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1. Bd. 2 - S. 264

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
264 Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand. Der Spartaner brachte seine Zeit mit gymnastischen Uebungen und öffentlichen Angelegenheiten hin. Landwirthschaft und Industrie war ausschließend der Sklaven Sache. Die Athener ehrten beide, und liebten insbesondere das ländliche Leben mit wahrer Leidenschaft. Wie sehr sie den'gcwerbssieiß geachtet, beweist das Gesez, wornach ein Fremder, wenn er eine Fabrik in Attika errichtete, das Bürger- recht unweigerlich erhielt, jenes so sehr geschäzte Bürgerrecht, welches wohl Königen bisweilen versagt ward. Zn dem Reize eines freien, harmlosen, naturgemäßen Lebens, welcher die Athener auf's Land zog, kam noch die Neigung zur Be- quemlichkeit und Pracht. Republikanische Eifersucht war, wenigstens in früheren Zeiten, durch stolze Wohnhäuser in der Hauptstadt belei- digt worden: daselbst sollten alle Privatgcbäude den Schein einer be- scheidenen Gleichheit tragen, und nur die öffentlichen Gebäude Pracht verkünden. Aber ihre Landhäuser mochten die Reichen nach Gefallen vergrößern und schmücken; man fand nichts Arges daran. Die Kleidung beider Geschlechter war meist aus Wolle. Attika und Arkadien erzeugten die beste, und die Athenerinuen wußten sie sehr geschickt zu verarbeiten. Aber die mi lesi sch e oder überhaupt jo- nische Wolle wurde höher gcschäzt. Leinwand holte man aus dem Peloponnes, noch lieber austhracien und Aegypten. Seide und Baum- wolle dienten zur Pracht, lieber das anschließende Unterkleid wurde ein Mantel getragen; von den Frauen ein Rock und ein Schleier. Aber die Spartanerinnen gingen häufig ohne den leztern, welches den Strengen für eine Art der Nacktheit galt. Allenthalben waren öffentliche Anstalten zum Baden. Reinlich- keit war selbst Religionspflicht. Bäder, Salben, Räucherwerk wur- den unter die gemeinsten Bedürfnisse gerechnet. Die Griechen liebten die Vergnügungen der Tafel, würzten sie durch geistreiche Unterhaltung, und paarten damit noch vcrschledene Sinnenlust. Aber die Weiber — die Hetären ausgeuommen — blieben von den Malen der Männer entfernt. Die Reichen besezten ihre Tafel mit unzähligen Leckerbissen von nah' und fern. Die Schlemmer wußten genau, welches für jede Speise die beste Gegend, Jahreszeit und Zubereitung sey, und eine gute Anzahl Schriftsteller hatte die Kochkunst zum Gegenstände gelehrter Abhandlungen gewählt (*). Sy- rakus brachte die besten Köche hervor. Allgemein war der Hang nach berauschenden Getränken ; und frühe schon wurde das attische Bier durch die köstlichen Weine verdrängt, (*) Neben vielen ähnlichen Werken wurde insbesondere die Gastrono- mie des Archestralos gerühmt.

2. Bd. 2 - S. 291

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
291 Schöne Künste und Wissenschaften. Allmälig versuchten die Römer ihr eigenes Künstlcrtakent. Aber niemals durften sie ihre Werke neben die griechischen stellen Auch wurden griechische Künstler zu allen bedeutenden Arbeiten gebraucht. Nur in der Baukunst mögen die Römer den selbstständigen Ruhm der Größe und Festigkeit ansprechen. Die Schönheit mußten sie auch hier von den Griechen lernen. Schon die Könige hatten in Rom die erstauuenswürdigeu Kloaken, dann das Kapitolinm und den Circus marimus erbaut. Nach einem langen Stillstände (denn die Wiedererbauung der Stadt nach dem gallischen Brande geschah flüchtig und schlecht) wurde die Herrscherin der Welt durch eine Menge von Prachtgebäuden geziert. Es stiegen stolze Tempel, Basiliken, Porticus, Bäder, Triumphbogen, Thea- ter und Amphitheater, selbst reiche Privatgebäude empor, alle prangend mit geraubten und gekauften Kunstschäzcn, überherrlich, aber beladen mit der geplünderten Völker Fluch. Doch schufen die Römer auch gemeinnüzige und wahrhaft große Werke. Ihre Was- serleitungen, ihre Heerstraßen, Brücken rc. verdienen die Bewunderung aller Zeiten. Kein Volk hat in solchen Sachen das römische erreicht. §. 6. Gymnastik und Musik. Von der Liebe der Griechen zur Gymnastik zeuget, was wir oben von den öffentlichen Spielen und Gymnasien sagten. Die mei- sten Uebungen derselben bezogen sich jedoch auf die Palästrik, welche nicht wohl eine schöne Kunst genannt werden kann. Der Orchestik aber (gleichfalls ein Tbcit der Gymnastik) kommt diese Benennung zu, weil Schönheit das Grundgesez des Tanzes ist. Der Gebrauch beim Gottesdienste (heilige Tanze kommen fast allent- halben vor), mehr noch die Anwendung aus's Theater, wo man auch die Mimik damit verband, hoben die Orchestik. Insbesondere gewann sie bei den Römern, welche die mimischen und panto- mimischen Spiele leidenschaftlich liebten, und zur höchsten Voll- kommenheit brachten (*). Auch die Palästrik wurde von ihnen ge- schäzt. Doch beschränkten die Bürger sich auf Privat-Uebungcn, und später besuchten sie die griechischen Spiele. Der Gymnastik wurde die Musik entgegengcsezt, aber man nahm dieses Wort in gar verschiedenem und oft sehr ausgedehntem Sinne. (*) D. h. indem sie die gedungenen öffentlichen Tänzer durch reiche Be- lohnung ermunterten. Ater an den Bürgern selbst wurde das Tanzen für eine schändliche Ausschweifung gehalten: wie aus dein Eifer erhellt, wo- mit Cicero den Murena gegen die Beschuldigung des Tanzens verlheidigt. pro Muren. G. 19

3. Mancherlei für Jung und Alt - S. 305

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
305 „Weltstadt". Wohin der Blick sich wendet — unbebaute Strecken, Weinpflanznngen, Gemüsegärten, zu landschaftlichen Zwecken dienende Gebäude, ausgedehnte Ruinenreste! Auch die Enttäuschung dessen, der von Norden her einrückt und in Rom eine sozusagen moderne Stadt zweiten Ranges ohne besonders süd- lichen Charakter findet, ist noch groß genug. Nom ist in seinem einen Teile durchaus antik, in dem andern durchaus modern. Was das christliche Rom an Kirchen aus der mittelalterlichen Epoche hatte, ist unter den Händen so vieler sogenannter Restauratoren durchgegangen, daß man entweder etwas völlig Neues an Stelle des Dagewesenen, oder dieses in der unwürdigsten Verstümmelung findet; die Fassaden sind ver- schnörkelt, verklebt und übertüncht. Das bewohnte Rom gehört den drei letzten Jahrhunderten an. Was wir von dem wenig südländischen Charakter der Stadt gesagt haben, ist vorwiegend begründet durch die schiefen Ziegeldächer, wie wir sie auch im Norden sehen; erst zu Neapel und von dort südwärts nimmt der flache Altan deren Stelle ein. Damit soll nicht gesagt sein, Rom biete in seiner Totalität nicht einen ihm eigentümlichen Anblick. Einen solchen genießt der von Florenz kommende Fremde schon von weitem. Eccola Roma! — „Da ist Nom!" rufen der Kutscher und der Reisende wie aus einem Munde, wenn der Wagen die letzte Höhe vor Ponte Molle, der seit Konstantins schließlichem Sieg viel gefeierten milvischen Brücke erreicht hat; die Stadt mit ihrem Meer von Dächern, Kuppeln und Türmen liegt vor den sehnsüchtigen Blicken ausgebreitet. Die sieben oder vielmehr — seit dem Hereinziehen des Pincio, des Janiculo und des Vaticano in den Bereich der Stadtmauern — zehn. Hügel kommen dem Effekte des ersten Anblicks aus erhöhter Ferne sehr zu statten; die Hügel scheinen von selbst ihre Rücken darzubieten, um Kirchen und Paläste zu tragen. Sieh! da tritt jetzt auch der Petersdom in seiner alles beherrschenden Majestät hinter dem Monte Mario hervor. Dann rollt der Wagen über Ponte Molle, die langgestreckte, mit Villen garnierte vorstädtische Straße entlang, an der Einfahrt zum Garten der Villa Borghese vorbei, durch das Popolo-Thor auf den großen fast kreis- runden Platz. In der Mitte des letztern erhebt sich ans einem mit antiken Löwen gezierten Brunnen ein Obelisk, genannt nach Rhamses-Sefostris. Dieser ägyptische König — im 16. Jahrhundert v. Chr. — war der Dränger der Hebräer unmittelbar vor Mosis Zeit; sein Obelisk hatte demnach den Sturz eines Weltreiches überlebt, bevor er — unter Augnstus — nach Rom gebracht wurde. Dann sank das Römerreich um ihn herum zusammen. Lesebuch. 20

4. Mancherlei für Jung und Alt - S. 444

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
444 Abschluß. In Münster verkehrte sie mit den Stolberg und andern her- vorragenden Persönlichkeiten; längere Zeit lebte sie bei Verwandten am Rhein, in Köln und in Bonn, woselbst sie mit einem Kreis schöngeistiger Berühmtheiten in lebhafte Berührung kam. Namentlich aber war es das Haus des preußischen kommandierenden Generals von Thielemann (zuerst in Münster, dann in Koblenz), wo sie sich besonders angezogen fühlte. Mit der Gemahlin des Generals, einer geist- und gemütvollen Dame, die später katholisch wurde, war Annette von Droste in ein warmes Freundschaftsverhältnis getreten. Die ernste Richtung ihres Wesens hatte sich schon in früher Jugend geltend gemacht, und bald wendete sie sich aus dem verflüchtigenden Welt- leben, wie sie es draußen kennen gelernt hatte, wieder mit verstärkter Liebe nach der grünen Einsamkeit ihres Landsitzes und den schlichten heimischen Sitten zurück. Die längere Zeit ihres Lebens verbrachte sie auf dem Witwensitz ihrer Mutter, auf dem idyllischen, zwischen Wallhecken und Kämpen versteckten Rittergut Rüschhaus bei Münster. Zurück- haltend gegen die Huldigungen der Männerwelt, lenkte sie dort ihre Neigungen ganz auf ernste geistige Gegenstände. Sie war eifrige Samm- lerin in naturwissenschaftlichen Dingen; Pflanzen und Käfer beschäftigten ihren Forschertrieb, ihr eigentliches Steckenpferd aber war Mineralogie. Auf ihren einsamen Streifzügen sah man sie gewöhnlich mit dem minera- logischen Hammer in der Hand durch die Heide wandern, um „der Erde steinerne Weisheit aufzusuchen". Eine Auswahl großer Bergkrystalle, Erze, Metallstufeu, sowie kostbare Muscheln, Polypen, Seesterne und Korallen waren in Glasschränken aufbewahrt. Eine andere Liebhaberei war die Numismatik; befreundete Personen konnten es als einen Beweis besondern Wohlwollens betrachten, wenn das kunstsinnige Fräulein die große Schublade des Tisches offen zog und da einen geheimen Schatz von prächtigen alten Gold- und Silbermünzen und Medaillen, vorzüglichen Gemmen, auch merkwürdige altertümliche Taschenuhren in getriebenen Goldgehäusen vor den bewundernden Besuchern auseinanderlegte. Sie besaß Humor genug, iu den eigenen Gedichten über sich selbst und ihre Steckenpferde munter zu scherzen. Es war ein schmuckloser Wohnplatz, wo Annette von Droste dieses umfriedete ^Stillleben führte. Ein Freund beschreibt denselben mit anmutigen Strichen: „Über eine mittelalterliche Zugbrücke schritt mau in den stillen großen Garten, wo bemooste Statuen Wache zu halten schienen; geheimnisvoll schatteten die dunklen Taxuswände, und die blühenden Sträuche wuchsen zwanglos und ungepflegt mit wil- den Blumen um die Wette. An der Freitreppe wucherte Gras und Unkraut zum Zeichen, daß selten ein menschlicher Fuß sie betrat.

5. Mancherlei für Jung und Alt - S. 469

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
469 Platanen und Ulmen sind seitdem zu prächtiger Höhe gediehen und bieten täglich vielen römischen Familien Schatten, die hier ihren sauren Brunnen trinken. Auch sonst erinnern manche Denkmale Noms an seinen könig- lichen Bürger. Durch den Bildhauer Wolf ließ er 1857 eine kolossale Marmorbüste Winckelmanns anfertigen, die in der Villa Albani auf- gestellt wurde. Die Enthüllung fand in festlicher Weise in seiner Gegen- wart statt; es beteiligten sich wohl hundert Künstler und Kunstfreunde. Der König selbst sprach zuerst einige Worte: „Was Winckelmann geleistet, schildern zu wollen, wäre überflüssig. Sein Wirken ist bekannt. Haben Spätere gleich die Wissenschaft der Kunst, welcher er sein Leben geweiht, ausgebildet, bleibt ihm doch das große Verdienst, den Grund dazu gelegt zu haben. Keine Stelle dürfte aber seinem Denkmal sich besser eignen, wie diese Villa, wo er so gerne verweilte, er, der von Nom aus die Welt belehrte!" Nachdem auch von anderen die Bedeutung des Moments hervorgehoben war, pflanzte Ludwig hinter dem Monumente einen Lor- beerbaum, dessen Zweige es einst umschatten sollen. Auch eine Büste Thorwaldsens wurde auf Ludwigs Befehl vor dem Palazzo Tomati auf- gestellt, wo der große Künstler einst gewohnt hatte. Große Aufmerksam- keit wendete der König den Ausgrabnngsarbeiten zu, für deren Förderung er auch beträchtliche Summen beisteuerte. So oft er nach Rom kam, suchte er die Katakomben, die Via Appia und andere Stätten auf, wo eben gegraben wurde. Der päpstliche Kommissär Visconti war dabei sein Cicerone. Die dankbaren Künstler ließen ihren Mäcen nie aus Rom ziehen, ohne ihm zu Ehren eines ihrer Feste zu veranstalten, die nur an den Münchener Künstlerfesten ihresgleichen hatten. Besonders ein Fest im Jahre 1855 rührte den Gefeierten tief, ein Erinnerungsfest, denn vor 50 Jahren hatte der damalige Kurprinz zum erstenmal die ewige Stadt betreten. Wie vor 50 Jahren, so war auch diesmal wieder Graf Karl Seinsheim sein Begleiter. Das Festmahl wurde im Gartenpavillon der Villa Albani abgehalten. Da saß der König unter 60 Künstlern aller Nationen. Von Rom aus machte Ludwig kleinere und größere Ausflüge. Im Jahre 1829 verweilte er mehrere Tage in Pompeji und erhielt einige eben ausgegrabene Antiken zum Geschenke. Ein wertvolleres Geschenk erbat er sich von seinem königlichen Vetter in Neapel, die Freilassung von zwölf wegen Desertion gefangen gehaltenen Bayern. Auch noch im Jahre 1867 widmete er zwei Tage dem Besuche Pompejis, in dessen Tempeln und Theatern und Thermen er rüstig umherwanderte. „Hier in der antiken Welt bin ich jung und spüre nichts von meinen Jahren!" erwiderte er den um seine Gesundheit besorgten Begleitern. Im Jahre

6. Mancherlei für Jung und Alt - S. 122

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
122 Die Mädchen von Capri sind weniger schön als lieblich und graziös. Ihre Züge haben oft etwas Fremdartiges. Die Linien der auffallend kurzstirnigen Gesichter sind regelmäßig und manchmal sehr edel geschnitten; das Auge ist von einem glühenden Schwarz oder von einem schwülen Grau; die braune Farbe, das schwarze Haar, das umgeschlagene Kopf- tuch, die Korallen und die goldenen Ohrgehänge geben dem Antlitz etwas Orientalisches. Ein ganz allgemeiner Schmuck der Weiber Capris und köstlicher als Gold sind ihre Zähne. Man muß diese zierlichen Gestalten in Gruppen vereinigt sehen, oder sie betrachten, wenn sie bergauf kommen, die antik geformten Wasser- krüge, oder Körbe voll Erde, oder Steine auf den Köpfen tragend. Weil sie arm sind, erwerben sie sich durch Lastträgerdienste kümmerlichen Lohn. Das Mädchen von Capri ist das eigentliche Lasttier der Insel. Alles trägt hier einen Zug von Kindlichkeit, und selbst in den schönen Greisengesichtern mancher Männer und Frauen kann man diesen Zug kindlicher Einfalt wiederfinden. Unter den Kindern giebt es viele bild- schöne Mädchen und Buben, und obwohl sie wild und kaum unterrichtet aufwachsen, setzt ihre Fassungskraft doch in Erstaunen. So also ist das Volk von Capri, und weil der enge Raum alles zusammenhält, dringt der Fremde schon nach wenig Tagen in die Ver- hältnisse der Bewohner ein und wird mit ihnen bekannt und vertraut. Es schwindet so sehr alles Gefühl der Fremde, daß man sich gewöhnt, sich als Mitglied dieser kleinen Volksgemeinde zu betrachten. Auf dem Platz am Thor drängt sich alles Öffentliche zusammen, der Verkauf von Handelsartikeln, die ganz der Bedürfnislosigkeit dieser Menschen ent- sprechen, wie das Festleben an Kirchentagen und das tägliche Vergnügen der Muße und des Geplauders nach der Arbeit. Dann und wann unter- bricht die beschauliche Einsamkeit die Ankunft von Fremden, welche im Gasthause Don Micheles einkehren, die Merkwürdigkeiten der Insel zu besehen und gleich wieder zu verschwinden. Aber es bildet sich ein Stamm von Gästen, die zusammen an einer Tafel speisen; meistens sind es Maler von verschiedenen Nationen, und diese Künstler werden bald zu einer charakteristischen Staffage der Insel, denn überall sieht man sie sitzen und malen, bald eines jener reizenden Häuschen mit der Weinlaube, bald einen bizarren Felsen, bald eine Baumgruppe oder eine Uferansicht. Doch giebt es nichts Herrlicheres, als auf dieser schönen Scholle umherzuschlendern, an den Klippen entlang zu klettern, oder am duftigen Meer zu spazieren, wo die Wellen wohlig rauschen und das ausatmende Seegras diesen scharfen, fast betäubenden Meeresgeruch verbreitet. Die stillste Einsamkeit und die Weite des Golfs mit seinen fernen Inseln und Küsten ist ganz wunderbar ergreifend, und wohl kann man stunden-

7. Mancherlei für Jung und Alt - S. 267

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
267 erhob und für Jahrhunderte jeden Nebenbuhler überflügelte, hatten andere Städte Toscauas in den Künsten schon Großes und Dauerndes geschaffen. Ja, das mächtige Pisa war es, das in Niccolo Pisano den kühnen und glücklichen Vorboten der künftigen allgemeinen Wiedergeburt der italienischen Kunst hinstellte und das in seiner Domanlage Denkmäler von unver- gleichlicher Bedeutung hinterließ. Fast am Ausgange des Arnothales und nur noch eine Stunde vom Tyrrhenischen Meer entfernt, winken die Kuppeln und Türme der einst gewaltigen und stolzen Freistadt dem erwartungsvollen Wanderer, der sich Pisa nähert, verheißungsvoll entgegen. Schnell erledigt er seine äußeren Angelegenheiten und dann eilt er an die nordwestliche Ecke der Stadt. Hier erblickt sein staunendes Auge den schiefen Turm, den Pracht- bau des Domes, die herrliche Tauskirche dicht nebeneinander auf weitem Plane und hinter ihnen sieht es die Außenmauern des berühmten Fried- hofes. In eine architektonische Anlage tritt man ein, die in ihrer Monu- mentalität und Schönheit, ihrer geschichtlichen Denkwürdigkeit und kunst- geschichtlichen Bedeutung ihresgleichen nicht hat. Andere Gebäudegruppen mögen prächtiger, größer und im einzelnen vollkommener sein, allein würdiger und historischer ist keine. Nur die Ruinen Noms und die Tempel in Pästum muß man nicht mit in Betracht nehmen wollen; aber für das ganze christliche Italien darf man jene Behauptung aufrecht er- halten. Die offenen Thüren des Domes ziehen unwillkürlich in den hohen Bau, und eine vollkommene Freude genießt der Eintretende. Ein Wald schöner, antiker Säulen umfängt ihn, doch wohlgeordnet und einem großen Gedanken dienend; eine lange Perspektive leitet den Blick in die Tribuna, aus deren Wölbung ihm das kolossale Bild des Erlösers, von lichtem Goldgründe umgeben, ein Werk Cimabues, des Vaters der italienischen Malerei, entgegenstrahlt. Wandelt man nun in diesen weiten Räumen betrachtend umher, so erkennt man bald, daß die prächtigen Säulen des Altertums, die hier verwendet wurden, in der bedeutendsten und maß- gebendsten Weise den Eindruck bestimmen. Vier Reihen, durch Bögen ver- bunden, scheiden die fünf Schisse, und noch ein zweites Stockwerk ist angefüllt mit kleineren Säulen. Wie voll muß damals im 11. Jahr- hundert, wo der Bau unternommen wurde, Toscana noch von Römer- werken gestanden haben, wenn man so rauben konnte! Und wie begünstigt war man, wenn man nur die alten Bauwerke zu berauben brauchte, um das beste fertige Material zu gewinnen! Man konnte sich freilich im Gefühle technischer Schwäche noch nicht zur Wölbung des Mittelschiffes entschließen, mußte das Schema des Aufbaues im Mittelschiffe auch über die Öffnungen der Kreuzarme wegführen, so daß der Gedanke des Quer- hauses und Kreuzes sehr verdunkelt wird; man wölbte über der Kreuzung

8. Mancherlei für Jung und Alt - S. 428

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
428 Insbesondere ist dies der Fall, wenn die Heiligkeit des Familienlebens durch den Monarchen einen Glanz erhält, welcher auf die Unterthanen von wohlthätigster Wirkung sein muß. Und in der That konnte nichts Schöneres gedacht werden als das Band, welches den Kaiser an seine Familie knüpfte. Alfred v. Arneth. Zimmersprnch. Das neue Haus ist aufgericht't; Gedeckt, gemauert ist es nicht, ' Noch können Regen und Sonnenschein Von oben und überall herein; Drum rufen wir zum Meister der Welt, Er wolle von dem Himmelszelt Nur Heil und Segen gießen aus Hier über dieses osf'ne Haus. Zuoberst woll' er gut Gedeih'n In die Kornböden uns verleih'n; In die Stube Fleiß und Frömmigkeit, In die Küche Maß und Reinlichkeit, In den Stall Gesundheit allermeist, In dem Keller dem Wein einen guten Geist; Die Fenster und Pforten woll' er weih'n, Daß nichts Unseliges komm' herein, Und daß aus dieser neuen Thür Bald fromme Kindlein springen für. Nun, Maurer, decket und mauert aus! Der Segen Gottes ist im Haus. Ludw. Uhland. Uahira. Kahira ist die bunteste, keckste Mosaik und Musterkarte aller Nationen, Lebensarten und kulturhistorischen Epochen, ein lebendiges Museum von allen möglichen und unmöglichen Formen, Fragmenten, Fetzen und Fratzen der Bildung, der Mißbildung, der Artung, der Ausartung, der Roheit, der Sitte, der Künste, der Wissenschaften, des Heidentums, des Christen- tums, des Mohammedauismus, der verwilderten Civilisation und der Kulturbarbarei. Drei Weltteile berühren sich hier wie mit den Stirnen, und ihre Bewohner, ihre Reisenden, Gelehrten, Abenteurer, Handelsleute, Genies und Weltverbesserer geben sich hier ein Welt-Rendezvous. Es war schon am Sonnenuntergang, als ich von Bulak aus einem galoppierenden Eselchen vor der Lokanda Ludwig im Frankenviertel ankam, und dort bei dem Wirte, einem höchst gutmütigen Österreicher, die dienst- bestissenste und wohlfeilste Aufnahme fand. Bevor ich das Notwendigste in Ordnung gebracht hatte, war es, da die Dämmerung in Ägypten viel kürzere Zeit wie im Norden dauert, schon so finster geworden, daß

9. Beschreibende und lehrende Prosa - S. 69

1889 - Freiburg im Breisgau : Herder
8. Nürnberg. 69 lasen, werden auf einmal lebendig vor uns, sie nehmen etwas Körper- liches und Handgreifliches an, was sie uns näher bringt. Eine deutsche Stadt wie keine zweite in Können und Gesinnung, in Kunst und Gewerbefleiß, ist Nürnberg; mit einer reichen Vergangenheit, die es in Treuen ehrt und mit Verständnis pflegt. Wir alle können ihm nicht genug dafür danken; es erhält uns ein glänzendes Bild dessen, was keine Schilderung uns vormalen und, wenn es einmal dahingegangen, keine noch so geschickte Nachahmung zu ersetzen im stände wäre. Die Stadt ist einzig in ihrer Art, denn sie ist nicht Kopie, sondern Original; und obwohl herabgestiegen von ihrer einstigen Höhe, hat sie rasch eine andere erklommen, die nicht minder achtunggebietend ist und zugleich unser ganzes Herz besitzt. Nicht mehr verteidigt wie in alten Zeiten hinter diesen Mauern Gustav Adolf die Stadt gegen Wallenstein und Tilly, sondern durch diese Thore ziehen friedliche Gäste herein, die willkommen sind, wenn sie es einige Tage sich hier gefallen lassen. Nicht mehr singen die „Meister des Handwerks", noch „arbeiten" sie in „eingeschlossenen Gilden" — die Gewerbefreiheit hat auch diesen Bau zerstört; aber ihre Tabula- turen und Fahnen, ihre silbernen Becher, Jnnungszeichen samt Lade, Schaustück und alledem werden jetzt im Rathause aufbewahrt, „der ver- gangenen Zeit zur Ehr, der kommenden zur Lehr". Nicht mehr sind die Reichskleinodien ausgestellt in der alten Burg Barbarossas; aber mit Ehrfurcht betritt man den Hof mit der 800jährigen Linde, das Schloß und die Halle, den Sitz der ehemaligen Burggrafen von Nürnberg, die Wiege des neuen deutschen Kaisergeschlechtes; dicht aneinander, wie weiter oben in schwäbischen Landen Hohenstaufen und Hohenzollern, grenzt hier das Alte an das Neue, wie wenn durch die Jahrhunderte hin ein ge- heimer Zusammenhang oder Gegensatz bestanden habe, dem es vorher be- stimmt war, sich auszugleichen zur Vollenduug deutschen Wesens. Ein Habsburger war es, Rudolf von Habsburg selbst, der den ersten Zollern- grafen hier eingesetzt; Fehden entstanden daraus, als der Lehensmann wuchs, bittere Kriege zuletzt, und wie lange, lange hat es gedauert bis zu jenem schönen Tage, wo der ehemalige Lehensherr, ein gefeierter, hoch- willkommener Gast im Königsschlosse zu Berlin, unter zwei von dort datierte Verordnungen schrieb: „Gegeben in der Hauptstadt des Deutschen Reiches am 11. September 1872." Die Burg von Nürnberg ist in neueren Zeiten wieder wohnlich hergerichtet worden; König Maximilian Ii. von Bayern und seine Ge- mahlin haben hier oft und gern Hof gehalten. Im Jahre 1866 hat auch der jugendliche König Ludwig hier geweilt. Die Zimmer des Königs und der Königin sind noch vollständig so erhalten, wie sie erstere verlassen haben; und trauliche Zimmer sind es mit gebräuntem Balkenwerke und
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