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1. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 115

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 44. Griechische Kunst und Wissenschaft. Volkszustände 115 5. Epaminondas, der Sohn des Polynnes, stammte ebenfalls aus einer angesehenen, aber verarmten Familie. Diese Armut ließ ihn in den Augen der Oligarchen zu unbedeutend erscheinen, und so durfte er iit Theben bleiben. Während er als Böo tarch (Anführer der Böotier) den Oberbefehl hatte, veränderte er feine dürftige Lebensweise nicht im mindesten, und blieb sogar so arm, daß er manches Hansgeräte nicht besaß, das selbst bei geringen Leuten gefunden wurde. Er hatte nur einen einzigen Mantel und mußte, wenn derselbe gewaschen wurde, mehrere Tage zu Hause bleiben. Einmal wies er tausend Goldstücke, die ihm der ihefsalische Fürst Jason geben wollte, zurück, obwohl er gerade zwölf Thaler leihen mußte, um beim Ausmarsche des Heeres sich fein Feldgeräte kaufen zu können. Dabei war er von der strengsten Rechtlichkeit, und man rühmte von ihm, daß er nicht einmal im Scherze log. Ebenso groß als seine Wahrheitsliebe war die kindliche Ehrfurcht, die er seinen Eltern gegenüber bewies. wie auch die innige Freundschaft zwischen ihm und Pelopidas von seinen Zeitgenossen bewundernd anerkannt wurde. Epaminondas gilt deshalb auch als „der Edelste der Griechen". In der Schlacht von Mantinea wurde er durch einen feindlichen Wurfspieß verwundet. Er ließ das Eisen in der Brust, bis er die Nachricht vom Siege erhalten hatte. Dann zog er es selbst heraus, indem er sprach: Ich habe genug gelebt, nun sterbe ich unbesiegt. Übrigens war der Sieg bei Mantinea durchaus nicht entschieden, da durch den Fall des Epaminondas unter den Thebanern Verwirrung entstand. Zu den Siegen, die die Thebaner erkämpften, trug übrigens hauptsächlich eine neue von Epaminondas ersonnene Schlachtstellung bei, die sogenannte „schräge Stellung", die er dem linken Flügel gab. In der Schlacht bei Leuktra wurde sie den Spartanern gegenüber zum erstenmale angewandt. 8 44. Griechische lauft und Wissenschaft. Volksznstände. 117) So sehr das Volk der Hellenen in der Zeit seiner Blüte und Kraft durch Mut, Vaterlandsliebe, Liebe zur Freiheit und Unabhängigkeit sich auszeichnete, ebenso groß war es dnrch die Pflege der Künste und Wissenschaften. 9toch jetzt staunen wir über die Meisterwerke des Altertums und bilden daran unsern Geschmack und unsern Sinn für das Schöne. Besonders sind es die Bildhauer- und Stein sch neideknnst, die Malerei und die Baukunst, deren Erzeugnisse wir bewundern. Die berühmtesten Bildhauer waren Phidias, der fast lauter Götterbilder verfertigte, und Praxiteles. Als Steinschneider glänzte Pyrgoteles, als Maler Apelles, Zeuxis und Parrha-slus. Als Architekt wird Mnssikles gelobt, der zur Zeit des Perikles die Propyläen erbaute. 118) Die ältesten Dichter Griechenlands sind Orpheus, Linus und Mnsäns, die noch ganz in die Zeit der Fabeln fallen. Der Dichter aber, der auf Griechenland den größten Einfluß ausübte, ist Homer, in dessen Gesängen die Götterlehre 1000? v. Chr.

2. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 110

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
110 Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien. Pisistratus (560-527 v. Chr). Doch wurde Solon seines großen Werkes wenig froh. Die Par- teien waren nicht ganz beschwichtigt; die einen murrten, er sei zu weit gegangen, die anderen aber, er habe nicht genug gegeben. So von allen Seiten bestürmt, verließ er die Stadt auf 10 Jahre und durch- wanderte Jonien, wo er in Thales, einem der sieben Weisen, einen Freund besaß, und Aegypten, das Wunderland, dessen Priester ihn freund- lich ausgenommen haben sollen. Die Athener hatten ihm geschworen, seine Verfassung 100 Jahre lang zu halten, aber schon 561, also nur 33 Jahre nach dem Schwur, seit ihn das allgemeine Vertrauen zum Ordner des zerrütteten Gemeinwesens erhoben hatte, bemächtigte sich sein junger und schöner Verwandter Pisistratus der Gewalt. Dieser stellte sich nämlich an die Spitze der Partei, welche die Sache der armen Bürger gegen die reichen vertrat und gewiß die zahlreichste war. Durch eine List (er ver- wundete sich selbst und sagte die Aristokraten hätten es gethan) gewann er die Erlaubniß, aus seinen Anhängern einige Hunderte bewaffnen zu dürfen, damit sie ihn gegen seine Feinde schützten. Mit diesen besetzte er die Burg und wurde so Tyrann von Athen. Zweimal vertrieben fand er immer wieder so viel Unterstützung, daß er die verlorene Gewalt abermals errang und sie endlich bis an sein Lebensende behauptete. Solches vermochte er nur durch Unterstützung des gemeinen Volkes oder der armen Bürger. Diese liebten ihn und selbst diejenigen, welche es ihm nie verziehen, daß er sich zum Herrscher aufgeworfen hatte, mußten ihm bezeugen, daß er die solonischen Gesetze aufrecht erhielt, den Müssiggang verfolgte und besonders den Ackerbau förderte, den Staatshaushalt trefflich ordnete, die Stadt durch Bauten schmückte und die Dichtkunst ehrte und liebte; er soll die homerischen Gesänge in die Ordnung gebracht haben, in welcher sie auf uns gekommen sind. Seine Gewalt erbten seine Söhne Hippias und Hipparch, welche ihren Vater nachahmten; Hipparch namentlich war ein Freund der Dichtkunst und der Dichter; er verordnte, daß die homerischen Gesänge bei dem Feste der Panathenäen vorgetragen würden und rief den Anakreon, den Sänger des heitern Lebensgenusses, an seinen Hof, ebenso den Simonides, dessen Gedichte das ganze Alterthum bewunderte, aber ihm vorwarf, daß er seine Kunst verkauft habe. Sturz der Pisiftratiden (510 v. Chr). Revolution des Klisthenes. Athen demokratisch. Die Pisistratiden hatten die gleichen Feinde, die ihren Vater zweimal vertrieben hatten; auch das gemeine Volk wurde ihnen wenigstens theil- weise ungünstig aus veränderter Laune und weil sie durch ein neues

3. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 138

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
138 Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien. Theater trat die Geschichte der alten Zeit vor die Augen des Volkes nicht in Erzählung, sondern in lebendiger Erscheinung; die Bühne war die Kanzel, von welcher Religion und Sitte gepredigt wurde, wo die Lehren derselben sich in Thaten und Leiden, in Segen und Fluch umgestalteten und als lebendige Beispiele auf den Zuschauer einwirkten. Zu diesem Zwecke bot das Theater den höchsten Schwung der Poesie in der edel- sten Sprache auf, und mit der Kunst des Dichters vereinigten sich har- monisch zusammenwirkend Plastik, Gesang und Musik, so daß das athe- nische Theater zu der vollkommensten Bildungsstätte wurde, die das Hellenenthum, und nur dieses, errichten konnte. Perikles öffnete sie dem gesammten Bürgervolke Athens; der Staat gab beträchtliche Zuschüsse zu der vollkommensten Aufführung dramatischer Meisterwerke und der arme Bürger erhielt das Eintrittsgeld aus der Staatskasse auf Vor- zeigung eines Täfelchens. Wer dem Perikles dies zum Vorwurfe macht, mißkennt die Bedeutung des athenischen Theaters und verwechselt das- selbe mit den Schaubühnen unserer Zeit, oder der Tadler muß den Stab auch darüber brechen, daß unsere Staaten so große Summen für Schulen aufwenden und es jedem Staatsbürger möglich machen, sich die heutige Bildung (die freilich eine andere ist als die hellenische) anzueignen. Allerdings wurde das spätere Athen durch seine Theater- wuth berüchtigt, die so weit ging, daß man die Gelder, die zu einem Feldzuge oder zur Ausrüstung einer Flotte bestimmt und nothwendig waren, auf Schauspiele verwandte; aber wer will den Perikles dafür verantwortlich machen, daß sein Volk ausartete und Männern folgte, welche es zur Genußsucht verleiteten und gegen seine höchsten In- teressen verblendeten? Geschah doch Aehnliches mit den feierlichen Prozessionen, welche Perikles durch Staatsgelder und das Aufgebot aller Künste verherrlichte; auch diese verloren später ihre religiöse Weihe und arteten zu einem Schauspiele aus, das die Staatsgelder verschlang und reiche Bürger zu übermäßigem Aufwande nöthigte, welche dem Miß- fallen des herrschenden Volkes und den Gefahren der Volksungunst ausweichen wollten. Perikles rühmte den Athenern ihre Stadt als die Bildnerin des gesammten Griechenvolkes, und stellte neben ihren Kriegsruhm ihre allseitige Bildung als ebenbürtige Genossin. Athen gab den Perser- kriegen die nationale Richtung, welche durch Kimon zum vollständi- gen Siege, zur Befreiung der asiatischen Griechen und zu dem großen Aufschwünge der ganzen Nation führte. Was wären die olympischen Feste gewesen ohne den Triumph über Asien? Da wurden die Helle- nen sich bewußt, daß sie das erste Volk der Erde seien; denn sie hatten das Größte vollbracht, was je durch eine Nation geschehen. Da- rum rauscht ein Strom hellenischen Volkslebens in den Festgesängen

4. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 139

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Periklcs. 139 des Pindar aus Theben, obgleich diese Stadt in dem großen Kampfe für Hellas nichts gethan hatte; der Thebaner war Hellene geworden; er feiert die Siege des Syrakusiers Hieron über die Etrusker, welche die Hellenen in Italien angegriffen hatten, erhebt den Ruhm der Spartaner von der Schlacht am Kithäron (Platää), vor allen aber preist er das herrliche Athen, die Retterin aller Hellenen. Die Thebaner straften ihn dafür, aber Athen lohnte ihn. In noch engerer Verbindung mit Athen steht der Halikarnasfier Herodot, der Vater der Geschichte; ihn erweck- ten die Perserkriege, wie den Homer die erste nationale That des Hellenen- volkes, der Kampf gegen das asiatische Troja. Unter Agamemnon und Achilleus waren die Väter einst nach Asien gezogen, um die Schmach des Menelaus zu rächen; sie hatten gesiegt und in Homer den Sänger ihrer Thaten gefunden. Noch größeres aber thaten die Enkel; sie gewannen große Schlachten, eroberten unzählige Städte, besiegten den größten König der Erde. Herodot sah den großen Kampf von Hellas gegen die Völker des Morgenlandes — Perser, Meder, Babylonier, Phönicier, Lydier, Aegypter, Saken; das war ein allgemeiner Krieg, ein Krieg des da- maligen Menschengeschlechtes, ein weltgeschichtlicher; diese Anschauung führte Herodot auf den Gedanken, die Schicksale der verschiedenen Natio- nen zu erzählen und uns mit ihrem Wesen und ihren Einrichtungen be- kannt zu machen. Als die Waffen ruhten, durchwanderte er Asien und Aegypten, den Schauplatz der alten Geschichte, lernte und forschte und gibt uns in wunderbar klarer, natürlicher und doch so volltönender Rede die erworbene Kunde; er schämt sich nie, seine Unwissenheit oder seine Zweifel einzugeftehen, die neueste Zeit aber mit ihren Entdeckungen der Europäer in der Länder- und Völkerkunde Asiens gewährt dem Forschungsgeiste Hero- dots ein glänzendes Zeugniß und seiner Wahrheitsliebe die früher viel- fach versagte Anerkennung. Auch er feierte in Olympia seinen Triumph, als er aus seinen neun Musen (so betitelt er die neun Bücher seines Geschichtswerks) den versammelten Griechen vorlas und sie die Freude über ihren nationalen Ruhm durch den Beifall laut werden ließen, mit dem sie den Erzähler überhäuften. Herodot wandte sich nach Athen, Grie- chenlands erster Stadt, und von Athen zog er mit athenischen Kolonisten nach Thurii in Unteritalien, wo er sein Geschichtswerk vollendete. Als er in Olympia die Griechen entzückte, entstürzten den Augen des athenischen Jünglings Thukydides heiße Thränen, erzählen spätere Schriftsteller. Gerade so geschah es nun wohl nicht, aber das Beispiel Herodotö eiferte den in den Geschäften des Kriegs und des Friedens wohl erfahrenen Thukydides an, den Griffel der Geschichte ebenfalls in die Hand zu nehmen. Ihm war es aber nicht vergönnt, wie Herodot den Auf- schwung von Hellas zu beschreiben, er bekam vielmehr die Aufgabe, den Fall seines Volkes darzustellen. Er erfüllte dieselbe, ohne daß er in Haß

5. Bd. 2 - S. 296

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
260 Drittes Kap. Kunst und Wissenschaft. §. 10. Beredsainkeit. Nicht minder, als durch die Dichtkunst glanzten die Griechen durch Beredsainkeit hervor. Wenn jene in einer glücklichen Na- turanlage und in der Harmonie der schönsten, klangvollsten aller Sprachen eine mächtige Begünstigung fand: so war diese vorzugs- weise die Frucht der freien Verfassung. Gleichwohl hob sich, bei der Leidenschaft der Griechen für Poesie, die Prose nur langsam; selbst Gescze wurden in Versen abgefaßt. Empedoklcs und Parmeni- dcs trugen die Lehrsäze ihrer Philosophie in dichterischer Sprache vor. Endlich bewirkten Pherccydes aus Scyros und Kadmns von Milet die Aufnahme der ungebundenen Rede. Schriftsteller aller Art, be- sonders Geschichtschreiber, vervollkommneten sie, und die lebendige Beredsamkeit blühte auf in Volksversammlungen, Senaten und Ge- richten. Auch die Redekunst gedieh, und verstärkte die Kraft der natürlichen Suade. In Sicilien stiftete Korar von Syrakus die erste Schule der Rhetorik; bald kamen ähnliche in Griechenland auf. In diesen, wie in den philosophischen. Schulen herrschten aber nur allzulang die Sophisten, welche mit ihrer spizfindigen und feilen Kunst dem Verstand und Herzen schadeten. Gorgias vor den meisten Anderen war berühmt in derselben, und erwarb sich großen Reichthum. Die edlere Beredsamkeit siegte jedoch im Ganzen, und auch hier, wie sonst allenthalben, hat der Ruhm Athens den der übrigen Griechen überstrahlt. Kaum mögen neben den athenischen Rednern noch andere genannt werden. Wir haben der merkwürdigsten unter denselben — von Solon und Pisistratus an durch alle Zeiten der Freiheit —, als eines Thcmistokles, Perikles (des Donnernden), Alcibiades, Äschi- nes, vor Allen aber des großen Demosthenes (*), theils in der politischen Geschichte, theils in jener der Staatsverfassnng (S. 232) gedacht. Auch Antiphon, Andocides, Lysias, Lykurgus, Dc- m ades und viele Andere haben Ruhm erlangt; aber Mehrere schän- deten denselben durch feile Gesinnung. Nicht also der ehrwürdige Iso- krates, welchem jene zum Theil ihre Bildung verdankten. Isokra- ste den Römern gefallen sollte, erheischte, konnte die Sitte anfkommen, die Deklamation der Rolle davon zu trennen, und einem anderen Schauspieler zu überlasten. Endlich machte die Vervollkommnung der Geberdensprache die Deklamation ganz entbehrlich. Von dem Künstler Memphis wird behauptet, daß er nicht nur leidenschaftliche Rollen, sondern sogar Lehrsäze einer abstrak- ten Philosophie durch Mimik dargestellt habe! — (*) Diesem herrlichen Manne hat Heeren (Ideen Iii. Thl. S. 411 f.) ein würdiges Denkmal gesezt. Und auch Sich selbst. In der Auswahl der Lieblingecharaktere spiegelt stch die eigene Seele des Schriftstellers.

6. Bd. 2 - S. 31

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
31 Zweites Kap. Geschichte der Griechen. uiib _ nací) kurzem Wiederaufleben — die vollendete Erdrückung des griechischen Volkes (*). Die beiden tezteren Perioden sind der Gegen- stand der folgenden Erzählung. tz. 4. Wichtigkeit der Perserkriege. Wir haben oben (S. 20 ff.) die Hanptnrsachen sowohl, als die näheren Anlässedes großen griechisch-persischen Krieges erklärt. Dieser Krieg ist an sich selbst und an seinen Folgen vom höchsten welt- historischen Interesse. Es gibt keinen erhebenderen Anblick, als den eines Volkes, das für seine Freiheit gegen. ungerechte Uebermacht mit dem Mnthe der Verzweiflung kämpft. Ein solches streitet nicht allein für sich, sondern für alle andern, welche in späteren Zeiten, von gleicher Gefahr bedränt, aus seinem Beispiele Stärkung oder feige Ergebung schöpfen. Niemals, im ganzen Laufe der Geschichte, wurde mit höherer Be- geisterung und glorreicher gekämpft, und niemals war an die Ent- scheidung eine so unermeßliche Folgenreihe geknüpft. Hätten die Perser gesiegt, so wäre die Blüthe der griechischen Kultur in ihrem ersten Entfalten zerknickt, und ans dem unermeßlichen Perserreich entweder ein Schanplaz fortwährenden babarischen Getümmels, oder — wenn es hoch kam ■— ein westliches Sina geworden. Alsdann hätte kein Phidias und kein Prariteles den Marmor beseelt, kein Pindar hätte durch hohe Gesänge entzückt, kein Euri pides süße Thränen entlockt. Kein Herodot, kein Te nophon hätte mit fcrntönender Stimme große Thaten verkündet, kein Plato, kein Aristoteles hätte Schäze der Weisheit gegraben, kein Sokrates, kein Epami- nondas durch hohe Tugend geglänzt. Die schönsten Vorbilder freier Verfassungen wären, bevor sie Früchte trugen, von der Erde ver- schwunden, und der wilde Römer — wäre er anfgekommen gegen die Persermacht — hätte keine Sänftigung durch der Muse Lied erhal- ten. Wohl hätte er dann die Erde erobern, aber nicht civilisiren mögen, und — es wäre denn, daß ein freundliches Geschick ans einem ganz (*) Eine mehr in die Augen springende Eintheilung würde es vielleicht seyn, wenn wir die Errichtung der Freistaaten und dann die Schlacht bei Chäronäa als Grenzmarken der Perioden annähmen. Allein jene fällt in eine dunkle und bei vielen Staaten unbestimmte Zeit, und die Machtver- hällniffe Griechenlands nach Außen wurden dadurch unmittelbar nur wenig verändert. Die Schlacht bei Chäronäa aber, .welche die Selbstständigkeit der Griechen endigte, war die Folge jener von Mantinea, als welche durch Aufhebung jedes Primats in Griechenland das lezte oder doch wirksamste Na- tionalband entzwei geriffen und die Unterjochung der Griechen unvermeidlich gemacht hatte. Die Blüthe des achèii schen und atolischen Bundes aber war weder andauernd noch fruchtbringend genug, um daraus eine eigene Pe- riode zu machen.

7. Bd. 2 - S. 48

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
48 Zweites Kap. Geschichte der Griechen. beliebter Staatsredner, mit einem Heere dahin. Ein Treffen wurde ge- liefert, worin K l e o n und B r a si d a s blieben (*), aber die Athener groß- ßen Vertust litten. Dies machte sie geneigt, den Friedensvorschlägen Gehör zu geben, welche die um das Loos ihrer gefangenen Mitbürger besorgten Spartaner thatcn. Nicias,ein einsichtsvoller, kriegserfahr- ner, aber sanfter, acht griechisch denkender Bürger, bestärkte sie in diesen Gesinnungen, und cs wurde ein nach seinem Namen benannter Still- stand auf fünfzig Jahre geschlossen (3561. 422 v. Ehr.), welcher jedoch weder allgemein, noch dauernd war. §.16. Erneute r Kri eg. Alcibiades. Denn die unausgeglichenen Interessen verschiedener Bundesgenossen, die Allianz Athens mit Argos, Mantinea und Elis, vorzüglich aber die schändlichen Intriguen des A leib indes, brachten bald dessen Bruch zuwege (3565. 418 v. Ehr.) Dieser außerordentliche Mann, der schon in dem Vorspiele des peloponnesischen Krieges, in jenem gegen Poti- däa (oben S. 45) hervorgeglänzt und seitdem die Blicke Athens auf sich gezogen hatte, fing jezt seine merkwürdige Rolle an. Von vornehmer Ab- kunft und Perikles Neffe, reich, talentvoll, gebildet durch eine vortreff- liche Erziehung und die Lehren des Sokrates, schön und liebenswürdig, aber eitet, frivol, wollüstig, nach Ruhm und nach Herrschaft dürstend, schien er in sich alle Tugenden und alle Laster in vollem Maße zu ver- einen, und gleich geschickt zu seyn, einen Staat glücklich zu machen und ihn zu verderben. Eine wahre Ehamäleonsgestatt und die Farben jeder Umgebung nicht nur annehmend, sondern mit verstärkten Tinten zurück- werfend, war er in Athen geschmackvoll, geistreich, ein Muster der Urba- nität und —des Leichtsinns; in Sparta rauh, streng, voll Selbstver- läugnung, der getreueste Schüler Lykurg's; in Thracien abwechselnd ein wilder Jäger und unmäßiger Schlemmer; in Asien üppiger und raffi- nirter wollüstig, als ein Satrape; allenthalben und in jeder Sphäre der Erste, der Alles um sich verdunkelte, und in stolzem Bewußtseyn der Superiorität sich als Modell darftellte, und als solches erkannt ward. Das Verhängniß Griechenlands schien an die Person dieses einzigen Mannes geknüpft, und mehr als einmal wurde btos durch das Gewicht seines Talentes die Schale Athens oder Sparta's zum Sinken gebracht. Aber sein Einfluß beschränkte sich nicht auf die Leitung der großen Ge- schäfte; er drang in alle Verhältnisse des bürgerlichen und häuslichen Lebens ein, und brachte durch die Macht und den Mißbrauch eines gcfähr- (*) Argileonis, Brastdas Mutter, gab, als man vor ihr die Verdienste des gefallenen Sohnes über die aller Griechen erhob, die mit Recht verewigte Antwort: „Mein Sohn war ein tapferer Mann, aber Sparta bestzt viele Män- ner, die ihm gleich sind."

8. Bd. 2 - S. 29

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
29 Zweites Kap. Geschichte der Griechen. Buche zu ermatten scheint. Die vielsagende Kürze seines Ausdrucks macht ihn bisweilen dunkel; doch bringt das Nachdenken über ihn Ge- winn. Seine Ansichten des Weltlaufes sind meist finster — er hatte bittere Erfahrungen gemacht. Das athenische Volk verbannte ihn, weit, ohne sein Verschulden, der spartanische Feldherr Brasi das über ihn einen Vortheil errungen. Er selbst erzählt die Verbannung, aber ohne ein Wort der Beschwerde und mit Lobsprüchen aus Brasidas. Dieses und der unermüdete Eifer, womit er während der zwanzig Jahre sei- nes Exils durch Erkundigungen, Reisen u. s. w. auf die kostspieligste Weise sich getreue Nachrichten über den Gang und die Triebfedern der Ereignisse verschaffte, mögen von seiner Selbstverläuguung und sei- ner Wahrheitsliebe zeugen. Ihm war, wiewohl aus seiner ganzen Darstellung und aus seinen Reden ein hohes oratorisches Talent her- vorleuchtet, dennoch seinem Zwecke nach die Geschichte mehr ernste Disciplin, als schöne Wissenschaft. Wahrheit war sein höchstes Gesez, und darum sagt auch Hu me, daß die erste Seite seines Wer- kes der Anfang der eigentlichen Geschichte scy. Von da, wo Thucydidcs aufhört, führte Renophon— der Er- halter von seines Vorgängers Schriften — die griechische Geschichte bis zur Schlacht bei Mantinea — sonach durch einen Zeitraum von 48 Jahren — fort. Dieser große Mann, dem fast keine Gattung des Ruhmes fremd blieb, wurde gleichfalls von dem athenischen Pöbel verbannt, und erhielt durch spartanische Vermittlung eine Freistätte in Elis, wo er zu Scillus ein stilles, den Musen und dem Woht- thun gewidmetes Leben bis ins höchste Alter führte. Seine Dank- barkeit gegen Sparta drückt sich in dem Buche über die laccdämonische Verfassung ans. (Sicher sprach er aufrichtig, denn ihm mußte sie besser, als die athenische erscheinen.) Die avußaois ersäfyit den unsterb- lichen Rückzug der Zehntausende. Aber die C pro pä die und die Schrift über die Denkwürdigkeiten des Sokrates gehören mehr der Philo- sophie, als der Geschichte an. In allen seinen Werken spiegelt sich, neben dem Geiste des Weisen, die Sanftheit eines wohlwollenden Cha- rakters und alle Liebenswürdigkeit einer schönen Seele. Man hat ihn die attische Muse geheißen und gesagt, daß durch seinen Mund die Grazien sprächen. Man hat zu wenig gesagt: die Weisheit und die Tugend selber sind es, die ans ihm zu reden scheinen. Diese vortrefflichen Geschichtschreiber hatten Nachfolger, die ihrer nicht unwürdig waren. Sie sind verloren, und aus den Zeiten des freien Griechentandes haben wir keinen, aus jener der ptolemäi- schen und römischen Herrschaft aber nur wenige Historiker von Be- deutung mehr anzuführen. Die Werke der Redner, Philosophen

9. Geschichte des Altertums - S. 190

1895 - Freiburg im Breisgau : Herder
190 Das Altertum. Die Griechen. traten kmpften nicht mit unredlichen Mitteln, aber mit Zhigkeit und Ge-wandtheit. Gehalt und Form einer perikleischen Rede wirkten unwiderstehlich. Selbst allzeit von hoheitvoller Ruhe, ri Perikles die Hrer durch den Reich-tum der Gedanken, das Packende der Darlegung, das Bezaubernde des Vor-trags, der Kraft, Milde, Wohllaut vereinte, zur Begeisterung hin oder er-schlitterte sie bis in das Mark, er rhrte und erhob, er schmetterte nieder und glttete. Daher verglich man seine Worte mit dem Donner des Zeus und nannte ihn den Olympier". Der Mann, den selbst ein Platon als den Ersten der Hellenen" anerkannt, bekleidete niemals die Wrde eines Archonten. Aber seit 461 ward er oft, seit 445 alljhrlich zum Strategen gewhlt und versah spter das wichtige Amt des obersten Finanzverwalters (Epimeletes), des Bundesschatzmeisters, des Vorstehers der ffentlichen Bauten und der groen Feste. Gerade das Feldherrnamt sicherte ihm den notwen-digen Einflu, sein Finanzministerium die Verfgung der die Gelder. Solange", sagt der Geschichtschreiber Thukydides, Perikles dem Staate vor-stand, leitete er die Geschfte mit Migung, bewahrte des Staates Sicherheit und erhob ihn zur bedeutsamsten Gre. Er war mchtig durch Wrde und Einsicht, an-erkannt der unbestechlichste Mann, der den groen Haufen mit Freimtigkeit in Schranken hielt. Nicht er wurde durch das Volk geleitet, sondern das Volk durch ihn, weil er nicht durch ungebhrliche Mittel zur Macht gelangt war und daher auch nicht zu Ge-fallen zu reden brauchte, vielmehr bei seinem Ansehen selbst mit Heftigkeit widersprechen durfte. Dem Namen nach fand eine Volksregierung statt, in der That die Herrschaft des Ersten Mannes." Um den armen Brger von den reichen Aristokraten und etwaigen Geld-spenden, wie Kimon sie bte, unabhngig zu machen, und ihm vor allem den Zutritt zur wichtigsten Bildungssttte, dem Theater, zu ermglichen, fhrten die Demokraten das Theorikon ein, die Bezahlung von 2 Obolen (= 27 Pf.) an den Unbemittelten zum Besuche des Theaters (Schauspielgeld). Von Ari-stoteles wird indes die Einfhrung dieser Diobolie erst dem Kleophon, dem Gegner des Theramenes, zugeschrieben. Damit der Arme durch die Teilnahme an den Volksversammlungen, die Ausbung seiner Thtigkeit als Richter (Heliast) und seinen Kriegsdienst nicht im Erwerb geschdigt wrde und seinen Lebensunterhalt fr diese Leistungen im Interesse der Gesamtheit empfinge, ward auch spter die Zahlung eines Tagessoldes fr den Teilnehmer an der Ekklesia und Helia (1 Obolos, spter 3), und des Kriegssoldes, fr einen Hopliten tglich etwa 4 Obolen, eingerichtet. Mit etwa Iv2 Obolen konnte damals ein Mann wohl leben. Die Einrichtung brachte zuwege, da der rmere Brger gerne seine Pflichten fr den Staat erfllte. Einerseits stei-gerte sich der kriegerische Geist mehr, anderseits der Sinn fr das politische Leben. Da der gemeinste Mann jeder wichtigem Volksversammlung anwohnte und die Redner fr und wider die gestellten Antrge sprechen hrte, gewann

10. Geschichte des Altertums - S. 235

1895 - Freiburg im Breisgau : Herder
. Geistesleben der Griechen im 4. und 3. Jahrhundert. Beredsamkeit. Kunst. 235 als Redenschreiber (Logographos), und zwar gerichtlicher Reden, seinen Unter-halt; Unterweisung in der Redekunst erteilte Jsokrates, der sich 338 selbst entleibte, der Meister der Prunkrede. Seine Schler Ephoros aus Kyme und Theopompos aus Chios bertrugen die rhetorische Darstellung auf die Geschichtschreibung. Jsos war der Lehrer des grten politischen und gerichtlichen Redners, Demosthenes' (384322), der nach dem Urteil Ciceros mit der Feinheit des Lysias die Schrfe des Hyperides und den Flu und Glanz des schines (Aischines), seines politischen Gegners, verband, nach dem Ausdruck des Rhetors Quinctilianus das personifizierte Gesetz der Rede". Zwar an Talent dem Hyperides nicht gleich, aber an Charakter hoch der ihm stand Lykurg, wie dieser ein Zeit- und Gesinnungsgenosse des Demosthenes. Die Genannten zhlen zu den berhmten zehn attischen Rednern. 3. Kunst. Da die Zeitverhltnisse nicht dazu angethan waren, zu erheben zu be-geisterter Dichtung, so fehlt es an bedeutenden Werken derselben. In der Tragdie tritt kein bedeutender Dichter hervor. Die Komdie entlehnt ihren Stoff zu Spott und Witz nicht mehr dem politischen Leben des Volkes, sondern begngt sich mit unschuldigen Anspielungen auf unbedeutende Männer, mit wohlfeiler Lcherlichmachung des Ernsten in Parodie und Travestie und sinkt schlielich zum brgerlichen Lustspiel herab, das, uerlich anstndig, inner-lich den ganzen Leichtsinn der heruntergekommenen Gesellschaft atmet. Die bildende Kunst zeigt in den Werken von Meistern wie des Pariers Skopas und des Atheners Praxiteles den Reiz der Anmut in leidenschast-licher Bewegung. Von letzterem ist in Olympia eine, wenn auch verstmmelte, so doch herrliche Hermesstatue aufgefunden worden. Von andern plastischen Kunst-werken der Zeit, wie der Niobidengruppe u. ct., sind wenigstens Nachbildungen auf uns gekommen. Der sinnlichem Auffassung entspricht der weichere Stoff, Marmor. Als Erzgieer schuf bedeutende Bildwerke Lysippos aus Sikyon, wie der Maler Apelles, gleichsam Hofbildner Alexanders d. Gr. der die Malerei sind wir fast nur durch die Gemldebeschreibungen unterrichtet, die einzelnen Meistern einen bewundernswerten Grad getreuer Naturnachahmung beilegen. lter als der genannte Apelles waren Polygno-tos aus Thasos, der Freund Kimons, die Jonier Zeuxis und Parrha-sios (ca. 400) und der Sikyonier Timanthes. Den vernderten Geschmack, die Liebe zu Prunk und Zierde, lt nament-lich die Baukunst erkennen in der korinthischen Sule. Prachtbauten der Zeit sind besonders das Grabdenkmal des Mausolos von Karien zu Halikarnassos (Mausoleum) und das choragische Denkmal des Lysikrates in Athen, eines der zierlichsten Bauwerke aller Zeiten. Im Ausgange des dritten
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