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1. Erdkunde - S. 316

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 316 — er sich keine Rechenschaft zu geben. Zuerst ist es der ungeheure Maßstab der Riesenbäume, welcher uns in Erstaunen setzt, sodann die gänzliche Verschiedenheit der Pflanzenwelt dieser Wälder von der unseres Erdteils. Wo wir in der Heimat einen blühenden Stranch oder einen Obstbaum in anmutiger Farbenpracht erblicken, da finden wir hier blühende Banmkolosse, deren Höhe die der heimatlichen um das Doppelte, ja selbst Dreifache übertrifft, während ihre Blüten den größten Blumen unserer Prachtgärten an die Seite gestellt Bild 104. Urwald in Brasilien. werden können. Dazu sprossen sie in einer solchen Fülle hervor, daß das ganze Laubdach des Baumes sich oft in ihre Farben zu kleiden scheint. Besonders sind es jene Bäume mit prachtvollen lila oder weißen Blüten, welche ungemein viel zur Zierde der Wälder beitragen, indem sie sich von dem mannigfachen Grün des Laubes unterscheiden. Jeder Baum hat seinen eigentümlichen Wuchs, sein eigenes Lanbwerk und sein von den benachbarten Bäumen ver- schiedenes Grün. Riesige Gewächse, den verschiedensten Arten an- gehörend, verschlingen ihre Zweige und erzengen ein Gemisch des verschiedenartigsten Laubes. Gleich gewaltigen Säulen erheben sich

2. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 116

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
116 Das Altertum. weiter ausgebildet und ein wichtiger Teil der griechischen Geschichte im Munde des Volkes erhalten wnrde. Hesiod pflegte das Lehrgedicht. Aeschflus, Sophokles und Euripides unterhielten das Volk durch ihre Trauerspiele und Aristophanes durch seine Lustspiele in den Theatern. Auäkreou ergötzte die Gemüter durch seine Lieder, Tirtäus begeisterte durch seine kriegerischen Gesänge die Streiter zum Ruhme und zu Schlachten. Die olympischen und pythischen Sieger feierten Pindar und Simonides in ihren Hymnen. Herodot und Thnky-dides waren die vorzüglichsten Geschichtsschreiber des Volkes. Viele Männer waren bekannt durch ihr eifriges Streben nach Weisheit. Die Liebhaber der Weisheit (Philosophen), wie man sie nennt, beschäftigten sich damit, über den Urgrund alles dessen, was da ist, und dessen Ordnung und Bestand nachzudenken und das Ergebnis ihrer Forschungeu ihren Schülern mitzuteilen. Vor allen waren es die sieben Weisen, die mit hoher Achtung genannt wurden. Als Griechenland bereits schon am Sinken war, wurde Sokrates ein Opfer seiner Überzeugung. Die Schriften seines Jüngers Plato und dessen Schülers, des Aristoteles, hielt mau über 1000 Jahre für die Grundlage aller Wissenschaft. Doch auch die Naturwissenschaft, die Arzneikunde, die Mathematik, die Redekunst und andere Wissenschaften fanden ihren berühmten Vertreter. Namentlich haben Pythagoras, Archimödes und Euklid der Mathematik ihre wissenschaftliche Grundlage gegeben. 119) Dessenungeachtet hatte auch das griechische Altertum seine gewaltigen Schattenseiten, die ohne äußere Bedrängnis und ohne innere Zwistigkeiten den Verfall — wenn mich später — hätten herbeiführen müssen. Das Wohl des Staates stand höher als das Recht des einzelnen Bürgers, da doch der Staat nur dann bestehen kann, wenn die Rechte der einzelnen gewahrt werden. Wurden die Frauen auch nicht so tief erniedrigt, wie bei den asiatischen Völkern, so war ihr Einfluß und ihre Würde doch nicht geschätzt. Ebensowenig hatten die Kinder dem Vater gegenüber ein Recht. Auch eine Art von politischem Kastenwesen herrschte, da nicht alle Einwohner in den Staaten gleiche Rechte hatten, sondern das Maß sehr verschieden war. Der Handel war vielen Beschränkungen unterworfen und große Zölle hemmten den Verkehr. Die Gesetze waren nur wenigen bekannt und wurden deshalb nach Willkür ausgelegt. An die Stelle der Oligarchie trat vielfältig eine Pöbelherrschaft, die den Staat der besten Bürger beraubte. Die unsinnige Wut, Denkmale und Kunstwerke zu errichten, entzog dem Handel und Wandel ungeheure Summen,

3. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 250

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
250 Die mittlere Zeit. amplitudo, celsitudo tua etc. rühren auch die in unserer Zeit noch gebräuchlichen Titulaturen: Durchlaucht, Erlaucht, Hochgeboren re. her. 3. Die Gründung von Byzanz fällt zwar schon in das Jahr 634 v. Chr. Einst eine wichtige Handelsstadt, war sie zu einem unbedeutenden Flecken herabgesunken. Konstantin erkannte ihre Wichtigkeit und machte aus ihr in einem Zeitraum von acht Jahren eine des Kaisers würdige Residenz. Aus allen Teilen des Reiches, hauptsächlich aus Griechenland, wurden Kunstwerke herbeigeschafft. Infolge dessen wäre Roms Glanz vollständig erblichen, wenn es nicht der Sitz der Päpste geblieben wäre und an ihnen einen Beschützer gesunden hätte. 4. Veranlasser unseliger Wirren und innerlicher Spaltungen, die Jahrhunderte dauerten, wurde der Priester Arius, der, weil er selbst nicht Bischof in Alexandrien wurde, den Bischof Alexander der Ketzerei beschuldigte und behauptete, der Sohu Gottes sei nicht gleichen Wesens, wie der Vater. Der Streit blieb leider nicht innerhalb des Kreises der lehrenden Kirche, sondern die Kaiser, ihre Weiber und Günstlinge mischten sich darein und standen teils auf der Seite der Rechtgläubigen , teils auf Seite der Arianer. Dadurch wurde der Arianismus zugleich zu einer politischen Partei, die ihre Gegner grausam verfolgte. Die Lehre des Arius wurde zwar von der Kirchenverfammluug von Nieäa (325) verworfen und er selbst nach Jllprien verbannt. Aber seine Anhänger brachten es dahin, daß er wieder nach Konstantinopel berufen wurde. Feierlich sollte er in die Kirche eingeführt werden. Doch als der Zug sich schon iu Bewegung setzte, wurde Arius vou Leibschmerzeu überfallen und zerbarst am geheimen Orte (336). Allein die Katholiken wurden noch lange verfolgt, da Konstantins und mehrere folgende Kaiser zu den Arianern hielten. 5. Die drei Söhne Konstantins waren: Konstantin Ii., Konstantins und Constan s. Der letztere sollte Italien, Jllyricum und Afrika, Konstantin Ii. Gallien, Konstantins den Orient erhalten. Allein nach alter Gewohnheit trieb die Ländersucht auch sie an, das Gewisse aus das Spiel zu setzen, um Ungewisses zu erhaschen. 6. Julian war der Sohn eines Stiefbruders von Konstantin dem Großen. Bei einem Blutbade, das die Soldaten unter seiner Familie anrichteten, wurde er wegen feines zarten Alters verschont und fand Hilfe und Aufenthalt bei einem katholischen Bischöfe. Später widmete er sich aber in Athen den heidnischen Studien und faßte in der Schule des Libanius einen Haß gegen das Christentum. Die Niederträchtigkeit der (manischen Bischöfe, die er kennen lernte, steigerten noch seinen Widerwillen. K 0 nstans Ii. ließ ihn als Staatsgefangenen an den kaiserlichen Hof nach Mailand abführen; bald wurde er jedoch als Cäsar nach Gallien gesandt, wo er viele rühmliche Thaten verrichtete. Er wollte das Heidentum nun wieder zur Herrschaft bringen, und durch christliche Institutionen wollte er es verjüngen. Namentlich befahl er, die heidnischen Priester sollten den Wandel der christlichen Priester nachahmen und die Heiden sollten von den Christen Liebe und Barmherzigkeit lernen. Den christlichen Kirchen und ihren Dienern entzog er die Unterstützungen, die ihnen Konstantin bewilligt hatte, und belohnte reichlich die Christen, welche wieder zum Heidentum sich wandten. Er verbot, daß ein Christ Grammatik oder Rhetorik lehre und wollte so die christliche Jugend zwingen, in heidnischen Schulen ihre Bildung zu holen. Christum nannte er nur spottweise den Galiläer. Wäre er siegreich ans dem Kriege gegen die Perser zurückgekehrt, so hätte wahrscheinlich die heftigste Christenverfolgung begonnen.

4. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 251

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 91. Die Litteratur unter den Kaisern. 251 § 91. Die Litteratur unter deu Kaisern. 254) Die Römer, welche für die schonen Künste und Wissenschaften zur Zeit der Republik wenig Sinn zeigten , konnten m dem Schmutz und in der Gemeinheit des Kaiserregimentes eben-falls keinen bekommen. Insbesondere erreichte kein Dichter mehr die Zeitgenossen des Angustus (Vergil, Horaz, Ovid). Cs gab einige epische Dichter, unter denen Luk an sich auszeichnete, der den Bürgerkrieg zwischen Pomp ejus und Cäsar zum Gegenstände eines Heldengedichtes (Pharsalia) gewühlt. Wichtiger sind die Satiriker Iuveual und Persins, welche wider das ]tfjie etliche Sittenverderbnis eifern. Martial ergötzte durch jeine scharfsinnigen und schneidigen Epigramme (Sinngedichte). Aber nicht nur die Dichtkunst, auch die Beredsamkeit sank; Quntti-lian und Pliuius der Jüugere siud die eiuzigeu Reduer vou Bedeutung, Pliuius der Ältere und Seueca die eiuzigeu Philosophen, deren Schriften nachhaltig einwirkten. 255) Doch erfreute sich die Ges chichtskunde einer sorgfältigeren Bearbeitung. Unter allen Geschichtschreibern ragen aber Snetonins und Tacitus hervor, beueu wir eine genaue Kenntnis der Zeit unter den ersten zwölf Kaisern verdanken. Tacitus schrieb'auch „über die Lage und die Sitten der Bewohner Deutschlands" und gibt uns die ersten- sichern Nachrichten über unsere Vorfahren. Die Zahl der geographischen, mathematischen und ökonomischen Schriftsteller bagegen ist ebenfalls gering. 256) Neben der heimischen Litteratur hatte sich aber auch eine christliche entwickelt, die Litteratur der Kirchenväter und der Apologeten. In deu Schriften der Kirchenväter finden wir die Beglaubigung der katholischen Heilswahrheiten. Die berühmtesten Kirchenväter der drei ersten: Jahrhunderte sinb unter den Abenblänbern Klemens von Nom, Cyprian und Jre-näus; unter den Morgenlänbem Ignatius von Antiochia und Klemens von Alexandria. Es bitbeten sich eigene Katechetenschulen, hauptsächlich zu Alexaubria, Rom, Karthago und Antiochia. Die Apologeten (Verteibiger) bemühten sich in ihren Schriften, die Christen von den Vorwürfen zu reinigen, die ihnen von den Gegnern gemacht wurden, und die Gehaltlosigkeit des Heibentnms barzuthun. Der bebeutenbste Apologet ist Justin, der Märtyrer genannt, weil er auch mit seinem Blute für seinen Glauben eiustanb.

5. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 406

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
406 Die mittlere Zeit. sandte der Papst von Zeit zu Zeit Visitatoren. Die Beförderungen zu einem akademischen Grade (Promotionen) wurden in der Kirche vorgenommen. 6. Es waren bei einer Gesamthochschule vier Fakultäten: die der Artisten (Philosophen), der Mediziner, der Juristen und der Theologen. Die Leitung war in den Händen eines Rektors, der von den Professoren abwechselnd aus den Fakultäten gewählt wurde. Als man nach der Reformation fürstlichen Personen das Rektorat als Ehrenamt übertrug, trat an die Stelle des Rektors ein Prorektor. Die Lehrer der einzelnen Fakultäten bildeten ebenfalls ein Kollegium, an dessen Spitze ein Dekan stand. Wie großartig die alten Universitäten waren, ersehen wir daraus, daß 1452 an der Artistenfakultät in Wien 103 Lehrer verschiedener Grade Borträge hielten. Es gab in der Regel drei akademische Grade. Der Bakkalaureus durfte die Vorlesungen seines Lehrers bei den mindergeübten Schülern wiederholen, der Licentiat hatte die Erlaubnis (Licenz), selbständig zu lehren, der Doktor wurde in den engern Kreis der Universitätslehrer aufgenommen. Professoren sowohl als Schüler erfreuten sich einer eigenen Gerichtsbarkeit und waren in Landsmannschaften eingeteilt. Die Scholaren waren übrigens feine angehenden Jünglinge, sondern reife Männer aus den edelsten Geschlechtern, Domherren, Prälaten, Mitglieder von Stiften und Klöstern, welche mit Erlaubnis ihrer kirchlichen Obern diese Hochschulen besuchten, um die berühmtesten Lehrer ihrer Zeit zu hören. Ausgezeichnete Universitätslehrer gingen besonders aus dem Orden der Dominikaner und der Franziskaner hervor. Dominikaner waren unter andern: Albert der Große, Vincenz von Beauvais und insbesondere der größte Gottesgelehrte Thomas von Aquin. Berühmte Franziskaner waren der hl. Bonaventnra, Wilhelm Occam, Dnns Scotus it. a. 7. Die deutschen Universitäten vor der Reformation sind: Prag 1348, Wien 1365, Heidelberg 1386, Köln 1385, Erfurt 1392, Würzburg 1403, Leipzig 1409, Rostock 1419, Trier 1454, Greifswalde 1456, Freiburg im Breisgau 1456, Basel 1459, Ingolstadt 1472, Mainz 1477, Tübingen 1477, Wittenberg 1502, Frankfurt an der Oder 1506. 8. Reuchlin, Johann, geb. 28. Dez. 1455 zu Pforzheim, Verfasser einer griechischen Grammatik, war Universitätslehrer in Tübingen und Heidelberg. Desiderius Erasmus, geb. 28. Okt. 1467 zu Rotterdam, war der berühmteste und dcr fruchtbarste unter den Humanisten. Er starb 1536 in Basel. Er geißelte zwar mit vieler Schärfe auch die Gebrechen, die er in der Kirche erblickte, war aber nie ein Gegner der Kirche und starb als ihr getreuer Sohn, deren Priester er war. „Ich begünstige," schrieb er, „die Sprachen und alte Litteratur, um durch sie die bisher gebräuchlichen Stubien zu verbessern, und um die Ehre Christi zu beförbern, aber nicht um das alte Heibentum zurückzurufen." 8 149. Die Lunst. 413) Wie alle Wissenschaft im Mittelalter der Religion diente, so huldigte ihr auch alle Kunst und wurde wieder von derselben geheiligt und verklärt. Aus dem tiefen christlichen Glauben schöpfte der Geist Kraft und Ausdauer, um jene großartigen Denkmäler zu stände zu bringen, die uns heute noch mit Erstaunen und Be-

6. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 418

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
418 Die neue Zeit. Schrift abhanden gekommen, und daß der Volksunterricht ganz daniedergelegen sei, so litten doch beide Not. Die mit großem Prunke gefeierten Kirchenfeste und die zahlreich bewilligten Ablässe gaben aber Veranlassung, daß das ungebildete Volk oft über den äußeren Werken den Geist vergaß, in dem aller Gottesdienst gefeiert und alle guten Handlungen verrichtet werden sollen. Darüber klagten die wahren Freunde der Kirche, während ihre Gegner, besonders auch die Humauisten, über den Aberglauben und die Unwissenheit sich lustig machten und mit ihrem Spotte oft das wahrhaft Gute angriffen und entstellten. Anmerkungen. 1. Auf der Kircheuversammlung von Basel wurde vor allem erkannt, daß durch die schlechte Besetzung der bischöflichen Sitze viel Übel über die Kirche Gottes gekommen sei, und es wurden alle allgemeinen Rechte, welche die Päpste auf die Besetzung der Bistümer sich vorbehalten hatten, abgeschafft und die Wahl den Kapiteln zugewiesen. Die Anwendung der geistlichen Strafen, welche mißbraucht worden war, wurde beschränkt. Für die Bisch o fs w ah len wie für die Papstwahl wurden genaue Vorschriften gegeben. Die Kardinäle sollen eidlich versprechen, daß sie nur den Würdigsten wählen, der Papst aber schwören, daß er allgemeine Konzilien halten, die Ketzereien ausrotten und die Sitten verbessern wolle. Auf der Synode vom Lateran wurde beschlösse,:, daß eine /mit Simonie vorgenommene Papstwahl ungültig sei und die Wähler und alle, die zu derselben gewirkt, kanonischen Strafen verfallen sollten. Kein Geistlicher sollte zum Predigtamte zugelassen werden, der nicht von seinen Obern vorher geprüft und durch Ehrbarkeit der Sitten, Alter, Kenntnisse und Klugheit für tüchtig erkannt worden sei und hierüber schriftliche Zeugnisse aufweisen könnte. 2. Schon § 150 Anm. 4 ist erwähnt worden, daß bereits vor Luther die Bibel in neunzehn hochdeutschen und in fünf plattdeutschen Ausgaben erschienen fei. Dazu kommen nun bis 1500 nicht weniger als 98 lateinische Ausgaben. Ein einziger Buchdrucker, Antony Kobnrger in Nürnberg, veröffentlichte vor 1500 nicht weniger als 15 verschiedene Bibelausgaben. Für die Geistlichen waren nicht nurp red igtbüch er, sondern auch Anleitungen vorhanden, wie sie die Seelsorge ausüben sollten. Die Anleitung des Pfarrers Sur gant in Basel, welche 1503 das erste Mal in Augsburg erschien, erlebte 12 Auslagen. In allen Beichtspiegeln jener Zeit wird das Versäumen der Predigt als eine schwere Sünde bezeichnet. In einer Anleitung zum Empfange des Hl. Sakramentes der Buße, welche 1470 erschien und den Titel: Spiegel des Sünders führt, heißt es ausdrücklich: wer Mädchen habe von 12 und Knaben von 14 Jahren, und sie nicht am Sonntag in die Kirche führe, um eine ganze Predigt und Messe anzuhören, der sündige tötlich. Auch an Werktagen wurde gepredigt. Geiler von Kaisersberg, Domprediger zu Straßburg (f 1510), predigte oft eine Reihe von Tagen hintereinander. Das Volt hatte Gebetbücher. Vorzüglich bekannte Gebetbücher aus dem Mittel-alter sind: Spiegel des Sünders (1470); der ^Seele -tioft (1484)5 die Hymelstras (1484); dat Licht der Seele (1484);

7. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 347

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 128. Ketzerwesen. Inquisition. Kreuzzüge gegen die Ketzer. 347 mächtigen Beschützer, so daß sie sich Gewaltthätigkeiten erlaubten. Da ließ Junocenz Iii. gegen diese Störer des kirchlichen Friedens einen Kreuzzug predigen.' Aber erst nach zwanzigjährigem Wider- imstande waren sie zum Gehorsam zurückgebracht. Um sorgfältiger Glauben und Sitten überwachen zu können, wurden die Pfarrer beauftragt, mit Zuziehung rechtschaffener Laien in ihren Sprengeln Visitationen zu veranstalten. Da hierbei aber viele Willkürlich-feiten vorkamen, wurde ein eigenes Untersuchungsgericht (Inquisition) niedergesetzt und der Dominikanerorden dcuu verwendet. Ähnliche Erscheinungen, wie in Frankreich und Italien, zeigten sich auch iu Deutschland, weshalb auch hier Maßregeln ergriffen werden mußten. Anmerkungen. 1. Die Manichäer, als bereit Stifter ein gewisser Man es gilt, der auf Befehl des persischen Königs Sapor lebenbig geschunben rourbe (277 n. Chr.), glaubten an einen gute» und an einen bösen Gott, t)on denen der böse Gott die Welt nnb den Menschen erschaffen habe. Demzufolge glaubten auch die Katharer nnb ihre Gesinnungsgenossen, der böse Geist habe den Menschen geschaffen nnb der Leib selbst sei etwas Böses, das Alte Testament sei vom Teufel eingegeben, Moses nnb die Propheten seien Zauberer gewesen, in Johannes dem Täufer habe kein guter Geist gewohnt, Maria sei ein Erzengel gewesen nnb Christus habe nur scheinbar gelitten. Derlei Thorheiten hielten sie für geheimnisvolle Erleuchtung nnb brüsteten sich, wie mit ihrer Weisheit, so mit ihren Sitten, obwohl ihnen hierin viel Schlimmes nachgewiesen werben kann. Doch hatten sie kein gemeinschaftliches Bekenntnis, nnb wie ieber die Schrift auslegte, so glaubte er, was er wollte. Nur im Hasse gegen die katholische Kirche waren sie einig. Am besten zeichnet ihr Bestreben die Antwort, die ein bekehrter Häretiker dem Er;bischos Arnolb von Köln gab. Als biescr ihn über den Glauben seiner früheren Genossen befragte, konnte er nur sagen: „Alles, was die Kirche sagt nnb thut, halten s i e für grün blos." Daß diese Leute auch in den Augen der weltlichen Obrigkeit strafbar waren. ist um so begreiflicher, ba sie überbies noch die Strasgewalt berselben bestritten. 2. Daß die Bibel dem Volke kein unbekanntes Buch war, obwohl sie nicht häufig verbreitet fein konnte, ba es nur geschriebene Bibeln gab, geht aus der Bekanntschaft der Häretiker mit dem Neuen Testamente hervor. Allein der Kirche konnte es nicht entgehen, daß alle diese greulichen Abgeschmacktheiten nur die folgen der freien Forschung waren. Sie verbot beshalb nicht das Bibellefen, sonberu nur das Lesen verfälschter Bibeln nnb die willkürliche Auslegung. Das Bibelverbot, wie es in der katholischen Kirche bestaub uitb noch 1564 von Papst Pius Iv. erneuert rourbe, lautet: „Die Bischöfe sollen nur benen Erlaubnis erteilen, von katholischen Verfassern veranstaltete Bibelübersetzungen zu lesen, von denen ihre Pfarrer oder ihre Beichtväter überzeugt seien, daß ihnen diese Lektüre nicht zum Verderben, sondern zur Befestigung im Glauben und in der Frömmigkeit bienen

8. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 384

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
384 Die mittlere Zeit. ließ nun Leo der Jsanrier anch den Befehl, daß die Kruzifixe, die Statuen der Heiligen und die bildlichen Darstellungen nicht nur aus deu Kirchen und von den öffentlichen Plätzen, sondern auch aus den Privathäusern weggenommen werden sollten. Darob entstauben Volksaufläufe, die beii Kaiser veranlaßten, statt mtlbere Maßregeln zu ergreifen, feine Befehle noch zu verschärfen. Jeber, der ein Bild bei sich hatte, oder einen Bilderfreund verbarg, wurde bis aufs Blut gegeißelt und verbannt. Selbst die Darstelluugeu ans der heiligen Geschichte, wie sie häufig auf den Wänden der Kirchen zu sehen waren, wurden übertüncht und es wurden Jagden, Obstbäume it. dgl. darauf gemalt. Mau riß die Bilder selbst aus beix Büchern; so würden viele litterarische Schätze zerstört, nur um die Silber in denselben zu vertilgen. Über 60 Jahre bauerte dieser Sturm, in dem die beste Kraft der Nation verzehrt wurde. 4. Um zu verhüten, daß die Person des Heiligen Geistes nicht geringer geschätzt werde, als der Vater und der Sohn, gebrauchten die griechischen Theologen den Ausdruck: der Heilige Geist gehe vorn Vater aus durch den Sohn. Diese Anschauung bestätigte die Synode von Toledo (589), die Lateiner drückten dasselbe aber in den Worten aus: der Heilige Geist geht vom Vater und vom Sohne aus, und fügten die Worte: „und vom Sohne" dem lücäuo-konstantiuopolitanischeu Glaubensbekenntnis bei. Diese Erweiterung der Glaubensformel nun nahmen die Patriarchen von Konstantinopel zum Vorwand, um ihren Streit zu begründen. Sie warfen den Lateinern ferner vor, daß sie am Samstage fasten, Ersticktes genießen, in der Fastenzeit das Halleluja aussetzen, daß sie die Bärte scheren und daß die Bischöfe Ringe tragen. Diese Vorwürfe charakterisieren hinreichend die Armseligkeit der Beweggründe, von welchen Kaiser und Patriarchen beim Bruche mit Rom sich leiten ließen. § 141. Die Mongolen. Die Türken. 391) Am Anfange des dreizehnten Jahrhunderts unterwarf sich der mongolische Hordenhäuptling Temudschin, genannt Dschengischan, die zerstreuten tatarischen und mongolischen Stämme, die im Innern Asiens, besonders in den sibirischen und kaspischeu Tiefländern, zerstreut umherzogen. Ans vielen furchtbaren Schlachten ging er als Sieger hervor und gründete eine Herrschaft, die weit über die Mongolei hinausging. Er eroberte auch China. Bou da aus draug fein Enkel 23atu über Rußland nach Ungarn, alles vor sich her verwüstend. Non Ungarn wendeten sich die Tataren nach Polen, Mähren, Schlesien. Bei Liegnitz siegten sie über das vereinigte Heer der preußischen Ritter, der Polen und der Schlesier, erlitten aber solche -Verluste, daß sie nicht weiter vorzudringen wagten. Bald darauf wurde» sie auch vor Olmütz von den Mähren geschlagen und zogen sich nun in die Steppen Asiens zurück, wo sie wieder iit unabhängige Stämme zerfielen, bis sie Timur oder Tamerlan

9. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 225

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 80. Christus, der Sohn Gottes. 225 2. Die Strenggläubigen unter den Juden nannten sich P h a-ruschin, d. i. die Reinen (Pharisäer), weil sie /ich nicht nur sorgfältig an das Gesetz hielten, sondern auch an die Überlieferungen der Rabbineii. Die Rabbiueu aber hatten sich bemüht, durch eine Menge kleinlicher Vorschriften, die sie den Zaun des Gesetzes nannten, dafür zu sorgen, daß dieses nicht übertreten werde. Um z. B. zu bewirken, daß der Sabbat nicht entheiligt werde, verboten sie an diesem Tage sogar, den Kranken Arznei zu beschaffen. Es war nicht nur nicht neftattet, Speise zu bereiten, man durfte nicht einmal im Vorübergehen Ähren pflücken. Es war sogar bestimmt, wieviele Schritte man außerhalb der Stadt gehen dürfe (Sabbatrocg — eine Wegstrecke von 18 Minuten Länge). Auch waren vielerlei Waschungen vorgeschrieben. Pharisäer waren demnach Leute, die sich hüteten, ja nicht durch Berührung mit Verbotenem sich zu verunreinigen. Von den Rabbineu kamen die Überlieferungen der Alten her, die bei Markus 7 erwähnt werden. Überlieferungen hießen diese Vorschriften, weil sie nicht niedergeschrieben waren, sondern sich mündlich vom Lehrer auf die Schüler fortpflanzten. Erst nach der Zerstörung Jerusalems schrieb man diese Überlieferungen nieder, und es entstand der Talmud (Lehrbuch), der jetzt noch für die rechtgläubigen Juden teilweise Geltung hat. Im Gegensatz zu den Pharisäern., gab es wieder solche, die zwar das Gesetz M o s i 5, ober nicht diese Überlieferungen annahmen. Sie legten sich selbst den Ehrennamen: die Gerechten (Sadikim) bei, als ob sie die reine mosaische Religion ohne Menschensatzungen bekennten. Allein die Sadduzäer wurden ohne den Zaun des Gesetzes leichtfertig. Sie leugneten die Auferstehung der Toten und die ewige Vergeltung. Eine andere Sekte, die der Essäer, kommt in der Heiligen Schrift nicht vor. Es waren Einsiedler, die gemeinschaftlich ein stilles Leben führten und an den öffentlichen Geschäften sich nicht beteiligten. 3. Schon zur Zeit der Makkabäer erkannten die Juden den Simon, den Bruder des Judas, nur so lange als Fürsten an, bis ein glaubhafter Prophet aufstünde (1 Mass. 14, 41). Um die Zeit der Geburt Ehristi gab es Leute, roie der gottesfürchtige Simeon, die fest überzeugt waren, daß in diesen Tagen der Heiland geboren werde. Die Ankunft der Magier aus dem Morgenlande beweist, wie weit diese Überzeugung unter den Völkern verbreitet war. Auch die Frage, welche die Abgesandten der Priester und Pharisäer an den Johannes stellten, gibt von der allgemeinen Erwartung Zeugnis. Sie fragten den Johannes einfach: „Bist du es, der da kommen sollv" 8 80. Christus, der Zohll Gottes. 228) Unter der Negierung des Kaisers Augustns und zwar tu den nagelt, da Herodes der Große noch lebte, wurde Jesus Christus, der hochgelobt sei iu Ewigkeit, zu Beth-lehcm im Lande Juda aus Maria, der Jungfrau, aus dem stamme David geboren. Die Gottheit stieg vom Himmel herab, damit die Ihenschheit wieder in den Himmel aussteigen könne. In tiesfter Armut kam Der zur Welt, durch deu alle reich werden

10. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 421

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
$ 154. Luther und die Reformation. 421 8 154. Luther und die Reformation. 427) Zu den Gefahren von außen und den Zwisten im Innern kamen um diese Zeit noch Religionsstreitigkeiten, welche den Grund zu jener unglückseligen Kirchenspaltung legten, unter welcher die Christenheit heute uoch seufzt. Veranlassung dazu gab Dr. Martin Luther, Professor der Theologie an der Universität Wittenberg, welche der Kurfürst von Sachsen, Friedrich der Weise, gestiftet hatte. Er hatte viel in der Bibel und in den Kirchenvätern studiert. Besonders las er fleißig die Briefe Pauli und die Schriften des Hl. Augustinus, in denen er Beruhigung in seinen Gewissensängsten suchte. Allmählich bildete er sich eine eigne Lehre. Er behauptete nämlich, daß der Mensch es zu keiner innern Gerechtigkeit zu bringen vermöge, und daß deshalb Jesus Christus alles für den Menschen gethan und gelitten habe, so daß der Mensch das Werk Christi nur sich eigen zu machen brauche, was durch den Glauben geschehe. Von diesem Standpunkte aus betrachtet, mußten die guteu Werke nicht nur überflüssig erscheinen, sondern sie konnten sogar schädlich sein, weil der Mensch dadurch dem Glauben weniger Kraft beimessen konnte. Den Ablaß aber und das Verrichten guter Werke, um Ablaß zu gewinnen, konnte Luther mit feiner Lehre, wie der Mensch gerecht werde, in keiner Weise vereinbar finden. 428) Im Jahre 1517 schrieb nun Papst Leo X. einen Ab-isi?. laß aus, dessen Ertrag zum Ausbaue der vou Julius Ii. begonnenen St.-Peterskirche in Nom verwendet werden sollte. Mit der Ausführung für Deutschland ward der Erzbischof Albrecht von Mainz beauftragt, der wiederum den Dominikaner Johann Tetzel zum Ablaßprediger ernannte. Dieser predigte mit größerm Erfolge, als dies manchen andern Ablaßpredigern gelungen war, und es strömte viel Volk zu ihm, um, wie das Volk es nannte, Ablaß zu kaufen, worunter auch viele Beichtkinder Luthers. Dies bewog den letztem, eine Predigt gegen die übergroße Wirkung, welche viele dem Ablasse zuschrieben, zu halten. Da Luther sah, daß ei Beifall fand, schlug er nach Weise der Gelehrten am Vor-abend des Allerheiligenfestes 1517 an der Schloßkirche zu Witten-1517. er9 95 Sätze (Thesen) an, in welchen der Inhalt seiner Predigt niedergelegt war. Die Lehre vom Ablaß selbst war nicht verworfen, sondern ausdrücklich als eine wahre Lehre hingestellt worden. 429) Gegen diese Sätze, welche manches Irrige enthielten, traten nun Tetzel und andere Gelehrte wieder ans, und es ent-
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