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1. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 199

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Der Minnesang. 199 Turniere kosteten gar manchem Leben und Gesundheit; sie wurden von Päpsten, Bischöfen und von Koncilien verboten, dauerten aber dessen- ungeachtet fort, bis König Heinrich Ii. von Frankreich durch einen Gra- fen Montgommery 1559 aus Ungeschicklichkeit tödtlich verwundet wurde. Durch den Adel kamen auch die Wappen auf; zuerst waren sie Unter- scheidungszeichen der Krieger, an welchen sie einander erkannten, dann wurden sie erblich und auch von den Städten angenommen; so entstand - eine eigene Wissenschaft, die Heraldik, welche sich mit der Deutung der Wappen beschäftigte. Der Minnesang. Des Ritters Hand führte aber nicht bloß das gewichtige Schwert, sie ließ auch die Harfe klingen zum selbsterfundenen oder erlernten Liede. Das ganze Wesen des Ritterthums in seiner Blüte, wie in seiner Ent- artung spiegelte sich in einer eigenthümlichen poetischen Literatur ab, deren Träger und Pfleger Ritter und Höfe, deren Stoffe ritterliche Tha- ten und Tugenden, Gottes- und Frauenliebe waren; von dieser ritter- lichen oder höfischen Dichtung, die als Kunstpoesie im Gegensätze zur Volksdichtung auftrat, ist uns gar vieles erhalten und höchst wichtig für die Kenntniß der geselligen und sittlichen Zustände wie der politischen Parteien des Mittelalters. Am frühesten erwachte der ritterliche Sang im Gebiete der provenyalischen Sprache, in Südfrankreich und im nord- östlichen Spanien; hier wanderten die Troubadours (Erfinder, von trou- ver; sie waren Dichter und Sänger in einer Person) von Burg zu Burg, von einem Feste zum andern, und fanden allenthalben gastliche Aufnahme, denn ihre Lieder waren die Würze der geselligen Unterhal- tung für Herren und Frauen, und die Vornehmsten suchten ihren Ruhm darin, auch als Dichter zu glänzen oder doch die Dichtkunst auf jegliche Weise zu hegen und zu pflegen. Während Frauenliebe der Grundton der provenyalischen Dichtung war und blieb, wurde in Nordfrankreich und England vorzugsweise die ritterliche Heldendichtung gepflegt, welche theils die Thaten und Sagen von Karl dem Großen, vom König Artus, dem walisischen Helden und dessen Genossen und vom heiligen Gral zu ihrem Mittelpunkte machte, theils Helden der heidnischen Vorzeit, Ale- xander den Großen und Aeneas, zu christlichen Rittern umschuf und besang. Die Kreuzzüge verliehen dem ganzen Leben der Zeit und nament- lich auch der Dichtkunst höhern Schwung und religiöse Weihe, das ferne wunderbare Morgenland in seinen Beziehungen und Kämpfen mit dem Abendland bot der dichterischen Einbildungskraft unerschöpfliche Stoffe; sie brachte aber auch die Völker Europas in gegenseitigen und innigen Verkehr, sie lernten ihre Sprachen, Geschichten und Sagen gegenseitig

2. Geschichte - S. 44

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
44 Alexander. Das griechische Volk hatte nachgerade die Ehre seines Namens so sehr vergessen, daß Griechen gegen Griechen von ihren Erbfeinden, den Persern, Unterstützung annahmen. Darum wurden sie auch tu Bälde die Beute eines schlauen Eroberers, des Königs Philipp von Macedonien, dessen Sohn Alexander ihn noch an Größe und Ruhm überstrahlte. Mit ausgezeichneten Anlagen ausgerüstet erhielt Alexander den größten Weisen damaliger Zeit, Aristoteles, zum Erzieher, den er auch anfangs so sehr liebte, daß er oft sagte: „Meinem Vater verdanke ich nur, daß ich lebe, meinem Lehrer, daß ich gut lebe." Leider machten ihn aber die unerhörten Schmeicheleien seiner Umgebung bald gleichgiltig gegen den ernsten Lehrer nüchterner Weisbeit und bescheidener Tugend, und seine Augen waren frühe auf die glänzenden Thaten gerichtet, die sein Vater in Griechenland vollführte. „Ach, mein Vater wird mir nichts mehr zu thun übrig lassen," hörte man ihn oft schmerzlich ausrufen. Jemand, der seine ungeheure Schnelligkeit im Laufen bewunderte, fragte Um, ob er sich nicht in Olympia sehen lassen wolle. „Ja wenn ich mit Königen um die Wette laufen könnte!" entgegnete er. Die Gesänge des alten griechischen Dichters Homer trug er immer bei sich und hatte sie selbst des Nachts unter seinem Kopfkissen liegen; denn Homer hat ja besonders Krieg und große Helden besungen. Einmal wurde seinem Vater ein wildes Pferd um den ungeheuern Preis von 13 Talenten (au 16,000 Thaler) angeboten. Die besten Reiter versuchten ihre Kunst an ihm; allein es ließ keinen aufsitzen, und Philipp befahl endlich es wegzuführen, da es kein Mensch brauchen könne. Da bat Alexander seinen Vater, ihm das Pferd zu erlauben. Er ergriff dasselbe beim Zügel, führte es gegen die Sonne, da er bemerkte, daß es sich vor seinem eigenen Schatten fürchtete, streichelte es eine Zeit lang, ließ dann unvermerkt seinen Mantel fallen und schwang sich plötzlich hinauf. Alsbald flog das Thier mit ihm blitzschnell davon und alle Zuschauer zitterten für ihn. Als sie aber sahen, daß er wieder umlenkte, und das Roß nach Willkür bald links bald rechts tummelte, da erstaunten sie alle, und Philipp rief mit Frendenthränen,

3. Geschichte - S. 97

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
97 prächtige Bauten aufführen, wie zu Aachen, wo er, gleichsam zum Beweise, daß er vor allem Deutschland augehöre, am liebsteu verweilte. Ueber alles aber giug dem großen Kaiser christliche Bildung, und er erwarb sich unsterbliche Verdienste um Religion und Gesittung der Völker. Ueberall wurdeu neue Bisthümer, Kirchen und Klöster gegründet und reichlich ausgestattet. Zur Verherrlichung des Gottesdienstes ließ er Sänger und Orgelspieler aus Italien kommen und führte einen neuen bessern Kirchengesang unter seinen Franken ein. Er vergnügte sich gerne an frommen, geistreichen Büchern und hegte eine besondere Vorliebe für die Hl. Kirchenväter. Latein sprach er fertig, Griechisch verstand er wenigstens. Er entwarf selbst eine deutsche Sprachlehre nitb sammelte die uralten Lieder von den Thaten der Helden. Sehr wichtig roareu ihm auch die Schulen. Er gründete solche auf allen seinen Hofgütern. Bei einer Prüfung, die er einstens selbst anstellte, lobte er die fleißigen Kinder ungemein; doch fürchterlich ließ er die faulen an, obwohl diese meistens vornehmen Geschlechtes waren, und drohte ihnen mit seinem ganzen Zorne. Karl war von starkem Körperban und erhabener Gestalt. Er hatte eine hohe, klare Stirne und große, lebhafte Augen, die dem Freunde fröhlich, dem Feinde aber furchtbar leuchteten. Im Reiten, Fechten und Schwimmen war er sehr geschickt; jagend trieb er sich in den Wäldern umher und kämpfte mit Wölfen, Bären und Auerochsen. Im Essen und Trinken war er höchst mäßig. Die Pracht tu Kleidern liebte er nicht; er ging im einfachen deutschen Anzuge. Nur ait Reichstagen und hohen Festen erschien er in voller Majestät mit einer goldenen, von Diamanten strahlenden Krone auf dem Haupte, angethan mit entern laugen, herabwallenden Mautel. Er sprach viel und gerne und drückte sich über alles gut aus. Er war mild, bescheiden und gegen alle herablassend und gnädig. Die Religion ehrte er tief im Herzen. Die Kirche besuchte er früh und nachmittags, oft auch am Abend. Sein Almosen ging nach allen Welttheilen, namentlich zum Besten notleidender und bedrängter Christen. In seinem 72. Jahre befiel Karl ein heftiges Fieber. Da er fein Ende herankommen sah, empfing er die hl. Sterbesakramente mit rührender Andacht, hob noch kurz Lesebuch. Vi. f.

4. Dichtung der Neuzeit - S. 423

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 54. Die moderne Literatur. Emanuel Geibel. 423 Und wie er so in läuterndem Gedichte Die Sehnsucht ausgoß seiner ganzen Zeit, Ward ein lebendig Buch ihm die Geschichte, Und Zukunft lehrt' ihn die Vergangenheit; Er sah des Gottes wandelnde Gerichte Im Kampf der Völker, in der Geister Streit, Und, aus der Leidenschaften Schuld und Sühne Das Schicksal deutend, meistert' er die Bühne. Hier war sein Reich. Genährt vom Wein der Alten, Wie strebt' er kühn mit Adlersflug hinaus! Doch g'nügt' ihm nicht der strenge Wurf der Falten, Die scharf umrissne Form des Gliederbaus; Selbst ewig lodernd, füllt er die Gestalten Mit seiner Brust erhabnem Pulsschlag aus; Des eignen Denkens Tiefsinn lieh er ihnen. Daß sie uns nah und doch wie hoch erschienen! Und weil des deutschen Lebens tiefster Bronnen Geheimnisreich ihm in der Seele stoß, Und weil in jedes Werk, das er begonnen, Er diese Seele voll und flutend goß: So war ihm bald des Volkes Herz gewonnen, Das stolz in ihm sein bestes Selbst genoß Und, ob es andre fromm bewundern mochte, Für keinen wie für ihn in Liebe pochte. Er aber schritt, den Blick gewandt nach oben, Den Pfad des Ruhms mit nur beschwingterm Gang; In Bildern, reich und reicher stets verwoben, Enthüllt' er uns der Weltgeschicke Drang, Und wie von Schwanenstttichen gehoben Zur Leier schwebte rauschend sein Gesang! Rastlos geschürt, ach nur zu rastlos! glühte Ihm der Begeistrung Feuer im Gemüte. Ach, wie der Baum, den Blüten stets umkleiden. Am eignen Reichtum hinstirbt vor der Zeit: Zu früh erlag er dem verborgnen Leiden, Ein Opfer, das sich achtlos selbst geweiht; Doch sein erlöschend Auge sah im Scheiden Den Sonnenaufgang der Unsterblichkeit: Er ging nur hin, um aus des Todes Wehen In Millionen Herzen zu erstehen.

5. Dichtung der Neuzeit - S. 471

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
54. Die moderne Literatur. Detlev von Liliencron. 471 „Ich fei/ dich nicht, ich höre dich nicht, Das ist alles, was ich kann. Ein Douglas vor meinem Angesicht Wär' ein verlorener Mann." König Jakob gab seinem Roß den Sporn, Bergan ging jetzt sein Ritt, Graf Douglas faßte den Zügel vorn Und hielt mit dem Könige Schritt. Der Weg war steil, und die Sonne stach, Und sein Panzerhemd war schwer. Doch ob er schier zusammenbrach, Er lies doch nebenher. „König Jakob, ich war dein Seneschall, Ich will es nicht sürder sein, Ich will nur warten dein Roß im Stall Und ihm schütten die Körner ein. „Ich will ihn: selber machen die Streu Und es tränken mit eigner Hand, Rur laß mich atmen wieder aufs neu Die Luft im Vaterland. „Und willst du nicht, so hab' einen Mut, Und ich will es danken dir, Und zieh dein Schwert und triff mich gut Und laß mich sterben hier." König Jakob sprang herab vom Pferd, Hell leuchtete sein Gesicht, Aus der Scheide zog er sein breites Aber fallen ließ er es nicht. sschwert, „Nimm's hin, nimm's hin und trag es Und bewache mir meine Ruh', sneu Der ist in tiefster Seele treu, Wer die Heimat liebt wie du. „Zu Roß, wir reiten nach Linlithgow Und du reitest an meiner Seit', Da wollen wir fischen und jagen froh Als wie in alter Zeit." Detlev von Liliencron (geb. 1844). Detlev von Liliencron wurde geb. am 3. Juni 1844 zu Kiel, widmete sich dem Militärdienst und nahm als Offizier an den Feldzügen von 1866 und 1870—1871 teil. „Schulden und Wunden halber" nahm er als Hauptmann den Abschied, lebte meist in Altona und seit 1901 in Alt-Rahlstedt bei Hamburg. Er gilt als das Haupt des „jüngsten Deutschland" und ist jedenfalls der bedeutendste unter den reali- stischen Lyrikern der Neuzeit, hervorragend durch reiche lyrische Begabung, eigenartige Kraft und kecke Sicherheit und nicht minder durch Glanz der Sprache und des Rhythmus. Seine Stimmungs-, seine Natur- bilder sind meist eigenartig schön und frisch. Aber nicht selten verfällt er in einen gesuchten burschikosen Ton und verliert sich auch in Gebiete, die mit edler Poesie in Widerstreit stehen. So erregt er bei dem einen Be- wunderung und Begeisterung, bei dem andern Abneigung und Bedauern. Am gelungensten sind seine „Adjutantenritte" und seine Ge- dichte, wie auch seine Kriegsnovellen. Seine übrigen Novellen, seine Romane und Dramen zeigen zwar einzelne Schönheiten, es fehlt ihnen aber künstlerische Einheit und geschlossene Vollendung.

6. Mancherlei für Jung und Alt - S. 253

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
253 mundeten beteiligte; oder sei es auf jenem einsamen Spazierritte vor Augsburg, wo er in einem Hohlwege einen plötzlich schwer erkrankten Bettler antraf, vom Pferde stieg, dem Kranken einen Labetrunk reichte, sein kaiserliches Oberwams anszog, um den vor Kälte Zitternden damit zu bedecken, und dann eiligst zur Stadt zurückritt, um einen Priester zu holen, der dem Sterbenden die letzten Tröstungen der Religion bringen sollte. Schon Maximilians äußere Erscheinung war fesselnd und wohl- thuend: seine edle Gestalt, sein fester sicherer Gang, der Adel und die Würde in all seinen Bewegungen, der Ausdruck unverkümmerten Wohl- wollens aus seinem Antlitze, die unversiegbare Heiterkeit seines reinen Gemütes und seine herzgewinnende Rede, die manchen feindlich Gesinnten oft bei der ersten Begegnung versöhnte. Als er einmal beim Empfange seiner Gemahlin Maria von Burgund in Gent seinen Einzug hielt, „auf hohem braunen Roß, alle überragend, in glänzender silberner Rüstung, unbedeckten Hauptes, seine reichen blonden Locken in einen Kranz von Perlen und Edelsteinen gefaßt", da schrieb ein Anwesender: „Welch eine prächtige Erscheinung! Maximilian ist so jugendlich frisch, so männlich kräftig, so strahlend vor Glück, daß ich nicht weiß, was ich mehr be- wundern soll, ob seine blühende Jugend, oder seine Kraft, oder sein Glück. Man muß ihn gern haben, den glänzenden Mann." Man muß ihn ebenso gern haben, wenn man ihn im einfachen grauen Jagdrock, den Stulphut auf dem Kopf, mit Stegeisen, Armbrust und Jägerhorn versehen, die höchsten Gebirge und Felsschluchten Tirols durchwandern sah, oder ihn ein trauliches Gespräch mit einem vorübergehenden Bauer anknüpfen hörte, oder wenn er bei geselligen Vergnügungen, etwa in Frankfurt oder Ulm, in launiger Rede mit den Bürgern oder Bürgers- töchtern scherzte und es den Patricierfrauen nicht verübelte, daß sie, die von seiner baldigen Abreise gehört, ihm Stiefel und Sporen versteckten, damit er noch einen Tag länger bleibe und auch den morgigen Tanz mit der Königin des Festes eröffne. Maximilian war in seinem ganzen Wesen und Thun das gerade Widerspiel seines trägen und unschlüssigen Vaters. Während Friedrich am liebsten stets in den breiten Geleisen des privilegierten Herkommens fortging und aus Scheu vor Verantwortlichkeit jede durchgreifende Maß- regel vermied, fühlte Maximilian den lebendigen Trieb in sich, „für eine neue jugendliche Zeit Kraft und Leben einzusetzen, alle geistig Hochstreben- den zu ermuntern und zu fördern, alles gute und bewährte Alte zu ehren, zu erhalten und neu zu befestigen, dagegen alles wirklich Veraltete zu entfernen. Seine Wißbegierde war unbegrenzt, und er lernte ebenso leicht Geschütze gießen und bohren und Harnische anfertigen, als er das Studium der Geschichte, Mathematik und Sprachkunde betrieb. Wie als

7. Mancherlei für Jung und Alt - S. 370

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
370 Vorüberschreiten durch den frechen Frager aufgehalten worden. Mit seiner erhabenen Langmut hat er ihn angehört; aber die Arglist klar erkennend, wirft er nun aus den großen durchdringenden Augen einen Blick auf ihn, der unwiderstehlich ist. Kein Zorn, keine Aufwallung in den edlen bleichen Zügen; vielleicht zuckt nur eine Regung schmerzlichen Befremdens über all die Bosheit um den schönen Mund. Diesen Aus- druck begleitet die fein geformte Hand mit höchst bezeichnendem Gestus, wie denn in den beiden einander begegnenden Händen derselbe physiogno- mische Kontrast nachklingt, der in den beiden Köpfen mit solcher Meister- schaft ausgeprägt ist. Der geistige Sieg des Edlen über das Gemeine, so kann man den Inhalt dieses Bildes bezeichnen. Der geistige; denn daß der physische wie immer auf seiten der brutalen Gewalt sein wird, verrät uns eben- falls die rohe Energie des Pharisäers, dem nur gelassene Hoheit entgegen- gesetzt wird. Von der zarten Durchführung, welche Tizian diesem Bilde gegeben, sprachen wir schon andeutend. Mit Bewunderung verfolgt man die detaillierende Feinheit, mit welcher der volle Bart und das lockige Haupt- haar Christi, sowie der kurze, struppige Haarwuchs des Pharisäers, ebenfalls als Elemente feiner Charakteristik, durchgeführt find. Damit verbindet sich aber die volle Klarheit und Glut des Kolorits, welches Tizian eigen ist. Die wenigen Hauptfarben, das rote Gewand und der blaue Mantel Christi werden durch die tiefen goldbraunen Töne des Pharisäers zu prächtigem Accord verbunden. Am Halssaume des Gewandes, mit welchem letzterer bekleidet ist, hat Tizian seinen Namen angebracht, eine Auszeichnung, die er nur wenigen seiner Werke verliehen. Wilhelm Lübke. Die Entdeckung des Salzes. (Morgenländische Sage.) Jlak, ein Stammvater der Türken, In dem Lande, das sich erstreckt Weithin ober dem Oxus hinten, Hat des Salzes Gebrauch entdeckt. Vor den Füßen lag es den Leuten, Das Gesild war davon bedeckt, Aber es in den Mund zu nehmen: Keiner hätte sich das erkeckt; Nur die klügeren Schafe haben Zur Verdauung es aufgeleckt. Aber Jlak hat eiuen Braten An den Bratspieß eben gesteckt, Abgeschnitten ein Stück, und seinen Hunger damit zu stillen bezweckt;

8. Beschreibende und lehrende Prosa - S. 81

1889 - Freiburg im Breisgau : Herder
3. Laokoon. 81 bewegen soll, so muß ein vorübergehender Moment gewählt sein; knrz vorher darf kein Teil des Ganzen sich in dieser Lage befunden haben, kurz nachher muß jeder Teil genötigt sein, diese Lage zu verlassen; dadurch wird das Werk Millionen Anschauern immer wieder neu lebendig sein. Um die Intention des Laokoon recht zu fassen, stelle man sich in gehöriger Entfernung, mit geschlossenen Augen davor; man öffne sie und schließe sie sogleich wieder, so wird man den ganzen Marmor in Bewegung sehen, man wird fürchten, indem man die Augen wieder öffnet, die ganze Gruppe verändert zu finden. Ich möchte sagen, wie sie jetzt dasteht, ist sie ein fixierter Blitz, eine Welle, versteinert im Augenblicke, da sie gegen das Ufer anströmt. Dieselbe Wirkung entsteht, wenn man die Gruppe nachts bei der Fackel sieht. Der Zustand der drei Figuren ist mit der höchsten Weisheit stufen- weise dargestellt: der älteste Sohn ist nur an den Extremitäten verstrickt, der zweite öfters umwunden, besonders ist ihm die Brust zusammen- geschnürt; durch die Bewegung des rechten Armes sucht er sich Luft zu machen, mit der Linken drängt er sanft den Kopf der Schlange zurück, um sie abzuhalten, daß sie nicht noch einen Ring um die Brust ziehe; sie ist im Begriffe, unter der Hand wegzuschlüpfen, keineswegs aber beißt sie. Der Vater hingegen will sich und die Kinder von diesen Um- strickungen mit Gewalt befreien, er preßt die andere Schlange, und diese, gereizt, beißt ihn in die Hüfte. Um die Stellung des Vaters sowohl im ganzen als nach allen Teilen des Körpers zu erklären, scheint es mir am vorteilhaftesten, das augen- blickliche Gefühl der Wunde als die Hauptursache der ganzen Bewegung anzugeben. Die Schlange hat nicht gebissen, sondern sie beißt, und zwar in den weichen Teil des Körpers, über und etwas hinter der Hüfte. Die Stellung des restaurierten Kopfes der Schlange hat den eigentlichen Biß nie recht angegeben, glücklicherweise haben sich noch die Reste der beiden Kinnladen an dem hintern Teile der Statue erhalten; wenn nur nicht diese höchst wichtigen Spuren bei der jetzigen traurigen Veränderung auch verloren gehen! Die Schlange bringt dem unglücklichen Manne eine Wunde an dem Teile bei, wo der Mensch gegen jeden Reiz sehr empfindlich ist, wo sogar ein geringer Kitzel jene Bewegung hervorbringt, welche wir hier durch die Wunde bewirkt sehen: der Körper flieht auf die entgegengesetzte Seite, der Leib zieht sich ein, die Schulter drängt sich herunter, die Brust tritt hervor, der Kopf senkt sich nach der berührten Seite; da sich nun noch in den Füßen, die gefesselt, und in den Armen, die ringend sind, der Überrest der vorhergehenden Situation oder Handlung zeigt, so entsteht eine Zusammenwirkung von Streben und Fliehen, von Wirken und Leiden, von Anstrengungen und Nachgeben, die vielleicht unter keiner andern Hense, Lesebuch, m. 6

9. Beschreibende und lehrende Prosa - S. 519

1889 - Freiburg im Breisgau : Herder
Vi. Das Hildebrandslied ein Kleinod altdeutscher Dichtung. 519 Heiße Vaterliebe und das brennende Gefühl der Ehre, die dem Helden über alles geht, toben darin und zerren den vor innerem Schmerze in stöhnende Jammerlaute Ausbrechenden hin und her. Die Ehre siegt, sie heischt den Kampf, kostet es auch das Blut des einzigen geliebten Sohnes. In Wahrheit eine Scene, wie sie packender, erschütternder, herzzerreißen- der nicht gedacht werden kann, wie sie nur wenige dichterische Schöpfungen zu bieten vermögen. Und nun geschieht das Entsetzliche. Ein wütender Kampf bricht los. Waffen blitzen und sausen, und furchtbar sind ihre Wirkungen. Den Ausgang erfahren wir leider nicht, weil das Ende des Liedes nicht erhalten ist. Der Verlust ist jedoch zu verschmerzen, da wir das, was den Höhepunkt des Gedichtes ausmacht und ihm seine Groß- artigkeit und seinen Hauptwert verleiht, die Schilderung des innern Seelenkampfes, glücklicherweise ganz besitzen. Wird unsere Aufmerksamkeit auch vorzugsweise durch die Personen und die Handlung, welche sozusagen den Vordergrund des Liedes aus- machen, in Anspruch genommen, so erfahren wir auch noch manches andere, was der Beachtung wert ist. Auch die Schicksale Dietrichs von Bern und seines Feindes Otaker erhalten in dem Liede hinreichende Beleuchtung. Jener ist in einem Kampfe gegen diesen unterlegen, freilich im Wider- sprüche mit der Geschichte; er zieht an den Hof Etzels, der, wie wir aus dem „Nibelungenliede" wissen, in der Sage als eine Zufluchtsstätte für alle unglücklichen Landesflüchtigen und zugleich als Schauplatz ihrer wei- teren Heldenthaten gilt. Otaker ist der glückliche Sieger und hat ein starkes, wohlgeschütztes Reich gegründet. Dietrich ist ein echter germa- nischer Volkskönig, der seinen Unterthanen mehr Freund als Herrscher ist; aber auch Otaker ist ein Mann, von dem man, nach dem Verfahren gegen Hildebrands Familie zu rechnen, für das Verhältnis zu seinen Unter- thanen nur das Beste annehmen darf. So entfaltet sich denn im Hinter- gründe des Liedes ein bemerkenswertes Stück germanischer Geschichte. Nicht minder ansprechend ist, was dasselbe über die Zustände und Sitten dieses Zeitabschnittes, namentlich über die Mittel und den Brauch des Kampfes, zu melden weiß. Lanzen mit eschenen Schäften, Kampfbeile von Stein und Schwerter sind die Angriffs-, Ringpanzer und Schilde von Lindenholz sind die Verteidigungswaffen, goldene Armringe dagegen ein gesuchter Schmuck des Kriegers. Zuerst werden die Lanzen geworfen, dann stürmt man mit Beil und Schwert gegeneinander. Ziel des Kampfes ist der Tod des Feindes, Lohn desselben seine erbeutete Rüstung. Der Zweikampf der Anführer inmitten der feindlich gegenüberstehenden Heere ist ein beliebtes Mittel, einen Krieg zum Austrage zu bringen. Alle diese Dinge erregen doppeltes Interesse, wenn mau sich erinnert, daß die Kampfsitten der Helden der Homerischen „Ilias" fast dasselbe Bild dar-

10. Beschreibende und lehrende Prosa - S. 515

1889 - Freiburg im Breisgau : Herder
Vi. Das Hildebrandslied ein Kleinod altdeutscher Dichtung. 515 Zur Erreichung möglichst großer Lebendigkeit wendet der Dichter eine große Zahl verschiedener Figuren an. Mit Vorliebe benutzt er die volkstümliche Allitteration, wie: „Mit Siitg und Sang, mit Kling und Klang"; „Lisch ans, mein Licht!" „Schürze, spring und schwinge dich!" u. s. w. Desgleichen finden wir die Assonanz, wie: „Zerschlug den Busen und zerrang die Hand"; „Horch, Glockenklang! Horch, Totensang!" „Still Klang und Sang — die Bahre schwand — " Auch Anaphora, Epiphora, Onomatopöie, wie namentlich das wiederholte: „Und hurre, hurre, hopp, hopp, hopp Ging's fort in sausendem Galopp, Daß Roß und Reiter schnoben, Und Kies und Funken stoben!" sind mehrfach mit besonderem Nachdrucke benutzt worden. Die Wirkung des Klanges ein- zelner Vokallaute zeigt namentlich Strophe 23 und des Klanges ganzer Wörter Strophe 13, 25 und 26. So sind die musikalischen Elemente der Sprache, die kräftig und mit wirkungsvollem Wohllaute hervortreten, vom Dichter mit großem Geschicke in Anwendung gebracht. Stoff, Anlage und Form machen daher die Ballade zu einem wahren Kunstwerke, welches seine Geltung schon mehr als hundert Jahre uner- schütterlich behauptet hat und noch fürder behaupten wird. Mit Recht sagt daher A. W. Schlegel: „Diese Ballade allein würde dem Dichter schon die Unsterblichkeit sichern, und wenn er sonst nichts weiter gedichtet hätte. Sie bleibt immer Bürgers Kleinod, der kostbare Ring, wodurch er sich der Volkspoesie, wie der Doge von Venedig dem Meere, für immer antraute." Vi. Das Hildebrandslied ein Kleinod altdeutscher Dichtung. Disposition. A. Das Hildebrandslied ist der einzige nennenswerte Nest der altdeutschen Dichtung vor 800. 13. Thema: Das Hildebrandslied ist ein Kleinod altdeutscher Dichtung: I. Wegen seines Inhaltes. 1. Vordergrund desselben: a) Die handelnden Personen: a) ihre bisherigen Schicksale; ß) ihr Charakter. b) Die Handlung: «) Beweggrund derselben; ß) die Handlung selbst. 33
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