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1. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 82

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
82 Das Altertum. Ktinnen. Tifiphüne verheerte die Länder durch ansteckende Seuchen, 5» ! ^ Kr)eg Megära war die Urheberin der Wut und des Mordes. Man glaubte auch an Schutzgötter, die deu Menschen nabe waren, und nannte sie Dämonen (Genien). Sie wurden mit dem Menschen geboren und waren seine steten Begleiter im Leben federn Menschen war sowohl ein guter Dämon (Agathodämon) als ein böser Dämon (Kakodamon) zugesellt. Auch der Schlaf (£mpuos), der Tod (Lhauatos) und der Traum (Morpheus) wurden als Genien gedacht 2. Die Art und Weise, wie die Götter in den Orakeln ihren Willen kundgaben war verschieden. In Delphi stand über einer Felsenhöhle ein Dreifuß, auf den die Pythia, d. i. die Orakel erteilende Priesterin sich setzte und durch die aus der Höhle aufsteigenden Dünste in Begeisterung geriet. In Dodona schloß man aus dem Rauschen der heiliaen Eiche aus dem Klange aufgestellter Erzbecken, aus dem Murmeln der heiliaen Quelle auf den Willen der Gottheit. In Delos beobachtete man das Rauschen der Blatter des heiligen Lorbeers. In dem Tempel des Jupiter Ammon erkannte man den Willen Gottes aus gewisser: Erscheinungen, welche die Edelsteine darboten, aus denen das Bildnis des Gottes zusammengesetzt war. Übrigens hatten alle Völker des Altertums ihre Orakel, nur spielten sie im Leben der Völker keine so wichtige Rolle, wie griechischen. Wie verhängnisvoll die Orakelsprüche denen, die sie nicht Zu deuten verstanden, werden konnten, haben wir aus der Geschichte des Krösus ersehen. S. § 27, Anm. 6. 8 32. Die ersten Bewohner Griechenlands. Die Heroen. , 80) Wie alle Völker ihre Abstammung gerne auf einen ge-meinschaftlichen Stammvater zurückführen, so nennen die griechischen Sagen auch deu Deukaliou als solchen. Er soll einer großen Flut entronnen sein und das Land wieder bevölkert haben. Seinem Sohne Hellen werden wieder drei Söhne: Äolus, Dorns und Luthus, und dem Luthus wieder zwei Söhne: Achäns und Jon, gegeben. Damit soll die Verwandtschaft der verschiedenen griechischen Stämme angedeutet werden. Von spätern Einwanderern werden insbesondere genannt: Kekrops aus Ägypten, der Athen gründete; Dan aus, ebenfalls aus Ägypter:, welcher zu Argvs geherrscht habeu soll, und Kadmus, der aus Phönizien eine Kolonie nach Theben führte. Diese Sagen beweisen wenigstens, daß zwischen den Griechen und den Völkern über dem Meere schon frühe Handel und Verkehr herrschte. Gegründeter ist die Nachricht, daß Pelops aus Kleinasien eingewandert sei und der südlichste Theil Griechenlands von ihm den Namen Peloponnes (Insel des Pelops) erhalten habe. 81) Aus dem Dunkel der griechischen Urgeschichte treten aber ganz besonders eine Anzahl Heldengestalten (Heroen) hervor, die durch die Kühnheit ihrer Thaten und durch die Waghalsigkeit

2. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 84

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
84 Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien. ihr Religionslehrer, als der Träger des religiösen Glaubens der Vor- fahren, da den Hellenen keine Priester in heiligen Büchern die Religion und deren Satzungen aufbewahrten. Durch die homerischen Gesänge wurden die entzweiten Hellenen immer wieder erinnert, daß sie schon in der Vorzeit ein Volk gewesen, welches seine Ehre gemeinschaftlich gegen die Barbaren vertheidigte und durch die Gunst der Götter einen glor- reichen Sieg über Asien errang. Homers Gesänge wurden die Quelle, aus welcher spätere Dichter schöpften und den nationalen Sinn immer wieder erfrischten. Kein Volk hat einen Homer hervorgebracht (die Bibel ist göttlichen Ursprungs und gehört der Menschheit); Ln Asien war es unmöglich, denn unter der Despotie gibt es keine Helden, nur Knechte, welche in die Schlacht getrieben werden; Priefterkaften führen ein Volk bis zu einer gewissen Stufe der Kultur, aber sie dulden die geistige Er- hebung des Einzelnen nicht und ziehen unübersteigbare Schranken zwischen sich und den anderen Ständen, zwischen ihrer Nation und fremden Na- tionen. Die Germanen erscheinen unter allen Völkern den Hellenen am nächsten stehend; allein sie bewohnten Länder, welche von der Natur weniger begünstigt waren als Hellas, und ihre Fortbildung übernahm das Christenthnm, daher konnten ihre Sänger für sie nie das werden, was Homer den Hellenen gewesen. Die alten Könige der Griechen. Allmäliges Aufhören der Königswürde. Die griechischen Stämme und Städte hatten anfänglich ohne Aus- nahme Könige; ihre Herrschaft erstreckte sich aber nie über ein großes Gebiet und war ebenso wenig eine despotische. Der König führte im Kriege die streitbaren Männer an und war mit den andern Edlen Vor- kämpfer in der Schlacht. 2m Frieden saß er mit denselben auf offenem Markte zu Gericht, mit ihnen berieth er die allgemeinen Angelegenheiten. Das Volk hörte dann wohl auch zu und gab durch Beifall oder Murren seine eigene Meinung zu erkennen; jedoch hing die Entscheidung nie von dem Volke ab, sondern diese kam von dem Könige und den Edlen; letztere werden selbst oft Könige genannt und der eigentliche König war auch nur der erste unter ihnen, sowie er auch das größte Grundstück besaß und in dem schönsten Hause wohnte; die Edlen standen ihm durch Grundbesitz am nächsten, wie sie im Felde mit ihm in der Vorderreihe fochten und im Frieden mit ihm im Rathe saßen. Bei den Festen der Götter opferte der König und ordnete das Mahl, das von dem Opfer unzertrennlich war. Von regelmäßigen Abgaben an den König war keine Rede, doch steuerte das Volk bei, wenn er durch irgend ein Ereigniß

3. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 96

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
96 Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien. Mutterlande und den Kolonieen, dessen Regsamkeit sich mit der Zeit ins Unglaubliche steigerte. Durch die Philosophie unterschied sich der Hel- lene von den Barbaren so gut wie durch die Sprache; denn der rohe Barbar dachte nicht in solcher Richtung, der Hindu und Aegppter aber durfte nicht in dieser Richtung denken, weil ihm die Priesterkaste dies als Frevel ausgelegt hätte. Auch die Poesie entfaltete sich in den Kolonieen rascher und leb- hafter als im Mutterlande; denn der Himmel Ioniens war noch reiner als der Griechenlands, die Luft noch milder, der Boden Siciliens und Unteritaliens noch fruchtbarer, der Verkehr noch reger — also das Le- den heiterer und reicher, der Geist lebendiger. Doch blieb das eigent- liche Hellas nicht zurück; mußte es auch den Ionern den Homer als ihren Sohn lassen (sieben Städte stritten um die Ehre sein Heimathsort zu sein: Smyrna, Rhodos, Kolophon, Salamis, Chios, Argos, Athen), so kannte es doch frühe seine Lieder und hatte Sänger in Fülle, welche die Namen der Helden aus dem Gedächtnisse des Volkes nicht ver- schwinden ließen. Hesiod aus Aekrä in Böotien schloß sich an die alten religiösen Dichter an, welche in ihren Liedern den Preis der Götter sangen, indem er in seiner „Theogonie" den Ursprung und die Folge der Göt- ter erzählt, und welcher Götter und Halbgötter Thaten die Erde als Schauplatz diente, ehe der Mensch auf sie gestellt wurde. In seinem andern Gedichte „Werke und Tage" erscheint das Landleben alter Zei- ten vorgeführt mit seinen Arbeiten und Freuden, und der Dichter er- mangelt nicht Lehren der Tugend und Klugheit einzustreuen. Von den lebenslustigen Griechen Kleinasiens tönten auch zuerst die Lieder der Freude und Lust herüber und fanden ihren Widerhall in Griechenland und Italien, wie die Philosophie den gleichen Gang eingeschlagen hatte. So tauschten die Griechen ihre geistigen Erzeugnisse aus, so entwickelte sich ihre herrliche Kraft immer mehr und mehr und verlieh ihnen ein stolzes Bewußtsein der Ueberlegenheit über alle anderen Völker. Dieses steigerte sich später auf den höchsten Grad, als Griechenland seine Kraft mit dem Beherrscher Asiens gemessen hatte; es reihte sich an die alten Dichter und Philosophen eine neue glänzende Schaar an und an diese auch die Geschichtschreiber und Redner. Diese großen Geister, ihre herrlichen Werke in der Sprache der Nation, flochten ein unsichtbares Band, welches < die vielfach getheilten Stämme immer wieder zu natio- nalem Selbstgefühl vereinigte und sie in trüben Zeiten noch einigemal aufrichtete.

4. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 138

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
138 Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien. Theater trat die Geschichte der alten Zeit vor die Augen des Volkes nicht in Erzählung, sondern in lebendiger Erscheinung; die Bühne war die Kanzel, von welcher Religion und Sitte gepredigt wurde, wo die Lehren derselben sich in Thaten und Leiden, in Segen und Fluch umgestalteten und als lebendige Beispiele auf den Zuschauer einwirkten. Zu diesem Zwecke bot das Theater den höchsten Schwung der Poesie in der edel- sten Sprache auf, und mit der Kunst des Dichters vereinigten sich har- monisch zusammenwirkend Plastik, Gesang und Musik, so daß das athe- nische Theater zu der vollkommensten Bildungsstätte wurde, die das Hellenenthum, und nur dieses, errichten konnte. Perikles öffnete sie dem gesammten Bürgervolke Athens; der Staat gab beträchtliche Zuschüsse zu der vollkommensten Aufführung dramatischer Meisterwerke und der arme Bürger erhielt das Eintrittsgeld aus der Staatskasse auf Vor- zeigung eines Täfelchens. Wer dem Perikles dies zum Vorwurfe macht, mißkennt die Bedeutung des athenischen Theaters und verwechselt das- selbe mit den Schaubühnen unserer Zeit, oder der Tadler muß den Stab auch darüber brechen, daß unsere Staaten so große Summen für Schulen aufwenden und es jedem Staatsbürger möglich machen, sich die heutige Bildung (die freilich eine andere ist als die hellenische) anzueignen. Allerdings wurde das spätere Athen durch seine Theater- wuth berüchtigt, die so weit ging, daß man die Gelder, die zu einem Feldzuge oder zur Ausrüstung einer Flotte bestimmt und nothwendig waren, auf Schauspiele verwandte; aber wer will den Perikles dafür verantwortlich machen, daß sein Volk ausartete und Männern folgte, welche es zur Genußsucht verleiteten und gegen seine höchsten In- teressen verblendeten? Geschah doch Aehnliches mit den feierlichen Prozessionen, welche Perikles durch Staatsgelder und das Aufgebot aller Künste verherrlichte; auch diese verloren später ihre religiöse Weihe und arteten zu einem Schauspiele aus, das die Staatsgelder verschlang und reiche Bürger zu übermäßigem Aufwande nöthigte, welche dem Miß- fallen des herrschenden Volkes und den Gefahren der Volksungunst ausweichen wollten. Perikles rühmte den Athenern ihre Stadt als die Bildnerin des gesammten Griechenvolkes, und stellte neben ihren Kriegsruhm ihre allseitige Bildung als ebenbürtige Genossin. Athen gab den Perser- kriegen die nationale Richtung, welche durch Kimon zum vollständi- gen Siege, zur Befreiung der asiatischen Griechen und zu dem großen Aufschwünge der ganzen Nation führte. Was wären die olympischen Feste gewesen ohne den Triumph über Asien? Da wurden die Helle- nen sich bewußt, daß sie das erste Volk der Erde seien; denn sie hatten das Größte vollbracht, was je durch eine Nation geschehen. Da- rum rauscht ein Strom hellenischen Volkslebens in den Festgesängen

5. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 163

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die griechischen Philosophen und Sophisten. 163 hatte, obwohl Griechenland von streitbaren Männern noch wimmelte. Das Volk ist nicht mehr da, welches so Großes dachte und ausführte, mit Griechenlands nationaler Größe geht es offenbar zur Neige. Seine Helden werden immer seltener, auch seine hohe Poesie verstummt, desto mächtiger aber schafft und zerstört die griechische Philosophie, welche ein Theil des großen Erbes ist, das Griechenland der Nachwelt hinterließ. Vierzehntes Kapitel. Die griechischen Philosophen und Sophisten. Die Griechen Asiens standen in lebhaftem Verkehr mit den alten Völkern dieses Erdtheiles, und mußten zugeben, daß die religiösen Ein- richtungen dieser Völker in eine viel frühere Zeit zurückgehen als selbst die hellenischen Mythen reichen, daß die ägyptischen und babylonischen Könige früher auf der Welt gewesen als die olympischen Götter, wenn die Genealogieen derselben als Maßstab angelegt wurden. Alle Griechen, die in solche Berührung kamen, schloßen sich darum an die Religion der Asiaten an und bequemten sich willig zu der Annahme, die Kenntniß der Götter so wie ihr Dienst sei von diesen alten Völkern zu den Griechen gekommen und habe bei ihnen einige Abänderungen und Mißverständnisse erlitten. Scharfsichtige Männer erkannten aber wohl, daß die mit einander verschmolzenen Religionen eigentlich doch verschiedene seien, daß der griechische Zeus ein ganz anderer Gott sei als der ägyptische Ammon und der dorische Apollo ein anderer als der Baal in Babylon und Tyrus u. s. w.; es entging ihnen nicht, daß jedes Volk sein Land zum Schauplatz der Thaten der Götter machte und deren Walten auf dasselbe beschränkte; diese Widersprüche führten sie zu der Ueberzeugung, daß von den widersprechenden Mythen der Griechen und der alten Völker die eine so wenig eine wirklich ge- schehene Sache berichte als die andere, sondern daß alle Poesieen seien, zu welchen sich die Gedanken der Völker über den Ursprung der Dinge gestaltet hatten. Zu dieser Ueberzeugung kamen sie um so leichter, wenn sie den Unterschied der Volksreligion und der Priesterreligion betrachteten; kein ägyptischer Priester hielt den Apisstier für einen wirk- lichen Gott, wohl aber das ägyptische Volk; der Priester stellte in dem Apis ein Symbol der Sonne auf, welche die Erde befruchtet, das Volk dagegen sah in ihm eine neue Erscheinung seines Gottes, ihm wurde das Symbol zu einem Ereignisse, und eine Reihe solcher Sym- 11*

6. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 139

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Periklcs. 139 des Pindar aus Theben, obgleich diese Stadt in dem großen Kampfe für Hellas nichts gethan hatte; der Thebaner war Hellene geworden; er feiert die Siege des Syrakusiers Hieron über die Etrusker, welche die Hellenen in Italien angegriffen hatten, erhebt den Ruhm der Spartaner von der Schlacht am Kithäron (Platää), vor allen aber preist er das herrliche Athen, die Retterin aller Hellenen. Die Thebaner straften ihn dafür, aber Athen lohnte ihn. In noch engerer Verbindung mit Athen steht der Halikarnasfier Herodot, der Vater der Geschichte; ihn erweck- ten die Perserkriege, wie den Homer die erste nationale That des Hellenen- volkes, der Kampf gegen das asiatische Troja. Unter Agamemnon und Achilleus waren die Väter einst nach Asien gezogen, um die Schmach des Menelaus zu rächen; sie hatten gesiegt und in Homer den Sänger ihrer Thaten gefunden. Noch größeres aber thaten die Enkel; sie gewannen große Schlachten, eroberten unzählige Städte, besiegten den größten König der Erde. Herodot sah den großen Kampf von Hellas gegen die Völker des Morgenlandes — Perser, Meder, Babylonier, Phönicier, Lydier, Aegypter, Saken; das war ein allgemeiner Krieg, ein Krieg des da- maligen Menschengeschlechtes, ein weltgeschichtlicher; diese Anschauung führte Herodot auf den Gedanken, die Schicksale der verschiedenen Natio- nen zu erzählen und uns mit ihrem Wesen und ihren Einrichtungen be- kannt zu machen. Als die Waffen ruhten, durchwanderte er Asien und Aegypten, den Schauplatz der alten Geschichte, lernte und forschte und gibt uns in wunderbar klarer, natürlicher und doch so volltönender Rede die erworbene Kunde; er schämt sich nie, seine Unwissenheit oder seine Zweifel einzugeftehen, die neueste Zeit aber mit ihren Entdeckungen der Europäer in der Länder- und Völkerkunde Asiens gewährt dem Forschungsgeiste Hero- dots ein glänzendes Zeugniß und seiner Wahrheitsliebe die früher viel- fach versagte Anerkennung. Auch er feierte in Olympia seinen Triumph, als er aus seinen neun Musen (so betitelt er die neun Bücher seines Geschichtswerks) den versammelten Griechen vorlas und sie die Freude über ihren nationalen Ruhm durch den Beifall laut werden ließen, mit dem sie den Erzähler überhäuften. Herodot wandte sich nach Athen, Grie- chenlands erster Stadt, und von Athen zog er mit athenischen Kolonisten nach Thurii in Unteritalien, wo er sein Geschichtswerk vollendete. Als er in Olympia die Griechen entzückte, entstürzten den Augen des athenischen Jünglings Thukydides heiße Thränen, erzählen spätere Schriftsteller. Gerade so geschah es nun wohl nicht, aber das Beispiel Herodotö eiferte den in den Geschäften des Kriegs und des Friedens wohl erfahrenen Thukydides an, den Griffel der Geschichte ebenfalls in die Hand zu nehmen. Ihm war es aber nicht vergönnt, wie Herodot den Auf- schwung von Hellas zu beschreiben, er bekam vielmehr die Aufgabe, den Fall seines Volkes darzustellen. Er erfüllte dieselbe, ohne daß er in Haß

7. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 322

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
322 Das Reich der Cäsaren. Sie überbot Ovidius Naso aus Sulmo im Pelignerlande; Augustus strafte den bereits bejahrten Dichter, als sich in der kaiserlichen Familie das von Ovid besungene und gelehrte Nebel zum allgemeinen Aerger- nisse kund gab, mit Verbannung nach Tomi am schwarzen Meere, in sarmatischer Nachbarschaft; von dorther jammerte der Dichter vergebens zum Cäsar um Gnade, er mußte dort sterben. Hingegen ehrte Augnstuö den Q. Horatius Flakkus (wie Virgil war dieser ein Schützling des Mäcenas und wurde selbst der Freund dieses großen Staatsmannes) von Venusta, dessen Vater der Sohn eines Freigelassenen gewesen. Dem Horatius gebührt unter den römischen Dichtern die Palme; in seinen Oden kehrt er freilich vielfach beutebeladen von seinem Ausfluge in die griechischen Blütenfelder zurück (dies hielten die Römer für kein Unrecht; wie sie Länder und Städte mit ihren Kunstschätzen eroberten, so eigneten sich ihre Dichter und Schriftsteller auch auf ihrem Gebiete die fremden Schätze an), daneben schwebt er aber oft auf den Schwingen seines eigenen Genius und ist namentlich, wenn sein Lied das alte Römerthum berührt, ein ächter Römer. Unübertrefflich und originell sind seine Epi- steln und Satiren, die uns tiefe Blicke in die gesellschaftlichen Zustände des damaligen Roms gewähren und jene Philosophie entwickeln, welche für einen gebildeten Römer die einzig mögliche war, wenn er nicht mit sich selbst zerfallen oder gegen die Gewalt des Cäsars ankämpfen und ver- nichtet sein wollte. Zn der Tragödie haben die Römer so viel als nichts geleistet; ihre Vorzeit war ihnen keine mythische, denn selbst Ro- mulus und Numa Pompilius waren ihnen scharf ausgeprägte politische Charaktere, große Staatsmänner, und der Römer erlaubte es dem Dichter noch weniger als der Grieche in das eigentliche Gebiet der Geschichte einzugreifen, den geschichtlichen Charakter der handelnden Personen, die Beweggründe ihrer Handlungen und diese selbst in einem andern Lichte erscheinen zu lassen, als geschichtlich beglaubigt war. Daher entzog sich das Drama der Geschichte und waltete nur auf dem Gebiete der Mythe, welches dem Römer zu beschränkt und unfruchtbar erschien. Dagegen war ihnen die Komödie eine Lieblingssache; ächt italienisch waren die atellanischen Schwänke, die Stadt- und Landvolk ergötzten; eben so ist der treffliche Plautus eine gesunde römische Natur, seine Komödien ent- halten eine Fülle von Witz und seine Charaktere bezeugen durch „das urkräftige Behagen", welches sie erregen, daß sie aus dem römischen Leben gegriffen sind. Attisch fein und größtentheils nach griechischem Muster schaffend ist Terentius Afer, der als panischer Sklave nach Rom kam und daselbst als Freigelassener und Freund des jüngern Scipio lebte; er arbeitete für den feineren Geschmack der griechisch gebildeten vornehmen Welt und gesiel dem großen Publikum nicht ganz. Ausgezeichnete Redner besaßen die Römer in Menge; wie konnte

8. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 199

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Der Minnesang. 199 Turniere kosteten gar manchem Leben und Gesundheit; sie wurden von Päpsten, Bischöfen und von Koncilien verboten, dauerten aber dessen- ungeachtet fort, bis König Heinrich Ii. von Frankreich durch einen Gra- fen Montgommery 1559 aus Ungeschicklichkeit tödtlich verwundet wurde. Durch den Adel kamen auch die Wappen auf; zuerst waren sie Unter- scheidungszeichen der Krieger, an welchen sie einander erkannten, dann wurden sie erblich und auch von den Städten angenommen; so entstand - eine eigene Wissenschaft, die Heraldik, welche sich mit der Deutung der Wappen beschäftigte. Der Minnesang. Des Ritters Hand führte aber nicht bloß das gewichtige Schwert, sie ließ auch die Harfe klingen zum selbsterfundenen oder erlernten Liede. Das ganze Wesen des Ritterthums in seiner Blüte, wie in seiner Ent- artung spiegelte sich in einer eigenthümlichen poetischen Literatur ab, deren Träger und Pfleger Ritter und Höfe, deren Stoffe ritterliche Tha- ten und Tugenden, Gottes- und Frauenliebe waren; von dieser ritter- lichen oder höfischen Dichtung, die als Kunstpoesie im Gegensätze zur Volksdichtung auftrat, ist uns gar vieles erhalten und höchst wichtig für die Kenntniß der geselligen und sittlichen Zustände wie der politischen Parteien des Mittelalters. Am frühesten erwachte der ritterliche Sang im Gebiete der provenyalischen Sprache, in Südfrankreich und im nord- östlichen Spanien; hier wanderten die Troubadours (Erfinder, von trou- ver; sie waren Dichter und Sänger in einer Person) von Burg zu Burg, von einem Feste zum andern, und fanden allenthalben gastliche Aufnahme, denn ihre Lieder waren die Würze der geselligen Unterhal- tung für Herren und Frauen, und die Vornehmsten suchten ihren Ruhm darin, auch als Dichter zu glänzen oder doch die Dichtkunst auf jegliche Weise zu hegen und zu pflegen. Während Frauenliebe der Grundton der provenyalischen Dichtung war und blieb, wurde in Nordfrankreich und England vorzugsweise die ritterliche Heldendichtung gepflegt, welche theils die Thaten und Sagen von Karl dem Großen, vom König Artus, dem walisischen Helden und dessen Genossen und vom heiligen Gral zu ihrem Mittelpunkte machte, theils Helden der heidnischen Vorzeit, Ale- xander den Großen und Aeneas, zu christlichen Rittern umschuf und besang. Die Kreuzzüge verliehen dem ganzen Leben der Zeit und nament- lich auch der Dichtkunst höhern Schwung und religiöse Weihe, das ferne wunderbare Morgenland in seinen Beziehungen und Kämpfen mit dem Abendland bot der dichterischen Einbildungskraft unerschöpfliche Stoffe; sie brachte aber auch die Völker Europas in gegenseitigen und innigen Verkehr, sie lernten ihre Sprachen, Geschichten und Sagen gegenseitig

9. Bd. 2 - S. 225

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
223 Kultur überhaupt. Feine Formen , Ucbcrsiuß an Bildungsanstalten, Politur der Sitten; aber wenig Leben, lauter Maschinenartiges und Armuth an Geist und Herz. Nicht also die Griechen. Keine Kraft, weder der Seele noch des Körpers, blieb unentwickelt (*), keiner war die Form der Ent- wicklung vorgeschriebe«; jeder Bürger, jede Gemeinde war selbststän- dig, und aus dem bauten Gemische der persönlichen und der Votkscha- raktere ging als allgemeiner Charakter die Regsamkeit, Vielseitigkeit, das stolze Selbstgefühl und das rivalisirende Streben nach Vervoll- kommnung hervor. 2) Dieses Alles ist schon vielmal gesagt worden; aber es ist der Wiederholung werth. Nicht zu oft kann die Freiheit gerühmt werden. Einige der neuesten Schriftsteller, um ja nicht zu sagen, was andere, haben das Verdienst der griechischen Kultur lediglich oder doch vorzüglich der — Poesie zugcschricbcn. Allerdings hat dieselbe Vieles gewirkt (s. das folgende Kapitel Iii. und schon I. B. S. 306.), aber darum Alles? — Sie hat der griechischen Kultur einen eigenen Ton und einen höheren Schwung gegeben, sie aber nicht erschaffen. Ja sie selb st war ein Kind der Freiheit, oder doch des Freiheitsinn es. Die älte- sten Dichter sangen in Zeiten noch ungebündigter Natursreiheit, und ein Homer, wiewohl er theoretisch die Fürstenmacht verthcidigte [f. Jl. Ii. 204.] (doch lebte er gerade in der Periode ihres Sturzes in Grie- chenland), würde wohl so wenig, als seine großen Nachfolger unter einem Sklaveuvolke erstanden, oder doch ohne mächtige Wirkung für ein solches geblieben seyn. Anstatt allso die Poesie zur Hauptquclle der griechischen Kultur zu machen, mögen wir lieber behaupten, daß der allzupoetische Sinn der Griechen, während dem er den Künsten förderlich war, die ernsten Disciplinen in ihrem Fortgange zurückgc- halten habe, und daß durch ihn die Kultur zwar ästhetischer, schimmern- der, aber minder solid, ja zum Theil frivol geworden. 3) Auch mittelst der Religion, welche großcntheils aus Poesie hcrvorgegangen, hat leztere die Eigenthümlichkeit der griechischen Kultur bestimmt. Wir kennen diese griechische Religion (s. B. I. S. 272 ff.), wir wissen, wie sehr sie in's Privat- und iu's öffentliche Leben Angriff, aus die Poesie selbst, von welcher sie ihre Gestaltung empfangen, ver- edelnd zurückwirkte, den Künstlern Stoff und Begeisterung gab, und die Menschen durch einen fortwährenden Zauber in einer Welt von Göttern und Halbgöttern erhielt. Allerdings erhebend für's Gefühl und . (*) Hievon machen etlicl'e Staaten, die, wie Sparta, eine auf ein- seitige Zwecke berechnete Gelezgebung hatten, eine Ausnahme. Auch gab es Stämme, wie die Aetolier, deren hartnäckige Wildheit die Kultur nicht aufkommen ließ. Ii. 15

10. Bd. 2 - S. 11

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
11 Viertes Kap. Allgemeinste Gestalt der Welt. Ein Sieg hatte Cyrns das medische, ein anderer das ly dische, ein dritter das b ab y lo nisch e Reich unterworfen. Das Schicksal schien diese großen Massen nur darum gebildet zu haben, damit sie um so leichter in eine noch größere zusammenfielen. Iezt war keine Macht mehr, die sich mit Persien hätte vergleichen dürfen. Jedes überwundene Volk gab neue Mittel und Streitkräfte her, um noch andere zu überwinden. Es fiel das stolze Aegypten; Thrazien, Makedonien huldigten; Indien zitterte. Aber die armen Scythen, durch ihre Wildnisse ge- deckt, trozten dem furchtbaren Reiche; und das kleine Griechenland demüthigte, erschütterte, untergrub es. Der orientalische Despotismus mit seinem traurigen Gefolge, Serail-und Satrapenregierung, hatte aus ihm einen Koloß ans thönernen Füßen gemacht. Der ungeheuere, schlechtverbundene Staat, durch Empörung in den Provinzen und Zwist im Königshause unabläßig zerrüttet, ohne anderes Erhaltungs-Prin- zip, als den Schrecken, seinen eigenen Völkern meist ebenso verhaßt, als den Fremden — mußte zu Grunde gehen durch langsame innere Auf- lösung, oder schnell Zusammenstürzen durch einen energischen Angriff von außen. Das Vcrhängniß hatte das Leztere beschlossen. Dcrmace- donische Held Alerander zerstörte plözlich das wankende Reich. Die Kriege gegen Persien waren das vorzüglichste Mittel zur Er- hebung Griechenlands gewesen. Die gemeinschaftliche Gefahr hatte seine vielen Stämme zur engeren Vereinigung gebracht, der glückliche Erfolg hatte ihr Selbstgefühl erhöht und Nacheiferung einen allgemeinen Heldenmnth erzeugt. Frei im Inneren, ruhmgekrönt und gesichert von Außen, hätten sie ein glückliches und edles Volk werden, und auf fried- lichen Wegen durch Handel und Kolonien immerdar weiter sich aus- breiten mögen, wären sie einig unter sich, einfach in Bedlirfniß und Sitte und treu der Tugend, dem Patadium der Freiheit, geblieben. Oder hätten sie, weit solche Reinheit der Sitten und unaufhörliche patrio- tische Selbstverläugnung sich schwer erhalten lassen, einen mäßigen Pri- mat unter sich gegründet, die Wahrung des allgemeinen Jnteressc's, die Leitung der allgemeinen Kraft einer gesezlich organisirten Ccntralgewalt übertragen; sie wären zwar etwas weniger frei im Innern, aber nach außen um so furchtbarer geworden. Keines von beiden geschah. Der Primat, welchen Sparta zuerst und darauf Athen besaßen, war weder gesezlich bestimmt, noch durchgängig anerkannt, kraftlos für's Allgemeine, tyrannisch ans Einzelne wirkend, verhaßt, ein Zunder der Eifersucht und die Quelle verwüstenderkricge. Zum zweitenmale schwang sich Sparta über den Trümmern der athenischen Größe zur Herr- schaftauf, und mißbrauchte sic mehr, als zuvor. Der allgemeine, wohl- verdiente Haß und Thebens, durch zwei Helden plözlich gebaute, Macht
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