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1. Erdkunde - S. 316

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 316 — er sich keine Rechenschaft zu geben. Zuerst ist es der ungeheure Maßstab der Riesenbäume, welcher uns in Erstaunen setzt, sodann die gänzliche Verschiedenheit der Pflanzenwelt dieser Wälder von der unseres Erdteils. Wo wir in der Heimat einen blühenden Stranch oder einen Obstbaum in anmutiger Farbenpracht erblicken, da finden wir hier blühende Banmkolosse, deren Höhe die der heimatlichen um das Doppelte, ja selbst Dreifache übertrifft, während ihre Blüten den größten Blumen unserer Prachtgärten an die Seite gestellt Bild 104. Urwald in Brasilien. werden können. Dazu sprossen sie in einer solchen Fülle hervor, daß das ganze Laubdach des Baumes sich oft in ihre Farben zu kleiden scheint. Besonders sind es jene Bäume mit prachtvollen lila oder weißen Blüten, welche ungemein viel zur Zierde der Wälder beitragen, indem sie sich von dem mannigfachen Grün des Laubes unterscheiden. Jeder Baum hat seinen eigentümlichen Wuchs, sein eigenes Lanbwerk und sein von den benachbarten Bäumen ver- schiedenes Grün. Riesige Gewächse, den verschiedensten Arten an- gehörend, verschlingen ihre Zweige und erzengen ein Gemisch des verschiedenartigsten Laubes. Gleich gewaltigen Säulen erheben sich

2. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 84

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
84 Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien. ihr Religionslehrer, als der Träger des religiösen Glaubens der Vor- fahren, da den Hellenen keine Priester in heiligen Büchern die Religion und deren Satzungen aufbewahrten. Durch die homerischen Gesänge wurden die entzweiten Hellenen immer wieder erinnert, daß sie schon in der Vorzeit ein Volk gewesen, welches seine Ehre gemeinschaftlich gegen die Barbaren vertheidigte und durch die Gunst der Götter einen glor- reichen Sieg über Asien errang. Homers Gesänge wurden die Quelle, aus welcher spätere Dichter schöpften und den nationalen Sinn immer wieder erfrischten. Kein Volk hat einen Homer hervorgebracht (die Bibel ist göttlichen Ursprungs und gehört der Menschheit); Ln Asien war es unmöglich, denn unter der Despotie gibt es keine Helden, nur Knechte, welche in die Schlacht getrieben werden; Priefterkaften führen ein Volk bis zu einer gewissen Stufe der Kultur, aber sie dulden die geistige Er- hebung des Einzelnen nicht und ziehen unübersteigbare Schranken zwischen sich und den anderen Ständen, zwischen ihrer Nation und fremden Na- tionen. Die Germanen erscheinen unter allen Völkern den Hellenen am nächsten stehend; allein sie bewohnten Länder, welche von der Natur weniger begünstigt waren als Hellas, und ihre Fortbildung übernahm das Christenthnm, daher konnten ihre Sänger für sie nie das werden, was Homer den Hellenen gewesen. Die alten Könige der Griechen. Allmäliges Aufhören der Königswürde. Die griechischen Stämme und Städte hatten anfänglich ohne Aus- nahme Könige; ihre Herrschaft erstreckte sich aber nie über ein großes Gebiet und war ebenso wenig eine despotische. Der König führte im Kriege die streitbaren Männer an und war mit den andern Edlen Vor- kämpfer in der Schlacht. 2m Frieden saß er mit denselben auf offenem Markte zu Gericht, mit ihnen berieth er die allgemeinen Angelegenheiten. Das Volk hörte dann wohl auch zu und gab durch Beifall oder Murren seine eigene Meinung zu erkennen; jedoch hing die Entscheidung nie von dem Volke ab, sondern diese kam von dem Könige und den Edlen; letztere werden selbst oft Könige genannt und der eigentliche König war auch nur der erste unter ihnen, sowie er auch das größte Grundstück besaß und in dem schönsten Hause wohnte; die Edlen standen ihm durch Grundbesitz am nächsten, wie sie im Felde mit ihm in der Vorderreihe fochten und im Frieden mit ihm im Rathe saßen. Bei den Festen der Götter opferte der König und ordnete das Mahl, das von dem Opfer unzertrennlich war. Von regelmäßigen Abgaben an den König war keine Rede, doch steuerte das Volk bei, wenn er durch irgend ein Ereigniß

3. Bd. 2 - S. 16

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
16 Erstes Kap. Geschichte der Perser. endlich, der aus den Schriften von Aleran d ers M. Begleitern seine Nachrichten zog, weichen vielfältig von einander ab, und sezen hiedurch, da sie insgesammt ihren persönlichen Eigenschaften und ihrem Stand- punkte nach unser Zutrauen rechtfertigen, die Kritik in nicht geringe Verlegenheit. Wenn wir jedoch über kleinere Verschiedenheiten in Na- men und Zeitbestimmung hinausgehen, das, was eigentlich historisch ist, von jenem, was seinem Tone und Zwecke nach als Dichtung er- scheint, sorgfältig absondern, hiebei die Analogie der Geschichte oder sonst bewährte Fakten zu Hilfe nehmen, und mehr nach einer allgemei- nen Darstellung des Charakters, des Zustandes und der Verhältnisse des Perserreiches, als nach einer ängstlichen Genauigkeit des Details begierig sind; so mögen wir, aller gerügten Mängel der Quellen un- geachtet, nicht ohne Befriedigung bleiben. Hauptführer muß uns — so weit er reicht — Herodot scyn. Ktesias würde ihm mit vollem Recht zur Seite stehen, wenn nicht seine ans den Reichsannaten ge- schöpften 23 Bücher persischer Geschichte bis auf wenige von Phot ius erhaltene Fragmente verloren wären, Xe nophon und Arrian, au-* Di odor und Justin mögen zur Ergänzung, bisweilen zur Berich- tigung Herodot's, die jüdischen Schriftsteller aber zur Darstellung des Verhältnisses der Perser gegen die Juden dienen. §.2. Das Land. Oestlich ait den schönen Gefilden von Susiana (mit Etimais) erhebt sich, in Süden vom persischen Meerbusen, in Osten von Earma- nien, in Norden von dem weiten Medien umgrenzt, das Land Persis (Farsistan). Sein Flächeninhalt mag dem von Italien gleich kommen. Es ist von hohen, theils dürren, theils weidenreichen Gebirgen erfüllt; nur gegen das Meer läuft es ans in eine stäche versengte Sandwüste. Ueber diesem Lande ist ein fast beständiger heiterer Himmel (auch heißt Pars soviel, als Lichtland, nach Tychsen) und eine, der hohen Lage ent- sprechende, frische, in der Nordgegend sogar kalte Luft. Der Boden, minder wasserarm, als die meisten benachbarten Länder, bringt köstliche Früchte, Gras und Getreide hervor, und hat von jeher gesunde, kräf- tige Menschen beherbergt. Aber sie sind weniger zahlreich heute, als ehedem, und minder emsig, seitdem Zoroaster's dem Ackerbau freund- liche Lehre dem Schwerte der Moslems wich. Daher ist Persis jezt großcnthcils wüste, und bildet in seinem verödeten Zustande eine trau- rig harmonische Umgebung der hehren Trümmer von Persepolis (*). Mehr als zweitausend Jahre sind hingcgangen, seitdem Alerander (*) Tschil Minar (vierzig Säulen) heißen jezt die Ruinen im neu- persischen Dialekt; Jsthakar war ihr Name in der Sassanidischen Zeit.

4. Bd. 2 - S. 8

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
Ñ Drittes Kap. S ch a up l a z der Begebenheiten. sillares), als die Basis der römischen Chronologie, von vielen grund- gelehrten Männern fleißig bearbeitet und sowohl aus Schriftstellern, als aus Inschriften (besonders den berühmten fastis capitolinis) mit größter Sorgfalt zusammengetragen worden; so bleibt doch den Freun- den der höchsten Genauigkeit noch Vieles zu wünschen übrig. Um das Zeitverhaltniß der Hauptbegebenheiten dieses zweiten Zeit- raums dem Gedächtnisse geläufig zu machen, dazu mag nebenstehende Tabelle dienen. (S. Tabelle.) Drittes Kapitel. Schauplaz der Begebenheiten. Alle Länder, welche im vorigen Zeiträume den Blick des Geschichts- forschers ans sich zogen, bleiben auch in diesem zweiten merkwürdig, jedoch nicht insgesammt in demselben Grade. Die Vereinigung vieler Gebiete zu ungeheueren Weltreichen vermindert die Wichtigkeit der ein- zelnen Provinzen; aber das Schauspiel wird um so imposanter, und die Ucbersicht des in wenigere Hauptmassen zerfallenden Ganzen ist leichter. Gleichwohl erstreckt sich die Scene der Weltbegebenheiten viel weiter nach allen Richtungen, als in der vorigen Periode. Auf manche Länder, worüber noch blosc Dämmerung schwebte, fällt nun ein helles historisches Licht, und viele treten aus völliger Dunkelheit hervor. Aber vorzüglich erweitert sich die Scene in Westen, wo Italien, Hispa- uien, Gallien und ein großer Theil von Nordafrika Schanpläze der wichtigsten Revolutionen werden, und selbst die brittischen Eelteu und die Teutscheu daran einen bedeutenden Anthcil nehmen. Auch von Scythcn und Indiern erschallt durch Handelsverkehr und Krieg eine etwas genauere Kunde, und die Länder zwischen dem Tigris und Indus ziehen, als der Siz großer auf einander folgender Reiche, unsere Blicke fortwährend auf sich. Auf diesem großen Schauplaze des Völkergedränges sind einige wenige Nationen in dem Maße vorherrschend, daß neben ihnen alle anderen fast zur Unbedeutsamkeit zurückweichen. Perser, Griechen, Macedonicr und Römer sind diese Hauptnationen, welche den Gang der menschlichen Schicksale im Großen leiten, und in deren Ge- schichte jene aller anderen Völker — selbst Parther und Karthager nicht ausgenommen — sich so natürlich verflechten, oder vcrgleichungs- weise dagegen so sehr im Schatten stehen, daß sie kaum eine abgcson, derte Behandlung verdienen, und füglicher als Episoden oder als An- hang zu jenen vier Hauptgeschichten erzählt werden.

5. Bd. 2 - S. 48

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
48 Zweites Kap. Geschichte der Griechen. beliebter Staatsredner, mit einem Heere dahin. Ein Treffen wurde ge- liefert, worin K l e o n und B r a si d a s blieben (*), aber die Athener groß- ßen Vertust litten. Dies machte sie geneigt, den Friedensvorschlägen Gehör zu geben, welche die um das Loos ihrer gefangenen Mitbürger besorgten Spartaner thatcn. Nicias,ein einsichtsvoller, kriegserfahr- ner, aber sanfter, acht griechisch denkender Bürger, bestärkte sie in diesen Gesinnungen, und cs wurde ein nach seinem Namen benannter Still- stand auf fünfzig Jahre geschlossen (3561. 422 v. Ehr.), welcher jedoch weder allgemein, noch dauernd war. §.16. Erneute r Kri eg. Alcibiades. Denn die unausgeglichenen Interessen verschiedener Bundesgenossen, die Allianz Athens mit Argos, Mantinea und Elis, vorzüglich aber die schändlichen Intriguen des A leib indes, brachten bald dessen Bruch zuwege (3565. 418 v. Ehr.) Dieser außerordentliche Mann, der schon in dem Vorspiele des peloponnesischen Krieges, in jenem gegen Poti- däa (oben S. 45) hervorgeglänzt und seitdem die Blicke Athens auf sich gezogen hatte, fing jezt seine merkwürdige Rolle an. Von vornehmer Ab- kunft und Perikles Neffe, reich, talentvoll, gebildet durch eine vortreff- liche Erziehung und die Lehren des Sokrates, schön und liebenswürdig, aber eitet, frivol, wollüstig, nach Ruhm und nach Herrschaft dürstend, schien er in sich alle Tugenden und alle Laster in vollem Maße zu ver- einen, und gleich geschickt zu seyn, einen Staat glücklich zu machen und ihn zu verderben. Eine wahre Ehamäleonsgestatt und die Farben jeder Umgebung nicht nur annehmend, sondern mit verstärkten Tinten zurück- werfend, war er in Athen geschmackvoll, geistreich, ein Muster der Urba- nität und —des Leichtsinns; in Sparta rauh, streng, voll Selbstver- läugnung, der getreueste Schüler Lykurg's; in Thracien abwechselnd ein wilder Jäger und unmäßiger Schlemmer; in Asien üppiger und raffi- nirter wollüstig, als ein Satrape; allenthalben und in jeder Sphäre der Erste, der Alles um sich verdunkelte, und in stolzem Bewußtseyn der Superiorität sich als Modell darftellte, und als solches erkannt ward. Das Verhängniß Griechenlands schien an die Person dieses einzigen Mannes geknüpft, und mehr als einmal wurde btos durch das Gewicht seines Talentes die Schale Athens oder Sparta's zum Sinken gebracht. Aber sein Einfluß beschränkte sich nicht auf die Leitung der großen Ge- schäfte; er drang in alle Verhältnisse des bürgerlichen und häuslichen Lebens ein, und brachte durch die Macht und den Mißbrauch eines gcfähr- (*) Argileonis, Brastdas Mutter, gab, als man vor ihr die Verdienste des gefallenen Sohnes über die aller Griechen erhob, die mit Recht verewigte Antwort: „Mein Sohn war ein tapferer Mann, aber Sparta bestzt viele Män- ner, die ihm gleich sind."

6. Bd. 2 - S. 279

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
279 Zweites Kap. Religion. selbe nie als ein Hauptpunkt des Glaubens betrachtet worden zu seyn. Die Gebete an die Götter bezogen sich fast ausschließlich ans das öffentliche Wohl, und die meisten Erzählungen vom Elysium oder Tartarus galten für Phantasiecn der Dichter. §.3. Römische Priester schaft. Der Grnndcharakter der römischen Religion — als politischer Triebfeder — ist vornehmlich in den Verhältnissen ihrer Priester- schaft sichtbar; so wie er in denselben auch die Bürgschaft seiner Er- haltung fand. Die römischen Priester machten (wenigstens in der be- kannten historischen Zeit; ursprünglich mag ein eigener Stamm der Priester gewesen seyn) weder eine erbliche Kaste, noch einen be- sonderen Stand aus. Ihr Amt war ein Staats amt) welches man auf ähnliche Weise, wie die übrigen, erlangte, oder auch als gesezlich mit den hohen Magistraturen verbunden besaß. Einige (wie die Auguren und Flamin es) behielten es zwar lebenslänglich: aber da sie vom Volke gewählt und meistens Glieder des Senates waren, so konnte kein streitendes Interesse aufkommen. Zu der allgemeinen Aufsicht über den Gottesdienst waren die pon- tifices unter ihrem Oberhaupte, dem pontilex maximus, bestimmt. Sie wurden auf den comitiis tributis, und zwar lange Zeit blos aus den Patriziern, gewählt; und so wichtig schien die Macht des obersten Pontifer, daß nachmals August zur Erhaltung der Herrschaft für nöthig fand, sich dieselbe, so wie die consularische und tribunicische, zuzueignen. .Von dem größten Einflüsse war das Amt der Auguren. Ihre ur- sprünglich tyrrhenische Kunst erheische ein besonderes Studium. Die höheren auspicia — die Beobachtung des Vögelfluges, des Donners und Blizes, dann des Fressens der heiligen Hühner — gehör- ten ihnen. Kein bedeutendes Staatsgeschäft wurde anders, als auspi- cato vorgenommen; und so standen die Eomitien und die wichtigsten Verrichtungen der Magistrate scheinbar unter der Leitung der Au- guren, sie Selbst aber unter jener der Regierung. Eben so die Arn- spices, denen die kleineren Auspicien ans den Eingeweiden der Opferthiere, aus Rauch und Flamme und aus übernatürlichen Begebenheiten — portentis — übergeben waren. In die nämliche Klasse können wir auch die Ausleger der berüchtigten sibyllinischen Bücher (*) (anfangs duumviri, nachmals «piiudeciinviri sacris (*) Die Legende von der Sibylle von Cumä ist Jedermann bekannt Die sogenannten sibyllinischen Bischer, die noch vorhanden sind, haben einen viel spateren Ursprung.

7. Bd. 2 - S. 84

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
84 Drittes Kap. Makedonische Geschichte. den muß. 2) Das große syrische Reich, gestiftet von Selenkns (welcher Nikator von seinen vielen Siegen heißt), und die Haupt- masse des alten Perserreichs enthaltend. Der p arth i sche und der wie- der auflebende jüdische Staat sind losgerissene Stücke davon. 3) Das ägyptische Reich, durch Ptotem aus Lagi gegründet, das langst- dauernde von allen. 4) Mehrere kleinere, vorzüglich kleinasia^ tische Reiche, deren Geschichte füglich die einiger benachbarter Staa- ten, welche durch das gemeinschaftliche Schicksal der Unterwerfung un- ter Rom in einer gewissen Verbindung stehen, angehängt wird. Aber nur die früheren Begebenheiten dieser Reiche werden hier mit einiger Ausführlichkeit erzählt. Ihre späteren Schicksale, welche meist in die Geschichte Roms, ihrer Siegerin, verflochten sind, müssen dort- hin zur zusammenhängenden Darstellung verschoben bleiben, und können hier, um Wiederholung zu vermeiden, nur eine flüchtige Berührung finden. I. Makedonien und Griechenland (*w §. io. Antipater, der Griechen Sieger. Makedonien, wiewohl unter den Hauptreichen das kleinste, war dennoch, als ursprünglicher Siz der Macht, und dessen Thron auf die Oberhoheit in den übrigen Ländern, besonders in dem so natürlich mit ihm verbundenen Griechenland, Anspruch zu geben schien, der vorzüg- lichste Gegenstand der Bewerbung für die herrschsüchtigen Generale und sowohl deswegen, als weil die Schwingungen der in Griechen- land neu erwachten Freiheitsliebe nothweüdig auch auf Makedonien wirkten, so wie Griechenland selbst ein Schauplaz vieler und schnell wechselnder Revolutionen. So sehr Philipp und Aterander die Griechen vor allen besiegten Völkern ausgezeichnet und mit weiser Schonung ihnen Namen und Form der alten Verfassung gelassen hatten; so wurde doch der Verlust der Unabhängigkeit und die Befleckung des Nationatruhms schmerzlich gefühlt; und ungeachtet aller Schmeicheleien und der kriechenden Un- terthänigkeit, die man in die Wette den gefürchteten Gebietern erwies, war dennoch der heftigste Haß gegen die fremde Herrschaft in den Her- zen der meisten Griechen lebendig. Als Al er an der siegreich r'n's Herz von Asien drang, fieng er die griechischen Abgeordneten auf, welche mit Darius ein Bündniß unterhandeln sollten, und bald ward ihm die Nach- (*) Da wir die allgemeine Geschichte der alexandrischen Monarchie bis zur Schlacht bei Ipsus — als wodurch ihre Zertrümmerung bleibend bestimmt wurde — der leichteren Uebersicht willen nur summarisch erzählt haben; so bleibt uns bei den folgenden Specialgeschichten, insbesondere bei der mace- doni sch-griechischen, noch Verschiedenes nachzuholen, was weniger auf's Allgemeine, als auf die einzelnen Reiche sich bezieht.

8. Die vorchristliche Zeit - S. 379

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
und der Unterwerfung Italiens- 379 und Aventin lag, .rührt von ihm her. Er soll sein Ende durch einen von den Söhnen des Ancus veranstalteten Mord gefunden haben, der indeß seinen Zweck in sofern verfehlt habe, als durch Tauaquils Be- mühungen die Nachfolge auf den im Hause des Königs erzogenen und früh schon durch Wunderzeichen zu künftiger Größe bestimmten Servius Tullius, der auch des Königs Schwiegersohn gewesen, geleitet worden sei. 4. Servius Tullius ist der Gesetzgeber oder Ordner des ältesten römischen Staates. Es hatte sich im Laufe der Zeit an den Kern des ursprünglichen Staates so Vieles angesetzt, daß endlich, wenn das Ganze eine gegliederte und verbundene Masse werden sollte, die regelnde Hand anzulegen war. Zn dem von außen Hinzugekommeuen mußte das Be- wußtsein der fremden Herkunft dem Bewußtsein, mit dem römischen Staate zusammenzugehören, weichen und es mußte durch feste Einrich- tungen der Nahmen geschaffen werden, in den sich bei fernerem An- wachsen das neu Hinzutretende einstigen konnte. Bisher hatten den eigentlichen Staat nicht sämmtliche Bewohner seines Gebietes, welche nach Abzug der Sklaven übrig blieben, gebildet. Gegründet war der Staat durch Geschlechter aus drei verschiedenen Völkern, welche in ihrer Heimath einem bevorrechteten Stande angehört hatten. Sie bildeten die eigentliche Vollbürgerschaft Noms und theilten sich nach den Völkern, von denen sie herstammten, in drei Klassen oder Tribus, von denen die der Ramnes den Latinern, die der Tities den Sabinern, die der Luceres den Etruskern entsprach. Zhre Unterabtheilungen waren dreißig Curien, zehn auf jede Tribus. Nach diesen Curien in den Curiatcomitien ver- sammelt und zur Erleichterung der Geschäfte wieder in zehn Decurien getheilt, übten die Vollbürger, oder, wie sie im Gegensatz zu der übri- gen Bevölkerung hießen, die Patricier, die Geschlechter, das Negierungs- recht aus. Eine Eintheilung der Vollbürger, welche unabhängig von den Versammlungen bestand, war die in Gentes, von denen es schwer zu sagen ist, wie weit sie der Decurieneintheilung entsprachen. Die Angehörigen einer Gens oder die Gentilen bildeten eine kleine, durch gemeinsame Formen der Gottesverehrung zusammengehaltene Gemeinde, und für sie waren gemeinschaftlicher Name, Abstammung von Vorfah- ren, die immer frei gewesen waren, unterscheidende Merkmale, wobei sie auch nicht einem das staatsbürgerliche Bestehen schmälernden Ver- fahren unterlegen haben durften. Bildeten so die Gentes Kreise von Familien', die einander am nächsten standen, bildeten sie eine Art von erweiterter Familie, so ist es zweifelhaft, ob eine gemeinschaftliche Ab- stammung zur Gentilität gehört habe und ob nicht die Annahme eines gemeinschaftlichen Stammvaters nur der sinnbildliche Ausdruck einer durch die Religion geheiligten Verbindung, die sich mehr nach planmäßi- ger Berechnung als durch Herkunft gebildet hatte, gewesen sei. Aus

9. Die vorchristliche Zeit - S. 38

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
I 3s Die Babylonier und die Assyrier. mit Aegypten oder dem flußaufwärts darüber hinausliegenden Äthiopien gibt, eines dieser beiden Länder gedacht werden. In Verbindung mit dieser Nachricht fleht die einheimisch babylonische Sage von einem zum Theile fischähnlichen Wesen, Oannes, das aus dem Meere gestiegen sei, die Menschen der Gegend mit Künsten und Wissenschaften bekannt zu machen und ihnen Kunden der Vorzeit zu enthüllen. Hierin verräth sich eine den Chaldäern eigene Ansicht von überseeischer Herkunft ihrer Bildung und wenn sie sich vor Oannes noch Rohheit im Lande herrschend denken, kann dies dem von dem fremden Stamme erlangten Ueberge- wichte zugeschrieben werden, während die Versetzung der Zeit des Oannes über Xisuthros hinaus sich auf das Bemühen, ihren Zuständen das Ansehen unvordenklichen Alterthums zu geben, zurückführen läßt. Wenn nun die Chaldäer sich durch ihre Sprache doch als ein semitisches Volk ausweisen, wie auch die heilige Schrift, Völker durch Einzelnamen bezeichnend, Aram einen Sohn des Sem nennt, so läßt sich auch für den Fall einer Verschiedenheit der einheimischen und der eingewanderten Sprache annehmen, daß die erstere, als die der Mehrheit und einer vielleicht nicht einmal roheren Mehrheit, ihre Herrschaft behauptet und sich den hainitischen Siegern, deren überlegene Gewalt in Nimrod, dem Jagenden oder Beute Gewinnenden, dargestellt ist, mitgetheilt habe. Der Name der Chaldäer müßte dann ursprünglich dem eingewanderten Stamme im Gegensätze zu der Vorgefundenen aramäischen Bevölkerung eigen gewesen sein. Berosus aber, der seinerseits den Oannes mit der genannten Niederlassung nicht in Verbindung bringt, nennt die über Babylonien, das Land am untern Laufe des Euphrat und des Tigris, herrschenden Könige die vierte Dynastie des Landes und deutet somit, da ein solcher Wechsel verschiedener mit dem Namen verschiedener Völ- ker bezeichneter Dynastieen auch einen Wechsel herrschender Völker vor- aussetzt, auf eine Reihe von großen, durch Eroberungen herbeigeführten Veränderungen. Die erste Dynastie ist ihm, nach dem Glauben alter Völ- ker an eine Autochthonie der ersten Bewohner ihrer Länver, eine ein- heimische. Die zweite nennt er eine modische, woraus zu schließen, daß das Volk der Arier oder Iranier, das nur mit dunkler Kunde in das Gebiet der Geschichte hineinreicht und dessen Lehre, Verfassung und Überlieferung bei Baktriern, Medern und Persern fortlebten, einst diese am südwestlichen Fuße des Hochlandes von Iran gelegenen Gegenden beherrscht habe. Auf sie folgt eine dritte Dynastie, deren Herkunft er nicht nennt, und auf die Chaldäer eine arabische Dynastie. Es müssen also, wie in Aegypten, nomadische Stämme des benachbarten Arabiens hier eine vorübergehende Herrschaft besessen haben, ohne sich auf die Dauer behaupten, noch bei der geringen Entwicklung, welche sie bis da- hin erreicht hatten, das chaldäische Gepräge des Staates, das im ganzen I

10. Die vorchristliche Zeit - S. 176

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
176 Die Griechen vor dem Kampfe mit den Persern. wirkte, übten sie eine Aufsicht über alle Behörden, die den Schutz gegen Willkühr zum Zweck hatte und ihrerseits in gefährliche Willkühr auszu- arten durch die Kürze ihrer Amtsdauer und durch ihren monatlichen Schwur, das nach den Gesetzen waltende Königthum ungeschwächt zu lasten, verhindert wurde. Die Könige mußten vor ihnen aufstehen, ihrer Vorladung folgen und konnten vor einem aus der Gerüste und den Ephoren zusammengesetzten Gerichte, dem dann der andere König an- gehörte, verurtheilt werden. So blieb den Königen nur der Heeresbe- fehl und das mit dem altgriechischen Königthume überhaupt verbundene höchste Priesteramt. Zugleich aber waren sie hoch erhaben als die den Staat vermöge ihrer Abstammung mit der Götterwelt verbindenden Vermittler, in welcher Eigenschaft ihnen auch die Unterhaltung der Verbindung mit dem delphischen Orakel zukam. Die Verfassung des spartanischen Staates war hiernach, ungeachtet des Königthums, eine Aristokratie, eine Regierung der Besten, in sofern die Negierungsgewalt nicht bloß in den Händen der bevorzugten Bevölkerungsklasse der Spar- tiaten lag, sondern auch von diesen wieder dem Haupttheile nach der Gerüste als einem Ausschüsse, der gereifte Erfahrung seiner Mitglieder mit lebenslänglicher Dauer ihrer Amtsführung verband, übertragen wurde und das königliche Uebergewicht an dem aus dem Argwohn der Aristokratie hervorgegangenen Ephorat sein Gegengewicht hatte. 30. Was aber dem spartanischen Staate mehr als die Vertheilung der Gewalt für die Folge seinen eigenthümlichen Charakter gegeben hat, ist die über alle Arten der Thätigkeit der Spartiaten sich erstreckende Diöciplin. Indern die Spartiaten als ein Kriegöheer in der Landschaft angekommen waren und die hiermit gegebene Geschlossenheit, Absonde- rung und Stärke nicht aufgeben sollten, wurde es nöthig, ihr Leben in Formen zu binden, wodurch der Charakter eines Heereslagers, soweit cs die durch die Niederlassung veränderten Verhältnisse gestatteten, er- halten oder, sofern dieser Charakter durch das Zerfließen der alten Formen in den neuen Verhältnissen sich verwischt hatte, unter der den Umständen angemessenen Erweiterung erneuert werden konnte. Hierzu war erforderlich, daß die Gefühle aller Einzelnen in dem Boden des staatlichen Lebens wurzelten und sich, so viel als möglich, von Haus und Heerd schieden, damit der Staat über den Einzelnen immer in der un- bedingten Weise, wie der Heerführer über den Krieger, verfügen könne. Dies war nöthig, wenn die Spartiaten der zahlreicheren übrigen Be- völkerung, die theils noch nicht unterworfen war, theilö wie ein gefan- gener Feind bewacht werden mußte, furchtgebietend gegenüber stehen sollte und es konnte nur dann erreicht werden, wenn die Möglichkeit, neben den mit dem Dasein des Staates verbundenen Zwecken nock- andere der Persönlichkeit entsprechende zu verfolgen, auf das geringste
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