uns erhalten sind. Doch hat man die Lücken zwischen ihnen ausgefüllt, durch mannigfache Einschaltungen sie einander zu nähern gesucht, dem verschiedenen Stile verschiedener Dichter ein modisches, gleich- mäßig bedeckendes Mäntelchen umgehängt. Und was so zu stände kam mit dem Scheine eines einheitlichen Gedichtes, ist unser Nibelungen- lied. Nicht ein Lied also eigentlich, sondern eine Sammlung von zwanzig Liedern, welche das schärfere Auge philologisch geschulter Kritiker in ihrem verschiedenen Charakter, mit ihrem verschiedenen Stile, in ihren verschie- denen Ansichten über manche Punkte der Sage noch sehr wohl unter dem fremdartigen Schutt und Anwurfe zu erkennen vermag. Der G e i st, den fast alle diese Lieder atmen, ist nicht der Geist der hohenstausischen Periode, sondern es ist noch der Geist der Zeit, in welcher man zuerst von den Nibelungen sang. Es war ein hartes, wildes und kriegerisches Geschlecht, jene Ger- manen der Völkerwanderung: knorrig und fest wie ihre Eichen; rauh wie die Luft, die sie in sich sogen; düster wie der Himmel, zu dem sie empor- blickten; ahnungsvoll im Gemüte, wie das Rauschen ihrer Wälder; träge im Frieden, wie die Meere und Sümpfe, die sich noch endlos dehnten durch ihre Länder: im Kriege aber unwiderstehlich wie die Stürme, die über ihre Heiden hinbransten. ' Das ungestüme Heldenfeuer dieser Nordlandsöhne lodert noch hell auf in dem Nibelungenliede. Die Muse, die es eingegeben hat, ist eine stürmische Walküre, die auf dunklem Schlachtrosse durch die Wolken jagt, gepanzert von Kopf bis zu Füßen, Kampf und Streit in ihrem Blicke, Zorn auf ihrer Braue. Aber wenigstens nicht alle Dichter der Nibelungenlieder haben aus dem Methorne dieser Muse sich Begeisterung getrunken. In dem Liede

9. Beschreibende und lehrende Prosa - S. 440

1889 - Freiburg im Breisgau : Herder
440 H- Lehrende Prosa: Philosophische Propädeutik, Pädagogik und Ethik. Extreme liegt, so mußte auch die schönere Form der Vernunft und Hu- mauität in diesem gemäßigtern Himmelsstriche ihren Platz finden. Und sie hat ihn nach dem Naturgesetze dieser allgemeinen Konvenienz reichlich gefunden. Denn ob man gleich fast alle asiatischen Nationen von jener Trägheit nicht freisprechen kann, die bei guten Anordnungen zu frühe stehen blieb und eine ererbte Form für unableglich und heilig schätzte, so muß man sie doch entschuldigen, wenn man den ungeheuren Strich ihres festen Landes und die Zufälle bedenkt, denen sie insonderheit von dem Gebirge her ausgesetzt waren. Im ganzen bleiben ihre ersten frühen Anstalten zur Bildung der Humanität, eine jede nach Zeit und Ort be- trachtet, lobenswert, und noch weniger sind die Fortschritte zu verkennen, die die Völker an den Küsten des Mittelländischen Meeres in ihrer größten Regsamkeit gemacht haben. Sie schüttelten das Joch des Despotismus alter Regierungsformen und Traditionen ab und bewiesen damit das große, gütige Gesetz des Menschenschicksals: „Das, was ein Volk öder- em gesamtes Menschengeschlecht zu seinem eigenen Besten mit Überlegung wolle und mit Kraft ausführe, das sei ihm auch von der Natur vergönnt, die weder Despoten noch Traditionen, sondern die beste Form der Hu- manität ihnen zum Ziele setzte." Wunderbar schön versöhnt uns der Grundsatz dieses göttlichen Natur- gesetzes nicht nur mit der Gestalt unseres Geschlechts auf der weiten Erde, sondern auch mit den Veränderungen desselben durch alle Zeiten hinunter. Allenthalben ist die Menschheit das, was sie ans sich machen konnte, was sie zu werden Lust und Kraft hatte. War sie mit ihrem Zustande zufrieden oder waren in der großen Saat der Zeiten die Mittel zu ihrer Verbesserung noch nicht gereift, so blieb sie Jahrhunderte hin, was sie war, und ward nichts anderes. Gebrauchte sie aber der Waffen, die ihr Gott zum Gebrauche gegeben hatte, ihres Verstandes, ihrer Macht und aller der Gelegenheiten, die ihr ein günstiger Wind zuführt, so stieg sie künstlich höher, so bildete sie sich tapfer aus. That sie es nicht, so zeigt schon diese Trägheit, daß sie ihr Unglück minder fühlte; denn jedes leb- hafte Gefühl des Unrechts, mit Verstand und Macht begleitet, muß eine rettende Macht werden. Kein Zweifel aber, daß überhaupt, was auf der Erde noch nicht geschehen ist, künftig geschehen werde; denn unverjährbar sind die Rechte der Menschheit, und die Kräfte, die Gott in sie legte, unaustilgbar. Wir erstaunen darüber, wie weit Griechen und Römer es in ihrem Kreise von Gegenständen in wenigen Jahrhunderten brachten; denn wenn auch der Zweck ihrer Wirkung nicht immer der reinste war, so beweisen sie doch, daß sie ihn zu erreichen vermochten. Ihr Vorbild glänzt in der Geschichte und muntert jedes ihresgleichen, unter gleichem und größerem

10. Dichtung der Neuzeit - S. 461

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 54. Die moderne Literatur. Konrad Ferdinand Meyer. 461 Konrad Aerdinand Weyer (1825—1898). Konrad Ferdinand Meyer wurde am 12. Oktober 1825 als Sohn eines wohlhabenden Staatsbeamten zu Zürich geboren. In Lausanne widmete er sich vorzugsweise der französischen Literatur und schwankte dann lange Zeit, ob er sich der Rechtswissenschaft, der Malerei oder der Dichtung widmen solle, bis ihn erst die Ereignisse von 1870 der deutschen Literatur zuwandten. Seine Bedeutung zeigt sich daher erst im hohen Mannesalter. Die Dichtung in Versen „Huttens letzte Tage" erschien 1871, der Roman „Jörg Jenatsch, eine Bündnergeschichte", deren Schauplatz das Engadin in Graubünden ist, 1874, seine historischen, farbenprächtigen Novellen zwischen 1872 und 1891; wir nennen aus diesen als die vollendetsten „Der Heilige" (die der Geschichte freilich nicht voll gerecht werdende Dar- stellung des Kanzlers Thomas Bellet), „Die Hochzeit des Mönchs", „Die Versuchung des Pescara", romanartig gehalten, und „Die Richterin". Sie zeigen durchweg einen großen Wurf, feine Charakterentwicklung und Meisterschaft im Stil, der jedoch in seiner Kürze vom Leser volle Auf- merksamkeit verlangt. Seine lyrischen Gedichte und Balladen zeigen ernste und strenge, oft herbe Weisen, aber durchweg reife Künstler- schaft. Sein Landsmann Gottfried Keller rühmt an ihnen „den un- gewohnt schönen und kernigen Ton". Der Dichter starb am 28. November 1898 auf seiner Besitzung Kilchberg bei Zürich. 1 1. Zn Harmesnachten. Die Rechte streckt ich schmerzlich oft In Harmesnächten Und fühlt' gedrückt sie nnverhofft Von einer Rechten. — Was Gott ist, wird in Ewigkeit Kein Mensch ergründen, Doch will er treu sich allezeit Mit uns verbünden. 2. Lenzfahrt. Am Himmel wächst der Sonne Glut, Aufquillt der See, das Eis zersprang, Das erste Segel teilt die Flut, Mir schwillt das Herz wie Segeldrang. Zu wandern ist das Herz verdammt, Das seinen Jugendtag versäumt. Sobald die Lenzessonne flammt, Sobald die Welle wieder schäumt. Verscherzte Jugend ist ein Schmerz Und einer ew'gen Sehnsucht Hort, Nach seinem Lenze sucht das Herz In einem fort, in einem fort! Und ob die Locke dir ergraut Und bald das Herz wird stille stehn, Noch muß es, wann die Welle blaut. Nach seinem Lenze wandern gehn.
   bis 10 von 10
10 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 10 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 2
1 8
2 0
3 2
4 0
5 13
6 1
7 40
8 0
9 5
10 5
11 3
12 0
13 0
14 3
15 0
16 2
17 0
18 2
19 1
20 1
21 1
22 1
23 1
24 23
25 0
26 0
27 1
28 1
29 0
30 1
31 0
32 0
33 2
34 0
35 0
36 0
37 59
38 7
39 1
40 0
41 1
42 1
43 10
44 1
45 10
46 0
47 0
48 1
49 1

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 3
1 107
2 7
3 32
4 0
5 0
6 0
7 2
8 6
9 8
10 0
11 2
12 2
13 24
14 9
15 2
16 22
17 185
18 0
19 4
20 1
21 15
22 23
23 3
24 6
25 36
26 8
27 2
28 10
29 0
30 3
31 11
32 5
33 0
34 1
35 190
36 2
37 0
38 8
39 19
40 0
41 16
42 11
43 63
44 0
45 75
46 11
47 5
48 0
49 2
50 1
51 0
52 117
53 5
54 8
55 9
56 9
57 0
58 4
59 5
60 5
61 0
62 1
63 22
64 0
65 2
66 6
67 1
68 23
69 6
70 3
71 46
72 0
73 2
74 2
75 10
76 9
77 124
78 1
79 1
80 0
81 5
82 12
83 3
84 2
85 4
86 6
87 12
88 5
89 4
90 3
91 8
92 322
93 1
94 19
95 9
96 2
97 2
98 42
99 1

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 2
1 0
2 1
3 0
4 0
5 0
6 1
7 0
8 0
9 0
10 2
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 1
20 0
21 0
22 0
23 0
24 1
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 1
34 10
35 0
36 0
37 0
38 0
39 0
40 0
41 4
42 0
43 1
44 0
45 1
46 0
47 0
48 0
49 1
50 0
51 3
52 0
53 0
54 0
55 0
56 0
57 0
58 0
59 1
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 0
68 1
69 0
70 0
71 0
72 0
73 0
74 0
75 0
76 0
77 0
78 0
79 0
80 0
81 10
82 0
83 1
84 0
85 1
86 0
87 1
88 0
89 0
90 0
91 0
92 0
93 0
94 0
95 0
96 0
97 0
98 0
99 0
100 1
101 0
102 1
103 0
104 1
105 0
106 0
107 0
108 0
109 0
110 0
111 0
112 0
113 0
114 0
115 1
116 0
117 0
118 0
119 1
120 0
121 0
122 0
123 1
124 0
125 0
126 4
127 3
128 0
129 4
130 0
131 0
132 1
133 1
134 1
135 0
136 9
137 0
138 0
139 0
140 0
141 0
142 0
143 0
144 0
145 0
146 0
147 0
148 0
149 0
150 0
151 1
152 0
153 0
154 0
155 1
156 1
157 0
158 0
159 0
160 2
161 0
162 0
163 0
164 0
165 0
166 1
167 1
168 0
169 0
170 0
171 0
172 5
173 4
174 0
175 2
176 0
177 1
178 0
179 2
180 0
181 0
182 2
183 8
184 2
185 0
186 1
187 0
188 0
189 1
190 0
191 0
192 0
193 0
194 0
195 0
196 0
197 0
198 0
199 0