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1. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 82

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
82 Das Altertum. Ktinnen. Tifiphüne verheerte die Länder durch ansteckende Seuchen, 5» ! ^ Kr)eg Megära war die Urheberin der Wut und des Mordes. Man glaubte auch an Schutzgötter, die deu Menschen nabe waren, und nannte sie Dämonen (Genien). Sie wurden mit dem Menschen geboren und waren seine steten Begleiter im Leben federn Menschen war sowohl ein guter Dämon (Agathodämon) als ein böser Dämon (Kakodamon) zugesellt. Auch der Schlaf (£mpuos), der Tod (Lhauatos) und der Traum (Morpheus) wurden als Genien gedacht 2. Die Art und Weise, wie die Götter in den Orakeln ihren Willen kundgaben war verschieden. In Delphi stand über einer Felsenhöhle ein Dreifuß, auf den die Pythia, d. i. die Orakel erteilende Priesterin sich setzte und durch die aus der Höhle aufsteigenden Dünste in Begeisterung geriet. In Dodona schloß man aus dem Rauschen der heiliaen Eiche aus dem Klange aufgestellter Erzbecken, aus dem Murmeln der heiliaen Quelle auf den Willen der Gottheit. In Delos beobachtete man das Rauschen der Blatter des heiligen Lorbeers. In dem Tempel des Jupiter Ammon erkannte man den Willen Gottes aus gewisser: Erscheinungen, welche die Edelsteine darboten, aus denen das Bildnis des Gottes zusammengesetzt war. Übrigens hatten alle Völker des Altertums ihre Orakel, nur spielten sie im Leben der Völker keine so wichtige Rolle, wie griechischen. Wie verhängnisvoll die Orakelsprüche denen, die sie nicht Zu deuten verstanden, werden konnten, haben wir aus der Geschichte des Krösus ersehen. S. § 27, Anm. 6. 8 32. Die ersten Bewohner Griechenlands. Die Heroen. , 80) Wie alle Völker ihre Abstammung gerne auf einen ge-meinschaftlichen Stammvater zurückführen, so nennen die griechischen Sagen auch deu Deukaliou als solchen. Er soll einer großen Flut entronnen sein und das Land wieder bevölkert haben. Seinem Sohne Hellen werden wieder drei Söhne: Äolus, Dorns und Luthus, und dem Luthus wieder zwei Söhne: Achäns und Jon, gegeben. Damit soll die Verwandtschaft der verschiedenen griechischen Stämme angedeutet werden. Von spätern Einwanderern werden insbesondere genannt: Kekrops aus Ägypten, der Athen gründete; Dan aus, ebenfalls aus Ägypter:, welcher zu Argvs geherrscht habeu soll, und Kadmus, der aus Phönizien eine Kolonie nach Theben führte. Diese Sagen beweisen wenigstens, daß zwischen den Griechen und den Völkern über dem Meere schon frühe Handel und Verkehr herrschte. Gegründeter ist die Nachricht, daß Pelops aus Kleinasien eingewandert sei und der südlichste Theil Griechenlands von ihm den Namen Peloponnes (Insel des Pelops) erhalten habe. 81) Aus dem Dunkel der griechischen Urgeschichte treten aber ganz besonders eine Anzahl Heldengestalten (Heroen) hervor, die durch die Kühnheit ihrer Thaten und durch die Waghalsigkeit

2. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 361

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Nachblüte der römisch-griechischen Literatur. 361. der zwölf ersten Cäsaren beschrieben, und da er durch Hadrians Gunst die kaiserlichen Archive benutzen konnte, so theilt er manche Notiz mit, geeignet, über den Charakter der Cäsaren und die Beweggründe ihrer Handlungsweise Aufschluß zu geben. Wichtiger ist er uns jedoch durch die Schilderung des Privatlebens der Cäsaren; wir sehen da, wie diese Herren das Gefühl ihrer Allgewalt peinigt, die ihnen alles gegen die Menschen erlaubt, aber die Schranken der eigenen menschlichen Natur doch nicht wegzuräumen vermag. Der Sinnengenuß erschöpft sich in Eckel, der Ehrgeiz erlischt in der Fluth der Schmeichelei, die alle Ehren häuft, ohne eine That abzuwarten, die Achtung vor den Menschen in der Nie- derträchtigkeit, mit der ihnen alles zu willen ist, und selbst der Stolz bricht zusammen, wenn es ihnen plötzlich klar wird, daß sie die betro- genen Werkzeuge ihrer Diener waren. Hat man den Suetonius bis zur Thronbesteigung des Vespasian (der die Strenge des Feldlagers auf Beamte und Volk anwandte), begleitet, so haftet ein Eindruck auf unserm Gemüthe, welcher nur mit dem zu vergleichen ist, den der An- blick und der Geruch einer Stadt in uns erregt, in welcher eine Seuche an dem Leben der Bevölkerung zehrt. Dieses Gefühl wird durch Juve- nal noch erhöht, welcher uns in seinen Satiren den sittlichen Zustand des vornehmen und geringen Römervolks enthüllt. Seine Satire gei- ßelt nicht wie die des Horatius die menschlichen Thorheiten und Schwächen mit geistreichem Spotte, sondern sie zerreißt im Zorne die Hüllen, mit welchen sich das Laster deckt und zeigt es in seiner nackten Häßlichkeit. Trost weiß auch Juvenal keinen; wie Tacituö blickt er in die republika- nische Vergangenheit zurück, wenn er seinen Schmerz ob seiner trau- rigen Zeit kühlen will. Kaiser Hadrian verbannte ihn nach Aegypten; er konnte an einem Dichter kein Wohlgefallen haben, der das Haus der Cäsaren als eine überfließende Quelle der Laster bezeichnet und die dem Kaiser so lieben Griechen als Betrüger, Gauner, Glücksritter und Wind- beutel darstellt, die an Rom wie ein Schmarotzergewächs an einem edeln Baume zehren. Zu diesen Dreien, denen die bessere Zeit des Cäsarenreiches erlaubte, das ungeheure Verderben, welches die schlechteren Herrscher angerichtet hatten, mit dem Griffel der Wahrheit zu zeichnen, gehört in mancher Hinsicht auch der ältere Plinius, der Naturforscher, der bei dem Ausbruche des Vesuvs umkam, als ihn seine Wißbegier zu nahe führte. In seiner Naturgeschichte gab er den Römern seine Aus- beute aus 2000 Schriften, einen Inbegriff von allem, was griechischer Fleiß und Scharfsinn über Erde und Welt erforscht oder erdacht hatte. Sein Werk ist keineswegs ausschließlich eine Naturgeschichte; die freie Form, die er ihm gab, erlaubte ihm vieles andere in seinen Bereich zu ziehen; so überliefert er die werthvollsten Notizen über Kunstwerke und Kunstgeschichte, über Ackerbau und Baumzucht, Geräthe, Lebensweise

3. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 375

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Julian der Abtrünnige. Jodian. 375 unter der Gelehrtenwelt einen bedeutenden Anhang und berühmte Schulen in Athen, Alexandrien, Pergamus, Nckomedia, wo sich auch Christen- jünglinge in der Rhetorik und den Wissenschaften unterweisen ließen, welche ein damaliger Rechtsgelehrter und Beamter erlernen mußte. Die heidnischen Gelehrten freuten sich der Neigung, welche den Julian zu dem verbotenen Genüsse der heidnischen Früchte trieb, in ihm schien ein Stern der Hoffnung aufzugehen. Den Prinzen bezauberte die alte klassische Welt, und jene Heiden, die Großes gethan hatten, wurden seine Ideale; den ungeheuren Schatten der alten Größen aber sah er nicht, weil sie nur von einem Standpunkte betrachtet und zu betrachten gelehrt wurden und auch deßwegen, weil der politische Zustand seiner Zeit jedenfalls unerfreulicher war als je ein vergangener. Die alte Zeit, glaubte er mit Recht, sei durch den alten Glauben geschaffen worden, und weil dieser verdorben und vernachläßigt wurde, sei auch die alte Thatkraft versiegt und das Glück von den Römern gewichen. Nun bewiesen ihm ferner die Philosophen, daß der klassische Glaube durch ihre Vorgänger und sie selbst gründlich reformirt worden sei! Philosophie und Religion seien nun in schönster Harmonie (die Neuplatoniker leisteten in dieser Hinsicht sehr viel), die alten Mythen, deren Mißver- ständniß im Munde der Dichter und im Volksglauben so viele Verständige geärgert und zum Unglauben verleitet habe, hätten ihre Deutung ge- funden, der Zwiespalt der verschiedenen Religionen, welcher die Welt verwirrt und dem Juden- und Christenthum so vielen Vorschub gethan habe, sei versöhnt, denn alle Religionen seien nur Bäche, die, aus einem Quelle entsprungen, einen verschiedenen Lauf genommen hätten und von den Un- kundigen als einander fremde Fluchen betrachtet worden wären. Julian, der das Wesen des Christenthums niemals erfaßt hatte, verstand es ebensowenig, das Neuheidenthum, die philosophische Vielgötterei, in ihrer Blöße zu erkennen und sie von den Hüllen zu entkleiden, welche ihr die Gelehrten mit Kunst und wissenschaftlichem Aufwand angelegt hatten. Sein Ehrgeiz erblickte ein fast göttliches Werk in dem Unternehmen, den alten Glauben in seiner geläuterten Gestalt wieder herzuftellen, die Tempel wieder zu öffnen, die Opferflammen der Altäre wieder anzu- fachen und das ganze Reich zu verjüngen. Er fiel frühzeitig insgeheim von dem Christenthume ab, ließ sich in die Mysterien einweihen und opferte den Göttern, während er öffentlich als Christ sich gebärdete. So hielt er es auch als Cäsar in Gallien, und als Augustus betete er noch an dem Tage Epiphania in der Kirche zu Vienne. Als er endlich die Maske abwarf, gebot er allgemeine Religionsfreiheit, womit er aber unter anderem die Absicht hatte, und so weit er konnte auch ausführte, die Häresieen gegen die Kirche zu unterstützen; ebenso verbot er den christ- lichen Lehrern der Rhetorik und Grammatik den Katheder, damit die

4. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 163

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die griechischen Philosophen und Sophisten. 163 hatte, obwohl Griechenland von streitbaren Männern noch wimmelte. Das Volk ist nicht mehr da, welches so Großes dachte und ausführte, mit Griechenlands nationaler Größe geht es offenbar zur Neige. Seine Helden werden immer seltener, auch seine hohe Poesie verstummt, desto mächtiger aber schafft und zerstört die griechische Philosophie, welche ein Theil des großen Erbes ist, das Griechenland der Nachwelt hinterließ. Vierzehntes Kapitel. Die griechischen Philosophen und Sophisten. Die Griechen Asiens standen in lebhaftem Verkehr mit den alten Völkern dieses Erdtheiles, und mußten zugeben, daß die religiösen Ein- richtungen dieser Völker in eine viel frühere Zeit zurückgehen als selbst die hellenischen Mythen reichen, daß die ägyptischen und babylonischen Könige früher auf der Welt gewesen als die olympischen Götter, wenn die Genealogieen derselben als Maßstab angelegt wurden. Alle Griechen, die in solche Berührung kamen, schloßen sich darum an die Religion der Asiaten an und bequemten sich willig zu der Annahme, die Kenntniß der Götter so wie ihr Dienst sei von diesen alten Völkern zu den Griechen gekommen und habe bei ihnen einige Abänderungen und Mißverständnisse erlitten. Scharfsichtige Männer erkannten aber wohl, daß die mit einander verschmolzenen Religionen eigentlich doch verschiedene seien, daß der griechische Zeus ein ganz anderer Gott sei als der ägyptische Ammon und der dorische Apollo ein anderer als der Baal in Babylon und Tyrus u. s. w.; es entging ihnen nicht, daß jedes Volk sein Land zum Schauplatz der Thaten der Götter machte und deren Walten auf dasselbe beschränkte; diese Widersprüche führten sie zu der Ueberzeugung, daß von den widersprechenden Mythen der Griechen und der alten Völker die eine so wenig eine wirklich ge- schehene Sache berichte als die andere, sondern daß alle Poesieen seien, zu welchen sich die Gedanken der Völker über den Ursprung der Dinge gestaltet hatten. Zu dieser Ueberzeugung kamen sie um so leichter, wenn sie den Unterschied der Volksreligion und der Priesterreligion betrachteten; kein ägyptischer Priester hielt den Apisstier für einen wirk- lichen Gott, wohl aber das ägyptische Volk; der Priester stellte in dem Apis ein Symbol der Sonne auf, welche die Erde befruchtet, das Volk dagegen sah in ihm eine neue Erscheinung seines Gottes, ihm wurde das Symbol zu einem Ereignisse, und eine Reihe solcher Sym- 11*

5. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 170

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
170 Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien. den. So konnten seine treuen Schüler noch einige Tage länger um ihn sein; einer derselben, der reiche Kriton, hatte den Kerkermeister bestochen, Sokra- tes konnte entfliehen, wollte aber nicht, und verwies es seinem Freunde, daß er ihn zum Ungehorsam gegen die Gesetze der Stadt verleiten wollte; er habe die Wohlthaten der Gesetze lange genossen, und wenn ihm nun Unrecht geschehe, so entspringe daraus kein Recht für ihn, die Gesetze zu brechen. Sokrates wünschte zu sterben; er wollte durch das Thor des Todes in den Tempel der Wahrheit eingehen; denn all sein Denken und Forschen hatte ihn nur zu dem Geständnisse gebracht: „Ich weiß, daß ich nichts weiß." An seinem Todestage sprach er mit seinen Schülern über die Unsterblichkeit der Seele und von seiner Hoffnung, im Jenseits ein schöneres und helleres Leben zu beginnen, von dem das jetzige nur ein Widerschein sei; er tröstete die Weinenden, und als mit dem Unter- gang der Sonne der Augenblick da war, wo ihm der Giftbecher gereicht wurde, trank er ihn mit unerschüttertem Gemüthe. Dann ging er einige Augenblicke auf und ab, wie ihm der Gefangenwärter gerathen hatte, bis er Müdigkeit in den Beinen fühlte, legte sich nieder, verhüllte sein An- gesicht und starb (399). — Bald bereuten die Athener ihre Ungerech- tigkeit und ihren Mißgriff, setzten dem Sokrates Ehrensäulen und be- straften seine Ankläger. Von den Schülern des Sokrates hat der edle Xenophon, jener An- führer beim Rückzüge der Zehntausend, die Worte und Lehren seines Meisters am treuesten wiedergegeben, in ihm lernen wir den eigentlichen Sokrates am besten kennen. Andere Schüler des Sokrates gingen eigene Wege; z. B. Aristipp aus Kprene, welcher einen verständigen Lebensgenuß für Weisheit erklärte, der Stifter der kprenäischen Schule, die später in Epikur ihre volle Ausbildung fand; Antisthenes, der Verachtung aller Vergnügen lehrte und denjenigen Menschen als den glücklichsten hinstellte, welcher am wenigsten bedürfe und dem die Tugend allein genüge. Seine Schüler hießen die Kyniker (von dem Platze Kynosarges, wo Antisthenes lehrte, so genannt), von denen Diogenes am berühmtesten wurde. Der ausgezeichnetste Schüler des Sokrates aber bleibt Platon, dessen Schule von der Akademie, wo er lehrte, die akademische hieß. Er lehrte die Abkunft des menschlichen Geistes von der Gottheit, daher sehnt sich derselbe nach der Gottheit zurück in die Welt der Zdeen. Diese sind unveränderlich und ewig, und alles Irdische hat nur insofern Wahrheit, als es Antheil an einer Idee hat. Die höchste Zdee ist die Gottheit selbst, die Ursache von allem, was da ist und wird. Diese kann der Mensch nicht erfassen, nur die Ideen der Wahrheit, Schönheit und Tugend, die Ausflüsse der höchsten Idee, gestatten dem Menschen Zu- gang, und nach ihnen soll er während seines ganzen Lebens streben, damit er nach dem Tode in die höhere Welt der Zdeen gelange, wo er

6. Bd. 2 - S. 278

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
278 Zweites Kap. Religion. Erzählungen des Livius und Plutarch lesen (welche wenigstens den Ton der betreffenden Zeiten, bei Plutarch auch wohl seine eigene Sinnesweise, schildern), wenn wir selbst einen Cicero von einem Traume, als einer von Gott eingegebenen Ahnung, sprechen hören (de divin. I. 28.); so können wir nicht verkennen, daß nicht nur Fröm- migkeit, sondern abergläubische Gcmüthsart und meist sklavische Götterfurcht ein Hanptzug des Römercharakters bei Großen und Kleinen gewesen. Trefflich hatten die ersten Gründer des Staates sowohl, als seine folgenden Häupter, diesen religiösen Sinn genüzt und gcpffcgt. Sie hatten ihn zu einer Hauptstüze der Verfassung, znm Triebwerke des Gehorsams und des patriotischen Eifers, znm Erhalter der politischen Tugend gemacht. Die Religion war das kostbarste Staatseigen- t h u m; sie antasten hieß gegen die Majestät des Volkes sündigen (*). Hinwieder wurde für Gottlosigkeit gehalten, die Fahnen zu verlassen, den Magistraten nicht zu gehorchen, gegen den Vorzug edler Ge- schlechter zu kämpfen. Ohne diese heilige Waffe wären die Patrizier viel früher und vollständiger der Plebs erlegen. Alle schwereren Pflich- ten, alle härteren Opfer wurden den Bürgern im Namen der Götter aufgelegt; alle Tugenden, an deren Erhaltung dem Staate lag, wurden zu Religionspflichten gestempelt; jedes Widerstreben wurde durch Autorität des Himmels gedämpft. Daher konnten die griechischen Götterfabeln, in so fern sie blos Dichterphantasie und theils von belustigender, theils von sitten- verderblicher Wirkung waren, in Rom keinen Eingang finden. Hier wurde nur ausgenommen, was p o li t isch - nü z ti ch schien. Der Charak- ter der römischen Religion blieb ernst und feierlich; sie reichte den Aus- schweifungen weder Deckmantel, noch Entschuldigung dar, sondern schärfte die Gebote der Sittlichkeit und des Rechts durch eine höhere Sanktion ein. Jedoch nicht des öffentlichen Rechts; denn da sie Staatsmaschine und Dienstmagd der Politik war, so gebrauchte man sie (bei Kriegserklärungen, Friedensschlüssen und Bündnissen waren Priester, die Fccialen, nöthig) zur Beschwichtigung des Ge- wissens, zur Aufrichtung des Selbstvertrauens in den abscheulichsten Kriegen und zur Beschönigung der gröbsten Attentate gegen das Völ- kerrecht. Aus demselben Grllnde, daß die Religion in Rom mehr znm Besten des Staates, als jenem der Bürger vorhanden war, floß auch die Unbestimmtheit ihrer Unsterblichkeitslehre. Es scheint die- (') Auch die Sacra prirat« (Hausgottesdienst) mußten vom Volte gebilligt seyn.

7. Bd. 2 - S. 308

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
508 Drittes Kap. Kunst und Wissenschaft. und Ph er ec yd cs Schüler, verließ, wie man sagt, sein Vaterland, um Potykratcs Herrschaft zu entfliehen, und trat, nach vieljäh- u'gen Reisen, in Großgriechenland als politischer und morali- scher Reformator ans. Zll Croton, welches damals von Pöbetmacht bedroht und durch Sittenverderbniß tief hcrabgcbracht war, stiftete er durch Lehre, Beispiel und durch den Einfluß einer zahlreichen Ver- brüderung, die er an viele mystische und symbolische Gebrauche — die Haupttendenz war Selbstbeherrschung — band, eine bewunde- rungswürdige Revolution, deren Wirkung sich nicht auf Croton be- schränkte, sondern — durch den Eifer einzelner Schüler und durch Stiftung von Töchteranstalten über viele Städte Großgricchcn- lands, ja selbst nach Afrika, verbreitete. Aber Er Selbst erfuhr noch die gewaltsame Zerstörung seines Bundes durch die wnthende Gegenpartei. Die Verfolgung war allgemein. Ein Tyrann ließ die Pythagoräer in ihrem Versammlungshause verbrennen. Pythagoras Selbst starb nach vielfältiger Bcdrängniß. Die pythagoräische Schule bestand aus äußeren und inneren Kreisen. Mühsame Prüfungen bahnten den Weg zu den leztercn, und erst in diesen wurde man des höheren Unterrichtes gewürdigt. Das Lehrsystem des großen Meisters, wie Alles, was ihn betrifft, ist in schwer zu durchdringendes Dunkel gehüllt. Doch scheint er eine rei- nere Ansicht von Gott und der Welt gehabt, einen die Materie durchdringenden und beherrschenden Weltgeist, die Unsterblichkeit der Seele (*) und das Walten gleichförmiger, allgemeiner Gesezc in allen Reichen der Natur und des Himmels erkannt zu haben. Bei der Unzulänglichkeit der gewöhnlichen Sprache, solche hohe und ab- strakte Begriffe würdig auszudrücken, nahm Pythagoras von den Eigenschaften und Verhältnissen der Zahlen, so wie von jenen der Töne, Anlaß, beide in die Metaphysik einznführen, und Arith- metik und Musik als den Typus der Weltordnung zu betrachten. Das eine und unveränderte Wesen der die Natur beherrschenden Intelligenz ist die Mo veis, die wandelbare Materie mag Au« und die Summe beider oder die Welt Trices heißen. Weiter: die h armón i- sch cn Töne gespannter Saiten entstehen aus der Theilung derselben nach den Zahlverhältnissen. Also sind Zahlen der Grund der Har- monie und, da diese in dem ganzen Weltall herrscht, auch aller Natnrgeseze, ja selbst der Moral, deren Summe in der Har- monie des Empfindens und Handelns besteht. (*) Charakteristisch war dabei die Lehre von der Seeteuwanderung, welche auch dem Verbote des Fleischessens zum Grunde diente.

8. Bd. 2 - S. 48

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
48 Zweites Kap. Geschichte der Griechen. beliebter Staatsredner, mit einem Heere dahin. Ein Treffen wurde ge- liefert, worin K l e o n und B r a si d a s blieben (*), aber die Athener groß- ßen Vertust litten. Dies machte sie geneigt, den Friedensvorschlägen Gehör zu geben, welche die um das Loos ihrer gefangenen Mitbürger besorgten Spartaner thatcn. Nicias,ein einsichtsvoller, kriegserfahr- ner, aber sanfter, acht griechisch denkender Bürger, bestärkte sie in diesen Gesinnungen, und cs wurde ein nach seinem Namen benannter Still- stand auf fünfzig Jahre geschlossen (3561. 422 v. Ehr.), welcher jedoch weder allgemein, noch dauernd war. §.16. Erneute r Kri eg. Alcibiades. Denn die unausgeglichenen Interessen verschiedener Bundesgenossen, die Allianz Athens mit Argos, Mantinea und Elis, vorzüglich aber die schändlichen Intriguen des A leib indes, brachten bald dessen Bruch zuwege (3565. 418 v. Ehr.) Dieser außerordentliche Mann, der schon in dem Vorspiele des peloponnesischen Krieges, in jenem gegen Poti- däa (oben S. 45) hervorgeglänzt und seitdem die Blicke Athens auf sich gezogen hatte, fing jezt seine merkwürdige Rolle an. Von vornehmer Ab- kunft und Perikles Neffe, reich, talentvoll, gebildet durch eine vortreff- liche Erziehung und die Lehren des Sokrates, schön und liebenswürdig, aber eitet, frivol, wollüstig, nach Ruhm und nach Herrschaft dürstend, schien er in sich alle Tugenden und alle Laster in vollem Maße zu ver- einen, und gleich geschickt zu seyn, einen Staat glücklich zu machen und ihn zu verderben. Eine wahre Ehamäleonsgestatt und die Farben jeder Umgebung nicht nur annehmend, sondern mit verstärkten Tinten zurück- werfend, war er in Athen geschmackvoll, geistreich, ein Muster der Urba- nität und —des Leichtsinns; in Sparta rauh, streng, voll Selbstver- läugnung, der getreueste Schüler Lykurg's; in Thracien abwechselnd ein wilder Jäger und unmäßiger Schlemmer; in Asien üppiger und raffi- nirter wollüstig, als ein Satrape; allenthalben und in jeder Sphäre der Erste, der Alles um sich verdunkelte, und in stolzem Bewußtseyn der Superiorität sich als Modell darftellte, und als solches erkannt ward. Das Verhängniß Griechenlands schien an die Person dieses einzigen Mannes geknüpft, und mehr als einmal wurde btos durch das Gewicht seines Talentes die Schale Athens oder Sparta's zum Sinken gebracht. Aber sein Einfluß beschränkte sich nicht auf die Leitung der großen Ge- schäfte; er drang in alle Verhältnisse des bürgerlichen und häuslichen Lebens ein, und brachte durch die Macht und den Mißbrauch eines gcfähr- (*) Argileonis, Brastdas Mutter, gab, als man vor ihr die Verdienste des gefallenen Sohnes über die aller Griechen erhob, die mit Recht verewigte Antwort: „Mein Sohn war ein tapferer Mann, aber Sparta bestzt viele Män- ner, die ihm gleich sind."

9. Bd. 2 - S. 191

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
191 Viertes Kap. Römische Geschichte. Schicksal, so wie seine Gaben sind gleich wunderbar, und weisen auf das Verhäng«iß hin, welches nach unerforschlichen Gesezen hier und dort zur Gründung, zur Wiedergeburt, zur Zertrümmerung der Staaten einzelne außerordentliche Menschen entstehen läßt, in deren Thun und Wirken — im Guten, wie im Bösen — ein höherer An- trieb, eine eigenthümliche, der gewöhnlichen Beurtheilnng nicht unter- liegende, Kraft zu erkennen ist. Das Imposante, welches in solchen Charakteren liegt, hindert meistens die unbefangene Würdigung ihres moralischen Werthes, und noch Keinem vielleicht ist solches mehr, als Cäsarn, zu Statten gekommen. Die meisten Schriftsteller erschöpfen sich in Lobpreisungen dieses Mannes; selbst der kraftvolle Redner der Freiheit, Joh. v. Müller, hat ihn sich zum Liebling erkoren; und dennoch sind bei kalter Betrachtung häßliche Flecken an ihm sichtbar. Zwar Niemand übertraf ihn an Kühnheit, Beharrlichkeit, Scharfblick, Gegenwart des Geistes, Verschlagenheit, Menschenkenntniß und wei- ser Benüzung der Zeit; und wenige Krieger sind, wie Er so leutselig, menschlich und den Wissenschaften so bold und vertraut gewesen: aber seine unbändige Ehrsucht, welche nicht nur jeden Obern, son- dern auch jeden Gleichen ihm unausstehlich machte, und welche nicht nur nach dem höchsten Range — wie etwa Pompejus —, sondern nach wahrer Herrschaft strebte, mußte ihn, fast unter jedem Verhältnisse, zur Geisel seines Volkes machen. Dieser Leiden- schaft willen wurde E r — ungeachtet der sonst edelsten Anlagen — ein ungerechter Richter (*), ein böser Bürger, ein treuloser Freund, ein Würger der Menschen. Zu diesem allgemeinen Umrisse wird die folgende Geschichte die näheren Bestimmungen hinzuthun. §. 64. Der Krieg wider die Seeräuber. Eine der wichtigsten consutarischen Verhandlungen von Pom- pejus war die kx tribunicia gewesen, wodurch die von Sulla au- geordneten Beschränkungen der tribunicifchen Macht, insbesondere das Verbot, daß kein gewesener Tribun noch eine andere Magistratur er- langen solle, abgeschafft wurden. Aus Dankbarkeit kamen nun die Tribunen Pompejus Wünschen zuvor, und bald ergab sich der Anlaß, ihn außerordentlich zu erhöhen. Der Fall von Karthago und Korinth und der Grundsaz Roms, die Herrschaft des Mittelmceres auf wohlfeile Weise ohne eigene große Seemacht durch Zerstörung jener der Feinde zu behaupten, hatte das Aufkommen der Seeräuber begünstigt, welche seit geraumer Zeit alle römischen Meere und alle Küsten beunruhigten. Mithridates mun- (*) S. Cicero 2>ro l\abir. G. li. Sucton. Jul. Caes. 12.

10. Bd. 2 - S. 260

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
260 Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand. erscheint; so nehmen wir doch daran noch verschiedenes Schöne im Einzelnen wahr. Eine große Sorgfalt für die Erziehung geht aus den Schilderungen der Cyropädie sowohl, als aus anderen Nachrich- ten (insbesondere auch aus den hieher gehörigen Vorschriften in den persischen Religionsbüchern) hervor. Nur spricht Lenophon von öffentlicher oder Staatscrzichung (welche wohl bei den edlen Pa- sargadcn statt fand), diese von Privaterziehung. Man hielt die Wahrheitsliebe für eine charakteristische Tugend der Perser. Sie scheinen — bevor sie durch Sklaverei völlig herabgcwürdigt wa- ren — ein lebhaftes Gefühl für Ehre und Schande gehabt zu haben. 2hrc Strafgeseze waren mild (wiewohl die Wuth des Despoten der- selben wenig achtete). Nur gegen die Richter selbst waren sie streng. Uebcrhaupt wurde das Recht mit Eifer gehandhabt und selbst die Bil- ligkeit und Dankbarkeit durch positive Verordnungen eingeschärft. tz. 20. Griechische. Dorer und Ionier. Von den griechischen Gesezen haben wir die merkwürdigsten, jene des Lykurgus und So ton, schon im ersten'zeiträume beleuch- tet (B. I. S. 221. f. 241.); doch bleibt uns noch eine Nachlese übrig, wobei wir gleichfalls unseren Blick fast ausschließend auf Athen und Sparta (und zwar meistens auf jenes) richten werden, da von anderen Staaten weniger interessante Nachrichten vorliegen, und jene füglich als die Repräsentanten der ganzen jonischen und dorischen Zunge (der zwei Hauptgeschlechter der Griechen [f. B. I. S. 155. und 158]) (*) gelten mögen. Durch eine merkwürdige und bleibende Verschiedenheit der Charak- tere waren diese Hauptstämme von einander geschieden. An Sitten und Einrichtungen mochte man sie, wie an der Sprache, erkennen. In Allem, was Liebenswürdigkeit und Bildung heißt, waren die Ionier vorzüglich und zu Allem geschickt; aber unstät, frivol, dem Genüsse ergeben. Dagegen zeichneten die Dorer durch Würde, Ernst und Einfachheit sich aus und durch Anhänglichkeit an alte Sitte. Die 'Ionier haßten Alles, was Beschränkung der Freiheit schien, hielten mit wachsamer Eifersucht die Vorzüge des Standes und der Geburt zurück, wollten keine anderen, als demokratische Verfassungen und den häufigen Wechsel der Magistrate; die Dorer ehrten das At- ter der Personen und Geschlechter, duldeten lebenslängliche Magistrate und dauerhafte aristokratische Formen. Beide waren religiös, vatcr- (*) Der äolische Stamm — wozu auch die Aehnlichkeit der Dialekte bei- trug — verschmolz fast ganz mit dem dorischen. Von den Achäern wurde ein Theil durch die Dorer unterjocht, nur im kleinen Achaja blieben sie frei.
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