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1. Erdkunde - S. 316

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 316 — er sich keine Rechenschaft zu geben. Zuerst ist es der ungeheure Maßstab der Riesenbäume, welcher uns in Erstaunen setzt, sodann die gänzliche Verschiedenheit der Pflanzenwelt dieser Wälder von der unseres Erdteils. Wo wir in der Heimat einen blühenden Stranch oder einen Obstbaum in anmutiger Farbenpracht erblicken, da finden wir hier blühende Banmkolosse, deren Höhe die der heimatlichen um das Doppelte, ja selbst Dreifache übertrifft, während ihre Blüten den größten Blumen unserer Prachtgärten an die Seite gestellt Bild 104. Urwald in Brasilien. werden können. Dazu sprossen sie in einer solchen Fülle hervor, daß das ganze Laubdach des Baumes sich oft in ihre Farben zu kleiden scheint. Besonders sind es jene Bäume mit prachtvollen lila oder weißen Blüten, welche ungemein viel zur Zierde der Wälder beitragen, indem sie sich von dem mannigfachen Grün des Laubes unterscheiden. Jeder Baum hat seinen eigentümlichen Wuchs, sein eigenes Lanbwerk und sein von den benachbarten Bäumen ver- schiedenes Grün. Riesige Gewächse, den verschiedensten Arten an- gehörend, verschlingen ihre Zweige und erzengen ein Gemisch des verschiedenartigsten Laubes. Gleich gewaltigen Säulen erheben sich

2. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 116

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
116 Das Altertum. weiter ausgebildet und ein wichtiger Teil der griechischen Geschichte im Munde des Volkes erhalten wnrde. Hesiod pflegte das Lehrgedicht. Aeschflus, Sophokles und Euripides unterhielten das Volk durch ihre Trauerspiele und Aristophanes durch seine Lustspiele in den Theatern. Auäkreou ergötzte die Gemüter durch seine Lieder, Tirtäus begeisterte durch seine kriegerischen Gesänge die Streiter zum Ruhme und zu Schlachten. Die olympischen und pythischen Sieger feierten Pindar und Simonides in ihren Hymnen. Herodot und Thnky-dides waren die vorzüglichsten Geschichtsschreiber des Volkes. Viele Männer waren bekannt durch ihr eifriges Streben nach Weisheit. Die Liebhaber der Weisheit (Philosophen), wie man sie nennt, beschäftigten sich damit, über den Urgrund alles dessen, was da ist, und dessen Ordnung und Bestand nachzudenken und das Ergebnis ihrer Forschungeu ihren Schülern mitzuteilen. Vor allen waren es die sieben Weisen, die mit hoher Achtung genannt wurden. Als Griechenland bereits schon am Sinken war, wurde Sokrates ein Opfer seiner Überzeugung. Die Schriften seines Jüngers Plato und dessen Schülers, des Aristoteles, hielt mau über 1000 Jahre für die Grundlage aller Wissenschaft. Doch auch die Naturwissenschaft, die Arzneikunde, die Mathematik, die Redekunst und andere Wissenschaften fanden ihren berühmten Vertreter. Namentlich haben Pythagoras, Archimödes und Euklid der Mathematik ihre wissenschaftliche Grundlage gegeben. 119) Dessenungeachtet hatte auch das griechische Altertum seine gewaltigen Schattenseiten, die ohne äußere Bedrängnis und ohne innere Zwistigkeiten den Verfall — wenn mich später — hätten herbeiführen müssen. Das Wohl des Staates stand höher als das Recht des einzelnen Bürgers, da doch der Staat nur dann bestehen kann, wenn die Rechte der einzelnen gewahrt werden. Wurden die Frauen auch nicht so tief erniedrigt, wie bei den asiatischen Völkern, so war ihr Einfluß und ihre Würde doch nicht geschätzt. Ebensowenig hatten die Kinder dem Vater gegenüber ein Recht. Auch eine Art von politischem Kastenwesen herrschte, da nicht alle Einwohner in den Staaten gleiche Rechte hatten, sondern das Maß sehr verschieden war. Der Handel war vielen Beschränkungen unterworfen und große Zölle hemmten den Verkehr. Die Gesetze waren nur wenigen bekannt und wurden deshalb nach Willkür ausgelegt. An die Stelle der Oligarchie trat vielfältig eine Pöbelherrschaft, die den Staat der besten Bürger beraubte. Die unsinnige Wut, Denkmale und Kunstwerke zu errichten, entzog dem Handel und Wandel ungeheure Summen,

3. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 435

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 159. Unruhen in Spanien. Erster und zweiter italienischer Krieg. 435 der zuerst in den Niederlanden regierte, niederländische Staatsmänner mit nach Spanien brachte und ihnen die wichtigsten Stellen anvertrante. Auch die kastilischeu Städte erhoben sich und begehrten ihre alten Freiheiten, die sie besaßen, ehe sie mit den übrigen Königreichen vereinigt wurden. Diese Unruhen wurden erst unterdrückt, als der Adel sah, daß auch sein Einfluß sinke, und deshalb den Kaiser ernstlich unterstützte. Vorzüglich aber beschäftigten den Kaiser die Kriege mit Frankreich und die Händel mit dem Papste. 440) Franz I., welcher erbittert war, daß er bei der Bewerbung um die Kaiserkrone unberücksichtigt blieb, hatte M a i-land erobert und suchte auch alte Ansprüche hervor, um Rechte auf Neapel geltend machen zu können. Allein Mailand war ein deutsches Neichstehen, und der französische Einfluß war für Karl ebenso gefährlich, als die spanische Macht für Frankreich bedrohlich war. Karl vereinigte sich deshalb mit Heinrich Viii. von England und dem Papste, und es kämpften Engländer in den Niederlanden und Spanier und Deutsche in I t a l i e n gegen Franz I., welcher mit Venedig und der Schweiz ein Bündnis eingegangen hatte. Nicht nur wurde Mailand deu Franzosen wieder abgenommen, sondern diese mußten nach der Schlacht bei Bicocca Italien räumen. Nun verfuhr aber der isw. Kaiser angriffsweise und trug den Krieg auf französischen Boden. Die Kaiserlichen drangen in die Provence ein, wurden aber aus Frankreich hinausgeworfen. Franz verfolgte sie selbst nach Italien , wurde aber in der Schlacht von Pavia gesangengenorn-1525. men und nach Madrid abgeführt. Dort blieb er über ein Jahr, bis er eidlich gelobte, allen Ansprüchen auf Italien zu entsagen und Burgund an Karl herauszugeben, welchen Eid er jedoch nicht hielt. 441) Die glücklichen Erfolge, welche Karl Y. errang, beunruhigten jedoch deu Papst und die italienischen Fürsten, und dieselben schlossen unter sich und mit Franz I. ein Bündnis. Dies nahm der kaiserliche Feldherr in Italien, Karl von Bourbon, ein französischer Prinz, zum Vorwande und zog, ohnejüefehl vom Kaiser erhalten zu haben, vor Rom, erstürmte die Stadt und gab sie der Plünderung seiner Soldaten preis, die lauge Mangel an Lebensrnitteln gelitten und keinen Sold empfangen hatten. Die Soldaten hausten wie Türken. Der Papst selbst geriet in Gefangenschaft und mußte sich loskaufen. Aber Karl von Bourbon, der selbst eine Sturmleiter anlegte, war auch einer der ersten, der von einem Schusse niedergestreckt wurde. Er war schon tot, ehe Rom im Besitze der

4. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 646

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
646 Unsre Zeit. eine so freisinnige Verfassung auf so friedlichem Wege dnrch-1789. geführt wurde. Nach dieser Verfassung von 1789 bildeten die 13 Provinzen, welche sich einander angeschlossen hatten, einen Bundesstaat unter einem Bundespräsidenten, dem ein Kongreß beigegeben ist, der ans einem Senate und einem Repräsentantenhause besteht. Der erste Präsident, Washington, hatte einen schweren Stand, denn er hatte nicht nur die Verwaltung und die Rechtspflege zu regeln, sondern auch für die Mittel zu sorgen, wodurch die Staatsschuld abgetragen werden sollte, und ein Staatseinkommen herzustellen. Allein der erste Präsident sowohl, als seine Nachfolger erleichterten sich ihren Stand durch die Aufrechthaltung einer strengen Neutralität in den Konflikten der europäischen Mächte. Diese Neutralität wurde Staatsgrundsatz. Dagegen stellte James Monroe (Monro), 1824. der fünfte Präsident, den Grundsatz auf, daß nicht nur keine europäische Macht sich in amerikanische Angelegenheiten mischen dürfe, sondern daß auch keine befugt sei, in Amerika neue Kolonien zu gründen ober die, welche sie bereits besitze, zu ertvei-1803. tern (Monroe-Doktrin). Durch den Ankauf von Louisiana wurde der Flüchenraum der Union beinahe verdoppelt. 644) Ungeachtet der Neutralität wurden die Vereinigten Staaten doch in die Streitigkeiten zwischen Frankreich und 1807. England verwickelt, und ihr Handel litt so sehr, daß sie 1807 die eigenen Häfen freiwillig sperrten, um das Eigentum der amerikanischen Bürger vor der Kaperet zu sichern. So hart dieser Schritt war, so hatte er bei den praktischen Amerikanern doch eine gute Folge, nämlich die Steigerung der einheimischen Industrie. Mit England kamen die Vereinigten Staaten wegen Aus-1812- dehnung des Territoriums zu Land sowohl, als zur See in Krieg. 1814' Die Engländer hatten sogar die Bundeshauptstadt Washington De- wieder in Besitz bekommen, aber im Frieden zu Gent gab Eng-3i8u.1 land alle Eroberungen wieder heraus, und die Amerikaner verpflichteten sich nur, den afrikanischen Negerhandel aufzugeben und zu dessen Unterdrückung mitzuwirken. Handelsverträge zwischen England und den Vereinigten Staaten verschafften dem Verkehr bald wieder eine entsprechende Ausdehnung. 1832. 645) Seit 1832 kam die Frage über die Fortdauer der Skla- verei, welche in den südlichen Provinzen bestand, in Anregung. In den Nordstaaten fanden die Menschenrechte eher ihre Anerkennung , während die Südstaaten, deren weitläufige Zucker-, Kassee-, Reis-, Baumwollen- und Tabakpflanzungen von Negern bebaut wurden, das Sklavenhalteit als unentbehrlich ansahen. Die 1848.Frage wurde wichtiger, als Kansas (1856) und Kalifornien

5. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 567

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 206. Die Konsulate. 567 Suwarow geschlagen, M a cdonald am 17., 18. und 19. Juui bei Piacenza von den vereinigten Österreichern und Russen unter Melas und Suwarow. 4 Graf Peter Alexei Suwarow, einer der berühmtesten Feldherren Rußlands, zeichnete sich schon im siebenjährigen Kriege ans, kämpfte in Polen und am Kaukasus. Durch die Erstürmung des festen Lagers bei Praga beendete er den polnischen Krieg und wurde Feldmarschall. Er siegte über Macdonald an der Trebia, über Moreau bei Novi und wurde in den Fürstenstand mit dem Beinamen Jtalienski erhoben. Innerhalb zwei Monaten hatte er in Italien alle von den Franzosen besetzten Städte und Festungen weggenommen. Später wurde er zum Generalissimus aller russischen Armeen ernannt. Er starb am 18. Mai 1800. Jean Baptist Jonrdan, der Sohn eines Chirurgeu von Limoges, hatte in der Jugend einige Feldzüge in Amerika mitgemacht, brachte es bis zum Marschall vou Frankreich und wurde vou Napoleon in den Grafenstand erhoben. Er starb erst 1830 als Gouverneur der Invaliden. 93a r t h eleint) Jonbert, Obergeneral der italienischen Armee, fiel in einem Tressen gegen Suwarow (1799). Er staub in hoher Achtung wegen seiner Rechtlichkeit, roähmtb Massen«, der nachmalige Fürst von Eßlingen, einer der größten Diebe war, welche die französische Armee hatte. Er plünderte namentlich Rom mit seinen Helfershelfern und trieb es so arg, daß die Offiziere um Abschaffung der Räubereien und Erpressungen nachsuchten (1798). Jean Victoire More an war nach Bonaparte der größte General Frankreichs und ist bekannt durch seinen meisterhaften Rückzug durch das Hölleuthal und seinen Sieg bei Hohenlinden. Er kam aber in Verdacht bonrbonischer Gesinnung und würde ans Frankreich verbannt. Er begab sich nach Norbamerika, kehrte aber von bet zurück, um an dem Sturze Napoleons zu arbeiten und würde Generalabjntant des Kaisers Ale raub er von Rußlaub. Auf dem Rückzüge nach bet Schlacht von Dresden zerschmetterte ihm eine Kanonenkugel beide Beine. Er starb am 2. Sept. 1813. Seine Witwe erhielt von Ludwig Xviii. den Titel M a r-s ch a l l i n. 5. Am 10. Nov. tagten der Rat der Alten und der Rat der Fünfhundert in St. Elottd. Napoleon erschien im Rate der Alten lind trug aus eine Änderung der Konstitution an, was auch genehmigt wurde. Als er aber im Rate der Fünfhundert erschien, dessen Präsident sein Bruder Lucian Bonaparte war, rief man: „Nieder mit dem Diktator! Der Tyrann ist außer dem Gesetze erklärt." Lucian verließ nun bett Saal, klagte vor den Truppen bett Rat bet Fünshunbert des Verrates an, und Bonaparte ließ benselbeu btttch seine Grenabiere auseinanberjagen. § 206. Die Konsulate. (1799—1804.) 568) Als erster Konsul fesselte Bonaparte das Glück von neuem an seine Fahnen. Da England die ihm gestellten Frie-densbedingnngen ansschlng, so umrde ihm ebenfalls der Krieg er-

6. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 294

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
294 Die mittlere Zeit. daß nicht nur an den Dom- und Klosterkirchen Schulen errichtet, sondern daß auch die Pfarrer Unterricht erteilen, und daß die Eltern ihre Kinder in die Schulen der Pfarrer schicken sollten. Besonders lag ihm die Pflege der deutschen Sprache am Herzen, weshalb er auch den Geistlichen einschärfte, in derselben die Gläubigen zu unterrichten. Aus Italien ließ Karl Künstler kommen, Sänger, um durch sie den Gottesdienst zu verherrlichen, und Baumeister, um Brücken über deu Rhein zu erbauen und die herrlichen Pfalzen (palatia) zu Aachen, Ingelheim und an andern Orten aufzuführen. Da er selbst in seiner Jugend wenig gelernt hatte, so suchte er als Kaiser das Versäumte nachzuholeu und lernte noch in spätern Jahren Schreiben und sogar Griechisch. Für seine Kinder und die Kinder seiner Diener und Beamten errichtete er eine eigene Hofschule (schola palatina), wohnte oft selbst dem Unterrichte bei und belobte die Fleißigen, während er die Unfleißigen und Ungeschickten durch herben Tadel beschämte. 303) In Karl erblicken wir aber nicht nur den glücklichen Krieger und ausgezeichneten Staatsmann, sondern auch als Mensch und als Christ erscheint er uns wahrhaft königlich und groß. Einfach in seinen Sitten, mäßig in seiner Lebensweise, arbeitsam und thätig, hatte Karl den aufrichtigen Eifer, feine Völker glücklich zu machen. Damit verband er eine wahre und ungehenchelte Frömmigkeit und tiefe Ehrfurcht vor der Kirche und ihren Dienern. Er war freigebig gegen die Armen, ein Beschützer der Witwen und Waisen und ein Vater seiner Unterthanen. Wenn er auch nicht frei war von manchen Fehlern, die seinen glänzenden Charakter einigermaßen verdunkelten, so muß mau eben bedenken, daß auch die größten Männer die Kinder ihres Jahrhunderts sind und sich wohl über ihre Zeit erheben, aber nicht von allen Man-8i4. geln ihrer Zeit sich freimachen können. Karl starb 814 in Aachen im siebzigsten Jahre seines Alters, im dreiundvierzigsten seiner Alleinherrschaft, nachdem er vierzehn Jahre die Kaiserkrone getragen. Im Dome zu Aachen wurde er in vollem kaiserlichem Schmucke beerdigt. Anmerkungen. 1. Das Reich Karls d. Gr. erstreckte sich bei seinem Tode von Un-teritalien bis an die Eider (Grenze von Dänemark), und vom Flusse Ebro in Spanien bis nach Ungarn. Außer der Ostmark errichtete Karl noch die wendische, die thüringische, die mittel-elbische und die sächsische Mark unter eigenen Markgrafen. 2. Der Sendgrafen waren es in der Regel zwei, ein Graf und ein Bischof oder Abt, welche miteinander abgeordnet wurden, um die Oberaufsicht zu führen. Die auf den Maifeldern gefaßten Beschlüsse und er-

7. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 426

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
426 Die neue Zeit. daß auch die katholische Kirche nicht zerstört worden und daß, wenn sie aus Gott war, sein Werk nicht aus Gott sein konnte? 2. Der Kurfürst von Sachsen gab seinen Räten den Auftrag, Luther in Sicherheit zu bringen, den Ort aber ihm nicht zu sagen, damit er sich bei des Kaisers Majestät entschuldigen und sagen könne, er wisse nicht, wo Luther sei. Als Luther nun auf seiner Rückreise von Worms in den Thüringer Wald gelangte, schickte er die Freunde, die er bei sich hatte, voraus, angeblich um Quartier zu machen. Kurze Zeit darauf ritten zwei Verlarvte an den Wagen, rissen Luther mit scheinbarer Gewalt herunter und brachten ihn auf die Wartburg, wo er unter dem Reimen Junker Georg lebte und neben den Studien auch der Jagd oblag. 3. Als Luther von der Bilderstürmerei seines Kollegen Dr. Bodenstein, der von seinem Geburtsorte in Franken Karlstadt genannt wurde, hörte, schrieb er nach Wittenberg, es komme alles darauf an, ob diese Leute einen göttlichen Beruf beweisen können; denn ohne ein besonderes Merkmal seiner Vollmacht, wie z. B. Wunder, habe Gott niemals jemanden an die Menschen gesandt. Aber Luther konnte auch kein besonderes Merkmal göttlicher Vollmacht aufweisen. Karlstadt wurde von Luthers Anhängern aus Sachsen vertrieben. Nach mancherlei Wanderungen kam er zuletzt nach Basel, wo er als Professor und Prediger starb (1543). 4. Von Luthers Bibelübersetzung erschien 1522 zuerst das Reue Testament. 1530 war das ganze Werk vollendet. Unterstützt wurde Luther von Melanchthon. Die Übersetzung ist ein Meisterwerk von Gewandtheit im sprachlichen Ausdrucke und sicherte dem sächsischen Dialekte den Vorzug vor allen andern Mundarten. Was aber die Hauptsache betraf, die Übersetzung selbst, so erlaubte sich Luther solche Willkür, daß Hieronymus Emser, der bei weitem mehr Kenntnisse in der lateinischen, griechischen und hebräischen Sprache besaß, ihm nachwies, daß der Urtext beinahe auf jeder Seite verfälscht und mehr als tausend unrechtmäßige Änderungen vorgeuommeu waren. § 156. Der Bauernkrieg. Die Wiedertäufer in Münster. 432) Durch Luthers Streit und durch dessen Schriften war jede Autorität auf das tiefste erschüttert worden. Luther hatte nämlich gelehrt, daß jeder Christ unbedingt frei und Priester sei, und daß es unter den Christen keine Obrigkeit geben solle. 433) Teils aufgestiftet, teils durch den Druck, der auf thuen lastete, veranlaßt, rotteten sich die Bauern in Schwaben zusammen, plünderten die Klöster, zerstörten die Schlösser und Bnrgen des Adels und übten Greuel aller Art aus. Sie setzten zu gleicher Zeit Artikel auf, in denen sie ihre Beschwerden niederlegten. Aber obwohl die Bewegung über den ganzen Schwarzwald, über das Elsaß, Franken, ja bis nach Brandenburg sich verbreitete, so unterlagen doch die Bauern dem Kriegsvolke des Adels, welches gegen sie geschickt wnrde. Insbesondere in Württemberg, wo am meisten Greuel verübt wurden,

8. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 376

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
376 Die mittlere Zeit. Weise bestand das römische weltliche Recht aus den Erlassen der Kaiser und aus den Sprüchen der römischen Rechtsgelehrten. 4. Der Sachsenspiegel wurde von dem sächsischen Ritter Eike von Repkow um 1218 verfaßt und behandelt in zwei Teilen das Lehen- und das Land recht. Der Schwabe nspiegel entstand 1270 ; von wem, ist unbekannt. 5. Schon uuter Kaiser Konrad Ii. ging vou Eluguy der Gottesfriede (trewa — treuga Dei) aus, demgemäß Fehden nur am Montag , Dienstag und Mitiwoch ausgemacht werden, jedoch auch in der Fasten, im Advent und au den Vigilien unterlassen werden sollten. Allein er wurde bald nicht mehr gehalten. Die Hohenstaufen, Rudolf oou Habsburg, Albrecht und Sigismund verkündeten Landfrieden, aber es kümmerten sich wepige darum. Maximilian I. setzte uun auf dem Reichstage von Worms (1495) den Reichslandfrieden durch, in welchem alle und jede Selbsthilfe bei Strafe von 2000 Mark verboten war. Das eingesetzte Re i ch s ka m m e r g er ich t, das zuerst seinen Sitz in Frankfurt hatte, bestand aus je sechs Beisitzern aus jedem Reichskreise. Maximilian ließ sie eidlich verpflichten, daß sie, wo das deutsche Recht keine Bestimmung bietet, sich an das römische und kanonische Recht halten wollten. 6. Schon zu Zeiten der Karolinger kam es vor, daß die Seud-grafen uubotmäßigeu Großeu schnellen und zugleich kein Aufsehen erregenden Prozeß machen mußten. Als nun während des Aufenthaltes Friedrichs Ii. in Italien der Erzbischof Engelbert von Köln Reichsverweser war, faßte dieser den Gedanken, aus rechtschaffenen Männern durch ganz Deutschland hindurch ein Gericht zu bilden, um der Gewaltthätigkeit der Vornehmen in wirksamer Weise entgegenzutreten. Viele Tausende von „Wissenden" vereinigten sich zu einem Bunde, ohne sich gegenseitig zu kennen. Die Angeklagten hatten sich vor dem Frei stuhle zu verantworten, der ans den Frei grasen und den Frei schössen bestaub. Wer schulbig befunben würde, würde au dem nächsten Baum aufgeknüpft; wer auf breimalige Labung nicht erschien, war verfemt und vogelfrei. Es bürste übrigens nur über Verbrechen gerichtet werben, auf welchen ohnehin Todesstrafe stand, sowie über alle Handlungen gegen die Religion. — Obwohl der Erzbischof von Köln Stuhlmeister war, so durften Geistliche doch nicht Wissende sein, aber auch nicht vorgeladen werden. Lange hatte die Feme sich den Rus der Unparteilichkeit bewahrt, ein Jahrhundert hindurch war sie die stärkste Stütze des Rechts. Später artete sie freilich ans. Aber gerade das u n-heimliche Gefühl, in welchem man sich bcr Feme gegenüber befanb, sowie bte Erfindung der Donnerbüchsen, durch welche das un-bezwiuglichste Raubnest in kürzester Zeit in einen Schutthaufen verwan-belt werben konnte, trugen dazu bei, daß der Reichslanbfriebe allgemein angenommen würde. § 139. Die Dichtkunst. 382) Wie das ganze Mittelalter den Charakter der Großartigkeit und Mannigfaltigkeit an sich trug, so sind auch großartig und mannigfaltig die Erzeugnisse des deutschen Geistes auf dein

9. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 623

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 224. Die Schweiz. 623 die Regierungsgewalt in den Hänben der Patrizier lag. Diese Unruhen gaben Frankreich willkommene Veranlassung, dieses Land durch den General Schauenburg besetzen zu lassen, um den ms. republikanisch Gesinnten zu helfen. Es würde der Schweiz eine neue Verfassung aufgedrängt, nach welcher dieselbe ans 22 Kantonen bestehen und tu Luzern, als der Hauptstadt, ein Direktorium eingesetzt werden sollte. Bis die Schweizer sich dazu verstanden, diese Verfassung anzunehmen, war ihr Land der Schauplatz blutiger Kämpfe, da insbesondere die Gebirgsbewohner gegen die Franzosen aufstanden. Die Verbindung mit Frankreich brachte es mit, daß die Österreicher unter dem Erzherzog Karl und die Russen unter Suwarow und Korsakow auf dem Schweizerboden gegen die Franzosen unter Mass 6 na ihre Kämpfe ausfochten. Um sich die französischen Truppen ootnra. Halse zu schaffen, mußte sich die Schweiz bequemen, ein Schutz-und Trutzbündnis mit Frankreich einzugehen und ein Hilfsheer von 16 000 Mann zu stellen. Die nächsten zehn Jahre verliefen is03. ruhig, aber nach dem jähen Sturze Napoleons wurde auch die Schweiz von den Alliierten besetzt und die Patrizier ergriffen, namentlich in Bern, Luzern, Solothurn und Freiburg, die Gelegenheit, frühere Zustände wiederherzustellen. Der Wiener Kongreß erkannte übrigens die Neutralität der Schweizisis. an und regulierte ihre Grenzen. 620) Die Anerkennung der Schweiz als eines neutralen Landes hatte die Folge, daß sie eine Zufluchtsstätte der politischen Flüchtlinge wurde, und es sammelten sich in ihr Unzufriedene aus allen Ländern. Viele von ihnen wurden an den schweizerischen Lehranstalten angestellt und beeinflußten die Jugend im Sinne der Revolution und des Unglaubens. Es war um so leichter, Unzufriedenheit zu erwecken, als die Vielgestaltung der einzelnen Kantonsregierungen die Notwendigkeit einer großem politischen Einheit fühlbar machte. Dazu kamen noch konfe f-sionelle Zerwürfnisse, hauptsächlich der Haß, mit dem der Liberalismus die katholische Kirche in allen Staaten verfolgt. Dieser Haß ries den Aargauer Klo st er sturm hervor, wodurch i84i. die Gemüter der Katholiken auf das tiefste gekränkt wurden. Daßjdie Verfassung im Angesicht der Garanten der Neutralität der Schweiz ohne alle Ahndung gebrochen werden durfte, machte die liberale Partei um so dreister. Es wurde eine radikale Umgestaltung der Verfassung auf dem Wege der Gewalt angestrebt. 621) Die äußere Veranlassung zum Bürgerkriege mußten die Jesuiten wieder bieten, denen der Kanton Luzern seine höhere Lehranstalt übergeben hatte. Angeblich im Interesse des konfes-1«44.

10. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 594

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
594 Unsre Zeit. 150 000 Mann drei Jahre lang dulden und die geraubten Kunstwerke und Handschriften herausgeben. Die Kriegskosten wurden No- später auf 265 Millionen herabgesetzt; die Okkupation hörte *der' im November 1818 auf. 1818. Anmerkungen. 1. Auf dem Wiener Kongreß waren außer dem Kaiser Franz von Österreich gegenwärtig: der Kaiser Alexander von Rußland, die Könige Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen, Maximilian I. von Bayern, Friedrich I. von Württemberg, Friedrich Vi. von Dänemark, der Großherzog Karl von Baden, der Kurfürst Wilhelm von Hessen-Kassel und eine Anzahl kleinerer, teils souveräner, teils mediatisierter Fürsten. England, Frankreich, Spanien, Portugal, Schweden, Neapel, der Kirchenstaat, Sardinien, die Niederlande waren vertreten. Die med iatisierten Fürsten hatten die Fürstin Elisabeth von Fürstenberg als die Vertreterin ihrer Interessen gewählt. Die Fürsten, welche eine Wiederherstellung des deutschen Kaisertums verlangten, erklärten, sie seien überzeugt, daß die deutsche Verfassung erst dann einen festen Bestand haben könne, wenn ein gemeinsames Oberhaupt an die Spitze gestellt werde, welches dem deutschen Verband den ersten Rang unter den europäischen Staaten gebe. 2. Die Mächte, welche die Acht über Napoleon ausspracheu, waren: Österreich, Preußen, England, Rußland, Schweden, Spanien, Portugal und Frankreich. 3. Ludwig Xviii. hatte in der Verbannung 60 Millionen Franken Schulden gemacht, die Frankreich annehmen mußte. — Die französischen Emigranten, welche mit den Bourboueu zurückkehrten, wollten alle Hofämter in Besitz nehmen imb betrachteten die Anhänger des Kaiserreichs als Revolutionäre. Die Presse wurde durch die Zensur stumm gemacht, die Polizeigewalt wurde erweitert. Ludwig Xviii. hatte guten Willen, aber es waren der widerstrebenden Elemente zu viele, und die Gegensätze waren zu schroff, als daß man an eine Vermittlung denken konnte. Am empfindlichsten fühlten sich die Soldaten des Kaiserreichs gekränkt, die es schmerzte, daß sich der Ruhm nicht mehr an die französischen Fahnen heftete. 4. Napoleon war vom 4. Mai 1814 bis 1. Marz 1815 auf der Insel Elba. Vom 20. März, wo er seinen Einzug in Paris hielt, bis zum 22. Juni, an welchem Tage er zu Blois wieder auf die Krone verzichtete, sind es 95 Tage, weshalb dieser kurze Zeitraum gewöhnlich „die hundert Tage" genannt wird. , ^ 5. Waterloo ist ein großes Dorf in der belgischen Provinz L-ud- brabaut, au der Straße von Eharleroi nach Brüssel. Hier hatte Wellington das Hauptquartier. Die Franzosen benennen die Schlacht nach dem Dorfe Mont St. Jean, und die Preußen nennen sie die Schlacht von Belle-Alliance, weil das französische Zentrum bei dem Meter-Hofe Belle-Alliance stand. Die französischen Generale zeigten m dieser Schlacht wenig Lust und wenig Aufmerksamkeit. Sie hatten selbst fetn Vertrauen auf ihre nicht geübten Truppen. Der Verlust der Franzosen belief sich auf 25 000 Mattn, der der Verbünbeten etwa eben so hoch. Am meisten Offiziere hatten die Engländer und Nieberlänber verloren, nämlich 15 Generale, 142 Stabsoffiziere und 106 Abjutanten.
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