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1. Geschichte - S. 137

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
137 tete er sich aber durch ein Gelübde, Mönch zu werden. Nicht leicht möchte jemand weniger zu diesem Stande geeignet gewesen sein, als gerade er; gleichwohl trat er wider seines Vaters Willen und fein übereiltes Gelübde selbst halb bereuend in das Augnstinerlloster zu Erfurt. Drei Jahre darauf ward er zum Lehrer an der neuerrichteten Universität Wittenberg ernannt. Nun geschah es, daß der damalige Papst Leo X. denjenigen einen vollkommenen Ablaß verkünden ließ, welche zum Bau der Peterskirche in Nom einen Beitrag gaben. So zweckmäßig und heilsam dies auch war, so trieben doch einige Verkünder dieses Ablasses durch ihre Art der Verkündung einen ärgerlichen Mißbrauch, indem sie nicht strenge bei der kirchlichen Lehre vom Ablasse stehen blieben. Da verfaßte Luther (1517) 95 kurze Lehrsätze über den Ablaß und sandte dieselben nicht nur dem Erzbischof zu, unter dem er stand, sondern schlug sie auch, ohne dessen Antwort abzuwarten, an die Kirchthüre an, vertheidigte sie von der Kanzel und verbreitete sie durch den Druck, ^chon tu diesen Sätzen, und noch mehr durch den Widerspruch der Katholiken gereizt, ließ er sich zu Behauptungen fortreißen, die der reinen Kirchenlehre widersprachen. Der Papst ließ ihn durch seinen Gesandten zu Augsburg liebreich auffordern, seinen Irrthümern zu entsagen. Luther gelobte es, änderte aber plötzlich wieder seinen Sinn und trat, weil die Zahl seiner Anhänger größer werden und von seinem Kurfürsten sich geschützt sah, mit seinen Irrthümern nun immer dreister hervor. Im Jahre 1520 verlangte er in der Schrift: „An den christlichen Adel deutscher Nation" den Sturz der Kircheuversassung, die Einziehung der Kirchen guter, die Aushebung der Festtage und der Seelenmessen. Bald verwarf er mich die Firmung, Oelnng, Priesterweihe und Ehe als Sakramente. Damit war sein Abfall entschieden. Leo X. erklärte daher in einer Bulle 41 Sätze Luthers für irrig, bewilligte ihm noch 60 Tage zum Widerrufe und sprach, als er diese Frist unbenutzt verstreichen ließ, den Bann über ihn aus. Hütte Luther dem Oberhaupte der Kirche gehorcht, so war Hoffnung da, alles bald wieder in Ordnung zu bringen. Allein Luthers stolzer Sinn blieb hartnäckig, und seine Wuth gegen Kirche und Papst war fortan maßlos. Am 10. Dezember 1520 versammelte er seine Anhänger vor

2. Geschichte - S. 138

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
138 beit Thoren Wittenbergs, errichtete einen Scheiterhaufen und warf die päpstliche Bannbulle und das kirchliche Gesetzbuch mit beit Worten in die Flammen: „Weil ihr betrübt habt bett Heiligen des Herrn, so betrübe und verzehre euch das ewige Feuer!" Weil das Auftreten Luthers überall große Verwirrung hervorrief, beschloß Karl V., welcher kurz zuvor zum deutschen Kaiser erwählt war, sie auf einem Reichstage ö11 Worms (1521) in der Versammlung aller deutschen Fürsten zur Sprache zu bringen und Luthern selbst dahin zu berufen. Als man ihn auf dem Reichstag auf-sortierte, seine Irrthümer zu wiberrufen, bat er sich verlegen Lebenszeit aus. ©eilte Bitte warb ihm gewährt, doch mit der Bemerkung, daß er ja Zeit genug gehabt habe, zuvor barüber nachzitbeufen. Am folgenben Tage erklärte er nach mehrere» Ausflüchten, er könne nicht widerrufen, so lange man ihn nicht durch die heilige Schrift nnberlege. Das war aber zum voraus unmöglich, iitbem er die Hl. Schrift nur nach seiner Auslegung verstaub und willkürlich einzelne Bücher verwarf, z. B. den Brief deö heiligen Apostels Iakobus, den er, weil barin nicht bloß auf den Glauben, fonbent auch auf die guten Werke gebruugeu wirb, einen Strohbrief uaimte. Als Luther mm sogar beut Anssprnche einer allgemeinen Kirchenversammlung sich zu unterwerseit weigerte, würde er abgewiesen und balb barattf die Reichsacht über ihn verhängt. Luther kehrte sich jeboch nicht viel hieran, inbem der Kurfürst von Sachsen ihn beschützte. Nachbetn er ein Jahr verborgen auf einem einsamen Bergschloß, der Wartburg, zugebracht, trat er roieber öffentlich auf itttb suchte seine Ansichten eifrig zu verbreiten, was ihm mit so besser gelingen mußte, als er die breifache böse Lust, bereu Keim in jebent Menschen liegt und die bamals in so vielen Seelen mächtig geworben war, auf feiner Seite hatte. Inbem er die Gebote der Kirche aufhob und religiöse Ungebnnbenhett predigte; bett Gemeinheit das Recht zusprach, ihre Prebiger selbst zu wählen und abzusetzen, beit Fürsten aber die Einkünfte der Klöster und Stiftungen sich anzueignen; inbem er die Gelübbe als nichtig erklärte und die Mönche und Nonnen aufforderte zu heirathen — war es kein Wttnber, daß aus allen Stauben und Klaffen eine große Zahl thut zufiel. Er selbst ging mit seinem Bei-

3. Geschichte - S. 30

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
30 Die alten Griechen und Römer. Weligion und Sitten der Griechen. Die Griechen waren das gebildetste Volk des Alterthums. In der Bildhauerkunst und Malerei hatten sie die größten Meister, z. B. einen Phidias, Zeuxis und Parrhasius. Die zwei letztem stellten einst einen Wettkampf in ihrer Kunst an. Zeuxis malte Weintrauben so natürlich, daß die Vögel nach denselben flogen und daran pickten. Nun brachte auch Parrhasius sein Stück, das mit einem schönen Vorhang bedeckt war. „Ziehe doch den Vorhang hinweg," sagte Zeuxis. Da lachte Parrhasius; denn der Vorhang war nur gemalt. So täuschte der eine Vögel, der andere dagegen einen großen Künstler. Wo möglich wurden diese Kunstschöpfungen der Griechen von den Werken ihrer Dichter, Redner und Geschichtschreiber noch übertroffen, welche auch jetzt noch mit großem Fleiße gelesen und als Muster nachgeahmt werden. Bei all' dem standen sie aber in religiöser Beziehung theilweise noch tiefer als manche' ungebildete Völker, weil sie, stolz auf ihre Leistungen, nur den Gebilden ihrer sinnlichen Einbildungskraft folgten. Sie verehrten eine Menge von Göttern und Göttinen, dachten sich aber dieselben als beschränkte Wesen mit allen Schwächen, Leidenschaften und Lastern gewöhnlicher Menschen. Sie erwiesen ihnen daher durch Tänze und durch Ausschweifungen aller Art, in ältester Zeit sogar durch Menschenopfer, die vermeintliche göttliche Ehre. Doch war der Glaube an die Unsterblichkeit der Seele, an Belohnung und Bestrafung nach dem Tode allgemein unter ihnen verbreitet, weßhalb sie den Tod den Bruder des Schlafes nannten und als einen schönen Jüngling vorstellten, der in der Rechten eine verlöschende Fackel umkehrt und in der Linken einen Kranz hält oder ans einen Schmetterling, der zu seinen Füßen sitzt, mit Ernst herabschaut. Der Fromme, glaubten sie, komme nach dem Tode in die elysischen Gefilde, wo er eine unaussprechliche Glückseligkeit, jedoch in irdischer Art, genieße; die Bösen dagegen würden in den Tartarus , die Unterwelt, verstoßen, wo Qualen aller Art ihrer warteten. Eine schöne Lehre liegt auch in jener griechischen Sage

4. Geschichte - S. 62

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
62 bar als eine heilige Familie, die leiblich noch auf Erben, dem Geiste nach bereits im Himmel lebte. „Bei den Christen," schreibt von dieser Zeit der hl. Bischof Theophilus ,_ „wohnt die Mäßigkeit, blüht die Enthaltsamkeit, wird die Ehe heilig gehalten, die Kenschheit bewahrt, die Unzucht verbannt, die Sünde ausgerottet, die Gerechtigkeit ausgeübt, das Gesetz beobachtet, die Verehrung Gottes gehaudhabt, Gott eiumüthig bekannt; die Wahrheit führet, die Guade beschirmet, der Friede behütet, das heilige Wort leitet, die Weisheit belehret, das Lebeu regieret sie: — der in ihnen königlich gebeut, ist Gott selber." Solche wunderbare Veränderung hatten einige wenige Männer ohne Weltweisheit, ohne irdische Macht, lediglich durch die Waffe des Evangeliums und die Kraft des heiligen Geistes vollbracht, damit sich das Christenthum vor aller Augen als göttliches Werk offenbare. Die alten Deutschen. Inzwischen hatte noch ein anderes, wenn auch weit minder bedeutsames Ereignis; die Aufmerksamkeit der ganzen römischen Welt auf sich gelenkt — wir meinen die Niederlage der römischen Waffen in unserm deutscheil Vaterlande, das jetzt erst bestimmter auf dem Schauplatze der Geschichte auftrat und eine nähere Schilderung verdient Das alte Deutschland, von deu Römern Germania genannt, erstreckte sich vom Rhein bis zur Weichsel, und von der Donau bis zur Nord- und Ostsee. Dichte Wälder, weite sümpfe und Steppen bedeckten das Land. An Getreide konnte man nur Gerste und Hafer baueu, doch die Weiden waren schön. Statt ebter Obstbäume kannte man nur einige Arten ivilber Beeren und Baumfrüchte. Dennoch war bieses Land seinen starken, in Felle gekleibe-ten Bewohnern, die sich namentlich durch blaue Augen und gelbe Haare von andern Völkern unterschieden, unendlich theuer; denn sie liebten die Freiheit über alles. Sie besaßen weder Stabte noch Dörfer; ihre Wohnungen waren einzelnstehende und eingehegte Hütten, deren eine Anzahl eine Mark oder einen Gau bilbete. Ihre Lieblingsbeschäftigung war nebst dem Kriege die Jagb und diese selbst ein Krieg, da sie nicht nur gewöhnlichem Wilde, sondern auch grimmigen Wölfen, Bären und Auerochsen galt. Der

5. Geschichte - S. 96

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
96 Im Jahre 800 zog Karl nach Nom, um Leo Iii. gegen einige Verruchte, die an das Oberhaupt der Kirche ihre frevelnben Hänbe gelegt hatten, zu beschützen. Die Ruhe warb balb hergestellt, ungestört konnte mau jetzt das Weihnachtsfest feiern. Die Anwesenheit des mächtigen Fürsteil erhöhte den Glanz des Festes und zog eine anßerorbentliche Menge nach Rom. Römer und Frauken drängten sich am ersten Feiertage in die große Peterskirche, dem Gottesbienste beizuwohnen und des Hl. Vaters Segen zu empfangen. Da trat auch Karl in die Kirche, ging zum Hochaltar und kniete nach seiner gewöhnlichen frommen Weise an der untern Stufe nie-ber, um sein Gebet zu verrichten. Als er hier in tiefer Anbacht versunken ist, stehe, ba nahet sich ihm der Papst in feierlichem Gefolge der hohen Geistlichkeit mit einer golbenett Krone in der Hand, fetzt sie dem Könige auf das Haupt und salbt ihn zum römischen Kaiser. Das Volk aber ruft breimal: „Leben und Sieg Karl dem Großen, dem von Gott gekrönten, frommen, friebbriu-genben Kaiser von Rom!" Sogleich schmettern die Trompeten, Helle Musik ertönt in beit taufenbfachen Jubel des Volkes, ein zahlreicher Chor stimmt den Krönungsgesang an. Von nun an blieb der Kaisertitel als Auszeichnung bei dem Oberhaupte des beittscheix Reiches. So war Karl zu eiuer kaum geahnten Macht emporgestiegen. Sein Kaiserreich erstreckte sich jetzt von beit Pyrenäen bis zur Ober, vou der Norb- und Ostsee bis zur Sübküste Italiens. Diese gewaltige Masse von Ländern wußte feine Hand ebenso gut zu lenken, als sie das Schwert zu führen gewohnt war. Aus allen muß’ teil ihm fortwährenb Berichte eingeschickt werben; nach allen Seiten fanbte er Befehle, nitb biefeit wußte er Nachdruck zu verschaffen. Sein Petfchaft war in feinem Schwertknopf eingegraben. Hatte er nun einen Befehl an einen tuiberfpenstigen Herzog untersiegelt, so pflegte er wohl zu sagen: „Hier ist mein Befehl, und hier — das Schwert fchiilteliib — der, welcher ihm Gehorsam verschaffen soll." — Dabei venvaitbte er auf die Rechtspflege eine ganz besondere Sorgfalt, um überall in feinem Reiche Recht und Gerechtigkeit zu haubhabeu. — Karl liebte auch die Baukunst und ließ zahlreiche und

6. Geschichte - S. 121

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
nahm einen Bürger ans Zürich, der ihm einst Dienste geleistet, sehr frenndlich in seinem Palaste ans. Wenn man ihm sagte, er sei zu gnt, so erwiederte er: „Es hat mich oft gereut, wenn ich zuweilen streng gewesen bin; nimmer wird es mich reuen, mitleidig und gütig gewesen zu sein." Als er hochbetagt sein nahes Ende fühlte, ging er nach Speyer, dem alten Begräbnißorte der Kaiser, und sagte scherzweise, er wolle fetzt seine Vorgänger besuchen. Er kam uur noch bis Germersheim; dort starb er im 74. Lebensjahre am 15. Juli 4291. Sein Leichnam ward in Speyer beigesetzt. Er hatte im Leben stets großes Glück und verdiente solches durch ein kindliches Vertrauen auf Gott und durch seine Tugend. Seine Redlichkeit war noch lange nachher zum Sprichwort im Munde des Volkes. pic wichtigsten Erfindungen des Wittelaklers. Im Mittelalter wurden mehrere für die menschliche Gesellschaft eben so nützliche als der Wissenschaft förderliche Erfindungen gemacht, durch welche allmählig die meisten Verhältnisse umgestaltet und eine neue Zeit vorbereitet wurde. Zu diesen gehören zunächst: 1. Die Erfindung des Eompasses. — Die ganze Schifffahrt der alten Völker war fast nur Küstenschifffahrt; denn es fehlte ihnen noch an einem bestimmten Wegweiser durch die unermeßliche Wasserwüste. Ihre einzigen Wegweiser waren die Sonne und die Sterne; aber durch die Nacht wird die Sonne, und durch den Wechsel der Witterung werden die Sterne dem Auge entzogen. Niemanden fiel es ein, daß ein Stückchen schwarzes Eisen besser Bescheid aut Himmel wissen könne, als der Mensch, und daß man sich mit diesem, als dem untrüglichsten Wegweiser, auf alle auch noch so unbekannte Meere kühn hinauswagen dürfe. Es hat uämlich eine Nadel, die mit einem Magnete bestrichen wird, die wunderbare Eigenschaft, daß sie, sobald sie frei hangt, mit der einen Spitze immer nach Norden zeigt. Hienach lassen sich denn alle übrigen Himmelsgegenden^ bei Tag und bei Nacht, bei heiterm und umwölk-teiit Himmel mit Sicherheit bestimmen. Wem 'wir diese nützliche Erfindung zu verdanken haben, ist unbekannt. Einige schreiben sie dem Flavio Gioja, andere einem Giri ans Antatst int Königreich Neapel, zu Anfange des Lesebuch. Vi. ß

7. Geschichte - S. 88

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
wie sie die schauerlichsten Wildnisse, die vordem nur der Fuß eines Raubthieres betreten, zu einem friedlichen Aufenthalte der Menschen umschufen und in deren verwilderte Herzen die Segnungen der göttlichen Religion Jesn verpflanzten. Einer der ersten Glaubensboten war der hl. Fridolin, der aus einem berühmten adeligen Geschlechte Irlands stammle. Vom Geiste Gottes wundervoll angeweht, entschloß er sich, ganz dem Dienste des Herrn sich zu widmen, verließ irdischen Reichthum, um andere geistig zu bereichern, ging über's Meer nach Frankreich, das er in verschiedener Richtung als wandernder Apostel durchstreifte, und von da nach Süddeutschland, wo er, namentlich auf dem Schmarzmald, das göttliche Wort mit wunderbarem Erfolge predigte iiud zur Sicherung des Christenthums überall Kirchen und Klöster gründete. Ungefähr ein Jahrhundert später ergriff den hl. Co-ln mb an und dessen Schüler, den hl. Gallus, die fromme Sehnsucht, den Samen des Christeuthums in fernen Gegenden auszustreuen. Nachdem sie mit zehn andern Gefährten Frankreich durchzogen, kamen sie im Jahre 610 in die heutige Schweiz. Hier fanden sie schon einen christlichen Priester mit Namen Willimar zu Arbon, einer alten Stadt am mittägigen Ufer des Bodensee's. Willimar nahm sie sehr liebreich auf und wies sie, nachdem sie sieben Tage bei ihm verweilt und ihm die leibliche Nahrung mit geistiger Speisung vergolten hatten, nach Bregenz. Hier fanden sie ein altes, der Hl. Anrelia geweihtes Kirchlein, das in einen heidnischen Tempel verwandelt und durch Götzenbilder vernnehrt war. Die Einwohner dieser Gegenden feierten zu eben dieser Zeit ein großes Fest, und da sie hörten, daß zwei fremde Männer erschienen seien, versammelte sich eine große Menge Volkes beiderlei Geschlechtes. Da fing Gallus au zu predigen von dem wahren, mächtigen und einzigen Gotte und von seinem Sohne, auf welchem das Heil und unsere Hoffnung des ewigen Lebens beruhe, zerschlug, um den Anwesenden den kräftigsten Beweis von der Nichtigkeit der Götzeu zu geben, voll feurigen Eifers die Götzenbilder und warf sie in den nahen See. Hierauf reinigte der hl. Colnmban die Kapelle mit geweihtem Wasfer und weihte sie unter Gebet wieder zum christlichen Gottesdienste ein. An diesem Orte verweilten

8. Geschichte - S. 90

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
90 hier wandte er sich nach Hessen und Thüringen und bekehrte, unterstützt von einer Anzahl frommer Männer und Frauen aus England, diese Landstriche. Aus allen Gegenden drängten sich die Heiden zu ihm, um seine ergreifende Predigt des göttlichen Wortes zu hören und sich taufen zu lassen. Auch legte er daselbst Kirche» und Klöster an, damit sich von ihnen aus itach und nach christliche Bildung über das rohe Deutschland verbreite. Als er darauf das zweite mal nach Nom kam, ernannte ihn der Papst znr Belohnung seines apostolischen Eifers zum Erzbischof in Deutschland. Dahin zurückgekehrt verkündete er das Wort Gottes mit neuem Eifer (siehe das Titelbild) und zertrümmerte überall die Götzenbilder. Bei Geismar in Heffen stand eine uralte, dem Douuergott gewidmete Eiche, uuter welcher die heidnischen Bewohner dieser Gegend zu opfern pflegten. Als nun der hl. Mann erfuhr, daß der Baum für unverletzlich gehalten werde, legte er, um den Aberglauben zu zerstören, die Axt an denselben. Erschrocken standen die Heideu umher und blickten bald nach dem Apostel, bald nach der Eiche, ob ihre Götter keine Blitze auf den Frevler herabschleudern würden; aber der Baum siel und der Mann Gottes stand unverletzt. Da entsagten die Heiden solchen nnmächtigen Göttern, welche ihr Heiligthum nicht einmal vor schwachen Menschenhänden schützen konnten, und ließeu sich taufen. Bonifacius aber baute aus dem Holze des gefällten Baumes eine kleine Kapelle. Nach einer dritten Reise nach Rom gründete Bonifacius allenthalben neue Bisthümer und traf weife Verordnungen. Endlich wählte er Mainz zu seinem beständigen Sitze. Dennoch wollte er auch in seinem hohen Alter von 75 Jahren der Ruhe nicht genießen und begab sich 753 noch einmal zu beit Friesen. Sein abermaliges Erscheinen reizte die Wuth der dortigen Feinde des Christenthums in der Art, daß sie einen Anschlag gegen sein Leben faßten. Bonifacius war schon bis in die Nähe des nördlichen Meeres vorgedrungen. Bei Dockum, welches zum Ostgau gehörte, hatte er Zelte aufschlagen lassen, denn er dachte länger dort zu weilen und die auf diesem Boden nie gesehene Firmung zu halten. Die Neugetauften hatte er vorher in ihre Heimat gehen lassen, damit sie sich zum Empfang dieses Sakramentes vorbereiteten und wenige Tage nach dem Psingstseste, welches in diesem Jahre auf deu 25.

9. Geschichte - S. 140

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
/ 140 Gebiete neue Kirchen und Schulen ihres Glaubens zu errichten. Die Protestanten gingen aber noch weiter, als ihnen hier gestattet worden. Die protestantischen Unterthanen des Erzbischofes von Prag und des Abtes von Braunan erbauten eigenmächtig in den Städtchen Klostergrab und Braunau zwei Kirchen. Da wurde mit Genehmigung des kaiserlichen Hofes die Kirche zu Klostergrab uiedergerisseu, die zu Braunau gewaltsam gesperrt, die unruhigsten Bürger setzte man ins Gefängniß; denn durch deu Majestätsbrief, hieß es, sei ein solcher Bau uur den protestantischen Ständen auf ihrem Gebiet, keineswegs aber den protestantischen Unterthanen katholischer L-tände bewilligt worden. Hierüber entstand eine allgemeine Bewegung unter den Protestanten. Sie beschuldigten den Kaiser Mathias öffentlich der Rechtsverletzung und richteten ein unangemessenes Schreiben an ihn. Als der Kaiser strenge antwortete, drangen Abgesandte der Protestanten bewaffnet in das Schloß zu Prag und warfen zwei kaiserliche Räthe, welche die Antwort des Kaisers entworfen haben sollten, sammt dem Geheimschreiber durch's Fenster 80 Fuß tief in den Schloßgraben hinab; sie blieben aber wie durch ein Wunder unverletzt und entkamen, obwohl man fortwährend auf sie schoß, ziemlich unbeschädigt. Solche Mißhandlung der kaiserlichen Diener gab das Zeichen zur allgemeineil Empörung, welche längst vorbereite! war. Um sich zu sichern, knüpften die Anführer mit mehreren protestantischen Fürsten Verbindungen an. Vergebens mahnte der Kaiser zum Frieden; die protestantischen Stände Böhmens wollten Krieg, und sie begannen sonach den furchtbaren dreißigjährigen Krieg (1618). Da starb Mathias und es folgte ihm der that kräftige Ferdinand der Zweite (reg. 4619—1637). Die Empörer brachen aus Böhmen hervor, überschwemmten Mähren und Oesterreich, belagerten Wien, und böhmische Kugeln pfiffen schon durch die kaiserliche Burg. Aber Ferdinand verzagte nicht, auf feine gute Sache vertrauend, und erhielt vou einem treuen Regimeutc unerwartet Hilfe. Im Bunde mit den katholischen Fürsten rückte er siegreich gegen die Böhmen und deren Verbündete vor. Auf dem weißeu Berge bei Prag kam es endlich zur entscheidenden Schlacht; die Böhmen winden vollständig geschlagen und mußten dein Kaiser huldigen. Schon schien der Streit

10. Geschichte - S. 44

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
44 Alexander. Das griechische Volk hatte nachgerade die Ehre seines Namens so sehr vergessen, daß Griechen gegen Griechen von ihren Erbfeinden, den Persern, Unterstützung annahmen. Darum wurden sie auch tu Bälde die Beute eines schlauen Eroberers, des Königs Philipp von Macedonien, dessen Sohn Alexander ihn noch an Größe und Ruhm überstrahlte. Mit ausgezeichneten Anlagen ausgerüstet erhielt Alexander den größten Weisen damaliger Zeit, Aristoteles, zum Erzieher, den er auch anfangs so sehr liebte, daß er oft sagte: „Meinem Vater verdanke ich nur, daß ich lebe, meinem Lehrer, daß ich gut lebe." Leider machten ihn aber die unerhörten Schmeicheleien seiner Umgebung bald gleichgiltig gegen den ernsten Lehrer nüchterner Weisbeit und bescheidener Tugend, und seine Augen waren frühe auf die glänzenden Thaten gerichtet, die sein Vater in Griechenland vollführte. „Ach, mein Vater wird mir nichts mehr zu thun übrig lassen," hörte man ihn oft schmerzlich ausrufen. Jemand, der seine ungeheure Schnelligkeit im Laufen bewunderte, fragte Um, ob er sich nicht in Olympia sehen lassen wolle. „Ja wenn ich mit Königen um die Wette laufen könnte!" entgegnete er. Die Gesänge des alten griechischen Dichters Homer trug er immer bei sich und hatte sie selbst des Nachts unter seinem Kopfkissen liegen; denn Homer hat ja besonders Krieg und große Helden besungen. Einmal wurde seinem Vater ein wildes Pferd um den ungeheuern Preis von 13 Talenten (au 16,000 Thaler) angeboten. Die besten Reiter versuchten ihre Kunst an ihm; allein es ließ keinen aufsitzen, und Philipp befahl endlich es wegzuführen, da es kein Mensch brauchen könne. Da bat Alexander seinen Vater, ihm das Pferd zu erlauben. Er ergriff dasselbe beim Zügel, führte es gegen die Sonne, da er bemerkte, daß es sich vor seinem eigenen Schatten fürchtete, streichelte es eine Zeit lang, ließ dann unvermerkt seinen Mantel fallen und schwang sich plötzlich hinauf. Alsbald flog das Thier mit ihm blitzschnell davon und alle Zuschauer zitterten für ihn. Als sie aber sahen, daß er wieder umlenkte, und das Roß nach Willkür bald links bald rechts tummelte, da erstaunten sie alle, und Philipp rief mit Frendenthränen,
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