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er sich keine Rechenschaft zu geben. Zuerst ist es der ungeheure
Maßstab der Riesenbäume, welcher uns in Erstaunen setzt, sodann
die gänzliche Verschiedenheit der Pflanzenwelt dieser Wälder von der
unseres Erdteils. Wo wir in der Heimat einen blühenden Stranch
oder einen Obstbaum in anmutiger Farbenpracht erblicken, da finden
wir hier blühende Banmkolosse, deren Höhe die der heimatlichen um
das Doppelte, ja selbst Dreifache übertrifft, während ihre Blüten
den größten Blumen unserer Prachtgärten an die Seite gestellt
Bild 104. Urwald in Brasilien.
werden können. Dazu sprossen sie in einer solchen Fülle hervor,
daß das ganze Laubdach des Baumes sich oft in ihre Farben zu
kleiden scheint. Besonders sind es jene Bäume mit prachtvollen lila
oder weißen Blüten, welche ungemein viel zur Zierde der Wälder
beitragen, indem sie sich von dem mannigfachen Grün des Laubes
unterscheiden. Jeder Baum hat seinen eigentümlichen Wuchs, sein
eigenes Lanbwerk und sein von den benachbarten Bäumen ver-
schiedenes Grün. Riesige Gewächse, den verschiedensten Arten an-
gehörend, verschlingen ihre Zweige und erzengen ein Gemisch des
verschiedenartigsten Laubes. Gleich gewaltigen Säulen erheben sich
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116 Das Altertum.
weiter ausgebildet und ein wichtiger Teil der griechischen Geschichte im Munde des Volkes erhalten wnrde. Hesiod pflegte das Lehrgedicht. Aeschflus, Sophokles und Euripides unterhielten das Volk durch ihre Trauerspiele und Aristophanes durch seine Lustspiele in den Theatern. Auäkreou ergötzte die Gemüter durch seine Lieder, Tirtäus begeisterte durch seine kriegerischen Gesänge die Streiter zum Ruhme und zu Schlachten. Die olympischen und pythischen Sieger feierten Pindar und Simonides in ihren Hymnen. Herodot und Thnky-dides waren die vorzüglichsten Geschichtsschreiber des Volkes. Viele Männer waren bekannt durch ihr eifriges Streben nach Weisheit. Die Liebhaber der Weisheit (Philosophen), wie man sie nennt, beschäftigten sich damit, über den Urgrund alles dessen, was da ist, und dessen Ordnung und Bestand nachzudenken und das Ergebnis ihrer Forschungeu ihren Schülern mitzuteilen. Vor allen waren es die sieben Weisen, die mit hoher Achtung genannt wurden. Als Griechenland bereits schon am Sinken war, wurde Sokrates ein Opfer seiner Überzeugung. Die Schriften seines Jüngers Plato und dessen Schülers, des Aristoteles, hielt mau über 1000 Jahre für die Grundlage aller Wissenschaft. Doch auch die Naturwissenschaft, die Arzneikunde, die Mathematik, die Redekunst und andere Wissenschaften fanden ihren berühmten Vertreter. Namentlich haben Pythagoras, Archimödes und Euklid der Mathematik ihre wissenschaftliche Grundlage gegeben.
119) Dessenungeachtet hatte auch das griechische Altertum seine gewaltigen Schattenseiten, die ohne äußere Bedrängnis und ohne innere Zwistigkeiten den Verfall — wenn mich später — hätten herbeiführen müssen. Das Wohl des Staates stand höher als das Recht des einzelnen Bürgers, da doch der Staat nur dann bestehen kann, wenn die Rechte der einzelnen gewahrt werden. Wurden die Frauen auch nicht so tief erniedrigt, wie bei den asiatischen Völkern, so war ihr Einfluß und ihre Würde doch nicht geschätzt. Ebensowenig hatten die Kinder dem Vater gegenüber ein Recht. Auch eine Art von politischem Kastenwesen herrschte, da nicht alle Einwohner in den Staaten gleiche Rechte hatten, sondern das Maß sehr verschieden war. Der Handel war vielen Beschränkungen unterworfen und große Zölle hemmten den Verkehr. Die Gesetze waren nur wenigen bekannt und wurden deshalb nach Willkür ausgelegt. An die Stelle der Oligarchie trat vielfältig eine Pöbelherrschaft, die den Staat der besten Bürger beraubte. Die unsinnige Wut, Denkmale und Kunstwerke zu errichten, entzog dem Handel und Wandel ungeheure Summen,
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294 Die mittlere Zeit.
daß nicht nur an den Dom- und Klosterkirchen Schulen errichtet, sondern daß auch die Pfarrer Unterricht erteilen, und daß die Eltern ihre Kinder in die Schulen der Pfarrer schicken sollten. Besonders lag ihm die Pflege der deutschen Sprache am Herzen, weshalb er auch den Geistlichen einschärfte, in derselben die Gläubigen zu unterrichten. Aus Italien ließ Karl Künstler kommen, Sänger, um durch sie den Gottesdienst zu verherrlichen, und Baumeister, um Brücken über deu Rhein zu erbauen und die herrlichen Pfalzen (palatia) zu Aachen, Ingelheim und an andern Orten aufzuführen. Da er selbst in seiner Jugend wenig gelernt hatte, so suchte er als Kaiser das Versäumte nachzuholeu und lernte noch in spätern Jahren Schreiben und sogar Griechisch. Für seine Kinder und die Kinder seiner Diener und Beamten errichtete er eine eigene Hofschule (schola palatina), wohnte oft selbst dem Unterrichte bei und belobte die Fleißigen, während er die Unfleißigen und Ungeschickten durch herben Tadel beschämte.
303) In Karl erblicken wir aber nicht nur den glücklichen Krieger und ausgezeichneten Staatsmann, sondern auch als Mensch und als Christ erscheint er uns wahrhaft königlich und groß. Einfach in seinen Sitten, mäßig in seiner Lebensweise, arbeitsam und thätig, hatte Karl den aufrichtigen Eifer, feine Völker glücklich zu machen. Damit verband er eine wahre und ungehenchelte Frömmigkeit und tiefe Ehrfurcht vor der Kirche und ihren Dienern. Er war freigebig gegen die Armen, ein Beschützer der Witwen und Waisen und ein Vater seiner Unterthanen. Wenn er auch nicht frei war von manchen Fehlern, die seinen glänzenden Charakter einigermaßen verdunkelten, so muß mau eben bedenken, daß auch die größten Männer die Kinder ihres Jahrhunderts sind und sich wohl über ihre Zeit erheben, aber nicht von allen Man-8i4. geln ihrer Zeit sich freimachen können. Karl starb 814 in Aachen im siebzigsten Jahre seines Alters, im dreiundvierzigsten seiner Alleinherrschaft, nachdem er vierzehn Jahre die Kaiserkrone getragen. Im Dome zu Aachen wurde er in vollem kaiserlichem Schmucke beerdigt.
Anmerkungen.
1. Das Reich Karls d. Gr. erstreckte sich bei seinem Tode von Un-teritalien bis an die Eider (Grenze von Dänemark), und vom Flusse Ebro in Spanien bis nach Ungarn. Außer der Ostmark errichtete Karl noch die wendische, die thüringische, die mittel-elbische und die sächsische Mark unter eigenen Markgrafen.
2. Der Sendgrafen waren es in der Regel zwei, ein Graf und ein Bischof oder Abt, welche miteinander abgeordnet wurden, um die Oberaufsicht zu führen. Die auf den Maifeldern gefaßten Beschlüsse und er-
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Extrahierte Personennamen: Karl_Künstler Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karls Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Italien Rhein Aachen Aachen Aachen Karls Spanien Ungarn
426 Die neue Zeit.
daß auch die katholische Kirche nicht zerstört worden und daß, wenn sie aus Gott war, sein Werk nicht aus Gott sein konnte?
2. Der Kurfürst von Sachsen gab seinen Räten den Auftrag, Luther in Sicherheit zu bringen, den Ort aber ihm nicht zu sagen, damit er sich bei des Kaisers Majestät entschuldigen und sagen könne, er wisse nicht, wo Luther sei. Als Luther nun auf seiner Rückreise von Worms in den Thüringer Wald gelangte, schickte er die Freunde, die er bei sich hatte, voraus, angeblich um Quartier zu machen. Kurze Zeit darauf ritten zwei Verlarvte an den Wagen, rissen Luther mit scheinbarer Gewalt herunter und brachten ihn auf die Wartburg, wo er unter dem Reimen Junker Georg lebte und neben den Studien auch der Jagd oblag.
3. Als Luther von der Bilderstürmerei seines Kollegen Dr. Bodenstein, der von seinem Geburtsorte in Franken Karlstadt genannt wurde, hörte, schrieb er nach Wittenberg, es komme alles darauf an, ob diese Leute einen göttlichen Beruf beweisen können; denn ohne ein besonderes Merkmal seiner Vollmacht, wie z. B. Wunder, habe Gott niemals jemanden an die Menschen gesandt. Aber Luther konnte auch kein besonderes Merkmal göttlicher Vollmacht aufweisen. Karlstadt wurde von Luthers Anhängern aus Sachsen vertrieben. Nach mancherlei Wanderungen kam er zuletzt nach Basel, wo er als Professor und Prediger starb (1543).
4. Von Luthers Bibelübersetzung erschien 1522 zuerst das Reue Testament. 1530 war das ganze Werk vollendet. Unterstützt wurde Luther von Melanchthon. Die Übersetzung ist ein Meisterwerk von Gewandtheit im sprachlichen Ausdrucke und sicherte dem sächsischen Dialekte den Vorzug vor allen andern Mundarten. Was aber die Hauptsache betraf, die Übersetzung selbst, so erlaubte sich Luther solche Willkür, daß Hieronymus Emser, der bei weitem mehr Kenntnisse in der lateinischen, griechischen und hebräischen Sprache besaß, ihm nachwies, daß der Urtext beinahe auf jeder Seite verfälscht und mehr als tausend unrechtmäßige Änderungen vorgeuommeu waren.
§ 156.
Der Bauernkrieg. Die Wiedertäufer in Münster.
432) Durch Luthers Streit und durch dessen Schriften war jede Autorität auf das tiefste erschüttert worden. Luther hatte nämlich gelehrt, daß jeder Christ unbedingt frei und Priester sei, und daß es unter den Christen keine Obrigkeit geben solle.
433) Teils aufgestiftet, teils durch den Druck, der auf thuen lastete, veranlaßt, rotteten sich die Bauern in Schwaben zusammen, plünderten die Klöster, zerstörten die Schlösser und Bnrgen des Adels und übten Greuel aller Art aus. Sie setzten zu gleicher Zeit Artikel auf, in denen sie ihre Beschwerden niederlegten. Aber obwohl die Bewegung über den ganzen Schwarzwald, über das Elsaß, Franken, ja bis nach Brandenburg sich verbreitete, so unterlagen doch die Bauern dem Kriegsvolke des Adels, welches gegen sie geschickt wnrde. Insbesondere in Württemberg, wo am meisten Greuel verübt wurden,
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Extrahierte Personennamen: Georg Bodenstein Karlstadt Luthers_Anhängern Luthers_Bibelübersetzung Melanchthon Luther Hieronymus_Emser
376
Die mittlere Zeit.
Weise bestand das römische weltliche Recht aus den Erlassen der Kaiser und aus den Sprüchen der römischen Rechtsgelehrten.
4. Der Sachsenspiegel wurde von dem sächsischen Ritter Eike von Repkow um 1218 verfaßt und behandelt in zwei Teilen das Lehen- und das Land recht. Der Schwabe nspiegel entstand 1270 ; von wem, ist unbekannt.
5. Schon uuter Kaiser Konrad Ii. ging vou Eluguy der Gottesfriede (trewa — treuga Dei) aus, demgemäß Fehden nur am Montag , Dienstag und Mitiwoch ausgemacht werden, jedoch auch in der Fasten, im Advent und au den Vigilien unterlassen werden sollten. Allein er wurde bald nicht mehr gehalten. Die Hohenstaufen, Rudolf oou Habsburg, Albrecht und Sigismund verkündeten Landfrieden, aber es kümmerten sich wepige darum. Maximilian I. setzte uun auf dem Reichstage von Worms (1495) den Reichslandfrieden durch, in welchem alle und jede Selbsthilfe bei Strafe von 2000 Mark verboten war. Das eingesetzte Re i ch s ka m m e r g er ich t, das zuerst seinen Sitz in Frankfurt hatte, bestand aus je sechs Beisitzern aus jedem Reichskreise. Maximilian ließ sie eidlich verpflichten, daß sie, wo das deutsche Recht keine Bestimmung bietet, sich an das römische und kanonische Recht halten wollten.
6. Schon zu Zeiten der Karolinger kam es vor, daß die Seud-grafen uubotmäßigeu Großeu schnellen und zugleich kein Aufsehen erregenden Prozeß machen mußten. Als nun während des Aufenthaltes Friedrichs Ii. in Italien der Erzbischof Engelbert von Köln Reichsverweser war, faßte dieser den Gedanken, aus rechtschaffenen Männern durch ganz Deutschland hindurch ein Gericht zu bilden, um der Gewaltthätigkeit der Vornehmen in wirksamer Weise entgegenzutreten. Viele Tausende von „Wissenden" vereinigten sich zu einem Bunde, ohne sich gegenseitig zu kennen. Die Angeklagten hatten sich vor dem Frei stuhle zu verantworten, der ans den Frei grasen und den Frei schössen bestaub. Wer schulbig befunben würde, würde au dem nächsten Baum aufgeknüpft; wer auf breimalige Labung nicht erschien, war verfemt und vogelfrei. Es bürste übrigens nur über Verbrechen gerichtet werben, auf welchen ohnehin Todesstrafe stand, sowie über alle Handlungen gegen die Religion. — Obwohl der Erzbischof von Köln
Stuhlmeister war, so durften Geistliche doch nicht Wissende sein, aber
auch nicht vorgeladen werden. Lange hatte die Feme sich den Rus der Unparteilichkeit bewahrt, ein Jahrhundert hindurch war sie die stärkste Stütze des Rechts. Später artete sie freilich ans. Aber gerade das u n-heimliche Gefühl, in welchem man sich bcr Feme gegenüber befanb, sowie bte Erfindung der Donnerbüchsen, durch welche das un-bezwiuglichste Raubnest in kürzester Zeit in einen Schutthaufen verwan-belt werben konnte, trugen dazu bei, daß der Reichslanbfriebe allgemein angenommen würde.
§ 139.
Die Dichtkunst.
382) Wie das ganze Mittelalter den Charakter der Großartigkeit und Mannigfaltigkeit an sich trug, so sind auch großartig
und mannigfaltig die Erzeugnisse des deutschen Geistes auf dein
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Extrahierte Ortsnamen: Worms Frankfurt Friedrichs Italien Deutschland
§ 44. Griechische Kunst und Wissenschaft. Volkszustände 115
5. Epaminondas, der Sohn des Polynnes, stammte ebenfalls aus einer angesehenen, aber verarmten Familie. Diese Armut ließ ihn in den Augen der Oligarchen zu unbedeutend erscheinen, und so durfte er iit Theben bleiben. Während er als Böo tarch (Anführer der Böotier) den Oberbefehl hatte, veränderte er feine dürftige Lebensweise nicht im mindesten, und blieb sogar so arm, daß er manches Hansgeräte nicht besaß, das selbst bei geringen Leuten gefunden wurde. Er hatte nur einen einzigen Mantel und mußte, wenn derselbe gewaschen wurde, mehrere Tage zu Hause bleiben. Einmal wies er tausend Goldstücke, die ihm der ihefsalische Fürst Jason geben wollte, zurück, obwohl er gerade zwölf Thaler leihen mußte, um beim Ausmarsche des Heeres sich fein Feldgeräte kaufen zu können. Dabei war er von der strengsten Rechtlichkeit, und man rühmte von ihm, daß er nicht einmal im Scherze log. Ebenso groß als seine Wahrheitsliebe war die kindliche Ehrfurcht, die er seinen Eltern gegenüber bewies. wie auch die innige Freundschaft zwischen ihm und Pelopidas von seinen Zeitgenossen bewundernd anerkannt wurde. Epaminondas gilt deshalb auch als „der Edelste der Griechen". In der Schlacht von Mantinea wurde er durch einen feindlichen Wurfspieß verwundet. Er ließ das Eisen in der Brust, bis er die Nachricht vom Siege erhalten hatte. Dann zog er es selbst heraus, indem er sprach: Ich habe genug gelebt, nun sterbe ich unbesiegt. Übrigens war der Sieg bei Mantinea durchaus nicht entschieden, da durch den Fall des Epaminondas unter den Thebanern Verwirrung entstand. Zu den Siegen, die die Thebaner erkämpften, trug übrigens hauptsächlich eine neue von Epaminondas ersonnene Schlachtstellung bei, die sogenannte „schräge Stellung", die er dem linken Flügel gab. In der Schlacht bei Leuktra wurde sie den Spartanern gegenüber zum erstenmale angewandt.
8 44.
Griechische lauft und Wissenschaft. Volksznstände.
117) So sehr das Volk der Hellenen in der Zeit seiner Blüte und Kraft durch Mut, Vaterlandsliebe, Liebe zur Freiheit und Unabhängigkeit sich auszeichnete, ebenso groß war es dnrch die Pflege der Künste und Wissenschaften. 9toch jetzt staunen wir über die Meisterwerke des Altertums und bilden daran unsern Geschmack und unsern Sinn für das Schöne. Besonders sind es die Bildhauer- und Stein sch neideknnst, die Malerei und die Baukunst, deren Erzeugnisse wir bewundern. Die berühmtesten Bildhauer waren Phidias, der fast lauter Götterbilder verfertigte, und Praxiteles. Als Steinschneider glänzte Pyrgoteles, als Maler Apelles, Zeuxis und Parrha-slus. Als Architekt wird Mnssikles gelobt, der zur Zeit des Perikles die Propyläen erbaute.
118) Die ältesten Dichter Griechenlands sind Orpheus, Linus und Mnsäns, die noch ganz in die Zeit der Fabeln fallen. Der Dichter aber, der auf Griechenland den größten Einfluß ausübte, ist Homer, in dessen Gesängen die Götterlehre
1000? v. Chr.
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Extrahierte Personennamen: Mantinea Mantinea Linus Homer
82 Das Altertum.
Ktinnen. Tifiphüne verheerte die Länder durch ansteckende Seuchen, 5» ! ^ Kr)eg Megära war die Urheberin der Wut und des
Mordes. Man glaubte auch an Schutzgötter, die deu Menschen nabe waren, und nannte sie Dämonen (Genien). Sie wurden mit dem Menschen geboren und waren seine steten Begleiter im Leben federn Menschen war sowohl ein guter Dämon (Agathodämon) als ein böser Dämon (Kakodamon) zugesellt. Auch der Schlaf (£mpuos), der Tod (Lhauatos) und der Traum (Morpheus) wurden als Genien gedacht 2. Die Art und Weise, wie die Götter in den Orakeln ihren Willen kundgaben war verschieden. In Delphi stand über einer Felsenhöhle ein Dreifuß, auf den die Pythia, d. i. die Orakel erteilende Priesterin sich setzte und durch die aus der Höhle aufsteigenden Dünste in Begeisterung geriet. In Dodona schloß man aus dem Rauschen der heiliaen Eiche aus dem Klange aufgestellter Erzbecken, aus dem Murmeln der heiliaen Quelle auf den Willen der Gottheit. In Delos beobachtete man das Rauschen der Blatter des heiligen Lorbeers. In dem Tempel des Jupiter Ammon erkannte man den Willen Gottes aus gewisser: Erscheinungen, welche die Edelsteine darboten, aus denen das Bildnis des Gottes zusammengesetzt war. Übrigens hatten alle Völker des Altertums ihre Orakel, nur spielten sie im Leben der Völker keine so wichtige Rolle, wie griechischen. Wie verhängnisvoll die Orakelsprüche denen, die sie nicht Zu deuten verstanden, werden konnten, haben wir aus der Geschichte des Krösus ersehen. S. § 27, Anm. 6.
8 32.
Die ersten Bewohner Griechenlands. Die Heroen.
, 80) Wie alle Völker ihre Abstammung gerne auf einen ge-meinschaftlichen Stammvater zurückführen, so nennen die griechischen Sagen auch deu Deukaliou als solchen. Er soll einer großen Flut entronnen sein und das Land wieder bevölkert haben. Seinem Sohne Hellen werden wieder drei Söhne: Äolus, Dorns und Luthus, und dem Luthus wieder zwei Söhne: Achäns und Jon, gegeben. Damit soll die Verwandtschaft der verschiedenen griechischen Stämme angedeutet werden. Von spätern Einwanderern werden insbesondere genannt: Kekrops aus Ägypten, der Athen gründete; Dan aus, ebenfalls aus Ägypter:, welcher zu Argvs geherrscht habeu soll, und Kadmus, der aus Phönizien eine Kolonie nach Theben führte. Diese Sagen beweisen wenigstens, daß zwischen den Griechen und den Völkern über dem Meere schon frühe Handel und Verkehr herrschte. Gegründeter ist die Nachricht, daß Pelops aus Kleinasien eingewandert sei und der südlichste Theil Griechenlands von ihm den Namen Peloponnes (Insel des Pelops) erhalten habe.
81) Aus dem Dunkel der griechischen Urgeschichte treten aber ganz besonders eine Anzahl Heldengestalten (Heroen) hervor, die durch die Kühnheit ihrer Thaten und durch die Waghalsigkeit
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110 Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien.
Pisistratus (560-527 v. Chr).
Doch wurde Solon seines großen Werkes wenig froh. Die Par-
teien waren nicht ganz beschwichtigt; die einen murrten, er sei zu weit
gegangen, die anderen aber, er habe nicht genug gegeben. So von
allen Seiten bestürmt, verließ er die Stadt auf 10 Jahre und durch-
wanderte Jonien, wo er in Thales, einem der sieben Weisen, einen
Freund besaß, und Aegypten, das Wunderland, dessen Priester ihn freund-
lich ausgenommen haben sollen. Die Athener hatten ihm geschworen, seine
Verfassung 100 Jahre lang zu halten, aber schon 561, also nur 33 Jahre
nach dem Schwur, seit ihn das allgemeine Vertrauen zum Ordner des
zerrütteten Gemeinwesens erhoben hatte, bemächtigte sich sein junger und
schöner Verwandter Pisistratus der Gewalt. Dieser stellte sich nämlich an
die Spitze der Partei, welche die Sache der armen Bürger gegen die
reichen vertrat und gewiß die zahlreichste war. Durch eine List (er ver-
wundete sich selbst und sagte die Aristokraten hätten es gethan) gewann
er die Erlaubniß, aus seinen Anhängern einige Hunderte bewaffnen zu
dürfen, damit sie ihn gegen seine Feinde schützten. Mit diesen besetzte er
die Burg und wurde so Tyrann von Athen. Zweimal vertrieben fand er
immer wieder so viel Unterstützung, daß er die verlorene Gewalt abermals
errang und sie endlich bis an sein Lebensende behauptete. Solches vermochte
er nur durch Unterstützung des gemeinen Volkes oder der armen Bürger.
Diese liebten ihn und selbst diejenigen, welche es ihm nie verziehen, daß
er sich zum Herrscher aufgeworfen hatte, mußten ihm bezeugen, daß er
die solonischen Gesetze aufrecht erhielt, den Müssiggang verfolgte und
besonders den Ackerbau förderte, den Staatshaushalt trefflich ordnete,
die Stadt durch Bauten schmückte und die Dichtkunst ehrte und liebte; er
soll die homerischen Gesänge in die Ordnung gebracht haben, in welcher
sie auf uns gekommen sind. Seine Gewalt erbten seine Söhne Hippias
und Hipparch, welche ihren Vater nachahmten; Hipparch namentlich
war ein Freund der Dichtkunst und der Dichter; er verordnte, daß die
homerischen Gesänge bei dem Feste der Panathenäen vorgetragen würden
und rief den Anakreon, den Sänger des heitern Lebensgenusses, an
seinen Hof, ebenso den Simonides, dessen Gedichte das ganze Alterthum
bewunderte, aber ihm vorwarf, daß er seine Kunst verkauft habe.
Sturz der Pisiftratiden (510 v. Chr).
Revolution des Klisthenes. Athen demokratisch.
Die Pisistratiden hatten die gleichen Feinde, die ihren Vater zweimal
vertrieben hatten; auch das gemeine Volk wurde ihnen wenigstens theil-
weise ungünstig aus veränderter Laune und weil sie durch ein neues
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Extrahierte Ortsnamen: Europas Asien Wunderland Athen
84 Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien.
ihr Religionslehrer, als der Träger des religiösen Glaubens der Vor-
fahren, da den Hellenen keine Priester in heiligen Büchern die Religion
und deren Satzungen aufbewahrten. Durch die homerischen Gesänge
wurden die entzweiten Hellenen immer wieder erinnert, daß sie schon in
der Vorzeit ein Volk gewesen, welches seine Ehre gemeinschaftlich gegen
die Barbaren vertheidigte und durch die Gunst der Götter einen glor-
reichen Sieg über Asien errang. Homers Gesänge wurden die Quelle,
aus welcher spätere Dichter schöpften und den nationalen Sinn immer
wieder erfrischten. Kein Volk hat einen Homer hervorgebracht (die Bibel
ist göttlichen Ursprungs und gehört der Menschheit); Ln Asien war es
unmöglich, denn unter der Despotie gibt es keine Helden, nur Knechte,
welche in die Schlacht getrieben werden; Priefterkaften führen ein Volk
bis zu einer gewissen Stufe der Kultur, aber sie dulden die geistige Er-
hebung des Einzelnen nicht und ziehen unübersteigbare Schranken zwischen
sich und den anderen Ständen, zwischen ihrer Nation und fremden Na-
tionen. Die Germanen erscheinen unter allen Völkern den Hellenen am
nächsten stehend; allein sie bewohnten Länder, welche von der Natur
weniger begünstigt waren als Hellas, und ihre Fortbildung übernahm
das Christenthnm, daher konnten ihre Sänger für sie nie das werden,
was Homer den Hellenen gewesen.
Die alten Könige der Griechen.
Allmäliges Aufhören der Königswürde.
Die griechischen Stämme und Städte hatten anfänglich ohne Aus-
nahme Könige; ihre Herrschaft erstreckte sich aber nie über ein großes
Gebiet und war ebenso wenig eine despotische. Der König führte im
Kriege die streitbaren Männer an und war mit den andern Edlen Vor-
kämpfer in der Schlacht. 2m Frieden saß er mit denselben auf offenem
Markte zu Gericht, mit ihnen berieth er die allgemeinen Angelegenheiten.
Das Volk hörte dann wohl auch zu und gab durch Beifall oder Murren
seine eigene Meinung zu erkennen; jedoch hing die Entscheidung nie
von dem Volke ab, sondern diese kam von dem Könige und den Edlen;
letztere werden selbst oft Könige genannt und der eigentliche König war
auch nur der erste unter ihnen, sowie er auch das größte Grundstück
besaß und in dem schönsten Hause wohnte; die Edlen standen ihm durch
Grundbesitz am nächsten, wie sie im Felde mit ihm in der Vorderreihe
fochten und im Frieden mit ihm im Rathe saßen. Bei den Festen der
Götter opferte der König und ordnete das Mahl, das von dem Opfer
unzertrennlich war. Von regelmäßigen Abgaben an den König war keine
Rede, doch steuerte das Volk bei, wenn er durch irgend ein Ereigniß
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Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien.
Mutterlande und den Kolonieen, dessen Regsamkeit sich mit der Zeit ins
Unglaubliche steigerte. Durch die Philosophie unterschied sich der Hel-
lene von den Barbaren so gut wie durch die Sprache; denn der rohe
Barbar dachte nicht in solcher Richtung, der Hindu und Aegppter aber
durfte nicht in dieser Richtung denken, weil ihm die Priesterkaste dies
als Frevel ausgelegt hätte.
Auch die Poesie entfaltete sich in den Kolonieen rascher und leb-
hafter als im Mutterlande; denn der Himmel Ioniens war noch reiner
als der Griechenlands, die Luft noch milder, der Boden Siciliens und
Unteritaliens noch fruchtbarer, der Verkehr noch reger — also das Le-
den heiterer und reicher, der Geist lebendiger. Doch blieb das eigent-
liche Hellas nicht zurück; mußte es auch den Ionern den Homer als
ihren Sohn lassen (sieben Städte stritten um die Ehre sein Heimathsort
zu sein: Smyrna, Rhodos, Kolophon, Salamis, Chios, Argos, Athen),
so kannte es doch frühe seine Lieder und hatte Sänger in Fülle, welche
die Namen der Helden aus dem Gedächtnisse des Volkes nicht ver-
schwinden ließen. Hesiod aus Aekrä in Böotien schloß sich an die alten
religiösen Dichter an, welche in ihren Liedern den Preis der Götter sangen,
indem er in seiner „Theogonie" den Ursprung und die Folge der Göt-
ter erzählt, und welcher Götter und Halbgötter Thaten die Erde als
Schauplatz diente, ehe der Mensch auf sie gestellt wurde. In seinem
andern Gedichte „Werke und Tage" erscheint das Landleben alter Zei-
ten vorgeführt mit seinen Arbeiten und Freuden, und der Dichter er-
mangelt nicht Lehren der Tugend und Klugheit einzustreuen. Von den
lebenslustigen Griechen Kleinasiens tönten auch zuerst die Lieder der
Freude und Lust herüber und fanden ihren Widerhall in Griechenland
und Italien, wie die Philosophie den gleichen Gang eingeschlagen hatte.
So tauschten die Griechen ihre geistigen Erzeugnisse aus, so entwickelte
sich ihre herrliche Kraft immer mehr und mehr und verlieh ihnen ein
stolzes Bewußtsein der Ueberlegenheit über alle anderen Völker. Dieses
steigerte sich später auf den höchsten Grad, als Griechenland seine Kraft
mit dem Beherrscher Asiens gemessen hatte; es reihte sich an die alten
Dichter und Philosophen eine neue glänzende Schaar an und an diese
auch die Geschichtschreiber und Redner. Diese großen Geister, ihre
herrlichen Werke in der Sprache der Nation, flochten ein unsichtbares
Band, welches < die vielfach getheilten Stämme immer wieder zu natio-
nalem Selbstgefühl vereinigte und sie in trüben Zeiten noch einigemal
aufrichtete.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
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Extrahierte Ortsnamen: Europas Asien Griechenlands Smyrna Rhodos Salamis Chios Argos Athen Kleinasiens Griechenland Italien Griechenland