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1. Erdkunde - S. 316

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 316 — er sich keine Rechenschaft zu geben. Zuerst ist es der ungeheure Maßstab der Riesenbäume, welcher uns in Erstaunen setzt, sodann die gänzliche Verschiedenheit der Pflanzenwelt dieser Wälder von der unseres Erdteils. Wo wir in der Heimat einen blühenden Stranch oder einen Obstbaum in anmutiger Farbenpracht erblicken, da finden wir hier blühende Banmkolosse, deren Höhe die der heimatlichen um das Doppelte, ja selbst Dreifache übertrifft, während ihre Blüten den größten Blumen unserer Prachtgärten an die Seite gestellt Bild 104. Urwald in Brasilien. werden können. Dazu sprossen sie in einer solchen Fülle hervor, daß das ganze Laubdach des Baumes sich oft in ihre Farben zu kleiden scheint. Besonders sind es jene Bäume mit prachtvollen lila oder weißen Blüten, welche ungemein viel zur Zierde der Wälder beitragen, indem sie sich von dem mannigfachen Grün des Laubes unterscheiden. Jeder Baum hat seinen eigentümlichen Wuchs, sein eigenes Lanbwerk und sein von den benachbarten Bäumen ver- schiedenes Grün. Riesige Gewächse, den verschiedensten Arten an- gehörend, verschlingen ihre Zweige und erzengen ein Gemisch des verschiedenartigsten Laubes. Gleich gewaltigen Säulen erheben sich

2. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 30

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
20 Das Altertum. und auf die indischen Inseln Wie übrigens der Mensch, wenn er nicht mehr im Besitze der Wahrheit ist, immer tiefer und tiefer fällt, davon ist der Aberglaube der Glider em schauerlicher Beweis. Dahin rechnen wir vor allem den Glauben au etwa 333 Millionen Untergötter, die Selbstverbrennung der Wrtwen nach dem Tode ihres Mannes, die nicht im geboten ist, die Selbstpeinignng der Fakhlrs (Bnßer) und den Dienst des Jnggernant, an dessen ,^este ?s/Äi,lintel be§ ungeheuern Wagens werfen, der das Götzenbild um die Pagode herumführt, um so ihren Tod und dadurch rhie öehgtett zu finden. ’ § 13. Die Chinesen. m Li) China (Tschma) ist das größte Reich in Asien und nach Rußland das größte Reich der Erde. Cs wurde schon frühe von Semiten bewohnt. Wahrscheinlich wandte sich Noah nach der Sprachverwirrung dahin, denn der Stifter des Reiches, Fohi, wird der Sohn des Regenbogens genannt. Er soll die Buchstabenschrift, die Musik und Astronomie gebracht und den Ackerbau gelehrt haben. Als vorzüglichster König und Muster aller Fürsten gilt aber Yao (Jü), der zur Zeit' der Sündflut lebte und mit tfohi und Noah nur eine Person sein kann. Yao war ein höchst einfacher Fürst, ein wahrer Wohlthäter Chinas. Er war von schlichter Lebensweise, ließ Wälder lichten, schädliche ^.iere vertilgen, das Land durch Kanäle austrocknen, führte ueue steuern ein und ^ sammelte die Gesetze. Diese liebenswürdigen Eigenschaften schufen zwischen ihm und den Chinesen das Verhältnis eines Vaters zu seinen Kindern und legten den Grund zu der patriarchalischen Regierungsform, die wir jetzt noch, aber nur dem Namen nach, in China antreffen, da sie zur unerträglichen Zivaugsherrschaft ausartete. Von 9) a o an werden mehrere Dynastien (Herrscherfamilien) vor und nach Christi Geburt aufgeführt, deren Geschichte aber sich in innern Streitigkeiten ver-.Chr^iert. 552 Jahre v. Chr. soll Konfucius gelebt haben, der es y unternahm, die alte Religion zu verbessern und bei vielen Chinesen Anhang fand, ja selbst göttlich verehrt wurde. Ein so ungeheures Reich konnte begreiflicherweise nur schwer von einem einzelnen Manne regiert werden. Wir finden deshalb neben den eigentlichen Herrschern in einzelnen Ländern des Reiches Könige, die sich unabhängig gemacht hatten. Die Geschichte Chinas ist nur ein unentwirrbarer Knäuel von Ausständen und Empörungen und von gegenseitigen Kriegen der einzelnen Dynastien, welche nebeneinander regierten. Wir nennen deshalb von den vielen Fürsten nur ^ sching - wang (Thin-L>chi-Hvangti), der die chine-

3. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 116

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
116 Das Altertum. weiter ausgebildet und ein wichtiger Teil der griechischen Geschichte im Munde des Volkes erhalten wnrde. Hesiod pflegte das Lehrgedicht. Aeschflus, Sophokles und Euripides unterhielten das Volk durch ihre Trauerspiele und Aristophanes durch seine Lustspiele in den Theatern. Auäkreou ergötzte die Gemüter durch seine Lieder, Tirtäus begeisterte durch seine kriegerischen Gesänge die Streiter zum Ruhme und zu Schlachten. Die olympischen und pythischen Sieger feierten Pindar und Simonides in ihren Hymnen. Herodot und Thnky-dides waren die vorzüglichsten Geschichtsschreiber des Volkes. Viele Männer waren bekannt durch ihr eifriges Streben nach Weisheit. Die Liebhaber der Weisheit (Philosophen), wie man sie nennt, beschäftigten sich damit, über den Urgrund alles dessen, was da ist, und dessen Ordnung und Bestand nachzudenken und das Ergebnis ihrer Forschungeu ihren Schülern mitzuteilen. Vor allen waren es die sieben Weisen, die mit hoher Achtung genannt wurden. Als Griechenland bereits schon am Sinken war, wurde Sokrates ein Opfer seiner Überzeugung. Die Schriften seines Jüngers Plato und dessen Schülers, des Aristoteles, hielt mau über 1000 Jahre für die Grundlage aller Wissenschaft. Doch auch die Naturwissenschaft, die Arzneikunde, die Mathematik, die Redekunst und andere Wissenschaften fanden ihren berühmten Vertreter. Namentlich haben Pythagoras, Archimödes und Euklid der Mathematik ihre wissenschaftliche Grundlage gegeben. 119) Dessenungeachtet hatte auch das griechische Altertum seine gewaltigen Schattenseiten, die ohne äußere Bedrängnis und ohne innere Zwistigkeiten den Verfall — wenn mich später — hätten herbeiführen müssen. Das Wohl des Staates stand höher als das Recht des einzelnen Bürgers, da doch der Staat nur dann bestehen kann, wenn die Rechte der einzelnen gewahrt werden. Wurden die Frauen auch nicht so tief erniedrigt, wie bei den asiatischen Völkern, so war ihr Einfluß und ihre Würde doch nicht geschätzt. Ebensowenig hatten die Kinder dem Vater gegenüber ein Recht. Auch eine Art von politischem Kastenwesen herrschte, da nicht alle Einwohner in den Staaten gleiche Rechte hatten, sondern das Maß sehr verschieden war. Der Handel war vielen Beschränkungen unterworfen und große Zölle hemmten den Verkehr. Die Gesetze waren nur wenigen bekannt und wurden deshalb nach Willkür ausgelegt. An die Stelle der Oligarchie trat vielfältig eine Pöbelherrschaft, die den Staat der besten Bürger beraubte. Die unsinnige Wut, Denkmale und Kunstwerke zu errichten, entzog dem Handel und Wandel ungeheure Summen,

4. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 250

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
250 Die mittlere Zeit. amplitudo, celsitudo tua etc. rühren auch die in unserer Zeit noch gebräuchlichen Titulaturen: Durchlaucht, Erlaucht, Hochgeboren re. her. 3. Die Gründung von Byzanz fällt zwar schon in das Jahr 634 v. Chr. Einst eine wichtige Handelsstadt, war sie zu einem unbedeutenden Flecken herabgesunken. Konstantin erkannte ihre Wichtigkeit und machte aus ihr in einem Zeitraum von acht Jahren eine des Kaisers würdige Residenz. Aus allen Teilen des Reiches, hauptsächlich aus Griechenland, wurden Kunstwerke herbeigeschafft. Infolge dessen wäre Roms Glanz vollständig erblichen, wenn es nicht der Sitz der Päpste geblieben wäre und an ihnen einen Beschützer gesunden hätte. 4. Veranlasser unseliger Wirren und innerlicher Spaltungen, die Jahrhunderte dauerten, wurde der Priester Arius, der, weil er selbst nicht Bischof in Alexandrien wurde, den Bischof Alexander der Ketzerei beschuldigte und behauptete, der Sohu Gottes sei nicht gleichen Wesens, wie der Vater. Der Streit blieb leider nicht innerhalb des Kreises der lehrenden Kirche, sondern die Kaiser, ihre Weiber und Günstlinge mischten sich darein und standen teils auf der Seite der Rechtgläubigen , teils auf Seite der Arianer. Dadurch wurde der Arianismus zugleich zu einer politischen Partei, die ihre Gegner grausam verfolgte. Die Lehre des Arius wurde zwar von der Kirchenverfammluug von Nieäa (325) verworfen und er selbst nach Jllprien verbannt. Aber seine Anhänger brachten es dahin, daß er wieder nach Konstantinopel berufen wurde. Feierlich sollte er in die Kirche eingeführt werden. Doch als der Zug sich schon iu Bewegung setzte, wurde Arius vou Leibschmerzeu überfallen und zerbarst am geheimen Orte (336). Allein die Katholiken wurden noch lange verfolgt, da Konstantins und mehrere folgende Kaiser zu den Arianern hielten. 5. Die drei Söhne Konstantins waren: Konstantin Ii., Konstantins und Constan s. Der letztere sollte Italien, Jllyricum und Afrika, Konstantin Ii. Gallien, Konstantins den Orient erhalten. Allein nach alter Gewohnheit trieb die Ländersucht auch sie an, das Gewisse aus das Spiel zu setzen, um Ungewisses zu erhaschen. 6. Julian war der Sohn eines Stiefbruders von Konstantin dem Großen. Bei einem Blutbade, das die Soldaten unter seiner Familie anrichteten, wurde er wegen feines zarten Alters verschont und fand Hilfe und Aufenthalt bei einem katholischen Bischöfe. Später widmete er sich aber in Athen den heidnischen Studien und faßte in der Schule des Libanius einen Haß gegen das Christentum. Die Niederträchtigkeit der (manischen Bischöfe, die er kennen lernte, steigerten noch seinen Widerwillen. K 0 nstans Ii. ließ ihn als Staatsgefangenen an den kaiserlichen Hof nach Mailand abführen; bald wurde er jedoch als Cäsar nach Gallien gesandt, wo er viele rühmliche Thaten verrichtete. Er wollte das Heidentum nun wieder zur Herrschaft bringen, und durch christliche Institutionen wollte er es verjüngen. Namentlich befahl er, die heidnischen Priester sollten den Wandel der christlichen Priester nachahmen und die Heiden sollten von den Christen Liebe und Barmherzigkeit lernen. Den christlichen Kirchen und ihren Dienern entzog er die Unterstützungen, die ihnen Konstantin bewilligt hatte, und belohnte reichlich die Christen, welche wieder zum Heidentum sich wandten. Er verbot, daß ein Christ Grammatik oder Rhetorik lehre und wollte so die christliche Jugend zwingen, in heidnischen Schulen ihre Bildung zu holen. Christum nannte er nur spottweise den Galiläer. Wäre er siegreich ans dem Kriege gegen die Perser zurückgekehrt, so hätte wahrscheinlich die heftigste Christenverfolgung begonnen.

5. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 294

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
294 Die mittlere Zeit. daß nicht nur an den Dom- und Klosterkirchen Schulen errichtet, sondern daß auch die Pfarrer Unterricht erteilen, und daß die Eltern ihre Kinder in die Schulen der Pfarrer schicken sollten. Besonders lag ihm die Pflege der deutschen Sprache am Herzen, weshalb er auch den Geistlichen einschärfte, in derselben die Gläubigen zu unterrichten. Aus Italien ließ Karl Künstler kommen, Sänger, um durch sie den Gottesdienst zu verherrlichen, und Baumeister, um Brücken über deu Rhein zu erbauen und die herrlichen Pfalzen (palatia) zu Aachen, Ingelheim und an andern Orten aufzuführen. Da er selbst in seiner Jugend wenig gelernt hatte, so suchte er als Kaiser das Versäumte nachzuholeu und lernte noch in spätern Jahren Schreiben und sogar Griechisch. Für seine Kinder und die Kinder seiner Diener und Beamten errichtete er eine eigene Hofschule (schola palatina), wohnte oft selbst dem Unterrichte bei und belobte die Fleißigen, während er die Unfleißigen und Ungeschickten durch herben Tadel beschämte. 303) In Karl erblicken wir aber nicht nur den glücklichen Krieger und ausgezeichneten Staatsmann, sondern auch als Mensch und als Christ erscheint er uns wahrhaft königlich und groß. Einfach in seinen Sitten, mäßig in seiner Lebensweise, arbeitsam und thätig, hatte Karl den aufrichtigen Eifer, feine Völker glücklich zu machen. Damit verband er eine wahre und ungehenchelte Frömmigkeit und tiefe Ehrfurcht vor der Kirche und ihren Dienern. Er war freigebig gegen die Armen, ein Beschützer der Witwen und Waisen und ein Vater seiner Unterthanen. Wenn er auch nicht frei war von manchen Fehlern, die seinen glänzenden Charakter einigermaßen verdunkelten, so muß mau eben bedenken, daß auch die größten Männer die Kinder ihres Jahrhunderts sind und sich wohl über ihre Zeit erheben, aber nicht von allen Man-8i4. geln ihrer Zeit sich freimachen können. Karl starb 814 in Aachen im siebzigsten Jahre seines Alters, im dreiundvierzigsten seiner Alleinherrschaft, nachdem er vierzehn Jahre die Kaiserkrone getragen. Im Dome zu Aachen wurde er in vollem kaiserlichem Schmucke beerdigt. Anmerkungen. 1. Das Reich Karls d. Gr. erstreckte sich bei seinem Tode von Un-teritalien bis an die Eider (Grenze von Dänemark), und vom Flusse Ebro in Spanien bis nach Ungarn. Außer der Ostmark errichtete Karl noch die wendische, die thüringische, die mittel-elbische und die sächsische Mark unter eigenen Markgrafen. 2. Der Sendgrafen waren es in der Regel zwei, ein Graf und ein Bischof oder Abt, welche miteinander abgeordnet wurden, um die Oberaufsicht zu führen. Die auf den Maifeldern gefaßten Beschlüsse und er-

6. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 426

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
426 Die neue Zeit. daß auch die katholische Kirche nicht zerstört worden und daß, wenn sie aus Gott war, sein Werk nicht aus Gott sein konnte? 2. Der Kurfürst von Sachsen gab seinen Räten den Auftrag, Luther in Sicherheit zu bringen, den Ort aber ihm nicht zu sagen, damit er sich bei des Kaisers Majestät entschuldigen und sagen könne, er wisse nicht, wo Luther sei. Als Luther nun auf seiner Rückreise von Worms in den Thüringer Wald gelangte, schickte er die Freunde, die er bei sich hatte, voraus, angeblich um Quartier zu machen. Kurze Zeit darauf ritten zwei Verlarvte an den Wagen, rissen Luther mit scheinbarer Gewalt herunter und brachten ihn auf die Wartburg, wo er unter dem Reimen Junker Georg lebte und neben den Studien auch der Jagd oblag. 3. Als Luther von der Bilderstürmerei seines Kollegen Dr. Bodenstein, der von seinem Geburtsorte in Franken Karlstadt genannt wurde, hörte, schrieb er nach Wittenberg, es komme alles darauf an, ob diese Leute einen göttlichen Beruf beweisen können; denn ohne ein besonderes Merkmal seiner Vollmacht, wie z. B. Wunder, habe Gott niemals jemanden an die Menschen gesandt. Aber Luther konnte auch kein besonderes Merkmal göttlicher Vollmacht aufweisen. Karlstadt wurde von Luthers Anhängern aus Sachsen vertrieben. Nach mancherlei Wanderungen kam er zuletzt nach Basel, wo er als Professor und Prediger starb (1543). 4. Von Luthers Bibelübersetzung erschien 1522 zuerst das Reue Testament. 1530 war das ganze Werk vollendet. Unterstützt wurde Luther von Melanchthon. Die Übersetzung ist ein Meisterwerk von Gewandtheit im sprachlichen Ausdrucke und sicherte dem sächsischen Dialekte den Vorzug vor allen andern Mundarten. Was aber die Hauptsache betraf, die Übersetzung selbst, so erlaubte sich Luther solche Willkür, daß Hieronymus Emser, der bei weitem mehr Kenntnisse in der lateinischen, griechischen und hebräischen Sprache besaß, ihm nachwies, daß der Urtext beinahe auf jeder Seite verfälscht und mehr als tausend unrechtmäßige Änderungen vorgeuommeu waren. § 156. Der Bauernkrieg. Die Wiedertäufer in Münster. 432) Durch Luthers Streit und durch dessen Schriften war jede Autorität auf das tiefste erschüttert worden. Luther hatte nämlich gelehrt, daß jeder Christ unbedingt frei und Priester sei, und daß es unter den Christen keine Obrigkeit geben solle. 433) Teils aufgestiftet, teils durch den Druck, der auf thuen lastete, veranlaßt, rotteten sich die Bauern in Schwaben zusammen, plünderten die Klöster, zerstörten die Schlösser und Bnrgen des Adels und übten Greuel aller Art aus. Sie setzten zu gleicher Zeit Artikel auf, in denen sie ihre Beschwerden niederlegten. Aber obwohl die Bewegung über den ganzen Schwarzwald, über das Elsaß, Franken, ja bis nach Brandenburg sich verbreitete, so unterlagen doch die Bauern dem Kriegsvolke des Adels, welches gegen sie geschickt wnrde. Insbesondere in Württemberg, wo am meisten Greuel verübt wurden,

7. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 376

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
376 Die mittlere Zeit. Weise bestand das römische weltliche Recht aus den Erlassen der Kaiser und aus den Sprüchen der römischen Rechtsgelehrten. 4. Der Sachsenspiegel wurde von dem sächsischen Ritter Eike von Repkow um 1218 verfaßt und behandelt in zwei Teilen das Lehen- und das Land recht. Der Schwabe nspiegel entstand 1270 ; von wem, ist unbekannt. 5. Schon uuter Kaiser Konrad Ii. ging vou Eluguy der Gottesfriede (trewa — treuga Dei) aus, demgemäß Fehden nur am Montag , Dienstag und Mitiwoch ausgemacht werden, jedoch auch in der Fasten, im Advent und au den Vigilien unterlassen werden sollten. Allein er wurde bald nicht mehr gehalten. Die Hohenstaufen, Rudolf oou Habsburg, Albrecht und Sigismund verkündeten Landfrieden, aber es kümmerten sich wepige darum. Maximilian I. setzte uun auf dem Reichstage von Worms (1495) den Reichslandfrieden durch, in welchem alle und jede Selbsthilfe bei Strafe von 2000 Mark verboten war. Das eingesetzte Re i ch s ka m m e r g er ich t, das zuerst seinen Sitz in Frankfurt hatte, bestand aus je sechs Beisitzern aus jedem Reichskreise. Maximilian ließ sie eidlich verpflichten, daß sie, wo das deutsche Recht keine Bestimmung bietet, sich an das römische und kanonische Recht halten wollten. 6. Schon zu Zeiten der Karolinger kam es vor, daß die Seud-grafen uubotmäßigeu Großeu schnellen und zugleich kein Aufsehen erregenden Prozeß machen mußten. Als nun während des Aufenthaltes Friedrichs Ii. in Italien der Erzbischof Engelbert von Köln Reichsverweser war, faßte dieser den Gedanken, aus rechtschaffenen Männern durch ganz Deutschland hindurch ein Gericht zu bilden, um der Gewaltthätigkeit der Vornehmen in wirksamer Weise entgegenzutreten. Viele Tausende von „Wissenden" vereinigten sich zu einem Bunde, ohne sich gegenseitig zu kennen. Die Angeklagten hatten sich vor dem Frei stuhle zu verantworten, der ans den Frei grasen und den Frei schössen bestaub. Wer schulbig befunben würde, würde au dem nächsten Baum aufgeknüpft; wer auf breimalige Labung nicht erschien, war verfemt und vogelfrei. Es bürste übrigens nur über Verbrechen gerichtet werben, auf welchen ohnehin Todesstrafe stand, sowie über alle Handlungen gegen die Religion. — Obwohl der Erzbischof von Köln Stuhlmeister war, so durften Geistliche doch nicht Wissende sein, aber auch nicht vorgeladen werden. Lange hatte die Feme sich den Rus der Unparteilichkeit bewahrt, ein Jahrhundert hindurch war sie die stärkste Stütze des Rechts. Später artete sie freilich ans. Aber gerade das u n-heimliche Gefühl, in welchem man sich bcr Feme gegenüber befanb, sowie bte Erfindung der Donnerbüchsen, durch welche das un-bezwiuglichste Raubnest in kürzester Zeit in einen Schutthaufen verwan-belt werben konnte, trugen dazu bei, daß der Reichslanbfriebe allgemein angenommen würde. § 139. Die Dichtkunst. 382) Wie das ganze Mittelalter den Charakter der Großartigkeit und Mannigfaltigkeit an sich trug, so sind auch großartig und mannigfaltig die Erzeugnisse des deutschen Geistes auf dein

8. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 25

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
8 12. Die Inder. 25 weshalb ihn viele irrtümlich um diese Zeit leben ließen. Zoroaster nahm eine Zweiheit an (Dualismus), d. H. zwei in der Welt einander entgegenwirkende Kräfte, eine gute Kraft und eine böse. Im Anfange war das Ewige, Unendliche, Unerschaffene (Zervane Akerene), welches sich in zwei Wesen offenbarte, in Ormnzd, der guten, und in Ahriman, der bösen Grundkraft. Zuerst herrschte nur das Gute in der Welt; später nahm das Böse überhand, und das Gute unterlag; Orinuzd sendet aber einen großen Propheten, den Siegeshelden Sosiosch, der dem Guten zum Siege verhilft. Merkwürdig ist es. daß dieser Siegesheld nach der Meinung des Zoroaster von Westen her kommen sollte. Nach Vollendung des Kampfes zwischen dem Guten und dem Bösen geht die Welt in Feuer aus. Ormuzb hat zu feinem Dienste gute Geister, nämlich die Amfchas-p a n b s oder die sieben Fürsten des Lichts und die ihnen untergeorbueten in Ahrimans Dienste cibcv wirken sieben obere Dews ober Fürsten des Bösen und unter ihnen wieder eine große Anzahl niederer D e w s oder böse Geister. Diese Hauptlehren der Zendreligion wurdeu mrt einer Bienge von Fabeln und Märchen vermischt und verunstaltet, wie nur dies bald bei allen Religionen finden. Zoroaster begnügte sich, diese Fabeln geistig zu deuten. In den Augen der Arier aalt der Herrscher als der Stellvertreter der Sonne, aus dem bald der Sohn der Sonne und eine heilige, unverletzliche Persönlichkeit gemacht wurde, welcher dieselbe Ehre gebühre, wie dem ©onnenootte selbst Diese Meinung ist die Quelle der unumschränkten Gewalt der moraen-landifchen Sultane. 8 12. Die Inder. 26) Unter den ältesten Völkern sind es vor allen zwei, welche unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen, weil sie uns heute noch das getreueste Bild der Zustände des Altertums darbieten Sie bewahrten am längsten ihre Verfassung und selbst die, welche spater sie bemusterten und unterjochten, mußten sich ihren Sitten oder doch die ihrigen dnlden. Sie unterwarfen sich keinem Einflüsse: aber sie übten ans die Entwicklung der Menschheit anch keinen Einfluß aus und traten bald in den Hintergrund zu- “m erst wieder in neuerer Zeit auf dem Schanplatze der Geschichte zu erscheinen. Es sind dies die Inder und die Chinesen. rrct.27^ ursprünglichen Inder waren wahrscheinlich Neger (Ls)amtten), die bald von den Ariern, die sich auf dem Hindn-tnl) von ihren Stammesgenossen getrennt hatten, verdrängt' wur-m Jp'e,e ~ indischen, im Gegensatze zu deu iraui-schen Ariern - ließen sich innern Pendschab (Fünfstromland) nieder, m dem Lande am Fnße des Himälaya, welches von Strömen, die sich spater mit dem Indus vereinigen, durch-™Sun Sprache der Arier ist es, welche die Wurzel- worte enthalt, aus denen die Gelehrten eine Verwandtschaft der Rolfus, Weltgeschichte. 3. Aufl. ' 2

9. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 32

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
32 Das Altertum. Auch in der Mathematik, der Astronomie und Zeitrechnung hatten die Chinesen Kenntnisse, ohne aber weitere Fortschritte zu machen. 2. Sehr ausgebildet ist bei den Chinesen die Sch reib eknnst, ja sie ist so verwickelt, daß die geistige Bildung dadurch nicht gefördert, sondern vielmehr gehindert wird. Die Sprache der Chinesen besteht namlrch aus 450 unveränderlichen Wurzelsilben, aus denen durch Zusammensetzung etwa 1200 Worte gebildet sind, die wieder beim Ans-sprecheu verschieden betont werden, so daß ein Wort oft 30—40 verschiedene Bedeutungen hat, je nachdem es ausgesprochen wird. Der Schriftzeichen sind es aber mehr denn 80 000. Es lernt nun jeder so viel er braucht, und nur wenige sind der Schrift vollständig kundig. Die geistige Bildung ist überhaupt nur eine sehr beschränkte, denn der Staat bestimmt die Art und deu Inhalt des Unterrichts, läßt die nötigen Bücher machen, unterwirft die Gelehrten einer Reihe von Prüfungen, von denen keine überschritten werden darf, und regelt so die Wißbegierde nach einer Menge unwandelbar bestehender Vorschriften. 3. Der Handel im Innern von China war immer beträchtlich und wird hauptsächlich durch die zahlreichen Flüsse, durch künstliche Kanäle und gnt gepflasterte Straßen vermittelt. Auch die Lastwagen zum Transport der Waaren sind eine Erstndnng der Chinesen, die nicht lange nach Christi Geburt fällt. Die hauptsächlichsten Handelsartikel sind Thee, Salz, Reis, Baumwolle, Seide, Leinwand, Wollegewebe, Zucker, Getreide, Bauholz, Rindvieh, Pferde, Tierfelle und Pelzwerk. Ganz besonders schwunghaft wird der Seidenhandel betrieben. Die chinesischen Bauern kleideten sich schon in Seide und schliefen in seidenen Betten, als die ersten Europäer ihr Land betraten. Da es in einem so großen Reiche Länder des heißen wie des kalten und des gemäßigten Klimas gibt, von denen jedes seine eigentümlichen Produkte (Erzeugnisse) hat, welche die Provinzen untereinander austauschen können, so ist der Binnenhandel sehr großartig. Dagegen war der Handel nach außen begreiflich unnötig, da alle Bedürfnisse aus dem eigenen Lande bezogen werden konnten, und deshalb auch verboten. 4. Die chinesische Mauer sollte dazu dienen, das Reich gegen die Bewohner des Hochlandes im Norden zu schützen. Sie ist über 1300 km lang, zieht über Gebirge, vou denen eines 1500 m hoch ist, und auf Stützmauern über Flüsse. An vielen Orten zwei- und dreifach, besteht sie aus einem durchschnittlich 11 m hohen Erdwall, der auf einem über 1 m hohen Unterbaue von Granit ruht und an den Seiten mit einer 1 m starken Mauer von Backsteinen bekleidet ist. Von 2 zu 2 m sind Schießscharten angebracht, und alle 200—300 Schritte ragen 13 m hohe Türme hervor. An einzelnen Punkten erreicht die Mauer eine Höhe von 26 m, an einem sogar von 38 m. Im Jahre 214 v. Chr. wurde sie begonnen , bis zum 5. Jahrhundert n. Chr. daran gearbeitet, erhielt aber erst im 7. Jahrhundert ihre jetzige Ausdehnung. Gegen Korea hin hängt sie mit einem 800 km langen Pfahlwerk zusammen. 5. Die eingebornen Chinesen bekennen sich der großen Mehrzahl nach zur Religion des Fohi, der sich später mit dem Buddhaismus vermischte, wie er in Indien einheimisch ist. Dieses seinem Wesen nach der Urreligion nahestehende Bekenntnis kennt Einen Gott, hat einen eigenen Gottesdienst, Tempel, Opfer und Priester (Bonzen, d. i. Fromme). Es ist aber durch menschlichen Aberwitz und Eigennutz greulich entstellt. Deshalb standen zwei Männer auf, welche reinere Religionsbegriffe verbreiten wollten. Das waren La-o-tse und 50 Jahre nach ihm Kong-

10. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 115

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 44. Griechische Kunst und Wissenschaft. Volkszustände 115 5. Epaminondas, der Sohn des Polynnes, stammte ebenfalls aus einer angesehenen, aber verarmten Familie. Diese Armut ließ ihn in den Augen der Oligarchen zu unbedeutend erscheinen, und so durfte er iit Theben bleiben. Während er als Böo tarch (Anführer der Böotier) den Oberbefehl hatte, veränderte er feine dürftige Lebensweise nicht im mindesten, und blieb sogar so arm, daß er manches Hansgeräte nicht besaß, das selbst bei geringen Leuten gefunden wurde. Er hatte nur einen einzigen Mantel und mußte, wenn derselbe gewaschen wurde, mehrere Tage zu Hause bleiben. Einmal wies er tausend Goldstücke, die ihm der ihefsalische Fürst Jason geben wollte, zurück, obwohl er gerade zwölf Thaler leihen mußte, um beim Ausmarsche des Heeres sich fein Feldgeräte kaufen zu können. Dabei war er von der strengsten Rechtlichkeit, und man rühmte von ihm, daß er nicht einmal im Scherze log. Ebenso groß als seine Wahrheitsliebe war die kindliche Ehrfurcht, die er seinen Eltern gegenüber bewies. wie auch die innige Freundschaft zwischen ihm und Pelopidas von seinen Zeitgenossen bewundernd anerkannt wurde. Epaminondas gilt deshalb auch als „der Edelste der Griechen". In der Schlacht von Mantinea wurde er durch einen feindlichen Wurfspieß verwundet. Er ließ das Eisen in der Brust, bis er die Nachricht vom Siege erhalten hatte. Dann zog er es selbst heraus, indem er sprach: Ich habe genug gelebt, nun sterbe ich unbesiegt. Übrigens war der Sieg bei Mantinea durchaus nicht entschieden, da durch den Fall des Epaminondas unter den Thebanern Verwirrung entstand. Zu den Siegen, die die Thebaner erkämpften, trug übrigens hauptsächlich eine neue von Epaminondas ersonnene Schlachtstellung bei, die sogenannte „schräge Stellung", die er dem linken Flügel gab. In der Schlacht bei Leuktra wurde sie den Spartanern gegenüber zum erstenmale angewandt. 8 44. Griechische lauft und Wissenschaft. Volksznstände. 117) So sehr das Volk der Hellenen in der Zeit seiner Blüte und Kraft durch Mut, Vaterlandsliebe, Liebe zur Freiheit und Unabhängigkeit sich auszeichnete, ebenso groß war es dnrch die Pflege der Künste und Wissenschaften. 9toch jetzt staunen wir über die Meisterwerke des Altertums und bilden daran unsern Geschmack und unsern Sinn für das Schöne. Besonders sind es die Bildhauer- und Stein sch neideknnst, die Malerei und die Baukunst, deren Erzeugnisse wir bewundern. Die berühmtesten Bildhauer waren Phidias, der fast lauter Götterbilder verfertigte, und Praxiteles. Als Steinschneider glänzte Pyrgoteles, als Maler Apelles, Zeuxis und Parrha-slus. Als Architekt wird Mnssikles gelobt, der zur Zeit des Perikles die Propyläen erbaute. 118) Die ältesten Dichter Griechenlands sind Orpheus, Linus und Mnsäns, die noch ganz in die Zeit der Fabeln fallen. Der Dichter aber, der auf Griechenland den größten Einfluß ausübte, ist Homer, in dessen Gesängen die Götterlehre 1000? v. Chr.
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